Liebe macht dumm - Brigitte Riebe - E-Book

Liebe macht dumm E-Book

Brigitte Riebe

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Beschreibung

Gina ist attraktiv, intelligent und hat nur ein Ziel: Rache an den drei Männern zu nehmen, die ihre ältere Schwester verletzt und ausgebeutet haben. Geschickt setzt sie die weiblichen Waffen ein, denen keiner der drei widerstehen kann. Doch dabei läuft sie Gefahr, sich selbst in diesem Geflecht aus Verführung, Geld und Ehre zu verlieren.

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Brigitte Riebe

Liebe macht dumm

Frauenroman

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-digital.de

Gmeiner Digital

Ein Imprint der Gmeiner-Verlag GmbH

© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlagbild: © NinaMalyna - Fotolia.com

Umschlaggestaltung: Matthias Schatz

ISBN 978-3-7349-9216-2

Widmung

Für Christine, meine Freundin und Beraterin

Spruch

Was ist ein Mann in Salzsäure?

Ein gelöstes Problem.

Eins

Die Frau hat neonblonde Raspelhaare, einen viel zu großen, hungrigen Mund. Blutrote Lippen. Und jede Menge Sommersprossen.

Als sie zu ihm aufschaut, ganz zufällig, durchlaufen ihn kleine Schauer.

»Ich würde dich gern an einen Baum binden«, sagt sie. Ihre Stimme ist mädchenhaft und ein bisschen heiser. Die Farbe ihrer Augen stahlblau. »Mitten in einem dunklen Wald, in den niemand kommt. Nur ich manchmal. Um dich freizulassen.« Wenn sie lacht, sieht sie aus wie ein freches, übermütiges Kind. »Oder auch nicht. Was sagst du dazu?«

Er starrt sie an wie das Kaninchen die Schlange. Ängstlich. Fasziniert. Voll ohnmächtigen Begehrens. Sein Atem geht lauter. Auf seiner Stirn glitzern feine Schweißperlen. Er schweigt noch immer. Kein Glied kann er mehr rühren. Selbst wenn er wollte.

Nicht ein einziges mehr …

Sie gab auf. Unzufrieden, enttäuscht über sich selbst. Nein, so ging es nicht. Auf diese Weise würde sie keinen Schritt weiterkommen.

Nicht bei einem wie dem.

Nachdenklich betrachtete sie das Foto. Glattes, rotblondes Haar, mit Gel gestylt. Ein gut geschnittenes Männergesicht, allerdings um die Kinnpartie bereits leicht erschlafft. Graue, fast farblose Augen unter hellen, mädchenhaft gebogenen Wimpern. Hart und schnell. Der Mund leicht verzogen, deutlich schmallippiger als auf den alten Bildern in Tinas blauem Tagebuch.

Keiner, der mehr gab, als er unbedingt musste.

Einer, mit dem nicht zu spaßen war.

Und der die Lunte keinesfalls zu früh riechen durfte.

Sie seufzte und starrte gedankenverloren in das kleine Zimmer, das all ihre Schätze barg. Sie musste es anders anstellen, wenn sie ihn zur Strecke bringen wollte.

Vollkommen anders.

Zwei

Zoff lag in der Luft, das spürte sie gleich, als sie das große, helle Büro in der Innenstadt betrat. Die junge blonde Frau hinter dem Empfangstresen zog ein Gesicht, als sei sie gerade zu ihrer eigenen Beerdigung eingeladen worden; die stämmige Kollegin neben ihr wühlte sichtlich wütend in der Ablage.

»Ich möchte zu Herrn Teichmann.« Wie immer, wenn sie nervös war, klang ihre Stimme besonders kühl.

»Herr Teichmann ist in einer Besprechung. Ein wichtiger Kunde. Ich glaube nicht, dass ich da jetzt stören kann.«

Das fing ja gut an! Sie straffte sich unwillkürlich. Besser, sich gleich auf die richtige Art und Weise einzuführen.

»Das glaube ich allerdings schon. Wir sind um elf verabredet. Und jetzt ist es Punkt elf. Teilen Sie ihm doch freundlicherweise mit, dass Frau Berger eingetroffen ist.« Sie spielte mit dem großen Aquamarin an ihrem Mittelfinger. Früher hatte ihn Tina getragen, jetzt gehörte er ihr.

Die Blonde machte noch immer keine Anstalten, den Hörer in die Hand zu nehmen.

Sie schaute sich um. Leise provozierend. »Sein Büro ist dort vorn?«

Ein kurzes, unsicheres Nicken. »Aber Sie werden doch nicht etwa …«

»Und ob ich werde!« Mit ein paar entschlossenen Schritten war sie an der Tür. Und öffnete sie.

Glas, schwarzes Leder, Chrom. Ein großes, hochmodernes Fernsehgerät mit flachem Bildschirm vor einer weißen Wand. Darunter der Videorecorder, ebenfalls vom Feinsten. Einige überteuerte Objekte. Die üblichen Insignien männlicher Potenz – vorausgesetzt, man besaß genügend Geld und nicht allzu viel Fantasie. Der Mann am runden Besprechungstisch sah irritiert hoch. Er war jünger und sympathischer, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Dann senkte sich wieder die Maske über sein blasses Gesicht. Die Augen wurden hart.

»Frau Berger, nehme ich an?«

»Ganz recht. Gina Berger.« Wenn sie wollte, war ihr Lächeln strahlend und unwiderstehlich. Sie zog die Nase kraus. Spätestens das wirkte immer. »O pardon, ich störe doch nicht etwa?«

Der andere Mann hatte bereits Feuer gefangen. Das helle Kostüm mit dem engen Rock, der den Po betonte und viel von ihren gebräunten Beinen freigab. Die lässige Seidenbluse, durch die die Haut schimmerte. Die kesse Frisur. Tizianrot. Vermutlich entsprach sie bis ins Detail dem Ideal seiner feuchten Träume. Sie unterdrückte ein Lächeln. Typen wie er fuhren hoffnungslos auf solch einfallslose Versatzstücke der Weiblichkeit ab. »Keineswegs!«, versicherte er übereifrig. »Wir waren ohnehin so gut wie am Ende, nicht wahr, Herr Teichmann?« Gina trat augenblicklich den Rückzug an. »Ich warte gern noch einen Moment. Wirklich.«

Der Ton war höflich und verbindlich, exakt die richtige Mischung. Ihr Körper allerdings sprach eine andere Sprache. Sie wusste genau, wie viel Spannung ihr Hüftschwung ausdrückte.

Ralf Teichmann war aufgestanden.

»Fünf Minuten noch«, sagte er, ohne die Miene zu verziehen. Er versuchte, Zeit zu gewinnen. Sie zu taxieren. Er war sich nicht sicher, wie er sie einschätzen sollte. Das ließ sie ruhiger werden. »Frau Döller soll Ihnen einstweilen einen Kaffee servieren. Anschließend bin ich ganz für Sie da.«

Diesmal lächelte Gina nicht. Was ihn wiederum zu überraschen schien.

Du wirst dich noch mehr wundern, dachte sie. Schon sehr bald. Und äußerst gründlich.

»Reizende Idee. Sehr schönes Büro übrigens. Kompliment!«

Sein Gesicht blieb glatt.

Er war ein schwieriger Gegner. Aber sie besaß nun mal ein Faible für harte Nüsse.

Martha war im Garten und besprach gerade ihre Zucchini. Dabei durfte man sie keinesfalls stören, es sei denn, man nahm einen ebenso heftigen wie anhaltenden Missmutsanfall in Kauf. Deshalb setzte sich Gina auf die Terrasse und streckte ihre nackten Beine in die Sonne. Über dem kleinen Biotop jagten sich Libellen; es roch nach Sommer, nach dem ersten frischgemähten Gras. Für einen Moment schloss sie die Augen und gab sich ganz der Ruhe und der Geborgenheit dieses Ortes hin, was sie viele Jahre nur in ihrer Vorstellung hatte tun können.

Aber jetzt war es real. Zu riechen. Zu fühlen. Zu schmecken. Nicht länger ein Traum, der mehr und mehr verblasste. Sie war zurückgekehrt. Sie war endlich wieder zu Hause.

»Siehst vielleicht blass aus, Kind«, sagte Martha. Sie trug ihren alten Strohhut und ein blaues, verschlissenes Kleid. »Und viel zu mager. Isst du halbwegs vernünftig?«

»Schlank«, korrigierte Gina sie lächelnd. »Außerdem ist strenge Mallorca-Bräune längst out. Bleich ist heutzutage fein.«

Martha setzte sich neben sie. »Wie ist es denn gelaufen?«

»Seltsam, wirklich seltsam. Aber den Job habe ich, wenn du das meinst.«

»Und der Kerl?« Martha hatte ausdrucksvolle, grüngraue Augen, die ein bisschen zu weit auseinanderstanden. Einen breiten Mund. Und noch die eigenen Zähne. Obwohl sie im nächsten Sommer ihren achtzigsten Geburtstag feiern würde. »Kommst du klar? Immerhin ist er erst der erste. Und den zweiten, den mit dem Lokal, willst du gleich mitverarzten? Ich hoffe nur, dir ist klar, was du dir vorgenommen hast.«

»Und ob! Der Kerl? Ganz ordentliches Kaliber, kann ich dir sagen. Ich werde mir eine Menge einfallen lassen müssen.« Sie nestelte an ihrer Frisur und hielt auf einmal den roten Echthaarschopf in der Hand. Es fühlte sich wunderbar an, die warme Brise auf der Kopfhaut zu spüren. »Aber das werde ich. Keine Sorge! Und was den anderen betrifft, da habe ich die Lage schon sorgfältig sondiert. Alles ist eingefädelt. Ich muss nur noch den richtigen Moment abwarten, um aktiv zu werden. Du kannst dich ganz auf mich verlassen.«

»Weiß ich doch. Trotzdem mache ich mir immer Sorgen um dich«, erwiderte Martha. »Und jetzt erst recht. Du bist alles, was ich noch habe, Regine. Vergiss das bloß nicht.«

»Das tu ich schon nicht«, versicherte Gina. »Versprochen!«

Beide schwiegen. Auf der verblichenen Holzschaukel hatte sich ein frecher Spatz niedergelassen. Er putzte ausgiebig sein Gefieder, pickte nach einem Körnchen und flog wieder davon. Die Graue, Marthas majestätische Kartäuserkatze, hatte nicht einmal ein ingwergelbes Auge geöffnet.

Tinas Lieblingsplatz. Seit jeher. Und nun verwaist. Die junge und die alte Frau dachten es im selben Moment.

Drei

Sie behielt ihre Taktik bei, beziehungsweise feilte an ihr. Machte mal auf unauffällig als wahrer Ausbund an Pünktlichkeit, Akkuratesse und Zuverlässigkeit, als fleißiges Bienchen, das jede Aufgabe mit fast schon eiserner Zuvorkommenheit erledigte, dann wieder provozierte sie ihn. Nicht durch ihr Äußeres. Gina wählte ihre Kleidung bewusst geschäftsmäßig und dezent. Aber durch ihr Verhalten. Hartnäckiges Schweigen oder unerwartet aufsässige Fragen, die dem anderen den Atem verschlugen und mit denen er, wie sie schon bald herausfand, besonders schlecht umgehen konnte. Keineswegs übertrieben. Sondern ganz gezielt. Gerade im rechten Maß, um unweigerlich seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Er war irritiert. Ihre bloße Anwesenheit versetzte ihn manchmal bereits in nervöse Schwingungen, die er wohl nicht einmal hätte näher benennen können. Sie spürte es. Wusste es haargenau. Er jedoch ließ es sich mit keinem Wort, keiner Geste anmerken. Denn Teichmann war gerissen, fast schon krankhaft penibel und ständig auf der Hut. Gina merkte es an tausend Kleinigkeiten. Etwa daran, dass intern alle Informationen punktförmig auf ihn zuliefen und trotzdem keiner der Angestellten auch nur annähernd sein Vertrauen genoss. Auch innerhalb des Triumvirats, das die Firma leitete, war seine Vorrangstellung unangetastet. Er war der Frontmann, der der ganzen Welt die Zähne zeigte. Seine beiden Teilhaber– ein verrückter Geigenbauer der eine, mit einer ebenso einzigartigen wie unbezahlbaren Stradivari-Sammlung, der andere ein blasierter Kieferchirurg, durch eine Erbschaft, wie man munkelte, über Nacht zu Geld gekommen– erschienen nur ab und an in den Geschäftsräumen und konnten ihm in keiner Weise das Wasser reichen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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