7 Höhenrausch - Alex Gfeller - E-Book

7 Höhenrausch E-Book

Alex Gfeller

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Beschreibung

Haben wir noch, oder sind wir schon? Sind wir noch, oder haben wir schon? Dürfen wir noch, oder können wir schon? Haben wir noch Haber, oder sind wir schon bei den Stalaktiten und den Stalagmiten?

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Seitenzahl: 68

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Niemand ist vor einem Höhenrausch gefeit, denn der Passagier an sich, aber auch der Pilot selber verstehen die Zusammenhänge zwischen Luftdruck und Fussabdruck genau, ebenso, wie sie den feinen Unterschied zwischen Linolschnitt und Lithografie erkennen, und wenn ein weiterer Naturforscher in der Pampe auftaucht und behauptet, das Gleiche gelte auch für die professionelle Unterwasserfotografie und die geschäftsmäßig betriebene Unterwassergeometrie, dann hat er völlig recht. Sowohl über Wasser, als auch unter Wasser herrschen messbare und berechenbare Druckverhältnisse, die es in Fachkreisen, auf Ausflügen und bei Fehlalarmen immer wieder zu berücksichtigen gilt. Kein Unterseeboot, aber auch kein Fluggerät in großen Höhen und in hohen Größen kommt darum herum. Eine umfangreiche Untersuchung steht allerdings noch aus, und vereinzelte Untersuchungsrichter haben sich bereits ausführlich darüber beschwert. Das war abzusehen, das hat sich längst abgezeichnet, und das war zudem eindeutig voraussehbar. Nur noch Kleingeister und Wortklauber, aber auch Konstantnörgler und eindeutig suizidgefährdete Labilitätsfanatiker stemmen sich noch vereinzelt dagegen, doch auch diese hartnäckige Resistenz und verbissene Resilienz in aller Regression wird sich mit der Zeit legen, das steht fest – nimmt man zumindest an. Auf eindeutigere Fragen liegen fast immer eindeutigere Antworten vor, und den mehrdeutigeren Antworten folgen meist mehrdeutigere Fragen auf dem Fuß. Aber auch eindeutigere Antworten auf mehrdeutigere Fragen sind möglich, wie auch mehrdeutigere Fragen auf eindeutigere Antworten – man glaubt es kaum. Umständliche und völlig überflüssige Untersuchungen gerade auf diesem Gebiet haben erstaunliche Resultate zutage gefördert: Ein verlogenes Stück Scheisse hat noch keinem echten Seebären beim Seeigeln geschadet, doch nur eine völlig aufgebrachte Menge kann hier noch wirksam und folgenreich einschreiten: Die vereinzelten Pilzsammler unter den vielen Pilzsuchern, sowie die vielen Pilzesser unter den industriellen Pilzverarbeitern, aber auch die vielen Pilzesser unter den vereinzelten Pilzsuchern haben immer noch die Wahl zwischen giftigen und ungiftigen Feld- und Waldgemüsegenüssen aller Art. Sie unterscheiden aber leider nicht strikte zwischen giftigen und ungiftigen Pilzen, sondern eigentlich nur zwischen schmackhaften Pilzen und geschmacklosen Pilzen, es sei denn, sie werden dazu unmissverständlich aufgefordert. Das ist eigentlich die wahre Ursache für das weltweite Pilzsammlersterben und Pilzessersterben, doch gerade das ist in der Praxis kaum wahrscheinlich, denn noch nie hat sich ein wahrer Pilzsammler auf das Urteil fremder Rassepilze berufen müssen. Er würde auch niemals darauf bestehen, denn er kennt seine rassistischen Prinzipien: «Iss nie einen Pilz, von dem du weißt, dass ihn ein Ausländer gepflückt hat, sammle nie einen Ausländer, von dem du weißt, dass er Pilze pflückt, und bestehe nie auf Pilze, von denen gesagt wird, sie seien ausländisch, also giftig.» Eine einzige Fehlbeurteilung hat indessen oft fatale Folgen für den Pilzesser: Er kann plötzlich kein Französisch mehr, oder er verliert auf der Stelle sein Englisch aus der Mottenkiste.

Dieses erstaunliche Phänomen hat bereits viele Sprachwissenschaftler auf den Plan gerufen, und einige unter ihnen sind allein durch die Erforschung des eukariotischen Sprachvergessens in Australien tatsächlich zu akademischen Lorbeeren gelangt. Frans Magnus Schwanzenberger, zum Beispiel, der schon 1898 verbürgt hat, dass allein durch den unbedachten Verzehr von kurzstieligen Gallensteinlingen durch den ausnehmend geneigten Pilzliebhaber sein gesamtes Sprachvermögen komplett ausfallen, resp. wieder einfallen könnte, wenn er das Gegengift kennt und sofort nachkonsumiert, hat sich durch intensive Selbstversuche das mandarinische Chinesisch und das orangene Koreanisch im Selbstversuch innert Jahresfrist angeeignet.

Die Resultate waren in der Tat höchst erstaunlich; er hatte sich z.B. nachgewiesenermaßen mit dem damaligen Mandarin von Orange lange und ausführlich über das Wesen der konfuzianischen Philosophie unterhalten können, und zwar über höchst komplizierte Fragen der tambourinischen Optik und der zimbalistischen Haltung – auf Koreanisch, das er vor dem Pilzgenuss nicht gekannt hat.

Das ist belegt. Doch auf Grund seiner zahlreichen Selbstversuche mit dem Hochstieligen Seitenschwärzer aus einem ausländischen Inlandgeheimdienst ist er leider für immer verstummt und gleich anschließend gründlich vergessen worden, so dass man nie mehr auf seine wertvollen Vor- und Nachuntersuchungen zurückgreifen konnte, noch zurückgreifen mochte, zumal viele akademische Neider und nachtragende, universitäre Übellauner unter seinen ständig denunziationsbereiten Kollegen seine Arbeiten völlig motiviert niedergemacht und unverständlicherweise rundweg zum Verschwinden gebracht haben. Man mag es durchaus bedauern, doch so ist es seinerzeit geschehen, und deshalb müssen wir heute ohne die hochaktuellen Erkenntnisse Schwanzenbergers elendiglich dahinsiechen und dahindarben und eventuell, d.h. nur im leichtesten Fall, an definitivem Sprachunvermögen sterben, ohne uns jemals allein durch geeigneten Pilzverzehr neue und uns noch völlig fremde Sprachen angeeignet haben zu können. Dumm gelaufen, kann man dazu nur noch sagen. «Schätzungsweise 100 Milliarden Nervenzellen kommunizieren über 100 Billionen Synapsen ständig miteinander.

Die Nervenzellen und die Synapsen – Verbindungsstellen, über die die Informationsübertragung von Nervenzellen zu anderen Zellen abläuft – bilden ein gewaltiges Netzwerk, in dem Informationen verschoben und erzeugt werden. Die Hirnfunktionen verteilen sich auf vier Bereiche, von denen das Großhirn eindeutig der wichtigste ist. Hier sind die Zentren für das Sehen und Sprechen angesiedelt und auch das Denken ist vor allem eine Funktion des Großhirns an und für sich, während das Zwischenhirn im Wesentlichen das vegetative Nervensystem kontrolliert, also den Teil des Nervensystems, der ununterbrochen lebenswichtige Organfunktionen steuert. Das Kleinhirn ist in der Hauptsache für die Koordination des Körpers zuständig. Im Stammhirn werden elementare Reflexe gesteuert, wie zum Beispiel das Gähnen oder auch die Atmung und der Herzschlag. Das gemeine Stammhirn ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil des Gehirns und geht bis zu den Dinosauriern zurück, von denen die Menschheit eindeutig und nachweislich abstammt, denn bei vielen Scheißtypen am Arbeitsplatz kann heute noch das Prontosaurus-Gen unzweifelhaft nachgewiesen werden, besonders in den Chefetagen.» Doch die moderne Gehirnforschung wird den Erkenntnissen Schwanzenbergers doch noch auf die Spur kommen, dessen mögen alle Zweifler und Bezweifler, aber auch alle bekümmerten Skeptiker und geldgierigen Spekulanten versichert sein. Nichts kann den Vormarsch der Pilze noch aufhalten; sie werden als unumstritten größte unterirdische lebende Wesen der Erde deren Untergang, Unterhang, Unterfang und Unterschwang auch dann noch überleben, wenn kein anders Leben mehr möglich sein sollte, keine Sorge. Einzig die Karkassen der Gutsbesitzer und die Konkassen der Großgrundbesitzer werden sie daran noch eine Weile zu behindern vermögen, denn gerade die Vergeltungssucht ist unter Besitzern von Großgrund weit verbreitet. Nur vereinzelte wertlose, artfremde und nahezu verwilderungsresistente Hunderassen, aber auch viele unterirdische Meerschweinchenpopulationen und viele andere bildungssichere Meeresbewohner werden alle nahezu pausenlos weiterrackern müssen oder weitermalochen dürfen, wenn Sie so wollen, auch wenn alle anderen Gegebenheiten gegen sie sprechen werden: Tote Meere, alte Hunde, weiße Wale, nackte Seelöwen, kalte Füße, wenig frische Luft und ein ausgesprochener und bedauernswerter Teemangel in Britannjen, gerade im theologischen Geschäftsbereich und im philosophischen Geschäftsbetrieb. Selbst die warmen Stricksachen von Millionen von fürsorglichen Großmüttern werden nicht mehr ausreichen, um die Körperwärme aufrecht zu erhalten, denn die allgemeine Kältewelle wird die Menschheit einfach hinwegfegen, wie seinerzeit die Wollnashörner in der Antarktis oder die Wollmammuts in der Arktis, und vor allem die korrekte Ausübung von Fahrprüfungsverfahren wird das Ausbleiben der natürlichen Körperwärme endgültig zu beschleunigen wissen. Aber viele Mitbewohner werden auch ohne gültigen Fahrausweis noch eine ganze Weile herumfahren können, weil natürlich auch alle Verkehrskontrollen wegen fächendeckenden Erfrierungen ausfallen werden und die verbliebenen Verkehrsteilnehmen nur darauf warten, dass die anderen Verkehrsteilnehmer einen Fehler begehen, weil jede zielführende Denunziation fürstlich belohnt werden wird. Fünfhundert bis tausend Franken sind pro erfolgreicher Denunziation vorgesehen und bereits budgetiert; man muss also zwischen den einzelnen Faktoren der Vergebung und der Verwilderung, aber auch zwischen den Komponenten der Versöhnung und der Vergeltung, sowie zwischen den Bereichen der Versündigung und der Selbstbefleckung unterscheiden können; eine Einheitlichkeit