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Wie sicher ist das Insel-Idyll wirklich?
Der fesselnde zweite Teil der Nordseekrimi-Reihe
Trotz ihrer Suspendierung wird Zielfahnderin Kari Lürsen von ihrem früheren Vorgesetzten gebeten, auf Föhr einen heiklen Auftrag zu übernehmen. In einem Safehouse auf der Insel soll sie gemeinsam mit einer anderen Beamtin für die Sicherheit einer Kronzeugin und deren Tochter sorgen. Doch dann droht der Auftrag außer Kontrolle zu geraten und schnell ist klar: es muss einen Maulwurf im BKA geben. Oder weiß die Zeugin vielleicht mehr als sie zugibt? Das Netz der Lügen verdichtet sich immer weiter und plötzlich geraten Kari und ihre Kollegin selbst in tödliche Gefahr. Finden sie die Wahrheit heraus, bevor es weitere Opfer gibt?
Weitere Titel dieser Reihe
Tod auf Föhr (ISBN: 9783987780677)
Erste Leser:innenstimmen
„Auch dieser Nordseekrimi ist unglaublich spannend und hat mich von Anfang bis Ende gefesselt!“
„Der Kampf gegen die Zeit und die Ungewissheit darüber, wer auf welcher Seite steht, macht den Krimi zu einem nervenaufreibenden Lesevergnügen.“
„Die Beschreibung der Insel Föhr und ihrer Bewohner verleiht dem Krimi eine authentische und atmosphärische Note.“
„Hochgehaltene Spannung, unerwartete Wendungen – ein echter Pageturner!“
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Seitenzahl: 361
Trotz ihrer Suspendierung wird Zielfahnderin Kari Lürsen von ihrem früheren Vorgesetzten gebeten, auf Föhr einen heiklen Auftrag zu übernehmen. In einem Safehouse auf der Insel soll sie gemeinsam mit einer anderen Beamtin für die Sicherheit einer Kronzeugin und deren Tochter sorgen. Doch dann droht der Auftrag außer Kontrolle zu geraten und schnell ist klar: es muss einen Maulwurf im BKA geben. Oder weiß die Zeugin vielleicht mehr als sie zugibt? Das Netz der Lügen verdichtet sich immer weiter und plötzlich geraten Kari und ihre Kollegin selbst in tödliche Gefahr. Finden sie die Wahrheit heraus, bevor es weitere Opfer gibt?
Erstausgabe Juli 2023
Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98778-068-4 Hörbuch-ISBN: 978-3-98778-070-7 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98778-182-7
Covergestaltung: Anne Gebhardt unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com: © Marco2811, © Nordreisender, © ValentinValkov shutterstock.com: © Resul Muslu, © Peangdao, © ShutterProductions Lektorat: Mona Dertinger
E-Book-Version 27.03.2024, 12:09:57.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Wie sicher ist das Insel-Idyll wirklich?Die Fortsetzung des fesselnden Nordseekrimis
Kari Lürsen stand am Hafen von Wyk auf Föhr und blickte der Fähre entgegen, die sich aus Richtung Dagebüll näherte. Sie wurde schnell größer. Es war der zweite Montag im Mai, der dieses Jahr angenehm mild begonnen hatte. Innerhalb der letzten Woche war es spürbar wärmer geworden. Der Tag heute war dazu geeignet, Pullover gegen T-Shirts auszutauschen. Entsprechend bunt war das Bild, das sich ihr bot. Das Summen der Stimmen derjenigen, die am Anleger warteten, lag in der Luft. Die Stadt vibrierte, die Touristensaison hatte schon vor einiger Zeit begonnen. Sie brachte, wie jedes Jahr, Menschenmassen und Trubel auf die Insel. Die Fähre hatte den Hafen jetzt fast erreicht und stampfte auf den letzten Metern durch die schaumgekrönten Wellen. Die Menge vor Kari geriet in Bewegung, hin zu dem blauen Bogen, auf dem Auf Wiedersehen auf Föhr zu lesen stand. Kari schaute über das graue Wasser zum Horizont und atmete tief die salzige Luft ein. An diesem Abend würde sie zurück sein in Berlin. Nach etlichen Wochen, die sie seit Februar hier auf der Insel verbracht hatte. Gewartet hatte, zu erfahren, wie es beruflich mit ihr weitergehen würde. Konnte sie wieder in ihren alten Job beim BKA einsteigen? Oder musste sie sich darauf vorbereiten, in den kommenden Wochen und Monaten im Innendienst zu schmoren? War sie gar gänzlich gefeuert? Das Tuten der Fähre riss sie aus ihren Überlegungen. Das Schiff legte an. Kari beugte sich nach unten und hob ihre Reisetasche an. Im selben Moment vibrierte das Handy in ihrer Jackentasche. Sie nahm das Gespräch an, ohne auf die Anruferkennung zu achten. Als sie die Stimme ihres Vorgesetzten hörte, strafften sich ihre Schultern automatisch.
»Kari? Bist du noch auf Föhr?«, wollte er wissen, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
Nicht mehr lange, dachte sie, bejahte aber.
»Ich brauche deine Hilfe.« Er klang auf die übliche Weise sachlich, gleichzeitig hörte sie etwas anderes heraus, das nicht zu ihm passte und das sie nicht einordnen konnte.
»Du hast mich suspendiert«, erinnerte sie ihn bitter.
»Jetzt gebe ich dir die Chance, zurückzukommen.«
Hatte sie sich verhört? Hatte er das eben wirklich gesagt?
An der Fähre herrschte emsiges Treiben. Die ersten PKW rollten heraus, gleichzeitig strebten vereinzelte Passagiere eilig der Bushaltestelle oder dem Taxistand zu, sofern sie nicht abgeholt wurden.
»Worum geht es?« Sein Anruf machte sie mehr als neugierig.
»Wir haben ein Schutzhaus auf der Insel.« Jo Weinheimers Stimme wurde tiefer.
Die Information kam überraschend für sie. Aber das war ja immer so. Wer nicht direkt involviert war, hatte keine Ahnung.
»Zwei Personen sind dort untergebracht«, fuhr Jo fort. »Meine Abteilung hat den Auftrag, diese in den Zeugenschutz zu begleiten. Einer der beiden Personenschützer ist ausgefallen. Herzinfarkt.«
»Dann schick Ersatz«, schlug sie ihm vor.
Jo senkte die Stimme. Er räusperte sich, ehe er fortfuhr. »Das geht nicht so schnell. Ich muss erst jemanden finden. Bis diejenige Person vor Ort sein kann, dauert es. Und du bist schon da. Kennst dich aus. Es geht lediglich um drei Tage.«
Sie wusste, das konnte nicht alles sein.
»Dann soll ich überbrücken? Aber ich bin seit einer Weile nicht mehr …«
»Aber du warst mal«, unterbrach er sie. »Lange genug, um Bescheid zu wissen und einen solchen Auftrag übernehmen zu können.«
»Und danach bin ich wieder raus?«
»Nein.« Seine Antwort kam schnell und energisch.
»Du reaktivierst mich?«
»Sage ich doch. Ich gebe dir eine Chance, in den Dienst zurückzukehren.«
Obwohl es genau das war, was sie sich seit Wochen ausmalte und wünschte, verschlug es ihr einen Moment lang die Sprache. Aus reiner Nächstenliebe tat er das nicht, davon war sie überzeugt. Sie und Jo hatten sich immer gut verstanden – bis ihr ein Fehler unterlaufen war. Ein schwerwiegender noch dazu: Eine Zielperson, auf die sie angesetzt gewesen war, war trotz ihrer Überwachung spurlos verschwunden. Bis heute hatte man den Mann nicht mehr ausfindig gemacht. Eine Blamage, die darüber hinaus die Frage aufgeworfen hatte, ob sie mit dem Feind gemeinsame Sache gemacht hatte. Sie schwieg. So lange, bis Jo sich bequemte fortzufahren.
»Ich weiß im Moment nicht, wem ich hier noch trauen kann.« Seine Stimme klang leise und ein bisschen traurig.
»Und mir traust du? Nach allem, was war?«
»Ich habe dir immer vertraut. Sonst würden wir hier nicht über eine Suspendierung mit anschließender möglicher Versetzung in den Innendienst diskutieren, sondern ganz andere, viel weitgreifendere Maßnahmen. Das ist dir hoffentlich bewusst.«
Es stimmte. Er gehörte nicht zu denjenigen, die in den Gängen üble Dinge über Kari geflüstert hatten. Sein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern war legendär. Die Vorstellung, dass einer davon ihn hinterging, musste schmerzhaft sein.
»Was ist geschehen?« Kari trat von einem Fuß auf den anderen. Etwas an dem, was Jo sagte, machte sie nervös.
»Wir haben einen hochkarätigen Zeugen in dieser Angelegenheit verloren.« Das konnte nur bedeuten, dass diese Person liquidiert worden war. Jo bestätigte Karis Befürchtung. »Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen. Und das muss strikt unter uns bleiben. Zu keinem ein Wort«, fuhr Jo fort. Jetzt so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Auf einmal fror sie, als hätte sich ihr Blut in Eis verwandelt. Der Schock verstärkte sich, als Jo fortfuhr.
»Ich fürchte, wir haben hier einen Maulwurf.«
Vorne an der Gangway zur Fähre sprang die Ampel auf Grün. Das Zeichen dafür, dass sämtliche Gäste von Dagebüll kommend das Schiff verlassen hatten. Der Pulk der Abreisenden setzte sich erneut in Bewegung.
»Du willst mich unter dem Radar fliegen lassen?« Alles andere würde keinen Sinn ergeben.
Jo bejahte.
»Was ist mit dem kranken Kollegen?«
»Keiner weiß, dass er auf einem Einsatz war. Wir haben es so aussehen lassen, als sei der Zusammenbruch in seinem Heimatort geschehen. Ich kann ihn auch nicht nach Berlin zurückholen, ohne das Risiko einzugehen, dass mehr darüber durchsickert, als mir lieb ist.«
Kari verstand. Sie war der ideale Ersatz. Niemand wusste, dass sie auf Föhr war. Niemand hatte sie auf dem Schirm. Inzwischen waren fast alle Fahrgäste im Aufgang zur Fähre verschwunden, ein paar Nachzügler hasteten über den Platz. In wenigen Minuten würde das Schiff ablegen.
»Wer ist die andere Person vor Ort?«
»Das ist eine Kollegin. Noch nicht lange dabei. Aber ich vertraue ihr. Du kannst dich auf sie verlassen.« Er redete, als habe sie bereits zugesagt.
»Wenn ich das übernehme, bin ich wieder drin?«
»Sage ich doch. Neue Chance. Du müsstest bloß vorerst allein auf mich und mein Wort vertrauen. Es gibt keinen offiziellen Einsatz. Und du berichtest nur mir direkt.«
Die letzten beiden Fahrgäste verschwanden im Inneren der Fähre. Kari stellte ihre Tasche ab.
»In Ordnung«, sagte sie. »Ich bleibe hier und helfe dir.«
»Moin«, grüßte die Taxifahrerin. Sie nahm Kari die Reisetasche ab und verstaute sie im Kofferraum. »Wohin geht die Fahrt?«
»Utersum«, instruierte Kari sie, das Handy mit der noch offenen Verbindung gegen die Brust gedrückt. Sie öffnete die Tür und setzte sich in den Fond des Wagens. Dort nahm sie das Gespräch wieder auf. Während der folgenden fünfzehn Minuten briefte Jo sie für den Einsatz. Die beiden zu schützenden Personen waren Mutter und Tochter. Sie sollten am Donnerstag nach Hamburg zurückkehren, wo die Aussage der Mutter bei einem Prozess erwartet wurde.
»Die Frau ist unsere Kronzeugin. Sie geht mit der fünfzehnjährigen Tochter danach in den Zeugenschutz. Wir müssen sie bis dahin vor dem Zugriff des Angeklagten bewahren.« Jo gab ihr am Ende die Koordinaten des Schutzhauses durch. Sie beendeten das Gespräch, als das Taxi in den Ort einfuhr. Kari stieg in Utersum-Mitte aus. Sie lief die wenigen Meter durch die verwinkelten Straßen zu Fuß bis zu dem ebenerdigen, reetgedeckten Haus mit der blauen Tür und den ebensolchen Schlagläden, das ihr von ihrem Großvater Hein vererbt worden war. Hier hatte sie die letzten Wochen verbracht. Sie warf die Reisetasche auf das Bett und packte die meisten Sachen wieder aus. Eine zweite Jeans, einige T-Shirts, einen leichten Pullover, Nachtkleidung und ihren Kulturbeutel ließ sie drin, legte eine Baumwolljacke dazu. Anschließend holte sie ihr Rad aus dem Schuppen im hinteren Teil des Gartens und machte sich auf den Weg. Es war nicht weit. Das fragliche Gebäude lag unterhalb von Witsum in der Nähe der Godelniederung. Ein ehemaliger Hof, der schon lange verlassen war. Das einsam stehende Haus inmitten eines großen und übersichtlichen Geländes war ein ideales Versteck im Nirgendwo, dem sich ungesehen so schnell niemand nähern konnte.
Eine Stunde später nahm eine jüngere Beamtin, die sich ihr als Marlies Pietschmann vorstellte, Kari in Empfang. Sie verglich ihr Aussehen sorgfältig mit dem, was Jo ihr in der Zwischenzeit geschickt hatte – vermutlich Foto und Personenbeschreibung. Schließlich nickte sie und ließ Kari ein.
Die sah sich gleich darauf der erwachsenen Zeugin gegenüber. Sandrine Leonhardt, genannt Sandra, war eine der Frauen, die aufgrund ihrer Zierlichkeit und ihres Aussehens – nicht im landläufigen Sinne attraktiv, aber apart – bei Männern Beschützerinstinkte und bei ihren Geschlechtsgenossinnen zwiespältige Gefühle auslösten. Sie trug das lange dunkle Haar offen. Ihre moosgrünen Augen blickten den beiden Beamtinnen streng und misstrauisch entgegen, als sie den Wohnraum betraten. Sie stand dort gegen einen Tisch gelehnt, ganz in Schwarz gekleidet, die Hände vor der Brust verschränkt.
»Die Mutter ist schwer zu deuten, die Tochter angefressen. Sie ist oben, verlässt ihr Zimmer kaum«, hatte Marlies kurz zuvor gemurmelt.
Kari hatte diese knappe Beschreibung schweigend aufgenommen. Jetzt musterte sie die Frau im Wohnzimmer. Sie wirkte keineswegs nervös, eher so, als halte sie all das, was hier stattfand, für eine Zumutung. Dabei diente es einzig und allein ihrem Schutz. Klarer noch: dem Schutz ihres Lebens. Das war, um mit den Worten zu sprechen, die Jo benutzt hatte, keinen Pfifferling wert, seit sie beschlossen hatte, ihren eigenen Ehemann der Justiz auszuliefern. Als Kronzeugin gegen ihn auszusagen und damit einen der einflussreichsten und gewieftesten Drogenpaten Hamburgs hochgehen zulassen. Warum sie sich nach sechzehn Jahren Ehe und einer gemeinsamen Tochter dazu entschieden hatte, war Kari nicht bekannt. Ihr Job war es, zusammen mit Marlies dafür zu sorgen, dass Gereon Leonhardt seine Frau nicht vor dem Prozess aufspüren und liquidieren ließ. So wie mutmaßlich den früheren Zeugen.
Leonhardt war skrupellos. Nachdem einer seiner führenden Mitarbeiter über eine Geldwaschanlage gestolpert war und sich, im Gegenzug für eine Strafmilderung, als Kronzeuge gegen seinen Chef angeboten hatte, saß der in Untersuchungshaft. Sein offizielles Gewerbe umfasste eine Importgesellschaft für Lebensmittel und eine Spedition mit Niederlassungen in Süd- und Ostdeutschland. Dazu kamen, neben der Hamburger Villa, Wohnsitze auf Formentera und in der Schweiz. Ein Mann so glatt wie ein Aal. Man warf ihm Drogenschmuggel in großem Stil, Geldwäsche und Bestechung vor. Jedes Mal wenn die Behörden bisher gedacht hatten, sie könnten ihn festnageln, hatte er sich mithilfe eines teuren Anwaltsteams wieder herausgewunden. Beweise waren bislang zerpflückt worden oder auf nicht mehr zu klärende Weise verschwunden. Zudem wurde er verdächtigt, den Mord an einem bekannten Enthüllungsjournalisten in Auftrag gegeben zu haben. Der Mann hatte sich mit seinen Artikeln über das organisierte Verbrechen einen Namen gemacht. In diesen Berichten war er Leonhardt sehr nahe gekommen. Man sprach von Insiderwissen. Bevor er alles, was er wusste, publik machen konnte, war er am helllichten Tag vor seinem Haus in einem Hamburger Vorort erschossen worden. Ein Fall, der für Aufsehen gesorgt hatte, selbst in die bis dahin weitgehend ahnungslose Öffentlichkeit hinein. Zeigte er doch, wie sicher sich der Drogenpate der Hansestadt – wie ihn der Journalist getauft hatte, ohne ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen – fühlte. Eine Ansage auch an Polizei und Justiz. Ich habe hier das Sagen, sollte die Tat ausdrücken.
Natürlich hatten Kari und ihre Kollegen im BKA sofort gewusst, wer hinter dem Anschlag steckte. Nachweisen konnten sie Leonhardt jedoch nichts. Der Frust hing damals in den Fluren der Dienststelle wie dicker Sirup. Und jetzt kam Sandra, liebende Ehefrau und Mutter von Leonhardts einzigem bekannten Kind, und gab an, über Beweise zu verfügen, die ausreichen würden, ihrem Gatten endlich den Prozess machen zu können. Zeugenschutz für sich und die gemeinsame Tochter hatte sie verlangt. Es musste das ganz große Besteck ausgepackt werden, das war allen klar. Denn schon allein aufgrund von Sandrines Aussehen – einer Mischung aus den Genen ihres marokkanischen Vaters und ihrer südfranzösischen Mutter – und der Tatsache, dass sie in Begleitung ihrer fünfzehnjährigen Tochter Beatrice, genannt Bea, reiste, würde es schwierig sein, die beiden dauerhaft zu verstecken.
Nicht allein unser Bier, hatte Jo gesagt. Sandra war reich. Sie würde sich ein Leben weit weg von Europa einrichten können. Besonders, wenn ihr Mann im Kittchen saß.
»Sind Sie der Ersatz?« Es waren die ersten Worte, die Sandra an Kari richtete. Die Frage der Frau klang wie eine Beleidigung. Kari ließ es an sich abprallen.
»Ich springe für den Kollegen ein«, erklärte sie knapp. Ihr fiel ein, dass sie gar nicht wusste, ob der Grund für ihre Anwesenheit den beiden zu schützenden Personen bekannt war, und hielt sich an ihre Regel, so wenig wie möglich preiszugeben.
»Sind wir hier überhaupt sicher?«, fuhr Sandra fort und Kari verstand, was sie wirklich damit sagen wollte. Sind wir hier mit Ihnen sicher.
»Dieses Haus ist unbedenklich«, antwortete sie. Sandra starrte einige Augenblicke dumpf vor sich hin, dann warf sie mit einem Ruck ihr Haar nach hinten und stieg gemächlich die Treppe ins obere Geschoss hinauf. Gleich darauf fiel eine Tür dort laut ins Schloss. Marlies seufzte und gab Kari mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie ihr in die Küche folgen sollte.
»Sie benimmt sich, als wären wir ihre Bediensteten«, bemerkte sie. »Reich und verwöhnt. Ich bin froh, wenn ich diesen Auftrag hinter mir habe.«
Das konnte ja heiter werden, dachte Kari. Ihre Laune besserte sich auch nicht, als Marlies ihr verriet, dass es erst ihr zweiter Einsatz war.
»Was ist mit deinem Kollegen passiert?« Kari checkte ihr Gegenüber, während sie auf Antwort wartete. Marlies wirkte sportlich. Lange Beine steckten in dunklen Leggins. Als sie sich eine Strähne ihres kurzen hellblonden Haars aus der Stirn strich, zeigten sich unter ihrem Halbarm-Shirt durchtrainierte Oberarme.
Marlies zog die Unterlippe zwischen die Zähne und schüttelte in einer hilflosen Geste den Kopf.
»Es war unser erster Tag hier. Er kam vom Joggen zurück. Brach zusammen. Gott sei Dank habe ich es vom Küchenfenster aus gesehen und bin ihm gleich zu Hilfe gekommen.«
»Von hier aus?« Kari zog zweifelnd die Brauen hoch. Die Küche lag nach hinten raus und erlaubte keinen Blick auf den Weg, der durch die Salzwiesen bis zum Damm führte.
Marlies bejahte. »Er war schon zurück und wollte abkühlen, trabte ums Haus.«
»Wie schlimm ist es?«
»Nicht so übel, dass er in Lebensgefahr schwebt. Aber es war undenkbar, dass er hier weitermacht.« Die Erleichterung darüber, dass es für ihren Kollegen nicht tödlich ausgegangen war, war Marlies anzusehen.
»Im BKA hat Jo es so aussehen lassen, als sei das Ganze an Tobias’ Heimatort geschehen.« Sie schob ihre Hände in die Hosentaschen und blickte aus dem Fenster. Ihre Dienstwaffe trug sie an der Hüfte, was Kari zu der Frage veranlasste, wie man sie ausrüsten würde.
»Jo hat nichts gesagt«, antwortete Marlies zögerlich.
»Ohne Waffe, das geht nicht«, meinte Kari mehr zu sich selbst. »Wo ist die deines Kollegen? Die könnte ich doch nehmen.« Sie hatten ihn ja wohl kaum mit einer Pistole ins Krankenhaus geschafft.
»Ich werde Jo fragen.«
»Das kann ich selbst tun«, erwiderte Kari.
»Leider nein.« Marlies baute sich vor ihr auf. Ihre dunkelbraunen Augen fixierten ihr Gegenüber. »Du weißt ja, dass du ein privates Handy hier nicht benutzen kannst.«
Sie streckte ihr auffordernd die Hand entgegen. Kari, einen Moment lang überrascht vom energischen Auftreten der Jüngeren, zögerte. Aber sie hatte recht. Kari zückte ihr Mobiltelefon, schaltete es aus, entnahm SIM-Karte und Akku und reichte alles ihrer Kollegin. Die würde es in einem besonderen Behältnis verstauen, damit nichts geortet werden konnte.
»Ich hoffe, du warst bei den Zeuginnen ebenso gründlich.«
Marlies zögerte kaum wahrnehmbar. »Das waren wir«, erwiderte sie knapp.
Keine Waffe, kein Handy, kein Dienstausweis. Kein offizieller Auftrag. Einen Moment lang ärgerte sich Kari darüber, dass sie sich in einer Situation befand, in der sie sich auf eine wesentlich unerfahrenere Kollegin verlassen musste. Bevor dieser Gedanke ihr schlechte Laune machen konnte, rief sie sich jedoch ins Gedächtnis, warum sie das alles tat. Um in den Dienst zurückzukehren. Wieder aufgenommen zu werden. Ohne Wenn und Aber. Sie schluckte daher eine etwas scharfe Erwiderung runter und ging zur Tagesordnung über.
Zunächst einmal machte sich Kari mit den Örtlichkeiten vertraut. Das zweistöckige Haus selbst befand sich auf einem weiträumigen Wiesengrundstück, das von einem massiven Holzzaun umgeben war. Vom ehemaligen Hof existierte nur noch das Haupthaus mit einem Anbau. Sämtliche anderen Gebäude waren abgerissen worden. Die einzige Zufahrt zweigte von der Dorfstraße in Witsum als befahrbarer Feldweg ab und führte direkt zum Grundstück. Ein Fußweg ging hinauf in Richtung Deich. Dahinter begann das Naturschutzgebiet Godelniederung. Von einer großen Scheune im hinteren Bereich des Geländes standen nur noch wenige Zentimeter hohe Fragmente einer Mauer, schon fast gänzlich überwuchert von Gras und Unkraut. Angebaut ans Hauptgebäude hatte man irgendwann ein zweites, wesentlich kleineres Holzkonstrukt. Hinter dem massiven Tor dieses Schuppens, das mit einem dicken Schloss gesichert war, stand ein schwarzer SUV geparkt, daneben ein blauer Corsa.
Auf jeder Seite des rechteckigen Baus waren, unter dem Reetdach kaum zu sehen, Kameras angebracht, die mit Bewegungsmeldern verbunden waren. Es gab einen Haupteingang ins Haus, der in einen Flur führte, davon gingen die Küche und ein Wohnzimmer ab. Von der Küche aus ging eine Hintertür in den Bereich des Geländes, der früher, noch sichtbar durch steinerne Beetumrandungen, als Gemüsegarten genutzt worden war. Das Haus verfügte neben dem Wohnraum über fünf weitere Zimmer. In je einem davon waren Sandra und ihre Tochter untergebracht, in zwei weiteren Kari und Marlies. Der fünfte Schlafraum war frei. Die Küche bot, wie in alten Bauernhäusern üblich, mehreren Personen Platz. Es war kaum anzunehmen, dass die vier Frauen jemals gemeinsam essen würden. Aber egal wie, Kari musste Sandra und ihre Tochter zunächst einmal kennenlernen. Sie bedeutete Marlies, unten zu bleiben, und stieg selbst in den ersten Stock hinauf.
Sandra Leonhardt antwortete auf Karis Klopfen mit einem scharfen »Ja!«, das sich wie ein Nein anhörte.
»Wir werden die kommenden drei Tage miteinander verbringen. Da finde ich es sinnvoll, sich ein bisschen kennenzulernen«, begann Kari das Gespräch. Die Frau von Gereon Leonhardt stand am Fenster und starrte hinaus.
»Und eine der wichtigsten Regeln überhaupt hier lautet, dass Sie sich nicht am Fenster zeigen.«
Sandra drehte sich so schnell um, dass ihre Haare ihr wie Schnüre um den Kopf flogen. Lange, dichte Wellen, um die Kari, deren kinnlanges, haselnussbraunes Haar eher glatt war und in letzter Zeit etwas dünn wirkte, die Frau kurz beneidete.
»Hier ist doch niemand!«, schnaubte sie und breitete in einer theatralischen Geste die Arme aus.
»Dass Sie niemanden sehen, heißt noch lange nicht, dass hier keiner ist.« Kari ging an ihr vorbei, wobei der schwere Duft eines orientalischen Parfüms ihre Nase streifte, und zog die Gardinen zu. »Auf Düfte sollten Sie ebenfalls verzichten«, informierte sie die andere. Die zog die Brauen so hoch, dass sie fast den Haaransatz berührten.
»Was fällt Ihnen ein, ich mache …«, weiter kam sie nicht, denn Kari schnitt ihr das Wort ab.
»Sie machen die nächsten drei Tage genau das, was meine Kollegin und ich Ihnen sagen. Wir sind verantwortlich für Ihr Leben. Und für das Ihrer Tochter. Wir wissen, was wir tun.« Den letzten Satz sprach sie betont energisch. »Und wenn, was wir alle nicht hoffen, jemand ins Haus eindringt, bringen wir Sie in Sicherheit. Da ist eine Duftspur, die man von hier noch bis ans Nordkap riechen kann, nicht gerade hilfreich.«
Sandras Mund klappte zu. Ihr Blick flackerte kurz. Dann ließ sie ein lautes »Pfff« hören.
»Also schlage ich vor, dass Sie sich das Zeug abwaschen. Und zwar am besten jetzt gleich.«
Eigentlich war sie gekommen, um mit der Frau über andere Dinge zu reden. Das konnte sie jetzt knicken.
Sandra Leonhardt funkelte Kari böse an, erfreulicherweise kam es jedoch zu keinem weiteren Widerspruch.
»Wir reden später.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Kari. Beim Hinausgehen zog sie die Tür sanft hinter sich zu.
Bea hockte im Zimmer nebenan mit angezogenen Beinen auf dem Bett. Ihr Kopf lag auf den Knien. Sie schaute genauso finster drein wie ihre Mutter. Das Mädchen hatte von Sandra Leonhardt lediglich das intensive dunkle Grün der Augen geerbt, ansonsten kam es mit dem flächigen Gesicht und der leicht untersetzten Statur eher nach dem Vater. Bea wirkte noch sehr kindlich und deutlich jünger als fünfzehn. Ihr dunkelblondes Haar reichte bis zur Taille und es schien, als hülle sie sich darin ein.
»Hi Bea«, sagte Kari. »Kann ich mich zu dir setzen?«
Die Antwort bestand aus einem waidwunden Blick, einem Schniefen und einem kaum wahrnehmbaren Nicken. Bea rutschte ein paar Zentimeter weiter, als Kari neben ihr auf dem Bett Platz nahm. Sie schaute stur geradeaus.
»Ich kann mir denken, dass das für dich hier jetzt ein merkwürdiger Zustand ist«, begann Kari. »Es sind nur noch drei Tage bis zum Beginn des Prozesses. Und sobald deine Mutter ausgesagt hat, wird man eine andere Lösung für euch finden.« Bea sagte nichts und rührte sich nicht. »Wir wollen euch schützen. Das ist dir klar, oder?«
Endlich wandte die junge Frau Kari ihr Gesicht zu. Sie mochte äußerlich ihrem Vater ähneln. Ihre Gefühlswelt schien eine andere zu sein. Sie wirkte verängstigt und verletzlich. »Vor meinem Vater braucht mich niemand zu schützen«, entgegnete sie leise.
Kari, die sie eines Besseren hätte belehren können, schwieg. Leonhardt war eiskalt und skrupellos. Die Verbrechen, die ihm zur Last gelegt wurden, konnte man allesamt im Bereich der Schwerkriminalität verorten. Er war Drahtzieher und Nutznießer eines großen Teils des Drogenumschlags in der Hansestadt. Getarnt als Geschäftsmann hatte man ihn lange nicht auf dem Schirm gehabt. Das BKA war bereits eine Weile an seiner Bande und ihm dran. Ergebnislos. Sämtliche Zeugen, die jemals gegen ihn hätten aussagen können, hatten sich eines Besseren besonnen. Oder waren gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Der Einzige, der überhaupt noch an Leonhardt dran gewesen war, war der ermordete Journalist. Das Material, das er zusammengetragen hatte, war unauffindbar. Leonhardt hatte sich nie zu der Geschichte geäußert, obwohl er in der Presse damit in Verbindung gebracht wurde. Der Mann machte sich überhaupt gerne unsichtbar. Aus der Öffentlichkeit hatte er sich vor Jahren zurückgezogen. Er schirmte sich ab und lebte gut geschützt in einer Luxusvilla oder im Ausland. Vielleicht hatte Sandra genau das gestört. Sie war wesentlich jünger als ihr Mann und hatte ganz bestimmt nicht vor, den Rest ihres Lebens hinter Mauern und Alarmanlagen zu verbringen. Trotzdem war Kari mehr als überrascht gewesen zu hören, dass sie gegen den eigenen Ehemann aussagen wollte.
»Du hängst an deinem Vater.« Kari legte Bea kurz die Hand auf den Arm. »Das kann ich verstehen. Mir ging es genauso mit meinem.« Nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu. »Ich hing mehr an ihm als an meiner Mutter.« Was sie sagte, stimmte. Bea schien das zu spüren. Endlich sah sie Kari an.
»Du sagst es so, als würde er nicht mehr leben.«
Kari seufzte. Noch immer schmerzte der Verlust. »Stimmt. Er ist gestorben. Dennoch fühle ich mich ihm oft sehr nah.«
Sie lächelte Bea aufmunternd an.
Das Mädchen schnaufte vernehmbar. »Mein Vater lebt. Und auf einmal sagt mir meine Mutter, wir könnten nie wieder zu ihm zurück.«
Jetzt kam der schwierige Teil.
»Bea. Deinem Vater wird der Prozess gemacht. Er ist angeklagt, Dinge getan zu haben, die ihn für Jahre hinter Gitter bringen können.« Sie ließ ihre Worte kurz wirken, bevor sie fortfuhr. »Schlimme Dinge. Ihm wird Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Wenn das stimmt, dann ist zu erwarten, dass er verurteilt wird.«
»Nur weil sie das sagt.« Beas Worte klangen wie ausgespuckt. »Diese Bitch.« Der Kopf lag jetzt wieder auf den Knien, die Haare flossen der jungen Frau bis zu den Füßen.
»Ich hasse sie. Ich hoffe, er findet sie und bringt sie um.«
»Das kann ja heiter werden.« Nach dem Gespräch mit Bea war Kari in die Küche zurückgekehrt. Marlies saß dort am Tisch. Sie drehte eine Tasse in den Händen. Der Duft von Kaffee lag in der Luft. »Bea stellt sich ziemlich bockig. Wenn sie sich derart gegen den Zeugenschutz wehrt, müssen wir besonders gut auf sie aufpassen. Jeden möglichen Kontakt zu ihrem Vater verhindern.«
»Hör mal, Kari. Ich mag nicht so erfahren sein wie du, aber diese Dinge weiß ich«, erklärte Marlies in verärgertem Tonfall.
»So? Dann erkläre mir mal, warum Frau Leonhardt am Fenster steht, als sei sie hier auf Erholungsurlaub, und bedenkenlos ein schweres Parfüm aufträgt, sodass sie im Falle eines Falles schon anhand der Duftspur geortet werden kann.« Kari hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und schaute ihre Kollegin mit gerunzelter Stirn an.
»Tobias hat die beiden gebrieft«, stieß die Jüngere hervor. Dann biss sie sich auf die Lippe. »Sorry. Ich habe mich zu sehr auf ihn verlassen. Kommt nicht wieder vor.«
Nein. Das durfte auch nicht wieder vorkommen. Kari griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich selbst ein. »Haben wir genügend Vorräte im Haus?«, fragte sie, als sie gleich darauf in eine leere Zuckerdose sah.
»Oh Gott.« Marlies sprang auf. »Das habe ich über die Sache mit dem Infarkt völlig vergessen. Als ich allein war, konnte ich nicht weg.« Fahrig strich sie sich mit der Hand übers Haar.
Kari stellte ihren Kaffee weg. Ohne Zucker schmeckte er ihr nicht. Sie dachte nach. Sie selbst hatte kein Handy. Für die Nutzung von Tobias’ Dienstwaffe hatte Jo bislang kein grünes Licht gegeben. Es war undenkbar, dass sie allein bei den beiden Zeuginnen im Haus blieb. Auch wenn es ihr überhaupt nicht behagte – sie musste Marlies hierlassen und selbst einkaufen fahren.
»Gibt es etwas, das Sandra und Bea nicht essen? Allergien, Unverträglichkeiten?« Ein Blick in Marlies’ ratloses Gesicht zeigte Kari, dass sie es nicht wusste. Ein weiterer Punkt auf der Liste der Versäumnisse. Sie schluckte ihren Ärger runter und ging, bewaffnet mit Stift und Block, nach oben.
Sandra Leonhardt diktierte ihr eine Reihe von Nahrungsmitteln, die sie unbedingt brauchte. Joghurt, Reis, Gemüse. Den gewünschten Wein gäbe es allerdings nicht, erklärte ihr Kari. Im Haus herrschte striktes Alkoholverbot für alle. Bea konnte sich nicht entscheiden, ob sie vegan oder nur vegetarisch essen wollte. Man einigte sich nach längerem Hin und Her auf Haferflocken, Hafermilch und asiatische Gerichte. Kari, die nicht kochen konnte, war erleichtert zu erfahren, dass Marlies ihr in diesem Bereich einiges voraushatte.
Schließlich packten die beiden Beamtinnen ihre eigenen Wünsche auf die Einkaufsliste dazu, danach setzte sich Kari auf ihr Rad und fuhr bei strahlendem Sonnenschein zum Supermarkt nach Utersum.
Jette Beckum stand am Kühlregal und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Inhaltsangaben auf einem Joghurt. Sie wohnte im Haus neben dem, das Kari von ihrem verstorbenen Großvater Hein geerbt und in dem sie die vergangenen Wochen verbracht hatte. Die beiden Frauen hatten sich während dieser Zeit angefreundet. Mit dem Essen war Jette eigen, sie lebte fast ausschließlich von dem, was sie in ihrem Garten erntete. Außerdem war sie eine hervorragende Köchin, wenn man einmal davon absah, dass sie weder Salz noch Zucker in ihrer Küche duldete. Einen Moment lang war Kari versucht gewesen, der anderen auszuweichen. Da sie sich in dem recht kleinen Geschäft aber vermutlich dennoch über den Weg gelaufen wären, sprach sie sie direkt an.
Jette schob ihre Brille höher auf die Nase und schaute Kari erstaunt an. »Nanu. Ich dachte, du seist nach Berlin zurückgekehrt.«
»Habe ich verschoben«, erwiderte die. »Bin noch ein paar Tage hier.« Ihr war unbehaglich zumute. Jette würde bemerken, dass das Nachbarhaus nicht bewohnt war. Um zu verhindern, dass sie sich Sorgen machte, fügte Kari hinzu, sie habe eine Freundin getroffen, bei der sie sich gerade aufhalte.
»Die Pfarrerin?«
»Sesle? Nein, eine andere.«
Jette schaute einen Moment verblüfft. Die Insel war klein. Man kannte sich in Utersum und Umgebung. Von einer anderen Freundin als Sesle hatte Kari ihr nie erzählt. Die bemühte nun ihr berufliches Geschick, solche Situationen zu händeln. »Ja, wir sind uns erst gestern über den Weg gelaufen.«
»Das muss ja kurz vor knapp gewesen sein«, brummte Jette und widmete sich endlich wieder ihrem Joghurt.
»Den kannst du bedenkenlos nehmen. Bio und nur die notwendigsten Zutaten. Kein Zucker.« Kari schob den Einkaufswagen vorwärts. Jetzt drehte Jette sich noch einmal zu ihr um. Der Wagen war bis oben hin voll beladen.
»Scheint eine sehr hungrige Freundin zu sein«, bemerkte sie.
»Na ja«, murmelte Kari und machte, dass sie weiterkam. Das nächste Mal würde sie in Wyk einkaufen gehen. Oder in Nieblum. Falls es überhaupt nötig wäre. Einer der drei Tage war schon fast um. Die zwei weiteren würde sie hoffentlich mit Leichtigkeit rumkriegen. Und danach … Adieu Föhr! Berlin wartete. Die Rückkehr in ihren alten Job bei der Zielfahndung. Das, was sie sich mehr wünschte als alles andere. Als sie die Sachen an der Kasse aufs Band legte, war Jette nirgendwo zu sehen. Besser so, denn es waren weitere Artikel dazu gekommen. Am Ende hatte Kari noch einen ganzen Schwung Zeitschriften und Rätselhefte eingepackt. Sie hatte keine Ahnung, ob sie damit den Geschmack der beiden Leonhardt-Frauen traf. Doch wenn man ohne Handy und Internet auskommen wollte, musste man sich eben damit begnügen.
Als Kari ins Haus zurückkehrte, erwartete sie eine angenehme Überraschung. Jo hatte sein Okay für den Gebrauch von Tobias’ Dienstwaffe gegeben. Marlies hatte sie aus dem Versteck geholt und überreichte ihrer Kollegin die Heckler&Koch P30 sowie ein Holster in einer fast feierlich wirkenden Ernsthaftigkeit in der Küche. Jetzt fühlte sich Kari wesentlich besser. Zwar verfügte sie immer noch nicht über ein Kommunikationsmittel und war dafür auf Marlies angewiesen, aber wenigstens konnte sie jetzt die Zeuginnen und im Notfall auch sich selbst schützen.
Mutter und Tochter blieben bis zum frühen Abend in ihren Zimmern. Einmal drangen ihre aufgebrachten Stimmen bis ins Erdgeschoss. Sandra schien zu Bea gegangen zu sein und sie stritten sich lautstark.
»Man kann nur hoffen, dass Bea einsieht, dass eine Rückkehr zu ihrem Vater keine Option ist.«
»Sie vergöttert ihn«, antwortete Marlies und schüttelte mit unbehaglicher Miene den Kopf.
»Ich kann es sogar ein bisschen verstehen«, meinte Kari nachdenklich. »Als Kind hing ich auch sehr an meinem Vater.«
»Später nicht mehr?« Marlies war nähergekommen. Die beiden Beamtinnen blickten nun nebeneinanderstehend aus dem Fenster in Richtung Deich.
»Doch, klar. Aber im Erwachsenenalter nimmt der Grad der Verehrung erfahrungsgemäß ab. Was bleibt, ist tiefe Verbundenheit. Jedenfalls war das bei mir so.« Kari blickte ihre Kollegin interessiert an. »Und bei dir?«
»Dazu kann ich leider nichts sagen. Ich bin bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. Mit der ich mich, bis auf die gefühlsmäßigen Verirrungen in der Pubertät, immer gut verstanden habe.« Nach diesen Worten nahm Marlies ihre Runde erneut auf und tigerte zwischen Küche und Wohnraum auf und ab. Dabei behielt sie die Fenster im Blick.
Kari war dort stehengeblieben. Der Himmel war den ganzen Tag über fast wolkenlos und klar, teilweise sonnig gewesen. Nun dämmerte es, die ersten Sterne blitzten am Firmament auf. Noch immer fuhren hin und wieder Radfahrer am Weg unterhalb des weit entfernten Damms entlang. Sonst war niemand zu sehen. Die Wiesen wirkten mit ihrem saftigen Grün wie angestrichen. Eine Schar Raben ließ sich unweit des Hauses auf einem Feld nieder, um gleich darauf wieder davonzufliegen. Als es Zeit wurde, das Abendessen zuzubereiten, begab sich Marlies in die Küche. Aus der klang gleich darauf das Geklapper von Töpfen. Kari übernahm derweil die Runde. Ihr Domizil lag inmitten einer Landschaft, in der man schier endlos weit schauen konnte. Jeder, der sich dem Anwesen näherte, war schon von Weitem sichtbar, lange bevor er die Grundstücksgrenze erreichte. Zudem hatte Kari am Nachmittag Funkmelder an den Toren des Zaunes, der das Grundstück umgab, angebracht. Sobald jemand sie öffnete, ertönte ein leiser Alarm auf dem Gerät, das Kari und Marlies abwechselnd bei sich trugen. Dennoch mussten sie auf der Hut sein. Jo hatte die Anzahl der Beamtinnen mit Absicht klein gehalten. Wenn seine Vermutung stimmte, wäre es für einen Maulwurf im BKA äußerst schwierig, ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Aber falls doch, würde es in dieser knappen Besetzung, zu zweit, herausfordernd werden. Leonhardt wusste, wie eng es für ihn wurde, wenn seine Frau auspackte. Kari hatte keine Ahnung, was Sandra der Staatsanwaltschaft erzählt hatte. Aber es musste ein echter Knaller sein, etwas, womit man den Mann wirklich am Haken hatte.
Der Duft eines asiatischen Gemüsegerichts zog durchs Haus und Kari sagte den beiden Frauen im Obergeschoss Bescheid. Sandra zog es vor, in ihrem Zimmer zu speisen. Erst als sie merkte, dass sie nicht bedient wurde, kam sie herunter, füllte sich einen Teller mit Reis und Gemüse und zog wieder ab. Bea kam nach der dritten Aufforderung. Während sie am Tisch saß und in ihrem Essen herumstocherte, unterhielt sie sich mit Marlies über deren Fitnessprogramm. Es war spürbar, dass sie sich wünschte abzunehmen.
»Wir können morgen früh zusammen Yoga machen«, schlug Marlies vor. »Ich zeige dir ein paar Übungen, die die Muskulatur an Bauch und Rücken stärken.« Kari hörte dem Rest nur mit halbem Ohr zu, wobei sie im Erdgeschoss sämtliche Schlagläden und Fenster schloss, Jalousien herunterließ und Vorhänge zuzog. Zusätzlich ging sie einmal um das ganze Haus herum. Die Dämmerung hatte sich über die Landschaft gesenkt. Es war ruhig, lediglich das Rauschen des Windes und der Schrei eines Vogels waren zu vernehmen. Etwas an der Situation machte Kari kribbelig. Sie konnte jedoch nicht fassen, was genau ihre Nervosität auslöste. Sie und Marlies würden sich bei der Nachtwache abwechseln. Jetzt schon ahnte Kari, dass sie auch während ihrer Ruhezeit kaum Schlaf finden würde. Warum hatte Jo bloß eine so unerfahrene Beamtin eingesetzt?
Als sie ins Haus zurückkam, hatte Marlies den Tisch, bis auf einen frisch gefüllten Teller, abgeräumt.
»Willst du?«, fragte sie und deutete darauf. Kari nickte und nahm das Essen entgegen. Es duftete verlockend, der Reis war gerade so klebrig, wie sie es mochte. Marlies verließ den Raum, gleich darauf hörte Kari, wie sie nebenan mit einigen Zeitschriften raschelte.
»Schmeckt gut!«, rief sie ins Wohnzimmer hinüber. Sie aß zu Ende und ging danach ins Badezimmer im ersten Stock. Dampf lag in der Luft, jemand hatte geduscht. Vermutlich Bea. Sandra hatte Karis Worte berücksichtigt und am Nachmittag ein Bad genommen. Kari löschte das Licht und öffnete für einige Minuten das Fenster, um die feuchte Luft hinauszulassen. Dabei vergewisserte sie sich erneut, dass sich kein ungebetener Gast am Haus aufhielt. Anschließend wusch sie sich die Hände und betrachtete sich im Spiegel. Der grüne Kajal, mit dem sie am Morgen ihre bernsteinfarbenen Augen umrahmt hatte, war leicht verschmiert und sie wischte ihn mit einem Papiertaschentuch ab. Danach kämmte sie ihr haselnussfarbenes Haar, das durch die Luftfeuchtigkeit in sanften Wellen lag, und band es sich am Hinterkopf zusammen. Dort stand es wie ein Rasierpinsel ab, was Kari amüsant fand.
Als sie das Badezimmer verließ, leise, weil sie nicht wusste, ob sich Sandra und Bea bereits schlafen gelegt hatten, vernahm sie von unten ein kaum hörbares Murmeln. Neugierig trat sie zur Treppe. Marlies musste sich im Wohnzimmer aufhalten und dort telefonieren. Kari ging hinunter und als sie auf dem untersten Treppenabsatz angekommen war, knarzte die Stufe vernehmlich. Sofort verstummte Marlies’ Stimme. Als Kari den Wohnraum betrat, sah sie gerade noch, wie die jüngere Kollegin ihr Mobiltelefon eilig wegsteckte. Zwei dunkelrote Flecken brannten auf ihren Wangen.
»Mit wem hast du gesprochen?«, wollte Kari wissen.
»Mit Jo. Er sagt, in Hamburg scheint alles ruhig.«
Das hieß, dass es um Gereon Leonhardt keine besorgniserregenden Aktivitäten gab. Oder zumindest keine, die ihnen auffielen. Sowieso musste der Mann gar nicht selbst aktiv werden. Dazu hatte er seine Leute.
Sie hatten vereinbart, dass Kari die erste Schicht übernahm. Kurz nachdem Marlies nach oben gegangen war, um sich aufs Ohr zu legen, senkte sich Stille über das Haus. Kari hatte einen Sessel in den Flur geschleppt, von dort hatte sie den besten Überblick. Sämtliche Innentüren im Erdgeschoss waren geöffnet, sowohl Vorder- als auch Hintertür, die in den hinteren Teil des Geländes führte, zusätzlich durch einen massiven, über die gesamte Breite gehenden Riegel gesichert. Der Bildschirm, über den man beobachten konnte, was die Außenkameras einfingen, stand auf dem Boden vor ihr. Sie hatten alles getestet, indem Marlies draußen vor jeder einzelnen Kamera Hampelmänner vollführt hatte. Die Technik funktionierte. Nun war der Bildschirm blind. Kari hoffte, dass es so blieb und die Bewegungsmelder keine unerwünschten Aktivitäten am Haus melden würden. Das kleine Gerät, das die Verbindung zu den Funkmeldern an den Zugangstoren herstellte, lag neben ihr. Die grüne Minibirne war die einzige Lichtquelle im Raum. Wenn sich jemand Zutritt verschaffen wollte, würde sie es mitbekommen. Alle paar Minuten erhob sich Kari, um auf und ab zu gehen oder ein Glas Wasser zu trinken. Der alte Holzfußboden knarrte. Im oberen Stockwerk tapste jemand mit bloßen Füßen ins Bad und zurück. Ein Windstoß rüttelte an den Fensterläden, bevor er sich genauso schnell wieder legte, wie er aufgekommen war. Kari kochte sich einen Kaffee. Um drei Uhr nachts kam Marlies leicht verschlafen, aber komplett angekleidet aus dem Obergeschoss herunter und Kari wunderte sich darüber, wie schnell die Zeit vergangen war.
Als Marlies übernommen hatte, warf sich Kari in ihrem Zimmer aufs Bett. Sie war müde und gleichzeitig aufgekratzt. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Irgendwann musste sie dennoch eingeschlafen sein, denn das Schrillen des Weckers riss sie aus einem Traum, in dem sie am Strand entlanglief und etwas jagte, das sich als Schatten herausstellte, der ihr unter den Händen zerfiel.
Das Erste, was sie an diesem Morgen sah, war ein Raubvogel. Der hatte im hinteren Teil des Gartens einen kleineren Artgenossen erlegt. Jetzt saß er in einem Bett aus den Federn seiner Beute und zerlegte diese seelenruhig. Selbst als Kari am Fenster auftauchte, hob er nur kurz den Kopf, ohne sich von ihr stören zu lassen. So war die Natur. Es galt das Gesetz des Stärkeren. Der tötete nicht zum Spaß, sondern um zu überleben. Dennoch löste der Anblick in Kari ein Frösteln aus. Als der Raubvogel über den Rasen hüpfte, gleich darauf wegflog, dabei den Rest seiner Beute in den mächtigen Klauen hielt, wandte sie sich ab, um in die Küche zu gehen.
Marlies hatte Kaffee gekocht und streckte Kari eine Tasse entgegen.
»Was ist mit unseren Gästen?«, wollte die wissen.
»Sind oben.« Marlies nippte an ihrem Kaffee und gähnte ungeniert. »Sandra war um sechs Uhr in der Küche, weil sie Durst hatte. Sie sah mitgenommen aus. Scheint keine gute Nacht für sie gewesen zu sein.«
»Und Bea?«
»Hat ihre Tage bekommen und sich vorhin eine Wärmflasche gemacht.«
Kari dehnte ihre Muskeln, die sich hart anfühlten. Es war kurz nach sieben, sie hatte kaum vier Stunden geschlafen. »Bin völlig verkrampft«, murmelte sie. Normalerweise wäre sie joggen gegangen. Heute änderte sie ihr Programm.
»Ich fahre zum Bäcker«, erklärte sie. Dabei kam sie ebenfalls an die frische Luft und hatte Bewegung. Sie holte ihr Rad aus dem Schuppen und schaute zum Himmel. Eine leichte Wolkendecke lag über ihr. Noch war es trocken, dennoch hing der Geruch nach Regen in der Luft. Sie stieg auf und trat kräftig in die Pedale. Sie nahm den Zufahrtsweg, der vom Haus zur Straße führte, und schlug von Witsum aus den Weg nach Nieblum ein. Die Kühle des Vormittags vertrieb recht schnell die letzten Fetzen von Müdigkeit aus ihrem Kopf. Vor einer beliebten Bäckerei in Nieblum hatte sich bereits eine kleine Schlange aus Einheimischen und Touristen gebildet. Obwohl es aus dem Inneren heraus verlockend duftete und der Geruch ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, wartete Kari geduldig, bis sie dran war. Anschließend verstaute sie die Tüten voller frischer Brötchen und zwei Brote im Korb ihres Rades. Im Ort herrschte bereits lebhaftes Kommen und Gehen. Sie bahnte sich ihren Weg zwischen Menschen, die mit Einkaufskörben oder Rucksäcken unterwegs waren, und Pulks von anderen Radfahrern hindurch, bis sie etwas entfernt von der Bäckerei wieder aufstieg. Zurück am Haus öffnete sie schwungvoll das Tor und bremste das Rad vor dem Schuppen ab. Noch bevor sie es dort abstellen und die Tüten aus dem Korb nehmen konnte, hörte sie hinter sich einen Wagen. Sie fuhr herum und ihre Augen weiteten sich. Ein ihr wohlbekannter roter Audi kam vor dem Haus zum Stehen. Der Fahrer stieg aus, betrat das Grundstück und kam auf sie zu. Sie sahen sich einige Augenblicke stumm an.
»Kari«, sagte Bent Sörensen schließlich. »Lange nicht gesehen.« Seine schiefergrauen Augen musterten sie mit einer Mischung aus Neugier und Freude.
Sie schluckte hart und nickte. Ihr letztes Treffen lag einige Wochen zurück. Sie hatte sich, am Morgen nach einem alkoholbedingten Absturz, in seinem Bett wiedergefunden. Es war nichts zwischen ihnen passiert. Doch sie spürte sehr genau, dass sich etwas anbahnen konnte. Eine Verbindung, die sie nicht wollte. Aus genau diesem Grund ging sie ihm seither aus dem Weg. War kein einziges Mal mehr in seiner Kneipe Zur blauen Möwe gewesen. Auch jetzt fuhr sein Anblick ihr unter die Haut. Die Jeans saß perfekt, die aufgerollten Hemdsärmel gaben die schlanken Muskeln seiner Unterarme frei. Sein schwarzes Haar war leicht zerzaust, als sei auch er mit dem Rad durch den morgendlichen Wind gefahren.
»Ja, ich war beschäftigt«, antwortete sie endlich.
Bent zog die Brauen hoch, erwiderte aber nichts darauf.
»Ich habe dich auf der Straße radeln gesehen und bin dir gefolgt«, erklärte er stattdessen. Er zeigte mit dem Kinn auf das Haus. »Was machst du denn hier?«
»Eine Freundin besuchen«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
Sie hörte, wie die Tür hinter ihr geöffnet wurde. Vermutlich Marlies, die nachsehen wollte, ob alles in Ordnung war. Bents Blick glitt über Kari hinweg zum Hauseingang. Seine Augen weiteten sich, er wurde blass. Kari fuhr herum. In der Tür stand nicht Marlies, sondern Sandra. Das Haar, feucht vom Duschen, hing ihr zu einem dicken Zopf geflochten über die Schulter.
»Gibts Frühstück?«, fragte sie mit Blick auf die Brötchentüten. Kari spürte, wie Zorn sie erfasste.