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Schöner, magischer und gefährlicher kann die erste Liebe nicht sein!
Konstantinopel im Jahr 1509: Milla, das Mädchen, das über die Kräfte des Feuers gebietet, und Luca, der Junge, dessen Familie zu den Wasserleuten gehört, suchen in der sagenumwobenen Stadt am Bosporus Millas Vater Leandro. Doch als sie ihn endlich finden, kann er sich an nichts erinnern. Nicht an sein früheres Leben und nicht an Milla. Milla ahnt, dass sie selbst und ihre Liebe zu Luca in höchster Gefahr sind, wenn es ihr nicht gelingt, das dunkle Geheimnis um Leandro zu lüften…
In der uralten Lagunenstadt Venedig sind sie sich das erste Mal begegnet: die sechzehnjährige Milla, die von den Feuerleuten abstammt, und Luca aus dem Geschlecht der Wasserleute. Ihre Liebe zueinander ist seitdem nicht erloschen. Als Milla nach Konstantinopel aufbricht, um ihren Vater Leandro zu suchen, begleitet Luca sie. Über Leandros Leben und Verschwinden liegt ein dunkles Geheimnis, das Milla nun endlich ergründen will. Die so lange herbeigesehnte Begegnung mit ihrem Vater verläuft jedoch anders als erwartet: Leandro scheint sich an nichts aus seiner Vergangenheit zu erinnern, auch nicht an Milla. Während das Feuermädchen verzweifelt herauszufinden versucht, was ihrem Vater das Gedächtnis geraubt hat, wird die Stadt von einem gewaltigen Erdbeben erschüttert. Fast zu spät wird Milla und Luca klar, dass nur der Bund aus Feuer und Wasser die Stadt am Bosporus retten kann. Ausgerechnet in der Stunde der höchsten Not wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt, denn der gut aussehende Baumeister des Sultans scheint alles daranzusetzen, Millas Herz zu gewinnen…
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Seitenzahl: 467
BRIGITTE RIEBE
FEUER & GLAS
DIE VERSCHWÖRUNG
Roman
Copyright © 2014 by Brigitte Riebe
Copyright © 2014 dieser Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Martina Vogl / Catherine Beck
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,
unter Verwendung eines Motivs von © shutterstock /
Kiselev Andrey Valerevich
Karte: Andreas Hancock
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
ISBN: 978-3-641-09141-5
www.heyne-fliegt.de
Für Elli
Liebe ist das Feuer,
das den Liebenden verzehrt und verwandelt
Aus dem Buch der Derwische
Des Liebenden Herz
Ist angefüllt mit einem Ozean.
In seinen rollenden Wogen
Wiegt sanft sich das All.
Rumi, das Lied der Liebe
Prolog
Er hasst das leere weiße Rauschen, das einsetzt, sobald er die Augen schließt und an früher zu denken versucht. Zornig macht es ihn und traurig zugleich, weil auf einmal ein Nichts ist, wo einst eine ganze bunte Welt lebte.
Immer wieder versucht er, seine Hände nach ihr auszustrecken – doch vergebens. Seine Finger bleiben leer.
Dabei waren sie einst sehr geschickt, daran erinnert er sich noch, wenn sie nun nutzlos in seinem Schoß liegen oder den Löffel zum Mund führen, damit er nicht verhungert.
Hände, die Dinge zum Leben erwecken konnten.
Hände, die Werkzeuge bedienten.
Hände, die zarte Haut gestreichelt haben …
Jetzt beginnt er, sie zu hassen.
An solchen Tagen hält es ihn nicht länger in seinem Gefängnis, auch wenn es weder feucht noch modrig ist und sogar in einem Palastareal liegt. Doch die Mauern, die ihn von seiner früheren Welt trennen, sind unüberwindlicher als die echten aus Stein. Sie lassen ihn für eine gewisse Weile heraus, das ja, doch keinen Augenblick bleibt er dabei unbeobachtet. Die Schatten der Soldaten verlassen ihn niemals. Zum Glück gibt es seit einiger Zeit diesen Jungen, der alles aufsaugt, was aus seinem Mund kommt, und seine Sprache so schnell erlernt, dass er es kaum fassen kann.
Mit ihm zu reden, beruhigt den wilden Aufruhr seiner Seele. Dessen Begeisterung, sein Elan, seine Lebendigkeit geben ihm etwas von der alten Kraft zurück. Doch sobald er wieder allein ist, droht diese entsetzliche Leere in ihm ihn erneut zu verschlingen.
Als er sich durch Zufall in einer Spiegelscherbe sieht, erkennt er sich selbst nicht mehr.
Wer ist er?
Was haben sie mit ihm gemacht?
Manchmal ist er kurz davor, sich ein Messer an die Pulsadern zu setzen, nur um endlich wieder Rot zu erleben in diesem unbarmherzigen, trostlosen Weiß, in dem er gefangen ist. Doch eines weiß er ganz genau: Etwas erwartet ihn.
Jemand.
Manchmal kann er es beinahe spüren, so nah fühlt es sich an.
Etwas unendlich Vertrautes.
Etwas, das warm ist, lebendig, voller Mut.
Etwas, das er so sehr liebt, dass ihm das Herz aus der Brust springen könnte.
Dafür muss er weitermachen, sich weiter zu erinnern versuchen, am Leben bleiben und sich durch eine Abfolge sinnloser Tage quälen, die zu zählen er längst aufgehört hat.
Er versucht, ein Bild heraufzubeschwören, doch es will ihm nicht gelingen.
Einmal, in einem langen, lebhaften Traum, den er beinahe wieder vergessen hat, sobald er wach geworden ist, sieht er Feuer. Eine Flamme, stark und stolz, die sich in den Himmel erhebt, leise zitternd in der klaren Luft.
Nichts kann sie ersticken, das weiß er …
Der Traum wiederholt sich. Er wartet schon auf ihn, wenn er sich zum Schlafen niederlegt.
Doch immer häufiger taucht nun in diesem Traum auch ein tödlicher schwarzer Schatten auf, der die rettende Flamme zu ersticken droht. Er weiß, die Zeit wird knapp, er muss sich erinnern, um die Flamme und damit das Wesen, das er am meisten liebt, retten zu können.
Er spürt ihre Hitze, kann sie riechen. Alles in ihm sehnt sich danach, in ihrer Nähe zu sein.
Noch im Halbschlaf streckt er seine Hände nach ihr aus – und dieses Mal siegt ihr Glutrot über das trostlose Weiß.
Die Flamme und er gehören zusammen. Niemand darf sie trennen.
Seit endlosen Monaten erhellt das erste Lächeln sein Gesicht.
Erstes Kapitel
Milla stieß die Fensterläden auf und lehnte sich weit hinaus.
Der Ruf des Muezzins hatte sie geweckt; zuerst hatte sie ihm schläfrig gelauscht, später hellwach. Eine Welle aus Licht und Luft flutete herein, durchsetzt mit einer Vielzahl fremdartiger Aromen, die sie begierig einsog. Unter ihr ein Gewimmel schattiger Gassen, über ihr der Spätsommerhimmel, so indigoblau, als bestünde er aus allerfeinstem Muranoglas. Sie hörte die rostigen Schreie der Möwen, die sich um Fischabfälle stritten, vermischt mit den klagenden Lauten der Maulesel, die als Lasttiere dienten. Dazwischen erklangen Männerstimmen, fluchend oder sich etwas zuschreiend, und sie verstand die Stimmung, auch wenn sie nicht wusste, was die Worte bedeuteten.
Die überdachten Markthallen, in deren Nähe Nikos’ stattliches Haus lag, waren offenbar gerade dabei zu erwachen. Im Vorübergehen hatte sie schon gestern ein paar Blicke darauf werfen können, genug, um ihre Neugierde zu wecken.
Und noch etwas war erwacht: Die alte Angst, die Milla in den Tagen auf See immer wieder tapfer niedergekämpft hatte.
Doch seit die Galeere gestern Abend im Hafen von Konstantinopel angelangt war, hatte sie neue Nahrung erhalten, wie ein Feuer, das eine Weile unter einer Ascheschicht geglüht hatte, um beim ersten Windstoß erneut aufzuflammen. Nicht einmal Lucas Gegenwart konnte Milla davon heilen, deshalb behielt sie ihre Befürchtungen, alles könnte vielleicht trotz ihrer Anstrengungen doch noch ins Leere laufen, lieber für sich. Er war mitgekommen, um sie bei der Suche nach dem Feuerkopf zu unterstützen, ebenso wie seine Freunde Nikos, Alisar und Ganesh, die hier zu Hause waren.
Doch wie sollten sie Millas Vater Leandro Cessi in diesem Labyrinth ausfindig machen? Und was würde geschehen, wenn Milla ihm nach all den Jahren der Trennung tatsächlich wieder gegenüberstand?
Alles, was sie in Händen hielt, war sein Brief, der das Wasserzeichen des Sultans trug – die Tulpe, die sie hier Lale nannten.
Bislang war es das einzige Wort in der fremden Sprache, das sie kannte.
Und dennoch war es Milla an diesem frühen Morgen, als rufe Konstantinopel sie geradezu. Die feinen Härchen auf ihren Unterarmen stellten sich auf, so deutlich meinte sie es zu hören.
»Ich bin da«, flüsterte sie. »Ich bin da!«
Die Stadt war alt und riesengroß, und sie steckte voller Geheimnisse, das spürte Milla bei jedem Atemzug. Wie ein lebendiges Wesen ergoss sie sich mit ihren Holzhäusern über die Hügel, an manchen Stellen von massiven Gebäudekomplexen aus Stein unterbrochen: Moscheen, Kirchen, Markthallen und einer weitläufigen Palastanlage unweit des Wassers, die von hohen Mauern schützend umgeben war.
Sie drehte sich zu dem breiten Bett um, in dem ihre Mutter schlief.
Savinias blonder Zopf hatte sich beim nächtlichen Herumwälzen gelöst. Helle Wellen umschmeichelten ihr Gesicht mit der geraden Nase und den vollen Lippen und ließen sie fast mädchenhaft aussehen. Aber es gab auch die steile Falte zwischen den Brauen und den eingekerbten Fältchenkranz um die Augen, die von durchweinten Nächten, Resignation und altem Kummer zeugten. Venedig zu verlassen, um sich auf diese Suche mit ungewissem Ausgang zu begeben, war für sie, die jede Veränderung scheute, eine ungleich größere Herausforderung als für Milla.
Und dennoch hatte sie diesen mutigen Schritt gewagt.
Was allerdings noch lange nicht hieß, dass Mutter und Tochter nicht mehr aneinandergerieten. In schwierigen Situationen konnten sie sich uneingeschränkt aufeinander verlassen, das hatten die aufregenden Ereignisse am Himmelfahrtstag bewiesen. Ging es jedoch um Unwichtigeres und alltägliche Lappalien, prallten ihre Dickköpfe immer noch rasch gegeneinander, und sie begannen nach wie vor zu streiten. Zu Hause hatte dann meist Ysa dafür gesorgt, dass in solchen Fällen genügend Luft zwischen ihnen war, doch Leandros einzige Schwester hatte sie nicht auf diese gefährliche Reise begleitet. Jetzt mussten Tochter und Mutter lernen, ohne ihre erprobte Schiedsrichterin auszukommen.
Und noch jemand fehlte – Marco!
Beim Gedanken an ihn hatte Milla das Gefühl, ein großer, kalter Stein läge in ihrer Brust.
Der Plan, ihn gemeinsam mit einer List aus den Klauen des Admirals zu befreien, war schon im Ansatz kläglich gescheitert. Der bösartige alte Habicht hatte seinen einstigen Vertrauten nicht wie von ihnen vermutet in die pozzi werfen lassen, jene feuchten Zellen unterhalb des Dogenpalasts, in denen auch Milla und Ysa eingekerkert gewesen waren. Stattdessen hatte er offenbar dafür gesorgt, dass Marco an einen anderen Ort geschafft wurde. Nicht einmal das neu geknüpfte Netz aus Wasser- und Feuerleuten war tragfähig genug gewesen, um dieses geheime Versteck aufzuspüren. Was sie auch unternommen hatten, in ganz Venedig war nicht herauszubekommen gewesen, wo Marco Bellino steckte. Schließlich hatten sie abwägen müssen, entweder ihre Suche nach ihm fortzusetzen, oder die Galeere nach Konstantinopel zu versäumen.
Nach endlosen Diskussionen, ebenso hitzig wie tränenreich, hatten sie sich für Letzteres entschieden, doch Milla war sich noch immer nicht sicher, ob es auch wirklich die richtige Wahl gewesen war. Immer wieder drängte sich ein Gedanke in ihren Kopf, so entsetzlich und bedrohlich, dass sie ihn jedes Mal gleich wieder wegschob.
Was, wenn Marco nicht mehr am Leben war?
Und was, wenn der heimliche Herrscher des Arsenals Marcos beherztes Eingreifen, das die stolze Stadt im letzten Moment vor Schutt und Asche bewahrt hatte, mit dessen Tod gerächt hatte?
Offiziell war natürlich nichts darüber bekannt geworden.
Aber besaß Venedig nicht genügend Kanäle, in denen man jede unerwünschte Leiche leicht verschwinden lassen konnte?
Das konnte, das durfte nicht geschehen sein – aber was, wenn doch?
Plötzlich konnte Milla die Wände des Schlafzimmers nicht länger um sich ertragen, selbst wenn es noch so großzügig geschnitten und mit Polstern und kostbaren Teppichen ausgestattet war.
Die Kisten, die überall herumstanden, waren noch zugenagelt, doch ihnen gehörte ohnehin nur eine einzige, die irgendwo dazwischengeraten sein mochte. Alle anderen waren randvoll bestückt mit Nikos’ Handelswaren.
Also angelte sie nach ihren Kleidern vom Vortag, auch wenn sie lieber etwas Frisches angezogen hätte, schlüpfte in Rock und Pantinen und schnürte ihr rosenfarbenes Mieder über dem weißen Hemd zu. Die Locken fühlten sich vom Salz klebrig an und standen, wie Millas Finger ertasteten, vom Kopf ab wie vorwitzige Feuerspiralen. Da nirgendwo ein Spiegel aufzutreiben war, bändigte sie sie kurzerhand mit einem breiten Band.
Und Wasser?
Irgendwo hier im Haus mussten sich die sagenhaften Baderäume befinden, mit denen Alisar ihr die ganze Fahrt über in den Ohren gelegen hatte, während Sonne, Wind und Salz sie malträtiert hatten, bis Haut und Haare mit winzigen weißen Kristallen übersät gewesen waren. Doch Milla war jetzt nicht danach, sich auf eine langwierige Suche zu begeben. Sie begnügte sich mit dem Krug und der blau lasierten Schale, die auf einem schmalen Emailletisch standen, schüttete sich einen tüchtigen Schwall Wasser ins Gesicht und spülte den Mund sorgfältig aus.
Und jetzt hinaus – die neue Stadt riechen und schmecken!
Als sie behutsam die Tür öffnete, um niemanden zu wecken, wäre sie beinahe über den Kater gestolpert.
Puntino bewachte die Schwelle, unbeweglich und würdevoll wie eine Statue.
Hatte er etwa die ganze Nacht dort verbracht?
Wie er überhaupt auf die Galeere gelangt war, war ihnen bis heute rätselhaft, denn sie hatten ihn eigentlich wohlversorgt bei Ysa und Marin gewähnt. Doch er musste ausgebüchst und heimlich ihrem Tross gefolgt sein, und war dann offenbar auf das Schiff gesprungen, um sich dort zu verstecken. Sie befanden sich schon viele Knoten entfernt von Venedig, als er plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Seitdem war sein bevorzugter Platz ganz vorn auf Deck, eine winzige Galionsfigur, die sich nur dann bewegte, wenn die Wellen zu hoch schlugen oder der anregende Geruch von Essen ihre Nase kitzelte.
Milla bückte sich, um ihn hinter den Ohren zu kraulen. Geschmeidig rieb er sich an ihrer Wade und maunzte leise.
»Du willst doch nicht etwa mit?«, fragte Milla.
Seine großen hellgrünen Augen musterten sie aufmerksam.
»Aber du wirst gut aufpassen, versprich mir wenigstens das!«
Puntinos Schwanz peitschte, was sie als Zustimmung nahm.
Als sie an Lucas Zimmer vorbeikamen, dessen Tür halb angelehnt stand, hielt sie unwillkürlich inne und warf einen Blick hinein. Zu ihrem Erstaunen war er nicht allein. Während der Nacht musste sich Ganesh zu ihm geschlichen und als schmales, bronzefarbenes Bündel am Fußende des Bettes zusammengerollt haben. Er schnarchte zum Gotterbarmen.
Luca lag auf dem Rücken, die Haare gegen das helle Kissen dunkel wie glänzendes Rabengefieder, die Lagunenaugen geschlossen. Das Laken war ein Stück herabgeglitten und enthüllte seine kräftigen Schultern und die glatte, gleichmäßig gebräunte Brust. Milla lächelte, als sie ihn ansah, dann wurde sie wieder ernst, weil sie erneut jenes tiefe, warme Glück im Bauch spürte, das sie noch immer atemlos machte.
Durch Feuer und Wasser waren sie Seite an Seite gegangen, um den alten Pakt neu zu besiegeln, der Venedig vor dem Untergang bewahrte. Sie hatten sich geküsst, sich berührt, einander bei aller Verschiedenheit zutiefst erkannt. Doch seit jenem verzauberten Tag auf der magischen Insel Ondana, an dem sie die gläserne Gondel zu ihren Vorläufern in das Muschelhaus gebracht hatten, war eine seltsame Scheu zwischen ihnen entstanden, die die Seereise noch weiter verstärkt hatte.
Lag es daran, dass sie den Schwur geleistet hatten, alles in ihren Herzen zu verschließen, was ihnen dort widerfahren war?
Dass ihnen unterwegs nur wenige gestohlene Augenblicke zu zweit vergönnt gewesen waren, um zu so etwas wie einer gewissen Alltäglichkeit zurückzufinden?
Oder waren Feuer und Wasser doch zu gegensätzlich, um auf Dauer miteinander in Harmonie zu sein?
Sie liebte Luca, und dennoch war er ihr fremd.
Und obwohl sich Milla mit jeder Faser danach sehnte, ihm ganz nah zu sein und ihre Angst anzuvertrauen, war sie gleichzeitig auch erleichtert, noch ein wenig Zeit für sich zu haben, um unbemerkt von ihm hinauszuschlüpfen.
»Wer soll das alles verstehen?«, flüsterte sie schulterzuckend, als sie sich endlich wieder von Lucas Anblick lösen konnte. »Manchmal begreife ich mich ja selbst kaum. Sei nur froh, dass du kein Mensch bist, Kater!«
Sie waren am Fuß der Treppe angelangt.
Vom Küchenanbau her hörte sie eifriges Scheppern und Klirren. Hanan und Satiye, die beiden Dienerinnen, deren Namen sie wenigstens halbwegs behalten hatte, fuhrwerkten mit Pfannen und Töpfen herum, um das Frühstück zuzubereiten. Es gab noch weitere Bewohner des Hauses, die sie gestern nur kurz zu Gesicht bekommen hatte: eine hochgewachsene Frau mit so dunkler Haut, dass sie wie poliertes Walnussholz wirkte. Einen schlanken Mann ungewissen Alters, der einen schwarzen Zopf trug und in einer singenden Sprache zwitscherte, die Milla zuvor noch nie gehört hatte. Dazu das geheimnisvolle Mädchen mit den türkisfarbenen Kristallaugen und den langen, weißblonden Haaren, die sie an gesponnenes Mondlicht denken ließen.
Sammelte Nikos Menschen aus fremden Ländern, so wie andere Instrumente, kostbare Karten oder Gemälde?
Und gehörten dazu etwa auch Ganesh, der Junge mit den Segelohren und dem fröhlichen Lachen, ebenso wie die unergründliche Alisar, die er wie eine orientalische Prinzessin in Seide und Brokat hüllte und mit »Tochter« ansprach, obwohl er ganz offenkundig nicht ihr leiblicher Vater war?
Milla hatte nicht die geringste Ahnung.
Genau betrachtet, wusste sie erschreckend wenig über den Mann, dessen Haus sie nun beherbergte.
Milla versuchte, sich selbst Mut zuzusprechen.
Luca und Marin vertrauten ihm, das sprach schon einmal eindeutig für Nikos. Allerdings befand sich Lucas Großonkel in Venedig, wo er seine Gondelwerft vor den Angriffen des Admirals schützte, und konnte für die Suche nach Leandro im Augenblick nicht viel mehr als gute Wünsche und helle Gedanken schicken.
Was aber, wenn der listige Grieche doch nicht helfen konnte und sich all seine Behauptungen, er unterhalte beste Beziehungen zum Hof, als Aufschneiderei oder gar Lügen herausstellten?
Und schon erhob sie wieder ihr hässliches Haupt, die altbekannte Angst, als habe sie nur darauf gewartet, erneut zuzuschlagen!
Fünf endlose Jahre hast du umsonst gewartet. Den Feuerkopf werdet ihr auch hier nicht finden …
Halt bloß den Mund, blaffte Milla stumm.
Sie zog den massiven Riegel zurück, der die Haustür verschloss. Der Straßenlärm wurde lauter.
Puntino, gerade noch an ihrer Seite, schoss wie ein graugetigerter Pfeil hinaus, als habe er nur darauf gelauert.
Milla sah ihm hinterher, bis er geduckt unter dem nächsten Karren verschwunden war.
Schon halb auf der Schwelle, nahm sie, tief in den Putz eingegraben und etwa in Brusthöhe, eine seltsame Einkerbung in der blauen Hauswand wahr – etwas Rundes, in sich Gedrehtes, das auf der einen Seite wie abgeschnitten wirkte. Eine vage Erinnerung stieg in ihr hoch, zu schwach allerdings, um sie wirklich greifen zu können.
Dann trat auch sie hinaus auf die Gasse.
Sie war kaum ein paar Schritte weit gekommen, da fiel ihr das erste blaue Licht auf. Kaum mehr als ein Schimmer, waberte es zart um den Kopf eines Mannes, der einen großen Korb mit silbrigen Fischen schleppte. Unwillkürlich wurde sie schneller, um ihn nicht zu verlieren. Wie magisch fühlte sie sich von dem blauen Schein angezogen – da entdeckte sie ein weiteres Licht, dunkler und leuchtender, das eine junge Frau umfloss, die schwarz verhüllt war und beim Gehen die Augen züchtig gesenkt hielt. Und erst recht dort drüben, an den Ständen der Mandel- und Nussverkäufer, die ihre Waren gerade zu ansehnlichen Pyramiden auftürmten, um Käufer anzulocken …
Plötzlich war es, als sei ein Schleier von Millas Augen gezogen worden.
Überall flimmerte es bläulich: um einen Lastenträger, der gebeugt unter seinen Mehlsäcken ächzte, um zwei schlaksige Halbwüchsige, die ausgelassen mit einem gescheckten Welpen herumalberten, um einen korpulenten Mann, der sorgfältig einen Stapel Gemüsekisten kontrollierte und lauthals zu schimpfen begann, weil der Zustand der untersten ihm offenbar ganz und gar nicht behagte.
Wohin sie auch schaute, überall Blau in allen nur denkbaren Schattierungen. War sie, das Feuermädchen aus Murano, in eine Stadt geraten, die voller Wasserleute steckte?
Und würden diese ihrerseits auch das feurige Rot sehen können, das sie bisweilen umgab, wie sie aus Lucas Mund wusste?
Plötzlich kam sie sich vor wie ein Fremdkörper.
Warum hatte sie Marin nicht beizeiten intensiver über diese Geheimnisse ausgefragt? Mal war das Licht zu sehen, das manche der Wasserleute umfloss, dann wieder nicht.
Aber weshalb?
Bislang hatte Milla keine schlüssige Erklärung dafür gefunden.
Neben ihrem Vater war der alte Gondelbauer der Einzige, der ihr zu mehr Klarheit hätte verhelfen können. Doch leider hatte Milla die günstige Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, was sie inzwischen zutiefst bereute. Jetzt musste sie bis auf Weiteres mit dem zufrieden sein, was sie darüber wusste: der alte Pakt, der gebrochen und von Luca und ihr neu besiegelt worden war.
Inzwischen hätte sie sogar einiges für ein Tuch gegeben, unter dem sie wenigstens ihre auffallenden Locken verstecken könnte, obwohl sie gleichzeitig wusste, dass auch das nichts an ihrem eigenen Licht ändern würde, das sie jederzeit verraten konnte.
Ging es ihrem verschwundenen Vater ebenso?
Und hatte es den Feuerkopf möglicherweise in neue Gefahren gebracht?
Milla spürte mit einem Mal, wie erschöpft sie nach der langen Seereise war. Ihr Magen schien nur noch aus einem riesigen Loch zu bestehen, das schnellstens gefüllt werden musste.
Wie unbedacht von ihr, loszurennen, ohne einen Bissen gegessen zu haben! Und natürlich steckte in ihrer Rocktasche keine einzige der blanken Münzen, die Nikos Savinia und ihr zugesteckt hatte, um die ersten Tage in der fremden Stadt zu überstehen.
Starrten sie inzwischen nicht ohnehin alle ringsherum an?
Kein Wunder, denn ein Mädchen mit heller Haut und lodernden Haaren, das venezianische Kleidung trug und allein unterwegs war, musste in diesen engen Gassen unweigerlich Aufsehen erregen.
Oder lag es eher daran, dass sie sich so seltsam vorwärts bewegte, weil das Schwanken der Schiffsplanken noch immer tief in ihrem Körper steckte, als ob das Meer sich weigerte, sie wieder ganz freizugeben?
Plötzlich wurde Milla flau zumute.
Wurde sie vielleicht krank? Oder wollte der steinige Untergrund sie nicht länger tragen?
Ein paar johlende Jungs jagten einem störrischen Esel hinterher, so nah an Milla vorbei, dass sie beinahe mitgerissen worden wäre. Hastig griff sie nach dem nächstbesten Halt.
Keine gute Idee, wie sie sofort bemerkte, denn die »Wand«, an der sie Sicherheit gesucht hatte, zerfiel in einzelne, geschickt ineinander verschachtelte Kisten und stürzte krachend in sich zusammen.
Unsanft schlug Milla am Boden auf.
Ihre linke Seite schmerzte, als hätte sie ein paar deftige Boxhiebe zwischen die Rippen bekommen. Als sie sich wieder aufrichten wollte, merkte sie, dass sie sich den linken Fuß beim Hinfallen verdreht hatte und nicht mehr auftreten konnte.
Tränen schossen ihr in die Augen.
»Na, na, ganz so schlimm wird es wohl doch nicht sein!«, hörte sie eine männliche Stimme von oben sagen.
»Und ob! Es tut weh, und ich liege hier wie Treibgut und komme nicht mehr hoch …« Sie biss sich auf die Lippe.
»Nimm meine Hand. Komm schon. Ich helfe dir!«
Sie griff zu, ohne weiter zu fragen.
Er war jung, gerade ein paar Jahre älter als sie, hatte ein freches Lächeln und kluge graue Augen, das erkannte sie, als sie wieder stand, obwohl er sie ein ganzes Stück überragte, was er zu genießen schien. Den dicken Händler, der empört losschimpfte, brachte er mit ein paar knappen türkischen Sätzen zum Schweigen.
»Tut es sehr weh?«, fragte er. »Ich kann dich stützen, wenn du willst!«
Sie starrte ihn an.
»Wieso sprichst du so fließend Venezianisch?«, fragte sie.
»Ich habe einen guten Lehrer«, erwiderte er. »Womöglich den allerbesten. Und ich lerne schnell. In allen Disziplinen. So bin ich nun mal.«
Was war das für ein eigenartiger Kerl? Ein dreister Angeber?
Früher einmal hatte sie auch Marco dafür gehalten. Doch Marco vegetierte inzwischen in irgendeinem feuchten venezianischen Verlies vor sich hin, während sie hier ohne ihn in Konstantinopel gelandet waren. Außerdem war das Gesicht des Jungen zu offen und freundlich, um ihn wirklich von vornherein als Aufschneider abzustempeln.
»Du meinst, ich übertreibe«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Damit bist du nicht allein. Die meisten glauben das, bevor sie mich richtig kennen. Erst viel später merken sie, wie sehr sie sich getäuscht haben.« Sein Grinsen vertiefte sich. »Wie heißt du?«
»Milla. Und du?«
Er zuckte die Achseln.
»Eine jener Fragen, auf die eine ehrliche Antwort recht schwierig sein kann«, sagte er.
Hellbraunes, leicht gelocktes Haar fiel ihm in die Stirn. Seine Lippen waren gut gezeichnet und fest. Er trug keines der sackartigen Gewänder, in denen viele der hiesigen Männer steckten, sondern ein weißes Hemd und eine weit geschnittene bräunliche Hose, die ein breiter Ledergürtel zusammenhielt. Beides stand ihm ausgezeichnet, und man hätte ihn ohne Übertreibung als gut aussehend bezeichnen können. Millas Liebe zu Luca bedeutete keineswegs, dass sie keinen anderen hübschen Jungen mehr ansah.
Doch gab ihm das das Recht, sie wie eine Idiotin zu behandeln?
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«, raunzte Milla zurück. »Bei uns in Venedig kennt schon jedes einjährige Kind seinen Namen.«
»Na gut«, sagte er. »Ganz, wie du willst. Dann eben – Joseph. Oder Giuseppe, wie ihr Venezianer vermutlich sagen würdet.«
Log er?
Sein Blick war ruhig – und durchdringend. Und so sehr Milla die Augen auch zusammenkniff, um ihn herum gab es keinen Hauch von diesem blauen Licht.
Gehörte er denn nicht zu den Wasserleuten, wie die meisten hier? Aber wozu gehörte er dann?
»Dann könntest du mich jetzt zurück nach Hause bringen, Giuseppe«, sagte sie. »Allein werde ich es wohl nicht schaffen.«
»Mit dem allergrößten Vergnügen!«
Er bot ihr seinen Arm, auf den sie sich wohl oder übel stützen musste, wollte sie den malträtierten Fuß nicht übermäßig belasten. Zum Glück erinnerte sich Milla wenigstens genau daran, woher sie gekommen war – aus der schmalen Gasse mit den Korbmachern, die steil nach unten führte und das Humpeln nicht gerade einfacher machte. Dafür spürte sie seine Wärme durch den Stoff und seinen Arm um ihre Hüfte, der sie bei jedem Schritt stützte.
Allerdings erregten sie zusammen mindestens dreimal so viel Aufsehen wie zuvor allein. Milla konnte förmlich spüren, wie sich die Blicke von Händlern und Käufern in sie hineinbohrten, aber sie reckte das Kinn und trug den Kopf so hoch, wie Ysa es ihr für schwierige Situationen beigebracht hatte.
Ein Feuermädchen lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Sie weiß, was sie will, und auch, wie sie es bekommen kann …
Beinahe war es, als hörte sie die Tante neben sich sprechen.
Sollten sie doch alle glotzen, bis ihnen die Augen herausfielen!
Milla würde nicht aufgeben, bis sie erreicht hatte, was sie sich vorgenommen hatte.
»Du kennst nicht zufällig einen Leandro Cessi?« Der Satz war ihr herausgerutscht, noch bevor sie richtig nachgedacht hatte.
»Nein«, sagte Giuseppe. »Wer soll das sein?«
Da war etwas in seinem Tonfall, das sie stutzig machte. Ein winziges Zögern.
Nein, es war mehr als ein Zögern gewesen.
Dieses Mal sagte er definitiv nicht die Wahrheit, das spürte sie genau. Ihr ganzer Körper versteifte sich.
»Vergiss es«, sagte sie schnell. »Nur ein … entfernter Bekannter. Jemand, der angeblich schon lange hier leben soll. Aber vielleicht ist er inzwischen längst wieder weggezogen.«
»Die Stadt der Städte ist riesengroß«, sagte er und sah unverwandt auf sie herab. »Sie wächst von Tag zu Tag immer noch weiter. Viele Menschen aus Venedig, Genua oder Florenz haben hier eine neue Heimat gefunden, von denen aus anderen Regionen oder Ländern ganz zu schweigen. Die meisten von ihnen leben drüben in Galata. Wenn du willst, können wir ja einmal mit dem Boot zusammen hinüberfahren. Und vielleicht erfahre ich dann ja auch von dir, was du hier eigentlich zu suchen hast.«
Es klang wie eine Gnade, auf die sie gern verzichten konnte. Und seine versteckte Frage konnte er sich selbst beantworten!
»Vielleicht«, antwortete Milla.
Aus dem Augenwinkel entdeckte sie Puntino, der einen beachtlichen Fisch quer im Maul hielt. Er musste ihn irgendwo an einem der Stände erbeutet haben und befand sich offenbar auf dem Heimweg, genau wie sie.
Plötzlich spürte Milla das dringende Verlangen, das letzte Stück allein zu gehen. Dieser Giuseppe-oder-wie-immer-er-auch-heißen-mochte brauchte nicht zu wissen, wo sie wohnte.
Sie presste die Lippen zusammen und belastete kurzentschlossen den linken Fuß. Ein brennender Schmerz schoss in ihr hoch, doch Milla gelang trotzdem ein kurzes Lächeln.
»Ich schaffe es allein weiter«, sagte sie. »Hab vielen Dank für deine Hilfe!«
»Und du bist dir da ganz sicher?« Plötzlich klang er fast bittend.
»Bin ich.« Sie würde keinen Fremden zu Nikos’ Haus bringen! Jetzt konnte es ihr kaum schnell genug gehen, ihren seltsamen Begleiter wieder loszuwerden.
Giuseppe zögerte und schien sich nicht recht entscheiden zu können, ob er ihrer Aufforderung auch wirklich folgen wollte.
»Geh!«, verlangte Milla. »Oder bist du taub?«
In diesem Moment umklammerte etwas gebieterisch ihren rechten Knöchel und hätte sie beinahe erneut zu Fall gebracht. Sie beugte sich hinunter – und schaute in die milchigen Augen eines Mannes in Lumpen, der eine Schale mit ein paar schäbigen Kupfermünzen in seiner freien Hand hielt.
Ein blinder Bettler!
Sie hatte ihn nicht bemerkt oder ihn je zuvor im Leben gesehen. Was wollte er von ihr? Und wieso hinderte er sie so grob am Weitergehen?
»Ates˛«, hörte sie ihn flüstern. »Ates˛!« Es klang wie eine Beschwörung.
»Was hat er gesagt?«, fragte sie Giuseppe, jetzt doch froh, dass er so hartnäckig neben ihr geblieben war. »Was bedeutet dieses seltsame Wort Ates˛?«
Ihre Zunge stolperte über die ungewohnte Aussprache.
Seine Augen schienen dunkler geworden zu sein. Jetzt lächelte er nicht mehr.
»Feuer«, erwiderte er. »Der Alte hat ›Feuer‹ gesagt. Kannst du etwas damit anfangen?«
»Nein«, sagte Milla steif, innerlich noch mehr auf der Hut. »Und sag ihm, er soll mich gefälligst auf der Stelle loslassen, sonst schreie ich den ganzen Markt zusammen!«
Giuseppe warf dem Bettler ein paar Worte zu. Die Fessel um Millas Knöchel löste sich zögerlich, aber noch immer starrte der Fremde mit seinen blicklosen Augen zu ihr hinauf.
Puntino begann zu knurren.
»Ich gehe dann jetzt«, sagte Giuseppe. »Pass auf dich auf. Und falls du eines Tages doch hinüber nach Galata willst, dann gib einfach dem dicken Gemüsehändler Bescheid, dessen Stand du gerade halb zum Einsturz gebracht hast. Er ist ein Bekannter …«
Ein letztes Schulterzucken, dann war er auch schon leichtfüßig um die nächste Ecke verschwunden.
Milla humpelte weiter.
Das blaue Haus kam in Sicht. Plötzlich hatte sie das Gefühl, keinen einzigen Schritt weiter gehen zu können, so sehr sehnte sie sich nach Geborgenheit und Schutz.
Über ihr flog ein Fenster auf. Savinia beugte sich weit heraus.
»Wo hast du nur gesteckt?«, schrie sie. »Der erste Morgen in der neuen Stadt – und schon ist meine Tochter wie vom Erdboden verschwunden. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Alle hier sind vor Angst um dich schier umgekommen!«
Alles war genau wie zu Hause in Venedig. Änderten sich manche Dinge denn wirklich niemals?
Milla schaute zwinkernd nach oben.
»Mach einfach auf«, sagte sie. »Und lass den Kater und mich rein!«
Zweites Kapitel
Milla presste sich die Hände auf die Ohren, weil alle in einem wilden Durcheinander auf sie einredeten, kaum dass sie in der großen Eingangshalle angekommen war.
»Mach das ja nie mehr wieder«, verlangte Savinia, auf deren Wangen rote Flecken brannten. »Habe ich denn in Venedig nicht schon genug Sorgen um dich ausgestanden? Dir hätte sonst etwas zustoßen können!«
»Deine Mutter hat recht.« Nikos klang äußerst verärgert. »Konstantinopel kann eine sehr gefährliche Stadt sein – vor allem für eine junge Fremde, die weder die Sprache versteht noch mit den hiesigen Sitten vertraut ist. Du musst ab jetzt vorsichtiger sein. Versprich mir das!«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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