12 Gesetze der Dummheit - Henning Beck - E-Book
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12 Gesetze der Dummheit E-Book

Henning Beck

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Beschreibung

Wir können mehr, als wir denken Unsere Welt befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Klimakatastrophe, Energiewende, Digitalisierung, die Verteidigung der Demokratie gegen Fake News und Meinungsmanipulation – die Liste der Probleme scheint endlos. Doch warum kommen wir trotz guter Ideen nicht voran? Der Neurowissenschaftler und Bestsellerautor Henning Beck enthüllt die Mechanismen, die uns ausbremsen, und zeigt, wie wir sie überwinden und nachhaltige Lösungen finden. Eine ermutigende Lektüre in Zeiten großer Herausforderungen.

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12 Gesetze der Dummheit

Der Autor

Henning Beck, geboren 1983, studierte Biochemie in Tübingen und wurde im Fach Neurowissenschaften promoviert. Er arbeitete an der University of California in Berkeley, publiziert regelmäßig in der WirtschaftsWoche und für Deutschlandfunk Nova, hält Vorträge zu Themen wie Hirnforschung und Kreativität und ist Autor von Hirnrissig, Irren ist nützlich und Das neue Lernen. Henning Beck lebt in Frankfurt am Main.

Das Buch

Das menschliche Gehirn ist das wundervollste Organ der Welt. Denn es verfügt über alles, was wir brauchen, um unsere Zukunft proaktiv zu gestalten. Doch was hindert uns in Politik und Alltag daran, vernünftig zu handeln?Der Neurowissenschaftler Henning Beck eröff-net uns einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen des menschlichen Denkens. Anhand von zwölf kognitiven Denkphänomenen zeigt er, welche Muster wir erkennen müssen, um die richtigen Wege einschlagen zu können. Er erklärt, wie wir Pessimismus überwinden und neuartige Lösungen finden. Warum wir niemals die richtige Entscheidung treffen, aber trotzdem besser werden. Wie wir den Mut aufbringen, die Welt zu verändern. Nicht weil die Krisen kleiner sind, als wir glauben, sondern weil unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen, größer ist, als wir ahnen.

Henning Beck

12 Gesetze der Dummheit

Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern

Ullstein

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© 2023 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinAlle Rechte vorbehaltenWir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Umschlagbild: © Shutterstock/CherelissAutorenbild: © Hans ScherhauferUmschlaggestaltung: total italic – Thierry WijnbergE-Book-Konvertierung by pepyrusISBN: 978-3-8437-3013-6

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Inhalt

Der Autor / Das Buch

Titelseite

Impressum

Vorwort

1 Die post-wissenschaftliche Gesellschaft

Die Erlösungslücke füllen

Unsicherheit vermeiden

Die Geheimzutat für post-wissenschaftliches Denken: Bildung

Die Ankunft der Neo-Religionen

Die Renaissance der Wissenschaft

2Die Sehnsucht nach Einfachheit

Die Illusion der eigenen Stärke

Das süße Gift der Welterklärungen – und wie wir es bekämpfen

3Das Klammern am Trend

Die Zukunft ist wild

4Das Individualisieren von Meinungen

Wir lieben uns

Das Geschäft mit der Polarisierung

Gefangen im digitalen Hamsterrad

Das süße Gift der eigenen Meinung

Wie die Gesellschaft endet

Über den Tellerrand schauen

5Aus Prinzip dagegen

Der Schutz der eigenen Meinung

Lebendige Fische schwimmen gegen den Strom

Das moralische Überschwappen

Wann Verbote scheitern

Die drei Grundregeln der Veränderung

6Die Gegenwart schützen

Sie sind sich selbst egal

Schneller Zugriff, viel Gewinn?

Never Touch a Running System

Ein Pakt mit der Zukunft

7Keine Lust auf Risiko

Ein Bild sagt mehr als tausend Zahlen

Die Null muss stehen

Die Risiko-Fehlsichtigkeit

Die falschen Probleme lösen

Nur wer hinfällt, kann stärker wieder aufstehen

Kein Risiko ist auch keine Lösung

8Der Nabel der Welt

Die Sehnsucht nach dem Rampenlicht

Die Illusion der falschen Einigkeit

Kollektiver Egoismus versus gemeinschaftliches Denken

Den persönlichen Nutzen betonen

Die Straßen sauber halten

9Frontenbildung

Das Problem des Gruppendrucks

Die Macht der Minderheit

Zum Überzeugungstäter werden

Das Missverständnis der Proteste

Wie ein trojanisches Pferd

10Die Bürokratisierung des Alltäglichen

Problem 1: Wir fügen immer mehr hinzu

Wer nicht hinzufügt, fällt zurück

Problem 2: Wir suchen die umständliche Lösung

Problem 3: Wir lieben das Komplizierte

Problem 4: Wir erfinden neue Probleme

Das Bürokratie-Monster bändigen

11Das Streben nach Wachstum

Unglück ist relativ

Verzicht ist Mist

Die Angst vor dem Verlust

Was ist die Alternative?

Was machen die anderen?

Die Tretmühle nutzen

12Die Freude am Pessimismus

Optimismus versus Pessimismus

Die vier Zutaten des Schwarzsehens

Pessimismus wirkt schlau

Wir haben es in der eigenen Hand

Anmerkungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Vorwort

Vorwort

Ich bin nicht gerne dumm. Denn es berührt mich in meiner Ehre als Mensch, wenn ich höre, dass ich nicht das Beste aus meinem Intellekt mache. Schließlich ist es unsere Fähigkeit, klug zu denken, die uns von anderen Lebewesen unterscheidet. Wir haben sonst nichts: Wir können nicht schnell rennen, nicht gut schwimmen, weder fliegen noch hoch springen. Unsere Zähne degenerieren seit der Erfindung des Feuers so sehr, dass wir mit ihnen heute noch weich gekochte Nudeln oder Reis, aber kaum rohes Fleisch mehr zerteilen können. Wir sind praktisch nackt, nicht besonders stark, haben weder Giftstacheln noch Hörner oder Klauen. Sprich: Im Vergleich zu vielen Wildtieren sind wir das geborene Opfer. Das Einzige, was uns bleibt, ist unser Gehirn – und unsere Gabe, besser zu denken als der Rest auf dieser Welt.

Dummheit ist deswegen das große Tabu unserer Gesellschaft. Sie können über Menschen heute praktisch alles sagen, dass sie groß, klein, dick, dünn, fleißig oder faul sind. Aber wehe, Sie nennen jemanden aufrichtig und ehrlich gemeint »dumm«. Denn in einer Gesellschaft, in der die Fähigkeit, mit Informationen umzugehen, zur wichtigsten Kulturtechnik geworden ist, gilt derjenige, der nicht gut denken kann, schnell als wertlos. Dass zu einem schönen Leben mehr dazugehört als Klugheit, kümmert uns nicht. Denn nichts kränkt uns mehr als der Vorwurf, dumm zu sein. Dumme Menschen haben keine Lobby. Sosehr wir die Vielfalt preisen, Dumme schließen wir immer davon aus. Teams, Unternehmensvorstände und Parlamente sollen möglichst divers besetzt werden: kulturell übergreifend, alle Altersgruppen umfassend, alle Geschlechter einbindend. Aber niemand hat bisher eine Petition gestartet, dass man auch dumme Menschen aus Gründen der Diversität öfter in Vorstände oder Abgeordnetenhäuser bringen sollte. Wir meiden Dummheit, wo es nur geht. Das Einzige, was wir den Dummen zuschreiben, ist ein bisschen Glück: »Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln«, heißt es dann. Selbst auf Dumme können Menschen also noch neidisch sein. Wenn das mal nicht gleichfalls dumm ist.

Unsere menschliche Identität baut darauf auf, dass wir gerade nicht dumm sind. Und das ist auch völlig korrekt. Wir mögen schwach und verletzlich sein. Doch wir können Dinge, die kein anderes Lebewesen fertigbringt: Wir kommunizieren mit künstlich geschaffenen Symbolen (einzigartig auf der Welt). Wir kooperieren familienübergreifend und helfen Wildfremden, bauen dadurch Sozialstrukturen auf, die alles übersteigen, was andere Lebewesen auf diesem Planeten erschaffen. Wir sind in der Lage, uns die Zukunft mental vorzustellen und daraufhin Pläne für Dinge zu entwerfen, die es heute noch gar nicht gibt. Diese Eigenschaften sorgen dafür, dass wir die dominante Spezies auf diesem Planeten geworden sind. Im direkten Duell haben wir gegen einen Löwen keine Chance – und trotzdem machen wir Selfies mit dem König der Tiere, zwei Meter von ihm entfernt, während er eingesperrt in einem Käfig liegt. Selbst wenn man kognitiv »dumm« ist (also einen IQ von unter 70 aufweist, während Hochbegabung bei einem IQ von 130 beginnt), ist man immer noch schlauer als der cleverste Delfin.

Dummheit kann entstehen, wenn man kognitiv zu schlecht denkt: Wenn man sich aus organischen Gründen wenig merken kann, ständig unkonzentriert ist, mathematisch unterbegabt oder sprachlich zurückgeblieben. Dummheit kann es aber auch sein, wenn wir wider besseres Wissen Entscheidungen treffen, die uns zum Nachteil gereichen – nicht aus Mangel an Intelligenz, sondern aus falsch eingesetzter oder sogar aus zu viel Intelligenz. Menschen können nämlich auch derart intelligent und gebildet werden, dass sie dumme Entscheidungen treffen. Denn dass jemand viel geistige PS unter der Haube hat, heißt noch lange nicht, dass er diese auch in die richtige Richtung lenkt. Dieses Thema finde ich so paradox, dass ich es gleich zum Schwerpunkt des ersten Kapitels gemacht habe. Denn allein die Tatsache, dass wir einen hohen IQ haben, heißt noch lange nicht, dass wir der Dummheit entkommen wären. Das Gegenteil kann mitunter der Fall sein.

Überhaupt: Dass Intelligenz allein genug wäre, um menschlichen Fortschritt dauerhaft zu ermöglichen, ist erst mal nur eine Vermutung. Es könnte auch sein, dass Intelligenz ein evolutionäres Ereignis ist, das keineswegs stabil ist, sondern schon nach kurzer Zeit (also nach wenigen Hunderttausend Jahren auf einer evolutionären Skala) kollabiert. Dass alle paar Millionen Jahre in einem Ökosystem in unserer Galaxie eine Form von Intelligenz aufblitzt, die sich so sehr in die eigene Vernichtung steigert, dass sie schnell wieder verschwindet.

Unplausibel wäre diese Annahme nicht. Schauen Sie sich um: An vielen Stellen handeln wir wider unsere Existenz. Wir wissen, dass wir unser Verhalten an vielen Stellen ändern müssen (nicht nur in großen Fragen wie dem Artensterben, sondern auch in »kleinen« wie unserem Rentensystem), trotzdem tun wir nichts wirklich Entscheidendes dagegen. Wir vertrauen lieber darauf, dass wir ein langsam bedrohlicher werdendes Problem ad hoc lösen können, wenn es allzu akut geworden ist. Oder wir halten krampfhaft an dem fest, was wir haben, und verteidigen es gegen alle Bedrohungen. Krisen kommen immer überraschend, weil wir lieber in Trends denken und uns die Zukunft deswegen immer falsch vorstellen. Wir lieben unsere Ansichten so sehr, dass wir uns in Meinungsgrabenkämpfen gegen andere Menschen verschanzen, statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und je gebildeter wir sind, desto besser gelingt uns genau diese intellektuelle Frontenbildung, bis am Ende ganze Gesellschaften zerfallen. Nicht aus geistiger Umnachtung, sondern als Ergebnis rhetorischer Schlachten. Wir sind so sehr von unseren ausgefeilten Denkmöglichkeiten verzaubert, dass wir bei Problemlösungen immer mehr Dinge hinzufügen, bis die Welt am Ende so komplex geworden ist, dass sie kaum steuerbar bleibt.

Alle diese Formen von Dummheit resultieren nicht daraus, dass wir zu wenig intelligent sind, sondern dass wir unsere Denkfähigkeiten nicht sinnvoll oder wider besseres Wissen einsetzen. Hinter manchen dieser »Dummheiten« stecken tatsächlich menschliche Denkfehler und kognitive Verzerrungen, die es uns schwer machen, die Welt richtig zu erfassen. Unsere Risikowahrnehmung ist zum Beispiel vollkommen verzerrt. Das ist noch keine Dummheit. Dumm ist es, im Wissen um diese Denkschwächen trotzdem weiter unklug zu handeln.

Genau das können wir uns hierzulande nicht leisten. Denn wir sind ein Land ohne große Ressourcen. Wir buddeln nichts aus der Erde, um es dann teuer zu verkaufen. Wir sind ein Land, das von den Ideen seiner Menschen lebt, von seiner Fähigkeit, Probleme anders anzupacken und besser zu lösen als anderswo auf der Welt. Kaum ein anderes Land ist derart darauf angewiesen, dass man sein Gehirn sinnvoll einsetzt und Dummheit(en) vermeidet. Genau da soll dieses Buch einen Hebel ansetzen und zeigen, an welchen Stellen wir uns unter geistigem Wert verkaufen – um es mit diesem Wissen in Zukunft besser zu machen.

Ich habe Neurowissenschaften studiert, weil ich davon überzeugt bin, dass das menschliche Gehirn das wundervollste Organ der Welt ist. Und ungeachtet der Tatsache, dass selbst die intelligenteste Struktur dieser Welt immer wieder Mist bauen kann, bleibe ich dabei: Über alles, was wir brauchen, um in Zukunft clever zu denken, verfügen wir schon längst. Wir dürfen es bloß nicht dumm einsetzen. Denn jede Superkraft will sinnvoll genutzt werden. Wie schrieb die Comic-Legende Stan Lee über seinen Spider-Man: »Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.« Wir haben die Verantwortung, gut zu denken. Das ist unser evolutionäres Erfolgsmodell.

1 Die post-wissenschaftliche Gesellschaft

Bildung schützt vor Dummheit nicht

Geht es den Menschen heute besser als früher? Natürlich, werden Sie sagen, die Statistik spricht schließlich eine eindeutige Sprache. Nie war die Kindersterblichkeit geringer, nie lebten wir gesünder. Die Lebenserwartung in Deutschland hat sich in den letzten 150 Jahren sogar verdoppelt: Im Kaiserreich wurden Frauen im Durchschnitt gut 38, heute über 83 Jahre alt.1 Hans Rosling hat ein wunderbares Buch (Factfulness) über den globalen Trend geschrieben, dass Menschen heute viel wohlhabender und gesünder sind als praktisch zu jeder beliebigen Zeit in der Vergangenheit.2 Objektiv betrachtet gab es niemals eine bessere Zeit als jetzt. Früher starb man hierzulande an den Pocken, der Cholera oder der Tuberkulose, Krankheiten, die heute nur noch Medizininteressierte kennen. Sie können online haufenweise Statistiken finden, aus denen eindeutig hervorgeht, wie gut wir es heute haben. Nicht nur Hans Rosling, sondern zahlreiche Statistiker haben in Büchern, Vorträgen oder Artikeln nachgewiesen, dass die Vorstellung einer immer schlechter werdenden Welt Unsinn ist.

Ist Ihnen etwas aufgefallen? Die Eingangsfrage wurde nicht beantwortet. Natürlich, wir sind gesünder als vor 200 Jahren, aber geht es uns auch subjektiv besser? Sind wir glücklicher? Wir wissen es nicht, denn niemand hat in den 1940er-Jahren eine Umfrage zum Lebensglück der Deutschen gemacht. In den USA aber schon – mit dem Ergebnis: Direkt nach dem Krieg waren die Leute glücklicher als Ende der 2000er.3 Verrückt, werden Sie sagen: In den 1940ern gab es offenen Rassismus in den USA, das Einkommen war noch nicht mal halb so hoch wie heute, es gab kein iPhone, kein Internet, keine Flugreisen für alle, auch keinen Impfstoff gegen Kinderlähmung. Doch während in den folgenden Jahrzehnten der technische Fortschritt ungeahnten Wohlstand brachte, blieb das Glück der Menschen davon offenbar weitgehend unberührt.4 Im Gegenteil: Eine Studie aus dem Frühjahr 2023 befragte über 500 000 Jugendliche aus 72 Ländern mit dem Ergebnis, dass gerade die 15-Jährigen umso unglücklicher werden, je höher der Wohlstand und Bildungsgrad eines Landes ist.5

Genau deswegen ist die Frage umso wichtiger: Hat sich das Versprechen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, zu einer subjektiven Lebensverbesserung zu führen, wirklich erfüllt? Natürlich braucht man für sein Lebensglück ein Mindestmaß an Gesundheit, Sicherheit und Wohlstand. Wir haben heute fließendes Wasser, wir können im Bett liegen und Fernsehen auf unserem Telefon schauen oder uns einen veganen Gemüseburger in den vierten Stock liefern lassen. Und dennoch sinkt die Lebenszufriedenheit in Deutschland seit Jahren6: Wir sind so glücklich wie in den frühen Achtzigern (eine tolle Zeit, ich wurde damals schließlich geboren). In den USA sind die Menschen sogar unglücklicher als in den Siebzigern.7 Nie gab es in Deutschland mehr Depressionen als heute8 – in Europa sind wir unter den Top drei der am meisten von Depression betroffenen Länder.9

In den letzten drei Jahrzehnten haben wir einen ungeahnten Aufschwung an technologischem Fortschritt, finanziellem Wohlstand und Gesundheit erlebt. Ganz eindeutig wurde genau dieser Erfolg durch Wissenschaft und Technik ermöglicht. Das ist in allen Statistiken ablesbar. Aber was wäre, wenn genau dieser grandiose Erfolg einige wichtige Aspekte unseres Lebens unberücksichtigt ließe? Die Wissenschaft hat viele Lebensbereiche verbessert, aber eines hat sie nicht gebracht: Erlösung. Vielleicht ist gerade dies das große Missverständnis, wenn wir der Wissenschaft begegnen: Wir erwarten von ihr Dinge, die sie nicht bieten kann. Wissenschaft liefert Erklärungen, kein Seelenheil. Oder wie der Astrophysiker Harald Lesch schon 2001 gesagt hat: »Sind wir Naturwissenschaftler – und damit schließe ich auch alle Atheisten unter ihnen ein – denn nicht irgendwie alle auf der Suche nach Gott?«10 Wissenschaft lässt uns gesünder sein – aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir auch glücklicher sind oder dass wir besser leben. Denn was ein »besseres Leben« ist, kann man leider nicht mit einer optimierbaren Kennzahl messen.

Das soll nicht heißen, dass ich den wissenschaftlich-technischen Fortschritt infrage stelle. Das Gegenteil ist der Fall. Aber die wissenschaftliche Objektivierbarkeit des menschlichen Fortschritts liefert ein unvollständiges Bild unserer Existenz. Menschen wollen nicht immer gesund leben und die vernünftigsten Entscheidungen treffen. »Bad ideas make the best memories«, heißt es in einem Lied des deutschen Musikproduzenten »Alle Farben« – und möglicherweise ist genau das der passende Gegenentwurf zu einer objektiv-wissenschaftlichen Vernunftgesellschaft, die uns in den letzten Jahrzehnten so viel Gesundheit und Wohlstand gebracht hat. Wenn wir wissenschaftlich begründen können, dass Rauchen schädlich ist, dass man regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen soll, dass weniger Fleisch zu essen gesund ist, dann ist jeder plötzlich für seinen eigenen (Lungen-)Krebs verantwortlich. Früher bestand das Leben aus Fährnissen und Schicksalsschlägen – heute sind wir selbst schuld, wenn wir mit Hautkrebs ins Krankenhaus kommen, denn wir hätten es besser wissen können. Wie soll man in einem solchen übervernünftigen Lebensentwurf glücklich werden?

Die Aufklärung hat uns gezeigt, wie wir besser denken können und wie wir mit vernünftigen Denktechniken aus dem Post-Mittelalter in die Moderne eintreten. Sie hat praktisch die Grundlage geschaffen für den wissenschaftlichen Fortschritt der Industrialisierung. Indem Menschen kraft ihres Geistes befähigt wurden, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, wurden technische Revolutionen wie die Dampfmaschine ermöglicht. Allein: Weder die Aufklärung noch das rationale Denken brachten irgendeine Form der spirituellen Erfüllung. Im Gegenteil: Wissenschaftliches Denken legte den Grundstein für unsere moderne Welt, ließ die Menschen mit ihrer Sehnsucht nach Seelenheil jedoch allein und radierte im Laufe der Zeit die spirituelle Komponente eines erfüllten Lebens aus. Wissenschaftliches Denken ist so trocken wie ein Liebesbrief von Immanuel Kant.

Interessanterweise kam es in Europa nach dem Höhepunkt der Aufklärung dank ebenjenes Immanuel Kant zu einer Gegenbewegung, die noch heute den deutschen Gemütszustand in erheblichem Maße prägt: die Romantik, quasi die sinnliche (und göttliche) Verklärung eines Naturerlebens, das in krassem Widerspruch zur prosaischen Weltsicht aufgeklärter Denker steht. Der Mythos des deutschen Waldes, er entstand genau in dieser Zeit – übrigens nicht auf dem Land, sondern durch eine intellektuelle Kopfgeburt der Städter, die sich im Zuge der Industrialisierung nach einem sinnlichen Naturerleben sehnten. Entfremdet von der Natur, unterjocht vom technischen Zeitgeist der Industrialisierung, schrieb man dem Wald das zu, was man in der Stadt verloren hatte: einen Ort der natürlichen Harmonie, eine bessere Welt, beseelt vom Göttlichen oder zumindest von einem Naturgeist. Das kommt Ihnen bekannt vor? War aber knapp 200 Jahre vor Peter Wohllebens Buch Das geheime Leben der Bäume, das auf eine ähnlich neo-spirituelle Weise den Wald als beseelten Superorganismus inszeniert. Eine Vorstellung, die durch eine Metastudie kanadischer Forstwissenschaftler im Fachblatt Nature Ecology & Evolution im März 2023 hart attackiert wurde.11 Bäume, die bewusst mit dem Pilzgeflecht im Boden kommunizieren, damit sie in einem harmonischen Gleichgewicht der Natur eine Forstgesellschaft aufbauen? Vergessen Sie’s. Aber was sind schon wissenschaftliche Fakten, wenn das Gefühl etwas anderes sagt?

Wie will man überhaupt noch wissenschaftlich argumentieren, wenn schon Goethes Faust (man erinnere sich: der Prototyp des Wissenschaftlers) seine rhetorischen Waffen zur Zeit der deutschen Romantik strecken musste: »Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch«. Die Bankrotterklärung der Wissenschaft gegenüber dem emotionalen Weltempfinden. Okay, fairerweise muss man sagen, dass er diese Worte nur aussprach, um eine Frau zu beeindrucken. Das hat schon so manchem Wissenschaftler sein rationales Denken vernebelt.

Zurück zur eigentlichen Frage dieses Kapitels, das sich mit post-wissenschaftlichem Denken befassen soll: Erleben wir möglicherweise gerade in diesem Moment einen Gegentrend zur wissenschaftlich-technologisch geprägten Phase des gesellschaftlichen Fortschritts der 1980er- bis 2010er-Jahre, so wie die Romantik auf die Aufklärung folgte? Wissenschaft hat die Welt objektiv besser gemacht, aber hat sie die Menschen vielleicht subjektiv zurückgelassen? Wenn Wissenschaft und Technologie die Welt zwar erklären, aber wichtige menschliche Grundbedürfnisse (Erlösung, Seelenheil, ein erfülltes und freies Leben) unerfüllt lassen, wie soll diese Lücke gefüllt werden?

Was, wenn wir uns tatsächlich auf dem Weg in eine post-wissenschaftliche Gesellschaft befinden: eine Gesellschaft, in der das persönliche Empfinden wichtiger wird als das rationale Argument? 2019 wertete eine große Studie des US-Thinktanks Rand Corporation aus, wie Informationen in den wichtigsten Medien (Print, TV, online) in den letzten Jahrzehnten präsentiert wurden. Ergebnis: Seit 2000 werden Informationen immer weniger faktenbasiert erklärt. Stattdessen argumentiert man mithilfe von subjektiven Erfahrungsberichten, um eine Meinung zu belegen. Es passiert genau das Gegenteil dessen, was entscheidend für kluges Verhalten (sowohl persönlich als auch politisch) ist. Das Argument löst die Erklärung ab, Subjektivität wird wichtiger als faktenbasiertes Präsentieren. Im Ergebnis spricht die Studie von einem »Truth Decay«, einem Wahrheitsverlust in der medialen Darstellung von Ereignissen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte.12 Das können Sie auch auf die Spitze treiben: Sie wollen eine unliebsame Diskussion beenden? Dann argumentieren Sie erst gar nicht. Sagen Sie lieber etwas wie: »Bitte höre auf, ich fühle mich nicht wohl dabei.« Was würde mit unserer Gesellschaft passieren, wenn das Gefühl wichtiger wird als die Wahrheit? Sind wir einfach nur weich geworden – oder suchen wir uns gerade das, was uns die Wissenschaft nicht liefern kann?

Das Paradoxe daran ist: Die Wissenschaft zeigt, dass post-wissenschaftliches Denken nicht dadurch entsteht, dass wir zu ungebildet sind, sondern dass wir auf unsere Art so vernünftig geworden sind, dass wir nur noch unvernünftig werden können. Fast könnte man meinen: Wir haben das Limit des klugen wissenschaftlichen Denkens erreicht. Es hat uns reich, satt und gesund gemacht. Aber erfüllter und zufriedener sind wir dadurch nicht geworden. Probieren wir es doch mal mit dem nicht Vernünftigen …

Die Erlösungslücke füllen

Je mehr wir die Welt rational erklären, desto mehr Platz bleibt für das irrationale Empfinden, und dieser Platz muss gefüllt werden – religiös, spirituell, emotional, auf jeden Fall nicht wissenschaftlich.

Zwar hat die Kirche ihren Platz als emotionale Seelenbegleitung in den letzten Jahrzehnten räumen müssen, aber das lag nicht daran, dass sie ein schlechtes emotionales Angebot gemacht hätte. Die Sehnsucht nach Seelenheil, nach einem »erfüllten Leben« ist ja weiterhin ungebrochen. Das Problem der Kirche war, dass sie gegen die wissenschaftlichen Welterklärungen keine Chance hatte. Kirchliche Erklärungen für Naturvorgänge sind einfach schlechter (weil weniger umfassend und überprüfbar) als naturwissenschaftlich-technische. Man kann sie auch weniger anwenden und in konkrete Technologien umsetzen.

Genau deswegen verloren hierzulande die Religionen so sehr an Zuspruch, dass sich im Jahre 2021 erstmals weniger als die Hälfte der Deutschen als evangelisch oder katholisch identifizierte.13 Das bedeutet natürlich nicht, dass die Menschen weniger religiös geworden sind, denn auch ohne Kirche muss man schließlich sein Seelenheil finden. Auch Konfessionslose können an etwas glauben. 2021 untersuchte das Institut für Demoskopie in Allensbach genau diese Frage. Das Ergebnis: 61 Prozent der Deutschen glauben an eine Seele, 52 Prozent glauben daran, dass »in der Natur alles eine Seele hat, auch Tiere und Pflanzen«, und ebenfalls 52 Prozent glauben an Wunder.14 Dabei hat der Anteil der Wundergläubigen in den letzten knapp 40 Jahren um 19 Prozentpunkte zugelegt! Kurzum: Gottglaube ist auf dem Rückzug – aber die Menschen suchen sich Alternativen.

Fast zwei Drittel der 18- bis 24-Jährigen glauben an Horoskope.15 Selbst bei der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil der Horoskop-Gläubigen bei über 50 Prozent. Der Esoterikmarkt wird allein in Deutschland auf über 15 Milliarden Euro geschätzt16 (wenn man entsprechende Yoga-Angebote und den Buchmarkt für Engelsliteratur mitzählt). Nur als Vergleich: Das wäre doppelt so viel wie der deutsche Biermarkt.

Was für ein erschreckender Befund (für mich als Wissenschaftler zumindest): Spirituelle, nicht wissenschaftliche Bewegungen sind trotz unserer auf technisch-wissenschaftlichem Fortschritt gründenden Gesellschaft aktueller denn je. Popkulturell ist das sowieso der Fall: Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, als in der US-Mysteryserie Akte X zumindest einer der beiden parapsychologischen FBI-Agenten vernünftig dachte, während der andere rief: »I want to believe!« Heute beschäftigen sich fünf der zehn erfolgreichsten Netflix-Serien mit übernatürlichen Mystery-Themen. Die 2022 am häufigsten hinzugefügte Profilinformation auf der Dating-Plattform Tinder war das Sternzeichen.17 Und dass Frank Schätzings Der Schwarm oder Peter Wohllebens Das geheime Leben der Bäume Millionenbestseller wurden, liegt nicht zuletzt an ihrem transzendenten Narrativ: dass es nämlich eine beseelte (oder sogar bewusste) Natur gäbe, die zweckmäßig handelt. Neo-Romantik im 21. Jahrhundert? Fehlt nur noch das passende Caspar-David-Friedrich-Bild dazu. Wäre das nicht irgendwie eine tröstliche Vorstellung bei aller Kälte, die unserer technologischen Welt innewohnt?

Unsicherheit vermeiden

Wissenschaft bringt keine Erlösung, also suchen sich Menschen diese in nicht wissenschaftlichen Erlebnissen. Daneben gibt es noch eine weitere Ursache, die Menschen irrational und post-wissenschaftlich (also wider besseres Wissen unvernünftig) handeln lässt – und die eine maßgebliche Zutat für Schicksalsglauben und Verschwörungstheorien ist: drohender Kontrollverlust in der Unsicherheit. In einem meiner Lieblingsexperimente untersuchten Jennifer Whitson und Adam Galinsky 2008, wie Menschen in einer unsicheren Situation Sicherheit gewinnen.18 Konkret legten sie ihren Probanden Bilder mit wild durcheinander gezeichneten Strichen und Linien vor, Chaosbilder ohne echten Inhalt. So ähnlich wie bei einem Rorschachtest, bei dem Probanden Tintenkleckse interpretieren sollen. Oder wie bei Horoskopen, bei denen Menschen aus den Konstellationen kosmischer Objekte willkürliche Prognosen ableiten. Oder wie bei keltischen Druiden, die aus tierischen Eingeweiden die Zukunft ablesen wollten … Ich schweife ab, Sie erkennen das Prinzip.

Das Ergebnis des Experiments war verblüffend: Unter normalen Umständen erkannten die Testpersonen keine Muster in den Strichbildern. Anders war es jedoch, wenn man die Leute eine Situation durchleben ließ, in der sie Kontrollverlust erlebt hatten. Sollten sie sich beispielsweise daran erinnern, wie sie mal vor einer Prüfung in Panik ausgebrochen waren, dann erkannten sie anschließend auch in Chaosbildern tatsächlich Muster, auch wenn gar keine da waren. Im Folgeexperiment dann der nächste Schritt: Man ließ die Probanden wieder eine Situation mit Kontrollverlust erleben, woraufhin sie nicht nur Muster sahen, wo gar keine waren, sondern auch empfänglicher für Verschwörungstheorien wurden. So weit, so erwartbar. Doch in einem letzten Experiment waren die Probanden sogar bereit, in Momenten der Unsicherheit am Aktienmarkt vorschnelle Entscheidungen zu treffen, weil sie plötzlich Zusammenhänge sahen, auch wenn gar keine da waren.

Es ist ein grundsätzliches Phänomen unseres Denkens, dass wir Zusammenhänge sehen, auch wenn gar keine da sind – und zwar insbesondere dann, wenn uns die Kontrolle abhandenkommt. Erstsemesterstudenten sind (verunsichert, wie man zu Beginn des Studiums nun mal ist) deutlich empfänglicher für Verschwörungstheorien als Zweitsemesterstudenten.19 Baseballspieler sind umso abergläubischer, je mehr ihre Spielposition vom Zufall abhängt (der Werfer ist typischerweise derjenige, der am meisten auf »magische Rituale« bei seinem Sport achtet).20 Und je unsicherer die wirtschaftlichen Zeiten sind, desto eher suchen Menschen Muster dort, wo keine sind: Je schlechter der Verlauf am Aktienmarkt, desto eher verkaufen sich Horoskope.21

Tatsächlich bringt es auch nichts, Menschen zu sagen, dass ihr »magisches Denken«, das Suchen nach Sinn und Zusammenhängen im Chaos, kompletter Unsinn ist. Natürlich ist ein solches Verhalten post-wissenschaftlich, denn eigentlich sind alle Beteiligten mit den neuesten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Technik ausgebildet worden (an der besagten Studie nahmen sogar Studenten teil, also Menschen, denen man durchaus ein gewisses Maß an kritischem Denken unterstellen kann) – und trotzdem entscheiden sie sich ganz bewusst für ein irrationales Verhalten. Eine Studie aus dem Jahr 2022 versuchte der Sache auf den Grund zu gehen und untersuchte, wie sich Menschen aus verschiedenen Kulturen (Deutschland, Südkorea, Indien, Türkei) auf magische Rituale verlassen. Sie kennen solche Rituale bestimmt: dass man es zum Beispiel für ein gutes Omen hält, wenn man es gerade noch in der Grünphase über die Kreuzung schafft, oder dass man nicht auf ungerade Treppenstufen tritt, um Glück zu haben. Ergebnis: Wenn man den Menschen sagt, dass ihr magisches Denken nichts bringt, akzeptieren sie das, stimmen zu – und machen trotzdem weiter.22

Der Grund: Das Angebot, das die Wissenschaft in Zeiten der Unsicherheit bietet, ist einfach zu schlecht. Je komplexer die Probleme, je verworrener die Zukunft, je unsicherer die eigene Lage, desto besser ist das Versprechen einer Pseudoerklärung wie der Astrologie oder eines magischen Rituals. Es schafft Sicherheit, sogar als Placebo.

Die Geheimzutat für post-wissenschaftliches Denken: Bildung

Sie haben nun schon zwei Zutaten kennengelernt, die uns irrational denken lassen: die Sehnsucht nach Erlösung und die Erfahrung von Unsicherheit. Beide sind plausibel und nachvollziehbar. Das trifft aber nicht auf die dritte Zutat zu: Bildung. Man könnte ja annehmen, dass Bildung das beste Gegenmittel gegen unwissenschaftliches Denken sei. Schließlich hat uns die Aufklärung beigebracht, dass es gerade der Erwerb von Bildung und Wissen ist, der Menschen kritisch denken lässt. Aber das ist ein Irrtum.