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Ein alter kranker Mann humpelt an den Strand. Mit einem alten Klappstuhl und einer Kühlbox, gefüllt mit Bier, ließ er sich dort nieder. Es war ein einsamer und abgelegener Strand, wo sich normalerweise kein Mensch sehen lässt. Der alte Mann kam schon jahrelang hierher, weil es so schön einsam war. Plötzlich und unerwartet tauchten zwei junge bildhübsche Mädchen auf, die an dieser Stelle zu Fuß, den Fluss überqueren wollten, weil sie auf der anderen Seite, etwas vorhatten. Die Mädels hatten keine Ahnung von Ebbe und Flut, und wollten unbedingt auf die andere Flussseite. Der alte Mann warnte sie und machte sie auf die Gefahr aufmerksam, dass die Flut sie mit hinaus auf die See ziehen könnte. Als sie das nicht so recht akzeptieren wollte, erzählte er ihnen auch, dass es im Wasser Blutegel gäbe, was die beiden Mädchen erschauern ließ. So kam man ins Gespräch und der alte Mann teilte den beiden jungen Frauen ein trauriges Geheimnis mit. Er tat ihnen deswegen leid und sie wollten diese Lücke in seinem Leben schließen. Beide bescherten ihm einen wunderschönen Nachmittag, den er für immer in Erinnerung behalten sollte.
Welches Geheimnis er den beiden Mädchen mitteilte, wie sie damit umgingen, und welche Lücke sie in seinem Leben schließen wollten, das können sie hier selbst erlesen.
Viel Spaß beim Lesen
Anne Simon.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Der alte Mann humpelte auf seinen stark arthritischen Knien und machte langsame Fortschritte im Strandsand, der unter ihm nachgab und ihn bei jedem schmerzhaften Schritt, bis zu den Knöcheln in den Sand einsinken ließ.
In der einen Hand trug er eine kleine Kühlbox und in der anderen Hand, einen dieser billigen alten Gartenstühle aus Aluminium mit Plastikriemen, denen man ihr Alter ansehen kann.
Er ging auf den braunen Draht- und Holzzaun zu, der als Windschutz und Fangzaun für die wehenden Sandkörner diente.
Ein ziemlicher Haufen wurde aufgetrieben und beschwerte den Zaun, der ihn nach Norden umkippte.
Irgendwo kletterte er über einen aufgewehten Sandhügel. Damit er über den umgefallenen Zaun kam.
Er fand seine normale Position in der Nähe des Windschutzes, dieser Platz gab ihm aber einen Blick auf beide Seiten des kleinen, erodierten Strandes an einer Flusseinmündung, wo der Fluss ins Meer mündete.
Der humpelnde alte Mann baute seinen Stuhl auf und stellte die Kühlbox auf die schattige Seite des aufgehäuften Sandes, wo sie länger kalt bleiben sollte, aber immer noch in seiner Reichweite war.
Der Mann hatte ein wenig Mühe, sich in den Gartenstuhl zu setzen, aber sobald er sich niedergelassen hatte, streckte er seine Beine nach vorne weit aus und begrüßte die Linderung des Schmerzes in seinen Knie.
Er zögerte noch etwas, die Kühlbox zu öffnen, und wartete lieben noch einen Moment länger darauf, das erste Bier des Tages zu genießen.
In seinem Alter und mit seinem niedrigen Festeinkommen, er war längst Rentner, zählte die Vorfreude mehr, als der eigentliche Zweck.
Insgeheim schimpfte er immer über die Politiker, die sich dafür einsetzten, den Rentnern immer mehr wegzunehmen.
Was hatte er als Chef einer Firma doch immer für eine hohe Rente einbezahlt, was jetzt dem Gehalt der Politiker zugutekommt, denn daran wird nicht gekürzt, im Gegenteil.
Aber was soll es, jammern, nütz nichts, dachte er und fügte sich.
Immer wieder schaute er begehrlich zur Kühlbox, bis er sich dann doch entschloss, sich das erste Bier des Tages zu gönnen.
Er öffnete die Box, griff schnell hinein und verschloss die Box wieder ganz schnell, damit keine Kühle verloren gehen sollte.
Genussvoll sah er die Flasche an, als sich dicke Schwitzperlen an der Außenseite bildeten und langsam daran herunterliefen.
So mochte er das Bier, eiskalt.
Als er die Schraubkappe entfernte, zischte es richtig, was ihn zum Lächeln brachte.
Er wollte mit diesem Schluck sich etwas gönnen und sich von seinen anhaltenden Schmerzen, wenigstens für die Zeit des Trinkens, vorübergehend verabschieden.
Der Mann wollte gerade seinem Durst und seiner Versuchung nachgeben, als zwei junge Mädchen, vielleicht achtzehn, neunzehn, oder so, um die Windschneise herumkamen und ihn durch ihre Anwesenheit erschreckten.
Auch sie schienen auch überrascht zu sein, ihn dort zu sehen, da nur wenige Leute von der Insel, jemals so weit von der Stadt weggingen, wo es doch auch in der Nähe schöne Strände gab.
Sie waren aber nicht so abgelegen.
Der alte Mann hatte die letzten dreißig Jahre allein dort in der Nähe in einem Haus verbracht und war nur ein- oder zweimal im Monat, in die Stadt gefahren, um seinen Briefkasten zu überprüfen, Bankgeschäfte zu erledigen und frische Vorräte für sich zu einzukaufen.
Ab und zu kehrte er dann auch einmal in das Gasthaus ein, um dort eins oder zwei Bier zu trinken, frisch gezapft.
Das tat er nur, um die neusten Nachrichten zu erfahren, denn eine Zeitung, die bekam er soweit da draußen, nicht zugestellt.
In durchschnittlichen Jahren kamen ihm vielleicht nur bis zu dreißig Leute hier am Strand über den Weg, und so begrüßte er die ungewöhnliche Abwechslung in seinem normalen Tagesablauf.
„Wo geht ihr hin, Mädels, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich euch einmal danach frage, denn es interessiert mich?“
Er sprach, bevor er wirklich darüber nachdenken konnte, ob er sie eventuell durch sein Dasein erschreckt haben könnte, indem er da war, obwohl sie nicht erwartet hatten, jemanden hier in dieser Einsamkeit zu finden.
Die beiden Mädchen starrten ihn nur etwas entgeistert an, und dann kicherten sie und steckten ihre Köpfe zusammen, wie die Hühner.
Das größere und dünnere Mädchen von beiden, sie schob die kleinere Brünette, dem alten Mann entgegen, und sie konnte sich, durch den überraschenden Schwung, den ihr der unerwartete Stoß gegeben hatte, nicht rechtzeitig stoppen, bevor sie gegen den alten Mann prallte.
Sie drehte sich zu ihrer Freundin um, zischte sie giftig an und bat sie, bitte doch wenigstens einmal vernünftig zu sein.
Sie hätte über den alten Mann fallen, und sich oder ihn, dabei verletzen können.
„Wir haben nur geschaut, ob wir vielleicht hier durch den Fluss waten könnten, um drüben auf der anderen Seite, zum Festland zu gelangen.“
Die Kleinere, die fast über ihn gefallen war, sie sagte es zu ihm, mehr als Entschuldigung.
Als sie das gesagt hatte, schauten die drei auf den Fluss, der sich langsam entleerte, denn es war gerade Ebbe.
Es war nicht gerade beeindruckend, die Strömung und die Rückspülung, aber es war bekannt, dass Menschen bei einer solchen Überfahrt, ihr Leben verloren hatten, denn das Wasser konnte tückisch sein und es gab viele Untiefen.
Konventionelle Weisheiten auf der Insel besagten, dass es nie mit weniger als vier Personen versucht werden sollte, zu Fuß durch den Fluss zu waten.
Und dann auch nur dann, wenn sie genügend Sicherungsseile dabeihatten und es bei Ebbe taten, nie bei einlaufender Strömung, denn der Wasserspiegel stieg schnell.
Wenn die Flut kam, und da war, dann musste man etwas mehr, als zwei Stunden warten, bis wieder Ebbe war, und diese Zeit wollten die Mädchen nicht aufbringen.
Der Zyklus dauerte immer vier Stunden.
Der alte Mann sah sich das Wasser an und dann die Mädchen, bevor er sagte:
„Ich würde es nicht raten, jetzt rüber zu gehen, es könnte ziemlich gefährlich sein.“
„Wenn ihr etwa vierhundert Meter bis zur Sandbank hinausschwimmt, könntet ihr es von dort aus wahrscheinlich gut durchwaten und dann so ans andere Ufer gelangen, aber bis dorthin, ist es lebensgefährlich.“