Niedersachsen mit dem Wohnmobil - Michael Moll - E-Book

Niedersachsen mit dem Wohnmobil E-Book

Michael Moll

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Beschreibung

Teetrinken am Wattenmeer, Äpfel ernten im Alten Land, Radeln in Osnabrück, Sightseeing in Bremen und Hannover, Schafe zählen in der Lüneburger Heide, Wandern im Weserbergland ... Das alles und noch mehr passt in ein einziges Bundesland: Niedersachen. In neun ausgefeilten Tourenvorschlägen können Sie das norddeutsche Bundesland mit Ihrem Wohnmobil bequem erkunden: von Bremen bis Hannover, von Oldenburg bis Lüneburg. Mit viel Nordseewind im Rücken!

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Seitenzahl: 199

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Zahlreiche kleine und große Städte lassen sich mit dem Womo bereisen.

Michael Moll

NIEDERSACHSENMIT DEM WOHNMOBIL

Die schönsten Routenzwischen Nordsee und Harz

INHALT

WILLKOMMEN IN NIEDERSACHSEN

VIELSEITIGE LANDSCHAFT

DIE ROUTEN

1TIEF IM WESTEN DURCH DAS FLACHE EMSLAND

Von Osnabrück bis Oldenburg

2ZUM TEETRINKEN ANS WATTENMEER IN OSTFRIESLAND

Von Bad Zwischenahn bis Jever

3DURCH DAS MARSCHLAND ZUM ALTEN LAND

Von Wilhelmshaven nach Buxtehude

4AUF STÄDTETOUR AN DER MITTELWESER

Von Bremen nach Hannover

5RUND UM DIE LÜNEBURGER HEIDE

Von Celle nach Hamburg

6DURCH DIE ELBTALAUE

Von Hohnstorf nach Gorleben

7SIGHTSEEING IM OSTEN

Von Gifhorn nach Hildesheim

8UNTERWEGS IM WESERBERGLAND

Von Bückeburg nach Hann. Münden

REISEINFOS VON A BIS Z

PACK- UND CHECKLISTEN

REGISTER

PS: WAS ICH NOCH SAGEN WOLLTE …

UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX

STRASSENATLAS

Mit Blick auf die Ostfriesischen Inseln campt man direkt am Wattenmeer – oder am Wasser, je nach Tidenstand.

WILLKOMMEN IN NIEDERSACHSEN

Vielfältiger geht es in einem Bundesland kaum. Von der Nordsee, die ganz nebenbei zweimal pro Tag verschwindet, über Moorlandschaften und Flusstäler bis zu den Bergen im Harz hat Niedersachsen jede Menge zu bieten.

Land der Deiche

610 Kilometer Deiche zählt Niedersachsen. Und damit ist nur die Hauptdeichlinie an der Küste gemeint. Nimmt man noch die weiteren Küstendeiche und die Deiche auf den Inseln und an den Flussmündungen dazu, wo die Tide zu spüren ist, dann kommt Niedersachsen auf eine Deichlänge von über 1000 Kilometern. Ungezählt sind die vielen Schafe, die an den Deichen grasen und den Wanderern ausweichen. Denn viele Deiche dürfen begangen werden und bieten besten Blick auf das Küstenland. Mit dem Fahrrad radelt man neben den Deichen von Ort zu Ort.

 

Mittelpunkt mit Auszeichnung

Wer den geografischen Mittelpunkt bei Hoya aufsucht, erhält an der nächstgelegenen Tankstelle ein Zertifikat über den Besuch.

 

40 Zwerge in Hitzacker

Im gesamten Stadtgebiet von Hitzacker trifft man die kleinen Gesellen aus Bronze. Hier lohnt es sich, auch mal die Altstadt zu verlassen und die Wohngebiete zu durchstreifen, um auch die Zwerge in verschiedenen Vorgärten zu besuchen.

 

Strandkörbe

Typisch für deutsche Strände: Strandkörbe. Rund 1400 stehen in der Hauptsaison auf Wangerooge. Mehr, als die Insel Einwohner hat.

 

Land der Extreme

2,4 Meter steht man in Aurich unter dem Meeresspiegel. Der Wurmberg im Harz ist 971 Meter hoch und damit der höchste Punkt in Niedersachsen.

 

Keine Millionenstadt

Niedersachsen besitzt keine Millionenmetropole. Selbst wenn man die Einwohnerzahlen der drei größten Städte Hannover, Braunschweig und Oldenburg addiert, bleibt man immer noch unter einer Million.

 

Fischbrötchen

Kaum ein Ort an der niedersächsischen Küste, in dem es keine leckeren Fischbrötchen zu essen gibt. Die Auswahl ist dabei enorm. Sehr zu empfehlen sind übrigens auch Kibbelinge, die eigentlich aus den Niederlanden stammen und aus frittierten Kabeljaustücken bestehen.

 

Ostfriesische Inseln

Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Gerne wird in dem Zusammenhang ein Merkspruch aufgesagt: »Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett?« Die Anfangsbuchstaben ergeben die Inselkette von Ost nach West – also in umgekehrter Richtung.

 

Märchenland

Im Weserbergland reiht sich eine märchenhafte Geschichte an die andere. Wer kennt nicht den Rattenfänger aus Hameln oder den Lügenbaron von Münchhausen in Bodenwerder? Auch weiter nördlich kommt man in den Genuss von berühmten Märchen, so zum Beispiel in Buxtehude, wo sich der Hase und der Igel ein Rennen lieferten. Verbunden sind die sagenhaften Orte über die Deutsche Märchenstraße, die bis nach Hessen verläuft.

VIELSEITIGE LANDSCHAFT

Von der Nordseeküste über die Elbtalauen bis hin zu den Gipfeln des Harzes –kaum ein Bundesland bietet eine größere Vielfalt als Niedersachsen.

Die Hämelschenburg ist ein bedeutendes Bauwerk der Weserrenaissance.

NIEDERSACHSEN UND SEINE REGIONEN

Niedersachsen kann sicherlich als eines der vielfältigsten deutschen Bundesländer bezeichnet werden. Es ist zwar weder das größte Bundesland noch das bevölkerungsreichste. Aber die Abwechslung, die Niedersachsen bietet, reicht für mehr als nur einen einzigen Campingurlaub. Das Bundesland reicht von den Ostfriesischen Inseln vor der Küste bis zu den Gipfeln im Harz. Dort ragt Niedersachsen mit dem Wurmberg sogar bis in eine Höhe von 971 Metern hinauf. Der Brocken als höchster Gipfel im Harz erhebt sich gleich daneben, befindet sich aber in Sachsen-Anhalt.

Überhaupt: Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Nachbarbundesländern. Im Uhrzeigersinn sind das Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und natürlich noch Bremen als eigenes Bundesland mittendrin. Als wenn das noch nicht genug wäre, grenzt Niedersachsen im Westen noch an die Niederlande. Und Hand aufs Herz: Wer von Niedersachsen spricht, denkt in den meisten Fällen im ersten Augenblick an die Küstenabschnitte der Nordsee. Dass der südlichste Punkt des Bundeslandes gerade einmal knappe 20 Kilometer vom geografischen Mittelpunkt Deutschlands entfernt ist, hat man vermutlich seltener auf dem Schirm. Dieser südlichste Punkt, übrigens in der Nähe des hessischen Kassel gelegen, liegt sogar südlicher als das Ruhrgebiet auf der einen und Leipzig auf der anderen Seite. Niedersachsen verspricht also jede Menge Abwechslung mit grünen Flusstälern, hohen Bergen, malerischen Städten und natürlich dem Hauptreiseziel – dem Meer.

Fantastische Wandermöglichkeiten im Harz

KÜSTENREGION

Wohl am bekanntesten und auch beliebtesten ist in Niedersachsen sicherlich die Küstenregion. Sie ist fast ausnahmslos flach und erstreckt sich zwischen der Ems im Westen und der Elbe im Osten. Gut auf der Hälfte der Entfernung fließt außerdem die Weser ins Meer, während der Jadebusen als Bucht weit in das Land hineinreicht. Besonders hervorzuheben sind die Ostfriesischen Inseln, die wie Perlen an einer Kette vor der Küste liegen und zum Weltnaturerbe Wattenmeer zählen. Beeindruckend ist hier vor allen Dingen auch die Tide, die dafür sorgt, dass so manche Insel vor der Küste bei einer Wattwanderung zu Fuß erreicht werden kann. Bedingt durch den Küstenschutz gibt es auf dem Festland jedoch kaum klassische Sandstrände, dafür jede Menge Deiche, an denen man unter den Blicken Hunderter Schafe stundenlang spazieren oder radeln kann. Ganz klassisch, besonders im ostfriesischen Teil der Küste, sind die vielen Sielorte, die fast alle ein beliebtes Reiseziel sind.

Im Osten geht die Küstenregion in das Alte Land über, das vor allen Dingen für den Obstanbau bekannt ist und vom Unterlauf der Elbe begrenzt wird. Auch hier warten zahlreiche sehenswerte Ortschaften wie Stade oder Buxtehude darauf, mit dem Rad erkundet zu werden. Die Auswahl an Stellplätzen und Campingplätzen entlang der Küste ist dabei enorm und es fällt in der Regel nicht schwer, einen Übernachtungsplatz zu finden.

WESTEN

Ganz im Westen erstreckt sich das Emsland, das vor allen Dingen durch seine Moore bekannt ist und von Süd nach Nord von der Ems durchzogen wird. Östlich der Ems bleibt die Landschaft weiterhin noch relativ flach und geht in das Osnabrücker Land, das Cloppenburger Land und das Oldenburger Land über. Den meisten Reisenden aus dem bevölkerungsreichsten Nachbarbundesland Nordrhein-Westfalen dienen diese Regionen oftmals nur zur Durchreise auf dem Weg zur Küste. Doch zahlreiche kleine Ortschaften warten hier darauf, entdeckt zu werden, und laden zu mehr als nur einem Zwischenstopp ein.

Zum Drachensteigen an die Küste

OSTEN

Östlich von Hamburg trifft man auf gleich vier Dreiländerecke, die Niedersachsen mit seinen Nachbarn bildet. Alle vier liegen dabei in der Elbe, die das Bundesland zu großen Teilen nach Osten abgrenzt. Niedersachsen trifft zunächst auf Schleswig-Holstein, bei Hohnstorf auf Mecklenburg-Vorpommern und im Wendland folgen kurz hintereinander Brandenburg und Sachsen-Anhalt. In Zeiten des Kalten Kriegs war die Elbe daher Grenzfluss zwischen der DDR und der BRD, wie man heute noch an einigen Stellen erkennen kann, so unter anderem am Grenzmuseum in Schnackenburg, der östlichsten Ortschaft Niedersachsens.

In den Städten bummelt man gerne.

Obwohl das Wendland für sein Atommüllzwischenlager in Gorleben bekannt ist und bei den meisten Niedersachsen-Reisenden nicht oben auf der Liste der Wunschziele steht, ist ein Aufenthalt hier ebenso schön. Die Elbe windet sich nämlich durch ihr weites Bett und bildet die weitgehend unbebaute Niedersächsische Elbtalaue, ein grünes Paradies für Mensch und Tier. Wem das zu ruhig ist, der hat im Osten Niedersachsens die Möglichkeit, einen Städtetrip nach dem nächsten einzulegen. Vom sehenswerten Bahnhof in Uelzen über die Autostadt in Wolfsburg, den Braunschweiger Löwen, das Klein-Venedig in Wolfenbüttel bis hin zu dem Weltkulturerbe in Hildesheim gibt es jede Menge Sightseeing.

WESERBERGLAND

Das Weserbergland ist Teil des Niedersächsischen Berglandes und setzt sich wiederum aus kleineren Mittelgebirgen zusammen. An erster Stelle steht hierbei der Solling, der den höchsten Punkt der Region bildet. Zusammen mit dem Mittelgebirge Vogler bildet er den Naturpark Solling-Vogler. Südlich davon erheben sich die beiden bewaldeten Mittelgebirge Reinhardswald und Bramwald, die nur von der Weser voneinander getrennt werden. Letzterer ist wiederum Teil des Naturparks Münden. Im Norden des Weserberglandes erheben sich der Süntel und die Ottensteiner Hochfläche sowie das bereits erwähnte Wesergebirge, wobei man sich dann hier im Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln wiederfindet.

Aber das Weserbergland ist nicht nur an seiner Geografie festzumachen. Es wird auch gern als »Land der Märchen und Sagen« bezeichnet. Kein Wunder, denn einige Märchen der Gebrüder Grimm sollen im Weserbergland verortet sein. Am bekanntesten ist dabei die Sababurg, die oft als Burg von Dornröschen dargestellt wird. Aber auch der Anblick der Trendelburg lässt erahnen, welches Märchen sich dort zugetragen haben soll: Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Rapunzel vom Burgturm ihr Haar herunterfallen lässt.

Neben den Märchen der Gebrüder Grimm gibt es darüber hinaus die Legenden von Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, der in Bodenwerder zur Welt kam und als Lügenbaron in die Geschichte einging. Nicht gelogen ist die Tatsache, dass man verständlicherweise dem Baron von Münchhausen in Bodenwerder an fast jeder Ecke begegnen kann. Mindestens genauso berühmt und ebenfalls weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist der Rattenfänger von Hameln. Diese Sage der Gebrüder Grimm hat es sogar bis in die Klassenzimmer von japanischen Schulen gebracht.

Die Weserrenaissance ist das charakteristische Merkmal des Weserberglandes und bezeichnet einen Baustil, der sich von der Niederländischen Renaissance ableitet. Die Übergänge sind jedoch, wie bei der Backstein- und der Lipperenaissance, durchaus fließend. Das wohl bekannteste Bauwerk der Weserrenaissance dürfte das Rathaus von Bremen sein, das seit 2004 sogar auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO als schützenswert verzeichnet ist.

Nun liegt die Hansestadt aber nicht im Weserbergland, doch auch die dort befindlichen Bauwerke müssen sich nicht hinter dem Bremer Rathaus verstecken. Dazu gehören zum Beispiel das Schloss Bückeburg und die nahe gelegene Stadtkirche, das Schloss in Bad Pyrmont, die Hämelschenburg und auch das Rattenfängerhaus in Hameln.

Charakteristisch sind die Fassaden, die, zumindest bei profanen Gebäuden, meistens durch ihren reich verzierten Giebel auffallen. Dabei fällt der Blick auf Wappen, Kugeln, Obelisken und Inschriften, mit denen die Häuser verziert wurden. Die meisten Bauten der Weserrenaissance entstanden im 16. und 17. Jahrhundert und sind heute durch die touristische Straße der Weserrenaissance miteinander verbunden.

Ein bedeutendes Beispiel ist auch Schloss Brake in Lemgo, das idealerweise das dazugehörige Weserrenaissance-Museum beherbergt, in dem diese Kulturlandschaft veranschaulicht wird.

HARZ

Der Harz bildet den kleinsten Teil Niedersachsens, geht aber dabei ganz schön in die Höhe. Dabei ist der Wurmberg an der Grenze zu Sachsen-Anhalt mit seinen 971 Metern Höhe zwar der höchste Gipfel, aber nicht der einzige. Auch der Bruchberg und die Achtermannshöhe knacken die 900-Meter-Marke. Immerhin sieben Berge kommen noch auf über 800 Meter und insgesamt sind es fast 40 Gipfel, die sich im niedersächsischen Teil des Harzes erheben. Hinzu kommen noch der Nationalpark Harz, mehrere Talsperren und malerische Orte wie Goslar und Clausthal-Zellerfeld, die außerdem auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten verzeichnet sind.

Aber natürlich ist der Harz ganz klar ein Wandergebiet und es lohnt sich, bei der Wohnmobilreise die Wanderschuhe einzupacken. Wer hoch motiviert ist, startet vielleicht damit, die 222 Stempelstellen der Harzer Wandernadel anzuvisieren. Sie verteilen sich im gesamten Harz, also auch in Sachsen-Anhalt sowie in Thüringen, und führen am Ende dazu, dass man sich »Harzer Wanderkaiser« nennen darf.

Der Harz war einst ein wichtiger Bergbaustandort. So wurde in Goslar über 1000 Jahre lang Erz geschürft. Das Bergwerk, das bis 1988 noch in Betrieb war, wurde zu einem Besucherbergwerk umfunktioniert und erhielt schon wenige Jahre später das Prädikat »Weltkulturerbe der UNESCO«. Dieses wurde im Jahr 2010 durch das Oberharzer Wasserregal erweitert, das große Bedeutung für den hiesigen Bergbau hatte und der Wasserwirtschaft in den Bergwerken diente. Auch die Grube Samson in Sankt Andreasberg zählt zum Weltkulturerbe. Sie gehörte während ihrer Betriebszeit vom 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1910 zu den tiefsten Bergwerken der Welt und diente dem Abbau von Silber. Doch auch anderswo wird man bei einer Reise durch den Harz immer wieder auf Bergmannsbegriffe und weitere Schaubergwerke treffen.

Seenlandschaft im Harz

NATIONALPARKS UND UNESCO-WELTERBESTÄTTEN

Niedersachsen besitzt zwei Nationalparks. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer umfasst beinahe die gesamte Küste inklusive der Inseln. Nur ein kleiner Abschnitt bei Wilhelmshaven zählt nicht dazu. Der Nationalpark ist der zweitgrößte Deutschlands und nur der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, der gleich auf der anderen Seite der Elbmündung angrenzt, ist größer.

Wesentlich kleiner ist der Nationalpark Harz, den sich Niedersachsen mit seinem Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt teilt und die höchsten Berge Niedersachsens umfasst. Der fast vollständig bewaldete Nationalpark Harz wurde noch von der DDR ins Leben gerufen. Zusammen mit den Nationalparks Jasmund, Müritz, Sächsische Schweiz und der Vorpommerschen Boddenlandschaft wurde er zum 1. Oktober 1990, also zwei Tage vor der Deutschen Einheit und dem Ende der DDR, offiziell gegründet. Der niedersächsische Teil des Nationalparks Harz folgte erst vier Jahre später und erst im Jahr 2006 fusionierten diese beiden zum heutigen Nationalpark. Er beherbergt im Wesentlichen die höchsten Gipfel des Mittelgebirges und besteht überwiegend aus Fichtenwald, in dem immer wieder auch Hochmoore anzutreffen sind. Daneben gibt es zahlreiche Klippen, die schon Johann Wolfgang von Goethe anlockten, und mehrere Seen wie die Eckertalsperre und den Oderteich.

Ein Blick auf nordische Architektur

Welterbestätten kann das Bundesland gleich doppelt so viele zählen, wobei es hier eine Überschneidung mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gibt. Denn die Küste ist nicht nur als Nationalpark geschützt, sondern auch als UNESCO-Weltnaturerbe. Die anderen drei Eintragungen auf der UNESCO-Liste sind Weltkulturerbe und befinden sich in Hildesheim (Dom und Michaeliskirche), Goslar (Bergwerk Rammelsberg, die Altstadt und die Oberharzer Wasserwirtschaft) sowie in Alfeld (Fagus-Werk).

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Neben den oben erwähnten Nationalparks und Welterbestätten hat Niedersachsen zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten im Bereich Natur, Kultur und Sightseeing zu bieten. Jede Menge Städte laden zu Besichtigungen und Rundgängen ein. Celle präsentiert sich beispielsweise mit einer sehenswerten Altstadt, bestehend aus zahlreichen Fachwerkgebäuden, Gleiches gilt für Goslar. Die Sielorte an der ostfriesischen Küste bieten zwar weniger Fachwerk und sind deutlich kleiner. Aber Windmühlen sind hier keine Seltenheit und vor allen Dingen flaniert man hier gemütlich um die kleinen Sielhäfen, wo sich zahlreiche gastronomische Einrichtungen etabliert haben. Aber nicht nur Städte und kleine Ortschaften stehen auf dem Programm eines Niedersachsen-Reisenden, sondern auch die Natur. Vom Steinhuder Meer, den Bergen im Harz, dem Wattenmeer bis hin zu den Ufern von Ems, Weser und Elbe bietet das Bundesland eine Vielzahl von Erholungs- und Freizeitangeboten und jede Menge Naturschutzgebiete.

CAMPING- UND STELLPLÄTZE

Wie für die Sehenswürdigkeiten und Landschaften gilt auch beim Campingangebot, dass die Auswahl unbegrenzt zu sein scheint. Das ist natürlich ein wenig übertrieben dargestellt, aber gerade in den touristischen Hotspots wie der Nordseeküste und dem Weserbergland kann man das Wohnmobil von einem Ort zu einem beliebig anderen Ort fahren und sich beinahe blind darauf verlassen, dass es dort ebenfalls einen Wohnmobilstellplatz oder Campingplatz gibt. Allerdings, und das ist die Kehrseite der Geschichte, muss man sich gerade in diesen Regionen darauf einstellen, dass die Plätze besonders an den Wochenenden oder in der Hauptreisezeit gut ausgelastet, wenn nicht sogar komplett belegt sind. Corona hat die Lage nochmals verschärft. Der Wohnmobiltourismus boomt und man kann sich nicht immer darauf verlassen, am Wunschzielort einen Platz zu ergattern. In den »Praktischen Hinweisen« am Ende jeder Tour haben wir daher den Radius erweitert und zum Teil auch Plätze aufgeführt, die nicht direkt auf der Route bzw. in Orten, die wir anfahren, liegen. So hat man immer Alternativen parat, sollte der Wunschstellplatz oder -campingplatz voll sein.

Viele Stellplätze bieten Natur.

Sowieso ist es von Vorteil, früh am Tag anzureisen oder Ausflüge in die nähere Umgebung besser mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zu absolvieren, um den heiß begehrten Stellplatz nicht aufzugeben. Besonders Plätze mit Aussicht auf das Meer oder die Schiffe der Elbe sind beliebt und begrenzt. Etwas anders ist die Situation im weniger frequentierten Hinterland, wo Stellplätze und Campingplätze vorhanden sind, aber die Auswahl etwas überschaubarer wird. Gleichwohl hat man hier trotzdem bessere Chancen, einen freien Stellplatz zu erhalten. Problematisch sind größere Städte wie zum Beispiel Hannover, wo der Wohnmobiltourismus leider unbekannt zu sein scheint.

In Sachen Ausstattung muss man sich keine Gedanken machen. Die Campingplätze sind allesamt gut ausgestattet und bieten jeglichen Komfort. Natürlich reicht die Bandbreite von rustikal bzw. in die Jahre gekommen bis zum topmodernen Campingplatz mit zahlreichen Angeboten für die gesamte Familie. Aber Wasser, Strom, Freizeitangebote und ein Sanitärgebäude sind natürlich Standard. Bei den Stellplätzen hängt es wiederum davon ab, ob es sich um einen einfachen kommunalen Platz mit geringer Ausstattung handelt oder ob der Platz von privater Hand geführt wird.

DIE ROUTEN

Ob Urlaub am Meer, Wandern in den Bergen, Städtetrips – in Niedersachsen locken attraktive Reiseziele, hier in acht erlebenswerten Touren.

Genüssliche Einkehrmöglichkeit an einer der beiden Zwillingsmühlen in Greetsiel.

1 TIEF IM WESTEN DURCH DAS FLACHE EMSLAND

Von Osnabrück bis Oldenburg

START- UND ENDPUNKT

Osnabrück und Oldenburg

STRECKEN

überwiegend Landstraßen und Bundesstraßen, kurzzeitig Autobahn

STRECKENLÄNGE

ca. 250 km

FAHRZEIT

3 bis 4 Tage

BESTE JAHRESZEIT

ganzjährig

Wir starten unsere Wohnmobiltour im südwestlichen Teil Niedersachsens und besichtigen gleich zu Beginn Osnabrück. Der Wohnmobilstellplatz liegt leider etwas außerhalb und bietet nur wenig Fläche, dennoch ist diese erste Stadt, die wir anfahren, unbedingt einen Besuch wert. Das wesentliche Altstadtleben spielt sich in einem Dreieck von drei verschiedenen Kirchen ab.

Nicht nachahmenswert, aber theoretisch möglich – die Fahrt in die Altstadt.

Am Südrand der Altstadt erhebt sich die St.-Katharinen-Kirche mit ihrem weit sichtbaren, 103 Meter hohen Turm. Weiter nördlich dominieren die beiden unterschiedlichen Türme des Osnabrücker Doms St. Peter den Domvorplatz. Das spätromanische Gotteshaus geht auf eine erste Kirche im 8. Jahrhundert zurück und hatte einst zwei schmale Türme. Der südliche von ihnen wurde jedoch im 16. Jahrhundert durch den heutigen wesentlich dickeren Turm ersetzt.

Das dritte Kirchengebäude erreicht man nach nur wenigen Schritten in Richtung Marktplatz. Der Turm der Marienkirche kann zumindest an Sonntagen bestiegen werden und bietet einen schönen Ausblick auf die Stadt. Dabei blickt man auch unweigerlich auf das Historische Rathaus von Osnabrück, das als Rathaus des Westfälischen Friedens bekannt ist. Es stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und war zusammen mit dem Rathaus in Münster Verhandlungs- ort, um den Dreißigjährigen Krieg zu beenden.

Am Rathaus vorbei gelangt man am Ende der Altstadt zum sogenannten Heger Tor, das eigentlich Waterloo-Tor heißt und in Gedenken an die Schlacht von Waterloo als Kriegerdenkmal errichtet wurde. Gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich das Museumsquartier Osnabrück, das mit seiner Architektur sofort auffällt und von Daniel Libeskind geschaffen wurde. Der Schwerpunkt der Ausstellung befasst sich mit den Werken von Felix Nussbaum, der 1904 in Osnabrück geboren wurde und im Konzentrationslager Auschwitz starb.

VOM OSNABRÜCKER LAND INS EMSLAND

Um mit dem Wohnmobil von Osnabrück in das Emsland zu gelangen, nutzen wir die schnellste Verbindung auf den Autobahnen 30 und 31. Dabei durchqueren wir das nördliche Münsterland bzw. Tecklenburger Land in Nordrhein-Westfalen und erreichen nach kurzer Fahrt die Region rund um die Städte Bad Bentheim, Nordhorn und Lingen, die allesamt ebenfalls einen kurzen Stopp wert sind. Selbst das kleine Örtchen Emlichheim, das wie eine Halbinsel in die Niederlande hineinzuragen scheint, überrascht mit einem malerisch ruhigen Wohnmobilstellplatz an einer Mühle am Ufer des Flusses Vechte. Auch in Meppen sollte man mindestens einen Zwischenhalt einlegen. Der Wohnmobilstellplatz liegt günstig am Rande der Altstadt und nahe der Ems, die wenig später das Wasser der Hase aufnimmt. Die Altstadt Meppens ist von einem Stadtwall umgeben, der heute mit zahlreichen Bäumen bewachsen ist und von oben betrachtet an eine Zitadelle erinnert. Hauptsehenswürdigkeit und Wahrzeichen von Meppen ist das aus dem 15. Jahrhundert stammende historische Rathaus, das mit einer sehenswerten Fassade das Zentrum dominiert.

Tipp

STADTMITTELPUNKT

Auf der anderen Seite der Altstadt, wenige Schritte hinter dem Dom, verläuft die Hase, die über die Conrad-Bäumer-Fußgängerbrücke überquert werden kann. Gleich dort findet man eine Markierung für den geografischen Mittelpunkt der Stadt. Zentraler kann man in Osnabrück also nicht stehen.

Die Ems begleitet uns nun auf dem weiteren Weg nach Norden. Sie ist mit ihren 371 Kilometern der längste Fluss, der in Deutschland entspringt und auch ins Meer mündet. Am Schloss Holte-Stukenbrock in Nordrhein-Westfalen nimmt sie ihren Ausgang, leiht einer ganzen Region ihren Namen und mündet bei Emden als Dollart in die Nordsee. Der nächste Ort entlang der Ems ist Haren, wo sich der Wohnmobilstellplatz direkt am Ufer befindet und es nur wenige Schritte in die kleine Altstadt sind. Haren besticht mit einem kleinen Schifffahrtsmuseum am Haren-Rütenbrock-Kanal und mit einem Jachthafen. Doch bekannt ist Haren vor allen Dingen für das etwas außerhalb gelegene Schloss Dankern am gleichnamigen Dankernsee. Das Wasserschloss ist mittlerweile aber nur noch eine Randnotiz. Denn in seinem Umfeld hat sich eine umfangreiche Freizeitanlage etabliert, die aus einem Spaßbad, einem Sandberg, Wasserski, Indoorspielplatz, Kino und vielen anderen Einrichtungen besteht. Etwas abseits davon wiederum haben vor allen Dingen erwachsene Kinder Spaß daran, im sogenannten Baggerpark zu schaufeln und nach Benutzung tonnenschwerer Bagger ein Baggerdiplom zu erhalten. Wie praktisch, dass das relativ junge und topmoderne Emsland-Camp mit eigenen Badezimmern an jeder Stellfläche nur einen kurzen Fahrradausflug entfernt ist. Über die B 70 oder die parallel verlaufende A 31 gelangt man weiter nach Norden und folgt weiterhin dem Lauf der Ems flussabwärts Richtung Papenburg. Rund 24 Kilometer Luftlinie sind es noch bis zum Dollart an der Emsmündung und nur etwas über 70 Kilometer sind es bis zum offenen Meer nördlich der Ostfriesischen Inseln. Dennoch darf man, nein, muss man sogar Papenburg in einem Atemzug mit der deutschen Nordseeküste nennen. Immerhin befindet sich nordwestlich der Stadt die Meyer Werft, die in unregelmäßigen Abständen Schlagzeilen macht, weil gerade wieder ein Schiff fertiggestellt wurde.

Beim Spaziergang an der Ems passiert man …

… alte Schiffe und Schleusen.

ZU BESUCH AUF DER MEYER WERFT

Die berühmte Meyer Werft baut nicht irgendwelche Schiffe, sondern meistens große Kreuzfahrtschiffe, die Platz für mehrere Tausend Passagiere bieten. Spannend hierbei ist immer wieder die Überführung der Schiffe auf der Ems bis zur Nordsee, wo sie in der Regel nach Eemshaven auf niederländischer Seite gebracht werden, um dort den letzten Schliff in Form von Innenausbau zu erhalten. Solche Überführungen sind oft ein beliebtes Ereignis, um mit dem Wohnmobil auf einem der Parkplätze und Stellplätze nahe dem Ufer zu verweilen und die langsame und beeindruckende Fahrt auf dem Fluss zu beobachten und mit der Kamera festzuhalten.

Eines der Museumsschiffe in Papenburg

Die Meyer Werft wurde im Jahr 1795 gegründet, als noch Holzschiffe gebaut wurden. Damit war sie eine von 20 Werften allein in Papenburg, doch das Familienunternehmen hatte früh erkannt, dass die Zukunft im Stahlbau liegt. Bereits im 19. Jahrhundert fertigte man auf der Werft die ersten Stahlrumpfschiffe, damals noch mit Dampfantrieb. Durch diesen innovativen Schritt konnte man sämtliche Mitbewerber abhängen und sich als einzige Werft Papenburgs behaupten. Ihren Standort hatte die Meyer Werft noch bis in die 1980er-Jahre mehr in Innenstadtnähe. Dort findet man heute das Kulturzentrum Alte Werft, das unter anderem die Stadthalle und die Städtische Galerie beherbergt.

Mit dem Umzug der Werft von Papenburgs Mitte an das Ufer der Ems begann auch gleichzeitig der Bau von Kreuzfahrtschiffen. Mehr als drei Dutzend davon wurden bisher ausgeliefert und die Auftragsbücher sind voll.

SPECIAL

NICHTS GEHT MEHR

Europaweite Aufmerksamkeit erlangte die Werft im November 2006 bei einer der ohnehin schon spektakulären Emsüberführungen. Als das fast 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff Norwegian Pearl der Reederei Norwegian Cruise Line auf der Ems zur Nordsee gebracht werden sollte, wurde dafür eine 380-Kilovolt-Leitung über der Ems abgeschaltet. Das führte zu einer Überlastung des Stromnetzes, weshalb es in mehreren Ländern Europas zu einem Stromausfall kam, von dem zwölf Millionen Menschen betroffen waren. In der Regel verlaufen die Emsüberführungen aber problemfrei und es ist ein Erlebnis, diesem Geschehen beizuwohnen.

STADTRUNDGANG DURCH PAPENBURG