90 Mikronährstoffe gegen 900 Krankheiten - Imre Kusztrich - E-Book

90 Mikronährstoffe gegen 900 Krankheiten E-Book

Imre Kusztrich

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Beschreibung

Die komplette Übersicht der Phytostoffe und weiterer Nahrungsergänzungen zur Unterstützung aller Organe im menschlichen Körper, besonders ab der Lebensmitte und bis ins hohe Alter. Die Autoren ordnen geschlechtsspezifisch, für die Frau, für den Mann, die wichtigsten Phytamine, Spurenelemente, Vitamine, Mineralstoffe, Fettsäuren, Enzyme, Eiweiße und Hormone in die tageszeitlich korrekte Empfehlung nach den Erkenntnissen der Chronobiologie: getrennt speziell am Morgen oder am Abend, beziehungsweise gemeinsam für eine höhere Bioaktivität.

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Ratgeber Prävention

 

90 Mikronährstoffe gegen 900 Krankheiten

Komplette Gesundheit für 3 € pro Tag

 

Von Dr. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

 

 

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (insbesondere durch elektronisches oder mechanisches Verfahren, Fotokopie, Mikroverfilmung oder Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Ausgenommen davon sind kurze Text-Zitate in Rezensionen.

 

 

Haftungsausschluss.

Die folgende Veröffentlichung dient ausschließlich Informations- und Lehrzwecken. Sie ist nicht als Ersatz für ärztlichen Rat oder medizinische Behandlung gedacht. Vor jeder gesundheitlichen Maßnahme sollte ein medizinischer Experte konsultiert werden. Die kombinierte Einnahme von Nahrungs-Ergänzung oder pflanzlichen Substanzen und verschriebenen Medikamenten ohne Zustimmung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes wird nicht empfohlen. Die Autoren, der Verlag, der Vertrieb und alle jene, die in dieser Veröffentlichung namentlich genannt werden, übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für Verluste oder Schäden, die durch die Informationen, die in dieser Veröffentlichung vermittelt werden, entstanden oder angeblich entstanden sind.

 

 

ChronoBioLogie Verlag

22393 Hamburg, Deutschland

Copyright © 2019

ISBN: 9783958493865

Fotos: © voinsveta-Fotolia.com, Christo Georghiou.com, seralex-Fotolia.com

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis
Prolog
Einführung
Persönliche Fragen
Besondere Pflanzenstoffe
Gehirn-Training gegen falsche Ernährung
Genialität der Evolution
Wundersubstanz Selen, 200 Jahre alt, bis heute fast unbekannt
Eine grüne Apotheke
Phytochemikalien
Unverzichtbare Fette
Phytohormone
Pflanzenwirkungen im menschlichen Körper
Wir leben länger und essen anders
Erlaubt, aber bedenklich
Biologische Mega-Aufgaben brauchen Vitalstoffe
Wir kennen das Geheimnis des Alterns
Krankheitsrisiko Älterwerden
Immer wieder neue Pflanzen-Superstars
Alterspräventive Medizin
Der Stoffwechsel beschleunigt das Altern
Doppelstress durch Ernährung
Hormone der Entzündung
Sauerstoff, der unverzichtbare Teufel
Antioxidanzien – Feuerlöscher des Körpers
In das Blut, in feste Substanzen
Die Super-Kraft sekundärer Pflanzenstoffe
Fusions-Medizin East meets West
Radikalekiller aus der Traube
Phytamine: Säule der Anti-Aging-Medizin
Im Wasser, mit Fetten
Morgens Antrieb, nachts Reparatur
Eine Säure senkt den Blutdruck
Sonderteil Phytamine
Der fantastische Menschenschutz durch Resveratrol & Co.
Die Vitamin-Klassiker
Antike Samen und Getreide
Die grüne Apotheke für den Tag, für die Nacht
Sonderteil Gesundheit schlucken
Das Phytamin-Prinzip im Alltagstest
Sondereffekte durch Aminosäuren
mTOR: Tor zum Alter ohne Krankheit
Hormone der Schönheit, der Weisheit, der Kraft und ein spezielles für die inneren Uhren
Die Hormone des Alterns
Gesundheit für 3 Euro am Tag
Auf den Punkt gebracht

Prolog

 

Nach Meinung der Schriftstellerin Susan Sontag, einer der einflussreichsten amerikanischen Intellektuellen, wird jeder Mensch als doppelter Staatsbürger geboren - im Königreich der Gesunden und im Königreich der Kranken.

„Früher oder später“, erklärte sie, „sind wir alle gezwungen, auch den zweiten Reisepass zu zücken.“

Dank der wachsenden Lebenserwartung ereignet sich im Schicksal von Millionen Menschen heute diese Veränderung viel, viel zu früh. In der Folge haben sie länger als alle Generationen vor ihnen oft Jahrzehnte hindurch chronische Krankheiten, eingeschränkte Freuden und stattdessen ungeahnte Schmerzen zu ertragen.

Hier setzt eine junge Wissenschaft an, die oft als Ausdruck eines unsinnigen Verjüngungswahns gesehen wird und weniger oft als das, was der Schwerpunkt ihrer Forschung verrät: Die ärztliche Kunst, Maßnahmen der Prävention zur Vermeidung vorzeitiger altersbedingter Veränderungen auszuarbeiten und zu vermitteln.

Diese Anti-Aging-Medizin nimmt im Idealfall jenen Jahren den Schrecken, auf die uns die Evolution nicht mehr mit dem vollen Umfang ihrer Genialität vorbereitet hat.

Die seriöse Anti-Aging-Medizin basiert auf wissenschaftlicher Forschung. Erst heute verstehen wir, warum und auf welche Weise Heilpflanzen nach Verzehr in unserem Organismus ihre positiven Wirkungen auslösen.

Ein Beispiel: Ashwagandha, auch Schlafbeere, Winterkirsche, Withania somnifera genannt, ist eine Heilpflanze der Ayurvedamedizin mit Jahrtausende langer Anwendung. Als Indikationen werden Schlaflosigkeit, Energieschwäche, Depression und schlechte Blutwerte genannt. Während der Health Ingredients Europe-Messe in Frankfurt Ende November 2018 wurden dem Wissen um diese Heilpflanze verblüffende neue Informationen hinzugefügt. Etwa wie ein Ashwagandha-Extrakt verpackt werden kann, so dass Magensäure ihn nicht beschädigt, an welcher Stelle im Verdauungstrakt er am besten absorbiert wird und dass die ideale Tagesdosis 116 Milligramm beträgt.

Aber im Wesentlichen baut sie auf das gleiche Konzept, das seit Beginn unserer Geschichte als ein Grenzstreifen zwischen Gesundheit und Krankheit angesiedelt ist.

In Anlehnung an Susan Sontags Erkenntnisse könnten wir es als das Königreich der grünen Apotheke bezeichnen.

Einführung

 

Gesundheitlich echt auf der Höhe? Oder: Biologisch bloß auf Hartz IV?

Das zunehmende Alter zwingt jeden von uns irgendwie zu dieser sehr persönlichen Entscheidung. Denn plötzlich werden wir mit epidemieartigen Volkskrankheiten konfrontiert: Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, Osteoporose und Demenz. Selbst Krebs ist eine Bedrohung, die im Laufe eines Lebens wächst.

Was geht da vor?

Klar ist: Die Evolution stößt an ihre Grenzen. Drei Ursachen treten hervor: Wir essen vor allem, was gut schmeckt. Wir sitzen zu viel. Wir werden viel, viel älter als jemals vorgesehen.

All das wollen wir natürlich möglichst behalten. Besonders das lange Leben.

Aber es gibt ernste Hindernisse.

Vor allem sind es eine problematische Ernährung, die Gefahr durch Umwelt-Substanzen, der unzureichende Grad an körperlicher Aktivität und die große Frage, wie viel Stress der Organismus abzufedern hat.

Gleichzeitig ist die Wissenschaft uneinig über so einfache Fragen wie: Wie viel Wasser sollen wir trinken? Die propagierten acht Glas pro Tag sind ein Mythos ohne überprüfbare Basis. Die ideale Menge ist abhängig von unserer Ernährung, unserem Lebensstil, unserem Gewicht und unseren Aktivitäten. Wasser ist unbestritten das bestmögliche Getränk. Wir begegnen Wasser in Früchten und Gemüse, im Bier und im Tee. Das Institute of Medicine empfiehlt 3,7 Liter für einen erwachsenen Mann und 2,7 Liter für eine erwachsene Frau. Aber niemals wird es eine brauchbare Untersuchung darüber geben, von welchem Quantum die Nieren profitieren, wie viel unsere Haut braucht und ob wirklich mehr Wasser weniger Prostataprobleme bedeutet.

Immer wird der vernünftige Menschenverstand gefragt bleiben.

Der Handlungsbedarf ist immens. Jeder dritte Krankenversicherte wappnet sich mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gegen die Gefahr durch schwerwiegende Herzprobleme. In Deutschland werden aktuell etwa 6,7 Millionen Menschen an Diabetes behandelt – und etwa weitere zwei Millionen wissen nichts von ihrer Zuckerkrankheit. Schon heuten schlucken in den westlichen Industrienationen jeder zehnte Erwachsene Antidepressiva und jedes zehnte Kind stimulierende Substanzen. Möglicherweise jeder Vierte wird im Laufe seines Lebens zumindest vorübergehend eine behandlungsbedürftige Depression erleiden. In den Krankenhäusern Deutschlands werden im Laufe eines Jahres beinahe 16 Millionen chirurgische Eingriffe durchgeführt, in Arztpraxen ähnlich viele.

Gibt es da einen größeren Gegensatz als die Vision, die ein profilierter Stratege der Anti-Aging-Medizin in Vorträgen für wissbegierige Ärztinnen und Ärzte so zu umschreiben pflegt: „Mit hundert pumperlg‘sund ins Grab fallen“?

Seiner Ansicht nach ist das möglich.

Diese Aussicht kommt allerdings mit einem Preis: Gesundheit wartet nicht abholbereit in der Arztpraxis.

Persönliche Fragen

 

Mögen Sie Brokkoli? Dann kann man Ihnen nur gratulieren. George H. W. Bush, einundvierzigster US-Präsident, untersagte das Servieren dieses Kohlgemüses an Bord von Air Force One – eine krasse Fehlentscheidung. Bush wurde allerdings auch ohne Brokkoli 94 Jahre alt.

Bereits im Oktober 2003 verblüffte die renommierte Wissenschaftszeitschrift „Nature Review“ auch weite Kreise der Medizin und stufte optimistisch elf in aller Welt alltäglich verzehrte pflanzliche Nahrungsgruppen unter der Überschrift „Krebs-Chemoprävention mit essbaren Phytochemikalien“ (Originaltitel: „Cancer Chemoprevention with Dietary Phytochemicals“) als vor Krebs schützend ein. Die beliebtesten darunter waren die Tomate, der Chilipfeffer und aus der umfangreichen Gemüsekohlfamilie der Brokkoli.

Schlucken Sie hin und wieder eine niedrig dosierte Aspirintablette als Schutzmaßnahme vor kardiovaskulären Problemen? Ob Sie es glauben oder nicht – auch das kann Ihr persönliches Krebsrisiko verringern, wie mehrere Studien beweisen! Im Dezember 2016 konnten Wissenschaftler der Oregaon State University sogar erstmals erklären, wie das funktioniert.

Sitzen Sie bequem? Übertreiben Sie das besser nicht. Schauen Sie in Ihrer Freizeit täglich mehr als vier Stunden auf einen Bildschirm – Fernseher, Laptop, Tablet, E-Book-Reader, Handy oder Playstation? Dann enthalten die Ergebnisse von Studien aus unterschiedlichen Universitäten von den U.S.A. bis Australien gerade für Sie ziemlich ernste Botschaften. Für diesen weitgehend passiven Zeitkonsum hat die seriöse Wissenschaft den treffenden Begriff „toxisches Sitzen“ gewählt. Sie sollten wissen: Langes Sitzen ist wegen entzündlicher Prozesse mit einem höheren Risiko für Diabetes verbunden. Studien entdeckten auch Zusammenhänge mit Krebs, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Im Juli 2015 ergänzte ein Team der University of Queensland in der Zeitschrift „European Heart Journal“ diese Erkenntnisse: Die Zeit, die wir stehend statt sitzend verbringen, ist mit niedrigerem Blutzucker, mit weniger Blutfetten und mit reduzierten LDL-Cholesterinen verbunden. Zum Glück bieten bestimmte verzehrbare Pflanzenstoffe, beispielsweise Resveratrol, einen gewissen Schutz sogar vor den am stärksten krankmachenden Effekten der sitzenden Lebensweise.

Benötigen Sie für das Zurücklegen von sechs Metern mehr als sieben Sekunden? Das wäre ein Alarmsignal. Die Bewegung spiegelt die Leistung vieler Organe wieder und gibt Hinweise auf die noch vor einem liegenden Lebensjahre – je langsamer, desto weniger.

Spielen Sie – Mann oder Frau – in der Freizeit Fußball? Sie haben für sich etwas verblüffend Gesundes entdeckt. Der Feierabendkick entpuppt sich in Studien als eine der höchst seltenen körperlichen Betätigungen, nach denen manche Menschen nahezu süchtig werden. Das Fußballspiel wurde in diversen Studien nicht gleich wieder aufgegeben, wenn Betroffene sich bemühten, Bedrohungen wie das Metabolische Syndrom anhaltend zu verringern.

Machen Sie – Frau oder Mann – eher schon jeden Morgen statt erst am Abend das Bett? Sechs Gründe sprechen dafür. Nach dem Autor des Bestsellers „The Power of Habit” (Die Macht der Gewohnheit), Charles Duhigg, startet das Bettenmachen am Morgen eine positive Kettenreaktion, die weitere gute Gewohnheiten stabilisiert. In ein, zwei Minuten bewältigen Sie die erste Aufgabe des Tages. Das macht ein gutes Gefühl. Diese Tätigkeit reduziert Stress und produziert besseren Schlaf. Bei einer Umfrage in 2015 bezeichneten sich 72 Prozent Bettenmacher als zufrieden und 62 Prozent Bettennichtmacher als unzufrieden.

Können Sie sich für Grünen Tee begeistern? Dann winken Ihnen Benefits, von denen die Menschheit seit Jahrtausenden profitiert. Die aufgebrühten Substanzen aus den nicht-fermentierten Blättern der Camellia sinensis rechtfertigen voll den Ruhm des Anti-Aging-Superstar Asiens – ein medizinisches Multitalent, vergleichbar dem Rotweinwirkstoff Resveratrol.

Glauben auch Sie an dunkle Schokolade? Vermutlich wissen Sie nicht, wie wenige Gramm schon eine Gesundheitswirkung erzielen. Bereits eine kleine Ecke mit 70 Prozent hochwertigem Kakao täglich würde genügen …

Sehen Sie genügend oft Spinat, Grünkohl und anderes dunkles Blattgemüse auf Ihrem Teller? Sie alle enthalten die bewährten Augenhelfer Lutein und Zeaxanthin. Aber nicht nur Ihre Augen werden sich freuen.

Kaufen Sie mit wieder verwendbaren Stofftaschen ein? Vorsicht! Während Sie den Planeten retten, zerstören Sie – im übertragenen Sinne – vielleicht erst einmal Ihre Taille. Forscher der berühmten Harvard Medical School erkannten im Sommer 2015 einen Zusammenhang zwischen der Art von Einkaufstasche und dem Verhalten beim Shoppen. Konsumenten mit diesen Taschen erwerben mehr organische und umweltfreundliche Produkte. Aber sie haben auch eine Tendenz zur Selbstgerechtigkeit. Sie belohnen sich gerne auch mit verlockendem, minderwertigem Junk Food, legen an Gewicht zu und sind unterm Strich nicht ganz so cool wie sie glauben.

Was sollen diese Fragen?

Der Weg zu Wohlbefinden, Schmerzfreiheit, sympathischem Aussehen und Fitness im Alter ist gepflastert mit den kleinen Entscheidungen, die Sie täglich treffen.

Auch die Wahl dieses Buches zählt … Es wird Ihnen vor allem die zwei größten Gesundheitsbedrohungen verständlich machen: chronische entzündliche Prozesse unterhalb der Schmerzwahrnehmung und den so genannten oxidativen Stress durch freie Sauerstoffradikale. Und Sie werden erfahren können, welche verblüffende Effekte Substanzen aus neun großen Pflanzengruppen nach Verzehr in unserem Körper bewirken können.

Doch zuvor rufen Sie die Erinnerung an das letzte Mal zurück, als sie mit bloßer Haut eine Brennnessel berührten. Vielleicht in Ihrer Kindheit? Bis heute hat sich die Verteidigungstechnik dieser Pflanze nicht verändert. Bei Kontakt bricht von einem Härchen die weiche Spitze ab. Darunter liegt ein winziges Röhrchen. Diese pflanzliche Injektionsnadel bohrt die Pflanze in die Haut. Gleichzeitig setzt sie eine Flüssigkeit mit einem Mix aus Acetylcholin, Histamin und Ameisensäure frei, den sie in unserem Gewebe deponiert. Es ist nur ein Zehntausendstel Milligramm, doch wir spüren es! Acetylcholin zählt mit Serotonin und Dopamin zu den bekanntesten Botenstoffen in unserem Gehirn.

Solche und vergleichbare Substanzen, die Pflanzen zu ihrem eigenen Schutz entwickeln, bezeichnen wir ebenso wie ausgewählte chemische Elemente und Mineralstoffe als Phytamine. Zu Recht zählen wir sie zu den Schätzen der grünen Apotheke. Wir erzielen mit ihnen nach Verzehr in vergleichbar winzigen Mengen ungeahnte Wirkungen in unseren Nervensystemen. Leider wird gerade die Leistung dieses eminent wichtigen Neurotransmitters Acetylcholin durch weit verbreitete Zusätze in industriell produzierten Lebensmitteln dramatisch abgeändert.

Möchten Sie mehr über dieses Phytamin-Prinzip erfahren? Dann lesen Sie hier einfach weiter.

Inflammation und Oxidation sind Inhalte ab dem Kapitel „Doppelstress durch Ernährung“.

Sind Sie in Eile und interessieren Sie sich vor allem für Phytamine im täglichen Einsatz für Ihre Gesundheit? Dann finden Sie die Antworten etwa in der Buchmitte im Sonderteil „Gesundheit schlucken“ direkt ab dem Kapitel „Das Phytamin-Prinzip im Alltagstest“ mit besonderen Informationen zur Präventionsmedizin, von Herz bis Haut, von Fruchtbarkeit bis Entgiftung.

Besondere Pflanzenstoffe

 

Die meisten verblüffenden Pflanzenstoffe lassen sich den neun großen Spezialgruppen zuordnen:

Carotinoide sind gelb-rote Farbstoffe in etwa 600 Varianten.

Glucosinolate geben Gewürzen und Pflanzen wie dem Braunen Senf ihren scharfen Geschmack.

Phytoöstrogene sind den menschlichen Östrogenen sehr ähnlich.

Phytosterine sind Botenstoffe in fettreichen Pflanzen.

Polyphenole sind besonders unermüdliche pflanzliche Aktivisten mit unzähligen günstigen Eigenschaften. Viele kommen in zwei Untergruppen vor: Phenolsäuren sind Gerbstoffe, beispielsweise im schwarzen Tee. Flavonoide sind Farbstoffe in Obst und Gemüse.

Protease-Inhibitoren schützen Pflanzensamen vor vorzeitigem Gewebeabbau.

Saponine stecken in unseren Hülsenfrüchten und überaus reichlich in berühmten Heilkräutern.

Sulfide sind schwefelhaltige Verbindungen, etwa in der Zwiebel und im Knoblauch.

Terpene kennen wir als Menthol in der Minze, als Aromastoff in der Zitrone … und noch viel zu wenig als Pflanzensubstanzen gegen Krebs!

Alle diese Substanzen waren in der Urnahrung unserer Vorfahren stark vertreten. Heute werden sie aus dem Essen von Millionen Menschen mehr und mehr verdrängt. Katastrophal! Die durch sie und andere Phytamine zu erzielenden Unterschiede sind derart prägend, dass Wissenschaftler der Duke University in Durham im amerikanischen Bundesstat North Carolina das kalendarische Alter eines Menschen sehr mutig nur als grobes, primitives Maß – wörtlich „crude” – seines biologischen Zustandes einschätzten.

Im Juli 2015 berichteten sie in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences” über das Ergebnis einer Studie an 1.037 jungen Erwachsenen, die seit ihrer Geburt bis zum vollendeten 38. Lebensjahr alle sechs Jahre gezielt medizinisch untersucht wurden. Getestet wurden verschieden physikalische und kognitive Fähigkeiten: die kardiovaskuläre Verfassung, der Zustand des Immunsystems, die Beschädigung der Erbanlagen in der DNA und speziell die Leistungen der Nieren, der Leber, der Lungen einschließlich des Befunds ihres Zahnfleisches. Die Resultate konnten für eine Quantifizierung des biologischen Alters herangezogen werden. Das Hauptaugenmerk konzentrierte sich auf die Werte der Teilnehmer mit 26, 32 und 38 Jahren.

Die jeweilige Bewertung basierte auf zwei Säulen. Eine ist ein international anerkanntes Zehn-Biomarker-Schema für die Bestimmung des biologischen Alters zwischen 35 und 75 mit dem Ziel, die statistische Mortalität zu berechnen. Nach dieser Bewertung rangierten die untersuchten Achtunddreißigjährigen irgendwo zwischen 26 und 61 Jahren – was von den wissenschaftlichen Autoren nicht als Überraschung eingestuft wurde.

Auch die Alterungsgeschwindigkeit wurde ermittelt. Dazu blickten die Forscher auf insgesamt 18 Langzeit-Biomarker, aus denen vor allem Veränderungen innerhalb von Organen im Laufe der Jahre ersehen werden können.

Zum Beispiel maßen sie den Durchmesser von Gefäßen im Augapfel und entdeckten erstaunliche Differenzen. Sehr verengte Kapillaren werden mit höheren Risiken für Schlaganfall, Sauerstoffmangel und Demenz gleichgesetzt. Sogar die Enden der Chromosen-Telomere wurden verglichen. Sie verkürzen sich mit jeder Teilung und sind maßgeblich für die Stabilität der Erbinformationen.

Erstaunlicherweise beschäftigten sich bisher nur wenige Studien mit biologischen Anpassungen in der so genannten Blüte der Jahre zwischen 26 und 38 Jahren. Jetzt trauten die Wissenschaftler kaum den Resultaten.

Die meisten der Teilnehmer hatten sich in den zurückliegenden Jahrzehnten normal verändert – um etwa ein biologisches Jahr pro Kalenderjahr. Aber einige alterten drei Mal so rasch, drei biologische Jahre in einem einzigen. Zeigte man ihre Fotos anderen Studenten, wurden sie auch wesentlich älter eingeschätzt. Gleichzeitig zeigten sie Probleme bei der Bewältigung körperlicher und mentaler Aufgaben wie Balancieren auf einem Bein, kraftvolles Zugreifen, Kontrolle einer Kugel auf einem Brettchen mit 25 Löchern und bei 36 Aufgaben aus einer Liste für das Erfassen möglicher Beschränkungen im Alter. Dazu zählen Staubsaugen, Ankleiden, Einkäufe nach Hause tragen, eine Meile gehen und sich an kräfteraubenden Sportarten wie Bowling beteiligen.

Diese Studie ist Teil eines großen Ziels: Gesucht wird ein Berechnungsschlüssel, nach dem künftig die persönlichen Daten und Laborwerte eines jeden Patienten in einer einzige Zahl dargestellt werden können, die in seinen medizinischen Aufzeichnungen aufscheint und über die relativ unkompliziert mit den Betroffenen geredet werden kann. Gegen diese Zahl kann der Nutzen von Therapien und Präventionsmaßnahmen gemessen werden.

Der für die Studie an der Duke University verantwortliche Arzt, Dr. Daniel W. Belsky, brachte es auf den Punkt: „Eine einzige Krankheit erfolgreich zu behandeln, löst nicht die Problematik von Multimorbidität, von Mehrfacherkrankungen, und von Altersbehinderungen.“

Vor uns liegt ein weiter Weg.

Gehirn-Training gegen falsche Ernährung

 

Zu dreißig bis vierzig Prozent sind unsere Basisgesundheit und unsere Lebensdauer genetisch bedingt, aber selbst Gene können durch jeden Einzelnen noch positiv beeinflusst werden. Der weit größere Anteil am Älterwerden wird eindeutig individuell vom Lebensstil bestimmt.

Das ist schlecht und gut zugleich. Wie nie zuvor sind wir in der Lage, die wichtigsten schädlichen Faktoren zu benennen.

Einhellig wird unsere dramatisch veränderte Nahrung an erster Stelle genannt. Wertvolle Mikronährstoffe werden immer seltener. Gleichzeitig wird den Herstellern von Lebensmitteln erlaubt, zur Erleichterung der Produktion, zur Geschmacksintensivierung und zur Konservierung mehrere 1.000 fremde Substanzen zusätzlich einzusetzen oder einzubringen. Zurzeit sind mehr als 3.500 von den Regulierungsbehörden zugelassen. Die meisten müssen nicht einmal mit einer der mehreren hundert E-Nummern deklariert werden, weil sie – wie beschwichtigend behauptet wird – im fertigen Produkt nicht mehr aufscheinen.

Niemand garantiert uns aber, dass unser Organismus diese Chemikalien nicht doch noch irgendwie wahrnimmt …

Dazu kommen zahllose Rückstände von Pestiziden, Herbiziden, weiteren Chemikalien und Umweltgiften, sowie Substanzen in verschreibungspflichtigen Medikamenten mit oft hemmenden Aufgaben.

Ganz sicher hat die Unterversorgung mit gesunden Wirkstoffen weiter reichende Konsequenzen als die Aufnahme von Schadstoffen.

Nach einer einfachen Formel profitieren unsere wichtigsten Organe vor allem von der Zufuhr von Substanzen aus etwa 90 Hauptgruppen mit Hunderten unterschiedlichen Vitalstoffen, deren Mangel mit rund 900 Krankheiten in Verbindung stehen kann. In der Regel empfiehlt es sich, jedes erkannte Problem mit etwa einem Dutzend Mikronährstoffen anzugehen. Das gilt zur Abwehr der altersbedingten Macula-Degeneration der Netzhaut ebenso wie zur Versorgung hochstrapazierter Knorpelgewebe in den Gelenken und zur Rettung der Nervensysteme und Gehirnareale.

Niemand muss sich den Amerikaner Ray Kurzweil, Futurist, Autor und „Director of Engineering“ bei Google, zum Vorbild nehmen. Seit Oktober 2016 schluckt er in einem wissenschaftlich überwachten Selbstversuch zur Lebensverlängerung täglich 77 Nahrungsergänzungen.

Jede einzelne sinnvolle Maßnahme macht einen kleinen Unterschied. Schon 1881 proklamierte der aus Dresden stammende amerikanische Lehrer, Anwalt und Politiker Robert Green Ingersoll: „Wir müssen uns daran erinnern, dass es in der Natur weder Belohnung noch Bestrafung gibt, nur Konsequenzen.“

Für Millionen Menschen ist die persönliche Situation deshalb so bedauerlich, da eine individuell optimale Ernährung unter Umständen sogar zwei von drei Krebserkrankungen verhindern könnte.

Davon ist die Gesellschaft weit entfernt. Sie scheint den Verführungen durch die Rund-um-die-Uhr-Essens-angebote schutzlos ausgeliefert. Selbst intellektuelle Zeitgenossen erleben immer wieder, dass ihr Gehirn einen ganzen Abend lang „nein, nein, nein“ signalisiert … und dennoch rennen sie um 22 Uhr zum Kühlschrank und greifen wie fremdgesteuert hinein.

Hoffnung verbreitet die Erkenntnis, dass sich langsam herauskristallisiert, wie ein Gehirntraining gegen falsche Ernährung funktionieren könnte.

Denn niemand wird mit Heißhunger auf Pommes und mit Abneigung gegenüber Vollkornnudeln geboren. Diese Einstellungen bilden sich durch die wiederholte Essens-Wahl heraus. Auf die gleiche Weise kann unser Gehirn mit Geduld umprogrammiert werden, weg von Nahrungsmitteln mit sehr hohem Kalorienanteil hin zu gesunder Ernährung. Das berichtete das Fachmagazin „Nutrition and Diabetes” 2014.

Diese Auffassung ist das Ergebnis eines speziellen Versuchs. Dafür wurden von 13 übergewichtigen oder fettsüchtigen Teilnehmern durch Zufallsentscheid acht in eine intensiv betreute Diätgruppe und fünf in eine Kontrollgruppe eingeteilt.

Zu Beginn wurden bei jedem mit Magnetresonanzdarstellung die Aktivitäten in der Gehirnregion für Lernen und Gewohnheit gemessen, wenn sie auf Fotos von diversen Nahrungsmitteln blickten. Allen Teilnehmern wurde die Wiederholung dieser Messung nach sechs Monaten angekündigt.

Die acht Diätler erhielten neuartige Anleitungen zu einem Programm für Verhaltensänderung. Sie wurden über Portionsgröße aufgeklärt und erhielten Menüpläne. Ziel war es, rund jeweils 25 Prozent ihrer Energie von Eiweißen und Fetten und 50 Prozent von Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index, zum Beispiel Vollkornprodukten, aufzunehmen, kombiniert mit mehr als 40 Gramm Ballaststoffen täglich.

Nach sechs Monaten hatten die Diätesser im Durchschnitt 14 Pfund abgenommen, die Teilnehmer in der Kontrollgruppe vier Pfund. Erstaunlich war, was die Forscher jetzt in den Gehirnen sahen. In der Kontrollgruppe hatte sich nichts verändert. Jedoch bei jenen mit der stärkeren Gewichtsabnahme erschien das Gehirn jetzt aktiver bei der Präsentation von Aufnahmen gesunder Nahrungsmittel und weniger beeindruckt durch Gerichte mit hoher Kalorienbeladung.

Die Leiterin der Studie, Professorin Dr. Susan B. Roberts an der Tufts University, argumentiert so: „Die Konditionierung der ungesunden Nahrungswahl verfestigt sich mit der Zeit als Reaktion auf die wiederholte Aufnahme von Speisen aus der belasteten Essens-Landschaft.” Ihre Kollegin Professorin Dr. Sai Krupa Das ergänzte: „Da war am Ende eindeutig ein gestiegener Wunsch nach gesünderen Lebensmitteln bei gleichzeitiger reduzierter Präferenz für ungesundes Essen. Vermutlich ist die Kombination dieser Effekte kritisch für anhaltende Gewichtskontrolle.”

Genialität der Evolution

 

Was ist Ihnen wichtiger: In den nächsten zwanzig Jahren kein Schlaganfall? Oder in dreißig Tagen um Jahre jünger aussehen?

Ersparen Sie sich das Nachdenken. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat die Präventionsmedizin die Antwort für Sie schon gefunden: Beides!

Allerdings, von Ihnen werden Opfer und Zugeständnisse verlangt.

Dahinter steckt glasklare Wissenschaft.

Blicken wir weit zurück, und überspringen wir dabei die vergangenen 100 Jahre, so sehen wir, dass die Evolution ihre Ernährungsregeln für uns in einem Zeitraum von 100.000 bis 150.000 Generationen perfektionierte. In allmählichen Veränderungen wurden günstige Merkmale bei der Fortpflanzung weitergegeben. Gleichzeitig konnten Individuen mit für das Überleben vorteilhaften Eigenschaften mehr Nachwuchs produzieren.

Wie war das möglich? Den vollen Umfang dieser Genialität verstehen wir erst heute. Die Evolution hat ein einziges, einzigartiges Überlebenssystem entwickelt und es allen Lebewesen zugänglich gemacht.

Die wichtigsten Komponenten entstanden in den Pflanzen. Sie sind die Basis der Nahrungskette für Tiere und Menschen. Jedes einzelne Wesen, das sich ausreichend pflanzlich ernährte und mit Energie versorgte, nahm auf diese Weise gleichzeitig auch die zum eigenen Überleben unverzichtbaren Vitalstoffe mit auf.

Eines müssen wir anerkennen.

Nicht für den Menschen, nein, für die Pflanzen hat die Natur in Jahrmillionen ihr genialstes Werk vollbracht. Denn Blumen, Kräuter, Gräser, Büsche, Sträucher und Bäume können anders als wir Gefahren nicht ausweichen. Ihre häufigsten Bedrohungen sind Krankheiten. Eine ihrer größten übrigens – Wachstum außer Kontrolle, Krebs! Darüber hinaus müssen sie ihre Existenz gegen Fressfeinde, Sonnenglut, Nachtfrost und Dürre verteidigen.

Im Alltag einer Pflanze, deren Chronobiologie im Tag-Nacht-Rhythmus von dem gleichen Melatonin gelenkt wird wie unser eigener Organismus, geht es rund. Ihre Wurzeln verfügen über wahrlich magische Eigenschaften und schöpfen wertvollste Moleküle aus der Wunderwelt des Erdreichs. Blüten, Blätter und Früchte müssen vor Pilzen und anderen Mikrolebewesen geschüt zt werden. Fremde Gewächse werden auf Distanz gehalten, denn die Schätze des Bodens, Luft und Sonnenlicht sind begrenzt. Insekten werden mit Duftstoffen und Farbflächen zur Vermehrung angelockt. Und höchste Priorität hat der Schutz der Zellregulation vor bösartigen Ausreißern.

Dafür hat die Evolution den Pflanzen eine unglaubliche Fähigkeit verliehen. Sie sind in der Lage, mit einer fast unüberschaubaren Armada von Spezialstoffen alle ihre Aufgaben selbst zu bewältigen.

Die einzelne Pflanze besitzt kein Gehirn. Der Verzicht auf einzigartige Organe macht Sinn für ein Lebewesen, das auch nach dem Verlust von 90 Prozent seiner Masse noch überlebensfähig ist. Die kontinuierliche Abwehr von Gefahren muss auch auf Nervenleitungen verzichten, und dennoch funktioniert die Kommunikation von Zelle zu Zelle vorzüglich. Obwohl nicht eine Drüse existiert, die einen Botenstoff abgeben könnte, erkennen wir in Pflanzen eine Vielzahl von chemischen Substanzen mit Eigenschaften, die unseren Hormonen ähneln. Sie informieren, sie steuern, sie treiben an, sie hemmen. Sie werden in jeder einzelnen pflanzlichen Zelle produziert, ebenso wie die in ihr notwendige Energie. Bitterstoffe, Säuren, Süßsäfte verleihen jedem Gewächs das typische Profil.

Die Pflanze muss auch ohne Augen, Nase und Ohren existieren und beherrscht doch vermutlich 14 Sinne. Zum Beispiel nehmen ihre Wurzeln einen Wasserlauf wahr, auch wenn er in einer geschlossenen Leitung geführt wird. Pflanzen warnen sich untereinander vor Gefahren, meistens durch Duftstoffe und durch Chemikalien, die in den Boden abgesondert werden.

Pflanzen produzieren etwa 70.000 bis 100.000 Phytosubstanzen. Es sind Säuren, Fette, Phenole, Amine, Schwefelverbindungen, Polysaccharide und viele, viele mehr.

Mit ihren Wirkungen ersetzen diese Phytochemikalien reflexartig die Aufgaben des der Pflanze fehlenden Nervensystems. Ein Großteil hilft bei Aufgaben des Stoffwechsels wie der Speicherung der Energie aus dem Sonnenlicht in Kohlenhydraten. Der Rest erklärt die verblüffenden Fähigkeiten ihres Immunsystems etwa das Überleben von Hitzeschock und Nachtfrost.

Eine einzelne Pflanze kann unzählige verschiedene Phytosubstanzen enthalten, eine Orange beispielsweise Carotinoide, Limonoide und Phenole. Man schätzt, dass uns eine einzige Portion Salat oder Gemüse auf dem Teller an die 100 differenzierte Phytamine beisteuert.

Wundersubstanz Selen, 200 Jahre alt, bis heute fast unbekannt

 

Bis heute sind 118 chemische Elemente bekannt, Grundstoffe der biologischen Prozesse durch chemische Reaktionen in unserem Körper. Die meisten werden uns durch Verzehr von pflanzlichen Molekülen vermittelt. Zum Beispiel Selen, 1817 von dem schwedischen Chemiker Jöns Jakob Berzelius identifiziert, jedoch bis heute in seiner Bedeutung für die Öffentlichkeit fast unbekannt. Dabei produziert die Wissenschaft stetig elektrisierende Informationen.

Hier eine Erkenntnis aus dem Januar 2017: Ein zu hohes Körpergewicht korreliert häufig mit einem zu niedrigen Selenspiegel. Übergewichtige Testpersonen hatten eine bei Männern um 24 Prozent und bei Frauen um 31 Prozent niedrigere Selenaufnahme im Vergleich zu Normalgewichtigen. Eine Reihe von Nahrungsmitteln enthält Selen: Paranuss, Butter, Leber, Fische und Schalentiere, Apfelweinessig, Vollkornweizen, Tofu, Hühnerbrust, mageres Schweinekotelett, Rindersteak, Thunfisch, Austern. Selen spielt nicht nur eine Rolle bei der Regulierung des Körpergewichts, sondern bietet sich zum Einsatz an verschiedenen Fronten der Krankheitsabwehr an: Schutz vor freien Sauerstoffradikalen, Verlangsamung von Alterungsprozessen, Zellschutz, Schutz der Erbinformationen, Schutz der Organe Leber und Auge, Entgiftung - auch von Schwermetallen, kardiovaskuläre Schutzfunktionen, Schwangerschaft mit gesunder Fötusentwicklung, besseres Immunsystem, Regulierung der Schilddrüsenfunktionen und männliche Fruchtbarkeit.

Eine grüne Apotheke

 

Je fordernder die Umweltbedingungen, mit desto mehr Wirkstoffen aus ihrer grünen Apotheke muss die Pflanze gegenhalten. Das führt beispielsweise dazu, dass einige Traubensorten an höheren Standorten mit Nachtfrost noch mehr Resveratrol produzieren als andere. Diese Hauptsubstanz der so genannten Rotwein-medizin gehört zur Gruppe der Polyphenole mit den stärksten Potenzialen, nach einer Infektion durch Bakterien auf der feuchten Haut Entzündungen gegen die Krankheitserreger zu entwickeln und sie im richtigen Augenblick wieder zu stoppen, ehe sich dieses Heilprinzip gegen die eigene Gesundheit der Pflanze richtet. Phytoalexine werden diese chemischen Pflanzensubstanzen genannt, nach dem griechische Wort für abwehren, „alekein“. Die Pflanze aktiviert sie innerhalb von 24 Stunden nach einer Verletzung oder einem Befall durch krankmachende Kleinstlebewesen. Vermutlich existieren bis zu 29 Millionen Arten von verschiedenen Bakterien, Pilzen und Insekten. Phytoalexine wirken anti-mikrobiell, unterbinden die Ausbreitung und bekämpfen Sauerstoffradikale.

Das tun sie zum Teil nach Verzehr auch in unserem Körper.

Eine andere Wirkstoffgruppe trägt die wissenschaftliche Bezeichnung Adaptogene. Genauso gut könnten wir sie Stresshormone nennen, weil diese Verbindungen ähnliche Aufgaben besitzen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Es sind in der Pflanze ebenso wie im menschlichen Organismus biochemische Botenstoffe, mit denen bei besonderen Belastungen Anpassungsreaktionen ausgelöst werden. Bei uns haben diese Gefahren Respekt einflößende Bezeichnungen: Todesangst, Verlustangst, Lärm, psychischer Stress, und sie sind zuständig für den Kampf-oder-Flucht-Reflex, aber die in der Pflanze geleistete Widerstandskraft ist nicht weniger beachtlich.

Während wir mit großem Respekt von den etwa 150 Hormonen sprechen, die im menschlichen Organismus wichtige Funktionen erfüllen, kommt es den meisten von uns nicht in den Sinn, dass auch Pflanzen Hunderte ähnlicher Signalstoffe benötigen und für sich erzeugen. Phytochemikalien lassen Wurzeln, Sprossen und Blätter entstehen, Samen und Früchte reifen und sie steuern Gewächse durch die Rhythmen von Tag und Nacht, von Aktivität und Ruhe und durch die Gezeiten des Jahres.

Phytochemikalien

 

Unsere wissenschaftlichen Bezeichnungen für diese Phytochemikalien werden es nie bis in das Bewusstsein von Millionen Menschen schaffen, deren Körper täglich auf sie angewiesen ist: Phytoalexine, Adaptogene, Mikronährstoffe, Antioxidanzien, Spurenelemente, Phytosterole, Terpene, Triterpenoide, Squalen, Carotinoide, Fettsäuren, Phytoöstrogene, Polysaccharide, Amine, Enzyme, Organosulfuren, Allylsulfide, Anthocyane, Anthocyanide, Proanthocyanide, Lipide, Saponine, Pektide, Lycopene, Aminosäuren, Mineralstoffe, Harze, Phenole, Polyphenole, Phenolsäuren, Polyine, Flavonoide, Flavanole, Flavanone, Bioflavonoide, Isoflavone, Isothiocyanate, Alkaloide, Steroide, Glykoside, Phenole, Phytosterole, Saponine, Katechine, Karotinoide, Diterpenoide, Salizine, Lignane, Tannine … um nur einige zu nennen.

Jede Zelle ist zur Herstellung notwendiger Chemikalien fähig, denn es gibt keine zentrale Quelle. Alle kommen in winzigster Konzentration vor und bewältigen doch so wichtige Aufgaben wie die Erneuerung der Zellen innerhalb strenger Regeln. Krebs ist besonders in der Welt immens schnell wachsender Pflanzen wie Mais und Bambus eine permanente Bedrohung.

Transportiert werden sie mittels vier Arten der Bewegung, etwa mit Diffusion durch Zellwände, durch Gefäße hindurch, in Zucker oder durch ihr holziges Stützgewebe, das auch Wasser und Salze befördern kann.

Pflanzen bilden Alkohole, die regulatorische Wirkungen entfalten, und in ihren Zellen entstehen auch Öle und Säuren für ganz bestimmte Aufgaben. Alle diese zahllosen Vitalstoffe werden selbst innerhalb der einzelnen Pflanzenzellen produziert und von ihrem Entstehungsort an ihren Einsatzort abkommandiert – diese Kommunikation von einem Baubestandteil zum nächsten funktioniert mit Botenstoffen, alles ohne Gehirn und Nervensysteme. Unser Auge erfreuen Farbsubstanzen, unser Geruchsinn staunt über Düfte – mit ihnen locken höher entwickelte Gewächse Insekten zur Bestäubung an, während sie mit Bitterstoffen Fressfeinde abschrecken.

Eine große Gruppe von Blütenfarbstoffen sind die Flavonoide. Ihre erste Substanz wurde noch als Vitamin P klassifiziert. Inzwischen sind mehr als 8.000 unterschiedliche Flavonoide identifiziert.

Unverzichtbare Fette

 

Eine besondere Rolle spielen Fette und fettähnliche Substanzen, so genannte Lipide. Wir empfinden sie, zum Beispiel in der Avocado oder im Olivenöl, als besonders schmackhaft. Eine Klasse fettähnlicher Stoffe ragt heraus, die Steroide. Sie sind für die Pflanze als Ausgangsstoff für Vitamine, Hormone, Säuren und Gifte unersetzlich.

Phytostoffe, also Mikronährsubstanzen, besitzen nach Verzehr im menschlichen Körper regulierende Eigenschaften, die einen Organismus wieder in einen gesunden Bereich bringen können. Heute können diese Unterstützungen genauestens erklärt werden. Die wichtigsten betreffen den Stoffwechsel und das kontrollierte Zellwachstum, mit dem auch die Erneuerung von Bindegewebe und Knochen, von Nervenreizleitungen und Blutkörperchen verbunden ist. Spezielle Funktionen helfen bei Enzymreaktionen, gegen oxidativen und inflammatorischen Stress und bei der Weiterleitung von elektrischem Strom. Ein Beispiel: Die Verteilung von Kalium und Magnesium ist erforderlich für die Bildung von elektrischen Impulsen in den Sinusknoten, den Schrittmacherzellen des Herzens. Träge ablaufende Reaktionen werden verbessert oder wiederhergestellt.

Studien belegen, dass einzelne Phytosubstanzen die Aktivitäten in etwa einem Dutzend zur Gesunderhaltung gehörender Bereiche unterstützen können. Darunter sind: der Schutz vor toxischen Schäden an der Erbsubstanz der Zellen, die Verstärkung der Abwehrkräfte, die Aufnahme von Hormonen durch eine Zelle, die Verhinderung von Herzerkrankungen, von Osteoporose und Makula-Degeneration im Auge und immer wieder das Gegensteuern bei chronischen Entzündungen und oxidativem Stress.

Derartige Impulse verbessern die Fähigkeiten eines durch Krankheit geschwächten Menschen, seine Systeme der Immunabwehr, der Nervenkommunikation und der Drüsen zu stärken und sich störenden Belastungen anzupassen.

Phytohormone

 

Während alle diese Verbindungen für die Pflanze keinen Nährwert bedeuten, sondern nur wegen ihrer Wirkungen gebildet werden, gilt das in besonderem Maße für die Hormone der grünen Apotheke. Sie werden Phytohormone genannt.

Diese Chemikalien entscheiden auf spezielle Weise das Schicksal einer Pflanze. Sie legen das Geschlecht und die Befruchtungszeiträume fest und bestimmen auch die Lebenszeit und sogar den natürliche Tod der Pflanze.

Wir kennen fünf große Gruppen an Pflanzenhormonen. Jede Klasse hat sowohl fördernde wie hemmende Vertreter, und die meisten arbeiten im Tandem – wobei oft die eine oder andere Richtung stärker vertreten ist.

Wie raffiniert die Pflanze diese Funktionsstoffe einsetzt und welch geniales Schutzsystem der Evolution dem zu Grunde liegt, zeigt das Beispiel einer Gruppe, die wir nach den wichtigsten weiblichen Sexualhormonen als Phytoöstrogene bezeichnen. In der Pflanzenwelt sind sie ein wichtiger Verteidigungsstoff, vor allem gegen Pilze. Sie senken auch die Fruchtbarkeit von Fressfeinden – so vermindert die Pflanze deren Population.

Gerade diese Phytoöstrogene, und besonders Isoflavone, in unserer pflanzlichen Nahrung haben für unsere Gesundheit eine große Bedeutung. Denn diese Moleküle passen exakt auf Kontaktpunkte an der Außenhaut der menschlichen Zelle, an denen sonst die körpereigenen Östrogene ihre Informationen übermitteln. Wenn die Pflanzenmoleküle an diesen Rezeptoren andocken, üben sie eine abgeschwächte hormonelle Wirkung aus, vor allem wenn eigene Hormone fehlen.