Zur Sittlichkeit und den Anspruch an das "Politische Handeln" - Karl-Peter Gerigk - E-Book

Zur Sittlichkeit und den Anspruch an das "Politische Handeln" E-Book

Karl-Peter Gerigk

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Beschreibung

In diesem Büchlein werden die Ansprüche an politische Akteure von dem Hintergrund der Anforderungen an das politische Handeln als Beruf formuliert.

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Inhalt

Zuvor

Standpunkt

Vorzügliches

Fehlendes

Zureichendes

Eigenschaft und Charakter

Bewegung

Gebotenes

Gleichgewicht

Bedürfnis

Konklusion

Anmerkungen

Thesen

Literatur

Zeichnung: Sonja Knyssok, Bad Breisig

I. Zuvor:Es ist im Kleinen wie im Großen

Dieser Text ist im Nachklang meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für das Sozialprojekt :Kerit in Bad Neuenahr-Ahrweiler entstanden. In diesem Projekt der realisierten Sozialraumorientierung wurde und wird durch Betroffene selbst unter zurückhaltender Anleitung von Pädagogen und finanziert durch die Evangelische Kirchengemeinde Bad Neuenahr und der Deutschen Fernsehlotterie Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.

Mit wertbasierten Leitbild wurde und wird Menschen ein Mitmachen und ein Ort zum Verweilen geboten: Ein Ort zum DaSein. Mittagstisch , Kaffee und Kuchen, Gespräch und immer ein offenes Ohr für Probleme, mit Sozialberatung und umfassender Hilfestellung bei Wohnungssuche und Umzug, bei privaten Problemen sozialer Art und mit finanzieller Unterstützung.

Es war und ist ein Ort zum Dasein, wo sich der Clochard und der Rechtanwalt, der Pfarrer und der Alkoholiker – in geselliger Runde niederschwellig - ich kann sagen gegenseitiger Unterstützung, die Lebenswelt des Gegenübers kennen lernen und sich um das seelische und körperliche Wohlbefindes des Anderern kümmern, fundierte juristische und psychologische Beratung inklusive.

Warum ich dies hier einleitend schreibe, bei einem Text über Sittlichkeit und politischer Verantwortung? Darum, weil sich reale Politik gerade auch im öffentlichen Raum dort abspielt, wo Menschen unterschiedlichster Herkunft, Prägunge, Geschichte und Vorstellungen zusammen trefffe – nicht auf einer Schow-Bühne. Weil im alltäglichen Miteinander in Diskussion und Disput - und mit dem Ohr am Nabel des "Volkes", das genauso bunt und heute durchmischt ist, wie das Publikum im :Kerit, sich politisches Leben durch Kommunikation und Interaktion ergibt und gestaltet wird: Es ist im Kleinen wie im Großen, der Politische Wille ensteht dort, wo die Menschen sind und leben

Ich danke hierbei insbesondere Frau Marion Eisler vom Diakonischen Werk Bad Neuenahr, der Initiatorin des Projektes die kurz vor ihrem Ruhestand mir insbesondere den Blick vieler hin auf die sozialen Verwerfungen selbst in einer vermeintlich reichen Stadt wie Bad Neuenahr-Ahrweiler gelenkt hat und besonders- und allen ehrenamtlichen Mitarbeitern für die anregenden Gespräche – sowie so machen abgerissenen Hilfesuchenden, für die Möglichkeit – einen Aspekt in die Historie seines Lebens zu werfen. Was sich offenbarte: Armut ist meist nicht selbstverschuldet und kein unabwendbares Schicksal, sondern oft Unglück, "Zufall" und Umstand oder eben Tragik.

Es muss von den Verantwortlichen in der "großen" Politik Für- und Vorsorge bis auf die Individualebene betrieben werden, um soziale Härten abzufedern. Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, welche die Leistungsfähigkeit der caritativen Organisationen wie Caritas oder Diakonie, Arbeiterwohlfahrt..., um nur einige zu nennen - die katholischen wie protestantischen Kirchengemeinden, die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Helfer, unterstützt. Was mich sehr berührt, ist die immer wieder spontane Bereitschaft der Bürger der Stadt und des Umlandes, die ohne Profilneurose oder Eigennutz immer wieder Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Es ist das entscheidende bürgerliche Engagement in Krise und im Brennpunkt, dass diesen Staat trägt.

Seelsorge, psychologische und soziale Fachberatung, medizinische Hilfe bei gesundheitlichen Problemen der Armen u.s.w., müssen aber auch von Bundesebene her ergänzt werden, weil der Staat auf kommunaler Ebene als Akteur über die Funktion des Arbeits- Sozial- und Gesundheitsamtes hinaus aktiv werden muss, damit Integration und Inklusion gut gelingen kann. Gemeint ist auch die Integration von Mitbürgern ausländischer Herkunft. Dies alles auf die Menschen im Land abzuwälzen führt schon mittelfristig zur Überlastung auch hauptamtlicher Mitarbeiter – und leicht Zweifel und Resignation.

Aber genau da, wo der Schuh drückt, im Vorfeld der Sozialen Arbeit, bei Kinderarmut, Bildung, Teilhabe, Inklusion und Früherziehung – bedarf es ein nachhaltiges staatliches Engagement, damit soziale Brennpunkte erst gar nicht entstehen und bürgerliche Selbsthilfe Anerkennung finden. Dies bedeutet durchaus auch angemessene Bezahlung gerade der Berufe von Pflege und Fürsorge.

Zudem ist der Text geschrieben vor den Hintergrund der Krisen der letzten Jahre, die soziale Verwerfungen oft verschlimmerten.

Die Finanzkrise der Jahre 2008 bis 2011 – die Flüchtlingskrise 2014-2017, Die Corona-Krise seit 2019 – und schließlich die Klimakrise seit langem, die aber gerade jetzt deutlich wird – und hier im Ahrtal katastrophal durchschlug, offenbarten gesellschaftliche Diskrepanzen – zwichen Wunsch des Zusammenhaltes und wirklichem Erleben.

Was an technischer und materieller Hilfe und sowie anpackender Tatkraft durch Helfer und Hilfsorganisationen und Bundeswehr und auch Hilfswerken, DRK und Feuerwehren, Polizei und zivilen Oraganisationen hier im Ahrtal an Unterstützung geleistet wurde und hoffentlich noch lweiter geleistet wird, ist außerordentlich bemerkenswert und hat die Menschen einander näher gebracht.

Es wird und wurde aber deutlich, das Pläne nicht funktionieren, wenn die Betroffenen, die Bürger – nicht informiert und beteiligt sind – und politische Mandatsträger vom grünen Tisch her entscheiden. Angela Merkel und die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz waren vor Ort – und ließen sich vom Bürgermeister Guido Orthen zu den Orten führen. Das war nich Bühen, zumindest nicht nur – sondern sollte auch bei den Verantwortlichen im fernen Mainz, Düsseldorf und Berlin eine Betroffenheit auslösen, die grundsätzlich ist. Armut und Klimawandel sind keine Schicksalereignisse, sondern von den Menschen, ja aber von jedem einzelnen trotz seiner/ihrer Abhänigkeiten beeinflussbare Krisen. Der eine handelt, der andere ignoriert.

Die Kanzlerin dieser Jahre der Krisen war Angela Merkel. Wie sie den Anforderungen der Situtation/en Rechnung getragen hat, möchte ich an Schluss bewerten – vor dem Hintergrund der Ansprüche an die Politik und die PolitikerInnen, die das Heft des Handelns ja so gerne in der Hand halten. Aber ich darf doch vorwegnehmen:

Sie hat das Schiff Deutschland sicher, mit einem menschlichen Antlitz und ruhiger Hand durch schwieriges Fahrwasser gebracht. Mögen folgenden KanzlerInnen sich an Art und Weise, an ethischer Fundierung und dieser weitgehend skandalfreien Ägide Merkel doch orientieren. Politik wird durch Persönlichkeit bestimmt und wirkt auf das Umfeld, auf schlussendlich die Menschen in ihrer Umgebung.

II. Standpunkt

Es mag berufenere und weit aus kompetentere Autoren geben, als einen Politologen, dessen wissenschaftliche Karriere sich hin zu Journalismus entwickelte, um sich über Sitte und Tugend zu äußern.

Aber durch die Beobachtung des Politischen seit den 1970er Jahren ist es vor allem erlebte Geschichte, die mich drängt, Fragen an die Politiker hinsichtlich ihren moralischen und sittlichen Fundierung zu stellen und den Versuch zu unternehmen, grundsätzliche Antworten zu finden.

Als christlich und sozial(1) erzogener Mensch, katholisch und gläubig(2), ist mir auch durch meine Eltern und unsere Familien, mit durchaus anderen Bekenntnissen, die Grundlagen religiösen Lebens vertraut geworden: Sowohl im Protestantischen und im Jüdischen.

Was allen Religionsgemeinschaften gemeinsam: – ist die transzendentale Orientierung und das Gebet zu einem höheren Wesen: Einem Geist, der im Guten unterweist, geschrieben (gelesen) oder auch eingegeben, im wahren Wortsinn: Inspiriert: Bei allem ist das Leben als solchen das höchste Gut, dass durch und im Tode kein Ende findet und der Schutz des Lebens das Gebot, das zum Guten führt, sowie Liebe der Weg dorthin. Dies mag allen Weltreligionen gemeinsam:

Als Gut kann also universell gelten, was dem Leben als zuträglich bezeichnet werden kann, umfassend.

Zuträglich bedeutet in diesem Sinne fördernd. Gemeint ist damit das menschliche Leben – wie das Leben schlechthin, das animalische, das florale wie auch die Kenntnis um das tatsächlich oder augenscheinlich Böse – in der Fauna, wo es um das Fressen und gefressen werden geht.

Das nicht Gute hingegen ist nur dem Dienst an der Vernichtung verpflichtet, eben gegen das Leben gerichtet. Nicht der Tod, wohl aber das zerstörende und zerfressende Nichts – an dessen Ende weder Leben noch Tod, nicht Lebendigkeit (Vividus) – noch Substantia – sondern eben eine absolute, dunkle Leere steht.

Nicht das bekannte "Schwarze Loch" in dessen Kern noch Materie existiert, sondern eben ein umgreifendes Garnichts ist Ergebnis des Bestrebens der Vernichtung: Das gelte als schlecht.