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Gay Fantasy Ahlibi Sönger-Zährenfeld ist Magievollzugsbeamter im nichttechnischen Verwaltungsdienst. Es hätte für ihn ein Tag wie jeder andere sein können, wenn er heute nicht diesen einen Auftrag zugeteilt bekommen hätte: Ein Walfisch im Gartenteich des alten Lord Eilhinfort. Doch nicht der Lord öffnet ihm die Tür, nein, es ist ein wahres Juwel. Und von da an läuft Ahlibis Tag vollkommen aus dem Ruder. Ca. 47.000 Wörter Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 240 Seiten. Ähnlichkeiten mit lebenden, toten, untoten oder übernatürlichen Persönlichkeiten sind selbstverständlich rein zufällig!
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Gay Fantasy
Ahlibi Sönger-Zährenfeld ist Magievollzugsbeamter im nichttechnischen Verwaltungsdienst. Es hätte für ihn ein Tag wie jeder andere sein können, wenn er heute nicht diesen einen Auftrag zugeteilt bekommen hätte: Ein Walfisch im Gartenteich des alten Lord Eilhinfort. Doch nicht der Lord öffnet ihm die Tür, nein, es ist ein wahres Juwel. Und von da an läuft Ahlibis Tag vollkommen aus dem Ruder.
Ca. 47.000 Wörter
Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte ungefähr 240 Seiten.
Ähnlichkeiten mit lebenden, toten, untoten oder übernatürlichen Persönlichkeiten sind selbstverständlich rein zufällig!
Von
Sandra Busch und Sandra Gernt
hlibi Sönger-Zährenfeld stand vorm Spiegel und prüfte den Sitz seiner Krawatte. In seinem Job als Magievollzugsbeamter bei der Stadtverwaltung, Abteilung Gemeindepflege, Ordnungsaufsicht und Tierhaltung, war ein gepflegtes Erscheinungsbild das Ah und Oh. Er griff zum Kamm, um das akkurat liegende braune Haar noch akkurater zu frisieren.
„Hey, Bernhard!“, sagte er dabei laut und deutlich, doch nichts geschah.
„Hey, Bernhard!“, brüllte er deshalb und nun endlich tauchte auf seinem Smandy – „Smartes magisches Handgerät“ – der Marke ibanana ein Augenpaar auf. „Was ist mein heutiger Termin?“
Aus dem gelben Gerät hauchte eine verführerische Männerstimme: „11 Uhr, Schlossallee 15, Lord Eilhinfort, Wal im Gartenteich.“
Ach ja! Er erinnerte sich wieder. Es hatte Beschwerden eines Grünland-Aktivisten gegeben, weil Lord Eilhinfort einen Walfisch besaß, der nicht artgerecht gehalten wurde. Der Aktivist, der Anrufer stammte aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Lord Eilhinfort, war der Auffassung, dass der Gartenteich von circa zwanzig Quadratmetern Wasserfläche kein passendes Umfeld für einen ausgewachsenen Pottwal wäre, da die Bewegungsfreiheit doch ein wenig eingeschränkt sei.
Nun, die Haltung von Flossenschupplern, Meeresgetier und Wasseratmern aller Art unterlag sowieso strengsten gesetzlichen Auflagen und war für Privatpersonen ohne Lizenz verboten. Verstöße dieser Art durften nie auf die leichte Schulter genommen werden.
Ahlibi legte den Kamm beiseite, steckte sein ibanana in die Sakkotasche und nahm den Wedler 2500 vom Haken. Früher hießen diese Arbeitsmittel Zauberstäbe und bestanden aus schnödem Holz. Solche antiken Dinger konnte man lediglich noch im Museum bestaunen. Er selbst besaß eine sehr leichte, handgelenksschonende Variante aus Carbon, die sich mit schöner Eleganz schwingen ließ. Den Wedler schob er in sein Schulterhalfter, das er unter dem Sakko trug. Ein letztes Zurechtrücken der Kleidung und schon machte er sich auf den Weg zur Garage.
Er wohnte in einer einfachen Siedlung mit vielen kleinen Eigenheimen, die alle gleich ausschauten. Grün gestrichene Fassaden, Garage links neben dem Haus, kleiner Vorgarten mit einem mittig wachsenden kugelrunden Buchsbaum, schmaler Garten von drei mal zwanzig Metern hinter dem Haus. Zwischen den einzelnen Gärten wuchsen vier Meter hohe und sehr breite Ligusterhecken, damit sich die Nachbarn nicht gegenseitig störten. Diese Maßnahme ging natürlich zu Lasten der Breite der Gärten, aber das störte Ahlibi nicht. Er wühlte nicht besonders gern in irgendwelchen Beeten und das Rasenmähen übernahm für ihn ein Mietschaf.
Zehn Minuten später saß seine Krawatte nicht mehr ganz so perfekt und auch die Frisur war ein wenig außer Form geraten.
„Na? Springt er wieder nicht an?“, rief sein Nachbar, Herr Wonneplü über den niedrigen Zaun des Vorgartens hinweg.
„Nein!“, sagte er schnaufend und ziemlich verärgert, denn er hatte seiner täglichen Routine folgen und gemütlich im Café Zeitgeist frühstücken wollen. In Anbetracht dessen, dass sein Besen bereits 35 Jahre alt und ein Erbstück seines Vaters war, grenzte es direkt an ein Wunder, wenn das Oldsmobil schon nach dem zweiten Startversuch ansprang. Heute war jedoch eines gewiss: Der Oldtimer hatte seinen Geist aufgegeben. Resigniert glitt Ahlibis Blick über das trockene, splittrige Holz des Stiels bis hin zu den ausgedünnten, teilweise abgeknickten Reisigborsten.
„Sie brauchen einen Besen, auf den Sie sich verlassen können. Ständig diese Startprobleme … Das macht bestimmt keinen Spaß.“ Herr Wonneplü zeigte sich mitfühlend. „Warum gönnen Sie sich nicht endlich einen Neuen?“
„Ja, Sie haben vollkommen recht“, murmelte er. Eine weitere teure Reparatur war der Oldtimer einfach nicht wert.
„Ich komme direkt an einem Besenhändler vorbei. Ich könnte Sie mitnehmen.“
Ahlibi zwang sich zu einem Lächeln. „Das ist ausgesprochen freundlich, Herr Wonneplü.“ Damit konnte er zwar das Frühstück getrost vergessen, aber es wurde wirklich Zeit für ein zuverlässiges Verkehrsmittel. Er verschloss seine Garage und eilte zum Nachbarn hinüber, der seinen rotlackierten Vorfabrik 700 S bereits angeworfen hatte. Ein sattes Blubbern drang aus der breiten Düse am Ende des Staubsaugers.
„Kommen Sie rauf und halten Sie sich gut fest.“ Herr Wonneplü winkte ihn fröhlich heran und er kletterte hinter dem älteren Mann auf den Sportflitzer. Schon schossen sie aus der Einfahrt und sausten die Straße entlang.
„Bei Besen Einmaleins gibt es eine hervorragende Beratung. Da habe ich meinen Vorfabrik auch her“, rief ihm Herr Wonneplü über die Schulter zu.
„Dann sollte ich dort unbedingt reinschauen“, schrie er gegen den Fahrtwind zurück.
„Willkommen bei Besen Einmaleins. Mein Name ist Günni Dreifuß. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ein wenig dicklich, gekleidet in ein blaukariertes Hemd, rotkariertes Sakko und gelbkarierte Hosen sowie einer grünkarierten Fliege, trat ein Verkäufer auf ihn zu, kaum dass Herr Wonneplü ihn vor dem Besenhaus abgesetzt hatte.
„Guten Tag. Ich benötige dringend einen neuen Besen.“
„Da sind Sie hier goldrichtig. Haben Sie bestimmte Vorstellungen, was für ein Modell Sie wünschen? Etwas Schnelles, Sportliches? Etwas Edles, Bequemes? Oder lieber einen praktischen Allrounder? Einen Transporter vielleicht?“ Herr Dreifuß führte ihn direkt zu einem silbernen Staubsauger. „Der neue Vorfabrik“, flüsterte er, als hätte er Angst, abgehört zu werden, und deutete auf den Sportflitzer. „Aerodynamisch, windschnittig und mit einer Hochleistungsdüse ausgestattet. Von 0 auf 100 unter 2,2 Sekunden …“
„Ich dachte eher an einen Allrounder“, unterbrach ihn Ahlibi nach einem kurzen Blick auf das Preisschild des Vorfabriks.
„Ja, natürlich, dachte ich mir gleich. Sie benötigen etwas für den Alltag, mit dem man sein Schatzi stilvoll zum Essen ausführen kann und das dennoch auch für den Großeinkauf taugt. Etwas Solides, Zuverlässiges.“ Herr Dreifuß legte ihm vertraulich den Arm um die Schultern und führte ihn an etlichen hochglanzpolierten Staubsaugern vorbei bis zu den schlichteren Besen.
„Ich kann Ihnen den Flitzer 9 empfehlen. Schlichte Eleganz für die knappe Kasse, aber trotzdem mit Klasse. Der Schrubber Fix dort drüben ist besonders fürs Gelände geeignet und besitzt serienmäßig eine Anhängerkupplung. Damit bewältigen Sie jegliche Thermik in den Bergen und über dem Meer. Wenn Sie reiselustig sind, kommen Sie um dieses Modell eigentlich nicht vorbei. Nein? Sie verreisen nicht viel? Hmmhmm. Wie wäre dieser Besen hier? Eine Innovation in der Besenbranche. Umweltbewusst, da abgasfrei. Ein reines Ätherfluggerät. Den Ä-Borsti 11 kann ich Ihnen wärmstens empfehlen. Der hat sogar ein aufklappbares Verdeck, sollte es mal regnen. Nichts versaut einem die Frisur ärger als saurer Regen, nicht wahr?“
Neugierig trat Ahlibi näher. Der Besen war in einem eleganten Weiß mit Perleffekt lackiert und besaß sogar einen Bordcomputer mit Navi.
„Langlebige Kunststoffborsten“, pries Herr Dreifuß den Besen an. „Sollten Sie damit mal irgendwo anstoßen, brechen sie nicht gleich. Und Sie erhalten für dieses Modell sogar einen staatlichen Rabatt wegen der Umweltplakette.“ Der Händler deutete auf ein kleines Messingschild am hinteren Ende des Besens. „Der Blaue Bengel, was Besseres bekommen Sie nicht. Sie laden den Ä-Borsti 11 ganz gemütlich über die heimatliche Steckdose, sparen die horrenden Tankgebühren und schützen gleichzeitig die Umwelt. Der Stiel ist nicht nur hämorrhoidenfreundlich, sondern beheizbar, und obendrein verfügt dieses Schmuckstück über genügend Besenstärken, um Sie ungeheuer schnell von A nach B zu bringen.“
„Was soll der kosten?“, fragte Ahlibi interessiert.
„Erwähnte ich den staatlichen Rabatt? Ein Schnäppchen, mein guter Mann, ein wahres Schnäppchen.“
Er griff nach dem Preisschild, das vom Besenstiel baumelte, und drehte es so, dass er es lesen konnte. Der Kaufbetrag erschien ihm angemessen.
„Mit diesem Besen tun Sie der Umwelt einen enormen Gefallen“, lobhudelte Herr Dreifuß den Flieger weiter. „Er verfügt über eine große Akkuleistung und das Quacksalbium zur Herstellung solcher Akkus wird nicht hier, sondern auf einem anderen, fernen Kontinent abgebaut. Da fliegt kein Tourist hin, von daher sieht niemand, wie der Abbau die Natur verschandelt. Hier bei uns bleibt alles hübsch und sehenswert. Obendrein ist der Ä-Borsti so gut verarbeitet, dass wir Ihnen nicht einmal eine Garantie darauf geben.“
„Das klingt wirklich prima.“ Die Entscheidung war gefallen. Ahlibi wollte den Ä-Borsti 11. „Könnte ich ihn gleich mitnehmen? Ich habe heute noch einen dringenden Termin und …“
„Gar kein Problem. Ich mache Ihnen die Papiere und die Anmeldung gleich fertig.“
Fünfzehn Minuten später waren alle Papiere unterschrieben und Ahlibi um 21.299 Talente und 17 Unbegabungen ärmer, aber dafür besaß er einen neuen schicken Besen.
„Wo ist das Ladekabel?“, erkundigte er sich, als er seinen Neuerwerb in den Händen hielt.
„Das ist beim Besenkauf nicht inklusive“, sagte Herr Dreifuß mit einem bedauernden Lächeln. „Ein Ladekabel ist ein Zubehörteil und gehört nicht zur serienmäßigen Ausstattung. Das Kabel können Sie im Laden auf der anderen Straßenseite erwerben. Das Geschäft gehört meinem Schwager. Wenn Sie ihm mitteilen, dass Sie den Ä-Borsti bei mir gekauft haben, macht er Ihnen einen guten Preis.“
„Vielen Dank.“ Ahlibi verabschiedete sich und begab sich mit seinem Neuerwerb schnurstracks über die Straße.
Weitere zehn Minuten später besaß er auch das notwendige Ladekabel und hatte sein Dispo in Anspruch nehmen müssen, da das Kabel weitere 10.111 Talente und 59 Unbegabungen gekostet hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass man ihn ein wenig über den Tisch gezogen hatte.
Auf dem Weg zur Schlossallee verdrängte das angenehme Fluggefühl den Unmut über die hohe Ausgabe. Der Ä-Borsti 11 flog ruhig, nichts ruckelte oder quietschte und vor den Ampeln schwebte er im Leerlauf, ohne an Höhe zu verlieren.
Problematisch wurde es erst, als der Bordcomputer plötzlich aufleuchtete und eine weibliche, sehr weiche Stimme ertönte: „Warnung! Mangelnde Akkuleistung! Bitte suchen Sie den nächsten Landeplatz oder Ladestation auf. Sie verfügen noch über eine Reichweite von drei Minuten Flugzeit.“ Hektisch begann Ahlibi auf dem Navi herumzutippen. Verdammt! Bis zur Schlossallee wäre er – je nach Verkehr – mindestens zehn weitere Minuten unterwegs.
Notgedrungen leitete er eine illegale Landung in einer kleinen Seitenstraße ein und war froh, dass ihn keine Polizeistreife erwischte. Einen offiziellen Landeplatz für Nicht-Anwohner gab es hier nämlich nicht und als Beamter wäre es schon peinlich, einen Fehltritt gestehen zu müssen. Ratlos musterte er dann seinen Besen. Wo befand sich die nächste Tankstelle, die eine Ladestation für Ä-Besen besaß? Er wusste es nicht. Zu Fuß würde er bis zur Schlossallee Ewigkeiten brauchen.
„Verflixt und zugenäht!“, murmelte er. Wahrscheinlich hätte er vor dem Kaufabschluss nach der Reichweite dieses Modells fragen sollen. Kurz entschlossen marschierte er auf das nächste Haus zu und klingelte. Und klingelte. Und … Schlurfende Schritte ertönten hinter der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Eine alte Frau in geblümter Kittelschürze öffnete ihm.
„Ja bitte?“
„Entschuldigen Sie, Frau …“ Er warf einen raschen Blick auf das Türschild. „… Leberhurst. Ich bin mit meinem Besen liegengeblieben und wollte Sie fragen, ob ich ihn ausnahmsweise bei Ihnen mit Äther laden dürfte. Dazu benötige ich bloß eine Steckdose.“
„Möchten Sie ein Tässchen Tee?“, fragte Frau Leberhurst.
Ahlibi lächelte dankbar. „Ja, gerne.“
Eine halbe Stunde später wünschte er sich, er hätte ein Haus weiter um Hilfe gebeten. Frau Leberhurst hatte ihm nichts weiter als heißes Wasser serviert, weil sie die Teebeutel vergessen hatte. Aus Höflichkeit hatte er sie nicht darauf hingewiesen, zumal sie es beim Trinken überhaupt nicht merkte. Dazu gab es staubige Kekse, die laut Packung bereits vor zehn Jahren das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hatten. Winzige Fliegen krabbelten auf dem Gebäck herum. Er selbst saß ziemlich beengt auf einem samtenen Sofa zwischen unzähligen Puppen mit starren Porzellangesichtern und rüschenverzierten Kleidern, an denen Wollmäuse hafteten. Das Schlimmste war jedoch, dass Frau Leberhurst ununterbrochen redete.
„… der Bruder vom Freund der Schwester meines Onkels hatte einen furchtbaren Ausschlag an seinem … und dann hat der Hund vom Kind des Bäckers an der Ecke sein Geschäft mitten … nirgendwo bekommt man mehr frischen Salat. Alles ist matschig in Plastik… sagte der Arzt, hihihi, sagte der Arzt … nie hat diese furchtbare Person saubere Fingernägel …“
Allmählich wurde ihm schon ganz wirr im Kopf und er schielte immer wieder zum Besen hinüber, auf dessen Bordcomputer ein kleines rotes Licht blinkte und darauf hinwies, dass der Akku noch weiter lud.
„Herr Sönger-Zährenfeld?“
„Hmm?“ Er war mit den Gedanken abgedriftet. „Bitte?“
„Es ist bald Mittag. Ich könnte für Sie mitkochen“, sagte Frau Leberhurst zuvorkommend.
„Oh, das ist nicht nötig.“ Er schaute auf seine Uhr. „Ich habe einen Termin und bin bereits überfällig.“
„Das ist aber schade. Dabei haben wir so nett geplaudert. Wissen Sie, als der Postbote neulich …“
Seine Gesichtsmuskeln verkrampften, weil er weiterhin freundlich zu lächeln versuchte.
Da!
Das rote Licht wechselte zu grün.
Er sprang regelrecht auf die Füße und eilte zu seinem Besen hinüber, wobei er das Geplapper der alten Dame rüde unterbrach. Hastig rupfte er den Stecker des Ladekabels aus der Steckdose und schnappte sich seinen Besen.
„Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dankbar ich bin.“ … dem Gesabbel endlich zu entkommen, fuhr er gedanklich fort.
„Müssen Sie wirklich schon gehen?“ Frau Leberhursts Gesicht zeigte pure Enttäuschung. „Ich habe Ihnen noch gar nicht erzählt, was die Katze von Ronalds gegenüber …“
„Mein Termin, Frau Leberhurst. Ich muss leider arbeiten, um mir meine Brötchen zu verdienen.“ Die ich nur dann essen kann, wenn man mir diesen ekligen Keks aus dem Magen operiert hat.
„Kommen Sie mich bald mal wieder besuchen.“
„Sobald ich Zeit finde.“ … stürze ich mich lieber vom Besen.
Weitere wertvolle Minuten verstrichen, während Frau Leberhurst ihn wortreich verabschiedete und ihm fröhlich hinterherwinkte, als er längst hoch am Himmel in Richtung der Schlossallee sauste.
In der Schlossallee standen viele Schlösser. Es waren sehr, sehr kleine Schlösser, deren Wohnfläche keine 80 Quadratmeter betrugen. Hier wohnte nämlich der verarmte Adel. Das mit winzigen Türmchen übersäte Haus Nummer 15 gehörte dazu. Ein gewaltiger Uhu saß auf dem Dach und beäugte ihn misstrauisch aus einem Auge. Sicherlich eine Wächtereule. Die waren vor rund hundert Jahren mal gewaltig in Mode gewesen, gerade beim Adel. Ahlibi strich sich ein letztes Mal glättend übers Haar, bevor er den imposanten Türklopfer betätigte. Dazu musste er beide Hände nehmen und den Ä-Borsti unter einen Arm klemmen, weil der eiserne Ring in dem Löwenmaul dermaßen schwer war, dass er ihn kaum anheben konnte. Mit einem dumpfen Rumms donnerte der Ring gegen die Tür. Beinahe im selben Moment wurde diese geöffnet und ein junger Mann im schwarzen Anzug öffnete ihm. Zuerst fielen Ahlibi die weißen Handschuhe auf, die sein Gegenüber als Butler des Anwesens kennzeichnete. Dann starrte er dem Mann völlig außer Fassung ins Gesicht. Vor ihm stand der feuchte Traum seiner einsamen Nächte. Athletischer Körper. Sinnlich geschwungene Lippen. Markant modellierte Wangenknochen. Dunkle Augen, die ihn fragend anblickten. Leicht gewelltes, dunkles Haar, das er nur zu gerne durchwühlen würde. Mit beiden Händen. Während er ihm …
„Sie wünschen?“
Ahlibis Mund klappte auf und zu, ohne dass ihm ein Ton entwich.
„Mein Herr, ich verstehe Sie nicht.“ Ein freundliches Lächeln folgte den Worten, wobei die Zähne des Butlers wie in der Zahnpastawerbung kurz blendend aufblitzten.
„Sönger …“ Ahlibi griff sich an den Hemdkragen, weil ihm darunter plötzlich furchtbar heiß geworden war. Dampfte er etwa? Das wäre sehr peinlich.
Reiß dich zusammen, schimpfte er innerlich mit sich.
„Sönger-Zährenfeld.“ Endlich brachte er seinen Namen hervor. „Der Walfisch. Ich … ich meine, ich bin wegen dem Wal hier.“
„Sie sind fast eine Stunde zu spät.“
Der Tadel musste offenbar sein.
„Verzeihung. Ich hatte Probleme mit dem Besen.“ Und mit den Beinen, denn die fühlten sich merkwürdig wacklig an.
„Wer ist denn da?“, quakte eine Altmännerstimme von irgendwo aus dem Minischloss.
„Der Mann vom Amt, Lord Eilhinford.“
„Erledige das, Liebling, ja?“
Der Butler verzog leicht gequält das Gesicht, bevor er eine Bestätigung rief.
„Mein Name lautet Juwel Hartlieb-Krawall. Ihre Lordschaft findet es herausfordernd, sich an etwas so Kompliziertes zu erinnern, was man ihm wirklich nicht vorwerfen kann, und belegt mich stets mit einem anderen Namen.“
Ahlibi konnte nur mühsam nicken. Juwel! Wie hübsch! Doch jetzt musste er sich zusammenreißen. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen, und die bestand nicht darin, hier herumzustehen und zu sabbern wie ein Idiot.
Juwel wies dem Beamten einen Parkplatz für seinen Besen zu, wo er ihn direkt wieder an die Ladestation anschließen konnte. Der Ä-Borsti 11 war schon ein schnittiges Gerät. Überteuert und anspruchsvoll im Unterhalt, die Ätherrechnung von Herrn Sönger-Zährenfeld wollte er jedenfalls nicht zahlen. Zudem neigte er im Hochsommer zu Spontanexplosionen, die sich aufgrund der Quacksalbium-Akkus nur schwer löschen ließen. Da musste man mit magischen Dämmfeldern rangehen, normale Wasserfontänen verschlimmerten das Problem bloß.
„Wir schließen das gute Stück besser ein“, sagte er erklärend, als er den Schuppen öffnete. „In der Nachbarschaft leben einige Aktivisten. Gelangweilte Adelssprösslinge, wenn ich das so frei erzählen darf. Die Sorte, die sich an Ätherverteiler klebt, um gegen die Klimapolitik und den Fischverzehr und Pelzträger zu protestieren.“
„Die Sorte, die sich von Frau Mutter auf dem Familienkutschenbesen zur Demo fliegen lässt, eisgekühlten Algenkaffee schlürft, jede Menge Müll in den Straßen hinterlässt und anschließend mit den Freunden beim Fischimbiss abfeiert, wo der Fisch garantiert nicht biologisch wertvollen Ursprungs ist?“, fragte Herr Sönger-Zährenfeld. „Die dem Nerzmantel abschwören und sich stattdessen in künstliches Froschleder kleiden?“ Juwel nickte bloß. Es mochte ein Klischee sein und ja, natürlich waren ungefähr neunzig Prozent der Demonstranten friedliche, intelligente Leute, die wirklich an ihre Sache glaubten und sich auch entsprechend im Alltag verhielten. Leider waren die restlichen zehn Prozent so irrsinnig laut und unangenehm … Und die Temperaturkleisterer einfach nur lästig. Es waren schon Menschen gestorben, weil die Ampeln und magischen Laternen ausfielen, wenn man die Verteiler mutwillig beschädigte. Seitdem klebten sich diese Leute vermehrt an der Straße, Statuen oder Laternen fest. Da störten sie höchstens noch optisch.
„Dieses Jungvolk, allen voran diese Berta Thunfischhügel, beschädigt gerne geparkte Besen und besonders die reinen Äthermodelle stehlen sie mit Vorliebe, um sie in die Flüsse zu werfen, wenn der Akku leer ist.“
„Klar, wenn man zu viel Algen raucht und Joleen Talker säuft, weil man sonst nichts mit dem Leben anzufangen weiß, weil das Smandy mal wieder am Ätherstecker hängt …“ Sie nickten einander zu. Algenrauchen war der neueste Trend, seit man eine Sorte gezüchtet hatte, die sieben Mal so viel Rauschkraft wie die sonst üblichen Pilzpfeifchen besaß. Warum man so etwas tat? Weil man es konnte. Wie üblich.
Juwel verschloss den Schuppen mit einem zweifachen Klopfen seines Wedlers. Damit aktivierte er den magischen Bann, der auf dem Schloss lag. Versuchte jemand, die Tür zu öffnen, ohne einen geeichten Code in seinem Wedler zu besitzen, heulte die zugehörige Höllenhund-Statue los. Extrem laut. Das weckte sogar die Zombies auf dem nah gelegenen Friedhof an der Gute-Reise-Straße und verscheuchte Einbrecher recht zuverlässig. Hugo, die Wächtereule, benachrichtige dann sofort die Einsatzkräfte.
„So. Der Gartenteich, bitte?“, fragte Herr Sönger-Zährenfeld. Er hatte sich offenkundig gefasst, nachdem er Juwel vorhin beinahe mit den Augen aufgefressen hatte. So etwas machte ihn stets verlegen und unsicher. Sein sehr ebenmäßiges Gesicht und die fantastische Figur wirkten auf die Leute. Dafür konnte er nichts, es waren gute Gene, sonst nichts. Keine Elfen im Stammbaum, das hatte seine Mutter ihm in die Hand geschworen. Er sah halt wirklich hübsch aus. Was zur Folge hatte, dass er nie zu einem Date kam, weil er nichts mit Leuten zu tun haben wollte, die lediglich auf seinen Sexappeal ansprangen. Die andere Sorte, diejenigen, die sich auch für seine inneren Werte interessierten, wagten nicht, ihn anzusprechen, weil sie sich für unwürdig hielten oder glaubten, jemand wie er hätte ständig irgendwas Nettes im Bett.
Dazu kam, dass er sich schwer damit tat, Signale richtig zu deuten. Hatte Herr Sönger-Zährenfeld ihn bloß bestaunt oder war da größeres Interesse? Juwel musterte ihn von der Seite, während er ihn in den kleinen Garten führte. Sie schienen etwa im gleichen Alter zu sein, also Ende zwanzig. Der gute Mann war auch recht ansehnlich. Gepflegt, sportlicher Typ, ungefähr seine Größe … Sehr schönes, dichtes braunes Haar, warme schokopuddingbraune Augen und ein keckes Grübchen auf der linken Wange. Hm. Nein, Juwel riss sich zusammen. Selbst wenn er auf Männer stehen sollte, was keineswegs sicher war, und selbst wenn er sich für mehr als eine flotte Nummer interessierte, Herr Sönger-Zährenfeld war Magievollzugsbeamter. Er war hier, um eine Straftat wegzuwedeln, was sehr unangenehm war, da weder Lord Eilhinfort noch Juwel diese Tat begangen hatten.
Man hörte den Pottwal schon von weitem. Er schnaufte um sein Leben, denn der Gartenteich war definitiv nicht tief und groß genug für solch ein prächtiges Tier. Seine Schwanzflosse lag frei auf der Wiese. Der Wal hatte damit ziemlich gewütet und jedes Pflänzchen im Umkreis plattgeklopft. Mit matten Augen betrachtete er die beiden Menschlein, die sich ihm näherten. Es war ein jämmerlicher Anblick, der Juwel in der Seele wehtat. Darum hatte er auch die anonyme Anzeige gegen seinen eigenen Arbeitgeber erstattet und sich dabei als Aktivist ausgegeben. Natürlich hatte der Lord absolut nichts mit der Sache zu tun, genauso wenig wie er selbst. Sie hatten tatsächlich einfach so einen Wal im Garten vorgefunden. Es war ziemlich erschreckend gewesen.
„Es ist mir tatsächlich ein Rätsel, wie genau er hergekommen ist“, murmelte er und streichelte dem Wal beruhigend über den Kopf, der zur Hälfte aus dem bisschen Wasser herausragte. „Lord Eilhinford ist ebenfalls bestürzt. Irgendjemand muss ihn hier abgesetzt haben. Mir ist klar, so etwas bekommen Sie jeden Tag zu hören …“ Seit die Preise für Walfleisch und Meeresfrüchte durch die schwere Inflation vor einigen Jahren so sehr angestiegen waren – die Koboldbörse war gecrasht, weil die Banken sich verspekuliert hatten – blühte der illegale Handel und reihenweise normale Bürger versuchten, Fische, Meeressäuger und Muscheln in ihren Gärten und Badewannen zu züchten, um nicht auf den gewohnten Fischgenuss verzichten zu müssen. Es waren Skandale mit Gammelfisch gefolgt, die durch Etikettenschwindel vertuscht werden sollten und zu hunderten Fällen von Vergiftungen geführt hatten. Die Politik hatte versucht, stärkere Regularien einzuführen und hatte jegliche Privatzüchtung verboten. Mit der Folge, dass nun noch mehr Meeresgetier in Süßwasserteichen dahinvegetierte und beinahe täglich Schmugglerringe aufflogen, die Seesterne und Haifischflossen in Stofftieren zu transportieren versuchten.
Der Beamte schüttelte traurig den Kopf und zückte sein Smandy. „Melitta? Ja, ich bin’s, Süße, Ahlibi. Haben wir ein Becken bereit? Ich steh hier vor einem Pottwal, der schon fast seinen letzten Schnaufer getan hat.“ Juwel hörte eine weibliche Stimme, die sich heftig fluchend über diese verdammten Verbrecher echauffierte, die es einfach nicht lassen konnten, diese edlen Tiere zu quälen.
„Keine Rücksicht nehmen und sich anschließend noch aufregen, wenn sie erwischt werden!“, hörte er sie schimpfen. „Die sollte man in Heringszuchtanlagen zwangsarbeiten lassen, dann würden sie freiwillig darauf verzichten, jemals wieder ein totes Tier essen zu wollen!“
„Ist das Becken bereit?“, wiederholte Ahlibi geduldig seine Frage. Was für ein interessanter Name!
„Ich bin immer bereit für dich, Großer. Zweimal wedeln, bitte! Und ziel diesmal gefälligst ordentlich! Meine Dauerwelle ist frisch gelegt.“
Das Gespräch endete, der Vollzugsbeamte zog seinen Wedler, klopfte sanft auf den Walkopf und wedelte zweimal. Der Wal verschwand in gleißendem Licht und einer letzten Wasserfontäne, die sowohl Juwel als auch Ahlibi vollständig durchnässte. Trotzdem ein beeindruckendes Schauspiel! Die wenigsten Leute schafften es, ein solch großes und schweres Geschöpf im ersten Anlauf fortzuzaubern. Aber klar, für den Vollzug wurden nur hochbegabte Magier mit vierjähriger, spezialisierter Ausbildung zugelassen.
„Darf ich Sie ins Schloss bitten?“, fragte er höflich und schnippte sich eine Teichpflanze von der Schulter. „Wir haben Handtücher mit Trocknungszauber. Bitte verzeihen Sie die Umstände.“ Herr Sönger-Zährenfeld wischte sich mit indigniertem Gesichtsausdruck über das Gesicht. Hoffentlich hatte das jetzt keinen Einfluss auf die Höhe der Strafanzeige! Lord Eilhinfort hatte wirklich kein Verständnis für solche Dinge und würde es ihm persönlich vorwerfen und schlimmstenfalls auch das von seinem Gehalt abziehen, was er für unangemessen hielt.
„Herzblatt!“, erklang die jaulige dünne Stimme vom Südbalkon. „Wo ist die Tüte mit dem Körnerfutter? Ich will den Wal füttern.“
Das hochherrschaftliche Badezimmer war ein Traum in Froschgrün mit Motivfliesen, auf denen sonnenschirmhaltende Kröten abgebildet waren. Als Ahlibi, ein flauschiges Handtuch mit Trocknungszauber um den Hals, den Klodeckel hochklappte, begann aus einem versteckten Lautsprecher laute Musik von den Kassler-Zwillingen zu dudeln: „Man macht viel durch in diiiiiiieeeeseeeeem Leeeeheeeebeeeen …“ Offenbar sollte das diverse Geräusche auf dem Örtchen übertönen, was Ahlibi sehr rücksichtsvoll fand. Er jedenfalls wollte gar nicht Pipi machen, sondern kontrollierte die Schüssel auf illegale Haltung von Krustentieren, schloss den Deckel wieder und öffnete dafür den Spülkasten. Auch hier fand er zu seiner Erleichterung weder Heilbutt, Scholle noch Aale vor.
„Also fein, nehmen wir mal an, der Butler spricht die Wahrheit und der Wal wurde ihnen tatsächlich untergeschoben“, murmelte er vor sich hin. „Aber wie ist dann dieses Riesenviech in den Teich gelangt? Es wird ihn kaum eine Möwe abgeworfen haben, nachdem sie merkte, dass ihr Fang doch eine Nummer zu groß für sie ist.“ Er setzte sich auf den Badewannenrand und tippte sich nachdenklich mit dem Finger gegen die Nase. Spuren von einer Schubkarre hatte es keine am Teich gegeben und das Gartentor war viel zu schmal, um einen ausgewachsenen Pottwal hindurchzutragen. Juwel besaß definitiv nicht das magische Potential, einen Wal zu transportieren und der greise Lord garantiert auch nicht. Bei Karpfen hätte er längst den Strafzettel ausgefüllt und wäre auf dem Weg zur Kantine, ein Pottwal hingegen, das war in der Regel Gemeinschaftsarbeit.
Es klopfte an der Tür. „Herr Sönger-Zährenfeld? Mir ist da leider ein Malheur mit Ihrem Hemd passiert.“
Ahlibi schloss seufzend die Augen und zählte langsam bis fünf dreiviertel, bevor er aufstand und die Tür öffnete. In einen gestreiften Morgenmantel und frischen weißen Handschuhen stand Juwel mit zerknirschter Miene vor ihm und hielt das Hemd an den Schulternähten in die Höhe. Er hatte es nach dem Trocknen bügeln wollen, doch jetzt zierten schwarze Schlieren den feinen Baumwollstoff.
„Ich hatte dummerweise vergessen, dass ich zuvor die Zeitung gebügelt hatte. Aber keine Sorge. Die Druckerschwärze lässt sich in der Reinigung entfernen. Die Kosten dafür trage selbstverständlich …“ Erst jetzt wanderte der Blick des Butlers von dem Hemdendesaster in die Höhe und blieb an Ahlibis nackter Brust haften. Sein Sakko war voller Teichschlamm, Hose und Hemd klitschnass, daher trug er lediglich das Schulterhalfter für den Wedler und seine rote Boxershorts mit weißen Punkten zu Socken und Schuhe.
„… ich.“ Juwel schluckte heftig, wobei sein entzückender Adamsapfel grazil auf und ab hüpfte. „Leihe … Hemd … anderes … Ihnen. Also von mir.“
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
„Äh … Ja … Ich hole … Bin gleich …“ Juwel vollführte einen Halfturn und hastete davon. Weit hasten musste er nicht – die Flure im Schloss waren nicht besonders lang – und die nächste Tür nur eine Armlänge entfernt. Der Butler verschwand dahinter und Ahlibi konnte ihn dort kramen hören. Deutlich gefasster kehrte Juwel gleich darauf zurück und überreichte ihm ein ordentlich zusammengelegtes Kleiderpaket.
„Sie können sich meinen Zweitanzug leihen.“
„Sehr freundlich.“ Ahlibi zögerte. Er wollte sich nicht vor dem beflissenen Dienstboten umziehen, das erschien ihm viel zu intim. Dummerweise stand der Butler wie eine Parkuhr vor ihm und rührte sich nicht.
„Hasimausi, kommt der nette Mann zur Teatime?“, brüllte es von irgendwoher.
„Sicher, Lord Eilhinfort“, rief Juwel zurück, ohne die Augen von Ahlibi zu wenden. „Sie bleiben doch? Es gibt frisches Gebäck.“
„Mit Fliegen?“, entfuhr es Ahlibi entsetzt, der sich zu gut an Frau Leberhursts Kekse erinnerte.
„Wir haben im Garten ein großes Spinnennetz. Vielleicht haben sich dort einige Fliegen eingefunden. Wenn Sie also welche zum Tee mögen, könnte ich …“
Ahlibi winkte ab. „Geben Sie mir zehn Minuten, damit ich Lord Eilhinfort angemessen entgegentreten kann.“
„Aber gewiss.“ Juwel schlug die Hacken seiner nackten Füße zusammen und ließ ihn allein.
Das Hemd des Butlers war ihm lediglich ein bisschen zu weit, der Mann hatte einfach breitere Schultern. Dafür war die Hose eine Handbreit zu lang. Ahlibi musste sie aufkrempeln. Außerdem war schwarz überhaupt nicht seine Farbe. Sie machte ihn seines Erachtens bloß blass. Aber er wollte sich nicht beklagen. Es war sehr nett von Juwel, ihm seinen zweiten Anzug zu leihen. Immerhin war es Ahlibis Zauber gewesen, der sie beinahe in der Fontäne ertränkt hatte. Aus irgendeinem Grund war er während des Wedelns so angespannt gewesen, dass es ungehörig gespritzt hatte. Hoffentlich hielt Juwel ihn nun nicht für einen Dilettanten.
Genau neun Minuten später suchte er den Salon auf. Grammophonmusik wies ihm den Weg in ein Zimmerchen voller wuchtiger Möbel, Kissen und Kuscheldecken.
„Ah! Da sind Sie ja. Setzen Sie sich. Setzen Sie sich. Pusemuckel, Tee für unseren Gast, bitte.“ Lord Eilhinfort saß in einem Ohrensessel. Ein kariertes Plaid lag über seinen Knien. Auf seiner dicken Nase klammerte sich ein Kneifer mit verschmierten Gläsern fest.