6 Erholungsphase - Alex Gfeller - E-Book

6 Erholungsphase E-Book

Alex Gfeller

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Beschreibung

Die Pipilotik ist nicht dazu da, das Leben der gewöhnlichen Bürger besser zu machen, wie einige irrigerweise meinen, sondern um sie besser über den Tisch ziehen, aussaugen, ausnehmen und abreißen zu können, denn die Armen klammern sich in geradezu rührender Weise an das Bisschen, das sie noch haben.

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Seitenzahl: 78

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die Erholungsphase braucht ihre Zeit, denn man bleibt eine Weile paralysiert und fühlt sich wie ertappt. Nur die Erinnerung verblasst glücklicherweise allmählich, nicht aber der Vorgang selber – leider, muss man anfügen. Er kommt immer wieder mit derselben überraschenden Schnelligkeit und Heftigkeit daher, ohne jede Vorankündigung, kommt von irgendwo plötzlich hervorgeschossen, scheinbar ohne alle inneren Zusammenhänge, wie bereits beschrieben, also ohne erkennbare Gründe oder Ursachen. Er ist allein durch seine spezifische Präsenz ein Thema für sich, und nie gäbe man auch einer anderen psychischen Erscheinungsform diese unvergleichliche Intensität.

Man kennt nichts Vergleichbares, denn es gibt nichts Analoges in der Welt der psychischen Symptome und der physischen Phantome. Die allfälligen und vielleicht nur zufälligen Entsprechungen sind indes derart außerordentlich, dass man sofort weiß, dass man sie sich nie und nimmer merken könnte oder aus eigenem Vermögen sich vorzustellen vermöchte; man ist somit nicht nur überrascht, man wird von den Ereignissen sogar in ihrer eigenen Vorstellungskraft übertroffen; es ist, als sähe man etwas zum ersten Mal, obschon man genau weiß, worum es sich handelt und weiß, dass man es schon viel zu oft gesehen hat, als dass man es zu sehen gewünscht hätte, stärker als nicht erwünscht jedenfalls, ohne es indessen jemals zur Kenntnis genommen zu haben, und dies aus reiner Abscheu oder aus reinem Widerwillen. Das ändert aber nichts an dieser Tatsache, und somit versteht man, dass es sich dabei nicht einfach nur um banale Erinnerungen handeln kann, um blasse oder blaue, um falsche oder laue, sondern dass sie durchaus in aller Eigenständigkeit existieren, ganz ohne unser Dazutun und, vor allem, ohne unsere eigene Mitgestaltung. Es handelt sich also um autochthone Schemen und Schimären, um wahrhaft einzigartige Phänomene von Wirklichkeiten über allen Wirklichkeiten, Vorstellungen und Erklärungen, oder um bildliche Phantasien von einer unglaublichen Präzision, vielleicht um ungegenständliche Luftspiegelungen und deutlich abstrakte Vorspiegelungen von höchst autonomen Erscheinungsformen und Deutungsformen, allerdings voller existenzieller Rechtfertigungen und individueller Bedeutungen, also um wahrhaft einzigartige und völlig autarke Apparenzen ohne jede willentliche Steuerung oder anderweitige Einflussnahme. Das muss man sich zunächst mal merken; das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Die Fortsetzung ist bekannt: Der Dramenbär läuft zum Tanzbär über, und die Wetterkapriole frottiert die Sahneschnitten bis zur eigenen Erschöpfung. Oder sind es Quarkkuchen? Nur das doppelte Telefongewehr kann die Misere noch halbwegs abwenden, und wenn es die genagelten Winterschuhe aushalten, was auch die kanadischen Wesensbezüger versprochen haben, steht eigentlich einer erneuten Inbetriebnahme der ganzen Karambolage nichts mehr im Wege. Länge läuft, und das gilt nicht nur im exzessiven Wasserbezug von Schokoladetrichtern; auch einige vorsichtige Mahner, behutsame Wahner und etliche geriatrische Kupferstecher stehen noch fest dazu, so dass die neugotischen Bajazzi und nicht wenige kariöse Frottétücher bestimmt ein Erbarmen zeigen würden. Die stumpfen Fruchtkörper der freudlosen Ganztageskartenbezügerinnen haben die klaren und deutlichen Erschütterungen auch in der Hand verspürt, sagen sie, und wesentliche Teile der philippinischen Gurkenschalenschnitzer müssen, obschon sie deutlich abseits stehen und eindeutig lieber ganz außerhalb schalten und walten möchten, jederzeit handfest zugreifen können, damit die Fronarbeiten der Fronarbeiter zügig vorangehen und die Zuschauer ausreichend zufrieden zu stellen wären. Das gilt auch für die amerikanischen Cheesecakes.

Doch sagen wir es offen und seien wir ehrlich: Eine Amsel macht noch lange keinen richtigen Kuhdünger, wie der aufrechte Schotte sagt, und einige zufällig anwesende Zuchtbullen monieren die übliche Mängelliste klar und deutlich als ziemlich mangelhaft und wenig montagefreundlich. Es kann ja nicht sein, erklärt man, dass mehr als zehn arkadische Beutelrattenpaare freiwilllig zu den deutlichsten und eindeutigsten Kanzlerkandidaten und Kanzlerkandidatinnen übergelaufen sind, zumal sich die Werksangaben und die Werbeausgaben der Produzentengalerien deutlich gegen all diese fanatischen Überläufer und Übernahmekandidaten ausgesprochen haben. Sowohl hochverschuldete Ferraristi, als auch englische Landroverlords kennen eigentlich nur die arktischen Bisambisonbüffelschmonzetten und die armengenössigen Bananenmousseschlabberer direkt aus der Büchse und auf der Bühne, doch viele erdhistorische Funde in der transsibirischen Tundra sprechen ganz eindeutig dagegen. Einzig die kaltschnäuzigen Wasserhosen haben noch gewisse Reserven, hört man, so dass von einem Vorbezug von reservierten Granulatechsen mal abgesehen werden kann. Wir haben ja die tschechischen Zeitzeugen immer wieder mit den großen, weißen Appenzeller- und Saaneziegen aus dem Saanenland verwechselt und die Zeitzonen mit den Zeitzoten und den Zeitklonen, was an sich bereits recht peinlich ist, zugegeben, aber eine markante Veränderung der kompletten Unfallzahlen haben wir eigentlich nie und nimmer feststellen müssen, trotz aller Vorhersagen der lombardischen Köche und der vielen Vorwarnungen der Frottéhersteller. Somit bleibt alles beim Alten, sagen die Alten und spalten die kalten Falten und die bezahlten Granulatechsen. Nur die Fenstergrößen haben die Zeitumstellungen bislang noch nicht geschafft, auch wenn das nach wenig klingt, doch klingen und läuten oder tönen und fönen ist einfach nie dasselbe wie verhöhnen und sich die Haare raufen beim Einkaufen, und sie passen auch nirgendwo hin; da können die kleinen Pisser noch lange dagegen halten und motzen wie die Dreckfotzen. Einmal aus den Ställen in die Pampa entwischt, sieht man sie nie wieder. Es kann indes fürderhin einfach reine Zufallsquoten oder Zerfallsquoten geben, die den amtl. festgelegten Umfang der milit. Fotzelschnitten nur unwesentlich erweitern, und die Borkenkäfer allein kommen gegen die Umwälzungslawine der Massentierhaltung einfach nie an. Sucht man in den Annalen nach Zahlen zu den Qualen von Aalen in ihren Schalen während der folgenden Quartale, findet man nur Sägemehl und Krafttabletten vor, auch wenn andere anderes behaupten mögen und hartnäckig auf Positionen beharren, die längst überholt sind. Zu oft sind wir dabei böse hereingelegt worden, zu sehr haben wir unter dem steten Einfluss von schäbigen Wettervorhersagen gelitten, als dass wir noch einmal böse hereinfallen wollen und hereinfallen werden. Und dies, obwohl wir uns hoch und heilig geschworen haben, nie mehr bei Regenwetter Motorrad zu fahren.

Deshalb nehmen wir dazu einfach nicht mehr Stellung, denn niemand nimmt noch jemals Stellung dazu oder reiht sich in die Positionen ein, deren Versagen bis hin zur Bedeutungslosigkeit bereits offenkundig ist. So liegen die Dinge, und man kann sie nicht einfach abkochen und zerstampfen. Nur eingefleischte Protestanten und ausgebuffte Katholiken lehnen sich noch dagegen auf, aber die Würfel sind eigentlich längst gefallen, und einer allfälligen Wiederkehr steht uns nichts mehr im Wege. Eine radikale Umkehr hin zur Verwesung steht uns auch nicht mehr kurz bevor.

Viele sprechen allerdings bereits von einer Einkehr, wenn nicht gar von einer Abkehr die Rede geht, und die gesamte Nomenklatura verspricht immerzu hoch und heilig, dass keine pazifischen Meeressäuger mehr gefangen, gestreichelt, gemolken, geschreddert oder sonstwie ausgebeutet werden sollen.

Wers glaubt? Die Einzelheiten im Nähkästchen überhäufen sich, so dass die unmittelbare Gefahr besteht, den Überblick über das ganze Geschehen und über das ganze Volle, aber auch über das volle Ganze und das volle Volle, wie auch über das ganze Ganze zu verlieren. Ein überfallartiger Einfall und wasserfallartiger Schwall von wahrhaft unangenehmen Einzelheiten ergiesst sich unplanmäßig ins kollektive Gedächtnis der südlichen Daumenlutscher und nördlichen Nasengrübler, und gerade diese heiklen Einzelheiten haben die desaströse Eigenschaft, scheinbar zusammenhangslos und unvermittelt in Erscheinung zu treten. Doch bei näherer Betrachtung stellt der örtliche Weichenwärter mit seinen vielen an alten Lederiemen umgehängten Signallampen in allen gängigen Farbtönen von Grün und Rot überrascht fest, dass erst im vollständigen Gesamtüberblick die näheren Zusammenhänge erkannt werden können. Das ist indes äußerst uninteressant, weil er zunächst gar nicht weiß, wie diese bizzarren Zusammenhänge und skurrilen Übereinstimmungen überhaupt zustande kommen können, zumal diese Anbelange und Aufbesetze nicht bereits auf den ersten oder zweiten Blick erkennbar werden. Sollte zunächst die komplizierte Frage der Inhärenz geklärt werden müssen? Das ist schwierig zu sagen, weil die verschiedenen Ebenen der Reflexionen gar nicht zusammenpassen wollen und keinerlei Übergänge oder Ansätze von Gleichartigkeit oder Zugehörigkeit aufweisen. Wir erkennen zwar auf den ersten Blick verschiedene Schieflagen und andere Ablagen, die aber scheinbar in alle Richtungen abgehen, ohne sich ernsthaft zu einem Ganzen zusammenzufügen, und zwar in den unterschiedlichsten Themenbereichen der nationalen Philatelie, die zudem unterschiedlicher nicht sein könnten und die scheinbar gar nichts miteinander zu tun haben. Wie soll man sich da überhaupt zurechtfinden können? Gewisse randständige Begrifflichkeiten aber schüren schnell mal den Verdacht, dass wir, die Konversen, es hier mit einem großen Ganzen zu tun haben, und nicht mit einem ganzen Großen wie die Konvexen, falls wir überhaupt noch die Übersicht aufbringen können, zusammen mit einer rein kosmologischen Einheitlichkeit also, deren seismografischen Charakter wir überhaupt noch nicht erfasst haben und wahrscheinlich auch nie erfassen werden, sagt jedenfalls Wilhelm Reich dazu. Doch wie dem auch sein mag: Somit bleiben wir lieber auf dem Boden der Unwissenheit und der Ungewissheit, oder aber im Bereiche der Unsicherheit und der Unerschöpflichkeit, und wir tun gut daran, selbige nicht zu unverhofft zu verlassen und aufzugeben, denn es handelt sich hierbei um die einzige phantasievolle Gewissheit, die uns bleibt, auf die wir uns noch stützen können und die uns immerhin einen gewissen genetischen Halt verschafft in der weitläufigen Pampa der vielen unverdauten Merkwürdigkeiten draußen, wo üblicherweise die Kundenherden ihre Runden drehen und sich mit den Rundläufern schnäuzen, mauzen und schmalzen und zu furchtbar fruchtbarem Kuhdünger zusammenwachsen, der wiederum die Wiedehöpfe entzückt und die Osterfeierlichkeiten beglückt. Gewissheit finden in der Unwissenheit der Nomaden und in der Ungewissheit der Plejaden: Wo sind wir diesem Affront schon mal unbewusst begegnet? Hunde verlassen sich auf den Geruchssinn, Fische auf den Geschmackssinn und Eichhörnchen auf den Tastsinn, zumal sie recht gut Klavier spielen können, Chopin und Débussy vor allem, und dies ausschließlich in den hohen Baumkronen der Buchen und Eichen.