Affektkontrolltraining Qigong Dancing - Gertrud Schröder - E-Book

Affektkontrolltraining Qigong Dancing E-Book

Gertrud Schröder

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Beschreibung

Im Vordergrund steht die Idee des Körpers als uralter und großer Erinnerungsspeicher, als Portal und Spiegel des Nichtkörperlichen. Basiskommunikation, sensorische Aktion und Reaktion und die Kraft der Imagination werden als Möglichkeiten vorgestellt, mit sich selbst und allen seinen Anteilen und mit der Umwelt in Kontakt treten und destruktive Bewältigungsstrategien durch Verfügung über mehr Alternativen vermeiden zu können.

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Seitenzahl: 286

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Inhaltsverzeichnis

Zu den Autoren

Danksagung

Die Reiseidee

Es wiederholt sich nie etwas! Oder?

I. EINFÜHRENDE ASPEKTE ZUR KAMPFKUNST

Ein paar Ideen zur Entwicklung der Kampfkunst

Philosophische Einflüsse auf Qigong und Kampfkunst

Der Daoismus

Der Buddhismus

Zen

II. EINFÜHRUNG IN DAS QIGONG

Entwicklungsgeschichte des Qigong

Kampfkunst und Qigong

Qi – die Lebensenergie

Dantien

Meridiane

Yin und Yang

Himmel – Erde – Mensch

Die fünf Elemente

Die vier Elemente

III. GRUNDLEGENDES AUS WESTLICHEM DENKEN

Leben ist Bewegung

Das dialektische Prinzip des Kampfkunsttrainings und seine emanzipatorische Potenz

Physisches Erleben prägt die Seele (Yvonne Maurer)

Kurzer Abriss der Idee „Affektlogik“

IV. AFFEKTKONTROLLTRAINING UND QIGONG DANCING: EINE SYNERGIE

Stammbaum

Was ist dran am Affektkontrolltraining?

Das Fundament

Erkennen und Vermeiden von zerstörerischen Konflikten

Zwischendurch ein kleines Curriculum für die Praktiker

Gedanken zum Unterrichten

Die Idee des Qigong Dancing

Die Kraft der Imagination

Die vier Ebenen und die Quintessenz

Ziele des Übens von Qigong Dancing

V. BRÜCKE ZWISCHEN OST UND WEST – ANNÄHERUNG ZWEIER TRADITIONEN

Die Grundannahmen

Über die Wirklichkeit

Die Archetypentheorie

Zuordnungstabelle

Über Risiken und Nebenwirkungen

Über Rituale

Die Rituale sind greifbare Spiritualität

Welche Ziele sind mit körpertherapeutischen Methoden zu erreichen?

Das Dojo, das Ritual, die Etikette

Erlernen und Üben von vier Tugenden

Die vier Kommunikationsebenen

Die Krise

VI. DIE BASISÜBUNGEN

Himmel und Erde verbinden

Zum Verständnis von Himmel und Erde

Im Spannungsfeld zwischen Himmel und Erde

Entscheidungsreaktionen bei Bedrohung

Das Prinzip Erinnern – wiederholen – durcharbeiten – integrieren

Die Wirkung der Tierbilder

Qigong: Die Sammlung im Zentrum

Auswirkung der Grundhaltung auf den Körper und das Energiesystem

Auswirkung der Grundhaltung auf Geist und Seele

Aus der Rückenlage in den Stand, Gang, Kampf und schließlich Tanz

Die Übung: Aus der Rückenlage in den Stand

VII. DIE TIERBILDER

DER BÄR

Mythen und Geschichten zum Bären

Bärenarchetypus und Element

Bärenassoziationen

Übertragbarkeit in den Alltag

Gesundheitliche und psychologische Aspekte

Qigong-Übungen zum Bären

Freie Bewegungen zum Bären

Partnerübungen

Hinführung zum ersten Schritt

Hilfreiches Werkzeug: Der Pezzi-Ball

DER KRANICH

Mythen und Geschichten zum Kranich

Kranicharchetypus und Element

Kranichassoziationen

Übertragbarkeit in den Alltag

Gesundheitliche und psychologische Aspekte:

Qigong-Übungen zum Kranich

Freie Bewegungen

Partnerübung

Hilfreiches Werkzeug: Der Stock als Erziehungsmittel

Der Tai Sabaki – der Tanz, der den Krieg vermeidet

DER TIGER

Mythen und Geschichten zum Tiger

Tigerarchetypus und Element

Tigerassoziationen

Übertragbarkeit in den Alltag

Gesundheitliche und psychologische Aspekte:

Kleiner Exkurs über Gewalt

Sport baut Aggressionen ab

Qigong-Übungen zum Tiger

Freie Bewegungen

Partnerübungen

Kratzen und beißen erlaubt!

DIE SCHLANGE

Mythen und Geschichten zur Schlange

Schlangenarchetypus und Element

Schlangenassoziationen:

Übertragbarkeit in den Alltag:

Gesundheitliche und psychologische Aspekte:

Qigong-Übungen zur Schlange

Partnerübung

Freie Bewegungen

Partnerübungen

Der Tanz mit der Lebensenergie

VIII: DOKUMENTATION UND EVALUATION

Die Sekundanten und Geh-hilfen

Planungskriterien für Stundenvorbereitung

Dokumentationsschema

Praxis der Männchen-Skala

Die Befundungstabelle

Naikan – Methode zur Selbstreflektion

IX. SELBSTMANAGEMENT IM WANDEL – EIN TRAINING FÜR MENSCHEN IN LEITENDEN POSITIONEN

X. EIN PAAR WORTE ZU DEN AUSBILDUNGEN

Affektkontrolltraining

Qigong Dancing

GLOSSAR

LITERATUREMPFEHLUNGEN

Zu den Autoren

Gertrud Schröder, „Long Ping“, der friedliche Drache, geb. 1953.

Erste Erfahrungen mit Zen und den Kampfkünsten machte sie mit 22 Jahren. Nach dem Probieren verschiedener Wege, ihren

Sackgassen und Lösungen widmete sie sich erst später der Kampfkunst als Wegbegleitung. 1987 gründete sie in Freiburg ihre eigene Schule für Kampfkunst und Meditation. Sie organisiert und arbeitet aktiv mit an nationalen und internationalen Fachtagungen, Kampfkunstvorführungen und Wochenendlehrgängen.

Durch ihren Kontakt zum Zen-Buddhismus eröffneten sich ihr neue Perspektiven. Meditation wurde zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Sie erhielt die Ordination zur Zen-Nonne im Tempel „La Gendronnière“ in Frankreich. Seit vielen Jahren gibt sie dort regelmäßig Seminare zum Thema Kampfkunst und Meditation. Seit 2003 finden die Seminare im Zen Tempel Kanshoji in der Dordogne statt.

Außerdem begleitet sie erzieherische und therapeutische Projekte sowie Mädchenarbeit an Schulen und hat neben dem Unterricht für Erwachsene und Kinder auch regelmäßige Übungsgruppen für psychisch kranke Menschen, Selbstbehauptungstraining für Menschen mit und ohne Handicaps.

Eine Ausbildung im medizinischen Qigong bereicherte ihr Wissen um die Wirkung von Qigong und die Bedeutung der asiatischen Kampfkünste für die Gesundheitsvorsorge.

Aus ihrer vielfältigen Arbeit entwickelte sie 1998 das Qigong Dancing, eine Synthese aus dem traditionellen chinesischen Qigong, Kampfkunst und Tanz.

Thomas Brendel, geb. 1950.

Studium der Psychologie und Erziehungswissenschaften, Ausbildung in verschiedenen Bereichen der Erwachsenen-, Behinderten-, und Heilpädagogik und der anthroposophische Landwirtschaftslehre. Ausbildung als Physio- und Sportphysiotherapeut. Er betreute internationale Wettkämpfe und bekam Ende der achtziger Jahre den Auftrag, ein Konzept „Körpertherapie“ für suchtkranke und psychisch kranke Straftäter im Maßregelvollzug NRW zu entwickeln.

Nach zusätzlicher Ausbildung zum Familientherapeuten an der FH Bielefeld, mit den Erkenntnissen aus Motopädie, Psychomotorik, den Grundlagen der fernöstlichen Bewegungskünsten Aikido und Qigong und mit Unterstützung von Kollegen und Klienten entwickelte er die Methode Affektkontrolltraining. Der Autor unterrichtet im klinikinternen Dojo, in Sport- und Bewegungsgruppen und in Kooperation mit Schulen und Jugendorganisationen in der Region Ostwestfalen Lippe.

Bundesweit bildet er Trainer aus, sodass inzwischen eine Weiterentwicklung und Ausweitung auf Bereiche wie Jugendgerichtshilfe, Suchtambulanz und Tagesklinik, Justizvollzugsanstalten und auch einzelne Firmen, Kollegien und leitende Angestellte, Sonderschulen und präventive Langzeitprojekte möglich geworden ist.

Die Begegnung mit „Qigong Dancing“ (QD) und Gertrud Schröder gab der Methode Affektkontrolltraining (A.K.T) entscheidende Impulse und erweiterte das Spektrum der möglichen Anwendungen wesentlich. Und dasselbe gilt umgekehrt für QD.

Nach langen Jahren des Experimentierens und Umgestaltens wurde schließlich ein ausgereiftes Curriculum entwickelt. In Kooperation mit der ältesten Jugendbildungsstätte Deutschlands in Vlotho, dem regionalen Vertreter des „Forums für Bildung und Bewegung“ und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugendsozialarbeit in Stuttgart wurde 1998 der erste zertifizierte Ausbildungskurs A.K.T angeboten.

Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des vorliegenden Buches konnten sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz ca. 100 TeilnehmerInnen aus sozialtherapeutischen, pädagogischen und bewegungstherapeutischen Berufen in von beiden Autoren geleiteten Kursen qualifizieren.

Die im Folgenden beschriebene Arbeitsmethode ist nicht nur Werkzeug oder ein weiteres neues Konstrukt, um Klienten „den rechten Weg zu weisen“.

Es ist eine Lebenshaltung und Weltensicht der Trainerpersönlichkeiten, weniger als eine neue Idee aber mehr als ein zusätzlicher „Therapieschraubenschlüssel“ für die „Profibox“.

Zwei Systeme treffen sich, verbinden sich zu einem Ganzen und wandern gemeinsam ein Stück des Weges. Die Gegensätze verbinden ist keine Methode, sondern eine Lebenshaltung!

Qigong Dancing und Affektkontrolltraining sind eine fruchtbare Verbindung eingegangen, beide bestehen trotzdem unabhängig voneinander weiter und werden in eigenen Kursen angeboten.

Noch ein Hinweis in eigener Sache:

AFFEKTKONTROLLTRAINING UND QIGONG DANCING SIND MASSIVE INTERVENTIONEN!

Regression ist möglich

Depression ist möglich

Aggression ist möglich

Handle stets liebevoll!

Da der Soziale Markt äußerst lukrativ ist und dementsprechend die Angebote nicht mehr genau überschaubar geworden sind, ist es schwer, sich eben an diesem Markt zu behaupten. Wie in anderen Bereichen auch gibt es Haifische und arme Stichlinge, Korruption und Ellenbogenmentalität.

Trotzdem haben wir versucht, im folgenden Buch soviel wie möglich preiszugeben und die Idee umfassend darzustellen.

Wir bitten die Leserinnen und Leser sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen, unsere Webseiten zu studieren und Schnupperkurse zu besuchen, um sich ein besseres Bild von uns zu machen, mit uns zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Unser Preise sind niedrig, wir wollen nicht reich werden mit den Krisen anderer Menschen. Wir wollen unseren Teil beitragen und ein Gegengewicht setzen gegen die Macht des Geldes und ihre intellektuellen Vertreter und trotzdem gute Qualität liefern.

Wir wissen, dass das eine völlig blödsinnige und unzeitgemäße Haltung ist.

Aber das ist mit Glaube, Liebe, Hoffnung auch nicht anders.

Danksagung

Ein Danke an Sabine Wunderlich, die mit großem Engagement Lektorat, Satz und Gestaltung übernommen hat, und an Dr. Annette Kompa, Margareta Falsafi, Frank Siegele, Maria Riemer und Kai Fischer für ihre Anregungen zu den Texten.

Danke an alle KursteilnehmerInnen von A.K.T und Q.D. für die Inspirationen und Weiterentwicklungen unserer Arbeit. Dies gilt genauso für die Schüler des Schloss Haldem und die Schüler des Dojo Friedlicher Drache. Gegenüber folgenden Personen sind wir zu besonderem Dank verpflichtet:

Tim Girisch, Jana Schulz, Günter Buck, Dr. Brigitte Flegel, Katja Mergheim, Jens Zygar, Fritz Birkemeier, Martin Ritter, Lydia Rau, Kamala Matthis, dem Jugendhof Vlotho (besonders dem Küchenpersonal!) und Dr. Hilmar Peter, der westfälischen Klinik Schloss Haldem, dem Club der starken Jungs.

Unsere Familien haben wieder einmal viel Geduld bewiesen und viel Kraft gegeben.

Sicherlich haben wir viele vergessen. Damit wir Euch in der „online Version“ erwähnen können, meldet Euch bitte. Titelbild „Himmel und Erde verbinden“ ist von Malte (10 Jahre) vom Club der starken Jungs vom Weserbogen. Die Tierschattenbilder sind eine Erinnerung an den verstorbenen Freund Henning Zügel. Die Fotos sind von uns und von Kursteilnehmern und freigegeben.

Wir haben überlegt, welche Form der Ansprache wir nehmen wollen und haben uns für die allgemeine Form entschieden und auf die doppelte Benennung der weiblichen und männlichen Form verzichtet. Ist eh alles eins.

Die Reiseidee

Oft beginnen die ersten Reisen ohne Weisheit, mit wenig Information und noch weniger Lebenserfahrung. Die ersten Fahrten werden gestartet. Der Schatz wird in der Ferne gesucht, außerhalb der eigenen Haut. Nicht Wenige haben dabei in seltenen Substanzen geforscht um die Welt zu erobern.

Je weiter weg, desto mehr Erkenntnis.

Fernreisen, unstetes Umherirren, verirren und die ständige Unklarheit: wo geht’s denn hin und wo gibt’s was zu erkennen?

Am Ende kommt die ernüchternde Einsicht: Ob Amazonas oder Elbe, es ist doch überall das Selbe! Und die Probleme kannst Du nicht abschütteln. Die sind im Gepäck!

Und später, „settled“ aber immer noch nicht „grounded“, stellen wir fest, dass Ehe, Familie und Beruf wirklich auch nichts anderes bedeuten, als unterwegs zu sein in dem Dschungel von Beziehungs- und Interessensverflechtungen und wieder stellt sich heraus: wer sein Glück draußen sucht, (also mit Kontinenten, Material, Personen verknüpft) muss erfahren, dass es dort nichts gibt, was die Lebenswünsche wirklich auf Dauer erfüllen könnte.

Weder in Kaschmir, Afrika, Odenwald, noch mit Top Qualifikationen, nicht als Lehrer, Therapeut oder Elektronikexperte, wird das Glück mal eben präsentiert und erst recht nicht auf Dauer erhalten.

Wer sich nach der ganzen Suche die Zeit nimmt und die verschiedenen Versuchsanordnungen und Irrtümer genau betrachtet, trifft auf verblüffende und interessante Ähnlichkeiten, denen auf den Grund zu gehen sich besonders lohnt, um Grundsätzlichkeiten herauszufinden, in Bezug auf innere und äußere Wegsuche. (Musiker würden es die Suche nach dem universellen Ton nennen) Bewegungslehrer, Therapeuten, Kampfkunstlehrer und Zenwanderer haben es oft leichter, „über die Hecke“ zu schauen, Verwandtschaften zu erspähen und die Ähnlichkeiten von innerem und äußerem Reisen zu erkennen.

Mit diesem Wissen und mittlerweile ein bisschen erfahrener haben die Autoren eine Theorie entdeckt (nicht entwickelt!) und über die Jahre klinisch, ambulant, mit Einzelpersonen und Gruppen, in langer und kurzer Version, überprüft und haben herausgefunden:

Reisen bildet!

Und das nicht nur kulturell. Und nicht nur durch tatsächliche Fort-Bewegung! Sondern im Wesentlichen ist die „innere“ Reise gemeint. Ohne die auch die Weltreise nur Kilometerfressen bleibt!

Nun mögen die Methoden und Unterarten zur Erfüllung von Lebenswünschen in Papua Neu Guinea und Ulan Bator unterschiedlich erscheinen, ebenso wie beim Vergleich zwischen Landau und Bad Bergzabern.

Das Grundsätzliche, das Wesentliche (das Wesen ausmachende), das Prinzip ist jedoch überall auf der Welt und in jedem Menschen ähnlich.

Einfach zu untermauern ist die These der Selbstähnlichkeit (fraktale Logik) durch die Beobachtung des Prinzips „Bewegung“.

Balance als Ergebnis fein abgestimmter Synergie von Gravitation und Fliehkraft, bzw. Zentrifugal- und Zentripetalkraft, erlaubt erst stabile Dynamik und ist zugleich ein Ergebnis davon.

Nach diesem „Grundgesetz“ funktionieren alle Lebensvorgänge. Sowohl intrapsychisch als auch in sozialer Beziehung können so Prozesse verstanden und mitgestaltet werden.

Das wirklich Pfiffige an der Idee ist nun, dass es gar nicht immer nötig ist, die ungeheuer komplizierten Seelenvorgänge zu studieren oder die Sprache (Botschaftsvermittlung mit standardisierten Lauten und den ihnen zugeordneten Bedeutungen) zu übersetzen.

Um Zusammenhänge, Dynamiken und mögliche Lösungen sozusagen „in vivo“ zu erforschen, ist es ausreichend, den Leib und seine Aktionen zu beobachten. Und den haben wir 24 Stunden am Tag bei uns, d.h. wir haben ständig Zugriff zu allen notwendigen Informationen.

Erkennen und vermeiden von gewaltsamen Konflikten, eine erstrebenswerte prosoziale Fähigkeit, ist wesentlich einfacher und trotzdem umfassender erlernbar, wenn wir den Leib - den sichtbaren Teil des Wesens - als Spiegel, Gedächtnisspeicher und gleichzeitig Fenster und Pforte zum „Inneren“ begreifen. Noch einfacher wird es, wenn wir die Reisekunst, als Wegkunst wohlverstanden, und ihre Eigentümlichkeiten genauer betrachten.

Unterwegs waren wir alle einmal. Schon am ersten Tag unseres Lebens begannen wir mit der Urmutter aller horizontaler Weiterbewegung, nämlich mit der vertikalen Aufrichtung. Genau nach diesem archaischen Urpfadbewältigungsprinzip passieren alle anderen Reisen auch. Die Reise in die Welt und die Reise nach innen. Sie ähneln sich offensichtlich und sind leicht erkennbar.

Eine kurze „Ähnlich-Liste“ sei erlaubt:

Reise in die Außenwelt

Reise in die Innenwelt

Fernglas, in die Ferne, Weite schauen

hingucken, erkennen, nach innen, in die Tiefe schauen

Guter Schlafsack oder Suite

Rückzugsgebiete, Entspannung, Auszeit, Regression, Hinlegen

Stock

stabilisieren, abgrenzen

Kontaktadressen

innere Helfer, Begleiter

Landkarte

Position bestimmen

Der Mensch ist Fahrzeug, Fahrer und Trasse zugleich.

Wie beim richtigen Reisen (nicht verwechseln mit Urlaubsfahrt) sind verschiedene Vorbereitungen zu treffen, Regeln einzuhalten und alle Sinne offen zu halten. Die wohltemperierte Mischung aus Anpassung und Beharrlichkeit, aus Vision und Realität, aus Absicht und Einsicht, aus Ent-Scheidung und Be-Scheidung (Schwertkampf!) bestimmen Zeit und Charakter der Entwicklung und das Gelingen.

Allein reisen ist nicht ganz einfach. Wer sowieso schon genügend Sorgen hat, oder noch ein bisschen unsicher ist, der ist gut beraten, eine Begleitung zu suchen. Wenn jemand mitgeht, die Richtung teilt, verantwortungsbewusst und freundlich ist, wenn jemand stützt, wenn’s wirklich nicht mehr geht, dann kann es sogar froh machen, wie man den steinigen Weg bewältigt.

Wenn das erstrebte Ziel Souveränität, heitere Gelassenheit und tiefes Verstehen (nicht Verständnis für alles) heißt, dann ist die Chance groß, das Ziel zu sehen, wenn der Weg zu Haltungen, Tugenden, Lebenswünschen schon nach diesen Gesichtspunkten gestaltet ist.

Sanftes Reisen heißt, Lösungen für Probleme zu finden, ökologisch zu planen und die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und zu schützen. Man will ja wieder kommen.

Zusammengefasst ist anzumerken:

Reisen bildet.

Eine gute Reise ist lebensbewahrend und langsam.

Dies gilt für die Innen- und Außentour.

Begleitung ist hilfreich.

Wenn Therapie Wegbegleitung ist, atmen alle Beteiligten die selbe Luft ein.

Zusammen reisen ist konspirativ.

„Ohne Hinauszugehen, kannst Du die ganze Welt verstehen.

Ohne aus dem Fenster zu schauen, kannst Du das Wirken des Himmels sehen. Je weiter Du wanderst, desto weniger weißt Du.“

Laotse, Tao Te King1

1 Laotse, Tao Te King, Irisiana Verlag, aus Vers 47

Es wiederholt sich nie etwas! Oder?

Jeder Augenblick, jedes Gefühl ist einzigartig!

Auf die Grundbausteine der Phänomene geschaut, erkennt der Betrachter jedoch Selbstähnlichkeiten auf verschiedensten Ebenen, die zwar keine Gleichheit, aber ein gemeinsames Ganzes vermuten lassen.

Uralte Speicher und Gedächtnisschätze bergen das, allen Menschen gemeinsame, eigene Rüstzeug für die große, über allem stehende Aufgabe: Erhalt des Lebendigen. Auf allen Ebenen, zu jeder Zeit.

Während der Menschreifung, die erste Zeit ausschließlich, später dann überwiegend, übernehmen vegetative Prozesse die hauptsächliche „Problemlösungsarbeit“.

Mit Auftreten des Verstandes, der nichts anderes zu sein scheint, als das Wirklichkeitskonstruktionsbüro, wird eine neue Ordnung und damit eine neue Ordnungsmacht notwendig.

Intrapsychische und interpersonelle Aktion wird reglementiert und nicht mehr selbstbestimmt gestaltet.

Vom Stoppschild bis zum Strafgesetz, von Kultur und Wirtschaftsethik u.v.m, wird jeder noch so kleine Lebensbereich geformt und genormt.

Die Anomie des schrankenlosen, reptilienhirn-gesteuerten Individuums, die absolute Freiheit und damit uneingeschränkte Macht bei zunehmenden Konflikten mit Artgenossen (wachsende soziale Systeme: Sippe, Horde, Clan, Dorf, Stadt, Region, Land), muss strukturiert, determiniert und überwacht werden. Fortan übernimmt eine „Organisation“ das Macht- und Gewaltmonopol. Wesentliches ändert sich!

Es gibt Regeln und Gesetze, deren Übertreten empfindliche Strafe nach sich zieht.

Nur einige wenige dürfen „du sollst töten“ anordnen, für die große Masse muss Gewalt, Tod und Gesetzesbruch (vor allem des Gesetzes des Lebenserhalts) der Sünde, Unterwelt, Abart und Krankheit zugeordnet bleiben.

Ruhig gestellt, mit Brot und Spielen, döst da das „Böse“, das Biest, bewacht von DIN-genormtem Erziehungs- und Aufsichtspersonal.

Wachstum geschieht nun determiniert von Zeitgeist und „political correctness“. Die Hauptantriebsquellen zur Reifungsmotivation – die Affekte, Entwicklung zum aufrechten Gang, erkennen wollen von Zusammenhängen, gewinnbringender Einsatz von Fähigkeiten und Angstfreiheit - werden gestaut, verrohrt, gelenkt.

Die gewaltverbietende Gewalt der herrschenden Macht greift überall ein. Von der Krabbelgruppe bis zur Manageretage und immer mit dem Recht auf ihrer Seite.

Mit rechtschaffener Angepasstheit sorgen nun alle dafür, das Biest in Ketten zu halten. Einzig und allein der Vorgesetzte darf Übertritte anordnen. (Wo ist eigentlich der wirkliche Unterschied zwischen dem Schießbefehl eines Offiziers und der „Stimme“, die im Kopf den Mord erzwingt?)

Gewalt und Zerstörung begleiten uns weiter in die höchsten Zivilisationen, stehen jederzeit zur Verfügung und sind selbst mit den ausgefeiltesten Erziehungs- und Präventionsmethoden nicht zu verhindern.

Das ist auch gut so, denn ohne sie hätten wir gar keine Vorstellung von - und damit auch keine Möglichkeit zu - Friedfertigkeit und Aufbau. Unter diesem Aspekt erscheint jedes „Anti“ kontraproduktiv.

Ausmerzen, löschen, verbannen wollen von unseren ungeliebten (weil nicht erlaubten) Seelenteilen, setzt die Spirale der Gewalt, der Unterdrückung, des (ab)Tötens fort.

Das Es tötet weiter, ohne zu fragen, das Ich muss alles zurechtbiegen, das Über-Ich gibt die dazu notwendigen Strafen und Prämien.

Könnte es sein, dass Führer gewählt werden, ihnen das Gewaltmonopol übergeben wird, damit der Einzelne die schwere Arbeit der Bestien-Unterdrückung nicht eigenverantwortlich leisten muss?

Angeordnete Pogrome, Massaker, Minenfelder und Bombenteppiche wären so erklärbar, ähnlich wie die sexuelle Erregung des Mobs, der sich bei Hinrichtungsorgien mit dem anordnenden, eigentlich verhassten Tyrannen, im archaischen Rausch vereint. Immer wieder. Bis heute.

Solange andere leiden, kann ich mich freuen, dass ich verschont bleibe. Der Export und die Auslagerung des Schlachtens in ferne Regionen und ihre videospielähnliche Präsentation im Pantoffelkino sind verblüffend ähnlich. Scheinbar muss alles so weiter gehen. Solange die Menschen darauf bestehen, die eigentlich krankmachende Spaltung in Gut und Böse noch zu vertiefen, indem sie vehement gegen das Böse kämpfen, werden sie unweigerlich scheitern müssen („aus eins wird zwei“). Gefangen in dieser Zweiheit muss sich das „Gute“ immer wieder ein „Böses“ schaffen, um seine Existenz zu sichern.

In dieser Ausschließlichkeit steckt die Falle des Stillstandes. Kompromisse erhalten darin eine recht schwingungsarme, aber doch erträglich komfortable Dynamik. Wirkliche Veränderung, Entwicklung aus der schwarzweißen Welt passiert nicht.

Diese wird nur dann möglich, wenn die geächteten Elemente integriert und ihre Potenz, „artgerecht“ gezähmt, in der Synthese (Synergie) lebenserhaltend genutzt werden können.

Nicht nur in Gesellschaften, Staaten, im Weltverbund, sondern besonders, und zwar zuerst, im eigenen seelischen Konfliktfeld.

Gut beraten sind wir, wenn wir Esmeraldas Weg, nämlich Quasimodo zu lieben, genauer betrachten.

Die Teufelskräfte sind ein Teil unseres Selbst. „Liebet eure Feinde“ bekommt so eine zusätzliche innere Dimension!

Ökonomisch ökologisch lebensschonendes Miteinander wird erst möglich, wenn in der Vorstellung des Individuums dafür ein entsprechender „Binnenentwurf“, ein Wissen von der Machbarkeit, existiert. Diesen Schatz gilt es zu entdecken, nicht zu installieren.

Sich erinnern an diese Möglichkeiten, Lösungen zerstörungsarm und lebensförderlich zu gestalten ist leichter, als wir meinen.

Jede unserer Bewegungen, Organ- und Nervenaktion, Sprache, Phantasie, unser Selbst-Sosein gilt es dafür neugierig zu betrachten.

Wie der Förster durch genaues Schauen und Begehen die Seele des Waldes verstehen lernt und so bewusst ein Teil von ihm werden kann, so wie der Schmied mit Hammer, Ambos und Eisen zu einem Ganzen wird - durch aufmerksames, ausdauerndes Lernen, wird Erkennen zum meisterlichen Können (nicht nur Wissen und Kennen).

Gewalt und Zerstörung sind nur der eine Teil von uns.

Wenn wir uns selbst genau studieren, entdecken wir genau so starke Entwürfe und Anleitungen für Friedfertigkeit und Lebensschutz. Auf allen Ebenen selbstähnlich: in uns, in unseren Beziehungen untereinander, im Weltverbund ebenso.

Dies zu erkennen und forschend zu beobachten gelingt besonders leicht beim Studium unserer sensomotorischen Aktionen.

Wir können sehen, hören, riechen - d.h. Bedrohung frühzeitig erkennen.

Wir können laufen, um Hilfe rufen, uns verstecken - d.h. einer Bedrohung ausweichen.

Wir können defensive, sanfte Deeskalationstechniken erlernen - d.h. Handlungsoptionen dazu gewinnen.

Wir können verzeihen - d.h. Rache ist nicht die einzige Reaktionsmöglichkeit.

Wir können einen Schritt zurückgehen - uns aus dem Gewaltsog winden.

Unser motorische Entwicklung aus dem „entweder/oder“ hin zu wohlkoordiniertem Bewegen (aus der Rückenlage bis zum Tanz) zeigt eindeutig: Die offene Hand erlaubt weit mehr sinnliche, konstruktive, kommunikationserhaltende Interaktionsformen, Alternativenvielfalt und damit Lösungsstrategien für art- und damit lebensförderlichem Miteinander.

Wir können uns erinnern, dass wir vom Wohlwollen der anderen Menschen abhängig sind, dass die Macht des Siegens Unfrieden stiftet und dass uns (wie einfach!) der kategorische Imperativ einen schlüssigen Gegenentwurf dazu liefert. Dann kann Anarchie (hier: Herrschaftslosigkeit) entwickelt werden ohne die Gefahr, in Anomie abzustürzen.

Dies gilt auch hier ebenso für Gruppen und Individuen, wie für die Seelenteilvielfalt.

Nur ein Gesetz gilt es zu verstehen und einzuhalten: das Geschenk des Lebens bejahen und behüten.( Im Sinne des Gesundheitsverständnisses der WHO.)

Unser Körper als sichtbarer Teil unseres So-Seins macht uns vor, wie es geht:

Zielvereinbarung zwischen Gleichberechtigten.(Muskelketten)

Feinste Abstimmungsprozesse.(Koordination)

Synergienutzung.

Immer die Balance und Unversehrtheit im Sinn, denn es geht nicht um Siegen und Verlieren, sondern um Gewinn für alle Beteiligten.

Nein sagen, Ja sagen und schweigen können.

Noch einmal ein Blick auf die Entwicklung „vertikal, horizontal und rotatorisch“ (bezogen auf die Aufrichtung und Bewegung):

Innere Aufrichtung zum souveränen Menschen, der die Haltung des Wohlwollens über den Zwang des Siegenwollens stellt, geschieht ähnlich. Trotz aller Stürze, Balanceverluste und Ängste überwiegt die Neugier und Lust, lebensförderliche Grenzüberschreitung auszuprobieren. Zu reifen.

Gleichgültig ob im Polareis, in den Outbacks, ob blind, lahm, schwarz, rot, hübsch, männlich, alt oder gebildet - es geht immer um die Verbindung von oben und unten, zwischen Himmel und Erde, von dunkel und hell.

Erlebbar und damit trainierbar wird dies alles beim Tanz (auf großem Ball und beim Kerzenschein zu zweit auch).

Wir haben alles, um die Lust an gelingender Kommunikation zu empfinden und zu fördern.

Auch wenn die Sinne dafür etwas stumpf geworden sind.

Dies macht aber nichts, denn durch unser ständiges „Schwertschärfen“ in den Hass- und Gewaltinszenierungen haben wir ein vorzügliches Know-how erworben, um Amors Pfeil oder den Gänsekiel zu spitzen. Mit Wohlwollen zum Wohlergehen unserer Sippe.

Das macht Spaß und kostet nichts, ist nicht besonders anstrengend und schafft Sicherheit.

(Natürlich behalten wir ein Schwert. Nicht um ein „Ja“ zu erzwingen, sondern um uns unser „Nein“ zu bewahren!)

Nicht naiv, aber versöhnungsbereit zwischen den Gegensätzen.

So wie Agonist und Antagonist gemeinsam den Salto Mortale, das Nasebohren und das Klavierspielen möglich machen.

I. Einführende Aspekte zur Kampfkunst

Ein paar Ideen zur Entwicklung der Kampfkunst

In der Erforschung der Hintergründe und der Geschichte der Kampfkunst sind wir weitgehend auf Spekulationen, Vermutungen und Legenden angewiesen. Über einen langen Zeitraum wurde sie nur im Verborgenen ausgeübt und weitergegeben.

Kampfkünste zu praktizieren heißt immer auch Lebensschulung und so gibt es viele Geschichten, über die Botschaften weitergetragen wurden und werden. Sie sollen Ahnung vermitteln und zum Nachdenken anregen.

Schriftliche Zeugnisse über Kampftechniken liegen, bis auf wenige Ausnahmen, erst seit 300 - 500 Jahren vor. Vor diesem Hintergrund ist die Erforschung der Kampfkünste sehr schwierig.

Es gibt eine wesentliche Unterscheidung zwischen Kampfkunst und Kampfsport. Im Kampfsport wird, wie der Name schon sagt, mehr Wert auf den sportlichen Charakter, den Wettkampf gelegt. Betrachtet man das chinesische Schriftzeichen für Kampfkunst (identisch mit dem japanischen), sind darin die beiden Elemente „anhalten“ und „Lanze“ enthalten. So lässt sich Kampfkunst als die Kunst , die Lanze des Gegners und als die Kunst, die eigene Lanze aufzuhalten interpretieren. Kampfkunst ist die Kunst, Harmonie und Frieden zu schaffen, das Streben nach menschlicher Entwicklung und Reifung. Der große Unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst lässt sich in ihrem geistigen Gehalt ausmachen. Es ist also die Absicht entscheidend, die hinter der Idee steht.

Zu den Ursprüngen

Als eines der frühesten Zeugnisse gelten babylonische Kunstwerke aus der Zeit von 3000 - 2000 v.Chr., auf denen Kampfhaltungen dargestellt sind. Daraus lässt sich jedoch nicht rückschließen, dass die Kampfkünste tatsächlich ihren Ursprung in Mesopotamien haben. Sicher ist nur, dass es dort bereits in dieser Zeit eine reiche, hoch entwickelte Kultur gab, aus der viele Ideen hervorgebracht und in den Westen und Osten weiterverbreitet wurden.

Bruchstückhafte Informationen weisen darauf hin, dass es in China um 1000 v.Chr. (Chou Dynastie) eine hoch entwickelte Kampfkunst gab. So wird im „Buch der Riten” aus dieser Zeit, neben dem Bogenschießen und dem Reiten, eine Art des Ringens innerhalb der militärischen Ausbildung beschrieben. Archäologische Ausgrabungen brachten zudem aus Bronze geschmiedete Waffen zutage, die ebenfalls aus dieser Zeit stammen.

Die damaligen “Seidenstraßen” zwischen dem chinesischen und römischen Reich trugen als Handels- und Verbindungswege zum Kulturaustausch bei. Gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. wurde diese alten „Seidenstraßen“ bis an die Grenzen des römischen Reiches in Syrien hauptsächlich von Mönchen und Kaufleuten benutzt. Zu ihrem Schutz benötigten sie oft Leibwächter. So begannen sich verschiedenste Kampfsysteme zu verbreiten und gegenseitig zu beeinflussen.

Zur Zeit der streitenden Reiche (480-221 v.Chr.) entstand das weltberühmte Buch „Die Kunst der Strategie” von Sun Tsu, das auch unter dem Namen “Die 13 Kapitel des Sun Tsu” bekannt ist. Es gehört neben dem “I Ging” (Das Buch der Wandlungen) und dem “Tao Te King” (Das Tao der Kraft) zu den chinesischen Klassikern und auch heute noch wird es viel gelesen.

Selbst Mao Tse Tung soll daraus Strategien für den “langen Marsch” angewandt haben.

Durch die Ideen Sun Tsus entwickelte sich ein grundlegendes Bewusstsein für die Kampfkunst, welches jetzt im 20. Jh. immer mehr an Bedeutung gewinnt.

„Nicht als einzelne Individuen sehen sich die Menschen auf der Erde mit Überleben oder Auslöschung konfrontiert, sondern als Ganzes, als zusammenhängende Wesenheit”2

In der „Kunst der Strategie” skizziert Sun Tsu spezifische Strategien zur ganzheitlichen Konfliktbewältigung. Er betrachtet die Welt als ein in sich vollständiges und übergreifendes System, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Von dieser Prämisse ausgehend, folgert er, dass kein Teil des Systems wirklich siegen könne, wenn hierbei ein anderes zerstört werde, da dieses auf allen Seiten Schaden anrichten würde.

Seine Strategien und Techniken zur Konfliktbewältigung beziehen sich auf die Lösung zwischenmenschlicher ebenso wie globaler Konflikte, da für ihn die Natur des Menschen und die Natur als solche untrennbar miteinander verbunden sind.

Buddha befand sich während dieser Epoche auf Pilgerfahrt durch Indien, Zoroaster in Persien, und Sokrates, Platon und Aristoteles entwickelten die Anfänge der westlichen Philosophie. Es war eine bedeutsame Epoche in der Geschichte der Menschheit, eine Zeit des Umbruchs, voller Tatendrang und neuer Ideen. Heute würden wir diese Entwicklung als „Paradigmenwechsel” bezeichnen.

 

Philosophische Einflüsse auf Qigong und Kampfkunst

Die chinesische Philosophie der Kampfkunst basiert im Wesentlichen auf dem Taoismus. Dieser ist wiederum eng mit dem schamanistischen Naturalismus verwurzelt.

Im Schamanismus sind Menschen, Dinge und die Natur untrennbar miteinander verbunden.

Das Überleben der Naturvölker war nur möglich, indem die Menschen völlig im Einklang mit der Natur lebten. Die Menschen sahen sich weder als Beherrscher noch als ein Gegenüber der Natur. Der Dualismus von Körper und Geist oder Himmel und Erde existierte schlichtweg in ihrem Weltbild und -empfinden nicht, sie fühlten sich eins mit der Natur. Die enge Vertrautheit mit dem Naturgeschehen bestimmte ihre Spiritualität und sicherte gleichsam ihr Überleben.

Schamanen waren in allen Kulturen mit denselben Aufgaben betreut. Sie gelten auch heute noch als Hüter zwischen den Welten und haben die Aufgabe, die gestörte Verbindung zwischen dem einzelnen Menschen und der Gemeinschaft wieder herzustellen und ins Gleichgewicht zu bringen. Mit Ritualen, Gesängen, Klängen wie Trommeln, Rasseln, und dem Tanz brachte sich der Schamane in Trance. Innere Heilkräfte wurden aktiviert und auf den Patienten übertragen. Der Schamane hatte auch Anteil am Gelingen der Jagd und wurde bei Unternehmungen, Einweihungsritualen, Wettervorhersagen und –beeinflussung hinzugezogen. Er bekleidete sich mit Tierfellen und fühlte sich wie das Tier, verwandelte sich selbst in das Tier und nahm seine Kräfte an.

In China waren beispielsweise Bärenzeremonien für die Jagd bekannt. Auch zum Auffinden von Wasserstraßen wurden Bärentänze abgehalten. Der Ursprung des Qigong liegt in diesen alten schamanischen Ritualen. Es wird von Übungen in Bewegung berichtet, welche die Menschen im Neotlithikum fanden, um sich vor Schmerzen und Kälte zu schützen. Der Schamane Xian war der Arzt des legendären Kaisers YAO (2357 – 2255) v.Chr.) Der Schamane (wu) behauptete, mit den Göttern (shen) kommunizieren zu können.3 Weitere Schamanen werden im Shanhai Jing (Klassiker der Berge und Meere) benannt. „Es zeigte sich, dass die Arbeit der Schamanen bei der medizinischen Behandlung das Beten war.“

Zheng Guanglu schreibt 1989 in der Zeitschrift Qigong und Wissenschaft über die Schamanen der alten Zeit:

„Damals waren „wushu - Schamanenkunst“ und „Yishu - Medizinkunst“ verbunden, gewannen dann Gestalt und wurden durch die nachfolgenden Dynastien hindurch als ungeteilte „wuyishu - Schamanenmedizinkunst“ verbreitet. Diese Art von Schamanenmedizinkunst benutzte magische Sprüche, Geisteraustreibungen, Dämonenvernichtungen, Beten und andere abergläubische Methoden, verbunden mit Kräuterheilkunde, Chirurgie, Qigong und anderem zur Krankheitsheilung. Aus diesem Grund gibt es in der Medizingeschichte die Redensart „Yi qi Yu wu, die Medizin entstand aus dem Schamanentum“ und die alte Schreibweise für Medizin beinhaltet das Zeichen für Schamane.“4 Auch wenn sich später, zur Zeit der streitenden Reiche (403 – 221 v.Chr.), Schamanismus und Medizin trennten, blieb die Schamanenmedizinkunst bis heute verbreitet. So gibt es noch Praktiken wie das „Drachentor-Qigong“ in dem der Patient sich schüttelt, der Behandler Kontakt zu inneren Welten aufnimmt, um die Krankheitsursache zu verstehen und zu behandeln.

Diese von Magie und Mystik geprägte Art des Lebens und Denkens der Naturvölker war die Grundlage für die Entstehung des Taoismus. Ihre Ursprünge liegen etwa 20 000 Jahre zurück. Uns heutigen Menschen ist dieses kaum noch nachvollziehbar. Dennoch ist dort, auch die von uns heute praktizierte Kampfkunst, letztlich verankert.

 

Der Daoismus

“Kannst du deine Seele bilden, dass sie das Eine umfängt, ohne sich zu zerstreuen? Kannst du deine Kraft einheitlich machen und die Weichheit erreichen, dass du wie ein Kindlein wirst?”

So Laotse, im “Tao Te King”, eines der am häufigsten übersetzten chinesischen Bücher, vermutlich aus dem 6. Jh. v. Chr. Das Buch handelt vom Weg (Dao) und der Tugend und der Beziehung zum Leben des Menschen. Im Tao Te King werden Körpertechniken zur Lebensverlängerung erwähnt. Sie zählen mit dem heute noch aktuellen und berühmten medizinischen Lehrbuch “Nei Jing” (ca. 2500 v. Chr.) zu den ältesten Hinweisen für diese Art von Körperübungen.

Im Daoismus wird angestrebt, dass der Mensch in Einklang mit der Natur lebt. Diese Harmonie wird durch die genaue Beobachtung und Aufnahme der Wesenheiten und Ereignisse der Natur möglich. Für die chinesischen Weisen war dieses der Weg des „Dao”, welches jenseits von Zeit und Raum bzw. Existenz und Nichtexistenz liegt. Der Weise wirkt durch „Nicht-Tun“ (Wu Wei). Damit ist nicht nichts tun gemeint, sondern, das angemessene Handeln aus dem Moment heraus, die Dinge im rechten Moment entstehen zu lassen. Das Vertrauen in die menschliche Natur heißt auch das Gute und Schlechte in ihr anzunehmen.

„Dao ist ewig Nicht – Tun , und doch bleibt nichts ungetan.“

Der Daoismus stellt eine Lebensweise dar, nämlich das Mitgehen des Menschen mit dem Lauf der natürlichen Welt. Laotse bezeichnete den Zustand des Dao, bevor Himmel und Erde entstanden als chaotisch. Es hat die Bedeutung von Tiefe, geheimnisvoll, die Welt vor der Unterscheidung zwischen Ordnung und Unordnung.

Der Daoist Zhuang Zi (4. Jhd. v. Chr.) zeigt die Grenzen der Sprache auf. Er umschreibt das Dao in paradoxen Formulierungen. Der mystische Weg des Dao wird mit Hilfe von Bildern beschrieben. Der Geist muss Ruhe finden, so klar wie ruhiges Wasser.

Der daoistischen Praxis liegt die Theorie von den 5 Elementen zugrunde. Diese ist ebenso Bestandteil der Übungen, wie das Yin-Yang-Prinzip. Die ganze Vielfalt an Körperübungen zielte seit jeher auf die Stärkung des Qi (Lebensenergie) für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen ab.

Die beiden gegensätzlichen kosmischen Elemente des Yin und Yang und das Prinzip von der Vereinigung der Gegensätze sind ein weiterer Bestandteil dieser Philosophie. Übungen mit dem Ziel, die Körperenergien zu verfeinern, um sich in höhere geistige Ebenen zu entwickeln, gelten als die ursprünglichen Techniken des Taoismus. Diese Transformation wird als Alchimie bezeichnet. Dabei wird zwischen äußerer „Wai Dan” und innerer Alchimie „Nei Dan” unterschieden.

Das „Nei Dan” verbindet körperliche mit spirituellen Übungen. Von wesentlicher Bedeutung sind hierbei die „drei Schätze des Körpers”, Jing, Qi und Shen:

Das Jing, die Essenz, wird im unteren Dantien (Energiezentrum) transformiert, um in den Solarplexus geleitet zu werden und um sich in der dritten Ebene, dem dritten Auge in Shen, der Geist, das spirituelle Prinzip, zu verwandeln. Diese drei Ebenen sind auch unter dem Begriff der “Zinnoberfelder” bekannt. Das Prinzip des “Nei Dan” wurde auch als ein Kampfkunststil entwickelt, in welchem der Schwerpunkt auf der Beherrschung des Atems und der Energieentwicklung liegt.

Spiritualität wird in der Philosophie der Kampfkunst schlicht und direkt beschrieben. Sie wird nicht „hoch und heilig in den Himmel gehoben”, sondern bezieht sich auf die alltägliche Wirklichkeit des Menschen. Die angestrebte innere Einstellung des Menschen von Bewusstheit und Ausgewogenheit, basiert auf dem daoistischen Gedankengut, den Wandlungen des Lebens gleichmütiger begegnen zu können.

Die chinesische Lebensphilosophie „Das einzig Beständige ist der Wandel” (vgl. “alles fließt“- Heraklit) drückt aus, dass der Mensch den Naturgesetzen entsprechend ständiger Veränderung ausgesetzt ist, einem kosmischen Prozess, den die Chinesen das “DAO” nennen.

 

Der Buddhismus

Der Buddhismus geht auf die Lehre von Siddharta Gautama (560-480 v.Chr.) zurück, der sich nach seiner Erleuchtung Buddha, der Erwachte, nannte. Um zur Erlösung vom Leiden zu gelangen, lehrt Buddha den Pfad des „Vier edlen Wahrheiten und des achtfachen Pfades“. Dies ist die Quintessenz seiner Lehre.

Die 4 edlen Wahrheiten:

Wahrheit vom Leiden - Leben ist LeidenWahrheit von der Ursache des Leidens – Gier, Hass, UnwissenheitWahrheit vom Aufhören des Leidens – es gibt Wege, das Leiden zu überwindenWahrheit vom Weg zur Befreiung vom Leiden – der achtfache Pfad

Der 8-fache Pfad:

Rechte Anschauung (Erkenntnis)Rechte Gesinnung, Denken (Entschluss)Rechtes RedenRechtes HandelnRechter LebensunterhaltRechtes Streben (Bemühen)Rechtes Überdenken (Achtsamkeit)Rechtes Sich- Versenken (Sammlung, Meditation)