Zweite Chance - Seleni Black - E-Book

Zweite Chance E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Es gibt Momenten im Leben, wo man sich entscheiden muss, welchen Weg man geht. Kat steht immer wieder vor solchen Punkten und ringt mit sich, welchen sie nun einschlagen soll. Verlorene Freunde, neue Freunde, Erfolg, Verlust, Vertrauen, Verrat. Ein stetiges Drehen und es will kein Ende nehmen. Welchen Weg soll sie nehmen und ist es auch der Richtige? Connor steckt voller Zweifel. Hat er richtig gehandelt? Hätte er noch warten sollen? Als er schon glaubt, alles verloren zu haben, wendet sich das Blatt noch einmal für ihn. Ist sein großer Traum, eigentlich noch sein einziger Traum? Endlose Fragen, bis zum Schluss. Doch nur eine, wird sein Leben grundlegend verändern. --------------------------------------------------------------- Dies ist der zweite Teil der "Song meines Lebens" Reihe. Es entspricht 344 Taschenbuchseiten.

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Seleni Black

 

 

 

 

 

 

Impressum:

 

Copyright © 2023

Seleni Black

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

Covergestaltung: Copyright © 2023

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Stefanie Brandt

Katharina H.

Beth .B.H.

 

Stand: Juli 2023

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.

 

 

„Du bist so ein Vollidiot! Wie kann man nur so dämlich sein?“ Wood strich sich durch die Haare und lief in unserem Wohnzimmer auf und ab. „Ich kapier das nicht. Tagelang moserst du nur rum und dann hast du endlich was du willst und versaust es sofort wieder.“

Ich saß auf dem Sofa und beobachtete meinen Freund bei seiner Wanderung. „Es war doch eigentlich klar, dass das nicht gut gehen kann. Wir sind einfach zu unterschiedlich. Warum regst du dich so auf?“

„Bullshit! Sie war das Beste, was dir passieren konnte und das weißt du ganz genau.“

Wusste ich das? Nein, es war ziemlich deutlich, was ich da gehört hatte.

„Lass gut sein, mein Freund. Es ist jetzt nicht mehr zu ändern. Lass uns lieber überlegen, wie wir den nächsten Auftritt gestalten.“

Nun blieb Wood stehen und sah mich strafend an. „Du kannst dir vielleicht selbst etwas vormachen, aber nicht mir. Spätestens wenn du sie wiedersiehst, wird das Ganze dir um die Ohren fliegen.“

Und damit verließ er das Wohnzimmer und ich konnte ein paar Minuten durchatmen.

„Hey Penner, bring das mit Kat wieder in Ordnung oder ich muss dir weh tun“, hörte ich Alex, noch bevor ich ihn sah. „Ich mag die Kleine und das kann ich nicht von vielen Frauen sagen.“

Das war es dann wohl mit der Ruhe.

„Ich mein das wirklich ernst, ich reiß dir höchstpersönlich die Eier ab.“

„Reg dich ab. Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Frauen kommen und gehen in diesem Haus, dass man sie bald gar nicht mehr zählen kann. Was macht da schon eine mehr oder weniger?“

„Wow, das klang sogar in meinen Ohren arschig. Krieg deinen Stolz in den Griff, ruf sie an und kriech zu Kreuze.“ Alex zeigte dabei mit dem Finger auf mich und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Das solltest selbst du hinbekommen.“ Er drehte sich um und verließ das Zimmer wieder. „Was ein Arschloch, kaum zu glauben mit was ich da befreundet bin“, hörte ich ihn noch schimpfen.

„Was ist euer Scheißproblem? Ihr benehmt euch wie kleine Kinder“, rief ich durchs Haus, nachdem ich in den Flur getreten war. Will erschien am oberen Ende der Treppe. Er stützte sich aufs Geländer und sah mich finster an.

„Was unser Problem ist?“, knurrte er mich an. „Das ist einfach zu beantworten. Einmal, passiert etwas richtig Gutes in diesem Haus und du versaust es nach allen Regeln der Kunst. Sie war witzig und hat in den wenigen Tagen, die wir sie nun kannten, echt etwas verändert. Hast du es nicht gesehen?“

Verständnislos sah ich ihn an.

„Sie hat uns locker gemacht. Unsere Musik kommt gut an, scheiße, ich habe sogar wieder angefangen, eigene Lieder zu schreiben. Ich geb es wirklich nicht gerne zu, aber die Kleine hat es echt drauf und ich will mehr davon.“

„Und warum holst du sie dir dann nicht?“, fragte ich Will.

„Ha, ich lebe ja unglaublich gerne gefährlich, doch lebensmüde bin ich nicht.“ Und damit ließ er mich stehen.

„Ihr benehmt euch wirklich wie Vollidioten. Sie ist doch nur eine von vielen Frauen.“

„Lügner!“

„Schwachkopf!“

„Arschloch!“, kam es nacheinander von oben.

Da die Stimmung im Haus offensichtlich im Keller war, beschloss ich etwas rauszugehen, bis die anderen sich wieder eingekriegt hatten.

 

***

 

Blöd nur war, sie hatten sich selbst am nächsten Tag noch nicht eingekriegt. Ich hätte nie Wood von dem Telefonat erzählen sollen, ich bereute es zutiefst. Offenbar hatten sich die drei zusammengetan und eine -Kat Bewegung- gestartet, mir aber nichts davon gesagt.

 

Sie war nun seit etwa zwei Wochen weg und die dritte Woche begann gerade.

Montag, wie ich diesen Tag hasste. Trotzdem war ich ziemlich früh an der Uni und holte mir mit meinen Freunden, die offenbar beschlossen hatten das Thema Kat fürs Erste ruhen zu lassen, einen Kaffee.

Ich sah mir gerade etwas auf meinem Handy an, als ich Alex hörte.

„Oh, das wird jetzt lustig.“

Als ich meinen Blick hob, sah ich sie und an ihrer Seite, der Kerl, den ich am wenigsten ausstehen konnte und er hatte auch noch den Arm um ihre Schultern gelegt. Sie unterhielten sich, doch als Kat den Blick nach vorne richtete, begegneten sich unsere und sie erstarrte. Auch ihr Freund, sah nun in unsere Richtung und ich war mir sicher, so etwas wie Verärgerung in seinen Augen sehen zu können.

„Hey Kat, schön, dich wiederzusehen“, rief Will und ging auf sie zu.

Verräter!

Da auch die anderen folgten, zog mich der Gruppenzwang mit.

„Hallo Jungs“, begrüßte sie sie, ohne mich dabei anzusehen.

Betretenes Schweigen trat ein.

„Wir lassen euch dann mal alleine“, erklärte Wood und ich warf ihm einen wütenden Blick zu, doch er ignorierte mich und schob die beiden anderen vor sich her.

„Hey, ich will das sehen“, beschwerte sich Alex, ließ sich aber mitziehen.

„Ich warte da vorne auf dich“, kam es von Maik und er gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.

Ein Glück, dass man nicht sehen konnte, wie ich die Zähne zusammenbiss.

Als wir alleine waren, zumindest soweit es möglich war, sah sie mich endlich an.

„Scheint sich ja einiges getan zu haben in den letzten zwei Wochen“, erklärte ich und konnte den Sarkasmus nicht ganz verbergen.

„Worauf willst du hinaus?“ Das Misstrauen war deutlich aus ihren Worten zu hören.

„Ist das nicht offensichtlich?“

„Komm schon Connor, sprich es aus, damit wir es ein für alle Mal klären können“, forderte sie mich nun heraus.

Ich beugte mich zu ihr herunter und sah ihr tief in die Augen. „Du bist verdammt schnell, von meinem Bett, ins nächste gehüpft. Wenn du mir gesagt hättest, dass du nur etwas Spaß haben wolltest, hätte ich mir nicht so viel Mühe gegeben.“ Die Ohrfeige, die ich daraufhin kassierte, hatte ich nicht kommen sehen.

„Du unsensibles Arschloch! Wie kannst du es wagen? Ich habe meinem Freund beigestanden, dessen Mutter vor zwei Wochen gestorben ist! Wir haben die Beerdigung geplant und hinterher den Nachlass regeln müssen. Hättest du mir die Zeit gegeben, um dir alles zu erklären, bin ich mir sicher, hättest du meine Reaktion verstanden.“

Fuck!

„Kat, ich …“

„Halt die Klappe, sag kein einziges Wort mehr. Ich bin fertig mit dir. Ja, ich habe Scheiße gebaut und mich nicht gleich gemeldet. Aber das ist wirklich kein Grund, mich wie Dreck zu behandeln und noch dazu als Schlampe zu bezeichnen.“ Sie stieß mich von sich weg. „Lass mich in Ruhe, ein für alle Mal. Manche Menschen ändern sich einfach nie und es war ein Fehler, zu glauben, dass du da anders wärst.“ Sie stapfte davon und ihr Freund folgte ihr.

„Tja, das ging mal so richtig in die Hose“, kam es von Wood.

„Er wird nicht nur zu Kreuze kriechen müssen. So wie es aussieht, muss er seine Seele noch dazu verkaufen.“

Ja, ich hatte wirklich den allergrößten Mist gebaut und jetzt erkannte ich auch, dass es nur mein verletzter Stolz war, der mir das alles versaut hatte. Alex und Will schlugen mir auf die Schultern, bevor sie zu ihren Vorlesungen verschwanden. Nur Wood blieb noch einen Moment.

„Ich brauche deine Hilfe“, sagte ich zu ihm.

„Um die, hättest du schon vor diesem Gespräch bitten sollen“, antwortete er mir. „Gib ihr Zeit, sich zu beruhigen. Wir treffen uns nach der ersten Vorlesung.“

Nickend wollte ich schon los, da hielt mich mein Freund noch mal am Arm fest.

„Lass sie in Ruhe, wenigstens die erste Stunde. Du wirst es nur schlimmer machen, wenn du gleich das Gespräch mit ihr suchst.“

„Ich habe es verstanden. Bis später.“ Er sah mich noch einen Moment durchdringend an, dann ging er.

Im Hörsaal nahm ich meinen festen Platz ein und versuchte mich ernsthaft zu beherrschen. Ganz klar, Kat war sauer und ich war schuld daran. Um das wiedergutzumachen, würde ich sämtliche Register ziehen müssen. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Maik nicht nur ein Freund für sie sein wollte, dafür suchte er zu oft Körperkontakt zu ihr. Es kotzte mich an, dass ich durch meine Sturheit, ihm praktisch in die Hände gespielt hatte. Sollte er wirklich hinter ihr her sein, hatte er nun freie Bahn.

Während der gesamten Vorlesung, versuchte ich nicht allzu oft zu Kat zu sehen, doch das war gar nicht so leicht.

 

Am Ende der Stunde, rannte Kat fast aus dem Saal. Ich sah auch zu, dass ich raus kam, da mich interessierte, was Wood vorhatte.

„Hey“, rief mein Freund nach mir und winkte mich zur Seite.

Bei ihm angekommen, hielt er mir einen Zettel hin. „Was ist das?“

„Das ist eine Liste mit Liedern, schau sie dir an, dann wirst du schon verstehen.“

Ich überflog die Liste kurz und er hatte recht, ich verstand sofort. „Danke“, meinte ich zu ihm und er nickte.

„Mach was draus.“ Damit ging er und ich machte mich auf den Weg zur nächsten Vorlesung.

Wieder setzte ich mich neben Kat. Danach holte ich einen Block, Bücher, sowie einen Stift heraus und machte mich daran, meine erste Entschuldigung vorzubereiten. Wood hatte mir einen Zettel mit Musiktiteln gegeben, die alle von Entschuldigungen und ähnlichem handelten.

Als sie einen Moment nicht hinsah, steckte ich den Zettel in ihre Tasche und lehnte mich zurück. Den nächsten, wusste ich auch schon, wo ich den platzieren würde.

Während der gesamten Stunde, sah sie nicht einmal zu mir. Es war zum Verrücktwerden! Sie würde es mir nicht leicht machen, aber ich hatte es verdient.

 

Nach der Stunde, ging ich in die Mensa und holte etwas zu essen. Während ich auf die anderen wartete, beobachtete ich Kat, die mit ihrem Freund, am anderen Ende des Raumes saß und sich über irgendwas angeregt unterhielt. Wahrscheinlich planten sie gerade meine Ermordung.

Meine Freunde kamen dazu und Wood schnappte sich direkt das Sandwich, das ich extra geholt hatte. Er sah mich fragend an und ich nickte, mehr tauschten wir zu diesem Thema derzeit nicht aus. Während des Essens ließen wir uns über die jeweiligen Professoren aus und planten das kommende Wochenende.

Bevor ich zum nächsten Seminar ging, brachte ich meinen zweiten Zettel noch an, erst dann betrat ich den anderen Hörsaal. Zum Glück gab es so viele passende Lieder.

 

Am Ende des Tages, hatte ich Kat drei Zettel zukommen lassen. Auf jedem von ihnen stand der Titel eines Liedes und eine kurze Notiz, dass es mir leidtat, was ich gesagt hatte.

Müde strich ich mir über mein Gesicht und ging zu meinem Wagen. Dort entdeckte ich einen Zettel und stutzte kurz.

 

Man kann noch so oft sagen,

dass es einem leid tut.

Doch es sind nicht die Worte, die zählen,

sondern die Taten. K.

 

Interessant, es waren keine bösen oder vernichtenden Worte, von wegen, dass ich sie in Ruhe lassen sollte oder Ähnliches. Bestand doch noch Hoffnung? Allein die Chance darauf, gab mir neuen Aufschwung und ich bekam eine neue Idee, wo ich meine nächste Nachricht platzieren würde.

 

 

Der Streit mit Connor war nun eine Woche her, ich konnte es immer noch nicht fassen, was er zu mir gesagt hatte. Doch Maik hatte mich mehr oder weniger vor den Kopf gestoßen, dass ich mich nicht wundern brauchte, dass er so reagiert hatte. Er war ein Kerl, der nach einer gemeinsamen Nacht, einfach sitzen gelassen wurde und danach drei Tage nichts von dem Mädchen hörte. Jeder Kerl hätte so reagiert, also war ich noch mal in mich gegangen.

Bereits am ersten Tag, hatte er angefangen, mir kleine Zettel zuzustecken, auf denen Songs standen, die von Entschuldigungen handelten. Auch eigene Worte waren darunter. Daher hatte ich mich in der Pause mit Maik zusammengesetzt und darüber gesprochen, wie ich am besten reagieren sollte. Doch seine Vorschläge, hatten nur zu einer handfesten Diskussion geführt.

Daher hatte ich einfach geschrieben, was ich dachte und den Zettel dann an sein Auto geheftet. Doch daraufhin, hatte er mir geschrieben, was er tun könnte, damit er es wiedergutmachen konnte.

 

***

 

Seit einer Woche überlegte ich nun, was das Passende wäre, wobei Maik noch immer keine große Hilfe war. Er schien extrem viel Freude daran zu haben, sich die verrücktesten Dinge auszudenken. Nackt über den Campus zu laufen, war nur ein Vorschlag von vielen.

„Guten Morgen, Sonnenschein. Na, bereit für einen neuen Tag?“

Maik ging es besser, nicht gut, aber besser. Das zeigte er mir, indem er mich morgens mit solchen Aussagen begrüßte oder hier und da, am Tag doch mal einen kleinen Witz riss.

„Es geht so. Am liebsten wäre mir, wenn ich wieder in mein Bett könnte.“ Ohne Aufforderung bekam ich eine Tasse Kaffee vorgestellt, was meine Laune gleich etwas anhob. „Danke.“

„Und, wie hast du dich entschieden?“, wollte nun mein Freund wissen und ich wusste genau, was er meinte.

„Wann musst du noch mal weg, zwecks des Hausverkaufs?“, fragte ich ihn.

„Am Samstag, warum?“

Ich zog meine Schultern hoch. „Da du ja wieder zwei Wochen weg sein wirst, brauche ich einen Fahrer, bis mein Auto repariert ist. Die Werkstatt meinte nämlich, dass sie die Teile nicht dahaben und erst bestellen müssen, was Zeit braucht.“

„Oh, ich verstehe. Du willst ihn deinen Chauffeur spielen lassen. Gar nicht mal so schlecht. Aber das wird doch noch nicht alles sein, oder?“

„Nein, aber für den Anfang reicht es. Er wird es schon noch bereuen, wie er mit mir geredet hat, keine Sorge.“

Nachdem ich meine Tasse leer getrunken hatte, räumte ich sie weg und wir fuhren zur Uni. Freitags war der Tag zum Glück etwas entspannter und ich konnte mir Zeit lassen. Connor war schon da, also ging ich zu seinem Wagen und grinste, weil er wie immer das Fenster einen winzigen Spalt offengelassen hatte, damit ich meine Nachricht hineinwerfen konnte.

So ging das schon die ganze Woche zwischen uns. Auf dem Gelände redeten wir nicht miteinander, außer vielleicht mal ein Hallo, aber das war es dann auch schon wieder. Doch hatten wir uns irgendwie darauf geeinigt, dass er mir Zettel im Unterricht in meine Tasche schmuggelte, auch wenn ich wirklich nicht verstand, wie er das machte, ohne dass ich es bemerkte und ich ihm meine Antworten, in sein Auto warf.

Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, mir auch sonst irgendwie Nachrichten zukommen zu lassen. Sei es von anderen Studenten oder sogar von seinen Freunden, sowie in diesem Moment wieder einmal.

Wood kam zu mir und hielt mir ein Stück Papier hin.

„Na, spielst du wieder Laufbursche?“, fragte ich ihn.

„Nicht so ganz. Ich mach es schließlich freiwillig, wie sonst soll ich mein Lieblingsmädchen sehen?“

Lächelnd nahm ich ihm den Zettel ab und steckte ihn ein. „Es ist auch schön, dich zu sehen, Wood.“

„Willst du nicht nachsehen?“, wollte er wissen.

„Noch nicht. Ich schau es mir in Ruhe an.“

Wood legte seinen Kopf schief und kniff leicht die Augen zusammen. „Du lässt ihn ganz schön leiden, was?“

„Ist ja nicht so, als hätte er es nicht verdient.“

Er lachte kurz. „Ihr schenkt euch in dieser Hinsicht beide nichts. Aber lass mich dir einen freundschaftlichen Rat geben. Warte nicht zu lange mit dem vergeben oder was auch immer du vorhast. Er ist ein Kerl und irgendwann wird er aufgeben.“ Wood kam näher und strich mir über die Wange. „Ich würde es sehr bedauern, dich nicht mehr regelmäßig sehen zu können, denn ich mag dich.“ Daraufhin beugte er sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Wir werden sehen, wohin das noch alles führt“, erwiderte ich und lächelte zu ihm hoch. „Außerdem, kann man sich auch sehen, ohne dass ich mit deinem Freund zusammen bin.“ Maik, der etwas abseits von uns stand, machte auf sich aufmerksam und als ich ihn ansah, deutete er auf seine Uhr. „Ich muss los, war schön, dich zu sehen, Wood.“

„Ebenfalls! Ach, bevor ich es vergesse, hast du Lust, am Samstag mit auf eine Party zu kommen? Ich würde dich abholen, auch alleine, wenn du willst.“

Kurz überlegte ich und nickte dann. „Gerne, wann soll ich fertig sein?“

Er dachte kurz nach. „Ich hol dich um neun ab.“

Mit einem Daumen hoch machte ich mich auf den Weg zu Maik und dieser sah mich fragend an.

„Was war denn das? Willst du jetzt über seine Freunde wieder an ihn ran?“ Dabei hatte er einen komischen Unterton.

„Wo ist das Problem? Ich mag die Jungs eben, ist doch nichts dabei. Warum regst du dich so auf?“

„Ich reg mich nicht auf. Es wundert mich eben, dass du nachdem was passiert ist, immer noch so locker im Umgang mit ihnen bist.“

Nun zog ich die Augenbrauen zusammen. „Was können die denn dafür, dass Connor sich wie ein Arsch aufgeführt hat? Heute bist du wirklich komisch drauf. Wir sollten uns schnell einen Kaffee holen, bevor deine Laune noch weiter fällt.“

 

Nach meiner letzten Vorlesung, wartete ich noch auf Maik und hatte mich vor der Mittagssonne unter einen Baum gestellt. Für einen Moment beobachtete ich die ganzen Studenten, die über das Gelände liefen und konnte nicht so recht glauben, dass ich eine von ihnen war.

„So in Gedanken?“, erklang da Connors Stimme neben mir.

Als ich meinen Kopf drehte, lehnte er mit der Schulter am Stamm und sah mich dabei forschend an.

„Ich lasse einfach meine Gedanken etwas schweifen, das ist alles.“ Er stieß sich ab, stellte sich vor mich hin und hielt den Zettel hoch, den ich ihm am Morgen, in seinen Wagen geworfen hatte.

„Du brauchst also wieder einen Fahrer?“

„Brauchen, na ja. Ich würde es einfach vorziehen, nicht ständig von meinem Stiefvater gefahren werden zu müssen oder ein Taxi zu rufen“, erklärte ich ihm.

„Ach so und da dachtest du dir, lassen wir doch Connor Taxi spielen?“

Ich legte die Hände hinter meinen Rücken und den Kopf zurück an den Stamm. „Du bist auf jeden Fall günstiger als ein Taxi und du hast Wiedergutmachung zu leisten. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, würde ich sagen.“ Er kam näher und stützte sich mit einer Hand am Stamm, neben meinem Kopf, ab.

„Ach so, und was bekomme ich für die drei Tage, die du dich bei mir nicht gemeldet hast?“

Einen Moment sah ich ihn einfach nur an. „Was willst du denn dafür?“

„Einen Kuss!“

Ich stutzte. „Nur einen?“

„Pro Tag, den ich warten musste. Wenn man dann noch die Geduldszinsen dazu nimmt, wären das zwei pro Tag, die du dich nicht gemeldet hast. Plus je einen, an denen du mich vertröstet hast.“

Im Kopf rechnete ich die Tage kurz zusammen. „Das würde zehn machen“, antwortete ich ihm.

Er grinste mich an. „Klingt nur fair für mich.“

„Klingt ziemlich von sich selbst überzeugt. Was lässt dich glauben, dass ich dich so nah an mich herankommen lasse?“

Connor hielt den Zettel in seiner Hand hoch. „Der hier. Du kommst zu mir und bittest mich, dich zu fahren. Es gäbe zig Möglichkeiten, zur Uni zu kommen. Aber du hast es mir aufgetragen und das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass du mir die Forderung erfüllen wirst. So, wie du weißt, dass ich dich überall hinfahren würde.“

Da hatte er nicht ganz unrecht mit seiner Aussage, trotzdem musste ich einen Moment darüber nachdenken. „Fünf Küsse“, erwiderte ich schließlich, ich musste es einfach versuchen, ihn herunterzuhandeln.

„Zehn und ich entscheide auch, wie lange sie dauern werden. Da lasse ich nicht mit mir verhandeln, schließlich bin ich mir sicher, dass ich dich nicht nur herumfahren soll, damit du mir verzeihst.“

War ich so leicht zu durchschauen?

„Schön, zehn. Aber ich nehme mir das Recht heraus, den Kuss jederzeit zu unterbrechen, wenn es mir zu unangenehm wird.“

„Schön, sollte das wirklich der Fall sein, lasse ich dich gehen. Das ist aber kein Freibrief, dass du nach zwei Sekunden den Kuss unterbrichst und behauptest, dass du dich unwohl fühlst. Die Mindestlänge muss mindestens zehn Sekunden sein.“

Okay, das hatte ich jetzt nicht vorgehabt, aber gut zu wissen, dass es nicht mehr zur Auswahl stand.

„Schön. Wenn du mich dann bitte entschuldigst, aber meine heutige Mitfahrgelegenheit kommt und ich muss noch einiges vorbereiten“, erklärte ich ihm und wollte schon gehen, als Connor mich zurückzog und mich wieder an den Baum schob.

„Nicht so schnell. Wir haben da gerade eine Abmachung getroffen und ich würde gerne prüfen, ob du dich auch wirklich daranhältst.“

Blinzelnd sah ich zu ihm auf. „Hier?“, fragte ich unsicher.

„Hier und jetzt!“, gab er zurück und küsste mich.

 

 

Ich brauchte meine gesamte Willenskraft, um es nur bei einem Kuss zu belassen. Dabei half es nicht gerade, dass Kat sich nicht dagegen wehrte, als ich sie an ihrer Hüfte näher an mich zog. Dafür, dass sie sich so dagegen wehrte, dass zwischen uns wieder in Ordnung zu bringen, konnte ich sie erstaunlich gut händeln, wenn wir uns körperlich näherkamen.

Im Augenwinkel sah ich ihren Freund, der etwas abseits stand und uns ansah. Offensichtlich nicht begeistert ging er zu seinem Wagen und stellte sich so hin, dass er mit dem Rücken zu uns stand. Ich konnte es nicht verhindern, dass sich mein Mundwinkel hob. Er sollte ruhig wissen, dass ich Kat nicht so leicht aufgeben würde.

Nach ein paar Minuten, unterbrach ich dann doch den Kuss, denn ich befürchtete, dass ich sonst nicht mehr aufhören konnte und sie augenblicklich verschlingen würde.

Einen Moment sah sie mich noch an, dann löste sie sich von mir und ging. Während ich sie beobachtete, versuchte ich meine untere Körperregion wieder unter Kontrolle zu bekommen, was alles andere als leicht war.

Jemand schlug mir auf die Schulter und als ich mich umsah, stand Wood neben mir.

„So wie es aussieht, machst du langsam Fortschritte“, bemerkte er ruhig.

„Die Betonung liegt hier auf langsam“, seufzte ich und sah wieder zu Kat.

„Hab Geduld, mein Freund. Selbst ein Blinder würde erkennen, dass ihr beide zusammengehört. Solang du es nicht wieder versaust, ist alles bestens.“

Ich stieß mich vom Baum ab und wandte mich ihm zu. „Warum sollte ich das sein? Es gehören immer zwei dazu.“

Mein Freund lachte und legte mir den Arm auf die Schulter. „Kumpel, es ist meistens der Mann, der es vermasselt. Darauf kann man sich im Grunde immer verlassen.“

Wo wir wieder beim Thema Klischees wären.

„Abwarten. Ich muss jetzt los, mein Bruder will mal wieder irgendwas. Wir sehen uns später.“

Wood nickte und ging selbst zu seinem Wagen.

Kat unterhielt sich währenddessen immer noch mit ihrem Freund und sah nicht sonderlich glücklich dabei aus. Für einen Moment dachte ich darüber nach, zu ihr zu gehen, entschied mich aber dann doch dagegen. Sie wollte Freiraum und den würde ich ihr auch lassen. Für den Augenblick zumindest. Selbst wenn es mir schwerfiel, jetzt einfach zu gehen.

 

Meinen Bruder fand ich wie immer telefonierend auf seiner Terrasse. Er war gerne draußen. Ben meinte einmal zu mir, es gäbe ihm das Gefühl von Freiheit, auch wenn seine Arbeit ihn sehr einengte.

Während ich darauf wartete, dass er fertig wurde, setzte ich mich an den Tisch, auf dem einige Dokumente herumlagen. Als ich diese überflog, stellte ich fest, dass es Geschäftsbriefe der Firma unserer Mutter waren. Ich ahnte schon, warum ich hatte herkommen sollen.

„Entschuldige, aber das verdammte Telefon steht einfach nicht mehr still“, erklärte Ben, als auch er zum Tisch kam.

„Schon gut. Was ist das alles?“, fragte ich ihn und deutete auf die Papiere.

„Ein paar Sachen, die du unterschreiben musst. Ich erkläre dir aber genau, was das alles ist, bevor du sie absegnest.“

„Es passt mir immer noch nicht, dass Mom mich als Inhaber hat eintragen lassen. Ich verstehe nichts von diesem Geschäft“, murrte ich.

„Das kommt schon noch. Und sie hat es für dich getan. Sei doch froh, andere müssen fast ihr Leben lang dafür arbeiten, um da hinzukommen, wo du jetzt bist. Dir hingegen ist es praktisch in den Schoß gefallen.“

„Aber bei dir. So alt bist du jetzt aber auch noch nicht.“

Ben lachte und hielt mir das erste Blatt hin. „Das ist das netteste, was du in letzter Zeit zu mir gesagt hast. Ich hoffe, du wirst nicht krank.“

Schnaubend nahm ich das Blatt und betrachtete es. „Gewöhn dich nicht dran, habe heute einfach einen guten Tag.“

„Könnte das etwas mit einem gewissen Mädchen zu tun haben?“, wollte er von mir wissen.

„Geht dich nichts an. Erklär mir lieber das hier“, wechselte ich das Thema und zum Glück, gab Ben nach.

 

Drei Stunden später und mit schmerzendem Handgelenk, fuhr ich in die Garage und stellte meinen Wagen ab. Im Haus fand ich Will und Alex vor der Glotze, wo sie darüber stritten, welcher Teil der bessere war von Fast and Furios.

„Wisst ihr, wo Wood ist?“, unterbrach ich sie.

„Der ist noch nicht zurück. Keine Ahnung, wo der sich wieder rumtreibt“, antwortete Alex und sah wieder in den Fernseher.

Da es relativ spät geworden war und wir, so wie es aussah, nirgendwo mehr hingehen würden, beschloss ich für diesen Tag Schluss zu machen. Müde stieg ich die Treppe hoch und verschwand in meinem Zimmer.

 

***

 

Am nächsten Morgen, war ich überrascht, als Wood zur Tür hereingestürmt kam, nach oben verschwand und ein paar Minuten später wieder herunterkam.

„Hey, wo warst du?“, fragte ich ihn, als er sich gerade eine Tasse Kaffee einschenkte.

„Weg“, war alles, was ich als Antwort bekam.

„Okay, bekomm ich eine genauere Ausführung oder soll ich raten?“

„Seit wann reicht dir – Weg - nicht mehr aus?“

Irgendetwas verbarg er vor mir und das lag jetzt nicht nur daran, dass er sich recht wortkarg gab, sondern auch daran, dass er mich kaum ansehen konnte.

„Was ist los?“, fragte ich also direkt.

„Nichts, bin nur müde. Ich leg mich wohl doch besser hin. Bis später.“

Die Tasse Kaffee ließ er stehen und verschwand wieder nach oben. Alles klar, jetzt war ich mir sicher, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Doch ich ließ ihn in Ruhe. Wood konnte man zu nichts drängen.

 

Erst am Abend sah ich meinen Freund wieder, aber auch nur, weil er mir und den anderen mitteilte, dass er wegmüsse und wir mit einem Taxi, das er bestellt hätte, zur Party fahren sollten.

Was in aller Welt, heckte dieser Kerl denn nun schon wieder aus?

Es war noch recht früh, daher konnten wir uns entspannt etwas zu trinken besorgen und aufs Sofa fläzen, bevor die Massen anrückten.

Gegen zehn füllte sich das Haus immer mehr und die Luft wurde stetig stickiger. Die Weiber, kamen teils schon betrunken an, was Will und Alex, die Anmache deutlich erleichterte. Alex hatte die Erste bereits nach zehn Minuten abgeschleppt und Will nach zwanzig, aber auch nur, weil er besonders wählerisch an diesem Abend war.

Ich selbst, blieb wo ich war und beobachtete alle um mich herum. Zumindest, bis ein paar Kommilitonen aus einem meiner Kurse mich aufforderten, mit ihnen Bier-Pong zu spielen.

Nach der zweiten Runde, war ich bereits ordentlich angetrunken. Hätten meine Gegner nicht ein paar Würfe versaut, wäre ich wahrscheinlich jetzt voll, denn die Becher waren mit hochprozentigem gefüllt. Jubelnd schlug ich mit den Jungs ein, mit denen ich ein Team gebildet hatte und überlegte ernsthaft, ob ich noch eine Runde spielen sollte.

„Hey Alter, da steckst du ja.“ Wood unterbrach meine Überlegungen und ich sah ihn grinsend an.

„Hab mich nicht versteckt. Wo warst du denn überhaupt?“, wollte ich von ihm wissen.

„Musste da noch was, beziehungsweise jemanden holen.“ Er trat zur Seite und ich musste zweimal hinsehen, um zu begreifen, wer es war.

„Na, das nenne ich mal eine angenehme Überraschung“, bemerkte ich und grinste.

„Bist du betrunken?“, wollte Kat wissen und legte ihren Kopf schief.

„Vielleicht ein bisschen, hast du Lust, dich mir anzuschließen?“, fragte ich sie. Als Antwort, nahm Kat meinen Becher, den ich mir aufgefüllt hatte und trank ihn in einem Zug leer.

„Respekt, noch zwei davon und wir sind auf demselben Level“, erklärte ich und konnte nicht widerstehen. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie an mich. Nicht zuletzt auch deswegen, weil bereits die ersten Kerle um sie herumzuschwänzeln begannen.

Dieses Kleid war aber auch verführerisch, mit den roten Linien, die sich über den schwarzen Stoff zogen. Dazu die hohen, roten Schuhe und der knallige Lippenstift. Wie lange es wohl dauern würde, bis ich ihn von ihren Lippen herunter hatte?

„Ich verzieh mich mal ins Spielzimmer“, teilte Wood mit und verschwand mit einem Grinsen.

„Wie sieht es aus, eine Runde Bier-Pong?“, fragte ich Kat, ohne auf die Bemerkung von meinem Freund einzugehen.

„Ich dachte schon, du fragst nie.“

Sie lächelte mich an, was mich kurz schlucken ließ. Wir stellten uns auf die eine Seite des Tisches, wo bereits alles vorbereitet war. Sie war einfach klasse und ganz besonders, wenn sie die Kerle einen nach dem anderen abzockte.

 

 

„Was ist los mit dir? Du benimmst dich wirklich seltsam.“

Maik lehnte an seinem Wagen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich finde es eben nicht gut, was ihr beide da treibt. Im Grunde verletzt jeder jeden und kann doch nicht vom anderen lassen. Du solltest dich schon entscheiden, was du willst. Entweder gibst du ihm die Chance oder du machst endgültig Schluss mit der ganzen Sache.“

„Du warst es doch, der mich ermutigt hat, mit Connor etwas anzufangen. Und jetzt hört es sich so an, als wärst du dagegen, ihm eventuell noch eine Chance zu geben. Du solltest wohl eher wissen, was du jetzt willst. Außerdem ist es immer noch meine Entscheidung, was ich machen möchte.“ Ich hatte wirklich keine Ahnung, was auf einmal in Maik gefahren war. Am Anfang des Semesters, hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, mich auf Connor treffen zu lassen, wann immer sich die Gelegenheit ergab und Witze darüber gerissen, dass ich doch mal mit ihm ins Bett hüpfen könnte und jetzt diese Szene.

„Ich hätte eben nie gedacht, dass du wieder was mit ihm anfängst. Wenn ich da an unsere Schulzeit denke, haben wir uns immer darüber amüsiert, wenn er mal wieder eins der Dummchen aufgerissen hat und jetzt sieht es fast so aus, als …“ Er brach ab und strich sich durch die Haare.

„Nach was sieht es aus?“, drängte ich ihn.

„So meinte ich das nicht. Ich will nur eben nicht, dass du verletzt wirst“, versuchte er zurückzurudern.

„Doch, du meintest es so, dafür kenne ich dich einfach zu gut. Weißt du was, ich schaue, dass ich anders nach Hause komme. Ich brauche gerade mal etwas Abstand zu dir. Ich weiß, dass es keine leichte Zeit gerade für dich ist, aber das war selbst für dich ganz tiefes Niveau.“

„Es tut mir leid, aber du musst doch zugeben, dass es einfach nur ein Spiel für ihn sein könnte und wenn er bekommt, was er will, er dich abschießt, wie all die anderen“, erklärte Maik.

Ich drehte mich wieder wütend zu ihm um, da ich bereits am Gehen war. „Weißt du was? Er hat schon längst bekommen, was er wollte und Überraschung, er ist noch nicht weg. Ja, wir hatten einen Streit, aber ich bin da nicht ganz unschuldig daran und jetzt versuchen wir das irgendwie zu regeln. Nenn mich naiv, aber für mich sieht es so aus, als wäre es ihm wirklich wichtig, dass das mit uns funktioniert. Was auch immer das ist und wird. Und jetzt, werde ich schauen, wie ich nach Hause komme, bis später.“ Ich war so wütend, was war nur in Maik gefahren?

Ich hatte fast das Ende des Parkplatzes erreicht, als ein Wagen hielt, hupte und mir langsam folgte. Als ich rüber sah, erkannte ich Wood.

„Hey Kleines, soll ich dich mitnehmen?“, fragte er mich mit einem Grinsen.

„Schon gut, ich komm schon heim.“

Er blieb stehen und stieg aus. „Jetzt komm schon, ich würde es dir nicht anbieten, wenn es ein Problem für mich wäre.“

Unschlüssig sah ich mich kurz um, dann ging ich doch zu ihm und stieg ein. Nachdem auch er wieder saß, fuhr er los und ich schnallte mich an. „Danke schön“, meinte ich zu ihm, während ich meine Tasche verstaute. Durch den Pick-up, saß man deutlich höher, was ich gar nicht mal so schlecht fand.

„Kein Problem. Hast du Ärger mit deinem Freund?“

Ich sah ihn kurz an. „Wie kommst du darauf?“

„Tut mir leid, aber ich hab eure kleine Diskussion mitbekommen. Er scheint nicht begeistert davon zu sein, dass du und Connor wieder zusammenkommt.“

„Es steht ja nicht fest, ob wir das tun. Aber du hast recht, er ist alles andere als begeistert, auch wenn ich nicht verstehe, warum.“

„Kann ich dich mal was fragen?“

„Sicher.“

„Was ist das zwischen euch? Ich meine, dieser Maik verhält sich manchmal als währt ihr zusammen. Es sieht für Außenstehende zumindest danach aus.“

Nun drehte ich mich so, dass ich ihn direkt ansehen konnte. „Wir sind Freunde, enge Freunde. Seit wir im Sandkasten spielen konnten, kennen wir uns und haben auch schon das eine oder andere durchgemacht, das schweißt eben zusammen.“

Er lachte kurz. „Sorry und nimm mir das jetzt bitte nicht übel, aber es gibt Freunde und es gibt Freunde. Maik sieht nach einer Art Freund aus, der sich mehr erhofft. Er sucht so oft Körperkontakt zu dir, dass es den Anschein macht, als würde er dich am liebsten in der nächsten Ecke vernaschen. Lief oder läuft da was zwischen euch?“

War das wirklich so?

„Bleibt es unter uns?“, fragte ich nach.

„Wenn du das willst, klar. Ich bin zwar Connors Freund, aber ich habe durchaus Geheimnisse vor ihm.“

Das musste ich ihm wohl glauben. „Es ist schon sehr lange her, da haben wir ein einziges Mal miteinander geschlafen. Keine große Sache und danach haben wir auch nie wieder etwas in dieser Hinsicht miteinander getan oder auch nur darüber gesprochen. Das war einfach nichts für uns, die Freundschaft war uns wichtiger.“

„Ich glaube nicht, dass es das für deinen Freund war. Wie schon gesagt, dafür verhält er sich nicht, wie ein normaler Freund es tut. Wir sind zum Beispiel auch Freunde und trotzdem tatsche ich dich nicht ständig an. Nicht, dass ich es nicht tun würde, wenn du es zulässt, aber verstehst du, worauf ich hinauswill?“

Das tat ich und wenn ich so darüber nachdachte, musste ich ihm recht geben. Maik suchte oft meine Nähe, aber ich hatte es nie als etwas anderes, als eine freundschaftliche Geste gesehen.

Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend, bis wir bei mir waren.

„Willst du noch mit reinkommen?“, fragte ich höflicherweise.

„Gerne.“

Maik war noch nicht da und vielleicht war es auch besser so. Ich ließ meine Tasche neben dem Tresen in der Küche fallen und öffnete den Kühlschrank.

„Also, wir haben Wasser, Limonade, Cola, Energy-Drinks und …“

„Cola wäre toll“, unterbrach mich Wood und ich holte ihm eine und mir ein Dr. Pepper Energy heraus. Ich war neben Kaffee geradezu süchtig danach.

„Eure Bude sieht gut aus, hätte ich gar nicht gedacht. Von außen wirkt es so klein.“

„Ja, ich finde es auch toll hier.“ Ich zeigte auf den Gang rechts von mir. „Die Schlafzimmer gehen nach hinten raus, genauso wie die angrenzenden Bäder. Da man es nicht von außen erkennt, will im Grunde auch niemand wirklich wissen, was sich in diesem Gebäude verbirgt.“

„Wo wir gerade beim Thema Bad sind, kann ich deins mal benutzen?“

„Sicher, die linke Tür führt in mein Zimmer, die Badtür steht offen.“

„Danke, bin gleich zurück.“

„Hey“, rief ich ihm nach. „Bei mir wird sich hingesetzt, klar?“ Wood hielt den Daumen hoch und verschwand in meinem Zimmer. Während ich wartete, machte ich ein paar Sandwiches und legte sie auf einen großen Teller.

 

Als Wood nach zehn Minuten noch nicht zurück war, begann ich mich zu fragen, wo er blieb. Kaum hatte ich meine Zimmertür erreicht, blieb ich wie angewurzelt stehen. „Was tust du da?“, rief ich schon fast, setzte mich wieder in Bewegung und entriss Wood mein Jahrbuch.

„Sorry, ich wollte eigentlich nur mal schauen, was du so liest, aber das hätte ich wirklich nicht erwartet.“ Er zeigte ein durchtriebenes Grinsen. „Das erklärt auch, woher du meinen vollen Namen kennst. Ich hatte mich schon gefragt, woher du ihn erfahren hast, denn ich nenne mich hier nur Wood.“

„Bitte, das darf niemand wissen.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum nicht?“

Stopp, wusste er, wer ich damals war? Ich musste vorsichtig sein und erst mal herausfinden, ob er mich erkannt hatte.

„Ich sehe, wie es in deinem Kopf arbeitet. Lass mich dir helfen, ja? Ich hab dich auf den Bildern erkannt. Süße, du hast ziemlich einzigartige Augen.“

Verdammt!

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett sinken und betrachtete das Buch in meiner Hand. „Hier in L.A. wollte ich neu anfangen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit von zu Hause, jemanden aus der Heimat treffen würde.“

„Warum hast du nichts gesagt, als wir uns das erste Mal gesehen haben?“

„Bitte, fragst du mich das wirklich?“

„Okay, ich kann mir schon denken, warum. Aber ich finde es eher bewundernswert, wie sehr du dich verändert hast. Außerdem liegt das hinter dir, hinter uns. Wir alle haben uns verändert. Gut, der eine mehr, der andere weniger, aber trotzdem, die Schulzeit ist vorbei.“

„Nicht wirklich und das weißt du auch. Du kennst doch Andy, die Schulzeit mit ihr war die Hölle und jetzt, wo sie hier ist, befürchte ich, dass es genau so wird wie damals.“

Er nahm mir das Buch ab und schlug die letzte Seite auf. „Damals, hast du diese Nummer gebracht, hast ihr gezeigt, wo es langgeht, tu es doch auch hier. Ich verstehe wirklich nicht, warum du dir die dummen Kommentare gefallen lässt.“

„Alte Gewohnheiten, legt man schwer ab.“

Mein Blick fiel auf den Spruch, den Connor mir damals ins Buch geschrieben hatte.

 

Es zählt nicht, wer wir sind, sondern was wir tun.

Ein sauberer Tritt, kann vieles verändern.

Connor

 

„Man kann sie ablegen, wenn man will. Wenn du möchtest, helfe ich dir dabei“, bot er mir an.

Ich stand auf und ging zum Regal, wo ich das Buch hinter anderen versteckte. „Mir wäre schon damit geholfen, wenn du niemanden von meiner Vergangenheit erzählst. Was das andere angeht, werde ich darüber nachdenken.“ Nun hielt er mir seine Hand hin und ich ergriff sie.

„Abgemacht. Mach dir keine Sorgen, von mir wird es Connor nicht erfahren. Aber glaub nicht, dass er blöd ist. Auf die eine oder andere Weise wird er es doch herausfinden, da bin ich mir ziemlich sicher.“

„Dann befasse ich mich damit, wenn es so weit ist. Komm, ich hab uns eine Kleinigkeit zu essen gemacht.“

„Super, ich bin schon am Verhungern.“

Wie zum Beweis, fing sein Magen an zu knurren, was mich zum Lachen brachte.

---ENDE DER LESEPROBE---