Alpengold 229 - Ursula von Esch - E-Book

Alpengold 229 E-Book

Ursula von Esch

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie hat ja recht, die Mutter. Er ist wirklich alt genug zum Heiraten! Andreas Holzer seufzt abgrundtief. Aber wen? Nicht etwa, dass es ihm an "Bräuten" gemangelt hätte - ganz im Gegenteil! Er weiß einfach nicht, welcher der Schönen, mit denen er wechselweise so hingebungsvoll zu flirten versteht, er endgültig sein Herz schenken soll. Eigentlich gefällt es ihm nämlich so ganz gut, sein Liebesleben. Mal teilt er es mit der lustigen Friedel, dann mit der flotten Erika oder der raffinierten Rosalie, und eine jede hat ihre besonderen Reize, an denen sich der Andreas gern erfreut.

Aber reicht irgendetwas davon für eine Ehe?

Die Frage beunruhigt Andreas beträchtlich, und eilig schiebt er sie beiseite. Doch sein Herz kennt die Antwort längst, die sein Verstand nicht wahrhaben will: Es gibt nur eine, mit der es sich zu leben - und zu lieben lohnt!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 109

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Die Bräute des Andreas Holzer

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3685-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Bräute des Andreas Holzer

Wenn einer die Qual der Wahl hat

Von Ursula von Esch

Sie hat ja recht, die Mutter. Er ist wirklich alt genug zum Heiraten! Andreas Holzer seufzt abgrundtief. Aber wen? Nicht etwa, dass es ihm an »Bräuten« gemangelt hätte – ganz im Gegenteil! Er weiß einfach nicht, welcher der Schönen, mit denen er wechselweise so hingebungsvoll zu flirten versteht, er endgültig sein Herz schenken soll. Eigentlich gefällt es ihm nämlich so ganz gut, sein Liebesleben. Mal teilt er es mit der lustigen Friedel, dann mit der flotten Erika oder der raffinierten Rosalie, und eine jede hat ihre besonderen Reize, an denen sich der Andreas gern erfreut.

Aber reicht irgendetwas davon für eine Ehe?

Die Frage beunruhigt Andreas beträchtlich, und eilig schiebt er sie beiseite. Doch sein Herz kennt die Antwort längst, die sein Verstand nicht wahrhaben will: Es gibt nur eine, mit der es sich zu leben – und zu lieben lohnt!

Gertraud Holzer, Bäuerin auf dem Buchenhof, stand am Fenster und schaute nachdenklich hinaus in den Garten.

Wieder einmal wurde es Frühling. Die Knospen an Büschen und Bäumen waren bereits dick und saftig, und zwischen dem braunen Gras des Vorjahres spitzte schon frisches Grün hervor. Unter den noch kahlen Fliederbüschen hatte sie bereits die ersten Schneeglöckerl entdeckt. Die Amseln probten schon eifrig ihr Hochzeitslied, und die Stare hüpften gleichfalls hochzeitlich angetan auf dem Boden umher und suchten zwischen den trockenen Blättern des vergangenen Jahres nach Würmern und Käfern. Die Sonnenstrahlen wärmten schon ein bisserl, und der Himmel war von jenem silbrigen Blau, wie es nur der Frühlingshimmel im Alpenvorland hat.

Unwillkürlich seufzte die Gertraud. Sie war eine stattliche Frau von Anfang fünfzig, in deren dickes, braunes Haar sich nur wenig Grau mischte und deren Gesicht mit den frischen Farben noch kaum Falten zeigte. Ja, man sah ihr an, dass sie einmal die Dorfschönheit gewesen war. Eine Tatsache, die ihr damals die Liebe des reichsten Bauern in der Gegend eingetragen hatte und dies, obwohl sie selbst von einem vergleichsweise kleinen Anwesen stammte.

»Das geht garantiert schief!«, hatten die Neider mehr laut als leise geflüstert. Aber es war nicht schiefgegangen. Obgleich der Hannes Holzer viel älter war als sie, hatten sie gut zusammengelebt und waren mit ihrem Buben, dem Andreas, sehr glücklich gewesen.

Im Winter, vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren, hatte der Tod dem Hannes aufgelauert. Hinter einer Ladung Baumstämme hatte er sich verborgen gehabt. Niemand hatte verstanden, wieso die plötzlich ins Rollen gekommen waren. Man hatte sie doch ordnungsgemäß verankert.

Sie hatten den Hannes unter sich begraben, und als die Holzknechte die Stämme endlich weggeräumt hatten, da war der Hannes schon tot gewesen.

Eine schwere Zeit war für die junge Witwe und ihren Buben angebrochen. Nicht zuletzt, weil wieder alle im Dorf den Untergang des alten Buchenhofes prophezeit hatten und auf hinterhältige Art versuchten, das Ihrige dazu zu tun.

Aber die Gertraud Holzer war nicht nur bildhübsch, sie war auch gescheit und tüchtig, und zudem hatte der Herrgott sie mit einer gesunden Menschenkenntnis beschenkt. Eine seltene Gabe, besonders bei einer einsamen, jungen Frau.

Die Mannsbilder, die ihr den Hof machten, und das waren nicht wenige gewesen, hatte sie einen um den anderen freundlich, aber bestimmt abgewiesen. Sie hatte nicht eben viel von Männern gehalten. Auch der Hannes selig war, das hatte sie einmal in der Beichte dem Herrn Pfarrer anvertraut, ein eher schwacher Mensch gewesen, leicht zu beeinflussen und schwer zu einem Entschluss zu bewegen.

Und außerdem war erst die Geschichte mit ihrer Schulfreundin Gisela passiert …

Nach dem Tod vom Hannes war die zu ihr auf den Hof gekommen und hatte sich, dumm und unerfahren, in den reichen Viehhändler Jakob Zimmermann verliebt. Und er sich in sie – das hübsche, fröhliche Madl aus der Stadt. Aber als sie dann schwanger geworden war, hatte er von nix mehr wissen wollen. Von Heirat wäre niemals die Rede gewesen! Und sie sollte nur ja nicht denken, er wär so dumm, dass er sich mit einem Kind erpressen ließ. Er nicht! Und noch ehe das Kindl das Licht der Welt erblickt hatte, hatte er die Tochter vom Ochsenwirt mitsamt ihrem schönen Gasthof geheiratet.

Da hatte die Gisela nichts mehr zu melden gehabt, und sie wollte es auch gar nicht mehr!

Freilich, ins Dorf war sie nie wieder zurückgekehrt. Und das hatte die Gertraud dem Zimmermann-Jakob am meisten übel genommen, denn die Freundin, mit der sie sich so gut verstanden hatte, war ihr nach dem Tod vom Hannes eine große Hilfe gewesen. Von nun an hatte sie zu jedem Treffen in die Stadt fahren müssen, wo die Gisela als Lehrerin in einer Haushaltsschule gearbeitet hatte.

Sie hatten beide nicht geheiratet. Gertraud nicht, weil sie ihr eigener Herr sein wollte und den Verdacht nicht loswurde, dass man mehr auf den Hof als ihr in die nussbraunen Augen schaute, wenn man um sie warb. Und schließlich war der Anderl da gewesen und hatte dafür gesorgt, dass sie sich nicht langweilte – so voller Streiche, wie der Bub steckte!

Die Bäuerin seufzte und schob mit der Hand den Vorhang beiseite, um besser sehen zu können. Schönes, schweres, handgewebtes Leinen mit einer handgeklöppelten Spitze eingefasst. Ja, kostbar und prächtig war die Ausstattung des Buchenhofes, der seit über dreihundert Jahren in Familienbesitz war.

Doch daran dachte die Gertraud im Augenblick nicht, als ein Lächeln auf ihrem Gesicht lag.

Draußen, im Geflügelgehege, fütterte die Trudi das Federvieh.

Trudi, die Tochter von der Gisela und diesem Halunken, war ihr Patenkind und ihr ans Herz gewachsen wie eine eigene Tochter. Vierundzwanzig war das Mädel heut – und eine Freud zum Anschauen: schlank und an den passenden Stellen wohlgerundet, mit himmelblauen Augen – blau wie ein Föhnhimmel über den Bergen! – einem frischen, roten Mund voll gesunder, weißer Zähne und dickem, dunkelblondem Haar, das sie in einem Zopf trug, der ihr über den Rücken hing. Dazu war sie lieb und lustig, tüchtig und fleißig.

Und dumm war sie auch nicht! Nein, sie fiel nicht wie ihre arme Mama auf den erstbesten Halunken rein, sondern sie sparte sich ihr Herz auf.

Gertraud ahnte recht wohl, für wen, aber der …

Ach, waren die Mannsbilder dumm und blind! Kein Wunder, dass sie selber nicht noch mal geheiratet hatte und dass damals auch die Gisela die Nase voll gehabt hatte. Obwohl es bei ihr ja anders gegangen war. Sie war schwer krank geworden, und als sie auf dem Sterbebett gelegen hatte, da hatte sie die Gertraud rufen lassen. In die Hand hatte die ihr damals versprochen, die Trudi zu sich zu nehmen und für sie zu sorgen.

»… und aufpassen tust du, dass es ihr net so geht wie mir«, hatte die Kranke geflüstert, und die Gertraud, mit Tränen in Augen und Stimme, hatte es ihr hoch und heilig versprochen, sodass Gisela ganz beruhigt eingeschlafen war.

Und sie hatte ihr Versprechen gehalten, die Gertraud Holzer.

Trudi war bei der Tante glücklich und zufrieden aufgewachsen, und es hatte ihr an nichts gefehlt. Sogar eine prächtige Aussteuer wartete in schönen, alten Truhen und Kästen nur darauf, dass sie heiratete. Aber da tat sich nix – trotz der vielen Verehrer, die sich um sie bemühten.

Und beim Anderl, dem Sohn und Erben des Buchenhofes, tat sich auch nix in der Richtung. Dabei wurde der demnächst schon dreißig. Da wäre es wirklich allerhöchste Zeit!

Das Lächeln erstarb auf dem schönen Gesicht der Bäuerin, als sie an ihren Sohn dachte. Dreißig Jahr und nix im Kopf als Unsinn!

Nein, das stimmte nicht, das war ungerecht. Anderl war ein tüchtiger Bauer, fleißig, gewissenhaft und zuverlässig. Nur in seinem Privatleben – da ging es drüber und drunter.

Meistens hatte er mehrere Freundinnen gleichzeitig, weil er sich nicht entscheiden konnte. Und garantiert war nie eine drunter, die auf den Hof gepasst hätte. Nicht, dass das heutzutage so einfach gewesen wäre! Der Bauernberuf war trotz all der maschinellen Erleichterungen immer noch schwer. Und im Oberland, wo man hauptsächlich Grünland und Weidewirtschaft betrieb, hatte die Arbeitswoche sieben Tage. Aber als Bäuerin auf einem Hof wie dem Buchenhof musste man sich trotzdem nicht krumm arbeiten. Da hatte man genug Hilfen, und der Maschinenpark war immer auf dem neuesten Stand.

Aber Anderl waren die Bauerntöchter zumeist nicht fesch genug und zu langweilig obendrein.

Vielleicht, wenn er selbst nicht gar so gut aussehen tät, dachte seine Mutter mit heimlichem Stolz, denn laut sagte sie immer nur, dass sein Aussehen für ihn nur Schaden brächte. Aber er sah nun mal sehr gut aus: groß, schlank, dunkel, braun gebrannt, mit dichtem, dunkelblondem Haar und braunen, lustigen Augen. Da warf sich jedes Dirndl in Positur, wenn er vorüberging und ihr ein Lächeln oder Blinzeln schickte. Charme hatte er, lustig war er! Die Bäuerin gestand sich ein, dass sie als junges Ding sich wohl auch in ihn verschaut hätte – nicht anders als die übrigen Mädchen.

Nicht anders als die Trudi.

Aber die sah er gar nicht. Die war nur seine kleine Schwester! Und dabei tät sie so gut passen!

Das fand die Gertraud jedenfalls. Doch sie hütete sich, beim Anderl oder der Trudi eine entsprechende Bemerkung zu machen. Das hätte nur den Widerspruchsgeist der jungen Leute gereizt. Lieber so tun, als merkte man nichts und vielleicht im Hintergrund ein bisserl nachhelfen.

»Servus, Mam! Ich fahr jetzt!« Anderl steckte den Kopf zur Tür herein und zog ihn blitzartig zurück, damit seine Mutter ihm nicht noch was auftragen konnte.

Doch Gertraud kannte ihn, und so war er nicht schnell genug.

»Halt! Wohin gehst du?«

»Mam! Das weißt du doch!«

»Nix weiß ich. Oder ich hab’s vergessen – über wichtigere Dinge. Wo bist du, und wann kommst du wieder? Du weißt, die Bless kalbt in der nächsten Zeit.«

»Ich hab’s dem Tierarzt schon gesagt. Und die Trudi ist ja auch da!«

»Stimmt! Aber es tät sich gehören, dass der Bauer auf dem Hof ist, wenn …«

»Mam! Sei net so altmodisch!«

»Ich und altmodisch«, murmelte Gertraud ärgerlich. »Da hätt ich dich anders erzogen.«

Jetzt kam Anderl ganz herein, lachte sie mit seinen blitzenden Zähnen an, küsste sie herzhaft auf beide Wangen und meinte: »Hast recht, Mutterl, aber jetzt ist es zu spät!«

»Das meinst du!« Gertraud bemühte sich vergeblich, ernst zu bleiben. »Jetzt verrat mir schon, wo du hingehst. Ich mach mir halt Sorgen!«

»Das brauchst du net, Mama!«

»Und ob ich das brauch! Du und deine Weibergeschichten! Wenn doch wenigstens eine drunter wär’, die auf den Hof passen tät!«

Anderl verdrehte die Augen und tat einen abgrundtiefen Seufzer. Jetzt fing sie wieder mit der alten Litanei an!

»Du bist schon dreißig, Anderl!«, mahnte Gertraud bekümmert. »Und ich bin schon fünfundfünfzig!«

»Das ist doch kein Alter!«, rief er, packte sie um die noch immer schlanke Taille und schwenkte sie durch die Luft. »Du verdrehst heut noch jedem Mannsbild den Kopf – wenn du nur magst!«

»Erstens mag ich net«, erwiderte Gertraud und machte sich ungeduldig aus seinem Griff frei, »und zweitens …«

Sie brach ab. Nein, von der Trudi sprach sie lieber nicht, das würde ihn nur störrisch machen.

»Und zweitens?«, wollte Anderl jetzt wissen.

»Das geht dich nix an!«, sagte sie. »Und im Übrigen tust du ja doch, was du magst, und kümmerst dich net um mich oder sonst jemanden.«

»Mama, morgen reden wir drüber, ja? Jetzt muss ich weiter!«

»Und wohin pressiert es so?«

»Ach, du weißt schon. Die Friedel Eigner, die Lehrerin, die hat gesagt, dass drunten in der Stadt so ein guter Film läuft …«

»Lehrerin!«, sagte Gertraud und legte alle nur mögliche Verachtung in ihren Ton.

»Na und? Deine beste Freundin, die Gisela, war auch eine Lehrerin!«, verteidigte Anderl seinen momentanen Schwarm.

»Haushaltslehrerin. Das ist was Vernünftiges. Das kann man auch auf einem Hof brauchen. Und überdies war nie die Rede davon, dass sie auf einen Hof heiraten wollt.«

»Wer wollte net auf einen Hof heiraten?« Die Trudi kam zur Tür herein, sie hatte gerade noch die letzten Worte gehört.

»Deine Mutter«, erwiderte Anderl und betrachtete seine Pflegeschwester wohlgefällig.

»Ach, die arme Mama«, meinte Trudi traurig, und Anderl erntete einen ärgerlichen Blick der Mutter, dass er an diese alte Wunde gerührt hatte.

Aber er wusste, das Madl abzulenken. Er ging zu Trudi hin und legte den Arm um sie.

»Fesch ist sie, unsere Trudi!«, sagte er im liebevollen Ton eines großen Bruders. »Kein Wunder, dass ich mich so hart tu, eine passende Frau zu finden, wo ich so eine hübsche kleine Schwester hab. Die sticht doch eine jede aus, gell, Mama?«

»Da bin ich ausnahmsweise einmal deiner Meinung«, erwiderte Gertraud sachlich.

Trudi sagte nix, sie war ganz rot geworden und wurde noch ein bisserl röter, als Anderl ihr nun auch noch einen brüderlichen Schmatz auf die Wange und einen ebensolchen Klaps auf ihr appetitliches, in ganz knappen Jeans steckendes Hinterteil gab.