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Jüdische Geschichte in 100 Miniaturen Wissen Sie, wo die Mazzesinsel liegt? Kennen Sie Fanny von Arnstein oder den Hasen mit den Bernsteinaugen? Österreichs jüdische Geschichte ist so spannend wie vielseitig. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museum Wien, präsentiert unterhaltsam und fundiert eine sehr persönliche Auswahl von 100 jüdischen Persönlichkeiten und Geschichten, die Sie auf keinen Fall versäumen sollten. Aus dem Inhalt: Jüdischer Humor Tora und Tora-Schmuck Das jüdische Burgenland – die Siebengemeinden Das Wienerlied Die Rothschilds Theodor Herzl und die Erfindung des Zionismus Eugenie Schwarzwald und die Reformpädagogik Die Emanzipation der Frauen Koscher in den Bergen Jüdischer Sport Hollywood in Österreich – Österreich in Hollywood Die Shoah und Orte der Erinnerung in Österreich Das Jewish Welcome Service und sein Gründer Leon Zelman Feiern im frühen Jahr: Tu Bischwat und Purim Bar Mizwar und Bat Mizwa u. v. a. Mit zahlreichen Abbildungen in Farbe
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Seitenzahl: 328
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DANIELLE SPERA
JUDENTUM
MIT 136 ABBILDUNGEN
Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at
© 2020 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung und Satz: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Lektorat: Martin Bruny
Gesetzt aus der Ostrich Sans und Museo Sans
ISBN 978-3-99050-171-9
eISBN 978-3-903217-47-8
Alles hat seine Stunde
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde
001»Unsere Stadt« im Mittelalter
002Schlom, der Münzmeister
003Schulhof/Judenplatz – ein Ort der Erinnerung
004Das Ghetto im Unteren Werd
005Samuel Oppenheimer, Samson Wertheimer & Co – die Hoffaktoren
006Das jüdische Burgenland – die Siebengemeinden
007Toleriert in Wien – das Zeitalter von Kaiser Joseph II.
008Die Salonnière Fanny von Arnstein
009Hilde Spiel
010Salonkultur
011Die Revolution von 1848
012Die »israelitische Gemeinde von Wien«
013Der Wiener Stadttempel
014Der Leopoldstädter Tempel
015Die türkische Gemeinde in Wien
016Tora und Tora-Schmuck
017Mikwaot – Orte der spirituellen Reinigung
018Wiener Synagogen
019Das Projekt OT
020Synagogen in den Bundesländern I
021Synagogen in den Bundesländern II
022Österreichische Rabbiner. Eine Auswahl
023Kantoren
024Die Gemeinde Hohenems – 400 Jahre jüdische Geschichte
025Der Wiener Jüdische Chor
026Jüdische Friedhöfe in Wien
027Chewra Kadischa – die heilige Bruderschaft
028Die Wiener Ringstraße I
029Die Wiener Ringstraße II
030Hotels an der Ringstraße
031Jüdische Armut und das Zedaka-Gebot
032Die Rothschilds
033Familie Ephrussi
034Familie Gomperz
035Mäzenatentum
036Jüdische Mediziner
037Jüdische Spitäler
038Sigmund Freud und die Erfindung der Psychoanalyse
039Das Maimonides-Zentrum
040Die Moderne. Wien um 1900
041Secession und Wiener Werkstätte
042Die Kaufhauskultur
043Die Universität Wien
044Wiener jüdische Philosophen. Eine Auswahl
045Jüdische Forscher. Eine Auswahl
046Architektur
047Theodor Herzl und die Erfindung des Zionismus
048Jüdische Blattmacher
049Pionierinnen des Tanzes
050Der Wiener Bürgermeister von Jerusalem: Teddy Kollek
051Israel in Wien
052Hakoah
053Jüdischer Sport: Schwimmen, Fußball
054Die Ottakringer Brauerei – Familie Kuffner
055Das Rote Wien
056Hans Kelsen und die österreichische Bundesverfassung
057Eugenie Schwarzwald und die Reformpädagogik
058Die Emanzipation der Frauen
059Künstlerinnen
060Hedy Lamarr. Einfach kompliziert
061Der Wiener Prater
062Zwischen Donaukanal und Donau: die Mazzesinsel
063Humor
064Hollywood in Österreich – Österreich in Hollywood
065Die Tante Jolesch
066Kaffeehausliteratur
067Literatur und die Neuordnung Europas
068Die Wiener Cafés
069Musik und Mentoren
070Die Salzburger Festspiele
071Koscher in den Bergen
072Jiddisch im Wienerischen
073Das Wienerlied
074Die Stadt ohne Juden
075Kindertransporte
076Der gelbe Stern oder Die Geschichte von Kurt und Ilse Mezei
077Sammellager, Deportationen und das Zeugnis der Mignon Langnas
078Simon Wiesenthal und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien
079Die Shoah und Orte der Erinnerung in Österreich
080Die Nachkriegszeit und der schwierige Neustart
081Max Berger und Margit Dobronyi.Zwei Protagonisten des jüdischen Nachkriegs-Wien
082Die Entwicklung der vierten Gemeinde
083Restitution
084Das Jüdische Museum Wien. Ein lebendiger Begegnungsort
085Das Palais Eskeles
086Hebräischer Buchdruck in Wien und die jüdische Bibliothek
087Phantastischer Realismus
088Das Jewish Welcome Service und sein Gründer Leon Zelman
089Mesusa – ein wichtiges jüdisches Symbol
090Die Zehn Gebote
091Schabbat – der Ruhetag der Woche
092Feiern im frühen Frühjahr – Tu Bischwat und Purim
093Das Pessach-Fest – einer der wichtigsten Feiertage
094Erinnerung an die Schöpfung und Zeit der Reflexion
095Ein Chanukka-Leuchter aus Sarajevo
096Bar Mizwa und Bat Mizwa
097Brit Mila
098Mehr als eine Zeremonie: die jüdische Hochzeit
099Der Wiener Eruv – eine wichtige virtuelle Grenze
100Koscher. Essen und Tradition im Judentum
Grundlegende Begriffe aus dem Judentum
Bildnachweis
Literatur
Namenregister
Mitten in den letzten Vorbereitungen für die große Arik-Brauer-Ausstellung im Jüdischen Museum im April 2019 erreichte mich die Anfrage des Amalthea Verlags, ob ich nicht ein Buch zum Thema 100 x Judentum verfassen möchte. Über dieses Angebot freute ich mich ganz besonders, waren doch wenige Wochen zuvor meine Eltern nur zehn Tage nacheinander für immer eingeschlafen, und ich kam auf andere Gedanken. 100 Themen zum österreichischen Judentum zu beschreiben, empfand ich als reizvolle Aufgabe. Wobei ich nicht verhehlen möchte, dass mich Listen, wie »Die 100 besten …« oder »Die 100 wichtigsten …« immer eher skeptisch hinterlassen. Wer erstellt solche Listen und nach welchen Kriterien? Meist sind es Listen, die nach Best-of klingen, tatsächlich aber die persönlichen Ansichten der Verfasserinnen und Verfasser widerspiegeln.
100 Themen zum Judentum zusammenzustellen, die für die Allgemeinheit interessant sind, sollte keine allzu schwierige Übung sein. Allerdings gibt es bereits zahlreiche Publikationen, die überblicksartig das Judentum beschreiben: Von 99 Fragen zum Judentum bis hin zu Die 101 wichtigsten Fragen – Judentum. In unserem Fall geht es aber um 100 Themen, die das Judentum und Österreich umfassen. In diesem Sinn habe ich eine Liste erstellt, die wie Best-of-Listen auch sehr subjektiv ist. Österreichisch-jüdische Geschichte und Geschichten, die Bedeutung jüdischer Österreicherinnen für die Gesellschaft (zum Beispiel Fanny von Arnstein, Berta Zuckerkandl, Eugenie Schwarzwald oder Hilde Spiel), Kunst und Künstler, Sportklubs und Sportler, jüdischer Humor, Religion, wichtige Persönlichkeiten und vieles andere mehr habe ich in »meine« Liste aufgenommen. Meine Richtschnur war, auch zu zeigen, was österreichische Jüdinnen und Juden zur Entwicklung unseres Landes beigetragen haben, in vielen verschiedenen und ganz unterschiedlichen Bereichen: von der Wissenschaft, Medizin, Musik, Kunst, als Mäzene bis hin zur Infrastruktur – denken wir nur an den Bau der Ringstraße beziehungsweise die Errichtung der ersten Eisenbahnlinien in Österreich.
Was sich trotz aller Leichtigkeit durch dieses Buch zieht, ist, dass es in einem Teil der Kapitel dieses Buchs um tragische Entwicklungen in der österreichisch-jüdischen Geschichte geht. Die Geschichte des österreichischen Judentums ist keine kontinuierliche, sondern eine Geschichte mit vielen Brüchen. Von der dramatischen Zerstörung der ersten jüdischen Gemeinde in Wien 1421 bis hin zur Shoah. Gegen jeden Widerstand ist es aber gelungen, nach der schlimmsten Zäsur in der Geschichte Österreichs wieder eine erfolgreiche jüdische Gemeinde aufzubauen.
Theodor Herzls Victoria Blitz, eines der ersten Fahrräder von Opel, im Jüdischen Museum Wien
Die Zahl 100 ist im Judentum ein positives Symbol. Abraham soll im Alter von 100 Jahren seinen Sohn gezeugt haben: »Gott sagte zu Abraham: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.« (Genesis 15, 5). Abrahams Frau, Sarah, wollte nicht glauben, dass sie im hohen Alter noch ein Kind bekommen sollte. Sie lachte. Daher nannten sie den Sohn, der ihnen geboren wurde, Yitzhak (Isaak), was so viel wie Gelächter bedeutet.
Humor und Lachen sind in der jüdischen Tradition fest verankert. Humor hat immer wieder geholfen, die schwierigsten Situationen leichter zu bewältigen. Einer meiner Lieblingswitze zum Thema Ausweglosigkeit lautet wie folgt:
In einem Reisebüro erkundigte sich nach dem »Anschluss« 1938 ein Wiener Jude nach Auswanderungsmöglichkeiten. Die Mitarbeiterin des Reisebüros hatte den Globus vor sich und fuhr mit dem Finger von Land zu Land und sagte: »Auswanderung nach Palästina ist gesperrt, die amerikanische Quote ist bereits vergriffen, Visum für England ist sehr schwer zu bekommen, für China, Paraguay und Brasilien braucht man finanzielle Garantien, Polen erlaubt selbst polnischen Juden keine Wiedereinreise.« Der Jude deutete resignierend mit dem Zeigefinger auf den Globus und fragte: »Und außer dem da haben Sie nichts?«
Dieser Witz steht repräsentativ für den jüdischen Humor, denn ein Witz wird nicht um der Pointe wegen erzählt, er bietet Anlass zum Nachdenken und endet meist in Weisheit.
Die Kunst, Humor mit religiösem Wissen, Philosophie und Erkenntnis zu vereinen und genauso auch weiterzugeben, beherrscht kaum jemand besser als Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg. Ich bin dankbar, dass ich seit vielen Jahren einmal in der Woche seine Schiurim (Lehreinheiten) besuchen darf und für die Einsichten, die ich daraus gewinne. Vieles davon fand in diesem Buch Niederschlag.
Bedanken möchte ich mich auch bei einigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Jüdischen Museum Wien, die mich bei der Recherche, vor allem dem Auffinden von passenden Illustrationen zu den verschiedenen Kapiteln, unterstützt haben: Theresa Absolon, Domagoj Akrap, Benno Hiti, Gabriele Kohlbauer- Fritz, Denise Landau, Jakob Sebök, Adina Seeger, Nikola Stupar, Julia Windegger und Astrid Peterle für den finalen Blick und ihre kontinuierliche Unterstützung. Auch Alfred Stalzer sei gedankt, Josef Polleross, Stefan Fuhrer, Ouriel Morgensztern und Alexander Wulz haben mir ihre wunderbaren Fotos zur Verfügung gestellt. Mein lieber Freund Harry Weber, der uns leider bereits für immer verlassen hat, fotografierte im Auftrag des Jüdischen Museums Wien in den 1990er-Jahren die jüdische Gemeinde. Auch ihm verdanken wir einige herausragende Fotos in diesem Buch. Arik Brauer danke ich, dass ich sein großartiges Bild zum Thema »Jiddisch im Wienerischen« verwenden darf, sowie Andrew Mezvinsky für seine Zeichnung der mittelalterlichen Synagoge. Katarzyna Lutecka und Madeleine Pichler vom Amalthea Verlag möchte ich für die hervorragende Idee und ihre Geduld danken. Meiner Tochter Debbie, die mir jeden Abend beim Schreiben aufmunternde Worte zurief, bevor sie schlafen ging, Racheli und Sammy, die mich per FaceTime immer wieder neu inspirierten, und meinem Mann, der oft bis spät in die Nacht auf mich wartete, wenn ich an diesem Buch schrieb.
Nun ist das Buch fertig, und wir befinden uns mitten in der Covid-19-Krise mit nur einer schwachen Perspektive auf Besserung. In schwierigen Zeiten so wie jetzt finde ich Kraft in den Ketuvim, den Schriften des Tanach, die viel Weisheit bieten und uns belehren, angesichts der Unbeständigkeit und Wechselhaftigkeit des Lebens Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. Hier in verkürzter Form eines der für mich wichtigsten Zitate aus dem Buch Kohelet (Prediger), das im jüdischen Jahreskreis zum Laubhüttenfest (Sukkot) gelesen wird:
»Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit. Eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben. Eine Zeit zum Pflanzen, eine Zeit zum Ernten. Eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen. Eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz. Eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen. Eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren. Eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen. Eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden. Eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen. Eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.« Kohelet 3 (1–8)
In Wien trafen über die Jahrhunderte hinweg verschiedene Riten und Gebräuche aufeinander. Wien war Heimat für Orthodoxe und Neologen, für eine große aschkenasische und eine kleine sephardische Gemeinde. Von Wien aus ging Theodor Herzl seinen für das Judentum so bedeutenden Weg. Wien, die Residenz- und Hauptstadt der Donaumonarchie, wirkte auch durch die geopolitische Lage im Zentrum Europas als Anziehungsort für die Juden aus dem Osten des Habsburgerreiches. Durch den bedeutenden Anteil der Jüdinnen und Juden an der Entwicklung der Wissenschaft, Kunst, Kultur, Wirtschaft, Infrastruktur wurde Wien zum Zentrum kultureller Blüte, geistiger Entwicklung und Vielfalt, allerdings begleitet von Antisemitismus und Diskriminierung.
1938 stellte eine Zäsur dar mit der Verfolgung, Vertreibung und letztendlich der Ermordung der österreichischen Jüdinnen und Juden. 120 000 konnten aus ihrer Heimat flüchten. Nur einige Länder waren bereit, sie aufzunehmen, sonst hätten sicherlich mehr Menschen gerettet werden können. 65 000 wurden ermordet. Von der einst größten jüdischen Gemeinde im deutschsprachigen Raum blieb kaum etwas übrig. Wenige überlebten als »U-Boote« versteckt oder durch »Mischehen« geschützt. Jüdische Geschäfte, Firmen, Häuser, Wohnungen, Fahrzeuge, Kunstwerke, Sparkonten, alle materiellen Werte wurden enteignet und verteilt. Auch deshalb blieb nach dem Ende des Weltkrieges eine Einladung an die Vertriebenen zur Rückkehr aus.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945 ist eine Geschichte des Neubeginns: Nur wenige der Überlebenden der Konzentrationslager und der vertriebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde wollten in ihre Heimatstadt zurückkehren. Der Weg zur heutigen Gemeinde war schwierig – eine Geschichte der Immigration: zunächst aus den östlichen Nachbarländern, dann aus der ehemaligen Sowjetunion, vor allem aus dem zentralasiatischen Raum. Gegen den Widerstand der österreichischen Nachkriegspolitik entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte wieder eine kleine, aber vielschichtige und lebendige Gemeinde mit aktuell etwa 8000 Mitgliedern.
Ein Rückblick:
906: In der Zollordnung von Raffelstetten (Oberösterreich) werden jüdische Kaufleute auf österreichischem Gebiet erwähnt.
1194: Herzog Leopold V. von Österreich setzt Schlom als Münzmeister ein. Er ist der erste Jude, der nachweislich mit seiner Familie in Wien lebt. Wenige Jahre später wird er von Kreuzrittern ermordet.
1204: Erwähnung einer Synagoge in Wien.
1238: Kaiser Friedrich II. nimmt die Juden Wiens als sogenannte »Kammerknechte« unter seinen Schutz.
1244: Herzog Friedrich II. (der Streitbare) erlässt das »Erste Judenprivileg«.
1267: Die Kirche verbietet gesellschaftlichen Umgang von Christen und Juden und schreibt Jüdinnen und Juden eine Kleiderordnung vor.
1338: Pogrome gegen die Jüdinnen und Juden ausgehend von Pulkau nach der Beschuldigung einer Hostienschändung.
1406: Großbrand in der Wiener Judenstadt, gefolgt von Plünderungen.
1420/21: Herzog Albrecht V. lässt die Jüdinnen und Juden aus Wien vertreiben, die Begüterten werden auf der Erdberger Lände verbrannt. Die Synagoge (am heutigen Judenplatz) wird zerstört.
1495/98: Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus der Steiermark, Kärnten und Salzburg.
1551: Kennzeichnungspflicht für Juden in den österreichischen Ländern: Sie müssen einen gelben Ring auf ihrer Kleidung befestigen.
1571: Sieben privilegierte jüdische Familien werden von Maximilian II. in Wien angesiedelt.
Ab 1584: Einzelne »hofbefreite« (befreit von Mauten, Zöllen und kommunalen Abgaben) Juden lassen sich in Wien nieder, für sie gilt die Kennzeichnungspflicht nicht.
Um 1600: Es etabliert sich eine jüdische Gemeinde mit den verschiedenen Institutionen, Synagogen, Mikwe, Friedhof etc.
1624/25: Die Jüdinnen und Juden werden in ein aus 14 Häusern bestehendes Ghetto im Unteren Werd verwiesen. Die Wiener Judenstadt wächst in den folgenden Jahrzehnten auf 132 Häuser an.
1652: Die Wiener jüdische Gemeinde leistet jährlich 10 000 Gulden Steuer, um ihre Vertreibung zu verhindern.
Ab 1660: Die anhaltenden Proteste der Wiener Kaufleute gegen die Juden verstärken sich.
1668: Ein Brand in der Hofburg wird den Juden angelastet.
1669: Ausschreitungen gegen die Jüdinnen und Juden fordern einige Todesopfer.
1670: Kaiser Leopold I. veranlasst aus religiösen und wirtschaftlichen Motiven die zweite Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus Stadt und Land. Die ehemalige »Judenstadt« wird zur Leopoldstadt (heute 2. Wiener Gemeindebezirk).
Um 1680: Samuel Oppenheimer und danach Samson Wertheimer erhalten das Privileg, als Hoffaktoren nach Wien zu kommen. Sie sind vor allem als Heereslieferanten und Vermittler internationaler Darlehensgeschäfte für das Kaiserhaus tätig.
1683: Zweite Wiener Türkenbelagerung: Samuel Oppenheimer finanziert und versorgt die Verteidigung und das Heer.
Um 1700: Etwa zehn privilegierte jüdische Familien leben in Wien.
1703: Der Tod Samuel Oppenheimers löst eine Finanzkrise aus. Über seinen Nachlass wird der Bankrott erklärt, die Schulden des Kaisers von fünf Millionen Gulden werden nicht zurückgezahlt.
1718–1736: Aufgrund der Friedensverträge mit dem Osmanischen Reich werden den sephardischen Jüdinnen und Juden, die Untertanen des Sultans sind, mehr Freiheiten im Habsburgerreich eingeräumt, was die Bildung einer rechtlich anerkannten Gemeinde möglich macht.
1763: Gründung der Wiener Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft). Zu diesem Zeitpunkt leben 600 Jüdinnen und Juden in Wien.
1764: Kaiserin Maria Theresia erlässt eine restriktive Judenordnung, die starke Einschränkungen mit sich bringt.
1781: Ein Hofdekret von Joseph II. verbietet die Einhebung der Leibmaut, einer seit dem Mittelalter gültigen Passiergebühr für Jüdinnen und Juden.
1782: Joseph II. erlässt das Toleranzpatent, das zwar zahlreiche diskriminierende Verordnungen aufhebt, den Zuzug aber weiterhin auf wohlhabende Juden beschränkt. Als Tolerierte gelten die männlichen Familienoberhäupter. Weiterhin dürfen die Wiener Juden keine Gemeinde gründen.
1788: Juden werden für den Militärdienst tauglich befunden und dürfen in der k. u. k. Armee dienen.
1789: Als erster Jude wird der Tabakverleger Israel Hönig (1724–1808) in den Adelsstand erhoben.
1812: Franz I. gestattet unter dem Eindruck der antinapoleonischen Loyalität und Spendenfreudigkeit der Wiener Jüdinnen und Juden die Eröffnung eines Bethauses und einer Schule im Dempfingerhof (Seitenstettengasse). Einzelne Jüdinnen und Juden werden in den Adelsstand erhoben, ihre Salons sind kulturelle Mittelpunkte (zum Beispiel jene von Fanny von Arnstein und Cäcilie von Eskeles).
1826: Einweihung des von Josef Kornhäusel gebauten Stadttempels.
1848: Zahlreiche Jüdinnen und Juden engagieren sich in der bürgerlichen Revolution. Der jüdische Student Heinrich Spitzer wird das erste Opfer der Märzrevolution.
1852: Gründung der »Israelitischen Cultus- Gemeinde« mit provisorischem Gemeindestatut. Zunehmende jüdische Einwanderung aus der Monarchie nach Wien.
1867: Das Staatsgrundgesetz sorgt für die bürgerliche Gleichstellung aller Österreicherinnen und Österreicher, auch der Jüdinnen und Juden. Gleichzeitig erstarkt der Antisemitismus.
1890: Einführung des Israelitengesetzes zur Regelung der »äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgemeinschaft«.
1895: In Wien wird das erste jüdische Museum der Welt gegründet.
1896: Mit der Publikation Der Judenstaat begründet Theodor Herzl den politischen Zionismus.
Ab 1897: Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger wendet Antisemitismus als politische Strategie an.
1909: Gründung des Sportvereins Hakoah.
1914: Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Viele Juden melden sich aus Solidarität für Kaiser Franz Joseph freiwillig zur Armee. Jüdische Flüchtlinge aus den östlichen Kriegsgebieten gelangen in großer Zahl nach Wien.
1918: Ende des Ersten Weltkrieges, Gründung der Republik Deutschösterreich (ab 1919 Republik Österreich). 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung Österreichs leben nun in Wien.
1919: Gründung des ersten jüdischen Privatrealgymnasiums durch Zwi Perez Chajes.
1923: Die jüdische Bevölkerung Wiens erreicht mit 201 513 Personen den Höchststand.
1924/25: Der jüdische Sportverein Hakoah wird österreichischer Fußballmeister.
1925: Der XIV. Zionistische Weltkongress findet in Wien statt. In der Stadt kommt es zu Demonstrationen und antisemitischen Ausschreitungen.
1933: Adolf Hitler wird Reichskanzler in Deutschland, zahlreiche Jüdinnen und Juden flüchten nach Wien. Errichtung des austrofaschistischen Regimes unter Engelbert Dollfuß in Österreich.
1934: Engelbert Dollfuß wird von Nationalsozialisten ermordet.
1936: Unterzeichnung des Juliabkommens mit NS-Deutschland, die Amnestie für die österreichischen Nationalsozialisten führt zu einem starken Anstieg antisemitischer Übergriffe.
12. März 1938: Einmarsch deutscher Truppen in Österreich. Unmittelbar darauf beginnt auch hier die massive Verfolgung und in der Folge die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung.
März bis Juni 1938: Pogromartige Ausschreitungen, erste Deportationen in das Konzentrationslager Dachau, Einführung der »Nürnberger Rassegesetze«. Nach Wiederaufnahme der Amtstätigkeit der Kultusgemeinde unter der Kontrolle von Adolf Eichmann wird eine offizielle »Auswanderung« möglich.
Sommer/Herbst 1938: Zahlreiche diskriminierende Erlässe und Verordnungen, Enteignung (»Arisierung«) und Schließung vieler Geschäfte.
9./10. November 1938: Novemberpogrom – Devastierung oder Inbrandsetzung aller Wiener Synagogen und Bethäuser. Festnahme von mehr als 6500 Jüdinnen und Juden.
Bis Mai 1939: Rund 100 000 Jüdinnen und Juden haben das Gebiet des ehemaligen Österreich verlassen.
Oktober 1941: Beginn der Massendeportationen aus Wien.
November 1942: Die Israelitische Kultusgemeinde wird aufgelöst, ihr Besitz fällt an das Deutsche Reich. Die Aufgaben übernimmt der Ältestenrat der Juden in Wien. 65 459 österreichische Jüdinnen und Juden werden in Vernichtungs- und Konzentrationslagern ermordet. Nur wenige erleben die Befreiung in Österreich.
April 1945: Mit der Befreiung Wiens durch die Rote Armee am 13. April können die wenigen überlebenden Jüdinnen und Juden erstmals wieder in die Öffentlichkeit. Neugründung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG).
September 1945: Provisorische Wiedereröffnung des Stadttempels, der als einziges jüdisches Gotteshaus Wiens im Novemberpogrom nicht vollständig zerstört wurde.
1945: Tausende Displaced Persons gelangen nach Wien und in die amerikanische und französische Zone in Westösterreich. Ein großer Teil sind Jüdinnen und Juden, ihre Ziele sind Palästina und die USA. Unter dem Druck der Alliierten beginnt die österreichische Regierung nur widerwillig mit der Restitution an die jüdischen Opfer des NS-Regimes.
1946: Im April finden die ersten Kultuswahlen statt, bei denen alle Mitglieder der IKG, die seit mindestens drei Monaten ihren Wohnsitz in Wien haben, wahlberechtigt sind.
1947: Simon Wiesenthal gründet das Jüdische Dokumentationszentrum in Linz, wo er es bis 1954 betreibt.
1948: Mit Akiba Eisenberg erhält die jüdische Gemeinde wieder einen Oberrabbiner. Durch die Staatsgründung Israels wird die Einwanderung legalisiert. Die Zahl der jüdischen Displaced Persons in Österreich nimmt dadurch ab. Die österreichische Regierung verweigert ein Ansuchen der IKG, eine Anleihe auf herrenloses Vermögen aufnehmen zu können. Die Regierung beschließt, »minderbelastete« Nationalsozialisten zu rehabilitieren.
1949: Überführung der Gebeine Theodor Herzls nach Israel.
1950: Mehr als 6500 Jüdinnen und Juden sind in Wien gemeldet.
1955: Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags und Abzug der Alliierten.
1956: 17 000 Jüdinnen und Juden aus Ungarn flüchten im Zuge des sogenannten »Ungarnaufstands« nach Österreich.
1960: Die Bnai-Brith-Loge zur Förderung von Toleranz, Humanität und Wohlfahrt wird als Zwi-Perez-Chajes-Loge wiederbegründet.
1961: Adolf Eichmann wird in Jerusalem zum Tode verurteilt. Simon Wiesenthal eröffnet das Jüdische Dokumentationszentrum in Wien.
1960er-Jahre bis 1986: 300 000 sowjetische Jüdinnen und Juden emigrieren via Österreich nach Israel und in die USA. Einige bleiben in Wien oder kommen hierher zurück.
1970: Bruno Kreisky wird Bundeskanzler.
1972: Gründung des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt. Eröffnung des jüdischen Elternheimes Sanatorium Maimonides-Zentrum in der Wiener Bauernfeldgasse. Die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir besucht das Transitlager Schönau, in dem jüdische Migrantinnen und Migranten aus der Sowjetunion untergebracht sind.
1976: 150-Jahr-Jubiläum des Wiener Stadttempels. Im Juni wird das jüdische Mahnmal in Mauthausen enthüllt.
1980: Gründung des Sephardischen Klubs mit Bethaus in der Tempelgasse. Leon Zelman gründet den Jewish Welcome Service Vienna. Eröffnung des jüdischen Gemeindezentrums in der Seitenstettengasse. Beginn der Instandsetzung des Friedhofs in der Seegasse.
1981: Beim Anschlag eines palästinensischen Terrorkommandos auf das Gemeindezentrum in der Seitenstettengasse werden zwei Menschen getötet und mehrere verletzt.
1983: Oberrabbiner Akiba Eisenberg stirbt. Sein Sohn Paul Chaim Eisenberg wird sein Nachfolger.
1984: Wiedereröffnung der Zwi-Perez-Chajes-Schule.
1985: Palästinensischer Anschlag auf den Schalter der israelischen Fluglinie El Al am Flughafen Schwechat. Vier Menschen werden getötet, 40 verletzt.
1986: Durch die sogenannte Waldheim-Affäre kommt es erstmals zu Auseinandersetzungen um die Beteiligung und (Mit-)Schuld der Österreicherinnen und Österreicher am nationalsozialistischen Regime, an den Kriegsverbrechen und der Shoah.
1988: Auf Initiative von Bürgermeister Helmut Zilk wird ein neues Jüdisches Museum der Stadt Wien gegründet. Alfred Hrdlickas Mahnmal gegen Krieg und Faschismus vor der Albertina wird präsentiert. Wiedereröffnung des renovierten Stadttempels.
1991: Bundeskanzler Franz Vranitzky hält im Parlament eine Rede zur Mitverantwortung der Österreicher am Zweiten Weltkrieg, an den Kriegsverbrechen und der Shoah. Das Jüdische Museum Hohenems wird eröffnet.
1993: Am 18. November wird das Jüdische Museum Wien im Palais Eskeles eröffnet.
1994: ESRA, eine Initiative zur psychosozialen und soziokulturellen Integration, insbesondere der Opfer der Shoah, wird gegründet.
1995: Gründung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus.
1996: Auf dem Judenplatz werden Reste einer mittelalterlichen Synagoge entdeckt.
1998: Das Jüdische Berufliche Bildungszentrum JBBZ beginnt seine Lehrtätigkeit. Der Nationalrat beschließt im Dezember das Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen aus den österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen (Kunstrückgabegesetz).
1999: Eröffnung des Lauder-Chabad-Campus im Augarten. Der Wiener Gemeinderat beschließt die Rückgabe von Kunst- und Kulturgegenständen, die während der NS-Zeit von Einrichtungen der Stadt Wien erworben worden waren.
2000: Enthüllung des von der britischen Künstlerin Rachel Whiteread gestalteten Mahnmals für die 65 000 österreichisch-jüdischen Opfer der Shoah. Eröffnung des Museums am Judenplatz. Der Österreichische Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit wird ins Leben gerufen, um freiwillige Zahlungen aus Österreich an Opfer der NS-Zwangsarbeit zu leisten.
2001: Das Washingtoner Abkommen wird von Österreich und den USA unterzeichnet. Es beinhaltet die Einigung über die noch offenen Restitutionsfragen zwischen der Republik Österreich, den USA, den Opferorganisationen und den klagenden Anwälten.
2003: Die Lauder Business School wird in Wien eröffnet.
2004: Der Zukunftsfonds der Republik Österreich wird geschaffen. Er soll unter anderem Projekte fördern, die dem Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes dienen.
2005: Simon Wiesenthal stirbt am 20. September in Wien.
2008: Der neue IKG-Campus mit der Zwi-Perez-Chajes-Schule, dem Maimonides-Elternheim und dem Hakoah-Sport- und Freizeitzentrum wird eröffnet. Die österreichische Bundesregierung beschließt die Errichtung des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust- Studien.
2011: Die European Maccabi Games finden erstmals nach 1945 in einem deutschsprachigen Land statt. Mehr als 2000 jüdische Sportlerinnen und Sportler ziehen im Rahmen der Eröffnungszeremonie auf dem Wiener Rathausplatz ein.
2013: Das Jüdische Museum Wien feiert den 25. Jahrestag seiner Gründung und sein 20- jähriges Bestehen im Palais Eskeles mit der Eröffnung der neuen permanenten Ausstellung Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute.
2014: Grundsteinlegung für das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien. Es wird 2017 eröffnet.
2017: Am 7. September wird nach langen Diskussionen das Mahnmal Aspangbahnhof enthüllt. Es erinnert an die Jüdinnen und Juden, die in die Konzentrationslager und Vernichtungslager nach Osteuropa deportiert wurden. In Mattersburg wird eine Gedenkstätte für die ermordeten Jüdinnen und Juden eröffnet.
2018: Zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms wird das Projekt OT der Öffentlichkeit übergeben. Einheitliche Lichtobjekte wurden an jenen Orten errichtet, an denen sich in Wien vor 1938 Synagogen befanden.
Bereits seit der Zeitenwende lebten Jüdinnen und Juden in Europa. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem durch den römischen Kaiser Titus im Jahr 70 nach der Zeitenwende kam es zu einer Abwanderung aus der römischen Provinz Judäa bis nach Europa. Eine jüdische Ansiedlung auf heutigem österreichischen Boden in dieser Zeit ist nicht nachweisbar. Dass Jüdinnen und Juden hier lebten, scheint aber möglich. 2008 wurde in einem Gräberfeld in Halbturn im Burgenland in einem römischen Kindergrab aus dem 3. Jahrhundert ein Amulett gefunden, beschriftet mit Worten aus dem wichtigsten jüdischen Gebet, dem Schma Israel (Höre Israel). Dieser Fund der Archäologinnen und Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien ist das bisher älteste Zeugnis jüdischen Lebens in Österreich.
In der Zollordnung von Raffelstetten in Oberösterreich, die zwischen 903 und 906 zur Regelung der Zolleinnahmen erlassen wurde, werden Juden und andere Kaufleute genannt. Ab dem 13. Jahrhundert siedelten sich Jüdinnen und Juden um den heutigen Judenplatz an. In dieser Zeit gewann Wien als Herzogstadt der Babenberger an Bedeutung.
Das jüdische Viertel Wiens im Mittelalter (Computersimulation)
Plan des Judenviertels in Wien, Innere Stadt, 1421
Das jüdische Viertel entstand entlang der heutigen Wipplingerstraße, damals eine wichtige Handels- und Durchzugsstraße.
Um die Synagoge auf dem heutigen Judenplatz wurde das jüdische Viertel gebildet, das aber kein Ghetto war. Niemand war gezwungen, dort zu wohnen. Viele religiöse Feste wurden im Freien abgehalten, sodass Juden die christlichen Feste und Christen die jüdischen Feste miterleben konnten. Ein fruchtbares Miteinander entstand, Juden und Christen lebten größtenteils ohne Konflikte friedlich zusammen.
Die Städte stellten im Mittelalter Zentren von Handel, Verkehr und Handwerk dar. Für die wirtschaftliche Entwicklung waren Kredite wichtig. Da es Christen verboten war, Geld gegen Zinsen zu verleihen, siedelten die Landesherren Juden als Geldleiher an. Für die Wiener Juden wurden 1238 von Kaiser Friedrich II. und 1244 vom Babenberger Herzog Friedrich dem Streitbaren Privilegien ausgestellt, die ihnen freie Religionsausübung, eine unabhängige Gerichtsbarkeit und faire Behandlung zusicherten. Im Gegenzug sollten sie die Pfand- und Geldleihe betreiben. Das jüdische Viertel entstand daher in unmittelbarer Nähe der Residenz der Babenberger, Am Hof. Es umfasste Privathäuser sowie die Synagoge, und es entwickelte sich eine Gemeinde-Infrastruktur mit einem Fleischhof, einer Bäckerei, einer Schule, einem Krankenhaus, Badehaus, wahrscheinlich einer Mikwe (einem rituellen Bad) und einem Friedhof außerhalb der Stadt, vermutlich vor dem Kärntnertor.
Die Gemeinde zählte in ihrer Blütezeit etwa 800 Mitglieder, das waren fünf Prozent der Stadtbevölkerung. Die mittelalterliche Stadt Wien umfasste nur den heutigen 1. Bezirk. Aufgrund der Zerstörung der deutschen jüdischen Gemeinden im Zusammenhang mit den Pestpogromen entwickelte sich Wien zu einem Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit. Isaak ben Mose, der nach seinem Hauptwerk Or Sarua benannt ist, war eine große rabbinische Autorität weit über Wien hinaus. Er sprach von »unserer Stadt Wien«. Auch einige andere Rabbiner wie Israel von Krems, Abraham Klausner und Israel Isserlein verfassten auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich Werke und erstellten Rechtsgutachten, die bis heute Gültigkeit haben. Abgesehen von den religiösen Autoritäten gab es im jüdischen Viertel Schneider, Schuster, Fleischhauer, Hebammen und Ärzte. 1420/21 wurden die Gemeinde und ihre Infrastruktur brutal zerstört. Diese erste organisierte Vertreibung und Ermordung der Wiener Jüdinnen und Juden ging als Wiener Gesera (Verhängnis) in die Geschichte ein. Eine in Judendeutsch verfasste Chronik schildert die Ereignisse vom Aussetzen der ärmeren Gemeindemitglieder auf der Donau bis zur Verbrennung von mehr als 200 wohlhabenden Jüdinnen und Juden auf dem Scheiterhaufen auf der Erdberger Lände am 12. März 1421.
Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge am heutigen Judenplatz von Andrew Mezvinsky
Die Ursprünge des heutigen Österreich gehen auf das 10. Jahrhundert zurück. Die Babenberger, die hier regierten, machten zunächst Pöchlarn, später Melk und schließlich durch Heinrich II. Jasomirgott (1107–1177) Wien zur Residenzstadt. Wenig später lassen sich fixe jüdische Niederlassungen auf dem heutigen Gebiet von Österreich nachweisen, vor allem an den Handelswegen und in dem neu geförderten Städtewesen.
Der erste Jude, der in Wien urkundlich erwähnt wird, war Ende des 12. Jahrhunderts Schlom. Er wurde vom Babenbergerherzog Leopold V. (1157–1194) nach Wien geholt. Man könnte ihn heute als den ersten Banker im Land bezeichnen. Woher Schlom kam, ist nicht bekannt, genannt wird Regensburg, aber auch Böhmen. Leopold V. ernannte ihn zum Münzmeister. Schlom wurde somit zu einem Amtsträger des Herzogs. Zu diesem Zeitpunkt erhielt Leopold V. das englische Lösegeld für die Freilassung von König Richard Löwenherz in Form von Silberbarren. Münzmeister Schlom wurde beauftragt, das Silber in Münzen zu gießen und zu prägen. Er besaß in Wien vier Grundstücke auf dem Gebiet der heutigen Seitenstettengasse, wo sich nun das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde und der Stadttempel befinden. Außerhalb der Stadt stand auch ein Weingarten in seinem Besitz, was durch eine Quelle aus dem Jahr 1194 belegbar ist, wonach Schlom mit dem Kloster Formbach (heute Vornbach in Bayern) um dieses Grundstück stritt. Beide Seiten behaupteten, die Besitzer zu sein. Der Weingarten ging schließlich nach einer Entscheidung von Herzog Friedrich I. an das Kloster, das allerdings eine Abfindung an Schlom zahlen musste.
Mit Schlom müssen weitere Jüdinnen und Juden nach Wien gekommen sein, um mit ihm zu arbeiten. Vermutlich waren viele davon Familienmitglieder. Sie bildeten eine kleine jüdische Gemeinde, die über eine Synagoge verfügte. Schlom beschäftigte jüdische, aber ebenso christliche Mitarbeiter, Dienstboten, Knechte und Mägde.
1196 bestahl ihn einer seiner christlichen Mitarbeiter, der sich den Kreuzfahrern angeschlossen hatte, woraufhin Schlom die Verhaftung des Mannes veranlasste. Die Frau des Diebes meldete dies den Kreuzrittern. Eine Gruppe von Kreuzrittern ermordete hierauf Schlom und 15 andere Juden aus seinem Umfeld. Herzog Friedrich I. (1175–1198), der Sohn von Leopold V., verurteilte in der Folge die Anführer zum Tode. Zwei der Rädelsführer wurden enthauptet, die restlichen Täter begnadigt.
Nach dem Mord an Schlom wurde 1207 Dietrich der Reiche Münzmeister. Er war kein Jude.
Mit Teka wurde wenig später ein weiterer Jude am Hof der Babenberger tätig. Er bürgte im Jahr 1225 für eine Schuld von Leopold VI., wodurch ein Konflikt mit dem ungarischen König Andreas II. beendet werden konnte.
Wien wurde Heimat einer blühenden jüdischen Gemeinde, die im folgenden Jahrhundert zu den bedeutendsten und größten in Europa zählte. Hier lehrten und wirkten berühmte Rabbiner und machten Wien zu einem Zentrum des Wissens. Auf dem Judenplatz in Wien, der in jener Zeit Schulhof hieß, stand eine der damals größten Synagogen.
Das alles fand mit der Herrschaft von Albrecht V. ein tragisches Ende, als er die gesamte jüdische Gemeinde 1420/21 auslöschen ließ.
Der Judenplatz in Wien bildete das Zentrum jüdischen Lebens im Mittelalter. Damals wurde er Schulhof (jiddisch Schul: Synagoge, Lernort) genannt. Der heutige Platz war damals dicht besiedelt. In der Mitte des jüdischen Viertels, das kein Ghetto war, stand die eindrucksvolle Synagoge aus dem Spätmittelalter. Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts vermutlich von den Dombauherren errichtet und in den folgenden 150 Jahren zu einer der größten Synagogen ihrer Zeit erweitert. Sie umfasste circa 465 Quadratmeter. Die Bima, das in diesem Fall sechseckige Lesepult, von dem aus die Tora gelesen wird, stand in der Mitte der Synagoge. Der Bereich für Frauen war durch eine mit Sehschlitzen versehene Mauer abgetrennt. An der Ostwand der Synagoge, in Richtung Jerusalem, befand sich der Aron Hakodesch (hebräisch: Heiliger Schrein). Hier wurden die Tora-Rollen aufbewahrt. In dieser Synagoge wirkten fast 200 Jahre lang wichtige jüdische Gelehrte und machten Wien zu einem Zentrum religiösen Wirkens und Wissens.
Diese religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit fand ihr traumatisches Ende durch die Vertreibung und Ermordung der Wiener Jüdinnen und Juden im Jahre 1420/21. Behauptungen, die Wiener Juden hätten die Bewegung der Hussiten unterstützt, sowie Geldbedarf von Herzog Albrecht V., der um die Hand der Tochter des deutsch-römischen Kaisers Sigismund angehalten hatte, gelten als Auslöser für die blutige Gewaltaktion, der die gesamte Gemeinde zum Opfer fiel. 200 wohlhabende Jüdinnen und Juden wurden in Erdberg auf dem Scheiterhaufen verbrannt, alle anderen in Booten auf der Donau ausgesetzt. Das Vermögen und die Gebäude der jüdischen Gemeinde gingen in den Besitz von Albrecht V. über. Die Synagoge wurde abgerissen, die Steine zum Weiterbau der Universität Wien verwendet. Die wertvollen Handschriften wurden der Bibliothek des Collegium ducale, der Vorläuferin der Universitätsbibliothek, einverleibt. Nachdem die jüdische Gemeinde ausgelöscht war, benannte man den Platz von Schulhof in Judenplatz um.
In den 1990er-Jahren forderte Simon Wiesenthal die Stadt Wien auf, endlich ein Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden errichten zu lassen. Er konnte den Wiener Bürgermeister Michael Häupl davon überzeugen und schlug als Standort den Judenplatz vor. Aus einem internationalen Wettbewerb ging die britische Künstlerin Rachel Whiteread als Siegerin hervor. Während der Vorbereitungen zur Errichtung des Mahnmals stieß man 1995 unerwartet auf die Fundamente der mittelalterlichen Synagoge. Dieser aufsehenerregende Fund führte zu Diskussionen über die weitere Vorgangsweise und schließlich zum Entschluss, das Mahnmal über der Ausgrabung zu errichten und die Reste der mittelalterlichen Synagoge über ein Museum – das Museum Judenplatz – zugänglich zu machen.
Der Judenplatz in Wien, 2020
Der Judenplatz ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Ort. Bis heute ist an einem der Häuser eine Inschrift angebracht, die den Mord an den Wiener Jüdinnen und Juden im Mittelalter bejubelt. An einem weiteren Haus, das der katholischen Kirche gehört, wird die Mitschuld vieler Geistlicher am mittelalterlichen Antisemitismus betont. Auf dem Platz befindet sich auch die Lessing-Statue, die an den großen deutschen Dichter der Aufklärung erinnert, der sich mit seinem Stück Nathan der Weise in die Literaturgeschichte einschrieb. Und das Misrachi-Haus beherbergt nicht nur das Jüdische Museum, sondern auch eine aktive Synagoge sowie einen Kinder- und Jugendclub.
Durch die Verwirklichung der Idee von Simon Wiesenthal wurde ein Ort der Erinnerung geschaffen, der einzigartig in Europa ist. Er verbindet Rachel Whitereads Mahnmal für die Opfer des Holocaust mit der Ausgrabung der mittelalterlichen Synagoge und dem Museum Judenplatz, in dem das Leben der Wiener Juden im Mittelalter gezeigt wird – ein außerordentliches Ensemble.
Nach dem furchtbaren Ende der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde mieden Jüdinnen und Juden die Stadt für Jahrzehnte. Ab 1536 regelte eine »Judenordnung« ihren Aufenthalt in Wien, der meist auf einige Tage beschränkt war. Die Regenten nahmen sich dennoch das Recht, Einzelne zu privilegieren, da sie durch die vermehrten kriegerischen Auseinandersetzungen finanzielle Mittel benötigten. Die Juden hatten eine hohe Abgabe zu entrichten, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Es kam zur Ansiedlung von sogenannten befreiten oder hofbefreiten Juden. Sie hatten ein Wohnrecht, durften Geschäfte ausüben und waren von Zöllen und kommunalen Abgaben sowie von der Gerichtsbarkeit entbunden. Auch die seit Mitte des 16. Jahrhunderts vorgeschriebene Kennzeichnung, ein gelber Stofffleck, war für manche nicht vorgeschrieben. Die Hofbefreiten waren wohlhabende Männer, die ihre Familien und Mitarbeiter mit sich bringen durften. Auch wenn die Privilegien nach dem Tod meist nicht auf die Witwe oder Kinder übertragbar waren, entstand wieder eine jüdische Gemeinde mit einer eigenen Infrastruktur, wie einer Synagoge, einem rituellen Bad und einem neuen Friedhof.
Durch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges stieg der Geldbedarf. Ferdinand II. war finanziell nicht in der Lage, den Krieg zu führen, und so war er auf die Unterstützung wohlhabender Juden angewiesen. Diese waren als Geldgeber und Lieferanten für die Armee mehr als genehm. Ihnen wurde die Münzproduktion übertragen, und neben all dem waren sie als Händler sehr erfolgreich. Die Bürger aber empfanden in dieser Situation die Juden als lästige Konkurrenz.
1624 mussten die Juden ihre Häuser am Kienmarkt (heute: Judengasse und Ruprechtsplatz) räumen und in ein Ghetto ziehen – aus der Stadt in die unwirtliche Gegend, genannt »Unterer Werd«, jenseits des heutigen Donaukanals, die oft überschwemmt war. Mit dem Unteren Werd entstand der erste Stadtteil Wiens außerhalb der bisherigen Stadtmauern. Das Ghetto war mit einer Mauer umgeben. Darin entwickelte sich eine eigene Infrastruktur mit zwei Synagogen, Gemeindehäusern, Studierräumen, Mikwaot (rituellen Bädern zur Einhaltung des Reinheitsgebotes) und einem Krankenhaus, wobei hervorzuheben ist, dass die jüdischen Ärzte auch außerhalb des Ghettos sehr gefragt waren.
Ihren Geschäften konnten die Wiener Juden nach wie vor in der Stadt nachgehen. Das Ghetto war ein Wohnviertel, mit dem sie anfänglich auch zufrieden waren. Es wurde am Abend gesperrt und schützte daher vor Übergriffen. Dennoch wurde der Widerstand der Wiener Kaufleute gegen die jüdische Gemeinde größer. Auch großzügige finanzielle Beiträge an die Stadt änderten die Situation nicht. Als es 1668 zu einem Großbrand der Hofburg kam, wurde die jüdische Gemeinde dafür verantwortlich gemacht. Es kam zu Angriffen auf die Wiener Jüdinnen und Juden. Letztendlich verfügte Kaiser Leopold I. ihre Vertreibung aus Wien, getrieben von den Protesten gegen die jüdische Gemeinde, aber auch beeinflusst von seiner streng katholischen Frau, Margarita Theresa von Spanien. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, zum Kampf gegen die Türkenbelagerung finanzkräftige Juden aus dem Ausland nach Wien einzuladen, die ihn engagiert unterstützten.
Das Ghetto im Unteren Werd wurde in Leopoldstadt umbenannt, die Synagogen in Kirchen umfunktioniert (zum Beispiel die bis heute erhaltene Leopoldskirche), die jüdischen Häuser wurden unter Günstlingen des Regenten verteilt.
Zum zweiten Mal waren Jüdinnen und Juden gewaltsam aus Wien vertrieben worden. Viele fanden in Westungarn, im heutigen Burgenland, Schutz bei der Fürstenfamilie Esterházy. Dort bildeten sich wichtige und prosperierende jüdische Gemeinden, die bis 1938 existierten. Die Ausweisung brachte den Wiener Bürgern keine Vorteile, im Gegenteil: Sie mussten hohe finanzielle Verluste hinnehmen. Kaiser Leopold erkannte bald, dass seine Entscheidung auch für ihn nur negative Folgen zeitigte, und begann, wieder Juden nach Wien zu holen.
Grenzstein des Wiener Ghettos aus dem Jahr 1656
Samuel Oppenheimer. Kopie eines Porträts aus dem 19. Jahrhundert
1670 ließ Kaiser Leopold I. die Wiener Jüdinnen und Juden vertreiben. An die 3000 Menschen mussten ihre Heimat Wien verlassen. Doch schon vier Jahre später wurde Samuel Oppenheimer (1630–1703) aus Heidelberg zur Finanzierung des Kaiserhofes nach Wien geholt. Er durfte sich im Stadtzentrum (am Bauernmarkt) ansiedeln und wurde zum Oberhoffaktor ernannt. Das Hofjudentum, die Financiers der Herrscher, hatte in ihm in dieser Zeit seinen wichtigsten Vertreter. Als Gegenleistung für die Finanzierung der Kaiserhäuser erhielt es Privilegien und Schutzbriefe.
Samuel Oppenheimer spielte bei der Belagerung Wiens 1683 und bei den Türkenkriegen eine zentrale Rolle. Aufgrund seiner Verbindungen quer durch Europa wurde er zum wesentlichen Lieferanten für die Armee: vom Hafer für die Pferde bis zur medizinischen Versorgung der Truppen. Wohltätig in vielen Bereichen, gründete Oppenheimer in Wien unter anderem ein Spital. Als die österreichische Staatskasse aufgrund der vielen Kriege vor dem Bankrott stand, stellte Oppenheimer die erforderlichen Mittel zur Verfügung und wurde zum größten Kreditgeber Österreichs. Nach seinem Tod entledigte man sich rasch dieser Schulden. Über Oppenheimers Nachlass wurde der Konkurs verfügt, was eine massive Finanzkrise auslöste. Seine Frau Sandela und seine Kinder standen vor der Ausweisung. Die für wohlhabende Männer geltenden Privilegien und Schutzverordnungen waren im Fall ihres Ablebens oft nur begrenzt für deren Frauen und Kinder gültig. Oppenheimer wurde auf dem Friedhof Rossau (Seegasse) beerdigt.
Neben Oppenheimer war sein aus Worms stammender Neffe Samson Wertheimer (1658–1724) ein wichtiger Finanzberater des Kaisers. Nach dem Tod Oppenheimers wurde er der alleinige Kreditgeber Österreichs und zum kaiserlichen Hoffaktor ernannt. Samson Wertheimer stammte aus einer frommen und gelehrten Familie, verfügte über ein großes religiöses Wissen, hatte eine Rabbinerausbildung und übte die Funktion eines Landesrabbiners in Eisenstadt aus. Wertheimers Haus in Eisenstadt beherbergt seit 1972 das Österreichische Jüdische Museum. Er war ein großer Förderer des Judentums und finanzierte den Druck des Babylonischen Talmud, einer grundlegenden Schrift des Judentums. Samson Wertheimers Grab befindet sich auf dem Friedhof Rossau (Seegasse).