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Rudi liebte es Ende der fünfziger Jahre, mit seiner Mutter einkaufen zu gehen. Auf dem Wochenmarkt schob er seinen Roller mit den schweren Netzen und Körben seiner Mutter und beobachtete freudig das Geschehen auf dem Markt. Nun gab es in einer einzigen Nacht einen Zeitsprung um fast 80 Jahre, was Rudi aber nicht wusste. Rudi stand vor der Fassade verschwundener Geschäfte, sie alle waren weg, futsch, ersetzt durch Wohnungen! Er lief durch seine kleine Stadt und fand keinen einzigen Laden mehr: Keinen Bäcker, keinen Metzger, keinen Buchhändler, keinen Wochenmarkt. Nichts, alles nur noch Wohnungen! Die Erinnerung an die lebhaften Geschäftsstraßen waren in den Köpfen der Menschen einfach ausgelöscht, waren weg. Bis er an einem geheimnisvollen Haus mit Garten mitten auf dem Gehsteig landete. Eine weise Alte schickte ihn in den Zaubergarten.
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Ich widme das Buch Manfred zum Geburtstag
November 2023
Vorwort
Der Wochenmarkt
Rudis Lieblings-Buchladen
Rudis Alptraum
Alles weg
Das verzauberte
Der Weg zum Zaubergarten
Rudi im Zaubergarten
Der Tanz
Die Bücherlesung
Nachwort
Mein Mann Manfred inspirierte mich mit seinen Schwarzweiß Photos aus den Siebziger Jahren vom Wochenmarkt in Köln Riehl. Zum Glück gibt es den noch heute. Allerdings betrübt uns wieviele kleine Geschäfte in Dörfern und Städten verschwinden. Allein in unserem Dorf Herkenrath und in Bergisch Gladbach verschwinden seit wir hier wohnen Geschäfte, wie die Drogerie, Schreibwarenläden, Buchläden, Bäcker, Metzger und viele mehr.
Ich hatte die Idee, diesen schleichenden Prozess schriftstellerisch zu beschleunigen und ihn an einem Tag Ende der fünfziger Jahre stattfinden zu lassen und zu schauen, was sich daraus entwickelte. Manfred fotografierte Häuserfassaden, in denen zuvor Geschäfte gewesen waren in seiner Heimatstadt Krefeld und in Herkenrath. Dabei stießen wie auf eine ehemalige Metzgerei in Krefeld, die Fassade und Gehsteig in einen Garten verwandelt hatte. Das inspirierte mich zu dieser schillernden Geschichte.
Ich habe ein Bilderbuch für Erwachsene gemacht.
Brigitte Klotzsch Oktober 2023
Rudi liebte die Marktgänge mit seiner Mutter.
Seit er in die Schule ging, konnte er sie mittwochs nicht mehr auf den Wochenmarkt ihrer kleinen Stadt begleiten. Das bedauerte er ungeheuer. Aber samstags, da stand er mit seinem Roller bereit, um der Mutter die schweren Netze und den Korb abzunehmen. Es war das Jahr 1959.
Wie immer kamen sie an der Litfaßsäule vorbei, die am Anfang des Mittelstreifens der Allee stand und den Beginn der Marktstände anzeigte. Fast immer standen an dieser Stelle Frau Hammels und Frau Berger und unterhielten sich über alle wichtigen Themen der kleinen Stadt: wer wen geheiratet hatte, wessen Ehe bald geschieden würde und so fort. Nie versiegende Themen! Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie weder Rudi noch seine Mutter bemerkten, die grüßend vorübergingen. Sie bemerkten auch nicht die gelbe Frau mit den knallroten Lippen, die sich Schritt für Schritt vom Plakat löste und den Menschen etwas zurief. Rudi stand wie angewurzelt vor dieser Erscheinung, als seine Mutter ungeduldig rief:„Mach mal tenger, mein Junge!“ Und er folgte ihr rasch.