Anika 7 Insel der kleinen Drachen - Hannelore Deinert - E-Book

Anika 7 Insel der kleinen Drachen E-Book

Hannelore Deinert

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Beschreibung

Es schien, als stände diese Reise unter einem unguten Stern. Nicht nur dass die Großeltern aus Krankheitsgründen die Segeltour durch die kroatischen Inseln nicht mitmachen konnten, am Tag vor Reisebeginn fuhr auch noch, als Mama im Supermarkt aus einer Parklücke stoßen wollte, ein Mercedesfahrer das Schutzblech und die Rücklichter ihres Fords ab. Ein befreundeter Automechaniker erbarmte sich im letzten Moment und reparierte es. Damit die Großeltern wenigstens imaginär an der Reise teilnehmen konnten, versprachen der fünfzehnjährige Tom und seine elfjährigen Schwester Anika ihnen jeden Tag einen Blog zu schicken. Papa Steinert, ein leidenschaftlicher Hobbysegler und Besitzer eines Kapitän-Hochseescheins, hatte das Boot längst für die letzten zwei Ferienwochen gechartert, es gab kein Zurück mehr, was auch nicht gewollt war, denn allzu lange hatte man sich auf diese Reise gefreut. Aber die Pechsträhne schien sich fortzusetzen, als sich schon am ersten Tag der Seereise kein Lüftchen regte. Die Familie beschloss mit dem Beiboot in die Nachbarbucht zu rudern, um dort zu schnorcheln, wobei Tom bei einem Tauchgang ein Bootswrack entdeckte. Als sie im nahen Dorf eine kleine Kneipe aufsuchten, erfuhren sie von den Wirtsleuten, dass sich zwischen diesen Gestaden und der "Insel der kleinen Drachen" ein wahrer Bootsfriedhof befände. Zu Titus Zeiten nämlich war die Insel eine Gefangeneninsel und viele der zu lebenslanger Zwangsarbeit Verurteilten flohen vor den dort herrschenden unmenschlichen Verhältnissen übers Meer. Nur wenigen gelang die Flucht. Als die Familie endlich auf Fahrt war, fuhren sie nah an der genannten Insel, einem kargen, unwirklichen Eiland, vorbei und bemerkten, dass sie bewohnt sein musste. Durch das Fernglas glaubten sie einen schwarzen, großen Hund auf der Steilküste zu sehen, daneben eine Mädchengestalt. Aber vielleicht waren es auch nur wilde Ziegen, vermutete Papa Steinert.

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Hannelore Deinert

Anika 7 Insel der kleinen Drachen

Abseits vom Kurs, sturmumweht und vergessen.

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Insel der kleinen Drachen.

Impressum neobooks

Insel der kleinen Drachen.

Blogs von Tom

Gute Erinnerungen kann man noch den Enkelkindern erzählen, dabei werden sie immer spannender und fantastischer. Auf keinen Fall können sie zerplatzen, so wie es gelegentlich die Vorfreude tut und beinahe den Steinerts passiert wäre.

Tom Steinert, ein fast fünfzehnjähriger Gymnasiast mit blauen Augen und für sein Alter groß und kräftig, zur Freude der Eltern wegen diverser Praktika, die er in den Ferien absolvieren musste, derzeit mit radikal gekürzten, blonden Locken, glänzte nicht gerade durch übertriebenen Fleiß. Das meist überlegene, nachsichtige Lächeln auf seinen hübschen Bubenzügen sollte Coolness demonstrieren und Unsicherheiten kaschieren, was aber nicht heißen soll, dass Tom nicht auch bei allzu viel Unverständnis seiner Person gegenüber in verzweifelte Wutausbrüche geraten konnte.

Seine zehnjährige Schwester Anika, sehr niedlich mit blonden, langen Haaren und braunen, verträumten Augen, wird ab nächstem Schuljahr die gymnasiale Oberstufe besuchen. Sie ist ohne großartig büffeln zu müssen eine sehr gute Schülerin, was ihr Bruder ausgesprochen unfair findet, denn er muss sich vor allem mit Vokabelpauken herumplagen. Sein Vater ist von Beruf Bundesbahn- Ingenieur und die Mutter Grundschullehrerin und Pferdenärrin. Sie besitzt von Kindheit an ein Pferd, was in dem kleinen, bäuerlichen Ort, in dem sie aufgewachsen ist und immer noch mit ihrer Familie lebt, fast unumgänglich ist, denn dort, am Rande des nördlichen Odenwaldes, leben mehr Pferde als Einwohner.

Jedenfalls wollten sie dieses Jahr mit den Großeltern nach Kroatien fahren, um auf der Adria einen Segeltörn durch die Inseln zu unternehmen, als Opa zwei Tage vor Reiseantritt mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus musste, Oma wollte dann auch nicht mitkommen, logisch. Den Kindern taten die Großeltern leid, um sie zu trösten versprach Tom, ihnen jeden Tag übers Internet Bilder und Infos von der Reise und dem Segeltörn zu schicken. Papa Steinert, ein leidenschaftlicher Hobbykapitän und Besitzer eines Hochseescheins, hatte schon vor Monaten für die letzte Ferienwoche eine Hochseejacht für acht Personen gechartert und konnte nun in der Schnelle keinen in der Familie oder im Freundeskreis finden, der statt den Großeltern hätte mitkommen können.

Aber damit nicht genug. Am Tag vor der Abreise fuhr im Supermarkt ein blutjunger, sprich unerfahrener Mercedesfahrer Mama Steinert, die rückwärts ausparken wollte, die Stoßstange und die Rücklichter ihres Fords kaputt. Anika und Tom, die dabei waren, und noch einige Leute mehr konnten bei der herbeigerufenen Polizei bezeugen, dass Mama, die einen mittleren Schock erlitten hatte, absolut nichts dafür konnte.

Opa war krank, Oma deshalb verhindert, das Auto kaputt, Flocki, der weiße Zwergterrier, bei der anderen Oma und ihrem Lebenspartner untergebracht, Opas Reiserückversicherung war benachrichtigt und die Koffer, auch das Brot und die Nudeln für Anika, sie war Gluten Allergikerin, waren gepackt, die Reise konnte angetreten werden, selbst wenn sie unter einem ungünstigen Stern stehen sollte, wie Mama befürchtete. Die Familie wollte es auch, denn sie hatte sich so gründlich vorbereitet und sich schon so lange darauf gefreut.

Papa und Tom behielten die Nerven. Während Mama und Anika sich vom Unfall- Schock erholen mussten, fuhren sie zu einem befreundeten Automechaniker, der ihnen freundlicherweise noch zur späten Stunde eine neue Stoßstange und Rücklichter an ihren Ford montierte.

Auch wenn es echt schade war, dass die Großeltern nicht mitkommen konnten und das Schiff für vier Personen viel zu groß war, stand der Reise nun grundsätzlich nichts mehr im Weg.

Es war Mitte August, als sie früh morgens Richtung Südosten aufbrachen. Bis Passau war es eine ziemlich eintönige Fahrt, Tom und Anika spielten mit ihren Handys und die Eltern hatten sich viel zu erzählen. Danach wurde auf einem sehr belebten Autobahnrastplatz eine kleine Rast eingelegt, dann ging es weiter. Die Alpen in Sicht, wurden sie an einer Maud- Station aufgehalten, vor den Gebührenhäusern stauten sich die Autos, schon daran erkannte man, dass man nun im Ausland, in Österreich war.

Auch an noch so beeindruckende Berge gewöhnt man sich schnell, nur wenn die Eltern ihre Kinder auf einen tief abfallenden Wasserfall, auf glückliche Kühe auf einer Alm, eine atemberaubende Serpentine oder ein gigantisches Bergmassiv aufmerksam machten, schauten die Kinder kurz von ihren Handys auf. Noch einmal war eine Pause nötig, danach wurde die Autobahn vierspurig, war weniger befahren und beschildert. Die Berge wurden sachter, bewaldeter, dazwischen Weinbergen und Äcker, da und dort tauchten auf Hügeln einsame Burgruinen auf und zwischen freundlichem Grün vereinzelt Bauerngehöfte und Dörfer. Sie waren in Slowenien und näherten sich gegen Abend ihrem heutigen Ziel.

Es war ein Reiterhof nahe Triest und dem Meer, ein Zugeständnis an Mama, die nur Papa und Tom zuliebe dem „Auf- dem- Meer- herum- schippern“ zugestimmt hatte. Wie auch immer, das Hotel lag in einer hügeligen, bewaldeten Landschaft und mutete mit dem hellen Holz, das man innen und außen reichlich verwendet hatte, dem rustikalen Steinboden und den großen Glasfenstern im Eingangsbereich modern und doch bäuerlich gediegen an. Überall, im Speisesaal, im Treppenhaus, in den Zimmern hingen an den Wänden Gemälde von edlen Pferden, die daran erinnerten, wer hier die Hauptrollen spielten.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück wanderten sie unter stattlichen Laubbäumen an eingezäunten Weiden vorbei, auf denen stämmige Islandpferde und edle Lipizzaner grasten und herumsprangen. Mama war hin und weg, auch Annika, die Pferde genauso liebte, aber eigentlich liebte sie alle Tiere.

Für die beiden war der Reiterhof ein Traum, vor allem, wenn sie in der großen Reithalle im Kreis herumreiten und sich ihrer Pferdeliebe hingeben konnten, während Papa und Tom nachsichtig geduldig zuschauten und vom Schiff träumten, das im Hafen von Split auf sie wartete.

Am nächsten Tag besuchten sie die weltberühmte Tropfsteinhöhle von Ljubljana, die in allen slowenischen Reisemagazinen als besonderes Highlight gepriesen wird. Sie verzweigt sich angeblich zweihundert Kilometer im Berg, bis hin nach Albanien und sei noch lange nicht erforscht. Kleine Bahnen fahren die Besucher durch eine gigantische Unterwelt aus majestätischen, natürlichen Kathedralen mit unzähligen großen und kleinen abstrakten Stalaktiten und Stalagmiten, die mittels Scheinwerfer aus der Dunkelheit gehoben werden.