Europa mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen zwischen Nordkap und Gibraltar - Michael Moll - E-Book

Europa mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen zwischen Nordkap und Gibraltar E-Book

Michael Moll

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Beschreibung

Auf individuellen Touren führen unsere Wohnmobilexperten Sie durch Europa. Die Detailkarte und Streckenleisten zu jeder Tour helfen bei der Orientierung. Stell- und Campingplätze sind am Ende jeder Tour ausführlich und mit GPS-Koordinaten beschrieben. Auf 25 Wohnmobiltouren Europa entdecken. In diesem neuen Wohnmobilführer zeigen Ihnen unsere Autoren ihre Lieblingstour pro Land mit allem Sehenswerten und ihren ganz persönlichen Empfehlungen. Tipps zu Aktivitäten runden das Buch ab. Der perfekte Reiseführer für die nächste Wohnmobiltour durch Europa.

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Einen Platz mit Aussicht findet man auf dem Campingplatz Jezevac auf der kroatischen Insel Krk.

Petra Lupp, Michael Moll u. a.

EUROPAMIT DEM WOHNMOBIL

Die schönsten Routen zwischen demNordkap und Gibraltar

Auf der Bieler Höhe in Österreich

INHALT

EUROPA MIT DEM WOHNMOBIL

DER NORDEN

1AN FJORDEN VORBEI BIS ZUM ENDE EUROPAS

Von Geiranger zum Nordkap

Michael Moll

2DURCH DIE WÄLDER UND SCHÄREN IN SÜDSCHWEDEN

Von Trelleborg nach Stockholm

Michael Moll

3REISE DURCH EIN MÄRCHENLAND ZWISCHEN DEN MEEREN

Die Margeritenroute

Udo Haafke

4JUNGE BALTISCHE LÄNDER IM AUFWIND

Litauen, Lettland und Estland

Rainer Kröll

DER WESTEN

5DURCH DIE EINSAMKEIT DER SCHOTTISCHEN HIGHLANDS

Auf dem Weg zur Isle of Skye

Michael Moll

6SPEKTAKULÄRE KÜSTENLANDSCHAFTEN IM SÜDEN ENGLANDS

Von Dover bis Land’s End

Michael Moll

7STRÄNDE, WATTENMEER, WINDMÜHLEN, TULPEN UND MEHR

Von Groningen nach Middelburg

Hans Zaglitsch

8NATURERLEBNIS ARDENNEN UND STÄDTE IN FLANDERN

Eine Runde Belgien

Torsten Berning

9REBENMEER, WALD UND PFÄLZER LEBENSART

Genusstour Deutsche Weinstrasse

Petra Lupp

10SANDSTEINBURGEN, WEINORTE UND VOGESENBERGE

Bezauberndes Elsass

Rainer Kröll

11MIT DEM ATLANTIK AUF TUCHFÜHLUNG

Tour de Bretagne

Thomas Kliem

DER SÜDWESTEN

12ALTES KULTURLAND AM FUß GROßARTIGER BERGE

Ab Mouissac über Toulouse in die Pyrenäen

Thomas Cernak

13AUF DEN SPUREN DES »RITTERS VON DER TRAURIGEN GESTALT«

Zentralspanien: über Salamanca, Segovia, Madrid und Toledo nach Consuegra

Thomas Cernak

14REIZVOLLE SCHÄTZE UNTER SPRÖDER OBERFLÄCHE

Von der Costa Calida und Costa de Almeria nach Granada

Thomas Cernak

15SANDSTRÄNDE, FELSENKÜSTE, AZULEJOS UND SARDINEN

Algarve pur

Petra Lupp

DER SÜDEN

16AUF UND AB ÜBER DIE SCHÖNSTEN PÄSSE DER ALPEN

Von Innsbruck nach Interlaken

Michael Moll

17UMRUNDUNG DES GRÖSSTEN ITALIENISCHEN SEES

Gardasee

Thomas Kliem

18SARDINIEN – AUF INS INSELPARADIES

Vom Süden über den Osten nach Norden

Thomas Cernak

DER OSTEN

19KÜSTENTOUR MIT INSELHOPPING IN KROATIENS ÄLTESTER FERIENREGION

Einmal um die Kvarner Bucht

Thomas Cernak

20FASZINIERENDE STÄDTE UND NATUR PUR ERLEBEN

Slowenien für Geniesser

Petra Lupp

21AUF DEN SPUREN VON KULTUR, NATUR UND KUR

Bezauberndes Ungarn

Petra Lupp

DER SÜDOSTEN

22URSPRÜNGLICHKEIT ERLEBEN, NEULAND ENTDECKEN

Grünes Montenegro

Petra Lupp

23WIEDERGEBURTSZEIT, THRAKER, ROSENÖL UND VIEL NATUR

Unbekanntes Bulgarien

Petra Lupp

24KULTUR UND STRAND IN GRIECHENLAND

Peloponnes mobil entdecken

Petra Lupp

25NATUR UND KULTUR AM MITTELMEER UND IN KAPPADOKIEN

Kleine Türkei Rundreise

Rainer Kröll

REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z

REGISTER

IMPRESSUM

Am Strand in Domburg, Niederlande

Das Traumziel vieler Wohnmobilreisender ist der berühmte Globus am Nordkap.

EUROPA MIT DEM WOHNMOBIL

»Man reist nicht, um anzukommen,

sondern um zu reisen.«

War denn Johann Wolfgang von Goethe schon mit dem Wohnmobil unterwegs? Bei diesem Zitat aus seiner Feder wird die Frage doch erlaubt sein. Bestimmt aber wäre er heute auch ein begeisterter Anhänger der individuellsten Reiseform, die für viele von uns zur absoluten Nummer 1 geworden ist!

Wo sonst findet man diese Vielfalt und Flexibilität, seinen Urlaub zu gestalten. Unabhängig von Buchungen, Abfahrtszeiten (Fähren ausgenommen) oder Beschränkungen beim Gepäck, bei Haustieren und durch das Wetter.

Aus Sicht der Amerikaner bereisen wir ein Land, für uns ist es aber unser Kontinent. Allein das Klima ist so vielfältig wie Europa selbst. Eis und Schnee im Norden, Hitze und Dürre im Süden, dazwischen blühende Oasen, Berge und Täler, Flüsse, Seen und Meere oder auch Vulkane und karge Steinlandschaften.

Den Autoren und Autorinnen stand eine Fläche von nahezu sechs Millionen Quadratkilometern (exkl. Russland) zur Verfügung, die es nun galt, mit abwechslungsreichen und faszinierenden Routen zu beleben. Wie immer war es das Ziel des Hauses Bruckmann, dass Sie als Ergebnis ein wunderschönes Buch als Reisebegleiter für Ihre Wohnmobiltouren in Händen halten. Am Ende jeder Routenbeschreibung sind aktuelle Reiseinformationen zu dem jeweiligen Land aufgelistet. Selbstverständlich gehören hierzu die GPS-Daten der Camping- und Stellplätze, Ver- und Entsorgungsstellen, außerdem Hinweise, wo man sich genauere Informationen holen kann (Touristinformationen, Internetadressen etc.). In einem Gesamtanhang am Ende des Buches finden Sie allgemeine Reiseinformationen zu den Ländern.

Besonders praktisch ist unsere Streckenleiste, die Sie immer am Rand der Seiten bei der Fahrt durch die Länder begleiten wird, Sie zeigt Ihnen die durchfahrenen Orte und Entfernungen an. So lassen sich Ihre Tagesabschnitte optimal planen.

Im Norden werden Norwegen, Schweden, Dänemark und das Baltikum angesteuert. Der Westen ist vertreten von Frankreich, Schottland, England, den Niederlanden, Belgien und der Deutschen Weinstraße. Südwestlich geht es über die Pyrenäen nach Spanien und weiter an die Algarve nach Portugal. Der Süden schließt sich mit Österreich, der Schweiz, dem Gardasee und der Insel Sardinien an. Der Osten lädt ein nach Slowenien, Ungarn und Kroatien, bevor es im Südosten nach Bulgarien, Montenegro, Griechenland auf den Peleponnes und in die Türkei geht! Die allgemein guten Straßenverhältnisse lassen ein Befahren mit Wohnmobilen aller Klassen zu. Sollte es Abschnitte geben, für die gewisse Beschränkungen in Länge, Höhe oder Gewicht erforderlich sind, werden diese gesondert erwähnt.

Da jede(r) Autor(in) das jeweilige Land sehr gut kennt, dürfen Sie natürlich auch wieder ganz besondere Insidertipps (interessante Wanderungen, schöne Badestellen oder empfehlenswerte Restaurants) erwarten, die Sie sonst nicht so leicht finden werden! Für die Übernachtung gibt es eine ausgewogene Mischung aus einfachen oder gut ausgebauten Stellplätzen. Der naturnahe Campingplatz mit wenig Komfort ist ebenso vertreten wie der Campingplatz mit besonderen Angeboten zum Beispiel für Kinder oder mit Badelandschaft. Auch die Fans freier Stellplätze werden das eine oder andere Angebot für sich finden. Hier aber noch einmal unsere Bitte: Verlassen Sie diese Plätze so, dass man höchstens noch Ihre Reifenspur sieht, damit auch in Zukunft viele Wohnmobilisten diese Freiheit genießen können und nicht wegen Verbotsschildern kapitulieren müssen!

Schön ist, wenn Ihnen dieses Buch Lust macht, dem einen oder anderen Land einen intensiveren Besuch abzustatten. Hierzu finden Sie im Bruckmann Verlag eine große Auswahl landesspezifischer Tourenführer oder eine Vielzahl an Reiseführern zu ausgewählten Städten und sehenswerten Landesteilen. Bleibt mir nur noch, Ihnen eine erlebnisreiche Reise zu wünschen.

Torsten Berning

» DER NORDEN

Am Trollstigen in Norwegen sollte man den Gegenverkehr passieren lassen.

1 AN FJORDEN VORBEI BIS ZUM ENDE EUROPAS

Von Geiranger zum Nordkap

START- UND ENDPUNKT

Geiranger und Nordkap

BESTE JAHRESZEIT

Sommer

STRECKENLÄNGE

2600 Kilometer

FAHRZEIT

10 bis 14 Tage

MAUTSTRECKEN

Keine, jedoch Fährverbindungen

Zahlreiche spannende Straßen und Erlebnisse warten im hohen Norden auf uns. Dieser Reisevorschlag kombiniert die Fjordlandschaft Norwegens mit der Einsamkeit Lapplands und dem Nordkap. Für diese lange Reise sollte man genügend Zeit mitbringen. Belohnt wird man mit einer der schönsten Landschaften Europas. In Geiranger beginnend lernen wir Trollstigen und die Atlantikstraße kennen, nach der Überquerung des Polarkreises setzen wir auf die Lofoten über, bevor wir unsere Reise am berühmten Globus des Nordkaps Revue passieren lassen und mit Blick auf die Mitternachtssonne die Aussicht auf das Polarmeer genießen.

»Dickschiffe« im wahrsten Sinne des Wortes kann man täglich im Geirangerfjord beobachten.

Von oben wirken die Kreuzfahrtschiffe in der grandiosen Landschaft Norwegens wie Spielzeug.

Wir beginnen unsere Reise durch Norwegen in Geiranger (62.101579, 7.206719), einem kleinen Ort mit nicht mehr als 300 Einwohnern am Ende des gleichnamigen Fjordes. Schon bei der Anreise über die Straßen 15 und 63 passieren wir sehenswerte Landschaften wie Dalsnibba und haben kurz vor Geiranger eine herrliche Aussicht auf den Fjord genossen. Eine gute Gelegenheit, die Nacht zu verbringen, bietet der Campingplatz direkt am Ende des Fjordes, der seit dem Jahr 2005 auf der Weltnaturerbeliste der UNESCO eingetragen ist. Allerdings sollte man sich nicht wundern, wenn man morgens von einem Schiffshorn geweckt wird und sich anschließend ein Kreuzfahrtschiff als Campingnachbar herausstellt. Der Geirangerfjord ist ein beliebtes Reiseziel für den Kreuzfahrttourismus und steht natürlich auch auf dem Fahrplan der berühmten Hurtigruten – die traditionelle norwegische Postschifflinie. Selbstverständlich muss man das mögen, dass zwei oder sogar drei große Luxusliner in der schmalen Bucht ihren Anker geworfen haben und mehrere Tausend Touristen in kleinen Shuttlebooten nun den beschaulichen Ort Geiranger stürmen. Aber auch wer kein Freund davon ist, wird zugeben müssen, dass es ein besonderes Erlebnis ist, diese Schiffe zu beobachten. Denn sie zeichnen sich natürlich durch eine besondere Größe aus. Kein Wunder, wenn teilweise über 5000 Personen an Bord Platz finden. Und dennoch wirken sie in dem noch mächtigeren Geirangerfjord sehr klein und überschaubar, was verdeutlicht, wie hoch die Berge rund um den schmalen Fjord sind.

BLICK IN DEN GEIRANGERFJORD

Einen noch schöneren Ausblick und auch Größenvergleich erhalten wir, wenn wir Geiranger verlassen und der Straße 63 nordwärts folgen. Dabei steigen wir in elf Spitzkehren in die Höhe und gelangen zu einem Aussichtspunkt namens Ørnesvingen, was mit Adlerschwingen gleichzusetzen ist: angesichts des Straßenverlaufs eine passende Umschreibung. Von dem Aussichtspunkt haben wir einen wunderbaren letzten Ausblick in den Geirangerfjord, der nun weit unten zu betrachten ist. Die gigantischen Kreuzfahrtschiffe wirken an dieser Stelle nur noch wie kleine Spielzeugschiffe in einer Badewanne und auf der rechten Seite erkennen wir einen Wasserfall, der tosend in den Fjord stürzt und als Sieben Schwestern bezeichnet wird.

Auf der Straße fahren wir durch ein schönes Tal, das im Örtchen Eidsdal endet, wo wir den Asphalt unter den Reifen mit Metall tauschen, denn eine Fähre bringt uns auf die gegenüberliegende Seite des Tafjordes, wo wir der Straße 63 weiter folgen.

Von außen wirkt die Rosenkirche schlicht und bescheiden …

SPEKTAKULÄRER TROLLSTIGEN

Auf der Straße 63 fahren wir durch ein Hochtal, das nach einiger Zeit plötzlich zu enden scheint. Hier sollten wir nicht zu schnell fahren, sonst verpassen wir den Großparkplatz (62.453255, 7.663775), auf dem ein Stopp zum Pflichtprogramm einer Norwegenreise gehört. Neben einer Gastronomie und Souvenirläden führt von hier ein kurzer Weg zu einer Aussichtsplattform, von der wir einen wunderbaren Ausblick auf den nächsten Teil unserer Strecke haben. Direkt unter unseren Füßen verläuft nämlich die Straße 63 in neun Spitzkehren hinab in das weiter unten liegende Tal. Dieser spektakuläre Straßenabschnitt nennt sich Trollstigen und zählt zu einem der beliebtesten Fotomotive Norwegens. Man sollte sich hier ein wenig Zeit nehmen und den Verkehr beobachten. Man sieht Radfahrer, die den Trollstigen von unten erklimmen sowie Reisebusse und Lkw, die sich irgendwo an einer Serpentine begegnen und ihre Fahrzeuge aneinander vorbeimanövrieren müssen.

KULTUR

ROSENKIRCHE

Anstatt direkt der Straße 63 zu folgen, können wir nach Verlassen der Fähre nach links abbiegen und der Straße 650 nach Stordal nachfahren. Dort befindet sich am Ortseingang auf der linken Seite eine hübsche Holzkirche aus dem Jahr 1789. Von außen wirkt sie beinahe unscheinbar und würde kaum auffallen, doch im Inneren sind Decken, Wände und Säulen reichhaltig mit Wandbemalungen verziert, was dem Gotteshaus zum Beinamen Rosenkirche verhalf. Würden wir der Straße weiter folgen, kämen wir nach rund einer Stunde Fahrt in der beliebten Jugendstilstadt Ålesund an.

… doch innen präsentiert sie sich mit zahlreichen Ornamenten und Verzierungen.

Bevor man den Trollstigen hinabfährt, sollte man zuvor einen Blick von der Aussichtsplattform genießen.

Mit Ruhe und Sorgfalt gelingt es uns aber natürlich auch, die Straße mit ihrer zehnprozentigen Steigung hinabzufahren. Sehr schön ist dabei noch der Anblick auf den über 300 Meter tiefen Stigfossen-Wasserfall, den wir nach der fünften Kehre überqueren. Sind wir erst einmal unten angekommen, sollten wir noch einen Blick zurückwerfen, denn ein ungewöhnliches Verkehrsschild weist uns darauf hin, dass auf der Passstraße mit Trollen zu rechnen ist. Am Ende des Tals treffen wir auf die Straße E136, der wir nach links nach Åndalsnes folgen.

In Åndalsnes folgen wir der Straße 64, auf der wir den Romsdalsfjord umrunden, den Langfjord mit einer Fähre über- und den Fannefjord mittels Tunnel unterqueren. Nach einiger Zeit erreichen wir Vevang, womit wir uns direkt an der norwegischen Küste befinden. Auch die Fjorde gehören natürlich zur norwegischen Küste, immerhin handelt es sich um Meeresbuchten, doch einen freien Blick auf den Ozean haben wir erst hier. Und dieser wird dann auch noch mit einer weiteren eindrucksvollen Straße unterstrichen. Der Atlanterhavsveien – die Atlantikstraße – ist rund acht Kilometer lang und verläuft über mehrere Brücken, die kleine Inselchen miteinander verbinden. Die größte der Brücken ist die beeindruckendste. Dabei ist sie gar nicht besonders hoch oder lang, doch von einem Rastplatz an ihrem westlichen Ende (63.018299, 7.364276) schaut man auf die Brücke und bekommt den Eindruck, die Fahrbahn würde einfach irgendwo im Blau des Himmels enden. Die Atlantikstraße wird oftmals als Kulisse für Werbefilme genutzt und wurde zum Bauwerk des Jahrhunderts erklärt.

KULTUR

TROLLVEGGEN

Im Rauma-Tal sollten wir an der T-Kreuzung zur E136 nach rechts abbiegen. Dort erreichen wir nach sechs Kilometern in einem engen Tal einen Parkplatz. Der Eindruck der Enge wird durch die Tatsache erhöht, dass sich zu unserer Rechten eine Felswand erhebt, die als Trollveggen bekannt ist. Diese Trollwand reicht 1700 Meter in die Höhe, wovon rund 1000 Meter lotrecht abfallen und Trollveggen zur steilsten Felswand Europas machen. Eine Schautafel zeigt eindrucksvoll den Vergleich dieser Wand mit der Größe des Eiffelturms, der – in Trollveggen eingebaut – kaum auffallen würde.

Die Atlantikstraße wurde zum Bauwerk des Jahrhunderts gewählt.

Folgen wir der Straße 64, werden wir wenig später dem Atlanterhavstunnel begegnen, der uns für rund fünf Kilometer unter dem Atlantik hindurchführt, bis wir in der Stadt Kristiansund wieder Tageslicht sehen.

SIGHTSEEING IN TRONDHEIM

Über die Straßen 70 und E39 erreichen wir Kanestraum, wo wir erneut mit einer Fähre ablegen, um weiter auf der E39 nach Trondheim zu gelangen. Trondheim ist nach Oslo und Bergen die drittgrößte Stadt Norwegens und liegt von den dreien am nördlichsten. Die Innenstadt von Trondheim ist im Vergleich zu anderen norwegischen Ortschaften eher aufgeräumt und unspektakulär. Doch beherbergt sie eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes, die nicht von der Natur geschaffen wurden. Der Nidarosdom (63.426826, 10.395533) entstand im 12. Jahrhundert als Nachfolgebau einer kleineren Kirche und war sowohl im Mittelalter als auch im 19. Jahrhundert Krönungsort für die norwegischen Könige. Heute gilt die Kathedrale als Nationalheiligtum und beeindruckt schon von außen mit der gotischen Westfassade. Zahlreiche Skulpturen, die Persönlichkeiten aus dem Alten Testament darstellen, wurden in die Fassade eingearbeitet. Im Inneren befinden sich zehn Gräber von norwegischen Königen, unter anderem das Grab von König Olav II., der nach seinem Tod im 11. Jahrhundert heiliggesprochen wurde. Seine Grabstätte im Nidarosdom ist seither Ziel zahlreicher Pilger, die auf dem Olavsweg in Norwegen unterwegs sind.

AUSFLUG

MITTELPUNKT NORWEGENS

Von Steinkjer aus erreicht man über die Straßen 762 und 266 einen einsam gelegenen Wanderparkplatz (64.004714, 12.156107). Dieser ist Ausgangspunkt für eine noch einsamere Wanderung zum geografischen Mittelpunkt des Landes, der sich kurioserweise gar nicht so weit von der Grenze zu Schweden entfernt befindet. Ab dem Parkplatz folgt man einem gut neun Kilometer langen, aber einfachen Wanderweg durch ein Hochmoor, weshalb man fast die gesamte Strecke auf Holzbohlen unterwegs ist. Zum Abschluss der Wanderung kann man sich in einem Gästebuch an der Markierung des geografischen Mittelpunkts eintragen.

Durch Trondheim verläuft zudem die Europastraße 6, die zweifellos als wichtigste Verbindung zwischen Nord und Süd gilt. Sie beginnt bei Kirkenes an der Grenze zwischen Russland und Norwegen und reicht in Richtung Süden bis in das schwedische Trelleborg. Heute dient die gut ausgebaute Straße vor allem dem zügigen Erreichen des Nordkaps, da man von Oslo kommend einfach an Fjordnorwegen vorbeifährt. Daher wird im Zusammenhang mit der E6 oft auch vom Kilometerfressen gesprochen, was angesichts der weiten Strecke stellenweise aber unvermeidbar bleibt.

Auch wir fahren auf der E6 nun ein gutes Stück nach Norden, was bei einem Blick auf die schmale Landfläche Norwegens nur verständlich ist. Doch hin und wieder lohnt es sich, die Hauptroute zu verlassen, so wie zum Beispiel bei Steinkjer, wo die Möglichkeit besteht, den Mittelpunkt Norwegens zu besuchen.

In Norwegens Landschaft findet man fast immer einen schön gelegenen Parkplatz.

Ein weiterer Abstecher ist zwischen Majavatn und Trofors möglich. In westliche Richtung zweigt die Straße 76 von der E6 ab und führt nach Brønnøysund. Von dort ist es wiederum nur eine kurze Fahrt über eine Brücke auf die Insel Torg, wo sich der fast 260 Meter hohe Torghatten erhebt. Der Berg ist natürlich weniger wegen seiner Höhe imposant, sondern erweckt Interesse durch ein natürliches Loch, das tunnelförmig mitten durch den Berg führt. Ein kurzer Wanderweg verläuft vom Parkplatz (65.395584, 12.096994) einmal halb um den Berg und dann mitten hindurch.

Die Atlantikstraße besteht aus mehreren Brücken.

Trollen begegnet man überall in Norwegen.

Zurück auf der E6 lohnt es sich auch, einen kurzen Stopp in Mosjøen am Vefsnfjord einzulegen. Dort begrüßt uns die Sjøgata, also Seestraße, mit einer Reihe von Holzhäusern, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und so ein interessantes Ensemble darstellen.

Im weiteren Verlauf der E6 erreichen wir Mo i Rana, wo wir aber noch vor dem Ortseingang die Augen nach links wenden sollten. Dort befindet sich völlig überraschend eine reine Ver- und Entsorgungsstation für Wohnmobiltouristen (66.304573, 14.123673). An eine Übernachtungsmöglichkeit will man hier jedoch wegen der Umgebung und aus Platzmangel eher nicht denken. Mo i Rana ist eine Industriestadt am Ranfjord und bietet nur wenig Grund, länger zu verweilen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Skulptur Havmannen, die sich nur wenige Meter vom Ufer entfernt im Fjord befindet.

KULTUR

POLARKREIS

Der Polarkreis gilt als Grenze zu den Polargebieten und ist der südlichste Bereich, an dem die Sonne am 21. Juni nicht komplett untergeht. Mit dieser Sommersonnenwende werden die Tage wieder kürzer, doch wenn wir weiter nach Norden fahren, können wir weiterhin die Mitternachtssonne genießen. Am Nordkap ist sie noch bis Ende Juli zu sehen. Der Polarkreis ist aber kein stets fester Punkt, sondern verschiebt sich jedes Jahr durch die Nutation der Erdachse um etwas über 14 Meter und zwar zurzeit nach Norden. So erklärt es sich auch, dass die in unterschiedlichen Jahren errichteten Denkmäler für den Polarkreis an verschiedenen Orten stehen. Kurz gesagt, um den derzeitigen Polarkreis zu überqueren, müssen wir weiter nach Norden und auf unserer Rückreise nach Süden ist er schon wieder um einige Zentimeter gewandert.

Egal, wo man hinschaut: In Norwegen sieht man immer schöne Landschaften.

Freies Übernachten ist in Norwegen selten ein Problem.

Weitaus schöner wird es, wenn wir uns wieder der Natur widmen, die sich wenig später rechts und links der E6 ausbreitet. Auf der linken Seite passieren wir den Nationalpark Saltfjellet-Svartisen, der mit einem mächtigen Gletscher zu Besuchen und Wanderungen einlädt. Durchquert wird der Nationalpark vom Polarkreis, den wir natürlich passieren. In ansonsten einsamer und unwirtlicher Gegend gelangen wir zum Polarkreis-Zentrum (66.551571, 15.319500), in dem es neben einer Gastronomie und einem Souvenirshop auch Informationen zum Polarkreis und mehrere Markierungen gibt. Auf der anderen Straßenseite sehen wir mit etwas Glück, wie gerade die Nordlandbahn den Polarkreis überquert. Sie ist die längste Eisenbahnstrecke Norwegens und verbindet die beiden Städte Trondheim und Bodø, womit sie zugleich die einzige norwegische Bahnlinie ist, die den Polarkreis passiert.

Bodø soll auch unser Ziel sein, weshalb wir bei Fauske die E6 vorläufig verlassen und der Straße 80 bis zum Küstenort folgen, die sich am Ende einer Halbinsel erstreckt. Hier hoch oben im Norden, wo die Mitternachtssonne noch bis zum 10. Juli andauert, treffen wir auf Folgen des Zweiten Weltkriegs. Denn Bodø wurde von der deutschen Luftwaffe fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht und so hat die Stadt keinen Bestand an historischen Bauten. Daher stammt die modern gestaltete Domkirche aus den 1950er-Jahren. Große Bedeutung hat Bodø aber auch als Hafenstadt, weil hier die Fährschiffe zu den Lofoten ablegen und wir die berühmte Inselgruppe je nach Schiffstyp in rund drei Stunden erreichen können.

Auf dem Weg zum Nordkap überquert man natürlich auch den Polarkreis und sollte im Besucherzentrum einkehren.

Hinter dem Polarmeer kommen nur noch Spitzbergen und die Arktis.

AUF DIE LOFOTEN

Schon die Anfahrt auf die Lofoten lässt erahnen, dass man sich auf den rund 80 Inseln auch gut länger aufhalten kann. Beinahe wirken die Lofoten wie eine Halbinsel, die vom norwegischen Festland aus in den Nordatlantik reicht. Dieser Eindruck wird dadurch vermittelt, dass die Hauptinseln über Brücken und Tunnel untereinander und mit dem Festland verbunden sind. Der Straße E10 kommt dabei eine besondere Rolle zu, da sie sich einmal quer über die wichtigsten Inseln schlängelt. Fast am Ende der E10 erreichen wir die Lofoten auf einer der südlichsten Inseln. Bevor wir jedoch der Straße nordwärts folgen, sollten wir zunächst nach links abbiegen und hinter dem letzten Tunnel auf einem Parkplatz (67.879996, 12.977988) pausieren. Der Ort mit dem kurzen Namen Å hat nur wenige Dutzend Einwohner, ist aber komplett auf Tourismus ausgelegt. Durch das kleine Zentrum zieht der aromatische Geruch aus der Steinofenbäckerei, während in der Nähe ein Museum über den Stockfisch informiert. Schnell wird man beim Spaziergang durch die Orte der Lofoten merken, dass Stockfisch hier noch weit verbreitet ist – gut zu erkennen an den zahlreichen Trocknungsgestellen. Und manchmal sieht man bei dem einen oder anderen Privatgrundstück sogar den getrockneten Fisch am Wäscheständer hängen. Auffällig sind auch die dazugehörigen Rorbuer. Diese kleinen, meist roten Fischerhütten stehen oft auf Pfählen und geben vor der bergigen Kulisse nicht nur ein schönes Bild ab, sondern werden mittlerweile auch als Unterkunft für Touristen angeboten.

Trockenfisch, wie hier im Stockfischmuseum, ist auf den Lofoten nicht wegzudenken.

Wer an so einem Rastplatz auf den Lofoten nicht anhält, der verpasst etwas.

Mit zahlreichen Wandermöglichkeiten und wunderbaren Aussichten reisen wir entlang der E10 durch den Hauptort Svolvær, bevor wir nach einiger Zeit wieder norwegisches Festland erreichen und auf die bekannte E6 stoßen. Unterwegs sehen wir immer wieder Hinweistafeln, die an die Schlacht von Narvik erinnern. Sie fand im Juni 1940 statt und galt als erster Erfolg der alliierten Streitkräfte gegen Nazi-Deutschland. Sowohl Narvik als auch einige Zeit später Tromsø sind über kleine Abstecher bzw. Umwege ab der E6 gut erreichbar. Direkt an der E6 wiederum befindet sich die kleine Ortschaft Alta, die sich mit über 6000 Jahre alten Felszeichnungen einen Namen bei der UNESCO gemacht hat, wo die prähistorischen Spuren auf der Weltkulturerbeliste eingetragen wurden. Zu sehen sind sie auf einem Wanderweg des Alta Museums (69.946611, 23.186198), das sich gleich neben der Hauptstraße befindet.

Ein letzter größerer Abstecher führt uns nach Hammerfest, wo uns so weit im Norden sogar noch ein Wohnmobilstellplatz (70.663058, 23.675199) am Hafen überrascht. Schon bei der Anfahrt erkennen wir, dass der Eisbär das Wappentier von Hammerfest ist. Auch vor dem Rathaus befinden sich zwei Bärenskulpturen, obwohl der Eisbär niemals auf dem europäischen Festland unterwegs war. Ein besonderer Spaß ist der Besuch im Eisbärenclub, wo man mit einer kleinen Spende Mitglied werden und den kostenlosen Eintritt auf Lebenszeit sowie ein Zertifikat erwerben kann.

Darüber hinaus ist Hammerfest ebenfalls in der UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht befindet sich eine Meridiansäule, die an den Struve-Bogen und an die damit verbundene Vermessung der Erde erinnert.

Norwegen beeindruckt nicht nur mit Landschaften, sondern auch mit Architektur und Kirchen.

Am Nordkap wird es im Sommer auch um zwei Uhr nachts nicht dunkel.

ENDLICH AM NORDKAP

Zurück zur E6 fahren wir entlang des Porsangerfjords bis zu einem Tunnel, der uns unter einem Meeresarm hindurch auf die Insel Magerøya bringt. An einem allerletzten Abzweig haben wir die Möglichkeit, zunächst in die kleine Hafenstadt Honningsvåg zu gelangen, wo die Ausflugsschiffe und Hurtigruten anlegen. Doch nun wollen wir nach dieser langen Reise natürlich unser Ziel erreichen, biegen links ab und steuern auf das Nordkap zu. Der Parkplatz und damit auch das Areal des Nordkaps sind zwar kostenpflichtig, doch mit dem Eintritt erwirbt man die Erlaubnis, 48 Stunden parken und dementsprechend übernachten zu dürfen. Allerdings gibt es weder Strom noch eine Ver- und Entsorgung, da es sich um einen reinen Parkplatz handelt. Wer noch länger bleiben möchte, für den empfiehlt sich die Mitgliedschaft im Royal North Cape Club, mit der man sich ebenfalls auf Lebenszeit kostenlosen Zugang zum Parkplatz erkauft. Geprägt ist die Steilküste des Nordkaps durch die Nordkaphalle, in der sich neben einem großen Souvenirladen und gastronomischen Einrichtungen eine Kapelle, eine Ausstellung und ein kleines Kino mit einem sehr schönen Film befinden. Durch die verglaste Nordfassade der Halle blickt man direkt auf den berühmten Globus, der natürlich das Ziel aller Nordkapfahrer ist. Wer den Globus gerne für sich alleine haben möchte, wartet einfach ab, bis die Busse mit den Touristen der Schiffe wieder abgefahren sind und die anderen Wohnmobilbesatzungen sich schlafen gelegt haben. Durch die lange Helligkeit hat das Nordkap natürlich auch in der Nacht einen ganz besonderen Reiz.

AUSFLUG

KNIVSKJELLODDEN

Das Nordkap ist nicht der nördlichste Punkt Europas. Das als schlechte Nachricht vorweg. Gerne werden bei der Diskussion um den nördlichsten Punkt weitere Orte angeführt. Da wäre natürlich die Insel Spitzbergen, aber auch das östlich gelegene Nordkinn. Es befindet sich zwar etwas südlicher als das Nordkap, liegt aber auf der europäischen Landmasse, während das Nordkap auf einer Insel zu finden ist. Aber das Nordkap ist zweifellos der nördlichste Punkt Europas, der mit dem Wohnmobil erreicht werden kann. Wer es jedoch noch ein wenig nördlicher mag, der sollte ein Stück nach Süden fahren, wo ein kleiner Wanderparkplatz an der E69 den Ausgangspunkt zu einer Wanderung zu Knivskjelloden markiert. Die relativ einfache Tageswanderung führt zu einer Landzunge westlich des Nordkaps, von wo aus man bei guter Sicht und mit einem Fernglas oder Teleobjektiv den Globus am Nordkap erkennen kann.

PRAKTISCHE HINWEISE

Offizieller Stellplatz am Hafen von Hammerfest.

TOURISTINFORMATIONEN

Visit Trondheim, Nordre gate 11, 7011 Trondheim, Tel. 0047/73 80 76 60, www.visitnorway.com

Tourismus Lofoten, Haakon Kyllingmarks gate 6, 8300 Svolvær, Tel. 0047/76 06 98 00, www.lofoten.info

Nordkaphalle, 9764 Nordkapp, Tel. 0047/78 47 68 60, www.visitnordkapp.net

CAMPINGPLÄTZE

Geiranger Camping, 6216 Geiranger, Tel. 0047/70 26 31 20, www.geirangercamping.no (62.099472, 7.203155). Beliebter Campingplatz direkt am Ende des Geirangerfjords und nur wenige Meter vom Zentrum des kleinen Ortes entfernt. Ausblick auf die Kreuzfahrtschiffe ist garantiert.

Mo i Rana Camping, Hammerveien 10, 8626 Mo i Rana, Tel. 0047/75 14 41 44, www.nafcamp.com (66.316708, 14.177950). Einfacher Campingplatz des NAF (norwegisches Pendant zum ADAC) an einem kleinen Fluss in Mo i Rana.

Lofoten Bobil Camping, Lyngvær, 8313 Kleppstad, Tel. 0047/76 07 77 78, www.lofoten-bobilcamping.no (68.228521, 14.223600). Sehr ruhiger Campingplatz, der sich selbst als Wohnmobilstellplatz versteht. Sehr zentral auf den Lofoten direkt an der E10 und vor traumhafter Kulisse gelegen.

STELLPLÄTZE

Hammerfest, Moloen (70.663120, 23.675082). Vier Stellflächen des Parkplatzes am Hafen sind kostenpflichtig für Wohnmobile reserviert.

Parken und Landschaft genießen, dafür steht das Reich der Trolle.

2 DURCH DIE WÄLDER UND SCHÄREN IN SÜDSCHWEDEN

Von Trelleborg nach Stockholm

START- UND ENDPUNKT

Trelleborg und Stockholm

BESTE JAHRESZEIT

ganzjährig

STRECKENLÄNGE

970 Kilometer

FAHRZEIT

5 bis 7 Tage

MAUTSTRECKEN

Keine

Für die unendlichen Weiten Schwedens sollte man sich sehr viel Zeit nehmen, alleine der Süden, der an dieser Stelle nur ansatzweise vorgestellt werden kann, ist so groß wie das Nachbarland Dänemark. Wir wandeln in Ystad auf den Spuren Wallanders und blicken auf schwindelerregende Bauten bei Malmö. Technische Weltkulturerben wechseln sich mit Ausblicken auf Seen ab, die zu den größten in Europa gehören. Abschließend fahren wir durch die weiten Wälder in die Hauptstadt Schwedens, wo man als Wohnmobilist gerne aufgenommen wird und man sich ebenfalls viel Zeit für eine Stadtbesichtigung nehmen sollte.

Ystad besticht durch eine gemütliche Altstadt mit schönen Fachwerkhäusern.

Am südlichsten Punkt Schwedens kann man noch einige tausend Kilometer nach Norden fahren.

Dass es in Skandinavien gar nicht so kalt ist, wie die Vorurteile es immer behaupten, merken wir bereits bei der Ankunft in Trelleborg. Immerhin liegt die Südküste Schwedens auf einer Breite, die gerade mal 30 Kilometer nördlicher als Sylt ist und Richtung Süden sind es nur 70 Kilometer Luftlinie bis zur Insel Rügen. Mit eiskalter und schneeweißer Landschaft muss man also auch im Winter nicht zwangsläufig rechnen. Aber dass an den Straßenrändern von Trelleborg Palmen in die Höhe wachsen, überrascht dann doch.

Trelleborg ist einer der klassischen Ausgangspunkte für eine Reise durch Schweden, ist aber mangels Sehenswürdigkeiten für die meisten Skandinavienreisenden ansonsten von eher geringem Interesse. Viele wechseln mit dem Wohnmobil gleich auf die E6, die am Fährterminal beginnt und bis zum Polarmeer führt, genauer gesagt bis nach Kirkenes kurz vor der russischen Grenze, vorbei an Göteborg, Oslo, Narvik und dem Abzweig zum Nordkap. Auch wir werden ihr später ein gutes Stück folgen, doch zunächst lohnt sich noch ein Umweg durch die südlichste Landschaft Schwedens – Skåne. Bei der Fahrt durch die südlichste Provinz des Staates fällt uns der hohe Anteil der Landwirtschaft auf. Noch heute wird Skåne als Kornkammer Schwedens bezeichnet, weil rund ein Drittel der schwedischen Agrarprodukte auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche wachsen.

AUF DEM WEG NACH OSTEN

Wir verlassen Trelleborg auf der Straße 9 nach Osten und erreichen bald schon nach 15 Kilometern einen Wohnmobilstellplatz (55.338938, 13.361495) in Smygehuk, nur wenige Schritte vom südlichsten Punkt Schwedens entfernt. An dem kleinen Hafen des Ortes weist eine Markierung im Boden auf diesen Extrempunkt hin und ein Schilderbaum zeigt uns die Entfernungen zu bedeutenden Hauptstädten Europas. Lediglich der Hinweis auf Treriksröset ist für SchwedenUnerfahrene möglicherweise rätselhaft. Gemeint ist das Dreiländereck von Schweden, Norwegen und Finnland, bei dem es sich gleichzeitig um den nördlichsten Punkt des Landes handelt. Beeindruckend ist, dass die Kilometerangabe dorthin größer ist als in die russische Hauptstadt Moskau. Das verdeutlicht die Größe Schwedens und Skandinaviens.

SPECIAL

KURT WALLANDER

Kurt Wallander ist der Name des Kriminalkommissars, der vom schwedischen Schriftsteller Henning Mankell erfunden wurde. Obwohl selbst in Stockholm geboren, siedelte Mankell seinen Krimihelden in der südschwedischen Stadt Ystad an. Ein Dutzend Romane sind von ihm erschienen, ein Großteil davon wurde sogar verfilmt. Das Besondere an den Werken ist die authentische Beschreibung der Schauplätze in der Stadt, was dazu führte, dass es mittlerweile geführte Touren nach und durch Ystad gibt, um zu den realen Orten fiktiver Ereignisse zu gelangen.

Warum in die Provence reisen, wenn es Lavendelfelder auch in Schwedens Süden gibt?

Die berühmteste Schiffssetzung Schwedens, Ales Stenar, sollte man unbedingt besucht haben.

Auf dem weiteren Weg nach Osten fahren wir durch eine idyllische Landschaft und blicken nach rechts auf die blaue Ostsee, während sich links die Farbtöne der jeweiligen Anbaufläche vom gelben Raps bis zum hellbraunen Roggen abwechseln. Unser nächstes Zwischenziel ist die beschauliche Stadt Ystad, ein beliebtes Ziel von Freunden gemütlicher Altstädte und für Krimifans.

Aber auch ohne den Hintergrund von Wallander-Krimis lohnt sich ein Besuch der gemütlichen Altstadt. Sie besticht durch einige historische Fachwerkhäuser, die zum Teil aus dem 17. Jahrhundert stammen, und durch das mitten im Stadtzentrum gelegene ehemalige Franziskanerkloster. Es entstand bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts, wurde jedoch keine 300 Jahre von den Mönchen bewohnt. Später beherbergte es ein Krankenhaus, einen Kornspeicher und sogar eine Brennerei. Heute sind in dem Gebäude ein Museum und eine Bibliothek untergebracht. Umgeben ist es von Gärtchen, in denen eine kleine, steinerne Mönchsfigur an die einstige Nutzung der Anlage erinnert.

Nur eine gute Viertelstunde ist es von Ystad aus zu fahren, um weiter im Osten und ebenfalls direkt an der Küste die Ortschaft Kåseberga zu erreichen. Das Wohnmobil lässt man besser auf dem großen Schotterparkplatz am Ortseingang stehen (55.388496, 14.063111) und folgt der Beschilderung zu Ales Stenar wenige Hundert Meter zu Fuß.

SCHWEDISCHES »STONEHENGE«

Ales Stenar ist das Stonehenge von Skandinavien, zumindest auf den ersten Blick. Es handelt sich um eine Steinsetzung aus 50 aufrecht stehenden Steinen, die in der Gesamtheit die Form eines Schiffsrumpfes darstellen. Zwei der Sandsteinfelsen sind deutlich höher als die anderen und bilden sowohl das Heck als auch den Bug des steinernen Schiffes. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um eine Grabanlage handelt. Allerdings wurde die Steinsetzung in den vergangenen Jahrhunderten durch mehrere Restaurierungen mehrfach deutlich verändert. Bei einer Ausgrabung vor rund 100 Jahren standen nur 16 Steine, der Rest wurde später wieder aufgerichtet. Aber nicht zuletzt durch die Lage an einer Abbruchkante direkt an der Küste ist Ales Stenar ein beliebtes Ausflugsziel und weit über die Grenzen von Skåne hinaus bekannt.

Noch näher ans Meer als auf dem Campingplatz in Löderup kann man sich gar nicht wünschen.

Zurück nach Ystad kehren wir dem Meer für eine kurze Zeit den Rücken und steuern unser Wohnmobil auf der E65 quer durch Skåne hindurch, bis wir mit Malmö die drittgrößte Stadt des Landes erreicht haben. Auch Malmö ist ein beliebter Ausgangsort für eine Reise durch Schweden, denn immerhin ist das Land an dieser Stelle seit dem Jahr 2000 mit dem Nachbarland Dänemark über die Øresundsbroen, die Öresundbrücke, verbunden. Auch ohne die mautpflichtige Brücke zu befahren, lohnt sich ein Besuch an der Küste, um einen Blick auf dieses imposante Bauwerk zu werfen. Die acht Kilometer lange Brücke endet auf der künstlich aufgeschütteten Insel Peberholm, wo der Verkehr plötzlich unterseeisch fortgeführt wird, bis man schließlich in Kopenhagen herauskommt.

Mit architektonischen Besonderheiten geht es aber auch in Malmö weiter. Im Hafenviertel erhebt sich der sogenannte Turning Torso, der erst im Jahr 2005 fertiggestellt wurde und sich sofort als neues Wahrzeichen der Stadt entpuppte. Das Hochhaus bringt es mit seinen 54 Etagen zwar auf eine Höhe von 190 Metern, im weltweiten Vergleich reicht das allerdings nicht mal für die Top 100. Doch das Besondere an dem Gebäude ist die Struktur, die es wie ein in sich gedrehtes Hochhaus aussehen lässt. Und außerdem sollte erwähnt werden, dass es sich immerhin um das höchste Gebäude aller skandinavischen Länder handelt.

Nur wenige Hundert Meter entfernt geht es architektonisch dann wieder klassisch zu. Am Rande der Malmöer Altstadt beherbergt Schloss Malmö das naturhistorische Museum und das Kunstmuseum der Stadt in seinen Mauern, die aus dem 16. Jahrhundert stammen und das Gebäude mit seinem Wassergraben wie eine Festung wirken lassen. Gleich daneben schließt sich die Altstadt an, in der sich mehrere Gässchen um den Großen Marktplatz herum erstrecken.

Eine Fahrt auf dieser Brücke von Dänemark nach Malmö ist ein besonderes Erlebnis.

AUF DEM WEG NACH NORDEN

Um in Schweden nordwärts zu fahren, bietet sich an der Westküste die bereits erwähnte E6 an, die es teils vierspurig ermöglicht, die großen Strecken zwischen den Orten zu überwinden. Dabei passieren wir Helsingborg, den dritten Ausgangspunkt für Schwedenreisende. Helsingborg ist auch als Ziel der sogenannten Vogelfluglinie ab Puttgarden auf Fehmarn bekannt und für eine Küstenlandschaft, die mit ihren weiten Stränden zahlreiche Besucher anlockt. Einige der Sandstrände können sogar mit dem Wohnmobil befahren werden, so zum Beispiel in Skummeslövstrand (56.462659, 12.913994), südlich von Halmstad. Bei Varberg lohnt es sich auch, die E6 mal landeinwärts zu verlassen. Technikinteressierte werden Gefallen an dem dortigen Längstwellensender Grimeton (57.113011, 12.405665) finden. Es handelt sich um den einzigen noch funktionsfähigen Sender seiner Art, der aus sechs Türmen besteht, die einer Reihe von Hochspannungsmasten ähneln. Er wurde 1925 erbaut und diente der Funkverbindung in die USA. Heute wird der Sender nur noch zu besonderen Anlässen genutzt und wird durch die Weltkulturerbeliste der UNESCO geschützt.

Auf dem weiteren Weg nach Norden passieren wir die zweitgrößte Stadt des Landes Göteborg und wir sehen auf der linken Seite den Freizeitpark Liseberg. Kurz dahinter können wir die E6 verlassen, um der Stadt einen Besuch abzustatten. Gemütlicher wird es jedoch, wenn wir die E6 verlassen und der E45 folgen. Am Götakanal entlang erreichen wir die Kleinstadt Trollhättan. Das Stadtzentrum von Trollhättan ist dabei von geringem Interesse. Selbst die Tourismusinformation liegt außerhalb der Stadt in einem ehemaligen Gewerbegebiet in der Nähe des Götakanals (58.272136, 12.276793). Gleich daneben befindet sich nämlich das Innovatum, ein Wissenschaftszentrum für Kinder und ein Saab-Museum, denn der Autohersteller hat hier in der Stadt seinen Firmensitz. Ebenfalls fußläufig erreichbar sind das Kanalmuseum, das über die Geschichte des Götakanals informiert und die berühmten Trollhättan-Wasserfälle. Diese können in den Sommermonaten nur einmal täglich beobachtet werden, wenn die Schleusen geöffnet werden und sich das ansonsten regulierte Wasser in die Tiefe ergießt.

AUSFLUG

ELCHE AUF DEM HALLEBERG

Der Halleberg hat mehr zu bieten als eine Aussicht auf den Vänernsee. Das Felsplateau ist fast durchgehend bewaldet, beherbergt einen kleinen, bei Anglern beliebten See und ist über eine einzige Stichstraße zu erreichen. Außerdem gilt der Berg als Geheimtipp, wenn man auf Elche treffen möchte. Entlang der asphaltierten Straße sind stellenweise Leckstangen aufgestellt, die die Tiere anlocken und so beobachtet werden können. Es kann sich also durchaus lohnen, sich in der Dämmerungszeit einen Platz am Fahrbahnrand zu suchen und sich einfach still zu verhalten. Ähnliches gilt auch für den südlicher gelegenen und deutlich größeren Hunneberg, der über eine Ringstraße zu befahren ist.

DER GROSSE SEE VÄNERN

Wasser ist auch nördlich von Trollhättan ein wichtiges Thema, denn dort erstreckt sich mit dem Vänern der größte See der Europäischen Union. Er ist an seiner tiefsten Stelle gerade einmal etwas über 100 Meter tief, bietet aber eine Küstenlänge von über 2000 Kilometern. Den wohl schönsten Blick auf den See hat man vom Halleberg am südlichen Ufer östlich von Vänersborg. Und selbst hierbei sieht man nur einen kleinen Teil des sogenannten schwedischen Meeres. Von dem Wanderparkplatz (58.394619, 12.463026) gelangt man nach einer kurzen Wanderung zu einem faszinierenden Aussichtspunkt.

AM VÄTTERN VORBEI

Von Vänersborg fahren wir über die Straßen 44 und 47 in Richtung Jönköping, womit wir einerseits die Provinz Småland, andererseits aber das südliche Ende eines weiteren großen Sees, des Vättern, erreicht haben. Er ist zwar weniger beeindruckend als der Vänern, jedoch immer noch der zweitgrößte See des Landes, der zudem zahlreiche Freizeitaktivitäten bietet. Am Ostufer des Vättern sollten wir der sehr gut ausgebauten E4 nordwärts folgen, um nach kurzer Zeit nach Gränna zu gelangen. Gränna ist eine kleine Ortschaft, die man sich nicht schwedischer vorstellen kann. Rote Holzhäuser säumen die Straßen, in der eine gemütliche Idylle zu spüren ist. Doch die wirkliche Sehenswürdigkeit ist viel süßer, denn Gränna ist bekannt für die zahlreichen kleinen Betriebe, in denen Zuckerstangen, auf Schwedisch »Polkagris«, hergestellt werden.

In Gränna kann man nicht nur Zuckerstangen probieren, sondern auch bei der Herstellung zuschauen.

Dabei kann man den Zuckerbäckern über die Schulter schauen, wie sie die Stangen fertigen, färben und rollen. Zu guter Letzt können wir uns natürlich mit Zuckerstangen und Bonbons in allen möglichen Geschmacksrichtungen eindecken.

Stattlich präsentiert sich das Malmöhus, in dem das Kunstmuseum der Stadt untergebracht ist.

Auf der E4 folgen die Städte Linköping, Norrköping und Nyköping, bis wir vor den Toren der schwedischen Hauptstadt stehen, wo auf der Insel Långholmen ein Wohnmobilstellplatz (59.320458, 18.032899) auf uns wartet. Von dort haben wir nach einer halben Stunde Fußweg an einem Ufer entlang die Altstadt Stockholms erreicht. Gamla Stan, wie die Altstadt richtig heißt, liegt auf der Insel Stadsholmen und besticht durch malerische Gassen, in denen zahlreiche Souvenirläden und Restaurants Besucher aus aller Welt anlocken. Am Nordrand der kleinen Insel erhebt sich natürlich noch das königliche Schloss, vor dem die Palastwachen ein beliebtes Fotomotiv sind. Ebenfalls beliebt ist der Blick von der westlich gelegenen Terrasse auf eine der vielen Buchten Stockholms, wo wir am gegenüberliegenden Ufer das Stadthaus erkennen. Selbstverständlich hat die schwedische Hauptstadt noch viel mehr zu bieten, zum Beispiel den Schärengarten, doch das würde hier leider den Rahmen sprengen. Auf jeden Fall ist der Besuch der Metropole ein schöner Abschluss einer gemütlichen Fahrt durch den Süden Schwedens.

Ein beliebtes Fotomotiv in Stockholm ist das Stadthaus, auch kann man den Turm besteigen und auf Gamla Stan blicken.

PRAKTISCHE HINWEISE

Am südlichsten Punkt Schwedens in Smygehuk lockt dieser weite Stellplatz zur Übernachtung.

TOURISTINFORMATIONEN

Ystad Tourist Center, St. Knuts Torg, 27125 Ystad, Tel. 0046/(0)411/577 68 12, www.visitystadosterlen.se

Malmö Tourism, Börshuset, Skeppsbron 2, 21120 Malmö, Tel. 0046/(0)403/412 00, www.malmotown.com

Visit Trollhättan, Åkerssjövägen 10, 46153 Trollhättan, 0046/(0)520/135 09, www.visittv.se

Stockholm Visitor Center, Sergels Torg 5, 11157 Stockholm, Tel. 0046/(0)8/50 82 85 08, www.visitstockholm.com

CAMPINGPLÄTZE

Ystad Camping, Österleden 97, 27160 Ystad, Tel. 0046/(0)411/192 70, www.ystadcamping.se (55.432648, 13.864915). Großer, baumbestandener Campingplatz im Osten der Stadt. Durch die Straße 9 von der Küste getrennt.

Löderup Strandbads Camping, 27645 Löderup, Tel. 0046/(0)411/52 63 11, www.loderupsstrandbadscamping.se (55.382122, 14.126228). Kleiner Campingplatz östlich von Ales Stenar. Direkt an der Küste. Traumhafte Lage an einem Naturreservat, Wohnmobile in erster Reihe stehen direkt am Strand. Von dort kann die Schiffssetzung im Rahmen einer Wanderung entlang der Küste erreicht werden.

Camping Vänersborg, Djupedalen 520, 46260 Vänersborg, Tel. 0046/(0)521/186 66, www.ursand.se (58.414255, 12.323001). Nördlich von Vänersborg direkt am Ufer des Vänern, mit eigenem Sandstrand, sonst nur von Wäldern umgeben.

Grännastrandens Camping, Hamnvägen 49, 56331 Gränna, Tel. 0046/(0)390/107 06, www.grannacamping.se (58.026698, 14.457516). Am Ostufer des Vättern gelegener, großer Campingplatz.

STELLPLÄTZE

Smygehuk (55.339172, 13.361912). Große Rasenflächen in der Nähe des südlichsten Punktes von Schweden.

Stockholm, Långholmen, Skutskepparvägen 1, 11733 Stockholm, Tel. 0046/(0)8/669 18 90, www.husbilstockholm.se (59.320229, 18.032703). Großer Stellplatz, teilweise unter der Hochbrücke einer Hauptstraße. Jedoch guter Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung.

Stockholm, Tantolundens Husbilscamping, Ringvägen 24, 11867 Stockholm, Tel. 0046/(0)760/50 66 08, www.husbilstockholm.se (59.312448, 18.052949). Nette Alternative zum Stellplatz in Långholmen, wenn dieser voll ist. Der Weg zur Gamla Stan ist zwar etwas länger, dafür ist der Platz ein wenig ruhiger.

3 REISE DURCH EIN MÄRCHENLAND ZWISCHEN DEN MEEREN

Die Margeritenroute

START- UND ENDPUNKT

Grenzübergang Rudbøl. Die Strecke führt durch ganz Dänemark abseits von Autobahnen und Fernstraßen. Ein Einsteigen in das Streckennetz ist überall möglich, wo das Symbol der Route (die Margerite) am Straßenrand auftaucht.

BESTE JAHRESZEIT

Mai bis Oktober, aber ganzjährig fahrbar

STRECKENLÄNGE

In Jütland und auf Fünen insgesamt etwa 2100 Kilometer

FAHRZEIT

mindestens 14 Tage

MAUTSTRECKEN

Keine, jedoch Fährverbindungen

Als wahrscheinlich eine der längsten touristischen Straßen überhaupt wurde die über 3500 Kilometer umfassende »Margeritenroute« im April 1991 von der dänischen Königin Margrethe offiziell eingeweiht. Der Name der Strecke und ihr Symbol, die stilisierte Margerite auf braunem Grund, kommen also nicht von ungefähr, zumal die Blume auch ein besonderer Liebling der Monarchin ist. Zu jener Zeit begann Dänemark gerade erst extensiver mit dem Bau von Autobahnen, die Margeritenroute indes meidet gerade diese und führt auf landschaftlich reizvollen Nebenstrecken vorbei an den wichtigsten Attraktionen im Lande.

Das Rosenholm Slot nördlich von Aarhus ist eines der vielen Schlösser und Herrensitze, die dem Streckenverlauf der Margeritenroute eine aristokratische Aura verleihen.

FRIESISCHE ANMUT

Der Übergang von Rudbøl-Rosenkranz ganz im Westen der deutsch-dänischen Grenze stellt ein Unikum dar und stimmt ein auf die Beschaulichkeit der Margeritenroute. Auf der einen Straßenseite ist dänisches Territorium, auf der anderen deutsches. Am Rand mit Blick auf den Rudbøl Sø wehen die fünf skandinavischen Fahnen, die dänische am höchsten Mast, und deuten darauf hin, dass Nordeuropa erreicht ist. Eine Grenzkontrolle findet nicht statt, obwohl dies in Dänemark des Öfteren diskutiert wird.

Nach kurzer Fahrt ist sogleich mit Møgeltønder das erste Kleinod zu Beginn der Route erreicht. Eine breite, schnurgerade Allee, Slotsgaden, aus Kopfsteinpflaster, gesäumt von typischen Friesenhäusern, teils mit Strohdach, bildet das malerische Zentrum des Ortes. Am östlichen Ende der vielleicht schönsten Dorfstraße des Landes liegt nach rumpeliger Fahrt hinter dem Gasthof Schackenborg Slotskro ein kleines Wäldchen. Wenn man das Wohnmobil auf dem Parkplatz gegenüber abstellt, bietet sich Gelegenheit, an den Häusern vorbeizuspazieren und einen Blick in die Kirche mit ihren beeindruckenden Fresken oder in den Antiquitätenladen gegenüber zu werfen. Im Wald liegt etwas versteckt und mittlerweile zu bestimmten Zeiten für die Öffentlichkeit zugänglich das Schloss Schackenborg. Es war bis 2014 Wohnsitz von Prinz Joachim, dem jüngsten Sohn der dänischen Königin, und seiner Familie.

Riesige Singvogelschwärme dominieren zum Ausgang des Sommers die abendliche Silhouette der Stadt Ribe, der ältesten Stadt des Landes.

WIKINGER AM WATT

Tønder, die Hauptstadt des Marschlandes, bewahrte sich den Charme als bedeutender Handelsplatz hinter den Nordseedeichen. Stolze Giebelhäuser mit prächtigen Türen finden sich häufig in der Innenstadt. Gegenüber der alten Apotheke, die auf mehreren Ebenen dänisches Kunstgewerbe präsentiert und im Keller dauerhaft Weihnachtsartikel anbietet, eignet sich das Klostercaféen am Torvet für eine erquickende Pause mit Kaffee und Wienerbrød, den leckeren dänischen Teilchen. Das Kunstmuseum unterm Wasserturm zeigt nicht nur moderne Bilder und Objekte, sondern beherbergt auch eine exquisite Silbersammlung und Klöppelarbeiten. Beide Handwerkskünste haben hier eine große Tradition.

Freizeitkapitäne und Wassersportler bevölkern den Ribe Å, der vor Jahrhunderten Teil des bedeutenden mittelalterlichen Hafens der Stadt Ribe war.

Nordwärts führt der Weg vorbei am Damm hinüber zur Insel Rømø. Das offene Meer weit hinter den Deichen, dazwischen der Nationalpark Wattenmeer. Bald ist die älteste Stadt Dänemarks, Ribe, erreicht. Zuvor lohnt noch ein Abstecher zum Vikingecenter (www.ribevikingecenter.dk), das authentisches Leben in einem Wikingerdorf aufleben lässt. Am besten bleibt das Wohnmobil auf dem Campingplatz am Stadtrand stehen und man läuft in den nahen Ort. Störche nisten leider nicht mehr auf dem Turm der eindrucksvollen Domkirche Ribes, dafür kann man von hier aus prima in die Ferne schauen. Ribes Vikinger (www.ribesvikinger.dk) gibt Einblick in die frühe Historie der Stadt, deren Gassen immer noch mittelalterliches Flair verströmen. Im Sommer führt der Nachtwächter lautstark und augenzwinkernd Besuchergruppen herum. Unbedingt empfehlenswert ist das Einkehren ins Restaurant Sælhunden am alten Hafen. Die Fischmenüs sind ein Gedicht.

SAND, SAND, SAND UND WIND

Den Hafen der noch jungen, durch Offshore-Windenergie florierenden Stadt Esbjerg überragen der Wasserturm und das vom Architekten der Oper von Sydney, Jørn Utzon, entworfene moderne Musikhaus mit angegliedertem Kunstmuseum. Für das Wohnmobil stehen am Hafen Parkplätze zur Verfügung, der Marsch hinauf ins Zentrum zur längsten Fußgängerzone des Landes ist schnell geschafft. Zum Einkehren am Torvet eignet sich insbesondere das Restaurant Dronning Louise, das auch über einen urigen Pub verfügt. Anschließend geht es in zwölf Minuten mit der Fähre auf die kleine Insel Fanø, bekannt für ihre große Seehundpopulation, ihre beeindruckende maritime Historie und die weiten Strände, die man problemlos, jedoch immer vorsichtig, befahren kann. Beim Öffnen der Türen ist die Windrichtung zu beachten, sonst ist hinterher Sand fegen angesagt, und der ist ganz schön fein.

AUSFLUG

KULINARISCHE UND OPTISCHE ERLEBNISSE

Sie galten zunächst als Gefahr für den natürlichen und sehr empfindlichen Lebensraum Wattenmeer: Pazifische Austern, die sich auf Miesmuschelbänke pfropften und deren Bestand gefährdeten. Doch die Natur hält immer wieder Überraschungen bereit, denn die Miesmuschel schlug zurück und setzt sich nun ihrerseits auf die Eindringlinge. Das Wattenmeerzentrum von Vester Vedsted organisiert hochinteressante Wanderungen ins Watt und zu den Muschelbänken, an denen die Austern abgenommen und – wer mag – verkostet werden können. Ein weiteres Phänomen des dänischen Wattenmeeres ist das der Sort Sol, der schwarzen Sonne. Diese scheint immer dann, wenn sich, vornehmlich im September, Scharen von Singvögeln in den Schilf- und Flachwassergebieten der Region versammeln und unglaubliche Flugmanöver vollführen, die das Licht der Sonne verdunkeln können. Vadehavscentret, Okholmvej 5, Vester Vedsted, 6760 Ribe, www.vadehavscentret.dk, Führungen während des ganzen Jahres

Der Ausflug zu den Austernbänken ist mit einem erholsamen Spaziergang übers Watt verbunden.

Überhaupt der Wind: Der kann sehr kräftig von der Seite blasen, was beim Lenken des Mobils durchaus einen gewissen Kraftaufwand erfordert. Speziell entlang der Westküste, die sich von der Halbinsel Skallingen bis nach Skagen durch einen stetig anwachsenden Dünengürtel auszeichnet, ist immer mit einer starken Brise zu rechnen. Dänemark gebärdet sich hier rau, aber herzlich.

LANDMARKEN IN GRAU UND WEISS

Das besondere Charakteristikum der Küstenroute nordwärts sind die zahlreichen, ehemaligen deutschen Bunkeranlagen, die allen Widrigkeiten und Zerstörungsversuchen trotzen. Schön sind sie nicht, dennoch ein unverrückbarer Teil der jüngeren Geschichte. Entsprechend beschäftigen sich diverse Museen mit den grauen Betonmonstern des Atlantikwalls entlang der Küste. Seit 2017 zeigt das Museum TIRPITZ in Blåvand in beeindruckender Architektur neben Wissenswertem über diese schwierige Epoche auch eine umfangreiche Bernsteinsammlung (www.tirpitz.dk). Der Bunker in Hanstholm (www.museumscenterhanstholm.dk) erlangte Ruhm durch seine Rolle in einem amüsanten Kultfilm der Gaunertruppe »Die Olsenbande«.

Hohe, weiße Leuchttürme bilden in regelmäßigen Abständen die markanten, weithin sichtbaren Seezeichen. Sie sind fast alle begehbar (Blåvandshuk oder Nørre Lyngvig Fyr) und bieten tolle Ausblicke. Rubjerg Knude, der ehedem vom Dünensand gefangen war, steht mittlerweile wieder frei. Leihfahrräder verkürzen den Weg vom Parkplatz zu den Dünen, doch der Wind, gespickt mit feinstem Sand, hält kräftig dagegen. Bovbjerg Fyr bei Ferring tanzt farblich (altrosa) etwas aus der Reihe und liegt hoch oberhalb der hier steil abfallenden Küste. Ein perfekter Rastplatz für das Wohnmobil mit Blick auf den Sonnenuntergang und die Drachenflieger, die den ständigen Aufwind für ihren Sport nutzen. Die wenigen Häfen an der Westküste dominieren teils große, sehr geschäftige Fischereiflotten. Hvide Sande am schmalen, lang gestreckten Dünenstreifen Holmsland Klit liegt am Übergang zum fast lagunenartigen Ringkøbing Fjord. Ganz im Süden kommen Ornithologen im Vogelschutzgebiet Tipperne voll auf ihre Kosten, während gleich nebenan im Bork Vikingehavn Nachbauten von typischen Galeeren der seefahrenden Nordmänner dümpeln. Einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde bekam das etwas versteckt gelegene Feuerwehrmuseum (www.danmarksbrandbiler.dk) von Oksbøl mit seiner umfangreichen Sammlung an historischen Fahrzeugen.

So wie man sich aus heutiger Sicht das dörfliche Leben der Wikinger vorstellt, wird es im Freilichtmuseum Ribes Vikingecenter anschaulich dargestellt und vermittelt.

Auch im Dorf Sønderho auf der Wattenmeerinsel Fanø trifft man auf eine der hervorragend in Stand gehaltenen, teilweise sogar noch funktionsfähigen Windmühlen.

In Thyborøn am westlichen Eingang zum Limfjord, der das jütische Festland von Nordjütland abtrennt, schuf der Fischer Alfred Pedersen etwas sehr Außergewöhnliches: Er verzierte sein Haus im Sneglevej kunstvoll mit Muschelschalen und Schneckenhäusern. Parken ist direkt neben dem Sneglehuset möglich.

GEZEITEN BESTIMMEN DAS LEBEN

Obwohl oder gerade weil das Bauen von Sandburgen an dänischen Gestaden als verpönt gilt, folgt man dem Trend und richtet thematische, internationale Sandskulpturen-Wettbewerbe aus, deren Resultate den ganzen Sommer über in Søndervig oder Løkken bewundert werden können. Aufgrund der geologischen Beschaffenheit der dänischen Nordseeküste – für die Dänen ist die Nordsee eigentlich die Westsee, Vesterhavet – und der großen Mühen, die der Bau eines befestigten Hafens erfordert, behalfen sich die Fischer früher damit, ihre Boote bei Niedrigwasser mittels Seilwinde auf den Strand zu ziehen. Diese traditionelle Technik wird nur noch selten angewendet, sie wird jedoch noch in Nørre Vorupør und an einigen Orten in der Jammerbucht praktiziert, etwa am Slettestrand, in Blokhus oder Løkken. Obwohl es möglich wäre, mit dem Wohnmobil nah an die ihrem Element beraubten Wasserfahrzeuge heranzufahren, sollte man dieses Bild lieber per pedes erkunden, zumal im feinen Nordseesand. Diese etwas nostalgische Atmosphäre ist besonders im Svinkløv-Badehotel zu spüren, einem in Babyblau gestrichenen Gasthaus aus dem Jahr 1925 in den Dünen des gleichnamigen Strandes. Die gewaltigen Kräfte des steten Windes bekamen in den letzten Jahren insbesondere der Leuchtturm Rubjerg Knude zu spüren, der bald über die Klippen abstürzen wird, aber gerettet werden soll. Weiter nördlich kann man auf der größten Wanderdüne Europas, Råbjerg Mile, spazieren, die sich alljährlich mehrere Meter gen Osten bewegt.

KUNST AM KAP

Grenen heißt das dänische Nordkap, der äußerste Punkt Jütlands etwas außerhalb des Künstlerortes Skagen. Nordsee und Ostsee prallen hier ungebremst aufeinander. Mal rau und unerbittlich, mal brav und beschaulich. Aber immer tänzeln weiße Hauben auf den sich treffenden Wellenkämmen. Das Wohnmobil bleibt auf dem Parkplatz vor dem Museum. Wer den Weg gegen den Wind, den erquicklichen Strandspaziergang scheut, nimmt Sandormen, den Wattwurm-Traktor-Shuttle, der für DKK 30 Richtung jütischer Nordspitze schaukelt. Dort gibt es dann Gelegenheit für Selfies und Gruppenfotos mit dem linken Fuß im baltischen und dem rechten Fuß im atlantischen Meer.

AUSFLUG

FUR IST ANDERS

Fünf Minuten dauert die Fährüberfahrt von Branden an der Nordspitze der Halbinsel Salling zum Eiland Fur im Limfjord. Hier gelangt man in eine andere Welt, in eine typisch dänische Beschaulichkeit. Ruhig, vielleicht etwas verschlafen, aber dafür ideal zum Wandern auf einem gut zwölf Kilometer langen Wegenetz. Und zum Entdecken, denn Furs Geologie birgt viele Geheimnisse, wie unschwer an den geschichteten Kieselgurformationen im Norden der Insel und an der Küste zu erkennen ist. Dieses Gestein stammt aus der Frühzeit der Erdgeschichte und birgt manch spannende Fossilien, wie im Inselmuseum zu sehen. Die lebhafte Kunstszene Furs startete vor einigen Jahren das Projekt »Fur-Fiske-Parade«. Die kreativ gestalteten und bemalten Kunststofffische tauchen im Mai an immer anderen Stellen auf, versammeln sich dann in Woche 42 zu einem großen Schwarm auf dem Kirchhof, um für den Winter abzutauchen. Fursund Touristinformation, Stenøre 10, 7884 Fur, www.fursund.dk, Tel. 0045/97 59 30 53

Das besondere Licht von Skagen prädestinierte es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Mekka für Künstler. Einige ihrer Villen sind noch unverändert und geben heute unverfälschten Einblick in das damalige Skagener Leben. Das Kunstmuseum vor Ort (www.skagensmuseum.dk) versammelt viele der eindrucksvollen Gemälde. Den jüngeren Nachwuchs dürfte indes die umfangreiche Teddybärensammlung (www.skagensbamsemuseum.dk) mehr begeistern. Im Fischereihafen mit den charakteristischen, rot-weißen Häusern, auch hier gibt es spezielle Wohnmobilparkplätze, fällt die Wahl schwer zwischen gleich mehreren hochgelobten Fischrestaurants.

Der Fischer Alfred Petersen verzierte zwischen 1935 und 1965 sein Wohnhaus in Thyborøn mit unzähligen Muscheln und maritimen Mustern.

Entlang der Margeritenroute finden sich immer wieder zauberhaft gelegene Unterkunftsmöglichkeiten und Standplätze für Wohnmobilisten.

JÜTLANDS RUHIGE SEITE

Im Gegensatz zur zuweilen unbändigen Westküste zeigen die Gestade an der Ostsee ihre geradezu beruhigend liebliche Seite. Für den Wohnmobilisten bedeutet das weniger Seitenwind, dafür erfordert die Margeritenroute aber mehr Ortsdurchfahrten, mehr Kopfsteinpflaster und die eine oder andere Serpentine. Speziell in der jütländischen Mitte, auf den Höhenzügen zwischen dem Seengebiet um Silkeborg und Skanderborg bis hinauf nach Viborg, muss man einige knifflige Situationen meistern. Dazu zählt die Fahrt durch das ebenso malerische wie höchst unübersichtliche Dörfchen Boes am Mossø westlich von Skanderborg. Der höchste natürliche Punkt Dänemarks, Ejer Bavnehøj mit 170,86 Metern, liegt übrigens ganz in der Nähe, jedoch nicht auf der eigentlichen beschilderten Route.

Aalborg und Århus sind die größten Städte in Jütlands Osten. Das Gräberfeld Lindholm Høje des nördlichen Aalborger Vorortes Nørresundby ist das größte seiner Art in Skandinavien. Über 700 Gräber aus dem Neolithikum, viele davon durch Steine in Form eines Schiffes markiert, verteilen sich im Gras über eine weitläufige Hügelfläche, die frei zugänglich ist und manchmal mit Schafen geteilt werden muss. Sie bietet zudem einen guten Überblick über das Stadtgebiet Aalborgs. Das Parken ist hier noch unproblematisch, im Zentrum der Stadt jedoch eher schwierig. Am besten folgt man der Beschilderung zu den gebührenpflichtigen Parkplätzen und erkundet von dort aus zu Fuß oder mit dem Leihfahrrad Aalborg Bycyklen (mittels Tablet und GPS online bezahlbar) das Zentrum, das in den vergangenen Jahren durch geschickte Baumaßnahmen stark an Attraktivität gewonnen hat, obwohl nur noch recht wenig historische Gebäudesubstanz übrig ist.

Prunkstück ist zweifellos Jens Bangs Stenhus, ein prächtiges und wahrscheinlich das schönste Bürgerhaus der Renaissance im Lande. Unter den kunstvoll verzierten Giebeln befindet sich wie vor 300 Jahren die alte Apotheke, während man in den Katakomben Duus Vinkjælder zu kulinarischen Genüssen bei romantischem Kerzenschein gelockt wird. Am Obels Plads bietet die Mikrobrauerei Søgaard’s (www.soegaardsbryghus.dk) nicht nur einen Blick hinter Brauereikulissen, sondern auch exquisite Biere und gutes Essen. Noch mehr Gerstensaftvariationen kann man auf dem Aalborg Beerwalk verkosten, das Reisemobil sollte aber im Anschluss daran nicht mehr bewegt werden. Den Kümmelschnaps Aquavit, der Aalborg weltweit berühmt gemacht hat, gibt es in den diversen Lokalen an der Jomfru Ane Gade, von deren einstiger Verruchtheit als sündige Hafenmeile nicht mehr viel übrig ist. Moderne Kunst und Architektur spielen in der Stadt traditionell eine große Rolle, sie versteht es aber auch zu feiern, wie der ausgelassene Karneval Ende Mai beweist.

Sandskulpturenwettbewerbe erfreuen sich speziell in den größeren Badeorten an der Küste zunehmender Beliebtheit. Märchen und Werke des großen dänischen Poeten Hans Christian Andersen werden dabei immer wieder gern thematisiert.

Der Strand von Blokhus lässt sich problemlos mit dem Wohnmobil befahren, das Übernachten direkt am Strand ist jedoch untersagt.

Århus, als zweitgrößte Stadt Dänemarks und Europas Kulturhauptstadt 2017 schaffte es, die Bausünden der 1950er- und 60er-Jahre zu beseitigen und angenehme Lebensräume und Geschäftswelten zu gestalten. Bestes Beispiel hierfür ist der Åboulevarden links und rechts des wieder frei plätschernden Flüsschens Århus Å, den mit zahlreichen Shops, Boutiquen, Straßencafés und Restaurants ein geradezu mediterranes Flair umgibt. Das Wohnmobil kann in einer Straße am Botanischen Garten geparkt werden, von dort aus ist der Weg nicht weit bis ins Zentrum. Zuvor jedoch ist der Besuch des örtlichen Freilichtmuseums Den Gamle By (www.dengamleby.dk) ein absolutes Muss. Es nimmt den Besucher mit auf eine Zeitreise durch das ländliche und bürgerliche Dänemark vergangener Jahrhunderte. Ein Höhepunkt sind sicher die neuen Häuser, die die Zeit um 1974 repräsentieren, und so manche, möglicherweise selbst erlebte Erinnerung aufleben lassen.

Eine skurrile Sammlung von Gegenständen aus aller Welt präsentiert Steen in seinem urigen Geschäft in Nederby auf Fur.

Wie eine geöffnete Klappe in der Landschaft erscheint das Moesgaard Museum.

Kuscheltierkunst im Teddybärenmuseum von Skagen.

Das Hier und Jetzt der aktuellen Kunstszene findet sich im neuen ARoS Kunstzentrum (www.aros.dk), das über mehrere Etagen mit spektakulären Ausstellungen und Präsentationen aufwartet, nicht weit davon die Kunsthal Aarhus (www.kunsthalaarhus.dk) mit überwiegend experimenteller Kunst. Rund um die mächtige Kathedrale Århus Domkirke liegen am Store Torv, auf dem häufig geschäftiges Marktgeschehen herrscht, das renommierte Aarhus Teater und das Kvinde Museet (www.kvindemuseet.dk), das sich mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft über die Jahrhunderte auseinandersetzt. Durch den Wald von Marselisborg führt die Margeritenroute an der Küste entlang in südlicher Richtung aus der Stadt heraus. Dort liegt mit dem Moesgaard Museum (www.moesgaardmuseum.dk) ein Ausstellungsbau der Superlative, der ein vermeintlich trockenes Thema wie die Archäologie in eine geniale, faszinierend ausgeklügelte, interaktive Welt des 21. Jahrhunderts hievt. Allein das Äußere des Museums, das optisch zwischen aufbrechender Erdspalte und Raketenabschussrampe liegt, ist mehr als beeindruckend.

DEM BILDERBUCH ENTSPRUNGEN

Dänische Romantik im Sinne des Märchendichters Hans Christian Andersen findet sich jedoch mehr in den kleinen Orten und Dörfern des östlichen Jütland. Leicht schiefe, mancherorts ehrfürchtig geduckte Fachwerkhäuser an mit Kopfstein gepflasterten Gassen bestimmen das Bild. Mariager am gleichnamigen Fjord gehört zweifellos dazu. Die Museumseisenbahn Handest–Mariager nimmt ihren Ausgangspunkt am Hafen, großer Parkplatz, vis-à-vis dem neuen Salzcenter (www.saltcenter.com