an den hunden erkennst du die zeiten - Christoph W. Bauer - E-Book

an den hunden erkennst du die zeiten E-Book

Christoph W. Bauer

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Beschreibung

"uns nannten sie auch mal zukunft". Das Leben wütet in uns. Pausenlos und atemlos macht der Lauf der Dinge, was er eben macht: Er läuft. Und wir? Eilen, schnauben, jagen hinterher. Dichten uns Geschichten an. Aber hat die Zukunft überhaupt ein Wort über uns zu verlieren? Wo die Zeitachse rechts immer kürzer wird, stürzt sich die Vergangenheit auf uns mit Gebell. Erinnerungsströme ergießen sich, und was wir im Laufe des Daseins sammeln, drückt uns irgendwann im Schuh. Da bleibt doch nur: entwurzeln! Leinen los und hinaus! An Flüsse, auf offene See: Dort hat man nichts verloren und ist doch viel zu finden. Überhaupt: Was sich da im Wasser spiegelt und was uns selbst zu schäumenden Wellen werden lässt! Gehen, gehen, gehen, um aus sich herausgeworfen zu werden. Aber du ahnst es: Wohin auch immer du dich verabschiedest in vermeintlicher Freude, du läufst in Spurrinnen. Der Dichter kommt uns auf die Schliche. Von Fußstapfen und Hundeleben, Spinnenblut und Frömmigkeit, faulem Zauber und Odysseen, von der Sehnsucht nach und der Furcht vor sprachlosen Momenten: Christoph W. Bauer setzt zu Zeit- und Raumsprüngen an, wittert und nimmt Fährte auf, sucht das Weite und die Zerstreuung. Macht sich ein Bild, liest in den Geschichten, die auf der Straße liegen, und findet mit Sätzen Schlupflöcher aus der Enge. Genussvoll gibt er sich den Widersprüchen hin. Enthüllt das alles mit Worten, trägt es mit Humor und fasst es in widerständige und schelmische Verse.

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christoph w. bauer

an den hundenerkennst du die zeiten

gedichte

Inhalt

cave canem

schluss mon frere das ist ein anfang

allemal ich habe keine ahnung aber davon viel

da ist zu viel zwang in den zeichen zu viel

wenn der verkehrslärm

ich weiß noch wie wir insekten quälten

irgendwann fing ich an zu laufen

schau an ich ist kein anderer

sie sagen sie haben alles

klagenfurt mal wieder ich suche

in einem kaffeehaus

vorhin noch im dorf beim greißler

sternhof sternbach die trabanten am himmel

und glich ihm auf den gang der alte

mir graut nicht vor vielem aber vor dir

der gute mensch von nebenan

erwachte in den armen einer tätowierten frau

nun wintert es wieder in meinem innstraßenland

wie aufhören und wo oft ging er

en passant von der ihle an die ihme

roldán orlando errolan

makellos die zähne in aller munde

was mich in frage stellt

achtzehn grad im durchschnitt

heruntergewinkt

augen und wohin bloß

gesehen zuletzt in der blumenauer straße

linden das klang nach

aufgeschrieben in den archiven

sich selbst genug an der seite des luden

leineabwärts jeder tag ist durchwachsen

über caesarea nach tanzenberg in die wachau

an caesarea vorbei zum x-ten mal wird dir klar

so lauf ich mir durchs ohr in deinem

das entkernte ist leblos wie marillenkompott

vuattanes vuattanes

ein silbernes wellenband steht mir vor

wo ist er geblieben der antrieb

in diesen breiten wurde eingequellt

mit blick auf den kanal

ein tosen und krachen entwurzelte

in der zeit die uns folgen wird

in den ursprung zurück in einen lichtbeheizten

auslösen kann das wasser

wattenbach wo ist er geblieben

niemandsmorgen

thalatta thalatta und das salz auf deiner haut

vela dabat ventis und wieder hinaus

seltsame archaik beim blick aus dem fenster

das dunkle die fragen die umrisse

unterm haar eingelagert hinter den augen

manchmal reicht ein sprung über den zaun

nix iactet et iactam ne sol pluviaeque kurzum

gedanken hecheln heran im gekläff

vom rand aus betrachtet ist jeder tag eine negierung

niemand zu heißen ist mehr als eine metapher

atemlos hinter sträuchern

auf grauer straßen rand

die mit ins hemd gebügelter hingabe

sozi-rot ist der wirtschaft tod

in zweierreihe gänsemarsch

hiesige gab es die entzogen sich

atemlos hinter sträuchern

stimmt schon auch uns nannten sie zukunft

dreh und wend es wie du willst

nichts läuft dir davon nicht einmal die zeit

jetzt lach doch du ich mach keine witze

da stehen wir nun in dünner haut

lauf hund

diese straßen hinab sie führen mich

so pfeift mich aus was mich gängelt

fraglos fragwürdiges

fremd ist nur ein wort

gut gemeint schnauft nächtliches gelächter

wer wrackt mich ab was frackt mich ein

was ich nicht zuordnen kann

cave canem

schluss mon frere das ist ein anfang

was ich gestern dachte zählt heute

nicht mehr hättest mich warnen können

nie ist alles gesagt bei all den geistigen pleiten

haben das sagen jedoch andere übernommen

bleibt nur der ärger die sind vom fach

experten für alles in lärmigen zeiten

in ihren reden die sie übers land kippen

siegesgewiss wie meisterlich changierend

zwischen kälte und schmalz zaubern sie

aus jedem minus ein vermeintliches plus

daher zieh ich wieder los ganz nullenhaft

wer mit mir rechnet hat nichts gewonnen

aber es gibt nichts was mich halten kann

ich bin und bleibe bloß ein geselle also

einmal noch auf die walz und dann schluss

allemal ich habe keine ahnung aber davon viel

und verstricke mich schon mal in widersprüchen

im nonsens noch lieber was mir immer missfiel

dieses betuliche kreisen über allerweltsgerüchen

die nase gerümpft den kleinen finger abgespreizt

um die beschaffenheit einer klobrille zu behadern

und stimmt schon die gehörte so richtig abgebeizt

darüber lässt sich eitel und professoral salbadern

noch weit eitler professoraler selbstredend dichten

indes manchen die gülle übern scheitel schwappt

die auf der straße mit ihren hunden die näpfe teilen

und wie diese im gebüsch ihr geschäft verrichten

sind andere in die falle des eigendünkels getappt

in der sie wochenlang blasiert an ihren versen feilen

da ist zu viel zwang in den zeichen zu viel

künstlichkeit im ausdruck eine kapitulation

vor der außenwelt im paarlauf mit einem

rückzug ins ich in galerien konzertsälen

und gedichten lehnen pförtner in den türen

mit erklärungsmustern aus zweiter hand

in den räumen ein schweigen als wäre

alles zu ende erzählt die magie dieser riss

zwischen welt und ihrer benennung die

beschwörungsformeln die jedem können

vorausgingen ein brevier für altvordere

die sich weigern aufs trittbrett zu steigen

auf dem alle kunst nichts anderes ist als

ein treppenwitz für eingeweihte die schon

nach wenigen stufen vergessen haben

warum und worüber sie so tüchtig lachten

wenn der verkehrslärm

durch mich stürzt und

mich mitreißt ein stück

komme ich in einen park dort

sitzen rauchende mütter am rand

der sandkisten und träumen

ihre kinder in die wiege zurück

im schatten der büsche

kauern schon die ersatzmänner

der gestrigen dealer

das ist alles recht dünn

aber die tage sind fett und

bald auch die kinder ihr futter