Das Buch
Per-Bastet, im 6. Jhd. vor Christus: Seit dem Tod ihres Mannes fühlt sich die Geschichtenerzählerin Mina einsam. Bis eines Nachts eine kleine Katze sie vor dem giftigen Biss einer Speikobra rettet. Bastet, wie Mina ihre samtpfotige Freundin in Anlehnung an die mächtige Katzengöttin der Fruchtbarkeit und Liebe nennt, besucht sie von nun an regelmäßig. Sie gibt Mina neuen Lebensmut und sie scheint ihr auch Glück zu bringen. Der persische Händler Numi, einst erbitterter Feind der Familie, wird zu ihrem Freund und Vertrauten und bald auch ihr Geliebter. Doch dann verschwindet Bastet, und mit ihr alle Katzen der Stadt. Mina will nicht glauben, was die Menschen sich erzählen: dass die Göttin Bastet nach einer grausamen Opfergabe verlangt. Entschlossen geht sie den ungeheuerlichen nächtlichen Vorgängen nach und entdeckt eine Intrige, die Schreckliches zum Ziel hat. Ihre Widersacher machen auch vor Mord nicht halt, doch Mina sucht mutig weiter nach der Wahrheit.
Die Autorin
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete lange Zeit als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen »Palast der blauen Delphine«, »Schwarze Frau vom Nil« sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane »Straße der Sterne« und »Die sieben Monde des Jakobus«. Zuletzt erschien im Diana Taschenbuch der Bestseller »Die Hüterin der Quelle«. Brigitte Riebe lebt mit ihrem Mann in München.
Brigitte Riebe
Auge des Mondes
Roman
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Copyright © 2007 by Diana Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Redaktion | Herbert Neumaier
CFovermotiv | AKG-Images/Andrea Jemolo und Martin Harvey/CORBIS München – Zürich, Teresa Mutzenbach
Herstellung | Helga Schörnig
ISBN 978-3-641-01554-1V003
www.diana-verlag.de
Für meine Luna Für Moni und Napi
Die Katze ist das Meisterstück der Natur
LEONARDO DA VINCI, 1452 -1519
Wer mit einer Katze spielt, muss wissen, dass sie auch Krallen hat
ALTÄGYPTISCHES SPRICHWORT
Erstes Buch – Bastet
Eins
Nachts gehörten die flachen Dächer von Per-Bastet den Katzen, und auch tagsüber schienen die einstmals so scheuen Tiere die Stadt mehr und mehr in Besitz zu nehmen, so dreist trieben sie sich inzwischen überall herum. Nur auf dem Markt wurden sie immer verjagt, obwohl es dort so verführerisch roch. Unverrückbar blieb er Domäne der Frauen, die alle unverschämten Bettler und Räuber in Tiergestalt verscheuchten. Die ersten Händlerinnen erschienen jeden Morgen sehr früh, um sich die besten Plätze zu sichern. Kaum hatte Re seine Nachtmeerfahrt beendet und stieg als glühender Sonnenball am östlichen Horizont neu empor, begannen sie schon emsig den staubigen Boden zu fegen und ihre Waren auszulegen: manche auf leinenen Tüchern, andere auf Binsenmatten, wieder andere in Körben, die ebenfalls aus Papyrus geflochten waren, der hier im Delta verschwenderisch wie Unkraut wucherte.
Mina kannte jede von ihnen, ebenso wie das, was sie Tag für Tag feilzubieten hatten: je nach Jahreszeit Zwiebeln, Bohnen, Linsen und Hirse, dazu die grünen, frischen Lauchstangen, Gurken, Dill, Koriander, Bockshornklee und glutrote Safranfäden, die zwar sündhaft teuer, aber dennoch äußerst begehrt waren. Andere offerierten Feigen, Datteln und Granatäpfel oder schichteten kleine Kuchen aus Mehl und Honig zu klebrigen Kegeln auf, während breitfüßige Bäuerinnen sich bemühten, ihre aufgebrachten Hühner- und Entenscharen, die sich aufführten, als ahnten sie bereits, dass ihr Ende nicht mehr lange auf sich warten ließ, in den überfüllten Käfigen zu beschwichtigen.
Am späteren Vormittag gesellten sich dann die Wunderfrauen dazu, mit duftenden Kräutergirlanden um den Hals, sich brüstend, mit ihren geheimen Rezepturen jeder nur denkbaren Unpässlichkeit den Garaus machen zu können: Von Tinkturen für Glatzköpfige, die neu sprießenden Haarwuchs verhießen, über verschiedenste Fruchtbarkeitszauber bis hin zu Medizin gegen Schlaflosigkeit und Impotenz reichte ihr Repertoire.
Danach wurde es Zeit für den Schlangenbeschwörer, einen dünnen, verwahrlosten Kerl mit verfilzten Haaren, begleitet von einer alten Kobra, die längst ihre Giftzähne verloren hatte und mit ihrem matten Schlängeln gerade noch furchtsamen Mäusen Angst einflößen konnte. Wie von Zauberhand waren mit einem Mal auch die Akrobaten da, die sich als lebende Menschenpyramiden mit halsbrecherischen Kunststücken aufeinanderstapelten.
Bis zuletzt schließlich das Häuflein der Geschichtenerzähler eintrudelte, unter denen Mina als ungekrönte Königin galt. Sie brauchte kein Krokodil wie Sedi, der Aufschneider, der einen einäugigen Kaiman abgerichtet hatte, um mit seiner Hilfe die Schrecken des Krokodilgottes Sobek heraufzubeschwören; ebenso wenig hatte sie es nötig, sich stark riechender Essenzen zu bedienen, deren Dämpfe die weißhaarigen Zwillingsschwestern aus ihren verbeulten Räucherbecken aufsteigen ließen, um genügend Zuhörer anzulocken. Mina verließ sich ganz auf die Kraft der Sprache, für sie seit jeher die stärkste und machtvollste aller Waffen.
Sie wusste, worauf es ankam, vertraute ihrem Gespür für den richtigen Einsatz. Zu früh zu beginnen konnte bedeuten, dass die weibliche Aufmerksamkeit noch auf den Erwerb von Lauch und Zwiebeln gerichtet war, zu spät, dass die Frauen sich in Gedanken bereits wieder an der heimischen Kochstelle eingefunden hatten.
Meistens überlegte sie nicht einmal, womit sie anfangen solle, sondern überließ es der Geschichte, schwerelos aus ihrem Inneren aufzusteigen, wo sie ein riesiges Reservoir als ihren kostbarsten Schatz hütete. Sie begann leise, fast beiläufig, als spreche sie zu sich selber, eine vielfach erprobte Methode, um erste Neugierige anzulocken. Kaum hatten sie einen aufmerksamen Kreis um die Erzählerin gebildet, hob sie die Stimme und ließ ein paar Bewegungen einfließen. Ein zweiter Kreis formte sich, dann ein dritter, bis schließlich eine dichte Traube von Zuhörerinnen Minna eng umschloss. Dann erst steigerte sie Tempo, Spannung und Mimik. Wenn nun endlich alle Mina fasziniert anstarrten und kaum noch zu schlucken wagten, aus Furcht, das Wichtigste zu verpassen, dann kreiste das Glück wie starker, würziger Wein in ihrem Kopf.
Das Ende kam eigentlich immer zu schnell, egal, wie geschickt sie es auch hinausgezögert hatte. Sie sah es an den Gesichtern, die plötzlich wieder verdrossen waren, an der Unwilligkeit, mit der die Menschen sich zerstreuten, als würden sie am liebsten weiterhin Schulter an Schulter beisammenstehen und atemlos alles in sich aufsaugen. Dann überfiel auch Mina Müdigkeit, der Beginn einer großen Ruhe, die langsam durch ihren Körper rieselte. Diese Schlacht war erfolgreich geschlagen. Jetzt galt es durchzuatmen, bevor sie sich für die nächste rüstete.
Das waren die guten Momente, die sich bis in ihre Träume stahlen, doch gelegentlich ging es auch weniger erfreulich zu. So auch heute, nachdem schon der Tagesanbruch so unerträglich schwül gewesen war, als hätten die Tränen der Isis bereits den großen Fluss steigen lassen. Dabei waren es noch gute drei Wochen bis zum Neujahrsfest, wo mit achet die Jahreszeit der Überschwemmung einsetzen würde und die Bauern ihre Feldarbeit beenden mussten, um nicht in den Fluten des Nils zu ertrinken. An den Ufern traf man gerade die letzten Vorbereitungen: Dämme wurden verstärkt, Bewässerungsgräben gereinigt, neue Auffangbecken ausgehoben. Allerdings war bislang die erfrischende Brise ausgeblieben, die Mensch und Tier sonst bei der Arbeit friedlich stimmte.
Stattdessen machte die drückende Feuchte heute alle mürrisch und gereizt, wozu auch noch das schrille Katzengeschrei beitrug, das von der nah gelegenen Tempelanlage herüberdrang. Es mussten Aberdutzende sein, die sich dort auf engem Raum empörten, so zumindest hörte es sich an. Wieso führten sie sich so auf, wo doch ohnehin alles nach ihrem Willen lief?
Schon den Kleinsten in Per-Bastet war geläufig, wie sehr die Tempelkatzen als geliebte Kreaturen der Bastet von der Priesterschaft verwöhnt und verhätschelt wurden. Sie tränkten und fütterten sie verschwenderisch, bürsteten und streichelten sie und begruben sie sogar mit ihrem Lieblingsspielzeug, während draußen in den Gassen der Stadt Menschen verhungerten, um die man sich sehr viel weniger scherte.
Minas frühere Zuneigung zu diesen geschmeidigen Fellwesen war seit einiger Zeit verflogen, genau genommen, seit die Göttin ihr so hartnäckig die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches verweigert hatte. Seitdem waren ihr Katzen gleichgültig geworden, manchmal sogar lästig, und mehr und mehr überkam sie das beklemmende Gefühl, als würden sie sich buchstäblich über Nacht vermehren.
Sie zog die Stirn kraus, hob ihre Stimme um eine Nuance, was die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlte, war aber noch immer nicht zufrieden. Sie hatte sich für Lüge und Wahrheit entschieden, was sie freilich schon nach den ersten Sätzen bereute, denn der Funke wollte heute nicht recht zünden. Doch jetzt war es zu spät, um noch etwas daran zu ändern. Für Liebesgeschichten war sie wahrlich nicht in Stimmung, und die wundervollen alten Verse über Isis und Osiris, die sie so liebte, waren für sie schon lange tabu. Weshalb diese Kostbarkeiten an Leute verschwenden, die sich bereitwillig unter der Perserherrschaft duckten, als sei Kemet nicht einst ein freies, stolzes Reich gewesen?
Es kostete Kraft, jetzt nicht einfach mittendrin aufzuhören, obwohl sie spürte, wie entfernt sie heute von ihrer sonstigen Meisterschaft war. Vielleicht lag es ja an dem Fremden, der mittendrin aufgetaucht war und jetzt ganz selbstverständlich zwischen all den Frauen stand, bewegungslos, als seien seine Füße im Boden verwurzelt. Selten genug, dass sie hier auf dem Markt einen Mann unter ihrer Zuhörerschaft hatte, und einer wie er war ihr bislang noch gar nicht untergekommen.
Er gehörte, das hatte sie auf den ersten Blick erkannt, zu den verhassten Persern, die hier in Per-Bastet immer zahlreicher wurden, seit Darius sich zum Pharao über das Schwarze Land aufgeschwungen hatte. Mittelgroß und kräftig, trug er nicht den üblichen Schurz wie jeder vernünftige Einheimische, sondern trotz der Schwüle ein bodenlanges, blaues Gewand mit breiten Borten an Kragen und Saum. Seine männlichen Gesichtszüge waren bartlos, was für einen Perser außergewöhnlich war. Eine markante Nase, die ihm gut stand, dichtes, nackenlanges Haar, leicht gelockt, bei dem das Silber bereits den Kampf gegen ein mattes Braun gewonnen hatte. Die feingliedrigen Hände hielt er ineinander gefaltet, geschmückt von einem auffallenden Ring mit einem silbergefassten Lapislazuli. Seine Augen konnte sie nicht sehen, weil er den Blick hartnäckig gesenkt hielt. Um seine Mundwinkel aber spielte wie ein ständiger Schatten ein kleines Lächeln, das Mina fast in den Wahnsinn trieb.
Lachte er sie aus? Oder grinste er lediglich, weil er so gut wie kein Wort verstand?
Auch die umstehenden Frauen schien seine Gegenwart unruhig zu machen. Sie begannen zu scharren, traten von einem Bein auf das andere, schauten sich um, und zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit löste sich plötzlich eine aus der Menge, schob die anderen beiseite und ging mit ihrem vollgepackten Korb einfach weg.
Jetzt hob der Perser den Kopf. Schmale, blaue Augen, um einiges heller, aber kaum minder leuchtend als der Stein an seiner Linken, sahen Mina an, so intensiv und bezwingend, als schauten sie geradewegs in ihr Herz.
Ein leichter Schwindel erfasste sie. Ihr war, als würde sie von einem unsichtbaren Riesen hochgehoben und in die Luft geschleudert. Mit trockenem Mund gelang es ihr gerade noch, die Geschichte halbwegs anständig zu Ende zu bringen, und als die Frauen vernommen hatten, dass die Lüge zur Strafe geblendet und von da an zum blinden Türhüter des Hauses der Wahrheit gestempelt worden war, seufzten einige vor Erleichterung.
Trotzdem schienen es alle auffällig eilig zu haben, nach Hause zu kommen; der Kreis löste sich schneller auf als gewöhnlich, und als Mina einen Blick auf die hinterlassenen Gaben warf, musste sie feststellen, dass heute in der Tat ein ungeheuer genügsamer Tag sein musste. Sie klaubte alles zusammen, obwohl die Früchte matschig und angeschlagen waren und das Fladenbrot seine besten Stunden hinter sich hatte.
Das Katzenkreischen schraubte sich weiter nach oben, erklomm die schrillsten Höhen. Dann war es abrupt still.
Der Fremde war schon ein ganzes Stück entfernt, als er sich noch einmal zu Mina umwandte. Obwohl es nicht die Spur einer Ähnlichkeit gab, musste sie plötzlich an Chai denken, ihren verstorbenen Mann. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht auf der Stelle loszuheulen. Plötzlich hatte sie wieder seinen warmen, leicht nussigen Geruch in der Nase, den sie beim morgendlichen Aufwachen besonders an ihm geliebt hatte. Es war, als stehe, nein, als liege Chai neben ihr, als sei er niemals fort gewesen.
Scheinbar wird es immer noch mehr, dachte Mina voller Wehmut, was ich nicht vergessen kann. Sieht ganz so aus, als würde ich langsam alt.
Als das Beben und Flimmern der weißen Hausmauern einem sanfteren Licht gewichen war, tauchte Ameni auf. Mina entdeckte den Neffen schon von Weitem, wie er schnellen Schritts den großen Platz überquerte, auf den sich inzwischen nachmittägliche Ruhe gesenkt hatte: seine athletische, hoch aufgeschossene Gestalt, als befinde er sich noch im Wachstum, die stets zerwuschelten schwarzen Haare, die ein ovales Gesicht mit großen Augen umrahmten, ein Kinn, das immer auf sie wirkte, als hätte er es heimlich einem energischeren Geschlechtsgenossen abgeluchst. Er schlenkerte mit seinen langen Armen und begann bereits ungeduldig loszureden, noch bevor er neben ihr stand.
»Da bist du ja! Wo warst du denn bloß die ganze Zeit? Hab dich schon überall gesucht.« Ähnlich wie seine Mutter Tama schaffte er es, selbst in die einfachsten Sätze ein ordentliches Maß an Vorwurf zu packen.
»Da, wo ich fast jeden Tag bin«, erwiderte sie, ohne die Stimme zu heben. »Willst du auch ein Bier? Die Wirtin hat gerade gebraut.«
»Ich kann doch jetzt nichts trinken!«, sagte er, äugte aber bereits begehrlich nach ihrem Becher.
»Was ist es denn dieses Mal?« Ameni besaß das untrügliche Talent, sich in zweifelhafte Situationen zu verwickeln, aus denen er ohne fremde Hilfe nicht mehr herausfand. »Spielschulden? Gefälschte Wetten? Ein garantiert einträgliches Geschäft, das sich im letzten Augenblick leider doch zerschlagen hat? Oder hast du dich nur wieder mit deinem Vater zerstritten?«
Stumm schüttelte er den Kopf. Mina spürte die Unruhe, die von ihm ausging.
»Schlimmer«, sagte er gepresst. »Viel, viel schlimmer.«
Etwas Kaltes rührte an ihr Herz. Der Junge war unvernünftig und impulsiv und hatte sich schon so manchen Unsinn geleistet, aber wäre er auch zu einem Verbrechen fähig?
»Du hast doch nicht etwa gestohlen, Ameni? Oder jemanden niedergeschlagen?«, fragte sie eindringlich.
»Natürlich nicht – was denkst du denn von mir, Tantchen!« Er errötete.
Mina entschloss sich, die Anrede zu übergehen, obwohl sie diese hasste und Ameni sehr genau wusste, wie sehr sie es tat. Aber er kam ihr aufgelöst vor, so jämmerlich, dass sie Mitleid bekam.
»Frauengeschichten?«, riet sie weiter. »Ist es das?«
Er zuckte zusammen, wie von einem unsichtbaren Schlag getroffen. »Sieht man mir das an?«
»Wenn man dich so gut kennt, wie ich es tue, vielleicht.«
»Ich sterbe, wenn ich sie nicht wiedersehen kann.« Seine Schultern sackten kraftlos nach vorn. »Und ich werde sie niemals wiedersehen. Das steht fest wie in Rosengranit gemeißelt.«
»Setz dich erst einmal!«, befahl sie und rief nach der Wirtin, um einen neuen Krug Bier zu bestellen. Sie wartete, bis die beiden Becher vollgegossen waren und er getrunken hatte, dann nahm auch sie einen Schluck. Erst jetzt sah sie ihn an. »Also«, sagte sie, »was ist passiert?«
Während er zu erzählen begann, ließ sie die Augen auf ihm ruhen, und plötzlich war es, als öffne sich ein Vorhang. Das Männergesicht verschwand; stattdessen zeigten sich all die anderen Gesichter, die dahinter lagen: das des Dreijährigen, dessen süßen Kindergeruch sie begierig eingesogen hatte, während seine schmutzigen Füßchen auf ihrem Schoß herumpatschten. Damals war sie sich wie eine Verschwörerin vorgekommen, hatte innerlich noch ständig stumme Zwiesprache mit der Großen Göttin gehalten, die ihr sicherlich bald ähnliche Freuden schenken würde. Später dann war das Jungengesicht schmäler und länglicher geworden, als hätte Chnum, der große Töpfer, seine Scheibe ein paar behutsame Runden weitergedreht. Aber noch immer hatte Mina die Zuversicht, selber Mutter zu werden, nicht verlassen. Selbst als Amenis Gesicht Jahre später wie ein eitriges Gewebe Pickel und Pusteln bedeckten, von denen noch jetzt winzige Narben zeugten, hatte ein letztes Restchen Hoffnung in ihr geglommen. Die Große Göttin konnte Wunder bewirken, immer wieder hörte man davon, und verehrte man Bastet nicht zuletzt deshalb als heilige Hüterin der Familie? Ob sie Mina längst auserwählt hatte und sie nur so lange auf die Probe stellte? Der Vorhang schloss sich wieder, die Vergangenheit verblasste. Das Wunder war ausgeblieben. Es gab keine Hoffnung mehr, Mina hatte sich mühsam damit abgefunden. Inzwischen war ihr Neffe erwachsen: ein großer junger Mann, den nun offenbar brennende Liebesglut plagte.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Amenis dunkle Brauen waren fragend nach oben geschnellt.
»Aber natürlich«, erwiderte Mina nicht ganz wahrheitsgemäß. »Du bist verliebt und vollkommen außer dir. Du willst zu ihr, aber das kannst du nicht. Sie wartet zwar auf dich, aber sie darf das Haus nicht verlassen. Dir ist es jedoch untersagt, es zu betreten.« Sie strich sich eine Strähne aus der Stirn. »Klingt nach einer äußerst komplizierten Geschichte, wenn du mich fragst, die nicht unbedingt einen glücklichen Ausgang verheißt. Willst du dir das Ganze nicht lieber noch einmal in aller Ruhe überlegen?« Sie lächelte. »Es gibt doch so viele schöne Mädchen in unserer Stadt – für einen anziehenden jungen Mann wie dich!«
»Das kann ich nicht, denn es ist keine von deinen Geschichten!« Wenn er wütend wurde, erinnerte er sie an den jungen Chai, der bei gewissen Themen ebenfalls schnell aus der Haut gefahren war. Seine Augen blitzten. »Es ist wahr, kapiert? Und das genau ist der Unterschied. Ich liebe sie!«
»Und liebt sie dich auch?«
»Ja, denn wir gehören zusammen – und wenn die ganze Welt sich gegen uns verschworen hat! Asha ist die Einzige, die ich jemals zu meiner …« Er verstummte.
»Asha«, wiederholte Mina bedächtig, als koste sie eine unbekannte Frucht. »So heißt sie also, deine unerreichbare Liebste. Was für ein klangvoller, ungewöhnlicher Name …«
»Vergiss ihn sofort wieder!«, fiel er ihr ins Wort. »Du hast ihn niemals gehört, versprich mir das!«
Sie sah ihn schweigend an.
»Schwöre!«, fuhr Ameni fort. »Ich muss das von dir verlangen. Denn das Allerschlimmste weißt du ja noch nicht.«
»Und das wäre, mein Junge?«
Zu ihrer Verblüffung begann er loszuweinen, verzweifelt und hemmungslos, wie er es auch schon als kleines Kind getan hatte, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging. Nun sprang er plötzlich auf, riss dabei die beiden Becher vom Tisch, die auf dem harten Boden zerschellten, und rannte davon.
Die erste Runde Fladenbrote war bereits gebacken. Es duftete verführerisch, als Mina den Küchenhof betrat, und Iset war schon dabei, den Teig für weitere Brote zu kneten. Stets war der Vorrat viel zu groß für ihren klein gewordenen Haushalt, als rechne Iset mit ausgehungerten Gästen, die unversehens und in erstaunlicher Zahl einfallen könnten, aber sooft Mina sie auch freundlich ermahnte, weniger verschwenderisch zu sein, sie ließ sich durch nichts und niemanden von ihrem Tun abbringen. Iset knetete so schnell Mehl, Salz, Wasser, ein paar Tropfen Öl und einige Spritzer aus ihrem Sauerteigschälchen zusammen, dass es fast wie Hexerei wirkte.
»Du kommst spät«, sagte sie nach einem knappen Seitenblick. »Und du siehst müde aus. Du hast doch nicht etwa geweint?«
Mina musste lächeln. Eine Begrüßung, wie sie nicht typischer für Iset hätte sein können!
Mina hatte Chais alte Amme mit dem schönen Haus in Flussnähe geerbt, in dem sie so lange zusammen gelebt hatten. Iset konnte patzig sein und äußerst nachtragend, sie hörte schlecht, vergaß schon mal drei von vier Dingen, die man ihr aufgetragen hatte, und an manchen Tagen war es alles andere als leicht, mit ihr auszukommen. Die meiste Zeit aber vertrugen sich die beiden gut.
Mina legte das Mitgebrachte auf einen Hocker. Wieder ein kritischer Blick von Iset, dann hörbar unwilliges Schnaufen.
»Ich weiß genau, was du jetzt sagen willst«, sagte Mina. »Du kannst dir die Mühe also sparen.«
»Und wieso schleppst du solchen Unrat dann überhaupt zu uns nach Hause? Gehören wir vielleicht zu den armen Leuten, die so etwas nötig haben? Ist es das, was du mir damit sagen willst? Dass du es leid bist, mein Essen zu bezahlen, nur weil ich alt und schwach geworden bin?«
»Ich tue es, weil zum Geben auch immer Nehmen gehört«, widersprach Mina. »Sie hören meine Geschichten an, und …«
»… du lässt es dir mit Abfall lohnen? Schöner Ausgleich!« Iset rümpfte die Nase und schlug noch kräftiger auf ihren Teig ein. Danach formte sie flache, runde Fladen, die sie energisch in den Ofen schob. »Mein armer Liebling würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er das wüsste. Die Frau des Ersten Tempelschreibers, die sich wie ein törichtes Mädchen vom Lande vor die Marktfrauen hinstellt und einfach …«
»Dein armer Liebling ist seit sieben Jahren tot«, sagte Mina, schärfer, als eigentlich beabsichtigt. »Außerdem war er mein Mann. Und das sehr viel länger, als er deine Milch getrunken hat. Chai hat meine Geschichten stets gern gehabt und sie kein bisschen töricht gefunden. Das weißt du ebenso gut wie ich!«
Die harschen Worte taten ihr leid, kaum dass sie ihrem Mund entschlüpft waren. Das Resultat blieb nicht aus: Isets spitzes Kinn schob sich gekränkt nach vorn, die schmalen Schultern fielen kraftlos herab. Mina trat zu ihr und schlang von hinten die Arme fest um sie.
»Er hat es immer gehasst, wenn wir gestritten haben«, sagte sie leise. »Daran sollten wir beide denken, findest du nicht?«
Iset nickte.
»Chai war der friedlichste kleine Kerl, den ich jemals an der Brust hatte«, sagte sie. »Das hat er sich bewahrt. Auch später noch, als er schon erwachsen war und so viel Verantwortung auf seinen Schultern lastete. Wie konnte er uns nur so früh verlassen, Mina? Er wusste doch, wie sehr wir ihn brauchen!«
Mina hielt sie eine Weile stumm an sich gedrückt und spürte dabei die spitzen Knochen unter der welken Haut. Sie wiegt kaum mehr als ein zerrupftes Vögelchen, dachte sie. Bald werde ich auch sie verlieren.
»Ich sterbe halb vor Hunger«, sagte sie, längst wieder versöhnt, und ließ die Alte los. »Könnte das, was dort drüben auf dem Feuer brodelt, etwa deine legendäre Linsensuppe sein?«
»Sie ist so gut wie fertig.« Die Amme begann zu strahlen. »Ich muss sie nur noch abschmecken.«
Die Suppe war gehaltvoll und würzig wie immer, und dennoch verließ Mina schon nach wenigen Löffeln der Appetit, denn die Linsen schmeckten nach Vergangenheit, nach glücklichen Tagen, die längst verflogen waren. Wie ein Schatten hatte sich die Sehnsucht nach Chai über Minas Gemüt gelegt, machte sie dünnhäutig und melancholisch.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, zumindest nicht von ihrer Seite. Der schmale Schreiber mit den wachen Augen und dem vorzeitig gekrümmten Rücken, der ihr so beflissen den Hof machte, hatte sie zunächst mehr belustigt als interessiert. Da waren andere um sie gewesen, jüngere, geschmeidigere Männer, lustigere und kühnere, mit frechen Sprüchen, denen sie zunächst den Vorzug gegeben hatte. Nur weil er hartnäckig blieb, stets gleichbleibend freundlich und aufmerksam, so kühl und abweisend sie sich auch verhielt, hatte sie sich schließlich überhaupt auf ihn eingelassen.
Sie waren zusammen spazieren gegangen, saßen nebeneinander am Fluss, redeten, diskutierten. Niemals hatte er sie bedrängt, niemals zur Eile gezwungen. Klug, wie Chai nun einmal war, wusste er längst, dass seine Worte in der Stille ihr Werk verrichteten; dass sie Minas Herz längst erreicht hatten. Sie hatte ihn schon lange sehr gern gehabt, bevor sie anfing, ihn zu lieben, und als er sie eines Abends endlich fragte, ob sie seine Frau werden wolle, war die Antwort ganz einfach gewesen.
Er hatte geweint, als sie ihn anschließend impulsiv umarmte.
»Wir werden eine Familie sein«, sagte er unter Tränen. »Und du wirst deine Entscheidung niemals bereuen müssen, meine Mina, das verspreche ich dir!«
Blicklos starrte sie nun in die Dunkelheit, die sich inzwischen über den Fluss und das Land gesenkt hatte, und merkte nicht einmal, dass Iset schweigend den halb vollen Napf abräumte und sich dann leise in ihr Zimmer verzog. Eine ganze Weile saß Mina weiter am Tisch, völlig im Damals versunken.
Sie hatte zunächst nicht wahrhaben wollen, dass Chai immer magerer und schwächer wurde. Und sogar diese trockene Hitze, die er ausstrahlte, war ihr anfangs nicht besonders gefährlich vorgekommen. Viel zu spät hatten sie schließlich einen Heilkundigen konsultiert, der nach der Untersuchung bedenklich den Kopf wiegte und Chai als Medizin die mit Wein zermörserte Wurzel des Kokkelstrauches verabreichte, ein widerliches, holziges Zeug, das er nur mit größter Anstrengung hinunterbrachte.
Es folgte eine kurze, trügerische Phase der Besserung; dann kehrte das Fieber in wütenden Schüben zurück, heftiger als jemals zuvor. Es fraß ihn von innen her auf, so war es ihr vorgekommen; verbrannte seine Eingeweide wie lange in der Sonne getrockneten Dung. Und bevor sie sich noch richtig versah, waren Chais Augen gläsern geworden, und ihr saß bereits ein fetter Balsamierer gegenüber, der den Leichnam abholte, um ihn für das Haus der Ewigkeit zu präparieren.
Selbst da hatte er sie nicht verlassen, noch immer nicht.
Oftmals hörte sie in der Folgezeit seine Stimme im Nebenzimmer, sprang auf, um zu ihm zu gehen, wie sie es so oft getan hatte, besann sich jedoch und hielt auf der Schwelle inne. Nach einem halben Jahr schließlich war die Stimme verstummt.
Jetzt erst war Chai für sie wirklich tot, und sie war allein, so oft sie auch sein Grab in der Nekropole besuchte.
Jetzt stand sie tief in Gedanken auf und ging langsam in ihr Zimmer. Iset hatte dort fürsorglich mehrere Öllampen entzündet, die den Raum erleuchteten, als habe sie gespürt, wie lebendig die Geister der Vergangenheit geworden waren. Eine bunte gewebte Decke lag über dem Bett, einem ordentlichen Gestell mit vier geschnitzten Beinen statt der üblichen einfachen Matte auf dem Boden. Im Zimmer standen auch verschieden große geflochtene Körbe, in denen die Kleider aufbewahrt wurden, und sogar zwei dunkle Holztruhen für die Festtagsgewänder. Alles war sauber und aufgeräumt, alles sah einladend und heimelig wie immer aus. Und dennoch erschienen Mina die vertrauten Wände heute eng und bedrückend.
Sie schob die Türe auf und ging hinaus in den nächtlichen Garten, ein weiteres Privileg, das sie ihrem bienenfleißigen Mann verdankte. Nur wenige Privathäuser der Stadt besaßen einen Garten; nichts fehlte, weder Zypressen und Schatten spendende Sykomoren, deren süße Früchte der Göttin Hathor geweiht waren, noch duftende Blumenbeete, auf denen roter Mohn, gelbe Alraunen und blaue Kornblumen wuchsen. Es gab sogar einen künstlich angelegten Teich mit Lotosblüten, den Chai besonders geliebt hatte. Als hätte Iset geahnt, dass sie den Teich heute noch aufsuchen würde, flackerten auch hier ein paar Öllämpchen in der Abendbrise.
Sie zog ihr Gewand aus und ließ sich ins Wasser gleiten. Der kleine See war nicht groß genug, um richtig schwimmen zu können, aber für eine Abkühlung gerade recht. Sie schloss die Lider und überließ sich der nächtlichen Frische des Wassers, als ein Zischen sie plötzlich auffahren ließ.
Erschrocken riss sie die Augen auf.
Direkt über ihrem Kopf hatte sich eine Kobra aufgerichtet, die sie bedrohlich fixierte. Minas Puls begann zu rasen. Schlangen hasste und fürchtete sie wie kaum andere Lebewesen. Und jetzt auch noch eine Speikobra, die dunklen Schuppen waren unverwechselbar. Chai hatte sie vor diesen gefährlichen Reptilien bei einem ihrer seltenen Ausflüge gewarnt. Eine einzige falsche Bewegung – und die Schlange würde ihr das Gift in die Augen spritzen und sie für immer erblinden lassen.
Sie blieb regungslos, obwohl sie am liebsten laut um Hilfe gerufen hätte. Doch bis die schwerhörige Iset mühsam aus dem Bett gehumpelt käme, wäre es ohnehin zu spät.
Dann schoss die Kobra plötzlich zur Seite, und Mina hörte lautes Fauchen. Etwas hatte sich seitlich am Kopf der Schlange verbissen, das sie abzuschütteln versuchte, was ihr aber offenbar nicht gelang. Das Zischen wurde lauter, das Fauchen geriet zu einem Knattern, wie sie es niemals zuvor gehört hatte.
Eine Katze? Aber brachten die samtpfotigen Geschöpfe der Bastet überhaupt solche Töne hervor?
Der Zweikampf schien sich ein ganzes Stück entfernt zu haben, denn plötzlich waren alle Geräusche wie von der Nacht verschluckt. Mina stieg aus dem Teich, streifte mit zitternden Händen das Kleid über und versuchte, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Beim Herumtasten entdeckte sie einen dicken abgebrochenen Ast, den sie aufhob, um sich damit zu bewaffnen.
Schließlich fand sie die beiden Kontrahenten.
Die Katze kam ihr erstaunlich klein vor, ein zähes, mageres Bündel aus getigertem Fell und scharfen Krallen, das gegen die Schlange kaum dauerhaft bestehen konnte. Wieder richtete sich die Schlange auf, um sich für ihre Giftattacke wirkungsvoll zu platzieren; wieder reagierte die Katze rechtzeitig und attackierte erneut blitzschnell den Kopf. Zischend versuchte die Schlange sich zu befreien, hörbar auf das Äußerste gereizt.
Apophis, das Ungeheuer aller Ungeheuer, das Re vernichten will, dachte Mina. Genauso, wie die alten Märchen es berichten.
Ohne lange zu überlegen, hob sie den Ast und drosch auf die Schlange ein, bis sich diese nicht mehr rührte.
Mina wartete, dann stieß sie vorsichtig mit dem Ast nach dem Reptil; es war eindeutig tot. Jetzt erst ließ sie ihre Waffe fallen. Sie hatte ihren Dienst erfüllt, und Mina verspürte keine Lust, sich länger wie eine Mörderin zu fühlen.
Doch wo war die mutige Katze abgeblieben, der sie ihre Rettung verdankte? Mina schaute sich nach allen Seiten um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Eine Weile blieb sie unschlüssig stehen, dann begann sie leise Schnalzlaute auszustoßen, wie man es oft auch bei kleinen Kindern tut.
Ihr Locken blieb ohne Resonanz.
»Bastet!«, rief sie schließlich. »Bast… – kleine Paschet, wo bist du denn?«
Beinahe hätte sie laut über sich selber gelacht, jetzt, wo Aufregung und Schrecken sich allmählich legten. Da stand sie mitten in der Nacht in ihrem dunklen Garten und rief nach einer wildfremden Katze, der sie auch noch den Namen der Großen Göttin gab! Und dennoch kam es ihr so vertraut vor, dass sie kaum noch damit aufhören konnte.
»Bastet? So komm doch, meine tapfere Sonnenkämpferin!« Wehmut und Bitterkeit der letzten Stunden waren verschwunden. Stattdessen fühlte sie sich gelöst und auf wunderbare Weise müde.
Schließlich entschloss sie sich, zurück ins Haus zu gehen. Morgen würde sie Iset die tote Schlange beseitigen lassen, hoffentlich die letzte auf ihrem Terrain für lange, lange Zeit. Mina war schon fast an der Türe angelangt, als sie plötzlich ein leises Maunzen hörte.
Die Katze hockte unter einem Busch und starrte sie an. Im Mondlicht waren ihre Augen leuchtend grün.
»Da hast du dich verkrochen!« Mina ging einen Schritt auf sie zu.
Die Katze legte die Ohren an und fauchte.
»Aber du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben!« Sie bückte sich und streckte die Hände nach ihr aus.
Die Katze schoss nach vorn und schlug ihre Krallen tief in Minas Fleisch.
Mit einem Schmerzlaut richtete Mina sich wieder auf.
»Also wehren kannst du dich, kleines Biest! Das hast du jetzt zur Genüge bewiesen.« Tiefe dunkelrote Kratzer zogen sich über ihren linken Handrücken. Es brannte. Blutete. Und tat richtig weh. Sie würde das Andenken an diese besondere Nacht eine ganze Weile mit sich herumtragen, so viel war gewiss. »Dabei meine ich es doch nur gut mit dir. Bist du etwa auch verletzt und nur deshalb so scheu?«
Die beiden musterten sich schweigend.
»Ich wollte mich lediglich bei dir bedanken«, sagte Mina. »Sieht allerdings so aus, als hättest du das gründlich missverstanden.«
Die Katze blinzelte. Dann duckte sie sich, drückte ihren Leib näher an den Boden und kroch rückwärts tiefer in den Busch.
»Ich werde dich nicht zum Rauskommen zwingen«, sagte Mina. »Das musst du wissen. Aber vielleicht verlierst du irgendwann die Lust, dich zu verstecken, was meinst du, und kommst freiwillig zu mir?«
Sie hörte sich selber reden wie eine Fremde, aber es tat unendlich gut.
»Ich könnte an Isets Milchvorrat gehen«, fuhr sie fort. »Ich weiß nämlich, wo sie ihre heimlichen Schätze aufbewahrt. Gut möglich, dass ich noch ein Restchen finde. Wäre das ein verlockendes Angebot?«
»Mina?« Isets spröde Altfrauenstimme klang misstrauisch. »Hast du Besuch bekommen? Was macht ihr denn hier im Dunkeln?« Die Amme hatte sich in ihre Schlafdecke gewickelt und kam kopfwackelnd näher. »Ich hab dich reden hören.« Sie sah sich nach allen Seiten um. »Aber du bist ja ganz allein!«
»Selbstgespräche«, sagte Mina mit einem Lachen und versteckte die malträtierte Hand hinter dem Rücken. »Nichts als Selbstgespräche. Siehst du, so weit kommt es, wenn man zu viel nachgrübelt. Lass uns schlafen gehen, meine Alte!«
Die beiden Männer dämpften ihre Stimmen, obwohl es unwahrscheinlich war, dass ihnen zu dieser frühen Stunde jemand an diesem abgelegenen Ort zuhörte.
»Und du bist dir sicher, dass es getan werden muss?«, wiederholte der erste.
»Du weißt genau, dass es keinen anderen Weg gibt«, erwiderte der zweite. »Deshalb sind wir jetzt hier. Hier, wo alles seinen Anfang nahm, hier, wo alles baldmöglichst sein gottgefälliges Ende finden soll.« Die schmutzigen Lehmziegel schienen seine leise Stimme zu verschlucken. »Denn sie hat es uns befohlen. Ihrem Willen haben wir uns zu beugen – und keiner menschlichen Willkür.«
Der erste sog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein.
»Du hast natürlich recht«, sagte er. »Mit allem, was du sagst. Aber eines bewegt mich doch: Was lässt dich auf einmal so gewiss sein?«
»Du warst doch selber bei der letzten Opferschau dabei!«, erwiderte der andere. »Oder hat dich die Kraft deiner Augen auf einmal verlassen?«
»Du meinst also, das Resultat war eindeutig?«
»Niemals zuvor in meinem Leben habe ich etwas Eindeutigeres gesehen.«
Der erste Mann seufzte. »Uns läuft die Zeit davon«, sagte er. »Hast du das schon bedacht? Bis zum Großen Fest sind es kaum mehr als jämmerliche drei Wochen.«
»Und wenn schon! Wir müssen es eben schaffen, noch größere Kräfte aufzubringen, und ich weiß, es wird uns gelingen. Sie mahnt uns, begreifst du das, sie hat uns erwählt, um in ihrem Namen zu wirken.« Seine Stimme hatte einen metallischen Klang angenommen, der kaum noch Einwände zuließ. »Wir dürfen jetzt nicht länger feige oder zögerlich sein. Alle Ausreden gehören ein für alle Mal der Vergangenheit an. Wir müssen handeln, Schritt für Schritt, damit wir das hohe Ziel erreichen – ihr Ziel.«
Eine Weile war es still.
»Aber du warst selber noch nie unten«, begann der erste Mann wieder, und er klang sehr müde. »Du hast noch nicht gesehen, wie sie da alle zusammen …« Er verstummte. »Und du hast sie noch nie hören müssen«, fuhr er fort. »Das hast du doch nicht, oder?«
»Nein«, sagte der zweite, »und ich werde es auch in Zukunft nicht müssen, denn das ist deine Aufgabe!«
Eine Weile blieb es still.
»Ich könnte Verstärkung brauchen«, begann der erste zögerlich. »Das würde es leichter machen. Für uns alle.«
»Habt ihr das Kraut eingesetzt, so wie ich es euch aufgetragen habe?«
»Das haben wir. Aber es sieht fast so aus, als seien sie klüger geworden. Einige, und es scheinen immer mehr zu werden, lassen sich nicht mehr damit übertölpeln. Sie laufen davon, wenn sie es riechen, anstatt sich anlocken zu lassen.«
»Dann habt ihr zu wenig davon verwendet. Ihr müsst eine höhere Dosis nehmen. Sie können nicht dauerhaft widerstehen. Es wäre gegen ihre Natur.« Er schien zu überlegen. »An wie viel Mann Verstärkung hast du denn gedacht?«
»Zwei, besser noch drei. Kommt ganz darauf an, wie kräftig sie sind – und wie belastbar. Man hält es nicht sehr lange durch, das solltest du bedenken.« Er räusperte sich. »Ich will nicht jammern, aber keiner von uns schläft mehr als ein paar Stunden. Von den Träumen, die uns heimsuchen, ganz zu schweigen.«
»Dir ist bewusst, dass jeder zusätzliche Mitwisser ein größeres Risiko bedeutet«, mahnte der zweite Mann. »Ein Risiko, dessen wir uns hinterher auch noch entledigen müssen.«
»Du willst sie danach alle umbringen lassen?« Der erste Mann war entsetzt. »Sie auch?«
»Große Zeiten fordern große Opfer«, erwiderte die Metallstimme. »Und wir beide, alter Freund, sind mittendrin.«
Am nächsten Morgen kam Mina alles vor wie ein Traum. Sie hatte mit den Linsen im Magen unruhig geschlafen und sich lauter Dinge eingebildet, die so gar nicht hätten geschehen können. Sie stand beherzt auf und schaute nur ganz kurz auf die Hand, damit die nächtlichen Gedanken sich nicht wieder einnisteten. Die Kratzer waren tief, aber bereits verkrustet; keinerlei Anzeichen einer Entzündung, zum Glück, um die sie sich hätte sorgen müssen.
Sie wusch sich, nahm ein frisches Kleid aus dem Korb und begann sich zu kämmen. Der polierte Bronzespiegel zeigte ihr ein müdes Gesicht mit geschwollenen Augen. Sie legte ihn schnell wieder zur Seite. Sie war keine alte Frau, und es kam noch immer vor, dass ihr Männerblicke folgten, doch seit sie allein war, gab es ihr nichts mehr, sich zu schminken und zu schmücken. Außerdem kamen die Leute schließlich auf den Markt, um ihre Geschichten zu hören, und nicht, um sich an ihrer Schönheit zu laben.
Sie wollte gerade nach draußen gehen, als sie Isets zittrigen Schrei hörte und schnell zu ihr lief.
»Da!« Mit ausgestrecktem Arm deutete die Alte auf den Schlangenkadaver. »Jemand hat sie brutal erschlagen, die Große Göttin verschone uns vor ihrem gerechten Zorn!«
Im hellen Morgenlicht sah die Speikobra nicht mehr ganz so gefährlich aus wie im ungewissen Schein des Mondes, aber es war trotz allem ein ausgewachsenes Tier mit glatten, fast schwarzen Schuppen, an dem sich mittlerweile bereits Vögel und Ameisen ausgiebig gelabt hatten.
»Das war ich«, sagte Mina. »Mit diesem Ast hier.« Sie trat nach ihm. »Und Bastet hat mir dabei geholfen, stell dir vor!«
»Bastet? Aber das ist ganz unmöglich! Sie würde doch niemals eines ihrer eigenen Geschöpfe …«
»Ich hasse diese Tiere mit der gespaltenen Zunge«, sagte Mina heftig. Sollte sie der Alten die Hand mit den Kratzern zeigen? Dazu war später noch immer Zeit genug. »Und ich kann nicht leiden, wie sie sich lautlos anschleichen. Außerdem tötet ihr Gift oder macht blind – und genau das hat dieses Exemplar gestern bei mir versucht.«
»Schlangen sind der Göttin heilig«, murmelte Iset. »Das sollte gerade eine wie du wissen, die ständig in den alten Geschichten kramt. Du hast sie erschlagen, weil sie dich attackieren wollte – das könnte eines Tages vor der Maat vielleicht gerade noch als Notwehr durchgehen, wenn du Glück hast. Aber dann auch noch frech zu behaupten, dass ausgerechnet Bastet dir dabei …«
»Schon gut!«, sagte Mina, die sich ärgerte, dass sie ihr kleines Geheimnis ohne Not preisgegeben hatte. »Verscharr sie einfach in irgendeiner Gartenecke! Und den Rest überlass ruhig mir!«
Sie kaute lustlos auf ein paar getrockneten Feigen herum, nahm einige Löffel Gerstenbrei und spülte alles mit dem klaren Wasser aus ihrer Zisterne hinunter. Noch bevor Iset fertig war, hatte sie das Haus schon verlassen.
Für den Markt war es entschieden zu früh, aber sie hatte ihre Schritte bereits nach Osten gelenkt, zum neu gebauten Viertel, in dem Ameni mit seinen Eltern seit ein paar Jahren lebte. Hier waren die Straßen breiter und regelmäßiger als in Minas altem Stadtteil; dafür gab es kein Grün, erst recht keine Gärten. Alles wirkte auf sie, als hätte ein übereifriger Architekt auf dem Reißbrett an einem einzigen Morgen das Viertel schlecht und recht zusammengezimmert, bevor ihn dann gegen Mittag endgültig die Lust verließ. Sie ermahnte sich, nicht hochmütig zu sein. Für Rahotep war es ohnehin ein unablässig schmerzender Stachel, dass sein toter Bruder nicht ihm, sondern Mina das stattliche Haus vererbt hatte, das sie nun mit Iset bewohnte, sozusagen mutterseelenallein, wie er bei jeder Gelegenheit zu betonen pflegte.
Sie war noch nicht ganz vor der Tür angelangt, als durch die morgendlich stille Straße bereits sein zorniges Gebrüll dröhnte: »Die Zunge soll ihm verdorren, diesem elenden Hurensohn! Wenn er glaubt, er kann mich unterkriegen, wird er noch zu lernen haben, mit wem er es zu tun hat!«
Rahotep öffnete mit hochrotem Kopf, nachdem sie mehrmals geklopft hatte, und ließ sie eintreten.
»Was willst du denn hier?«, herrschte er sie an. »Und mach es kurz, denn meine Zeit ist äußerst begrenzt!«
»Weil du dich mal wieder schrecklich aufregen musst? Worüber eigentlich, Schwager?«
»Was geht dich das an? Lebst wie die Made im Speck und musst unter all den dargebotenen Köstlichkeiten lediglich auswählen. Die Sorgen, die mich niederdrücken, kannst du dir nicht einmal vorstellen!«
»Ich lebe in Per-Bastet, genau wie du«, sagte Mina. »Und bei meiner täglichen Arbeit auf dem Markt erfahre ich …«
»Arbeit«, unterbrach er sie grob. »Arbeit? Dass ich nicht lache!«
»Ich bringe die Menschen zum Weinen«, sagte sie.
»Oder zum Lachen. Ich lasse sie träumen. Nachdenken. In ferne Länder reisen. In längst vergangene Zeiten. Und manchmal sogar alles zusammen.«
»Eines hast du dabei allerdings vergessen.« Er kam ihr so nah, dass sie jede Pore sehen konnte. Seine Haut war fleckig, sein Atem roch säuerlich. Er hatte Chais kurze, kleine Nase, die in seinem fleischigen Gesicht allerdings eher verloren wirkte. »Eine nicht ganz unwesentliche Kleinigkeit.«
Sie nickte. Unausweichlich, was nun folgen würde.
»Die stattlichen Lieferungen, die der Tempel dir schickt, pünktlich jeden Neumond und jeden Vollmond, ohne dass du auch nur einen Finger dafür krümmen musst …« Rahotep schnaufte wie ein arthritisches Nilpferd. »Aber was reg ich mich überhaupt auf? Die Welt ist schlecht und ungerecht und wird es immer bleiben, so einfach ist das!«
»Warum bist du nicht auch Schreiber geworden wie dein Bruder?«, versetzte sie ihm spielerisch. »Dann bräuchtest du heute seiner Witwe ihre paar Säcke Emmer und ihre gut gefüllten Ölkrüge nicht zu missgönnen.«
Er ließ sie stehen, ging wortlos nach nebenan. Mina folgte ihm. Zu ihrer Überraschung hatte sich der einst ordentliche große Raum im Erdgeschoss, in dem der Schwager früher Gäste empfangen und Familienfeierlichkeiten abgehalten hatte, in ein wüstes Durcheinander verschiedenartigster Behältnisse verwandelt, die so eng nebeneinander standen, dass an ein Durchkommen kaum noch zu denken war. Tonkrüge, Körbe, Truhen – dazu ein Geruch, als befände man sich mitten unter den Gewürzständen!
»Was ist denn hier passiert?«, rief Mina. »Hast du dein Lager jetzt nach Hause verlegt?«
»Was fragst du noch? Dieser Sohn einer läufigen Hündin hat mich dazu gezwungen«, sagte er dumpf. »Seinetwegen gehen meine Geschäfte so schlecht, dass ich die Ladenmiete der letzten Monate nicht mehr bezahlen konnte. Schließlich hat mein Hausherr mich kurzerhand rausgesetzt und die Räume anderweitig vergeben. Und rate mal, an wen? Natürlich an ihn – meinen Peiniger!«
»Was sagt denn Tama dazu?«
»Frag lieber nicht!« Er befeuchtete die vollen Lippen.
»Du kennst sie ja, ihr Jammern, ihr Klagen, ihre ständigen Beschwerden! Lieber heute als morgen wäre ich zurück im Gau des Was-Szepters oder besser noch im Gau des Nubischen Bogens, ganz egal wo, jedenfalls so weit wie nur irgend menschenmöglich weg von diesem unerträglichen Per-Bastet.«
Als Jüngling hatte Rahotep an einer königlichen Expedition in den Süden des Reiches teilnehmen dürfen und dort die Grundlage seines bescheidenen Wohlstandes gelegt. Kein Wunder, dass er sich danach zurücksehnte!
»Du könntest versuchen, wieder nach Süden zu reisen«, schlug sie vor. »Wäre das keine gute Idee für einen Neubeginn?«
»Und wie sollte ich das bewerkstelligen, jetzt, wo diese bärtigen Hurenböcke hier bei uns das Sagen haben, kannst du mir das vielleicht auch verraten? Stell dir eine Antilope in einem Sandsturm vor, der unablässig seine Richtung ändert«, fuhr er fort, inzwischen endgültig nicht mehr zu bremsen. »Sobald sie ihre Laufrichtung wechselt, um ihm auszuweichen, tut es auch der Sturm und folgt ihr. Dies wiederholt sich wieder und wieder, bis sie alle Kraft verloren hat und inmitten der peitschenden Sandwolken kraftlos zusammensinken muss …« Seine Hand fuhr über die Augen. »Jetzt weißt du ungefähr, wie ich mich fühle.«
Der plumpe Rahotep als flinke Antilope – er hätte keinen unpassenderen Vergleich wählen können! Mina unterdrückte ein Lächeln. Er war ein Angeber und Übertreiber, dieses Mal aber schien es ihn tatsächlich übel erwischt zu haben.
»Kannst du mit deinem Widersacher nicht verhandeln?«, fragte sie. »Es gibt doch immer einen Weg, wenn beide Seiten sich etwas entgegenkommen! Im Streit zwischen Horus und Seth zum Beispiel schlägt Isis …«
»Verschon mich mit deinen Märchen!«, rief Rahotep. »Die taugen vielleicht für alte Weiber, aber doch nicht für einen Kaufmann wie mich!«
Ganz ähnlich hatte sich gestern auch Ameni gegen ihre Geschichten gewehrt. Möglicherweise waren sich Vater und Sohn ähnlicher, als beiden lieb war.
»Ich suche deinen Sohn«, sagte Mina. »Ist Ameni zu Hause?«
»Das musst du schon seine Mutter fragen, und ob die es dir sagen kann, wissen die Götter allein. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe nachdenken! Sonst verliere ich noch vollständig meinen Verstand.«
Sie kam seiner Bitte gern nach und fand Tama, die im Innenhof Hocker und Sitzmöbel mit einem dunklen Öl bearbeitete.
»Hab die Köchin entlassen müssen«, stieß sie zwischen ihren zornigen Polierbewegungen hervor. »Und die Dienerin kommt auch nur noch zweimal die Woche. So tief sind wir schon gesunken! Aber wie sollte es auch anders sein mit einem Ehemann, der es sich aus Jähzorn mit allen und jedem verscherzt, und einem Sohn, der den Kopf nur in den Wolken hat?«
Niemand hat dich gezwungen, dir für diese Arbeit ausgerechnet einen schwülen Morgen auszusuchen, hätte Mina am liebsten geantwortet. Der Ausdruck von Enttäuschung und Bitterkeit jedoch, der sich tief um Tamas einst so schönen Mund eingegraben hatte, hinderte sie daran. Früher hatte Tama genauso ausgesehen wie die nubischen Schönheiten, von denen Rahotep offenbar noch heute träumte: ein rundliches, sanftes Mädchen, das gerne fröhlich gelacht hatte, mit glatter dunkler Haut, schweren Brüsten und einem kecken Hinterteil. Jetzt war Tama dürr und vertrocknet und hatte bis heute nicht aufgehört, ihre Niederlagen zu zählen.
»Wo steckt er denn, dein Wolkengucker?«, fragte sie stattdessen betont munter. »Hätte ganz gern einmal kurz mit ihm gesprochen.«
Tama ließ den schmutzigen Lappen sinken.
»Keine Ahnung«, flüsterte sie. »Zu Hause war er jedenfalls heute Nacht nicht. Sein Bett war unberührt, als ich ihn morgens wecken wollte. Wenn sein Vater das erfährt, schlägt er ihn zu Brei.«
»Das klingt ziemlich übertrieben, findest du nicht? Ameni ist doch kein Kind mehr!«, sagte Mina. »Andere in seinem Alter gründen bereits einen neuen Hausstand …«
»Mein Junge ist noch nicht so weit!«, sagte Tama schroff.
»Du kennst ihn nicht richtig, sonst würdest du so etwas nicht sagen. Was, wenn ihm etwas zugestoßen ist? Keine Stunde könnte ich mit dieser entsetzlichen Gewissheit weiterleben.«