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Über die Deutsche Alpenstraße und vom Bodensee durch Vorarlberg und Südtirol. Durch die Schweiz und über spektakuläre Pässe in Österreich und Frankreich. Einzigartige Panoramen und Ausblicke, berühmte Bauten und echte Geheimtipps. Und zu jeder Attraktion die geeigneten Stellplätze für das Wohnmobil (inkl. GPS-Koordinaten) sowie Tourenkarten, Streckenverläufe und ein übersichtlicher Kartenatlas. Der unentbehrliche Tourenbegleiter durch die Alpen.
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Seitenzahl: 406
Im Angesicht der Alpengipfel aufwachen: mit dem Wohnmobil ist das möglich.
MIT DEM WOHNMOBIL
Die schönsten Panoramatouren in Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz, Italien und Slowenien
See, Berge, Sonne: Warum nicht einfach anhalten und genießen?
DIE ALPENREGION ZUM KENNENLERNEN
DIE ROUTEN
1VON DER MITTELMEERKÜSTE ÜBER DIE HÖCHSTEN ALPENPÄSSE
Von Nizza nach Grenoble
2UNTER DEM HÖCHSTEN ALPENGIPFEL HINDURCH
Von Grenoble bis Lausanne
3DURCH DIE SCHÖNSTEN STÄDTE DER SCHWEIZ
Von Lausanne bis Vaduz
4ZU DEN HÖCHSTEN GIPFELN DER SCHWEIZ UND DANN SONNENBADEN IN ITALIEN
Von Montreux nach Locarno
5IM AUF UND AB ÜBER DIE PÄSSE DER SCHWEIZ
Von Locarno bis St. Moritz
6WINTERTOUR DURCH DAS VORALPENLAND
Auf der Deutschen Alpenstraße
7ÜBER DIE PÄSSE UND DURCH DIE TÄLER TIROLS
Von Vaduz nach Innsbruck
8DIE FÜNF-LÄNDER-ROUTE DURCH DIE ALPEN
Vom Bodensee nach Meran
9ZWISCHEN WEIN UND OBST ZUM GARDASEE
Von Meran nach Brixen
10MIT DEM KUFSTEINLIED AUF DEN LIPPEN DURCH TIROL
Von Meran nach Bruneck – Nordroute
11AUF DEN SPUREN DER PROMINENZ UNTERWEGS
Von Innsbruck bis Salzburg
12MIT DEM WOHNMOBIL DURCH DIE WELTERBESTÄTTEN ÖSTERREICHS
Von Salzburg nach Graz
13WANDERN IN DEN DOLOMITEN UND AM DREILÄNDERECK
Von den Dolomiten nach Klagenfurt
14DURCH DAS HOCHGEBIRGE SLOWENIENS
Von Villach nach Bled
15VON HÖHLEN, KLAMMEN, GLETSCHERN UND DEM HÖCHSTEN BERG ÖSTERREICHS
Von Salzburg nach Lienz
REISEINFOS VON A BIS Z
PACK- UND CHECKLISTEN
REGISTER
PS: DA FÄLLT MIR NOCH WAS EIN!
STRASSENATLAS
IMPRESSUM
Besonders schön: ein Stellplatz direkt am See mit Alpenpanorama
Für die Alpen sollte man sich sehr viel Zeit nehmen. So viele Länder, Gipfel, Landschaften und vor allen Dingen Passstraßen, auf denen man all das erleben kann.
Murmeltiere
Das Alpenmurmeltier gilt nach dem Biber und dem Stachelschwein als drittgrößtes Nagetier Europas und kann bis zu 50 Zentimeter groß werden. Es ist aber nicht flächendeckend in den Alpen beheimatet, sondern nur punktuell. Dazu zählen zum Beispiel der Schweizer Nationalpark, die Gebirgslandschaft rund um den Großglockner, die Drei Zinnen in den Dolomiten oder auch der Nationalpark Gesäuse. Gute Chancen, ein Murmeltier zu sehen und nicht nur seinen Pfiff zu hören, hat man oberhalb der Baumgrenze, wenn dort noch ausreichend Gras vorhanden ist.
82Viertausender
82 eigenständige Berge mit einer Höhe von über 4000 Metern werden offiziell gezählt. Die meisten befinden sich in den Westalpen.
Aletschgletscher
Der größte und längste Gletscher der Alpen ist der Große Aletschgletscher in der Schweiz. Er misst über 22 Kilometer und kann ab Interlaken besucht werden. Sein Ursprung liegt in über 3800 Metern am Konkordiaplatz, wo drei Firnströme zusammentreffen.
highline179
Einen spektakulären Blick genießt man im österreichen Reutte, wenn man dort die über 400 Meter lange Hängeseilbrücke highline179 überquert.
Drei Zinnen
Die Drei Zinnen als Wahrzeichen der Dolomiten lassen sich relativ einfach bei einer Wanderung umrunden. Direkt ab dem Wohnmobil.
Fernwandern
Die Via Alpina kann man als Königsdisziplin der Alpenwanderungen bezeichnen. Sie besteht aus einem Wegenetz, mit dem man so ziemlich alles erreicht, was man in den Alpen sehen möchte.
8Alpenländer
Ganze acht Staaten haben Anteil an den Alpen. Zu den Klassikern zählen selbstverständlich die Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich. Mittendrin liegt dann noch Liechtenstein, und mit Randlage gehören natürlich auch Deutschland und Slowenien zu den Alpenländern. Was man oft nicht auf dem Schirm hat, ist Monaco. Der kleine Mittelmeerstaat hat Anteil an den Seealpen und kann damit auch zu den Ländern gezählt werden, die zu den Alpenstaaten gehören.
Schokolade
Die Schweiz ist bekannt für Käse, aber auch für Schokolade. Neben dem Hersteller Lindt verbindet man das Land der Eidgenossen auch mit Toblerone. Am Gornergrat kann man sich mit dem Schriftzug fotografieren, denn im Hintergrund erhebt sich das Matterhorn, das auf der Verpackung zu sehen ist.
13Nationalparks
13 Nationalparks kann man im gesamten Alpenraum aufsuchen. Die meisten befinden sich mit vier an der Zahl in Italien. In Österreich und Italien gehören jeweils drei Nationalparks zu den Alpen, während Deutschland, Slowenien und die Schweiz immerhin noch einen Alpen-Nationalpark besitzen.
Natur und Landschaft kann man mit dem Wohnmobil »hautnah« erleben.
Die Berglandschaft zeigt immer wieder neue Seiten.
Mit dem Wohnmobil in die Alpen? Auf jeden Fall! Kein anderes Gebirge liegt so zentral in Mitteleuropa. Es verteilt sich über mehrere Länder, von denen jedes seinen eigenen Charakter hat. Diese breite Vielfalt macht aus einer Fahrt durch die Alpenregion ein unvergleichliches Erlebnis. Der Wohnmobilist durchquert faszinierende Täler, überwindet spannende Pässe und kann beinahe nach jedem Berg eine andere kulinarische Köstlichkeit probieren. Diese vielen kulturellen Unterschiede und die Eigenheiten eines jeden Landes werfen aber natürlich auch viele Fragen auf, die mit diesem Reiseführer beantwortet werden sollen.
Wenn sich zwei Reisemobilisten über ihr nächstes Reiseziel unterhalten und sie übereinkommen, dass sie beide in die Alpen fahren, dann heißt das noch lange nicht, dass beide Ähnliches sehen und erleben werden. Denn abgesehen davon, dass die Alpen aus hohen Bergen bestehen und sich dazwischen mal breite und mal schmale Täler winden, ist das Gebirge äußerst vielfältig und ein Teil mehrerer Gebirgsgruppen, die bei näherem Hinsehen nicht einfach nur aus kargen Gesteinsbrocken bestehen. Hinzu kommen noch die sprachlichen und kulturellen Unterschiede der einzelnen Staaten. Beginnen wir unseren ersten kleinen Alp(über)blick im Westen, wo die Alpenregion in Frankreich mit den Savoyer Voralpen und den Französischen Kalkalpen beginnt und diese in die Cottischen Alpen übergehen. Was kaum einer berücksichtigt: Die Alpen reichen bis an das Mittelmeer heran, wo sie mit den Seealpen eine Höhe von über 3200 Metern erreichen. Wenn man jemanden bittet, die Alpenländer aufzuzählen, wird derjenige in den meisten Fällen ein Land nicht auf der Rechnung haben – das Fürstentum Monaco. Auch das zählt, je nach Sichtweise, tatsächlich noch zur Alpenregion und befindet sich komplett in den Seealpen, obwohl der höchste Punkt des Landes gerade einmal 160 Meter über dem Meer liegt. Deutlich höher ist dagegen der höchste Berg Frankreichs, der mit dem Mont Blanc zugleich den höchsten Punkt der gesamten Alpen markiert. Er reicht auf eine Höhe von 4810 Metern und grenzt direkt an Italien.
In der Schweiz, dem klassischen Alpenland schlechthin, teilt man das Gebirge in die Schweizer Voralpen, die Berner Alpen, Walliser Alpen, Zentralschweizer Alpen, Bündner Alpen und in die Tessiner Alpen ein, wovon jede dieser Regionen noch einmal in verschiedene Teile untergliedert wird. Mit 4634 Metern ist die Dufourspitze der höchste Berg der Schweiz. Das berühmtere Matterhorn, gleichzeitig auch das Wahrzeichen der Schweiz, ist knapp 150 Meter kleiner und damit »nur« der fünfthöchste Berg des Landes. Der Binnenstaat Liechtenstein ist im Westen vom Rheintal geprägt, während im Osten der Vordere Grauspitz auf eine Höhe von 2599 Metern aufragt. Mit dem Rheintal hat man gleichzeitig aber auch schon Österreich erreicht und die Grenze zwischen den Westalpen und den niedrigeren Ostalpen überquert. Während die Ostalpen leicht gekrümmt von Südwest nach Nordost verlaufen, bilden die Ostalpen einen Gebirgskamm, der sich von West nach Ost erstreckt. Österreich hat an den Ostalpen den größten Anteil. Hier werden sie unter anderem in die Nördlichen Kalkalpen, Zentralalpen und in die Südalpen unterteilt. Ganz im Osten reichen die Ostalpen bis Slowenien, wo der Triglav mit 2864 Metern den höchsten Punkt des Landes markiert, während es in Österreich mit dem Großglockner auf 3798 Meter hinaufgeht. Italien hat Anteil an den West- und den Ostalpen. Der dortige höchste Gipfel heißt Mont Blanc de Courmayer und ist ein Nebengipfel des Mont Blanc. Auch in Italien werden die Gipfel in Richtung Osten niedriger und gehen ab dem Luganer See in die Südalpen über, wo sie von den markanten Dolomiten dominiert werden.
Nicht zu vergessen ist jedoch Deutschland, das ebenfalls Anteil an den Alpen und eine Gemeinsamkeit mit Slowenien hat, denn beide Staaten haben nur Anteil an den Ostalpen. Während das bei Slowenien eindeutig ist, sollte im Fall von Deutschland erwähnt werden, dass die Ostalpen nur bis an das Südufer des Bodensees reichen und damit auf schweizerischem Gebiet enden. Der höchste Berg Deutschlands ist schließlich die Zugspitze mit 2962 Metern über dem Meeresspiegel.
Am Großglockner durchfährt man wie im Wallis oder in der Mont-Blanc-Region hochalpine Landschaften.
Gelegentlich wird auch Ungarn mit dem Ödenburger Gebirge ein Teil der Alpen zugeschrieben, worüber sich natürlich trefflich streiten ließe. Denn die Unterteilung und genaue Abgrenzung der Alpen wird ganz unterschiedlich vorgenommen – politische Motive können eine Grundlage sein, sie kann aber auch kulturhistorisch oder geologisch bedingt sein oder unter Berücksichtigung der Vegetationszone und des Klimas erfolgen.
Zum Abschluss des ersten Überblicks noch eine kleine Zahlenspielerei: Im Gesamten erstreckt sich das Gebirge über eine Länge von 1200 Kilometern, ist jedoch nur zwischen 150 und 200 Kilometern breit. Durch die Krümmung der Westalpen liegt die tatsächliche Ausdehnung aber bei 400 Kilometern Breite (Nord-Süd-Richtung) und bei nur 700 Kilometern Länge (West–Ost). 82 Gipfel bringen es auf eine Höhe von über 4000 Metern, wobei weitere 46 Gipfel als Nebengipfel hinzugezählt werden können. Die meisten dieser höchsten Gipfel befinden sich in der Schweiz, danach folgen Italien und Frankreich, alle anderen Alpenländer begnügen sich mit kleineren Gipfeln.
Die Pass-Aufkleber erinnern an frühere Reisen.
Wenn wir uns der gesamten Geschichte der Alpen widmen wollen, dann müssen wir vor rund 135 Millionen Jahren beginnen, also noch lange Zeit vor dem Aussterben der Dinosaurier, und einen Blick nach Afrika werfen. Denn als Pangea, der letzte Superkontinent der erdgeschichtlichen Frühzeit, auseinanderbrach und der afrikanische Kontinent die adriatische Platte gegen Europa drückte, falteten sich die Alpen in ihrer schnellsten Wachstumsphase um fünf Millimeter pro Jahr. Auch heute dauert der Prozess des Wachstums an, zwar nicht mehr in dieser Geschwindigkeit, doch die afrikanische Platte kommt uns, vereinfacht ausgedrückt, jedes Jahr näher und faltet die Alpen weiter um einen Millimeter jährlich auf.
Die Eiszeiten und die damit verbundenen Gletscher, die einen Teil der heutigen Täler füllten und formten, kamen erst viele Millionen Jahre später. Zahlreiche der heutigen Seen sind durch den Rückgang der Gletscher entstanden. Gleichzeitig begann mit der letzten Eiszeit vor über 13 000 Jahren die erste Besiedlung des Alpenraums. Prominenteste Person ist der in den Ötztaler Alpen gefundene »Mann aus dem Eis«, der über 5200 Jahre alt ist. Mit den Römern, die den gesamten Alpenraum beherrschten, wurden auch die ersten Passstraßen angelegt und damit eine erste Verkehrsinfrastruktur gegründet. Doch schon vorher gab es vereinzelte Saumpfade, die es ermöglichten, die Alpen zu überqueren und Handel zu betreiben. Zu den ältesten Alpenüberquerungen, die auch heute noch bekannt sind, gehören der Große Sankt-Bernhard-Pass, der Splügenpass und der Reschenpass. Nach dem einfachen Handel und den militärischen Wegen des Römischen Reiches folgten die Salzstraßen als wichtige Handelsrouten. Doch im Laufe der Zeit wurden nicht nur die Pässe ausgebaut, denn schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ließ Markgraf Ludwig II. einen ersten Tunnel in die Berge schlagen. Der Buco de Viso ist 75 Meter lang, drei Meter breit und nur zwei Meter hoch. Er liegt auf einer Höhe von fast 2900 Metern und verbindet die heutigen Staatsgebiete von Frankreich und Italien miteinander. Dieser erste, offizielle Alpentunnel ist heute Teil eines Wanderwegs. Die wohl bekannteste Alpenüberquerung liegt rund 2200 Jahre zurück und wurde vom Karthager Hannibal im Jahr 218 v. Chr. durchgeführt. Mit 50 000 Soldaten und 37 Elefanten marschierte er, von Westen kommend, in Richtung Italien. Der genaue Streckenverlauf ist leider unbekannt, und es kommen mehrere Pässe für die Überquerung in Betracht. Fest steht nur, dass von den Elefanten lediglich einer namens Suru die 16-tägigen Strapazen überlebte.
Mit dem Fahrrad im Gepäck hat man die Möglichkeit, auch Wege abseits der Straßen zu erkunden.
Heute kann man über 200 befahrbare Alpenpässe zählen, die sich in einer Höhe von über 1000 Metern befinden. Neben den Alpenpässen folgten dem Buco de Viso auch unzählige Tunnel. Allein in der Schweiz gibt es über 100 Tunnel, die länger als zwei Kilometer sind. Manche von ihnen werden vom Individualverkehr genutzt, andere wiederum können nur mit dem Zug durchquert werden. Der längste Tunnel der Alpen und auch der Welt kann seit dem Jahr 2016 genutzt werden. Es handelt sich um den 57 Kilometer langen Gotthardbasistunnel, der von Hochgeschwindigkeitszügen befahren wird. In den letzten 150 Jahren verdoppelte sich die Anzahl der Alpenbewohner fast von über sieben Millionen Menschen auf beinahe 14 Millionen. Als größte Alpenstädte gelten Grenoble in Frankreich, Innsbruck in Österreich sowie Trient und Bozen in Italien. Davos in der Schweiz ist mit über 11 000 Einwohnern die höchstgelegene Stadt der Alpen und befindet sich im Mittel auf einer Höhe von rund 1500 Metern. In den 1990er-Jahren haben sich einige der Alpenstädte zum Verein »Alpenstadt des Jahres« zusammengeschlossen, um unter anderem ihre Zusammenarbeit auszubauen, die Bevölkerung dabei mit einzubeziehen und das Alpenbewusstsein zu stärken. Seither wird alljährlich eine Stadt zur Alpenstadt des Jahres gekürt, die sich verpflichtet, während der »Amtszeit« mindestens zwei nachhaltige Projekte zu initiieren, die dem Ziel des Vereins entsprechen. In chronologischer Reihenfolge durften sich folgende Orte als Alpenstadt des Jahres bezeichnen: Villach, Belluno, Maribor, Bad Reichenhall, Gap, Herisau, Trento, Sonthofen, Chambéry, Sondrio, Brig-Glis, Bozen, Bad Aussee, Idrija, Annecy, Lecco. Aber in einer Bergregion, in der die Bevölkerungszahl im Laufe von wenigen Jahrhunderten sprunghaft angestiegen ist, kommt es auch immer wieder zu Katastrophen, allen voran sind Lawinenunglücke zu nennen, die zahlreiche Menschen in den Tod gerissen haben. Allein im Jahr 1720 starben 300 Menschen bei Lawinenabgängen in der Schweiz. Das Jahr 1951 ging als Lawinenwinter in die Geschichte ein und forderte im gesamten Alpenraum 265 Tote. Im Ersten Weltkrieg wurden an der österreichisch-italienischen Front sogar Lawinen als Waffen eingesetzt und durch den Kriegsgegner absichtlich ausgelöst. Dabei kamen vermutlich mehr als 10 000 Soldaten auf beiden Seiten ums Leben.
Regionale Käsespezialtäten – unbedingt probieren!
Entdeckungen am Wegesrand: Steinbrech, Almkuh und Murmeltier
Entdeckungen am Wegesrand: Steinbrech, Almkuh und Murmeltier
Entdeckungen am Wegesrand: Steinbrech, Almkuh und Murmeltier
Auseinandersetzungen im Schnee gibt es zum Glück auch in anderer Form, und zwar bei den Wettbewerben der Olympischen Winterspiele. Von den 24 Olympischen Winterspielen, die bis zum Jahr 2022 stattgefunden haben, wurde die Hälfte in den Alpen ausgetragen. Von den anderen Olympischen Winterspielen, die in Europa veranstaltet wurden, fanden bis zum Jahr 2018 nur vier Wettkämpfe außerhalb der Alpen statt. Die Olympischen Winterspiele begannen in Chamonix im Jahr 1924. Es folgten St. Moritz (1928), Garmisch-Partenkirchen (1936), St. Moritz (1948), Cortina d’Ampezzo (1956), Innsbruck (1964), Grenoble (1968), Innsbruck (1976), Albertville (1992), Turin (2006). Festzustellen ist aber, dass die Spiele in der jüngeren Vergangenheit immer öfter außerhalb der Alpen stattfinden und sie in der lokalen Bevölkerung, nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Umweltschäden, an Popularität verloren haben. So wurde eine Bewerbung der Stadt München mit Wettkämpfen in Traunstein und Garmisch-Partenkirchen nach einem Bürgerentscheid im November 2013 zurückgenommen.
Mildes Klima lässt in den Tälern subtropische Vegetation wachsen.
Während im Mittelalter im Alpenraum die Landwirtschaft vorherrschte, änderte sich dies im 19. und 20. Jahrhundert mit der Industrialisierung, die auch in den Alpenländern voranschritt. Aber ein wesentlicher Wirtschaftssektor war damals der aufkeimende Tourismus, der aus den Alpen heute nicht mehr wegzudenken ist. Ursprünglich kamen die Gäste in der warmen Jahreszeit, um ihre Sommerfrische zu genießen. Doch schon bald wurde es populär, auch in den Wintermonaten anzureisen. Ein Großteil des Umsatzes wird heute mit dem Dienstleistungssektor bzw. mit dem Tourismus erwirtschaftet, denn es existiert kaum ein Ort, an dem sich kein Gasthof, keine Pension, kein Wanderparkplatz, kein Campingplatz befindet. So kann es allerdings auch zu Auswüchsen kommen, zum Beispiel, dass besonders beliebte Skipisten im Winter völlig überfüllt sind und manche Touristen Schlange stehen müssen, um bestimmte Aussichtspunkte in Ruhe genießen zu können. Und als ob den Besuchern die schöne Bergwelt allein nicht reichen würde, hat man in den letzten Jahren in verschiedenen Regionen viel Geld investiert, um weitere Sehenswürdigkeiten zu bauen und abenteuerliche Aussichtspunkte zu kreieren. Besonders zu Beginn des 21. Jahrhunderts gestaltete man zahlreiche Skywalks, die architektonisch zweifellos spannend sind, aber nicht bei jedem gut ankommen. Außerdem ist wiederholt von den neuesten, längsten Fußgängerhängebrücken zu lesen, die immer tiefere Abgründe überspannen. Hinzu kommen noch Luftseilbahnen, Standseilbahnen und unzählige Sessellifte – allein die Schweiz besitzt über 200 Gondelbahnen. Kein Wunder also, dass der Deutsche Alpenverein Anfang 2014 die Frage stellte, ob sich die Alpen zum Funpark Europas entwickeln.
So umfangreich die Alpenwelt ist, so vielfältig ist auch die Alpenflora. Über 4500 Pflanzenarten kommen in den Alpen vor, davon haben 650 ihren Schwerpunkt dort. Endemische Arten, also Pflanzen, die nur in einer bestimmten Region vorkommen, sind jedoch äußerst selten und meist nur im südlichen Alpenraum anzutreffen. Eine der bekanntesten Pflanzen, die das Gebirge auch im Namen trägt, ist das Alpenveilchen, welches auf kalkhaltigem Boden überwiegend in den Süd- und in den Ostalpen gedeiht. In Deutschland ist das Wilde Alpenveilchen besonders geschützt und steht leider als gefährdet auf der Roten Liste. Eine weitere Pflanze kann auch getrost als das Wahrzeichen der Alpen bezeichnet werden – das markante Alpen-Edelweiß ist gut an den sternenförmigen Hochblättern zu erkennen und wächst in einer Höhe von 1800 bis 3000 Metern. In der Schweiz wurde das Edelweiß bereits im Jahr 1886 unter Schutz gestellt, und auch in Deutschland und Österreich gilt es noch als gefährdet und darf – zu Recht – nicht gepflückt werden. Bei zahlreichen Organisationen, die mit der Berg- und Alpenwelt zu tun haben, ist das Edelweiß zum Symbol geworden – die Bandbreite reicht dabei von den Alpenvereinen in Deutschland, Österreich und Südtirol bis zum Schweizer Tourismusverband, und bei einem Blick in die Geldbörse findet man das Edelweiß auch auf der Rückseite der österreichischen Zwei-Cent-Münze.
Einfach imposant: ein Gletscher, der ins Tal hinunterfließt.
Hier muss man sich auf seine Bremsen verlassen können!
Nicht minder vielfältig ist die Tierwelt der Alpen. Zu den bekanntesten zählen die Gämsen als Wildtiere des Jahres 2012 und der Alpensteinbock, dessen Gehörn eine Länge bis zu einem Meter erreicht und der oberhalb der Waldgrenze anzutreffen ist. Ebenfalls im hochalpinen Bereich lebt das Alpenmurmeltier, das nach Biber und Stachelschwein das drittgrößte Nagetier Europas ist und bis zu 50 Zentimeter groß werden kann. Es ist jedoch nicht flächendeckend in sämtlichen Alpenregionen, sondern nur punktuell, beheimatet. Dazu zählen zum Beispiel der Schweizer Nationalpark, die Region um den Großglockner oder auch der Nationalpark Gesäuse. Gute Chancen, ein Murmeltier zu erspähen, hat man oberhalb der Baumgrenze, wo jedoch noch ausreichend Rasen vorhanden sein muss. Ebenfalls oberhalb der Baumgrenze lebt die Alpendohle, die man nicht lange suchen muss. Denn sie wartet, in der Hoffnung auf Nahrung, oft an Wanderwegen und an gut besuchten Berggipfeln auf Wanderer. Steinadler, Alpenschneehuhn und Schneefink sind weitere in den Alpen vorkommende Vogelarten, um nur einige zu nennen. Weit weniger Gedanken muss man sich um Braunbären machen. Diese gibt es zwar in ganz kleinen Populationen, doch in der Regel weichen sie dem Menschen aus. Große Aufmerksamkeit erlangte der Bär Bruno, der die mediale Welt in Atem hielt, als er wochenlang durch die Alpen streifte und schließlich in der Nähe des Spitzingsees in Bayern erlegt wurde. In den Westalpen Italiens und Frankreichs leben außerdem einige Wölfe.
Ein ganz wichtiger Punkt für eine erfolgreiche Reise ist natürlich das Wetter. Besonders in den Bergen kann das sehr ausgeprägt sein bzw. ist es wichtig zu wissen, was einen erwarten kann. Darüber hinaus treffen in den Alpen drei verschiedene Klimata aufeinander. Das ozeanische Klima, das durch den Atlantik von großen Wassermassen beeinflusst wird, trifft von der Westseite auf das Gebirge. An der Ostseite ist das pannonische Klima zu nennen, das vom Klima im gleichnamigen Pannonischen Becken rund um Ungarn geprägt ist. Auf der Südseite der Alpen stößt man schließlich auf das mediterrane Klima, das wegen der trockenen und warmen Sommer beliebt ist. Dazu sei noch der warme, trockene Fallwind namens Föhn genannt.
Durch die Höhenlage gelten die Alpen selbstverständlich noch als schneesicher, doch ist auch hier der Klimawandel zu spüren. Die Gletscher, die einstmals ganze Täler füllten, sind deutlich auf dem Rückzug und da, wo noch vor 40 Jahren eine Gletscherzunge zu sehen war, befindet sich heute im besten Fall nur noch ein kleiner See.
Was die Täler betrifft: Die Südseite eines Tales liegt eher im Schatten eines Berges als die Nordseite, und es kühlt dort auch schneller ab. Dies kann bei der Wahl eines Campingplatzes entscheidend sein, wenn man abends noch vor dem Wohnmobil ein Glas Wein genießen möchte.
Doch das Wissen über die Himmelsrichtung ist noch viel wichtiger, wenn man in den Bergen zu Fuß unterwegs sein möchte. Eine Wanderung auf der Südseite eines Berges, womöglich ohne Schatten spendende Bäume, kann schnell zur Herausforderung werden, weshalb immer auf ausreichend Trinkwasser zu achten ist. Auf der Nordseite des Berges hingegen kann es, insbesondere in den oberen Höhenlagen, empfindlich kühl werden. Die Temperaturunterschiede zwischen Tal und Gipfel sind bei der Wahl der Kleidung natürlich auch bei einer Fahrt mit der Seilbahn zu berücksichtigen und können erheblich sein. Wer sich wandernd in den Alpen fortbewegt, sollte sich natürlich immer vorher (z. B. in der Touristinformation) über die aktuelle und voraussichtliche Wetterlage erkundigen. Der schönste Sonnenschein kann in den Bergen ganz schnell umschlagen. Ähnliches gilt aber auch für die Fahrt über die Pässe, die selbstverständlich ganz beträchtlich in die Höhe gehen. Nicht umsonst sind einige Pässe im Winter komplett gesperrt.
Es gibt eine Vielzahl an Passstraßen, die mit einem Wohnmobil befahren werden können und dürfen. Doch es gibt auch einige, die nicht für Fahrzeuge dieser Größe zugelassen oder zu empfehlen sind. Darüber hinaus bestehen in der kalten Jahreszeit auch einige Wintersperren. Zu beachten ist, dass jeder Pass unterschiedlich ist. Manche verfügen über keine bis wenige Spitzkehren, während andere eine ziemliche Kurbelei mit dem Lenkrad erfordern. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Spitzkehren mit einer Galerie überdacht oder untertunnelt sind. Rechnen sollte man also mit allem. Hier eine Liste der bekanntesten und bedeutendsten Alpenpässe in alphabetischer Reihenfolge:
Albulapass
(max. Gefälle: 12 %, Höhe: 2312 m, befahrbar: Mai–Oktober, Höchstbreite: 2,30 m, Höchsthöhe: 3,30 m, max. 11 Tonnen, für Lkw verboten)
Alpe d’Huez
(10 %, 1860 m, ganzjährig)
Berninapass
(12 %, 2328 m, ganzjährig)
Brennerpass
(Bundesstraße, 10 %, 1375 m, ganzjährig)
Fernpass
(8 %, 1210 m, ganzjährig)
Flüelapass
(11 %, 2383 m, Mai–Dezember)
Furkapass
(11 %, 2436 m, Juni–Oktober)
Großer St. Bernhard
(11 %, 2469 m, Mai–Oktober)
Großglockner Hochalpenstraße
(12 %, 2503 m, Mai–Oktober)
Iseran
(12 %, 2770 m, Juni–Oktober)
Julierpass
(13 %, 2284 m, ganzjährig)
Karerpass
(12 %, 1752 m, ganzjährig)
Klausenpass
(10 %, 1948 m, Mai–Oktober, Höchstbreite: 2,30 m, max. Gewicht: 18 Tonnen, Sondergenehmigung erforderlich)
Kleiner St. Bernhardpass
(9 %, 2188 m, Juni–Oktober)
Malojapass
(11 %, 1815 m, ganzjährig, Höchstbreite: 2,55 m)
Nufenenpass
(10 %, 2478 m, Juni–Oktober)
Oberalppass
(10 %, 2044 m, Mai–November, Höchstbreite: 2,55 m, max. Gewicht: 18 Tonnen
Ofenpass
(12 %, 2149 m, ganzjährig, Höchstbreite: 2,55 m)
Plöckenpass
(13 %, 1362 m, ganzjährig, nur bedingt empfehlenswert)
Predelpass
(14 %, 1156 m, ganzjährig)
Rossfeldpanoramastraße
(13 %, 1570 m, ganzjährig)
San Bernardino
(12 %, 2065 m, Mai–Oktober, Höchstbreite 2,30 m, 18 Tonnen)
Sankt Gotthard
(10 %, 2108 m, Juni–November)
Silvretta-Hochalpenstraße
(14 %, 2032 m, Juni–November)
Simplonpass
(10 %, 2005 m, ganzjährig)
Spitzingsattel
(13 %, 1127 m, ganzjährig)
Splügenpass
(13 %, 2113 m, Mai–Oktober, Höchstbreite: 2,30 m, max. 18 Tonnen)
Sustenpass
(9 %, 2224 m, Juni–Oktober)
Timmelsjoch
(13 %, 2509 m, Juni–Oktober, nicht empfehlenswert)
Umbrailpass
(11 %, 2501 m, Mai–Oktober, Höchstbreite: 2,55 m)
Wurzenpass
(18 %, 1073 m, ganzjährig)
Zirler Berg
(16 %, 1009 m, ganzjährig, nicht zu unterschätzen)
So vielfältig eine Region ist, die sich über eine Handvoll Staaten erstreckt, so abwechslungsreich ist natürlich auch die Küche. Eine pauschale Aussage über klassische Speisen kann daher kaum erfolgen und ist eher landesspezifisch. Während zum Beispiel in Frankreich das klassische Baguette anzutreffen ist, sind es in Österreich die Semmeln. Steht die Schweiz für das berühmte Käsefondue, kennt man in Bayern Weißwurst und Leberkäs‘. Südtirol ist bekannt für Schinken, Weinanbau und Apfelernte, während auf den Hütten in Österreich der Germknödel als gefüllter Knödel auf jeder Speisekarte zu finden ist. Hier bleibt daher nur die Empfehlung, einfach durchzuprobieren. Lecker ist alles, guten Appetit!
Da die Alpen so herrlich zentral in Mitteleuropa liegen, sind sie aus allen Himmelsrichtungen sehr einfach zu erreichen. Man benötigt keine Fährüberfahrt, selten eine Zwischenübernachtung, sondern fährt einfach auf der Autobahn, nähert sich den immer größer werdenden Bergen und ist da. Aber dann, wenn man mittendrin ist in den Alpen, wird es interessant. Man sollte einige Sicherheitshinweise kennen und vor allen Dingen auch wissen, über welche Pässe man fahren kann oder eben nicht.
Passfahrten
Grundsätzlich gilt, dass die Auffahrt auf einen Berg noch das einfachste ist. Zu einer gelungenen Passfahrt gehört aber auch die Abfahrt, und die ist in allen Fällen immer mit Vorsicht anzugehen. Schon vor der Reise sollte man in der heimischen Werkstatt die Bremsen überprüfen und sicherheitshalber auch die Bremsflüssigkeit erneuern lassen. Veraltete Bremsflüssigkeit zieht Wasser und kann so beim häufigen Bremsen nicht mehr die komplette Bremsleistung bringen. So paradox es auch klingen mag, man sollte bei der Talfahrt ohnehin so wenig wie möglich bremsen und lieber den kleinstmöglichen Gang einlegen, also mit der sogenannten Motorbremse bergab fahren. Als Faustregel gilt, dass man ein Gefälle in dem Gang hinabfährt, in dem man an dieser Stelle auch hinauffahren würde. Und wenn es nur der erste Gang ist und der Motor unschön aufheult – es geht um die eigene Sicherheit und die von anderen Verkehrsteilnehmern. Gerade unerfahrene Wohnmobilisten, die vielleicht mit einem geliehenen Wohnmobil unterwegs sind, sollten niemals das Gewicht und Bremsverhalten eines Dreieinhalb-Tonners unterschätzen, das mit dem gewohnten Pkw zu Hause nicht zu vergleichen ist. Daher sollte man sich auch nicht verrückt machen lassen, wenn es das schnittige Cabrio im Rückspiegel scheinbar etwas eiliger hat. Es gibt oft genug Einbuchtungen, bei denen man kurz rechts heranfahren kann, um den Verkehr vorbeizulassen und auch, um die Bremsen wieder ein wenig abkühlen zu lassen.
Egal, in welchem Land Sie sind, regionale Spezialitäten sind immer eine Kostprobe wert.
Sollte dennoch der Fall eintreten, dass das Betätigen der Fußbremse keinen Erfolg erzielt und sich das Bremspedal zum Boden treten lässt, dann bleibt noch die Möglichkeit, die Handbremse langsam und vorsichtig zu betätigen und in letzter Instanz im spitzen Winkel den Wagen durch Kontakt mit der Leitplanke abzubremsen. Lieber die komplette Seite des Wohnmobils zerstört als eine Frontalkollision mit der Felswand in der nächsten Spitzkehre oder gar ein Absturz. Grundsätzlich gilt, dass man sich vor einer Passfahrt zunächst im Tal über die aktuelle Lage vor Ort kundig machen sollte (z. B. Touristinformation) und dass für jede Passfahrt Bergerfahrung vorteilhaft ist. Die Hinweise zu den einzelnen Pässen gelten nicht für Wohnwagen bzw. Gespanne. Hier gibt es eigene Vorschriften und eine deutlich höhere Zahl an Verboten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Kommt Gegenverkehr? Ein Blick nach unten lohnt sich vor der Kurve.
Mautpflicht
Das leidige Thema Geld und Maut muss natürlich auch erwähnt werden. Allerdings sollte man, besonders bei mautpflichtigen Pässen und Tunneln, Verständnis dafür aufbringen, dass von den Benutzern eine Gebühr erhoben wird. Die Kosten für den Bau und Unterhalt eines Tunnels sind enorm, und die Passstraßen sind unter teilweise extremen Bedingungen geschaffen worden. Außerdem sind sie einer ganz anderen Witterung als im Flachland ausgesetzt. Im Winter liegen sie unter meterhohem Schnee begraben, und nach der Schneeschmelze müssen Frostschäden beseitigt werden. Die mautpflichtigen Straßen, Pässe und Tunnel sind in den Routen jeweils aufgeführt. Darüber hinaus gibt es jedoch noch die gewöhnliche Maut via Vignette oder Zahlsystem an Mautstellen.
In Frankreich und Italien wird die Maut auf den Autobahnen direkt bar oder mit Karte an den dortigen Mautstellen entrichtet.
In der Schweiz wird bei Pkws und Wohnmobilen bis zu 3,5 Tonnen eine Vignette benötigt, die es derzeit nur als Jahresvignette zu kaufen gibt. Fahrzeuge mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen müssen eine Schwerverkehrsabgabe (PSVA) zahlen, die für alle Straßen notwendig ist. Bezahlt wird diese bei der Einreise am Schweizer Zollamt. Bei kleineren, unbesetzten Grenzübergängen existiert eine Telefonnummer, unter der man die Vorgehensweise und die möglichen Bezugsstellen genannt bekommt. Bei dieser Abgabe gibt es die Möglichkeit, verschiedene Zahlungs- und Reisezeiträume zu wählen.
In Österreich gilt auch eine 3,5-Tonnengrenze. Unter diesem Fahrzeuggewicht wird ebenfalls eine Vignette benötigt. Es existieren eine Jahres-, eine Zwei-Monats- und eine Zehn-Tagesvignette. Für Wohnmobile mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen wird eine sogenannte Go-Box benötigt. Diese berechnet die Maut nach den gefahrenen Kilometern, der Anzahl der Achsen und der Schadstoffemission. Sie ist an allen ausgewiesenen Zufahrtstraßen nach Österreich erhältlich und kann mit einem Guthaben aufgeladen werden. Nach Eingabe des Kennzeichens, der Anzahl der Achsen und der Schadstoffklasse wird die Go-Box an der Windschutzscheibe befestigt, wo laufend ein Datenaustausch mit den Mautportalen an den Autobahnen und Schnellstraßen erfolgt.
Auch in Slowenien wird für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen eine Vignette benötigt, die für Wohnmobile (Fahrzeugklasse 2a) für sieben Tage, sechs Monate oder ein Jahr erhältlich ist. Fahrzeuge einer höheren Gewichtsklasse zahlen eine streckenbezogene Mautgebühr.
Einen Übernachtungsplatz in den Alpen zu finden, ist nicht schwer. Jedoch gelten nationale Regeln, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Auch wenn der anvisierte Platz, auf dem man gern frei stehen möchte, noch so attraktiv ist, sollte man bedenken, dass je nach Staat unterschiedliche Gesetzgebungen bestehen und drastische Strafen drohen.
Erfahrene Wohnmobilisten wissen, dass man in Frankreich meistens gut versorgt ist. Neben den üblichen Campingplätzen existieren in kleinen Ortschaften gelegentlich die einfachen Camping Municipals oder auch offizielle Wohnmobilstellplätze. Die Lage ist zwar nicht immer schön, aber oft zweckmäßig. Ebenfalls relativ unproblematisch ist Deutschland. Auch hier gibt es ein engmaschiges Netz an Wohnmobilstellplätzen, und die einmalige Übernachtung außerhalb eines offiziellen Stell- oder Campingplatzes ist nicht gleich verboten, sondern wird zur Erholung der Fahrtüchtigkeit toleriert – solange auf einem Parkplatz nicht die Markise ausgefahren und der Grill angezündet wird. In den übrigen Alpenländern wird die Sache schon ein wenig anstrengender. In der Schweiz sind Wohnmobilstellplätze eine Seltenheit. Das heißt nicht, dass es keine gibt. Doch man muss sie suchen. Abgeraten wird vom freien Übernachten in der Schweiz, da hier unterschiedliche kantonale Regelungen bestehen. So ist das freie Stehen im Großraum Genf zum Beispiel verboten. Es bietet sich daher an, einen der 27 Campingplätze des Touring Clubs Schweiz (TCS, tcs.ch) anzusteuern. Beachten muss man jedoch, dass auf manchen Schweizer Campingplätzen ein Adapter für die Stromversorgung benötigt wird. Dieser ist in der Regel gegen Pfand an der Rezeption erhältlich.
Idyllische Stellplätze findet man mit etwas Glück entlang der gesamten Strecke.
Besser, man macht einen Bogen um enge Innenstädte …
In Österreich verhält es sich ähnlich wie in der Schweiz. Wohnmobilstellplätze sind zwar vorhanden, aber leider noch in geringer Anzahl. Hinzu kommt, dass das freie Übernachten im Bundesland streng verboten ist. Auch hier gilt also, entweder einen der wenigen Stellplätze, die oft von Gasthöfen bzw. Bauernhöfen betrieben werden, oder direkt einen Campingplatz anzusteuern. Diese sind in Österreich keine Mangelware, beinahe jeder halbwegs große Ort verfügt über einen Campingplatz.
Italien ist wiederum ein Sonderfall. Generell gibt es in Italien eine große Anzahl von Stellplätzen. Eine Ausnahme bildet jedoch Südtirol, wo man den Wohnmobilisten ebenfalls lieber auf einem Campingplatz sehen möchte, die im deutschsprachigen Landesteil Italiens jedoch meistens überdimensioniert sind, wenn man nur eine Nacht bleiben möchte. Dennoch: In diesem Reiseführer sind neben Stellplätzen in Italien auch einige in Südtirol aufgeführt.
In den einzelnen Ländern gelten nationale Stellplatzregeln.
Schön, wenn ein Etappenziel erreicht ist!
Slowenien gilt als sehr fortschrittliches Land, und hat in den letzten Jahren einige recht passable Wohnmobilstellplätze im gesamten Land entstehen lassen. Dazu zählen auch einige Stellplätze zwischen Triglav-Gebirge und den Karawanken. Ansonsten bietet Slowenien eine Vielzahl an Campingplätzen. Zu guter Letzt wollen wir Liechtenstein nicht vergessen, das im Verhältnis zur Landesgröße noch das beste Angebot hat. Zwei offizielle Wohnmobilstellplätze und ein Campingplatz laden ein, in dem kleinen Land zu übernachten.
Die letzten Sonnenstrahlen genießen die Wohnmobilisten am Col du Lautaret.
Von Nizza nach Grenoble
START- UND ENDPUNKTNizza und Grenoble
BESTE JAHRESZEITSommer
STRECKENLÄNGEca. 370 km
FAHRZEIT2–3 Tage
MAUTSTRECKENKeine
Ganz im Westen der Alpen erwartet uns zu Beginn der Tour noch ein Blick auf das Mittelmeer. Doch schon bald geht es im Landesinneren auf die höchsten Pässe des Gebirges hinauf, wo die Ausblicke weiter und spektakulärer werden. Hier genießt man mit Baguette und Käse die französische Lebensart in schmalen Tälern und malerischen Ortschaften. Außerdem fahren wir ganz bequem mit dem Wohnmobil die legendären Pässe und Steigungen hinauf, die die Sportler der Tour de France mit dem Rad erklimmen. Dafür kommen wir am Abend auf typischen französischen Stellplätzen in prachtvoller Lage unter.
Der Col du Galibier ist einer der höchsten befahrbaren Alpenpässe.
Es mag verwunderlich erscheinen, wenn in einem Buch über die Alpen die berühmte Mittelmeerstadt Nizza erwähnt wird und sogar von dort aus eine Reiseroute durch das Gebirgsmassiv beginnen soll. Aber Nizza liegt nicht nur am Mittelmeer, sondern eben auch am südlichen Ende der Seealpen. Und genau damit beginnt der europäische Gebirgszug, der nach einem weiten Bogen erst 1200 Kilometer weiter östlich endet. Und selbst das benachbarte Fürstentum Monaco gilt als Alpenland. Zwar kann es tatsächlich nur 0,001 Prozent der Alpenfläche für sich beanspruchen, aber das sind immerhin 100 Prozent des Landes. Wer also mal in die Verlegenheit kommt, bei einer Millionenfrage nach dem kleinsten Alpenstaat gefragt zu werden, liegt mit Liechtenstein als Antwort daneben.
Die Geschichte Nizzas würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, war die Region doch schon vor 400 000 Jahren besiedelt. Zu dem heutigen beliebten Quartier für Sommerurlauber und Touristen wurde sie bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Aufschwung zu einem Touristenziel war seither nur durch die Weltkriege unterbrochen. Heute präsentiert sich Nizza mit zahlreichen Bauwerken aus unterschiedlichen Epochen und in verschiedenen Architekturstilen. Hierzu gehören zum Beispiel die Kathedrale Sainte Réparate und die russisch-orthodoxe Kirche Saint-Nicolas. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist darüber hinaus auch die Statue von Giuseppe Garibaldi, der 1807 in Nizza geboren wurde und als Freiheitskämpfer bekannt wurde. Nicht nur die Geschichte, sondern auch viele andere Themen werden ausführlich in den einzelnen Museen von Nizza erläutert.
Berüchtigt bei Radrennfahrern ist der Anstieg nach L’Alpe d’Huez.
Um Nizza zu verlassen und dem Mittelmeer den Rücken zu kehren, haben wir mehrere Möglichkeiten. Wir entscheiden uns für die M 6202 im Westen der Stadt, die vierspurig durch das Tal des Flusses Var verläuft. Zunächst begleiten uns noch zahlreiche Geschäfte und Gewerbegebiete, die in der Regel, der französischen Sitte entsprechend, am Stadtrand liegen. Den 114 Kilometer langen Fluss Var sehen wir während der Fahrt kaum. Er entspringt übrigens in der Nähe des Col de la Cayolle, einem Gebirgspass der Seealpen. Dabei legt der Fluss bis zu seiner Mündung bei Nizza in das Mittelmeer einen Höhenunterschied von fast 1800 Metern zurück.
Noch vor Saint-Martin-du-Var verjüngt sich die Straße, und es wird schon deutlich ruhiger im Straßenverkehr. Auch sehen wir mittlerweile die ersten Gipfel, die den Namen Berg verdienen und immer mehr die sanften Kuppen verdrängen, wie den 1049 Meter hohen Mont Lion, der halblinks mit seiner markanten Spitze deutlich auffällt. Aber er ist eben nur einer von vielen Berggipfeln der viel zu oft unterschätzten Seealpen, und so wird das Var-Tal immer kleiner, bis wir schließlich auf einer zweispurigen Straße an schroffen Felswänden vorbeigleiten und dabei mittlerweile auch den Blick auf den breiten Fluss werfen können.
Stellenweise ragt der Fels über die Straße hinaus, und sowohl die Kurven als auch das Tal werden immer enger. Nach fast 40 Kilometern verlassen wir das Var-Tal und wenden uns einem noch spektakuläreren Gebirgseinschnitt zu. Auf der M 2205 fahren wir nordwärts durch das Tal der Tinée, und hinter jeder Biegung bietet sich ein anderer wundervoller Anblick der Seealpen. Nach ihnen ist übrigens auch das Département benannt, das wir durchqueren – Alpes-Maritimes. Es ist Teil der Provence und beherbergt den südlichsten Dreitausender der Alpen. Der Mont Clapier bringt es auf eine Höhe von 3051 Metern und befindet sich genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Auf der italienischen Seite gibt es einen Gletscher mit dem gleichen Namen, bei dem es sich um den südlichsten Gletscher der Alpen handelt. Durch seine Lage zwischen den höheren Alpengipfeln und dem Mittelmeer kann man von seinem Gipfel aus an klaren Tagen den Mont Blanc im Norden und die französische Insel Korsika im Süden sehen.
Majestätisch und schön: die Bergkulisse rund um den Col du Galibier
Nach zahlreichen Kurven durch das Tal der Tinée haben wir nicht nur 400 Höhenmeter seit Nizza überwunden, sondern auch den Nationalpark Mercantour erreicht. Der Nationalpark umfasst das gleichnamige Gebirgsmassiv, das sechs Dreitausender vorweisen kann. Darunter den bereits erwähnten Mont Clapier und den höchsten Gipfel des Mercantour, den Cime du Gélas (3143 m).
KULTUR
MUSÉE DES MERVEILLES
Als Besucher kann man die Felsritzungen im Vallée des Merveilles auf verschiedenen Wanderwegen besichtigen. Östlich vom Berg befindet sich im Ort Tende das Musée des Merveilles, das hilfreiche Informationen bereithält und darüber hinaus kostenlos ist.
Weiter geht die Fahrt durch den Nationalpark Écrins.
Der Park besteht aus zwei Zonen. Die geringfügig größere Zone wird als Peripherie bezeichnet und wird zurzeit von uns befahren. Sie umfasst die Zentralzone, die wiederum komplett unbewohnt ist und überwiegend aus den Alpengipfeln besteht. Beachtenswert ist jedoch gar nicht so sehr der höchste Punkt des Gebirgsmassivs, sondern vielmehr der Mont Bégo im östlichen Bereich des Nationalparks. Der fast 2900 Meter hohe Berg ist geprägt von zahlreichen Felsgravuren, die bereits vor 4000 Jahren geschaffen wurden. Sie zeigen Häuser, Tiere und auch Krummstäbe und Messer. Es ist kaum möglich, sämtliche Felsritzungen zu zählen. Man schätzt sie auf eine Zahl von 35 000 bis 40 000.
Die vielen Kurven auf der Strecke werden hin und wieder von kleinen Tunneln abgelöst, und die Berge direkt neben uns haben mittlerweile schon eine Höhe von über 2000 Metern, während wir immer noch langsam, aber stetig ansteigen.
Offiziell ist das Campen auf dem Col du Lautaret untersagt.
Am Ortseingang von Isola machen uns Schilder darauf aufmerksam, ob die beiden Pässe Bonette und Lombarde gesperrt sind oder nicht. Isola ist ein kleiner, beinahe unbedeutender Ort, der im Sommer fast ausgestorben erscheint. Doch in der kalten Jahreszeit ist er bei Skifahrern ein beliebtes Ziel, genauer gesagt der Ortsteil Isola 2000. Diesen würden wir über die M 97 nach rechts erreichen. Über zahlreiche Serpentinen würden wir einen Höhenunterschied von rund 1200 Metern überwinden, um das im Sommer trostlos wirkende Skiresort zu erreichen. Der Retortenort Isola 2000 entstand in den 1970er-Jahren als reine Siedlung von Apartmenthäusern, die mit einer Ladenpassage untereinander verbunden sind und gleichzeitig als Ausgangspunkt für 120 Kilometer Pistenlänge dienen. Wer im Sommer dennoch diesen Abstecher auf sich nimmt, der sollte gleich noch ein wenig mehr an Höhe gewinnen und in Richtung Col de Lombarde weiterfahren. Die Fahrbahn ist zwar nun deutlich schmaler, dennoch gut ausgebaut, um den italienisch-französischen Grenzpass in 2350 Metern Höhe zu erreichen.
Im Hauptort Isola fahren wir geradeaus, passieren den auf der linken Seite liegenden Campingplatz Le Lac des Neiges und fahren weiter durch das Tal der Tinée. Auf der rechten Seite erscheint, ganz unscheinbar hinter dichten Bäumen versteckt, das mittelalterliche Dorf La Blache (44.197073, 7.009242). Es gehört zu Saint-Étienne-de-Tinée und beherbergt im Sommer bis zu 60 Einwohner. In den Wintermonaten fällt die Einwohnerzahl auf zehn ab. La Blache gilt als Wahrzeichen des alten, beschwerlichen Lebens, doch diese Zeit gerät mittlerweile immer mehr in Vergessenheit. Hinter Le Bourgouet weitet sich das Tal, und wir folgen der M 2205 leicht bergauf durch zwei Haarnadelkurven, wo wir auch einen hübschen Picknickplatz vorfinden (44.239344, 6.941355).
Wer könnte diesem Übernachtungsplatz mitten in den Bergen widerstehen?
Wenig später folgt der Hauptort Saint-Étienne-de-Tinée, der von mehreren Kapellen und Kirchen geprägt ist. 1929 wurde ein Großteil des Ortes durch ein verheerendes Feuer vernichtet. Um Saint-Étienne-de-Tinée wieder aufzubauen, beschloss man, das Wintersportzentrum Auron zu errichten, um den Wiederaufbau zu finanzieren.
Auf der teilweise engen M 2205 verlassen wir Saint-Étienne-de-Tinée und gewinnen wieder deutlich an Höhe. Nach kurzer Zeit biegen wir rechts auf die M 54 ein, die noch schmaler ist. Während auf der einen Seite eine schroffe Felswand in die Höhe steigt, ist die Fahrbahn auf der anderen Seite nur durch ein hüfthohes Mäuerchen vom Tal abgetrennt. Doch die Straße hat verkehrstechnisch wenig Bedeutung, weswegen man die Fahrt ganz in Ruhe angehen kann und sollte. Denn immerhin sind wir nun auf dem Weg, eine der höchsten Passstraßen Europas zu überwinden – den Col de la Bonette.
Zahlreiche Schleifen und Haarnadelkurven führen uns in luftiger Höhe durch die mittlerweile baumlose Landschaft und ermöglichen uns mit jedem Richtungswechsel immer andere, faszinierende Ausblicke. Auf einer Höhe von 2291 Metern lohnt sich ein kurzer Zwischenstopp auf dem Parkplatz hinter einigen Ruinen (44.333846, 6.865245). Es handelt sich um das ehemalige Camp des Fourches, ein Kasernenlager, das an der Wende zum 20. Jahrhundert errichtet wurde. Es besteht aus 26 leer stehenden Gebäuden, die das Lager zu einem kleinen Dorf mit allen dafür notwendigen Einrichtungen machten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Lager keine Bedeutung mehr und wurde sich selbst überlassen. Zwar gab es zwischenzeitlich mal Pläne, aus den Ruinen ein Feriendorf zu gestalten, doch ist damit wohl nicht mehr zu rechnen.
Bekannt durch die Tour de France: der Col du Lautaret
Die nächsten sieben Kilometer fahren wir weiterhin bergauf durch die raue und schöne Landschaft, jedoch mit deutlich weniger Serpentinen, bis wir völlig überraschend einen Abzweig nach rechts sehen. Beinahe schon unwirklich erscheint in dieser Höhe und Szenerie das Verkehrsschild zu unserer Linken, das nach Nizza weist.
Vor uns erhebt sich der Gipfel des Cime de la Bonette (44.320617, 6.806822), den wir nach dieser Auffahrt auf keinen Fall links liegen lassen sollten. Um den Gipfel herum führt eine rund zwei Kilometer lange Ringstraße, die auch einige Parkmöglichkeiten bereithält, denn von der Straße aus ist der Gipfel in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Der Einstieg in den kurzen Wanderweg befindet sich auf der Südseite. Schließlich hat man in 2860 Metern Höhe nicht nur einen wunderbaren Rundumblick über die Seealpen und den Nationalpark Mercantour, sondern kann auch auf die Passstraße zurückschauen. Die Straße entstand im Rahmen des Militärcamps und führte bis zum Jahr 1913 nur zum Camp des Fourches. Der heutige Straßenzustand ist auf die Fertigstellung in den 1960er-Jahren zurückzuführen. Seither wird kontrovers diskutiert, ob es sich um die höchste Straße Europas handelt. Doch diese Frage ist nicht direkt zu beantworten. Sowohl in der spanischen Sierra Nevada als auch in Österreich gibt es asphaltierte Straßen, die höher liegen. Jedoch sind diese nicht für den öffentlichen Verkehr bestimmt bzw. lediglich eine Sackgasse. Außerdem existieren weitere unbefestigte Straßen in höheren Lagen, die mit einem Geländewagen befahren werden können. Belassen wir diese Diskussion also bei der Freude darüber, dass wir mit dem Wohnmobil auf 2800 Metern Höhe stehen und einen der höchsten Alpenpässe überquert haben.
Schwierig, die Straße bei diesem Panorama im Blick zu behalten
Zum Überqueren gehört natürlich das Weiterfahren, und damit verlassen wir nicht nur den Cime de la Bonette, sondern auch das Département Alpes-Maritimes, also die Seealpen, und es folgt das Département Alpes-de-Haute-Provence. Dem Hinweisschild nach Jausiers folgen wir mit Gefälle und erreichen schon nach wenigen Minuten die ehemalige Festung von Restefond (44.344104, 6.797124). Diese Kaserne entstand in etwa gleichzeitig mit dem Camp des Fourches und wurde während der Errichtung der Maginot-Linie ausgebaut. Auch sie wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufgegeben und ihrem Schicksal überlassen.
Ruinen erinnern am Wegesrand an die Kriege des letzten Jahrhunderts.
Auf der rechten Seite folgt wenig später der Lac des Eissaupres mit einem großen Schotterparkplatz (44.342792, 6.783835). 15 Kilometer verläuft unsere Fahrt bergab, bei der wir wieder die Baumgrenze passieren, zahlreiche Serpentinen durchqueren und schließlich die Ortschaft Jausiers erreichen. Das kleine Örtchen Jausiers befindet sich am Fuße der Berge Pointe Fine und Cuguret, die beide über 2500 Meter bzw. 2900 Meter hoch sind, und damit im Tal des Flusses Ubaye. Der Fluss ist etwas über 70 Kilometer lang und wird abschnittsweise zum Rafting und Wildwasserkajak genutzt.
Die etwas über 1100 Jausiérois, wie die Einwohner genannt werden, leben in einer erdbebengefährdeten Zone. Mehrere Erdbeben mit größerer Intensität wurden im letzten und vorletzten Jahrhundert aufgezeichnet, von denen einige ihr Epizentrum in unmittelbarer Nähe hatten.
Ein kurzes Stück nördlich von La Condamine-Châtelard befindet sich nicht nur ein Campingplatz, sondern auch das Fort de Tournoux. Dieses wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in den Hängen oberhalb des Ubaye-Tals errichtet und gilt als das »Versailles des Militärs des 19. Jahrhunderts«. Wie ein Adlerhorst klammert sich die Festung an den Berghang und überwindet eine Höhe von rund 400 Metern. Dabei handelt es sich bei dem Fort um drei Festungen, die vertikal angeordnet sind. Aufgabe der Anlage war es, das Tal zu überwachen und es vor den Angreifern aus Italien zu verteidigen.
Im Ersten Weltkrieg nutzte man das Fort als Gefängnis für deutsche Kriegsgefangene, im Zweiten Weltkrieg kam es dort auch zum Schusswechsel, bevor es 1943 von den Deutschen erobert und besetzt wurde. Bis 1987 befand sich in Fort Tournoux ein Munitionslager, doch seither steht es leer. Aus Sicherheitsgründen kann es leider nur von der Straße aus besichtigt werden.
Zurück in Jausiers fahren wir auf der D 900 durch das Tal der Ubaye, das an dieser Stelle sehr breit ist. Die Berggipfel, die wir rechts und links des Wegs sehen, gehören zu den Cottischen Alpen, einer Gebirgskette, die sich bis in das italienische Piemont erstreckt, wo sich auch am Quellgebiet des Pos mit 3841 Metern Höhe der höchste Berg der Cottischen Alpen befindet. Er ist zudem der südlichste Alpengipfel mit einer Höhe von über 3500 Metern und sehr markant, da er alle benachbarten Gipfel um 500 Meter überragt. Darüber hinaus sind wir an dieser Stelle, nicht zum ersten Mal auf der Tour, auf der sogenannten Grande Route des Alpes unterwegs.
Diese touristische Straße ist eine beliebte Touristenstraße, die vom Genfer See zum Mittelmeer bei Menton führt und dabei über nicht weniger als 16 Alpenpässe verläuft. Daher gilt sie auch als die Königin der Alpenstraßen. Leider ist die Beschilderung – wie das bei touristischen Straßen oft der Fall ist – nicht durchgängig.
Auf der Grande Route des Alpes erreichen wir nach wenigen Kilometern Barcelonnette. Die im 13. Jahrhundert gegründete Stadt kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, in der sich die zahlreichen wechselnden Herrscher über die Stadt scheinbar die Klinke in die Hand gaben. Bekannt ist Barcelonnette für einige Villen am Ortsrand, die im mexikanischen Stil erbaut wurden. Gebaut wurden diese von Auswanderern, die Ende des 19. Jahrhunderts ihr Geld in Mexiko machten und später wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Sehenswert ist aber auch das kleine Museum über das Ubaye-Tal in der Avenue de la Libération.
Das Gelände um den Col du Galibier durchziehen zahlreiche Wanderwege.
Die Passstraße über den Col du Galibier ist seit 1876 offen.
Auch bei Motorradfahrern ist der Col du Galibier beliebt.
Tipp
ABENTEUERLICHER ABSTECHER FÜR OFFROADFANS
Jausiers ist aber auch Ausgangspunkt für eine interessante Tour hinauf auf den Col du Parpaillon. Dieser Pass befindet sich auf einer Höhe von 2637 Metern und kann theoretisch von Pkws erreicht werden. Beliebt ist er jedoch vor allem bei Fahrern von Motorrädern und Geländewagen. Wer also seine Motocrossmaschine dabei hat, sollte auf der D 900 durch das Ubaye-Tal bis La Condamine-Châtelard fahren und dort links auf die D 29 abbiegen. Der obere Abschnitt der Bergstraße ist nicht befestigt, und hat man diese Schotterstraße hinter sich gebracht, steht man vor einem 520 Meter langen Tunnel, der als einer der höchstgelegenen Tunnel in Europa gilt. Der Parpaillon-Tunnel wurde nach zehnjähriger Bauzeit im Jahr 1901 von der französischen Armee fertiggestellt. Das Besondere an dem Durchgang ist, dass er noch sehr spät im Jahr bis zu 30 Zentimeter unter Wasser stehen oder sogar vereist sein kann und zudem extrem eng ist. Für Wohnmobile ist der Versuch, den Col du Parpaillon anzugehen, auf keinen Fall empfehlenswert. Wer jedoch mit einer Pick-up-Kabine auf einem Geländewagen unterwegs ist, kann ein durchaus lohnenswertes Abenteuer erleben.
Auf der weiteren Fahrt in Richtung Westen weitet sich das Tal hinter Barcelonnette so sehr, dass sogar Platz für einen kleinen Flugplatz besteht. Anschließend bieten mehrere Campingplätze, die sich am Ufer der Ubaye erstrecken, ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten.
Knapp 20 Kilometer hinter Barcelonnette überqueren wir einen kleinen Canyon, den Ravin du Pas de la Tour, wo sich gleich hinter der Brücke links ein kleiner Parkplatz für einen Fotostopp befindet. Anschließend biegen wir rechts auf die D 954 in Richtung Savines ab. Kurz darauf nimmt der Fluss deutlich an Breite zu. Kein Wunder, mündet er doch hier unterhalb von Le Sauze du Lac in den Fluss Durance, der wiederum zum Lac de Serre-Ponçon gestaut wird.