9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €
Ein letztes Mal entführt Rosamunde Pilcher ihre LeserInnen an wunderbare Orte und in andere Zeiten. Es sind Geschichten voller Wärme und Leidenschaft, in denen sie ihre intelligenten, warmherzigen Protagonistinnen aufbrechen und ankommen lässt – in der Heimat, an neuen Orten, in der Liebe, bei sich selbst. In Ankommen entdeckt eine junge Frau nach einer Krankheit einen zauberhaften Ort in Schottland, wo sie sich erholt und unerwartet eine neue Zukunft findet. In Der Urlaub überrascht eine Frau ihren Mann mit einer Reise in die mediterrane Sonne, in der Hoffnung, ihre Ehe nach fünfundzwanzig Jahren romantisch wiederzubeleben. Skelmerton führt die LeserInnen in die strahlende Frühlingssonne und die funkelnden Wellen eines italienischen Dorfes, wo sich alte Geliebte wiederfinden. Dieser Band vereint fünfzehn bislang unveröffentlichte Erzählungen der Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 369
Rosamunde Pilcher
Erzählungen
Ein letztes Mal entführt Rosamunde Pilcher ihre LeserInnen an wunderbare Orte und in andere Zeiten. Es sind Geschichten voller Wärme und Leidenschaft, in denen sie ihre intelligenten, warmherzigen Protagonistinnen aufbrechen und ankommen lässt – in der Heimat, an neuen Orten, in der Liebe, bei sich selbst.
In «Ankommen» entdeckt eine junge Frau nach einer Krankheit einen zauberhaften Ort in Schottland, wo sie sich erholt und unerwartet eine neue Zukunft findet.
In «Der Urlaub» überrascht eine Frau ihren Mann mit einer Reise in die mediterrane Sonne, in der Hoffnung, ihre Ehe nach fünfundzwanzig Jahren romantisch wiederzubeleben.
«Skelmerton» führt die Leser:innen in die strahlende Frühlingssonne und die funkelnden Wellen eines italienischen Dorfes, wo sich alte Geliebte wiederfinden.
Dieser Band vereint fünfzehn bislang unveröffentlichte Erzählungen der Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher.
Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women’s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.
Ulrike Thiesmeyer, geb. 1967, studierte Literatur-Übersetzen in Düsseldorf, wo sie auch bis heute lebt. Sie ist als freiberufliche Übersetzerin tätig und hat zahlreiche Romane ebenso wie Sachbücher aus dem Englischen und Französischen ins Deutsche übertragen. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören u. a. Kamila Shamsie, Joanna Trollope, Raymond Khoury, Holly-Jane Rahlens, Patrick Lee, Meg Mullins und Bernard-Henri Lévy.
Die englische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel «A Place like Home» bei Hodder & Stoughton Ltd, UK.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, November 2021
Copyright © 2021 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
«A Place like Home» Copyright © by Rosamunde Pilcher
Illustrationen © Caroline Tomlinson
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.
Covergestaltung Hafen Werbeagentur, Hamburg
Coverabbildung Depiano/Shutterstock
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
ISBN 978-3-644-01007-9
www.rowohlt.de
Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.
Widmung
Vorwort
Jemand, dem man vertrauen kann
Jahrestag
Skelmerton
Ankommen
Gespenster der Vergangenheit
Jonathan
Der Schlüssel
Am Scheideweg
Der Knabe aus Stein
Ein Hauch von Magie
Ein Lächeln für die Braut
Zauber einer Sommernacht
Mit den Augen der Liebe
Unser gemeinsamer Urlaub
Liebeshafen
Für Felicity
Von Lucinda Riley
Es war ein emotionaler Moment für mich, als Kate Howard vom Verlag Hodder & Stoughton bei mir anfragte, ob ich Lust hätte, ein paar einführende Worte für ein Buch mit Erzählungen von Rosamunde Pilcher zu verfassen. Ich fühlte mich sofort in die Zeit meiner späten Teenagerjahre zurückversetzt, als ich, wie so viele Frauen in Großbritannien und im Rest der Welt, Die Muschelsucher las.
Dieses Buch war seinerzeit bahnbrechend, weil es mit seiner nicht ganz so perfekten Heldin und ihrer häufig problembeladenen Familie die üblichen Liebesromane, die wir damals alle schmökerten, auf ein weniger seichtes, wirklichkeitsnäheres Niveau hob. Es kreist um eine Frau, nicht mehr ganz jung und nicht mehr in der Blüte ihrer Schönheit stehend, die über ihr Leben nachsinnt, mit den für Pilcher so typischen lebendigen Schilderungen ihres geliebten Cornwall, wo sie aufgewachsen ist. Doch es war kein «literarisches» Buch, sondern unmittelbar zugänglich für alle, die es gar nicht mehr aus der Hand legen konnten, vor lauter Neugier, wie es weitergehen würde. Es war eine wundervolle Geschichte, die ebenso wunderschön geschrieben war, mit einprägsamen Figuren, die mir bis heute unvergessen sind. Kurz und gut, Die Muschelsucher eröffnete vielen von uns Autorinnen einen Weg dazu, Bücher zu schreiben, in denen es zwar um «Liebe» ging, aber zugleich ein ungeschminktes und realitätsnahes Porträt von Frauen und ihren Leben im späten zwanzigsten Jahrhundert gezeichnet wurde. Für mich als junge, aufstrebende Autorin jedenfalls wurde Rosamunde Pilcher mit Die Muschelsucher zu einer Leitfigur.
Ähnlich wie bei mir kam auch für Rosamunde der Erfolg nicht über Nacht. Ihre erste Kurzgeschichte verkaufte sie mit neunzehn, noch im Krieg, als junge Helferin im Women’s Royal Navy Service, und 1949 erschien bei Mills & Boon ihr erster Roman unter dem Pseudonym «Jane Fraser», das sie zehn Bücher lang beibehielt, ehe sie ab 1965 dazu überging, unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Es sollte weitere zwanzig Jahre und zweiundzwanzig Romane dauern, bis ihr im Alter von knapp sechzig mit Die Muschelsucher der weltweite Durchbruch gelang.
Neben dem Schreiben hatte Rosamunde eine lange und glückliche Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen. In einer Zeit, in der es noch üblich war, dass Kinder «gesehen, aber nicht gehört» werden sollten, hat sie sich, wie ihr Sohn Robin mir berichtet hat, für ihre Sprösslinge immer Zeit genommen. Eine solche Mutter hätten sie auch gern – das bekam Robin von vielen seiner Freunde zu hören, die zum Spielen vorbeikamen. Ein schöneres Kompliment ist, aus meiner Sicht als berufstätige Mutter von ebenfalls vier Kindern, kaum vorstellbar.
Über die Jahre verfasste Rosamunde auch eine Anzahl Kurzgeschichten für Frauenzeitschriften, von denen einige bereits in Sammlungen wie Das blaue Zimmer und Blütenzauber veröffentlicht worden sind. Nach ihrem Tod im Jahr 2019 wurden weitere, bisher noch nicht in Buchform erschienene Erzählungen aus den Jahren 1976 bis 1984 entdeckt, von einer jungen Mitarbeiterin der Literaturagentur Felicity Bryan Associates namens Aoife Inman, die sich in der British Library unerschrocken durch dicke Folianten alter Zeitschriften gewühlt hat, auf der Suche nach Geschichten aus Rosamundes Feder. Eine Auswahl davon ist in dieser neuen Sammlung enthalten.
Ich begann zu lesen und konnte nicht aufhören, wie bei allen Geschichten von Rosamunde Pilcher. Und wie immer stieß ich schon nach wenigen Seiten auf einen ihrer unverwechselbar beiläufigen Sätze: «Jemanden zu lieben … heißt nicht, Vollkommenheit zu finden, sondern Schwächen zu verzeihen.» Rosamunde verfügte über die einzigartige Gabe, die großen Fragen des Lebens in nur wenigen Worten klug auf den Punkt zu bringen.
Für alle, die Rosamundes Schaffen bereits kennen und lieben, werden diese Erzählungen eine nette Wiederbegegnung sein, und für Neulinge, die mit ihr noch nicht vertraut sind, liefern sie eine wunderbare Einführung in ihr Talent als Geschichtenerzählerin und in die erfundenen Welten, die sie mit so leichter Hand zum Leben erweckt hat. Und ich bin zuversichtlich: Nicht anders als manche unserer berühmtesten Autorinnen, die bis heute ihr begeistertes Publikum finden, wie etwa Jane Austen und die Schwestern Brontë, werden auch Rosamunde Pilchers Erzählungen, alle aus dem zwanzigsten Jahrhundert, die Zeiten überdauern – aus dem einfachen Grund, weil sie so anschaulich über universelle Themen geschrieben hat, die wohl bei allen Frauen einen Widerhall finden, egal in welchem Zeitalter.
Lucinda Riley
September 2020
Als es vorbei war, als sie sich umgewandt und ihn einfach auf dem Gehweg hatte stehenlassen, während er ihr nachstarrte, war sie ins Büro zurückgekehrt, hatte sich durch die Arbeit des Nachmittags gequält, es dann irgendwie nach Hause geschafft und dort Sallys Nummer gewählt.
Die Ziffern rasteten endlich ein. Sie hörte das Doppelläuten von Sallys Telefon, weit weg im tiefsten Devon. Bitte mach, dass sie da ist, betete sie. Bitte, bitte.
«Hallo!» Sallys Stimme, wunderbar klar und nahe. Rachael ging es schlagartig besser. Sie lächelte, als könnte Sally ihr Gesicht sehen, und hoffte, dass dieses Lächeln sich irgendwie auch auf ihre Stimme übertragen würde.
«Sally. Ich bin’s, Rachael.»
«Liebes! Wie geht’s dir?»
«Danke, gut. Und wie sieht’s bei dir aus?»
«Ziemlich trostlos. Andrew ist auf unbestimmte Zeit mit seinem U-Boot auf Achse. Wahrscheinlich sind sie auf Tauchgang unter irgendwelchen furchteinflößenden Eiskappen im Polarkreis.»
«Hättest du gern etwas Gesellschaft?»
«Mit Vergnügen. Wenn du es wärst.»
«Ein paar Wochen vielleicht, habe ich mir gedacht?»
«Ich fasse es nicht! Soll das heißen, du kannst wirklich ein paar Wochen aus London weg? Was ist mit deiner Arbeit?»
«Die bin ich leid. Ich werde morgen kündigen. Sei’s drum, es war ohnehin mehr ein Job auf Zeit. Und mein Zimmer in der Wohnung kann ich vorübergehend an ein anderes Mädchen abtreten, da habe ich schon eine Kandidatin.»
«Oh, eine größere Freude hättest du mir kaum machen können. Wann kommst du her?»
«Freitag in einer Woche. Falls das nicht zu kurzfristig ist.»
«Ich hole dich vom Bahnhof ab. Liebes …» Sally schwieg kurz. «Es ist schrecklich langweilig hier. Ich meine, nur ich und die Landschaft, und außerdem bin ich den ganzen Tag im Laden.»
«Genau das brauche ich jetzt.»
Wieder blieb es kurz still, und dann sagte Sally: «Bei dir alles in Ordnung?»
«Ja doch.» Früher oder später aber müsste Sally es ja doch erfahren. «Na ja – eigentlich geht’s mir nicht so prächtig. Ich erzähl dir alles, wenn ich da bin.»
«Mach das», sagte Sally. «Und pass gut auf dich auf, bis dahin.»
Zehn lange Tage später war es endlich so weit. Draußen vorm Fenster zog langsam der Bahnsteig vorbei, als der Zug in den schummrigen kleinen Bahnhof einfuhr. Sie sah das hell erleuchtete Schild mit der Aufschrift DUNCOOMBE, einen Kofferträger mit einer Flagge, eine Kiste mit Hühnern auf einer Handkarre. Sie stand auf, hievte ihren Koffer von der Gepäckablage und machte sich auf den Weg zur Tür. Sie stieg aus dem Zug und entdeckte Sally, die auf dem Bahnsteig auf sie zueilte. Sie stellte ihren Koffer ab und wurde mit einer innigen Umarmung begrüßt, und auf einmal schien die Welt nicht mehr ganz so sehr aus den Fugen geraten zu sein.
«Oh, wie schön, dich zu sehen. Hattest du eine sehr grässliche Reise, oder war es gar nicht so übel?» Sally trug Jeans und einen Regenmantel, dazu eine Wollmütze, die sie tief in die Stirn gezogen hatte. Sie roch nach Regen und frischer Luft, und ihre Wange fühlte sich an Rachaels Gesicht kühl an. «Na komm, auf geht’s.» Sie war nicht der Typ, der sich lange mit Förmlichkeiten aufhielt. Sie nahm Rachaels Koffer und ging voraus, den Bahnsteig entlang, über die Brücke und hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, wo ihr alter Kombi wartete. Der Nebel war schwer und feucht.
«Es regnet schon den ganzen Tag», erklärte Sally, als sie eingestiegen waren, und drehte den Schlüssel in der Zündung. Die Scheibenwischer glitten hin und her, das Licht der Scheinwerfer durchschnitt das nieselige Dunkel. «Ununterbrochen.»
«In London hat es auch geregnet.»
Tatsächlich schien es ununterbrochen zu regnen, seitdem sie Randall Lebwohl gesagt hatte. Aber es war ein anderer Regen als draußen auf dem Land. Ganz so, wie es ein himmelweiter Unterschied war, unglücklich und allein in London zu sein statt unglücklich und bei Sally in Devon. Sie verließen den Bahnhof, fuhren durch die kleine Stadt und waren nach wenigen Minuten auf dem offenen Land.
«Der Winter war fürchterlich, so kalt und nass. Bisher lässt sich kaum mal eine Primel blicken, und es sprießt noch keine einzige Blumenzwiebel im Garten …»
Rachael sah Sally von der Seite an; betrachtete ihr Profil, aufgeweckt und kindlich, das sich nie zu verändern schien, das eckige Kinn, den schlanken Hals. Sie war Rachaels Cousine, zehn Jahre älter als sie, aber vertrauter als jede Schwester. Bei Sallys Hochzeit mit Andrew, einem Korvettenkapitän der Royal Navy, war Rachael ihre Brautjungfer gewesen; und als sie schließlich erwachsen war und nach London zog, um dort zu arbeiten, war Sally sofort Feuer und Flamme gewesen. Weil sie jetzt, wie sie sagte, einen triftigen Grund hatte, Andrew in die Stadt zu begleiten, wenn er dort an irgendwelchen nebulösen Konferenzen im Verteidigungsministerium teilnahm, um sich in der Zeit mit Rachael zum Essen zu treffen und durch die Tate Gallery zu schlendern.
Sally und Andrew hatten auf Randall Clewe eher verhalten reagiert. Waren von ihm zwar auf höfliche Weise angetan, aber dass sie auch gewisse Vorbehalte hegten, war nicht zu übersehen. Genau diese Reaktion hatte Rachael damals veranlasst, sozusagen einen Schritt zurückzutreten und ihn erstmalig einer kühlen, nüchternen Bestandsaufnahme zu unterziehen. Ganz so, als würde sie ihn mit Sallys Augen sehen. Von da an war ihr Blick für all seine Mängel und Unzulänglichkeiten geschärft, was jedoch ihrer Liebe keinen Abbruch tat. Jemanden zu lieben, hatte sie sich gesagt, heißt nicht, Vollkommenheit zu finden, sondern Schwächen zu verzeihen. An diese Maxime hielt sie sich annähernd drei Jahre lang.
Randall war ein verheirateter Mann gewesen, als sie sich kennenlernten, mit zwei Kindern; inzwischen hatte er sich von seiner Frau getrennt.
«Von Ehemännern sollte man besser die Finger lassen», hatte Sally gesagt. «Das geht für eine Frau nie ohne Blessuren ab. Zu viele Komplikationen.»
«Ich bitte dich!», hatte Rachael protestiert. «Als käme das so selten vor.»
«Nicht bei Menschen wie dir. Du bist zu verletzlich. Er wird dir weh tun.»
«Kann nicht passieren. Ich weiß ja über die Situation Bescheid.»
«Aber wie viel weißt du wirklich darüber?»
«Er will versuchen, sich scheiden zu lassen.»
«Aber die Kinder! Und was ist mit seiner Frau, was soll denn aus ihr werden?»
«Sie sind schon ewig nicht mehr glücklich. Er ist sehr viel unterwegs. Muss seiner Arbeit wegen ständig ins Ausland reisen, und das nimmt sie ihm übel …»
«Wahrscheinlich fühlt sie sich eher einsam …»
«Wie dem auch sei. Seine Kinder sieht er ja regelmäßig.»
«Wenn er geschieden ist, wird er dich dann heiraten?»
«Darüber haben wir noch nicht gesprochen.»
«Du vergeudest dein Leben. Meiner Meinung nach.»
«Na hör mal, es ist doch mein Leben.»
«Und es ist zu schade, um es sinnlos zu vergeuden.»
«Wie gesagt, es ist mein Leben.»
Sie hätten sich bei dem Anlass fast in die Haare bekommen, und das, obwohl Streit bei ihnen sonst ein Fremdwort war. Nach diesem Disput, bei dem sie beide nicht gewillt waren, klein beizugeben, hatten sie das Thema Randall fortan auf sich beruhen lassen und einfach so getan, als hätte es diese Meinungsverschiedenheit nie gegeben. Wenn Sally und Andrew in London waren, gingen sie hin und wieder abends zusammen essen, immer in sündhaft teuren Restaurants. Randall bestand darauf, und er bestand auch darauf, jedes Mal die Rechnung zu übernehmen, was Andrew immer wieder aufs Neue wurmte. Er lebte im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten, legte keinen Wert auf Luxus, doch er hatte auch seinen männlichen Stolz, und so lag immer eine leichte Verstimmung in der Luft, wenn Randall am Ende ihrer Mahlzeit mit brennender Zigarre und bereits ausgetrunkenem Brandyglas seine Kreditkarte auf den Tisch klatschte, ohne auch nur einen Blick auf die haarsträubende Summe auf der Rechnung zu werfen, und lässig anregte, jetzt noch zusammen in einen Nachtclub zu gehen.
Während sie nun in Sallys Wagen saß und an all das zurückdachte, erschien mit einem Mal Randall vor Rachaels Augen, in allen Facetten. Sein gutes Aussehen, der Duft seines Aftershaves, der Ausdruck in seinen Augen, wenn er sie bei Kerzenschein über einen Tisch hinweg ansah. Vor Sehnsucht nach ihm begann sie zu zittern. Die Scheibenwischer fuhren unermüdlich hin und her. Nie wieder, schienen sie zu sagen. Nie wieder. Nie wieder.
Sally redete noch immer wie ein Wasserfall, dazu bedurfte sie keiner Ermunterung durch Rachael.
«… es ist wunderbar, den Laden zu haben, so habe ich immer was zu tun, wenn Andrew auf Fahrt ist. Von dem Laden weißt du ja, oder? Ich hab dir doch erzählt, dass ich all mein Geld zusammengekratzt und ihn der früheren Inhaberin abgekauft habe. Vor der Übernahme habe ich ihr eine Zeitlang geholfen und dabei alles gelernt, wie man Bestände ordert, die Buchführung macht und so weiter, und eigentlich habe ich jetzt alles ganz gut im Griff.»
Rachael verscheuchte Randalls Bild aus ihrem Kopf, atmete tief durch und sagte: «Es ist ein Kunstgewerbeladen, nicht wahr?»
«Ja, und zwar hier in Duncoombe. Im Winter ist eher wenig los, aber im Sommer läuft es wie geschmiert.»
«Ich muss ihn mir unbedingt ansehen.»
Vor ihnen leuchteten die Lichter von Tudleigh, einem kleinen Dörfchen. Jenseits von Tudleigh zeichnete sich dunkel dräuend das Moor ab, und aus einem Ulmenwäldchen oberhalb des Dorfes blinkte ein Lichtschein. Dort oben stand Sallys Cottage, das Andrew und sie fünf Jahre zuvor gekauft hatten, als Andrew in Plymouth stationiert wurde. Sie fuhren über die verschlungene Dorfstraße, vorbei an strohgedeckten Häusern, ehe sie in das Sträßchen einbogen, das steil bergan zum Cottage hochführte. Über ihnen wölbten sich Ulmen, das weiße Tor stand offen. Der Kombi rumpelte über die Spurrillen, und da war auch schon das Haus mit der Lampe über der Tür, die Sally hatte brennen lassen.
Sie ging vor und kramte den Schlüssel aus der Tasche, um schon mal aufzuschließen, während Rachael ihren Koffer vom Rücksitz hievte. Im Inneren empfing sie der kleine Flur, heimelig warm und von einem nostalgischen Geruch nach Petroleumlampen erfüllt. Sally schloss die Tür hinter ihnen und schaltete Licht an. Dann ging sie ihr voran die Holztreppe hinauf und in das winzige Gästezimmer mit der Blümchentapete und den Dachschrägen.
«Lass mich raten, jetzt hättest du gern ein heißes Bad. Vermutlich lieber als alles andere.» Sie zog die Vorhänge zu. «Und danach trinken wir einen Tropfen und essen am Kamin zu Abend.» Sie wandte sich vom Fenster um und sah Rachael genauer an, zum vielleicht ersten Mal an diesem Abend. «Du bist ja entsetzlich dünn. Hast du abgenommen?»
«Jedenfalls nicht absichtlich. Aber meine Röcke und Jeans sind alle viel zu groß.»
«Ich werde dich schön mästen», stellte Sally fest. «Mit viel guter Sahne hier aus Devonshire. Nun richte dich erst mal häuslich ein. Ich gehe in der Zwischenzeit runter, Kartoffeln schälen.»
Als sie fort war, blieb Rachael in ihren von der Reise zerknautschten Sachen zunächst reglos in der Mitte des Zimmerchens stehen und fühlte sich auf einmal hundemüde. Sie atmete tief ein und dann, mit einem langgezogenen, zittrigen Seufzen, wieder aus. Die Trennung hatte sie hinter sich gebracht. Nun war sie hier. Damit hatte sie sich auch räumlich von Randall gelöst. Schließlich gab sie sich einen Ruck und knöpfte ihren Mantel auf. Sie hängte ihn auf einen Bügel und fing an, ihren Koffer auszupacken.
Ein dampfend heißes Bad, danach neue Kleidung. Durchwärmt und erfrischt ging sie nach unten und fand Sally im Wohnzimmer vor, wo ein prasselndes Feuer im Kamin brannte. Als Rachael hereinkam, schaltete sie den Fernseher aus und lächelte ihr zu, und dann gingen sie zusammen in die Küche, um ihr Essen zu holen. Es gab Suppe und Steak and Kidney Pie, und Sally öffnete eine Halbflasche Wein.
«Ich hab keine Ahnung, ob der was taugt. Für Wein ist sonst immer Andrew zuständig. Aber den habe ich im Spirituosengeschäft in Duncoombe besorgt, und der Mann hat mir versichert, es sei ein schlichtes, aber vollblütiges Tröpfchen.» Sie zog den Korken mit einem triumphierenden Plopp aus der Flasche und stellte sie aufs Tablett, das sie anschließend ins Wohnzimmer trug. Dort machten sie es sich in den Sesseln links und rechts vor dem Kamin gemütlich und ließen sich ihr köstliches Mahl schmecken.
Das Thema Randall brachte Sally erst zur Sprache, als sie ihr Geschirr in die Küche gebracht hatten und wieder vor dem Kamin saßen, beide mit einem Becher Kaffee. Dabei wählte sie einen eher indirekten Ansatz. Wartete einfach taktvoll ab, bis sich eine kurze Pause in ihrem Gespräch ergab, und nutzte die Gelegenheit dazu, mit sanfter Stimme zu fragen: «Würdest du jetzt gern reden oder lieber ein andermal?»
Rachael hob den Blick und sah sie an. «Ich weiß nicht.»
«Es ginge dir nicht so prächtig, hast du am Telefon gesagt. Es ist wegen Randall, richtig?»
«Ja.»
«Ist es aus zwischen euch?»
«Ja.»
«Das tut mir leid», sagte Sally. «Es tut mir leid, weil ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat. Aber irgendwie freut es mich auch.»
«Ihr habt ihn nie gemocht. Du und Andrew.»
«Papperlapapp. Randall ist umwerfend charmant, ein reizender Mensch, den man einfach mögen muss. Nur eben nicht der Richtige für jemanden wie dich, der Auffassung waren wir von Anfang an. Er war – des Guten etwas zu viel, nehme ich an. Ein Schönwetterfreund. Und obendrein verheiratet, das kam noch hinzu …»
«Er ist inzwischen geschieden», sagte Rachael tonlos.
Sally riss erstaunt die Augen auf. «Sag bloß? Seit wann?»
«Seit etwa neun Monaten.»
«Davon hast du uns ja gar nichts gesagt.»
«Allerdings. Weil ich dachte, wenn ihr es erfahrt, würdet ihr erwarten, dass wir heiraten. Ich wollte dir nicht erzählen müssen, dass sich nach der Scheidung rein gar nichts geändert hatte. Wir machten weiter wie bisher. Traten auf der Stelle. Ich wollte nicht, dass Andrew sagt, ‹Was für ein Spielchen treibt er da eigentlich?›»
«Und was für ein Spielchen hat er getrieben?»
«Er war …» Rachael legte beide Hände um den warmen Kaffeebecher und starrte ins Feuer. «Er war frei. Und an diesem Zustand wollte er nichts ändern. Frei, zu kommen und zu gehen, mit jedem Mädchen anzubandeln, das ihm gefiel, ganz nach Lust und Laune. Frei, nach Hongkong zu fliegen und sich dort zu amüsieren, ohne alle Verpflichtungen. Frei, mit seinen Kindern zu verreisen, ohne irgendwem Rede und Antwort stehen zu müssen. Frei … er selbst zu sein. Ganz einfach.»
«Und du warst trotzdem noch da.»
«O ja, ich war noch da. In London. Sehr praktisch, wenn ihm mal der Sinn nach mir stand. Aber diesen Eindruck ließ er nie aufkommen. Es war immer etwas Besonderes, wenn wir ausgingen. Wenn er von irgendwo zurückkam, war er jedes Mal mit Geschenken beladen, strömte nur so über vor Liebe und Begeisterung. Ich habe mich lebendig und schön gefühlt, wenn ich mit Randall zusammen war, einfach nur durch seine Gesellschaft. Als hätte er mich so immer wahrgenommen.»
«Aber geliebt hat er dich nicht?»
«Auf seine Weise schon. Nehme ich an. Aber, Sally, drei Jahren sind eine lange Zeit. Wir hatten nichts ausgelassen. Sind zusammen verreist, zum Skilaufen nach Gstaad, übers Wochenende nach Monte Carlo. Doch es hat sich immer seltsam unverbindlich angefühlt, wie ein Spiel. Es war kein richtiges Leben. Und ich hatte die Spiele satt, Sally.»
«Hast du ihm gesagt, dass du gern heiraten würdest?»
«Nein. Und am Ende war ich mir nicht mehr sicher, ob ich das wirklich wollte. Aber nach der Scheidung hat er mir das Angebot gemacht, zu ihm zu ziehen. In seiner Wohnung mit ihm zusammenzuleben. Ich wäre auch fast darauf eingegangen. Weil ich es mir wünschte. Irgendwo im Hinterkopf aber stand mir dieses Bild vor Augen, von mir selbst, wie ich eines Tages meine Sachen packe und wieder ausziehe. Das wäre irgendwie die ultimative Demütigung gewesen. Und ich hatte Angst. Also habe ich mich auf meinen Stolz besonnen und sein Angebot ausgeschlagen.»
«Puh», sagte Sally. «Dem Himmel sei Dank.»
«Wie dem auch sei. Vor etwa einem Monat wurde mir langsam klar, dass die Sache keine Zukunft hatte. Nicht für Randall und auch nicht für mich. Und ich bin zu dem Schluss gelangt, dass ich die Beziehung beenden müsste, alleine schon, weil er diesen Schritt nie unternehmen würde. Wir haben uns also mittags zum Essen getroffen, an dem Tag, als ich dich angerufen habe. Und ich habe das gesamte Essen über versucht, ihm begreiflich zu machen, dass die Sache für mich beendet war. Und er hat mich nicht verstanden oder mir einfach nicht geglaubt. Wir kamen aus dem Restaurant, und er fing an, mir zu erzählen, dass er nach Kopenhagen müsste, aber nächste Woche käme er wieder zurück, dann würde er sich bei mir melden, und ich habe nur gesagt: ‹Lebwohl, Randall.› Da hat er endlich den Mund gehalten und mich angestarrt, als hätte ich den Verstand verloren. Da habe ich es noch einmal wiederholt. Und darauf hat er nichts gesagt. Und ich habe mich umgedreht und bin gegangen, habe ihn stehenlassen. Und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.»
«Es ist, als würde man Wurzeln aus der Erde ziehen, nicht wahr?», fragte Sally leise. «Man fühlt sich, als müsste man nun verwelken und sterben.»
«Ja. Als wäre man nur halb lebendig. Durcheinander, konfus, unfähig. Man wartet auf einen Telefonanruf und betet gleichzeitig, dass er nie kommen möge. Irrational.»
Ein Holzscheit im Kamin brach knackend entzwei. Sally stand auf, holte ein frisches Scheit und warf es auf das Bett aus glimmender Glut. Sie sagte: «Es geht vorbei, weißt du. Die Wunden, die von der Zeit geheilt werden, so abgenutzt diese Redensart auch sein mag.»
«Ich weiß. Das sage ich mir ja auch ständig.»
Sally ließ sich wieder auf ihrem Sessel nieder, vorn auf der Kante, und beugte sich zu ihr vor. Sie sah Rachael mit eindringlichem Blick an. «Du darfst erst wieder nach London, wenn du darüber hinweg bist. Du kannst hierbleiben, solange wie du magst. Andrew ist noch mindestens einen Monat fort, und selbst wenn er wieder da ist, wird er sich freuen, dass du bei uns zu Gast bist.»
«Aber …»
«Solange es dir nichts ausmacht, allein zu sein, weil ich ja den ganzen Tag im Laden sein muss. Aber du kannst dich in vielfältiger Weise nützlich machen oder lange, erholsame Spaziergänge unternehmen oder im Garten Unkraut jäten. Und bald ist ja Frühling, dann geht’s dir schon ganz anders. Alles wird überhaupt anders, wenn der Frühling kommt. Was hältst du davon? Magst du gern länger bleiben?»
Rachael spürte, wie ihr vor Erleichterung darüber, nicht so bald nach London zurückzumüssen, die Tränen kamen. Sie versuchte zu lachen, um nicht zu weinen. Wollte sagen, ach, liebend gern, doch die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen, und dann weinte sie trotzdem. Es war das erste Mal seit dem schrecklichen Tag, an dem sie Randall für immer verlassen hatte, dass sie weinte, und nachdem sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Was aber nicht weiter schlimm war, weil es außer Sally ja niemand mitbekam.
Es war herrlich, allein zu sein. Das Wetter war feucht und ruhig, milde, stille Tage, an denen dann und wann die Sonne aus den Wolken lugte; nach den Regenschauern, die ab und zu niedergingen, herübergeblasen von der Küste her, war die Wintererde tiefschwarz und duftete süßlich. Rachael ging viel spazieren, auf den immer aufs Neue verblüffend schönen Landstraßen und Feldwegen von Devonshire. Einmal stapfte sie bis ins Moor hoch und begegnete dort einer Herde wilder Ponys. Sie ging hinunter nach Tudleigh, um Sallys Einkäufe im kleinen Dorfladen zu erledigen, und die Einheimischen begrüßten sie mit «Guten Morgen» und blieben stehen, um mit ihr übers Wetter zu plaudern.
Einmal fuhr sie morgens mit Sally nach Duncoombe und ging zum dortigen Friseur. Hinterher spazierte sie die Hauptstraße hinunter zu Sallys Laden, um ihre Cousine abzuholen und zum Mittagessen einzuladen. Da Sally an ihrem Schreibtisch noch mit irgendwelchen Additionen beschäftigt war, drehte Rachael eine Runde durch den Laden und sah sich alles an, die Keramik, die Bilder, die Seidenschals, die reizenden kleinen Accessoires in Gingham-Karo und anderen Stoffmustern. «Wie war dein Vormittag?», fragte sie.
«Gut», erwiderte Sally. «Das Geschäft zieht langsam an. Bis Ostern dürfte es wieder auf Hochtouren laufen. Ich denke, das Essen sollte heute auf mich gehen.»
«So war es aber nicht abgemacht.»
«Lass uns eine Münze werfen.»
Aus diesem Münzwurf wurde jedoch nichts, denn in dem Moment bimmelte die Glocke an der Ladentür, und ein Mann kam herein. Rachael drehte sich um und tat so, als wäre sie eine Kundin, die sich gerade umsah. «Guten Morgen», hörte sie Sally sagen, ehe sie gleich darauf einen ganz anderen Tonfall anschlug. «William! Was machst du denn hier?»
«Hallo, Sally. Ich möchte etwas kaufen.»
Eine tiefe Stimme. Eine sehr attraktive Stimme. Rachael nahm eine Stoffpuppe mit einer Morgenhaube auf dem Kopf aus dem Regal, mit einem gestickten Gesicht und leuchtend blauen Augen.
«Zu welchem Anlass denn?»
«Ich brauche ein Hochzeitsgeschenk. Eine der jungen Assistentinnen im Büro heiratet, und da habe ich mir gedacht, dass ich bei dir fündig werden könnte. Eine Auflaufform vielleicht oder ein Bild.»
«Ja, aber sicher.» Sally unterbrach ihr Tun. «Rachael kennst du noch nicht, oder?»
«Nein.»
Rachael drehte sich zu den beiden um, noch immer mit der Puppe in der Hand.
«Sie ist meine Cousine, sie wohnt zurzeit bei mir. Rachael, das hier ist William Clifford, ein alter Freund von Andrew.»
«Hallo, Rachael.» William Clifford war braun gebrannt, mit einem hageren Gesicht und tiefliegenden grauen Augen. In seinem vollen, kräftigen Haar schimmerte es bereits hier und da silbrig. Er trug einen bequem wirkenden Anzug aus Tweed und dazu ein kariertes Hemd. Ein Bauer vielleicht, der sich für den Markttag in Schale geworfen hatte, oder ein Anwalt, der hier auf dem Land praktizierte.
«Hallo», sagte Rachael.
«Helfen Sie hier im Laden aus?»
«Nein. Ich warte bloß auf Sally, weil wir zusammen essen gehen wollen.»
«Dann darf ich Sie beide nicht aufhalten.»
«Wir haben es nicht eilig.»
Letzten Endes waren sie alle an seinem Kauf beteiligt, und es war Rachael, die ihn auf die beiden alten Druckgraphiken mit Sportmotiven aufmerksam machte.
«Die würden ein richtig hübsches Geschenk abgeben.»
Sally lachte. «Du bist eine wahre Freundin, Rachael. Das sind mit die teuersten Artikel, die er hier im Laden kaufen könnte.»
William Clifford aber schloss sich Rachael an und sagte, der Preis würde ihn nicht stören. Also packte Sally die Graphiken für ihn ein, während er einen Scheck ausfüllte.
Als er seine Unterschrift darauf setzte, fragte er: «Wie lange bleiben Sie?» Er blickte auf und sah Rachael an, und erst da begriff sie, dass seine Frage an sie gerichtet war.
«Ein Weilchen.»
«Das ist schön.» Er lächelte sie an, reichte Sally den Scheck und nahm sein Päckchen in Empfang. «Ich hoffe, dass Sie Ihre Ferien hier genießen.»
Als er gegangen war, wandte Rachael sich an Sally. «Wer ist das?»
«Oh, ein ganz lieber Mensch. Wir kennen ihn schon seit Jahren. Er ist Architekt in Plymouth.»
«Lebt er auch in Plymouth?»
«Ja, aber nicht mehr lange. Aber er hat sich eine alte Scheune oben in Farhampton gekauft, am Rande des Moors, und die baut er jetzt zu einem Wohnhaus um.» Sie knallte die Kasse zu und sah auf die Uhr. «Nun aber los.» Sie schnappte sich ihren Mantel. «Ich habe Hunger. Gehen wir ins Dog and Duck und gönnen uns dort einen Ploughman’s Lunch.»
Drei Abende später klingelte unten das Telefon, als Rachael nach ihrem Bad gerade aus der Wanne stieg. Sie hörte, wie Sally zum Apparat eilte und sich meldete. Gleich darauf waren Sallys Schritte zu hören, die die Treppe heraufkamen.
«Rachael.» Sie öffnete die Badezimmertür. «Da ist William Clifford am Telefon. Er möchte mit dir reden.»
Rachael, die sich inzwischen in ein Badetuch gehüllt hatte, setzte sich auf den Badewannenrand und blickte Sally argwöhnisch an.
«Was will er denn?»
«Er hat etwas von einer Fahrt hoch nach Farhampton erzählt, zu einem Treffen mit dem Bauunternehmer. Er möchte dich einladen mitzukommen.»
«Wann?»
«Morgen Vormittag.»
Rachael zog das Badelaken enger um sich. «Nein. Da möchte ich nicht mit.»
Sally legte die Stirn in Falten. «Oh, Rachael. Warum denn nicht?»
«Ich möchte eben nicht.»
«Hör zu, du kannst nicht für alle Zeit Trübsal blasen. Es ist doch bloß ein Ausflug aufs Land.»
«Ich möchte nicht.»
«Nun, er wartet am anderen Ende der Leitung. Also, ab mit dir nach unten.»
Sie musste sich notgedrungen geschlagen geben, da Sally offenbar nicht die Botin spielen wollte. Rachael tapste mit noch nassen Füßen die Treppe hinunter, um sich im Erdgeschoss den Hörer ans Ohr zu drücken.
«Hallo.» Tut mir leid, ich kann nicht mitkommen. Ich weiß, dass Sie dafür Verständnis aufbringen.
«Rachael.» Sie hatte ganz vergessen, wie warm seine tiefe Stimme klang. Plötzlich stand er ihr wieder vor Augen, groß und stattlich. Die behagliche Ausstrahlung, die von ihm ausging. «Keine Ahnung, ob Sally es Ihnen schon gesagt hat, aber ich fahre morgen Vormittag raus nach Farhamptom, und da habe ich mir gedacht, Sie würden vielleicht gern ein bisschen von der Gegend hier sehen. Falls Sie noch nichts anderes vorhaben.»
«Na ja, ich …»
«Würde es Ihnen passen, wenn ich Sie so gegen halb elf abholen komme?»
Ihr Widerstand schmolz dahin. Zumal ihr auf die Schnelle auch keine überzeugende Ausrede einfallen wollte. «Ja, schon. Ich …»
«Hervorragend. Ziehen Sie sich warm an. Es ist frisch da oben im Moor.»
«In Ordnung.»
«Na dann. Bis morgen.»
Er legte auf. Für Plauderei hatte er offensichtlich nichts übrig. Rachael legte bedächtig den Hörer auf die Gabel. Sally behielt sie von der offenen Tür aus im Auge. Sie lächelte. Rachael sah sie fragend an. «Ist er verheiratet?»
«Natürlich ist er nicht verheiratet. Er ist hier in der Gegend der allseits begehrte Junggeselle.»
«Ich komme mit, habe ich gesagt.»
«Ich hab’s gehört.»
«Mir wollte keine einzige Ausrede einfallen.»
«Wozu auch. Bei einer so harmlosen Anfrage», entgegnete Sally trocken. Dann grinste sie erneut. «Jetzt nimmst du wieder am Leben teil. Schön.» Damit wandte sie sich ab und verschwand fröhlich pfeifend in Richtung Küche.
In der Nacht kam heftiger Wind auf, und der Morgen war wolkenlos und bitterkalt. Das Land war mit Frost überzogen, und Möwen, die der Sturm landeinwärts getrieben hatte, kreisten kreischend über den eisglitzernden Feldern. Rachael zog vorsorglich eine Cordhose an und hüllte sich in einen uralten Schaffellmantel von Andrew, den sie in einem Schrank aufgetan hatte. Einige Minuten vor halb elf kam der große Wagen die Straße hinaufgeholpert und hielt vorm Cottage an. Die Tür ging auf, und William stieg aus.
Sie ging zu ihm nach draußen und schloss die Haustür hinter sich ab.
«Ich bin etwas zu früh dran», sagte er.
«Macht nichts.»
Er war warm eingepackt in einen dicken weißen Pulli und einen schweren Mantel mit Wollkragen, und er grinste fröhlich, als er für Rachael die Beifahrertür öffnete. «Das Wetter ist umgeschlagen.»
«Ich hätte nicht gedacht, dass es in Devon so kalt werden kann.»
«Jetzt verstehen Sie vermutlich, warum die Primeln noch auf sich warten lassen.»
Im Auto war es warm. Sie fuhren los, den Hang hinunter und durch Tudleigh, und bogen dann in die Landstraße ein, die ins Moor hinaufführte. Das Land breitete sich unter ihnen aus, frostglitzernd unter dem strahlend hellen Winterhimmel. Bald schon ließ sich in der Ferne das Meer erkennen, ein schnurgerader, silbriger Streifen am Horizont. Sie kamen durch eine Heidelandschaft mit braun verdorrtem Farn und dunkler, torfiger Erde, und die Gipfel der kleineren Hügel waren von hohen, schroffen Granitfelsen gekrönt. Überall tummelten sich Schafe und Herden von Wildponys.
William redete, ungezwungen und flüssig, erzählte ihr von der alten Scheune in Farhampton, die er ganz zufällig gefunden hatte, auf der Rückfahrt von einem Auftrag im Norden von Exeter. Er sagte: «Ich wollte immer schon auf dem Land leben, aber es ist nicht leicht, eine Immobilie zu finden, zu der nicht hektarweise Farmland gehört. Und darum kann ich mich nicht kümmern, dazu bin ich beruflich zu sehr eingespannt.»
Sie fuhren einen Hügel hinauf, und als sie die Kuppe erreichten, dehnte sich vor ihnen das Moor aus, bis zum Horizont, wie ein sanft gewelltes Meer. «Oh, ist das schön», sagte Rachael.
«Wo leben Sie sonst?»
«In London, hauptsächlich.»
«London gefällt mir auch.»
Sie dachte an all das, was sie an London liebte. Den Abendhimmel und den Fluss und das Gefühl, wenn man aus einem Restaurant in die Kälte hinauskam; die Taxis und den Duft von Blumen in Schubkarren, wenn man am wenigsten damit rechnete. Und, das war unausweichlich, Randall. Jetzt aber war nicht der passende Moment, um an Randall zu denken. Rachael schob die Erinnerung an ihn resolut beiseite. Als würde sie ihn in eine Schachtel stecken und den Deckel schließen. Aus den Augen, aus dem Sinn. «Mir gefällt London auch sehr.»
Schließlich kamen sie zu seinem Grundstück, am Ende einer schmalen, von Hecken gesäumten Straße, gleich hinter einem kleinen Moordörfchen. Alles schien aus Morast zu bestehen. Sie sah die alte Scheune, ein trostloser Anblick: Sie hatte kein Dach mehr. Überall lagen Steine herum, Stapel von Backsteinen, Holzbretter; sie sah Zementmischer, eine ramponierte alte Schubkarre. Inmitten all dem Chaos parkte bereits ein Auto, aus dem ein Mann im Dufflecoat ausstieg, als sie aufs Grundstück rollten. «Der Bauunternehmer», erklärte William.
Sie hielten neben ihm an und stiegen aus dem Wagen aus. William stellte ihm Rachael vor, und dann zogen er und der Bauunternehmer zusammen los, mit Bauplänen und Linealen, und überließen Rachael sich selbst. Sie bewunderte die Aussicht und stellte fest, dass die bitterkalte Luft hier oben im Hochland ihren ganz eigenen Geruch hatte. Sie versuchte es mit einem kleinen Spaziergang, aber der eisige Wind drang selbst durch ihre dicke Kleidung hindurch und verursachte ihr Ohrenschmerzen. Also stapfte sie zu der entkernten Scheune zurück, wo William gerade dabei war, sich von dem Bauunternehmer zu verabschieden. Nachdem dieser in seinen Wagen gestiegen und davongefahren war, kehrten sie zu der leeren Gebäudehülle zurück. Die Wände ragten ohne Dach gen Himmel, der Boden zu ihren Füßen war ein heilloses Durcheinander aus lehmigem Matsch und Geröll.
«Ich als Eigentümerin», sagte Rachael, «würde jetzt wahrscheinlich das Handtuch werfen und nach Hause fahren. Es sieht alles so schrecklich trostlos aus.»
Er nickte lächelnd. «Die Phase habe ich hinter mir. Das hier ist der absolute Nullpunkt, schlimmer wird es nicht mehr. Von jetzt an kann es nur noch besser werden.»
«Sie bauen ganz neu.»
«Ganz recht. Es wird wortwörtlich alles neu gebaut. Schauen Sie, das da wird das Wohnzimmer. Und dort kommt der Kamin hin. Und hier dann eine Küche. Kein Obergeschoss, aber dafür eine tiefe Galerie, mit zwei Schlafzimmern und einem Bad. Und hier dann …»
Doch seinen Worten hörte sie längst nicht mehr zu, sie nahm nur noch seine Stimme wahr. Er hat eine so warme Ausstrahlung, dachte sie. Ein schöner Mann ist er nicht direkt und auch nicht mehr allzu jung. Aber man weiß irgendwie, dass auf ihn Verlass ist – wenn er sagt, dass er etwas machen wird, dann macht er das auch. Er würde einen nie hängenlassen.
«Na, wie war’s?», fragte Sally.
«In Ordnung.»
«Hast du das Haus gesehen?»
«Ja.»
«Ist es hübsch?»
«Noch nicht. Aber eines Tages sicherlich.»
«War William noch mit dir essen?»
Rachael antwortete nicht.
«Du gibst dich zugeknöpft, was?»
«Gar nicht. Dazu besteht kein Anlass.»
«Aber magst du ihn denn?»
«Ja, ich mag ihn. Mehr nicht.»
«Will er noch mal was mit dir unternehmen?»
«Das kann ich mir nicht vorstellen.»
Die Fahrt nach Farhampton, redete sie sich ein, würde eine einmalige Sache bleiben. Davon war sie überzeugt. Zwei Abende später allerdings kam William auf einen Drink im Cottage vorbei und um Sally und Rachael den Besuch einer Ballettvorstellung in Exeter vorzuschlagen; die Truppe gastierte nur für wenige Aufführungen in der Stadt.
Es war Coppélia, und hinterher lud er sie zu einem festlichen Essen ein. Er entpuppte sich als charmanter und ungezwungener Gastgeber. Rachael behielt ihn unauffällig im Auge, während er sich mit Sally unterhielt, und überlegte, wie er wohl in jüngeren Jahren ausgesehen haben mochte. Ob er immer schon diese ruhige, besonnene Art an sich gehabt hatte. Unwillkürlich rätselte sie, warum er noch ledig war. Später, als sie wieder zu Hause waren, wandte sie sich an Sally.
«Warum ist William noch Junggeselle?»
Sally reagierte ausweichend. «Keine Ahnung. Vermutlich ist ihm die richtige Frau zum Heiraten einfach bislang nicht über den Weg gelaufen. Wobei, so alt ist er ja nicht. Sicher, er hat schon graue Haare, aber das täuscht. Er steht noch nicht mit einem Bein im Grab.»
Zwei Morgen später meldete er sich erneut. Der Anruf kam, als Rachael gerade dabei war, Sallys Backofen zu säubern, und sie musste sich ein Geschirrtuch um die rußverschmierte Hand wickeln, ehe sie den Hörer abnahm.
«Hallo.»
«Rachael. Ich bin’s, William.»
«Guten Morgen.»
«Was machen Sie gerade Schönes?»
«Ich säubere Sallys Backofen.»
«Hätten Sie Lust auf ein Dinner heute Abend?»
Mit so etwas hatte sie bereits halb gerechnet. Jetzt aber, wo der Moment gekommen war, geriet sie in Panik. Sie sah ein teures Restaurant vor sich, Kerzenschein und Wein, eine Vorstellung, bei der sie spontan zurückscheute. Zu so viel Nähe war sie noch nicht bereit, das stand für sie fest. Es lag nicht daran, dass sie William nicht mochte. Er war entwaffnend liebenswert, man musste ihn einfach mögen, aber sie hatte Angst davor, ihre Beziehung zu vertiefen. Gegen nette Abende zu dritt, mit Sally, war nichts einzuwenden. Alles, was darüber hinausging dagegen …
«Ich … glaube nicht …», fing sie an, aber da fiel er ihr auch schon ins Wort.
«Es sind alte Freunde meiner Eltern. Sie haben Leute aus London zu Besuch, anlässlich eines Pferderennens in Taunton, und da haben sie mich zum Abendessen eingeladen. Ich habe gefragt, ob ich Sie mitbringen dürfte, und die Antwort lautete, ‹natürlich›. Ich habe mir gedacht, dass Sie die Kinnertons vielleicht gern kennenlernen würden und ihr Haus. Es ist wirklich sehenswert.»
«Na ja …» Eine Dinnerparty im Hause anderer Leute war wohl durchaus vertretbar. Von gefährlicher Nähe keine Spur.
«Sally hätte doch nichts dagegen, oder?»
«Nein, natürlich nicht.»
«Dann kommen Sie also mit?»
«Ja, gerne.»
«Hervorragend. Ich hole Sie so gegen Viertel nach sieben ab. Bis dann.»
Ehe sie es sich anders überlegen und doch noch einen Rückzieher machen konnte, hatte er auch schon aufgelegt. Typisch. Rachael stand mit dem Hörer am Ohr da und hörte nur noch das Summen in der Leitung. Nachdem sie ihn auf die Gabel gelegt hatte, kehrte sie allerdings noch nicht gleich in die Küche zurück. Sie trat an den jetzt kalten Kamin und hob den Blick, um sich im Spiegel über dem Kaminsims zu betrachten. Es ist in Ordnung, beruhigte sie sich. Er ist nicht wie Randall. Er wird dir nicht weh tun, und wenn du vernünftig bist, lässt du dich in eine Lage drängen, in der du ihm weh tun müsstest.
«Hätten Sie Lust auf ein Dinner heute Abend?» Schnörkellos und geradeheraus. Er würde nicht unangekündigt auftauchen, aus heiterem Himmel, nur um dann wieder zu verschwinden, ohne Vorwarnung, ohne Abschied. Sie dachte an Randall, der ihr versprach, sich zu melden, den Anruf dann vergaß und ihr zur Entschuldigung Blumen schickte, die die halbe Wohnung füllten. Von neuem wallte Schmerz in ihr auf, und ihre Sehnsucht nach ihm war so stark, so übermächtig, dass sie ein Zittern durchlief. Es ist noch nicht besser, dachte sie. Es wird nie besser werden. Aber was nützte es, hier vor dem Spiegel herumzustehen. Sie ging in die Küche zurück, um wieder dem Schmutz im Ofen zu Leibe zu rücken, verbissen und hartnäckig.
«Die Kinnertons», sagte Sally. «Oh, hast du ein Glück. Da wirst du einen wundervollen Abend haben. Sie sind schon recht betagt und ziemlich vornehm, und ihr Haus ist voller schöner Sachen.»
«Hör auf. Sonst bekomme ich noch kalte Füße.»
«Was willst du anziehen?»
Sie gingen nach oben, um etwas zu finden. Sally holte ihren besten Abendrock aus dem Schrank, den Rachael mit einer sehr schlichten Seidenbluse kombinierte, für den Anlass durchaus passend, wie sie fand. Abgerundet würde ihr Aufzug durch einen breiten Goldgürtel. Sie wusch sich die Haare und stellte gerade komplizierte Dinge mit ihren Wimpern an, als sie seinen Wagen die Straße heraufkommen hörte, gefolgt vom Öffnen und Schließen von Türen und dann Sallys Stimme, als sie ihn begrüßte und einließ. Als Rachael nach unten kam, saß Sally am flackernden Feuer und plauderte mit William, der mit den Händen in den Hosentaschen vor ihr stand, mit der Schulter an den Kaminsims gelehnt. Er trug ein dunkles Samtjackett und eine Fliege und sah ungeheuer distinguiert aus, und als Rachael durch die Tür kam, wandte er sich ihr zu und lächelte.
«Hinreißend sehen Sie aus.»
«Danke.»
Er richtete sich auf, warf einen Blick auf die Uhr. «Wir sollten mal besser los.»
Unterwegs erzählte er ihr von den Kinnertons. «Er und mein Vater waren zusammen beim Militär. Ich kenne die beiden schon mein Leben lang. Ich war gut mit ihrem Sohn Ben befreundet. Sie ist passionierte Gärtnerin, und er ist Friedensrichter und treibt alle zum Wahnsinn, weil er bei Verhandlungen immer wieder vergisst, sein Hörgerät einzuschalten.»
Schließlich waren sie beim Anwesen angekommen, passierten ein imposantes Tor und gelangten auf eine von Bäumen bestandene, gewundene Auffahrt. Der Asphaltbelag war in traurigem Zustand, im Licht der Scheinwerfer waren immer wieder Karnickel zu sehen, die sich hoppelnd in Sicherheit brachten, doch als sie um die letzte Kurve der Auffahrt bogen, tauchte vor ihnen das Haus auf. Rachael erblickte den breiten, niedrigen Umriss eines Landsitzes aus Elisabethanischer Zeit, in dem hier und da hinter den Bleifenstern Licht brannte. Als sie auf dem Vorplatz haltmachten, ging die Haustür auf, und ein bunt gemischtes Rudel Hunde kam wild bellend, aber in freundlicher Absicht auf sie losgestürmt. Hinter ihnen folgte der Hausherr. Ein großgewachsener alter Gentleman, weißhaarig und mit einem ebenso weißen Schnurrbart, sehr würdevoll, mit einer markanten Adlernase. Er trug ein Dinnerjackett altmodischer Art, das er gewiss schon an die fünfzig Jahre besaß, und an einem Ohr ein prähistorisch wirkendes Hörgerät, durch ein Kabel mit einem unhandlichen Gerät verbunden, das in der oberen Tasche seines Jacketts steckte.
«Hallo, mein lieber Junge. Wie prächtig, dich zu sehen.» Er sprach mit übertrieben lauter, hoher Stimme, wie so mancher