4,99 €
STÜRMISCHE LIEBE IN IRLAND von MAUREEN CHILD Mauras einzige und sehr leidenschaftliche Nacht mit dem amerikanischen Milliardär Jefferson King ist nicht folgenlos geblieben. Doch mit einem Mal ist der Studioboss aus Hollywood unerreichbar! Davon lässt sich eine temperamentvolle Irin wie Maura jedoch nicht beeindrucken … DER MILLIONÄR UND DIE NANNY von DAY LECLAIRE Wenn er sieht, wie die dunklen Locken wild auf ihren nackten Rücken fallen, steigt sein Puls. Doch Jack will die neue Nanny nur heiraten, um das Sorgerecht für seine Nichte zu bekommen. Er muss nur noch herausfinden, mit welchem Angebot er Annalise davon überzeugen kann, Ja zu sagen … CHAMPAGNERKÜSSE IN SYDNEY von SANDRA HYATT Erst lächelte er ihr mit einem Glas Champagner in der Hand zu, dann fordert der unverschämt gut aussehende Mann sie zum Tanz auf. Callie lässt sich auf das heiße Spiel ein. Doch mit dem Morgen über Sydney dämmert die Erkenntnis, mit wem sie die atemberaubende Liebesnacht verbracht hat …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 619
Maureen Child, Day Leclaire, Sandra Hyatt
BACCARA EXKLUSIV BAND 173
IMPRESSUM
BACCARA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: BACCARA EXKLUSIV, Band 173 – 2018
© 2009 by Maureen Child Originaltitel: „Wedding at King’s Convenience“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Andrea Greul Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1624
© 2009 by Day Totton Smith Originaltitel: „Inherited: One Child“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1621
© 2009 by Sandra Hyde Originaltitel: „Having the Billionaire’s Baby“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Sarah Heidelberger Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1618
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733725136
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
„Sie können meinem Charme doch gar nicht widerstehen“, sagte Jefferson King und grinste selbstbewusst. „Geben Sie’s ruhig zu!“
„Charme?“ Maura Donohue richtete sich kerzengerade auf, wodurch sie noch respekteinflößender wirkte. „Glauben Sie wirklich, Sie können mich mit Ihrem Gesäusel so leicht überzeugen?“
„Leicht?“ Jefferson lachte. „Wir kennen uns zwar erst seit einer Woche, Maura. Aber eines kann ich Ihnen jetzt schon sagen: Besonders leicht machen Sie es einem nicht gerade.“
„Freut mich, dass Sie zu dieser Erkenntnis gekommen sind“, erwiderte sie und lächelte charmant.
Sie fühlte sich geschmeichelt, das sah Jefferson ihr an. Keine andere Frau, die er kannte, wollte von einem Mann hören, sie sei schwierig. Maura Donohue bildete in dieser Hinsicht die absolute Ausnahme von der Regel. Das war ihm schon bei der allerersten Begegnung aufgefallen.
Jefferson war erst seit ein paar Tagen in Irland, um sich nach einem geeigneten Drehort für den neuen Film umzusehen, den die King Studios produzieren würden. Als er auf Mauras Schaffarm gelandet war, hatte Jefferson es sofort gewusst: Hier war der perfekte Schauplatz.
Nur Maura musste er noch davon überzeugen. Und das schien ein hartes Stück Arbeit zu werden.
„Ich sage Ihnen was“, fuhr er fort und lehnte sich gegen die weiße Steinwand. „Kein Mensch würde zu so leicht verdientem Geld Nein sagen.“
Sie warf sich das lange schwarze Haar über die Schulter und sah ihn mit ihren dunkelblauen Augen kampfeslustig an. „Höre ich da schon wieder das Wort ‚leicht‘ aus Ihrem Mund? Gerade sagten Sie doch noch, Sie hätten eingesehen, dass ich nichts mit Leichtmachen am Hut habe.“
Seufzend schüttelte er den Kopf. Diese Frau war offenbar nie um eine Antwort verlegen. Trotzdem: Sie war faszinierend, und er genoss den kleinen verbalen Schlagabtausch mit ihr. Als Chef der King Studios hatte Jefferson täglich mit Menschen zu tun, die sich fast gegenseitig die Köpfe einschlugen, um für ihn zu arbeiten. Normalerweise waren die Leute völlig aus dem Häuschen, wenn sie hörten, was er zu zahlen bereit war. Und bisher hatte noch jeder einen Vertrag bei ihm unterschrieben.
Außer Maura.
Seit Tagen kam er immer wieder zur Donohue Farm, um auf die starrsinnige Besitzerin einzureden. Jefferson hatte sie mit Komplimenten überhäuft, er hatte ihr Unsummen angeboten, die abzulehnen fast einem Verbrechen gleichkam. Er umgarnte sie mit allen erdenklichen Mitteln, damit sie endlich nachgab. Aber genau das tat sie nicht.
„Sie stehen mir im Weg“, herrschte sie ihn an.
„Entschuldigung.“ Er trat beiseite, um sie vorbeizulassen. Sie schleppte einen schweren Sack, und normalerweise hätte Jefferson mit angepackt, ohne zu zögern. Doch bei ihr machte er keinerlei Anstalten in der Art, weil er wusste, dass Maura seine Hilfe sowieso nicht annehmen würde.
Sie war eine starke und schöne Frau. Klug, schlagfertig und so sexy, dass er ständig an ihre sinnlichen Kurven denken musste. Das geschmeidige schwarze Haar fiel ihr weich auf den Rücken. Für Jefferson war die Versuchung groß, eine Strähne sanft zwischen den Fingern zu drehen und ihr Haar auf seiner Haut zu spüren. Den Kopf hielt sie stets stolz erhoben, und ihre blauen Augen mit den langen schwarzen Wimpern funkelten, wenn sie Jefferson die Meinung sagte.
Sie trug eine ausgewaschene Jeans und einen weiten Strickpulli aus grober Wolle, der bedauerlicherweise mehr versteckte als enthüllte. Allerdings sah Jefferson ihr das bei dem Wetter nach. Insgeheim sehnte er sich jedoch danach, endlich von ihr in ihr Haus gebeten und auf eine Tasse Tee eingeladen zu werden. Denn dann hätte er eine Chance, dabei zuzusehen, wie sie den Pullover auszog. Und vielleicht könnte er dann auch einen Blick auf das werfen, was sich darunter verbarg …
Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als hinter ihr aus dem Stall hinaus in den eisigen irischen Wind zu treten, der ihm unbarmherzig ins Gesicht peitschte. Seine Ohren waren kalt, der Mantel nicht annähernd warm genug. Jefferson nahm sich vor, im Dorf eine warme Jacke und einige von diesen selbst gestrickten Wollpullovern zu kaufen. Das wäre außerdem eine gute Gelegenheit, sich bei den Ladenbesitzern beliebt zu machen. Schließlich kann es nicht schaden, die Leute dieses Örtchens auf meiner Seite zu haben, dachte Jefferson. Mit genügend Unterstützung im Rücken müsste es ein Kinderspiel werden, Maura zu überreden, an die King Studios zu vermieten.
„Wohin gehen wir?“, rief er und hatte das Gefühl, dass der Wind ihm die Worte ins Gesicht zurückblies.
„Wir gehen nirgendwohin“, antwortete sie über die Schulter. „Ich fahre zu den Weiden, um Futter zu streuen.“
„Ich helfe Ihnen!“
Sie drehte sich um und musterte ihn von oben bis unten, bis ihr Blick auf seinen teuren Lederschuhen ruhte. Herausfordernd lächelte sie und fragte: „In diesen Schuhen? Einen Schritt in den Schlamm, und die sind ruiniert.“
„Wieso lassen Sie das nicht einfach meine Sorge sein?“
Empört hob sie den Kopf. „So etwas kann auch nur jemand sagen, der nicht darüber nachdenken muss, woher er sein nächstes Paar Schuhe bekommt.“
„Haben Sie eigentlich grundsätzlich etwas gegen reiche Menschen“, fragte Jefferson und lächelte amüsiert, „oder nur gegen mich?“
Sie grinste unverfroren. „Das ist eine gute Frage, finde ich.“
Jefferson lachte. Die Frauen, die er kannte, waren bei Weitem nicht so schlagfertig und selbstbewusst. Sie nickten einfach nur zu allem, was er sagte. Aus Angst, in Ungnade zu fallen, hielten sie lieber den Mund, statt ihre Meinung zu sagen. Und das galt nicht nur für die Frauen um ihn herum. Ganz Hollywood schien aus Jasagern zu bestehen, sobald Jefferson aufkreuzte.
Wahrscheinlich hatte es weniger damit zu tun, dass er zu einer berühmten Familie gehörte. Der Grund bestand wohl eher darin, dass er der Boss einer großen Filmproduktionsfirma war. Mit nur einer bloßen Kopfbewegung konnten er und seine Produzenten Träume wahr werden oder zerplatzen lassen. Deswegen taten die meisten alles, um von ihm beachtet zu werden. Jetzt auf jemanden zu treffen, der sich nicht im Geringsten darum scherte, was er sagte, empfand Jefferson als höchst erfrischend. Er hatte sich schon lange nicht mehr so prächtig amüsiert wie hier.
Maura schlug die Ladeklappe ihres kleinen verbeulten Lastwagens zu und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen dagegen. „Wieso geben Sie nicht einfach auf, Jefferson King? Brauchen Sie die Herausforderung? Oder können Sie sich nicht mit einem einfachen Nein abfinden?“
„Ich gebe zu, oft bekomme ich dieses Wörtchen nicht zu hören.“
„Das glaube ich Ihnen sofort. Feine Schuhe, volles Portemonnaie. Wahrscheinlich werden Sie überall mit offenen Armen empfangen, oder?“
„Was haben Sie gegen ein gut gefülltes Portemonnaie?“
„Nichts. Es sei denn, jemand wedelt mir alle paar Minuten damit vor der Nase herum, weil er mich kaufen will.“
„Niemand will Sie kaufen“, widersprach er schnell. „Ich mache Ihnen bloß ein Angebot. Immerhin biete ich Ihnen ein kleines Vermögen, damit Sie mir eine Zeit lang einen kleinen Teil von Ihrem Hof für Dreharbeiten zur Verfügung stellen. Was soll daran schlimm sein?“
Sichtlich bemüht versuchte sie, das Lachen zu unterdrücken. „Ich habe ja nicht gesagt, dass es schlimm ist. Ich behaupte lediglich, dass ich Ihren Ehrgeiz, mich kleinzukriegen, merkwürdig finde.“
„Wie Sie bereits gesagt haben, ich liebe Herausforderungen.“ Das galt grundsätzlich für alle Männer der King-Dynastie. Und Maura war mit Abstand die größte Herausforderung, der er sich in der letzten Zeit gestellt hatte. „Warum nehmen Sie mich nicht einfach mit auf die Weiden und zeigen mir den Rest Ihrer Farm?“
Sie betrachtete ihn seelenruhig und fragte schließlich: „Warum wollen Sie mitkommen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, weil ich im Moment nichts Besseres zu tun habe. Und warum wollen Sie mich nicht mitnehmen?“
„Weil ich keine Hilfe brauche.“
„Sie scheinen sich Ihrer Sache ziemlich sicher zu sein“, setzte er nach.
„Bin ich“, versicherte Maura ihm.
„Na, dann gibt es doch keinen Grund, meine Gesellschaft abzulehnen. Es sei denn, Sie haben Angst, meinem außergewöhnlichen Charisma zu verfallen.“
Sie legte den Kopf zurück und lachte. Es war ein warmes, angenehmes Lachen. Es berührte Jefferson, aber es kratzte auch an seiner Eitelkeit. „Ah, Sie sind wirklich amüsant, Jefferson.“
„Dabei wollte ich das gar nicht sein.“
„Umso lustiger.“
Im Kampf gegen den kalten Wind versuchte er, den dünnen Mantel enger um sich zu ziehen. Wahrscheinlich versucht sie absichtlich, mich auf Abstand zu halten, redete Jefferson sich ein. Denn genau den wollte er verringern. Obwohl sie ihn inzwischen schon nicht mehr so feindselig behandelte wie noch an dem Tag, an dem er die Donohue Farm zum ersten Mal betreten hatte. Da hätte Jefferson nicht gewundert, wenn sie mit einem Gewehr auf ihn losgegangen wäre, um ihn vom Grundstück zu vertreiben.
Die irische Gastfreundschaft hatte er sich anders vorgestellt.
Aber Gott sei Dank galt Jefferson als derjenige der Kings, der mit der größten Geduld gesegnet war.
Und deshalb versuchte er jetzt, seine Taktik zu ändern. „Sehen Sie’s doch mal so. Während Sie mich herumfahren, können Sie in aller Ruhe überlegen, warum Sie nicht an mich vermieten wollen. Für die exorbitante Summe, die ich Ihnen biete.“
Sie hob den Kopf und fixierte ihn mit einem eisigen Blick. Der Wind zerrte an ihrem Haar, aber Maura verzog keine Miene. „Also gut. Wenn Sie so versessen darauf sind, dann kommen Sie meinetwegen mit.“
„Liebenswürdig und einladend wie immer“, murmelte er.
„Wenn Sie’s auf die liebenswürdige Art wollen“, erklärte sie ihm, „dann sollten Sie besser nach Dromyland Castle gehen. Da haben Sie höfliches Personal, gutes Essen und hübsche Gartenwege, auf denen man sich garantiert nicht die Schuhe schmutzig macht.“
„Danke, aber genau darauf habe ich keine Lust.“ Jefferson ging um den Wagen herum. „Deswegen bin ich ja hier.“
Maura lachte. „Zumindest sind Sie nicht auf den Mund gefallen.“
„Danke.“
Sie trat neben ihn. „Falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich meinen Laster gerne selbst fahren.“
„Bitte?“ Jefferson merkte, dass er vor der rechten Seite des Wagens stand, die Beifahrerseite. In Irland aber war es genau umgekehrt. „Ihnen ist klar, dass das Steuer bei Ihnen auf der falschen Seite ist?“
„Das ist immer eine Frage der Perspektive, oder?“ Sie scheuchte ihn von der Tür fort, und er ging schließlich auf die andere Seite. „Falsche Seite, richtige Seite – für mich macht das alles keinen Unterschied. Hauptsache, es sind beides meine Seiten.“
Jefferson legte die Hände auf das Dach des kleinen Trucks. „Ob Sie’s glauben oder nicht, Maura. Ich bin auf Ihrer Seite.“
„Ah“, entgegnete sie lächelnd, „fällt mir schwer, das zu glauben, Jefferson King. Ich glaube, Sie bewegen sich von Ihrer nie weg.“
Sie kletterte in den Wagen und ließ den Motor an. Jefferson sah zu, dass er schleunigst einstieg, denn er traute ihr durchaus zu, dass sie einfach ohne ihn losfuhr. Unberechenbar genug war sie. Und schön. Vor allem aber so verdammt störrisch, wie die Hügel Irlands grün waren.
Einem großen Amerikaner dabei zuzusehen, wie er an einem stürmischen Tag über eine mit Schafdung übersäte und durchnässte Wiese stapft, ist schon eine feine Sache, dachte Maura. Sogar an diesem Ort, an dem er furchtbar fehl am Platze war, stolzierte Jefferson King herum, als wäre er der Besitzer. Die Seiten seines grauen Mantels flatterten, der Wind fuhr ihm auch in das dichte dunkelbraune Haar. Angestrengt hatte er die Lippen aufeinandergepresst. Trotzdem machte er einfach weiter, das musste Maura anerkennen. Einen Futtersack nach dem anderen schleppte Jefferson King durch den Schlamm und füllte die Tröge.
Sobald die Körner in die Behälter rieselten, kamen von allen Seiten schwarze und weiße Schafe angelaufen, die ungeduldig auf ihr Futter gewartet hatten. Was seid ihr nur für gierige kleine Biester, dachte Maura lächelnd. Unterdessen drängelten sich die Schafe an Jefferson King vorbei und stießen ihn zur Seite.
Anders als die meisten Stadtmenschen war er nicht besonders zimperlich im Umgang mit den Tieren, das musste man ihm lassen. Die Städter beäugten die harmlosen Bergschafe für gewöhnlich, als wären es wilde Tiere, die sich auf sie stürzen wollten. Für einen reichen Amerikaner schien Jefferson King mit dieser Umgebung sogar merkwürdig vertraut zu sein. Obwohl er sich hartnäckig weigerte, Gummistiefel statt Lederschuhe zu tragen.
Sein Lachen riss sie aus den Gedanken. Ein Schaf hatte ihn mit dem Kopf angestoßen, sodass er um ein Haar im Schlamm gelandet wäre. Beim angenehmen Klang seines Lachens lächelte Maura. Warum aber plötzlich diese unerklärliche Hitze durch ihren Körper schoss, verstand sie nicht. Maura versuchte, es zu ignorieren. Doch das war gar nicht so einfach, wenn sie seinem strahlenden Lächeln begegnete.
Als sie zu guter Letzt noch weiche Knie bekam, wusste sie, dass ihr Körper ihrem Verstand nicht gehorchen würde.
Jefferson King ist es bestimmt gewohnt, dass Frauen ihn umschwärmen, dachte sie und betrachtete ihn interessiert. Er hatte breite Schultern, eine schmale Hüfte und große Hände, die für einen Hollywoodmogul ungewöhnlich rau und kräftig wirkten. Seine Beine waren lang, die Oberschenkel muskulös, und sein Po war extrem attraktiv.
Wieder und wieder ermahnte sie sich, dass er nur ein Gast auf dieser bezaubernden Insel war. Es war ihr Zuhause, nicht seins. Er war nur in Irland, weil er einen Schauplatz für seinen Film brauchte, nicht ihretwegen. Alles, worauf er aus war, war ihr Fleckchen Land. Aber natürlich würde er sofort wieder verschwinden, sobald sie seine verdammten Papiere unterzeichnet hätte. Zurück in seine Welt, die rein gar nichts mit ihrer zu tun hatte.
Der Gedanke gefiel ihr nicht. Vielleicht kann ich die Verhandlungen mit ihm, na ja, noch ein bisschen in die Länge ziehen, überlegte Maura.
„Sie machen den Eindruck, als hätten sie seit Wochen nichts gefressen“, rief Jefferson, während er auf sie zukam.
„Klar, hier draußen ist es ja auch sehr kalt. Das steigert ihren Appetit.“
„Wo wir gerade darüber reden …“, erwiderte er.
Seit er hier war, hatte sich bereits so etwas Ähnliches wie ein Alltagsritual zwischen ihnen entwickelt. Erst verbrachte Jefferson den halben Vormittag auf ihrer Farm und zählte ihr die Vorzüge auf, die sie genießen würde, wenn sie sein Angebot annahm. Dann saßen sie am Ende des Nachmittages in ihrer Küche vor einem Topf Suppe und tranken Tee. Seltsamerweise freute Maura sich auf diesen Teil des Tages immer am meisten.
Dennoch erwiderte sie: „Vielleicht geben die Schafe Ihnen etwas ab, wenn Sie freundlich fragen.“
„Verlockend.“ Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Aber ich hätte lieber etwas von diesem dunklen Brot, das Sie mir gestern angeboten haben.“
„Scheinbar sind Sie ganz wild auf irisches Sodabrot.“
Als er sie jetzt von oben bis unten musterte, hätte sie schwören können, dass in seinen Augen ein besonderer Glanz lag. „Ich bin sogar noch auf viele andere Dinge hier ganz wild.“
„Sie haben eine erstaunlich flinke Zunge, Jefferson King. Clever.“ Schon wieder bekam sie weiche Knie. Vor allem, weil sie sich vorstellte, was er mit dieser Zunge noch alles anstellen könnte.
„Ach ja?“
„Das wissen Sie ganz genau“, erwiderte sie und strich sich zwei dichte Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Aber Sie verschwenden Ihre Zeit. Entweder ich unterschreibe, oder eben nicht. So oder so, es ist allein meine Entscheidung. Sie können also nichts daran ändern.“
„Ah, aber es ist ganz allein meine Zeit, die ich verschwende, oder?“
„Natürlich“, sagte sie und war insgeheim froh, weil er nicht aufgab.
In Wahrheit zog sie sein Angebot ernsthaft in Erwägung. Seit er es ihr zum ersten Mal unterbreitet hatte, spielte Maura unzählige Möglichkeiten durch. Sie stellte sich vor, was sie mit dem Geld für das jahrhundertealte Haus tun konnte. Ganz zu schweigen von den Veränderungen für die Farm an sich, die durchführbar wären.
Seit Jahren hatte sie einen Mitarbeiter, der sie ab und zu unterstützte. Doch mit dem Geld von Jefferson King könnte sie endlich jemanden fest einstellen, der sie entlastete und einen Teil der harten Arbeit abnahm. Und selbst dann hätte sie immer noch genug übrig, um sich ein kleines Finanzpolster für schlechte Zeiten zu schaffen.
Doch noch war sie nicht bereit, auf seine Bedingungen einzugehen. Schon einmal hatte er sein Angebot erhöht, und Maura war überzeugt, dass er es auch ein weiteres Mal tun würde. Natürlich konnte er sich genauso gut eine andere Farm suchen. Aber keine ist so reizend wie meine, dachte Maura. Außerdem hatte er selbst gesagt, dass das Donohue Anwesen der ideale Schauplatz für seinen Film wäre.
Das sprach auch dafür, dass er sein Angebot nicht so schnell zurückziehen würde. Mauras Vorfahren waren allesamt erfahrene Händler gewesen. Sicherlich hätten sie nicht das erstbeste Angebot angenommen, sondern gewartet, bis sie das Beste herausgeschlagen hätten. Dabei war es nicht die Gier nach Geld, die Mauras Geschäftstüchtigkeit befeuerte. Sie stellte sich vielmehr vor, wie eine Filmcrew ihr wohlgeordnetes Leben, die Farm und ihr Land auf den Kopf stellen würde. Und ihr war klar, dass sie anschließend wahrscheinlich einen Teil seines Geldes brauchen würde, um das ganze Durcheinander wieder zu beseitigen.
Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, sah sie Jefferson King an. Er wandte den Blick von ihr ab und ließ ihn über die umliegende Landschaft schweifen. Sie kannte jeden Winkel dieses Landes – auch ohne seinem Blick zu folgen, wusste sie, was er vor sich sah. Grüne Felder, so weit das Auge reichte. Große Steinmauern, die wie jahrhundertealte Mahnmale aus dem Boden ragten. Hinter ihnen warfen die Partry-Berge ihre Schatten über die Landschaft, und vor ihnen erstreckte sich majestätisch der Loch Mask, dessen silbrig schimmernde Oberfläche an diesem grauen Tag wie geschmolzenes Metall wirkte. Im Hintergrund lag die Ruine eines alten Schlosses, die aussah, als könnte der Schwertstreich eines Ritters genügen, um das alte Gemäuer wieder erstrahlen zu lassen. Ringsherum weideten Schafe. Und der irische Wind küsste die Erde, die vom Regen gesegnet wurde. Die Menschen hier liebten jeden Quadratmeter des Landes, wie es jemand von außerhalb niemals vermocht hätte.
Nur zwei Kilometer entfernt am Ende der Landstraße, die sich durch die Landschaft schlängelte, lag das Dörfchen Craig. Hier und da standen kleine Gästehäuser und Farmen.
Doch mitten auf ihrem Weideland, in diesem Moment, hätte man meinen können, sie und Jefferson wären die einzigen Menschen auf der ganzen Welt. Sozusagen eine moderne Version von Adam und Eva – ohne Feigenblatt, dafür aber umgeben von blökenden Schafen.
„Habe ich Ihnen eigentlich erzählt“, brach er das Schweigen, „dass meine Urgroßmutter Irin war?“
„Sie meinen Mary Frances Rafferty King, geboren in der Grafschaft Sligo, die Ihren Urgroßvater während seiner Irlandreise kennengelernt hat? Sie hatten sich in einem Pub getroffen, oder? An einem Dienstag, nicht wahr?“ Maura lächelte. „Ja, ich glaube, Sie haben es schon erwähnt.“
Er lächelte ebenfalls. „Ich will Sie natürlich nicht langweilen.“
„Habe ich gesagt, dass ich mich langweile?“
„Nein.“ Als er einen Schritt näher trat, spürte sie seine Wärme, die die eiskalte Luft zu elektrisieren schien. „Sagen Sie’s ruhig, wenn Sie meiner überdrüssig sind. Dann tue ich alles, damit Sie mir wieder Ihre Aufmerksamkeit schenken.“
„Sie meinen, Sie werden nur versuchen, Ihr Bestes zu geben?“, parierte sie und wich leicht zurück. „Jetzt bin ich aber enttäuscht. Ich dachte, Sie sind der geborene Charmeur.“
„Wirklich?“ Er verringerte den Abstand zwischen ihnen wieder, indem er einen einzigen großen Schritt tat. „Interessant!“
„Ich habe nicht gesagt, dass Ihr Charme bei mir wirkt“, entgegnete Maura, die das kleine Wortgefecht genoss. Es war schon so lange her, dass sie einem Mann begegnet war, der sie auf verschiedene Weise ansprach. Wie schade, dass dieser hier bald wieder verschwunden sein wird, dachte sie. Sie ermahnte sich, das keinesfalls zu vergessen. Denn es wäre nicht gut, sich auf etwas einzulassen, das absolut aussichtslos war.
„Sie können mir nichts vormachen, Maura. Ich kriege Sie schon noch herum.“
„Tatsächlich?“
„Tatsächlich. Das letzte Mal, dass Sie mir gedroht haben, nicht an mich zu vermieten, war genau …“, er schaute auf seine Armbanduhr, „vor sechs Stunden.“
Immer noch lächelnd, erwiderte sie: „Das kann ich sofort ändern.“
„Ah, das wollen Sie doch gar nicht.“
„Nein?“ Oje, sein Lächeln ist mindestens so gefährlich wie eine geladene Waffe, dachte sie.
„Nein“, entgegnete er. „Denn Sie genießen meine Nähe. Ob Sie’s zugeben wollen oder nicht.“
Also schön, was das betraf, hatte er recht. Aber welche alleinstehende Frau würde sich nicht über die Gesellschaft von Jefferson King freuen? Schließlich spazierte hier nicht jeden Tag ein gut aussehender, reicher und interessanter Mann vorbei und machte ein unverschämt gutes Angebot. Was war also so schlimm daran, dass sie die Verhandlungen streckte, weil sie ihre diebische Freude daran hatte?
„Geben Sie’s zu“, raunte er ihr zu. „Sie trauen sich’s ja doch nicht.“
„Wissen Sie, Jefferson“, erwiderte sie ruhig und hielt seinem Blick stand. „Wenn ich Sie in meiner … Nähe haben möchte, habe ich keine Probleme damit, das zuzugeben. Weder vor Ihnen noch vor mir.“
In Craig war Jefferson King eine kleine Sensation. Die Hälfte der Einwohner lag Maura damit in den Ohren, dass sie die Papiere unterschreiben solle, weil sie dann alle „berühmt“ würden. Es verstrich keine Minute, in der nicht irgendjemand seine Meinung zu dem Angebot kundtat.
Aber Maura ließ sich nicht unter Druck setzen. Weder von ihren Freunden noch von ihrer Schwester, und schon gar nicht von Jefferson. Sie würde ihm ihre Entscheidung mitteilen, wenn die Zeit reif war. Nicht früher und nicht später.
Angesichts der ganzen Aufregung hätte sie es sich wahrscheinlich zweimal überlegen sollen, bevor sie ihn in den Pub mitnahm, um dort zu Abend zu essen. Denn natürlich nutzten all ihre Freunde und Nachbarn die Gelegenheit, um sich auf Jefferson zu stürzen und ihr immer wieder auffordernd zuzunicken. Doch bei der Vorstellung, allein mit ihm in ihrem Haus zu sitzen, war Maura … nervös geworden. Schließlich war er ein enorm attraktiver Mann, der ihren Hormonhaushalt bereits bei der allerersten Begegnung durcheinandergebracht hatte. Deshalb war es Maura am sichersten erschienen, mit ihm in den Lion’s Den, also in die Höhle des Löwen, zu gehen.
Und wie sich herausstellte, hatte sie damit richtiggelegen. Sofort waren sie von dem halben Dorf umlagert, und Mauras Gefühle konnten erst gar nicht anfangen verrücktzuspielen. Das Anstrengende daran war allerdings, dass ein Haufen Dorfbewohner hartnäckig um Jeffersons Aufmerksamkeit buhlte.
Es war Anfang Dezember, und das schwache Licht, das auf die von den Rauchschwaden des Kohleofens verdunkelten Holzwände fiel, tauchte den Pub in eine schummrige Atmosphäre. Alles hier war aus Holz: Der im Laufe der Jahrzehnte ausgetretene Boden, die runden Tische und Stühle sowie die kleinen Sitzecken. Das Prachtstück bildete der Tresen aus poliertem Walnussholz, deren Platte Michael O’Shay unentwegt schrubbte. Auf einem Regal über dem Tresen stand ein Fernsehgerät. Gerade flackerte dort die Übertragung eines Fussballtuniers über den Bildschirm.
Ein Glas Guiness für Jefferson und ein Glas Harp Bier für Maura in Händen, trat Michael gemächlich an ihren Tisch. Nachdem er die Gläser abgestellt hatte, wischte er blitzschnell mit einem Lappen über die eigentlich noch saubere Tischplatte. Dann lächelte er sie so strahlend an, als wäre er der Weihnachtsmann persönlich. „Die Suppe und das Brot sind jeden Moment hier. Heute gibt’s Kartoffel-Lauch, von meiner Margaret selbst gemacht. Sie werden sie lieben. Wenn Ihre Filmleute hier sind“, fügte er grinsend hinzu, „werde ich dafür sorgen, dass Margaret davon immer genug vorrätig hat.“
Maura seufzte. Natürlich kam das Gespräch auf Hollywood. Worauf auch sonst.
„Klingt gut“, erwiderte Jefferson und trank einen Schluck des dunklen Biers.
„Hat Rose eigentlich schon ihr Baby bekommen, Michael?“, fragte Maura und wandte sich Jefferson zu. „Michael und Margaret werden bald Großeltern.“
„Das sind wir schon“, erklärte der Besitzer des Pubs stolz und sah Maura vielsagend an. „Das Geld, das Ihre Filmleute herbringen, können wir also gut gebrauchen.“
Maura schloss die Augen. Das einzige Thema hier war und blieb der Film, der im Dorf gedreht werden sollte. Kaum dass Michael sich wieder hinter den Tresen zurückgezogen hatte, standen auch schon andere vor ihrem Tisch, um Jefferson in ein Gespräch zu verwickeln.
Sie war dankbar, dass Jefferson die Menschen, die sie bereits ihr ganzes Leben lang kannte, höflich und respektvoll behandelte. Und das, obwohl ein Mann wie er bestimmt nichts davon hatte, hier im Mittelpunkt zu stehen – in einem Dorf, das nicht einmal so groß war wie ein Drittel seiner Heimatstadt. Doch statt die Fragerei zu beenden, schien er es sogar zu genießen.
Maura hörte nur mit halbem Ohr hin, als Frances Boyle schwärmerisch ihr kleines Gasthaus anpries und sich selbst für ihren guten Service lobte, der den King Studios garantiert gefallen würde. Danach schwor Bill Howard, dem der kleine Supermarkt des Ortes gehörte, dass er alles besorgen könne, was Jefferson bräuchte. Nora Baily gab ihm die Visitenkarte ihrer Bäckerei und beteuerte, wie glücklich sie darüber wäre, sein Team mit Broten und Snacks zu beliefern. Zum Schluss bot Colleen Ryan ihre Dienste als Näherin an. Sie war überzeugt, dass die Leute aus dem fernen Hollywood bestimmt Unterstützung bei den Kostümen gebrauchen könnten.
Nachdem sich einer nach dem anderen wieder verabschiedet hatte, erschien ein breites Lächeln auf Jeffersons Gesicht. Woraufhin Mauras Herz sofort schneller schlug.
„Scheint, als wären Sie die Einzige, die kein Interesse an meinem Angebot hat“, sagte er und trank noch einen Schluck Bier.
„Scheint so.“
„Warum sind Sie eigentlich so stur?“
„Stur?“ Maura tat überrascht. „Ich wüsste nicht, Ihnen etwas versprochen zu haben.“
„Nein“, erwiderte er lächelnd. „Das haben Sie nicht. Sie haben mich einfach reden lassen und gewartet, dass ich mein Angebot Tag für Tag erhöhe.“
Damit hatte er recht. Insgeheim hoffte sie, dass er ihr noch weiter entgegenkam, bevor sie endgültig einschlug. Wenn ihre Freunde und Nachbarn doch bloß etwas zurückhaltender wären!
„Das ganze Dorf wartet schon darauf“, sagte er.
„Klar. Aber die müssen sich auch nicht mit einem Filmteam herumschlagen, das genau zur Ablammsaison auf meinem Land einfällt.“ Zufrieden mit ihrer Antwort, nippte Maura an ihrem Bier.
„Sie haben doch selbst gesagt, dass die Lämmer auf den Weiden zur Welt kommen. Wir würden die meiste Zeit aber nur vor Ihrem Haus filmen. Außendreharbeiten vom Gut …“
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Es ist ein einfaches Farmhaus.“
„Für mich sieht es wie ein Herrenhaus aus“, wandte er ein, fügte aber schnell hinzu: „Vielleicht müssen wir ein paar Szenen in der Nähe des Stalls drehen. Möglichweise sogar innen. Aber wir würden Ihnen niemals in die Quere kommen.“
„Können Sie das versprechen?“ Sie lehnte sich an und sah ihn prüfend an.
„Versprochen. Heißt das, Sie schlagen ein?“
„Nervös?“ Lächelnd trank sie einen weiteren Schluck. „Vielleicht wollen Sie mir das Angebot ja noch ein bisschen versüßen.“
„Sie sind wirklich ein harter Verhandlungspartner“, sagte Jefferson und nickte. „Vielleicht lege ich ja noch etwas drauf, wenn Sie mir Ihre Entscheidung sofort mitteilen.“
Sie triumphierte innerlich, bemühte sich jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen. „Vielleicht würde ich das sogar, wenn Sie mir die Summe verraten, über die wir hier reden.“
Er nickte ihr bewundernd zu. „Zu schade, dass ich nicht mit Ihrer Schwester verhandeln kann. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie leichter zu überzeugen wäre.“
„Ah, Cara hat sehr wohl ihre Bedingungen.“
Beim Gedanken an ihre jüngere Schwester musste Maura lächeln. Sie hätte Jeffersons Angebot wahrscheinlich sofort angenommen, selbst wenn er nichts gezahlt hätte. Denn er hatte Cara versprochen, ihr eine kleine Rolle in seinem Film zu geben. Seit Cara ihrem Traum, ein berühmter Filmstar zu werden, in den letzten Tagen näher gekommen war, schwebte sie förmlich wie auf Wolken.
„Das stimmt“, sagte er. „Wenn sie allerdings verhandelt hätte, wäre womöglich eine größere Rolle dabei herausgesprungen.“
„Alles, was Cara anpackt, macht sie sehr gut, wissen Sie.“ Maura beugte sich ein Stück vor. „Letztes Jahr hat sie ein paar Wochen lang in einer dieser englischen Soaps mitgespielt. Sie war großartig, wirklich. Bis sie ihre Rolle haben sterben lassen. Es war ein schöner Tod. Als ich die Szene gesehen habe, musste ich sogar weinen.“
Er zog den Mundwinkel hoch, aber nur gerade so weit, dass ein kleines Grübchen sichtbar wurde. „Ich weiß. Ich habe mir ihre Demobänder angesehen.“
„Sie ist gut, oder? Das sage ich nicht nur, weil ich ihre Schwester bin und sie sehr liebe.“
„Nein, das glaube ich Ihnen. Sie ist wirklich sehr gut“, versicherte Jefferson ihr.
„Cara hat so viele Träume“, murmelte Maura.
„Und Sie? Haben Sie auch Träume?“, fragte er.
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Natürlich habe ich die, auch wenn sie nicht so groß sind. Die Scheune braucht ein neues Dach, und mein Wagen wird garantiert irgendwann endgültig den Geist aufgeben. Außerdem gibt es eine spezielle Schafrasse, an der ich mich gerne als Züchterin versuchen würde.“
„Sie sind viel zu schön für diese kleinen Träume, Maura.“
Überrascht über sein Kompliment, blinzelte sie ihn an. Gleichzeitig ärgerte sie sich, weil er unterstellte, ihre Träume wären zu banal. Natürlich hatte sie wie alle jungen Mädchen einmal große Träume gehegt. Aber Maura war erwachsen, oder etwa nicht? Jetzt waren ihre Träume eben von praktischer Natur. Deswegen waren sie aber noch lange nicht langweilig. „Es sind eben meine Träume, und ich finde nicht, dass sie zu klein sind.“
„Ich wollte auch nur sagen …“
Sie wusste, was er sagen wollte. Zweifellos hatte er sonst mit Frauen zu tun, die von großen Diamanten träumten, von Pelzen oder Luxuskarossen. Für ihn war sie wahrscheinlich nur ein Landei in ausgewaschenen Jeans, das inmitten struppiger Schafe lebte. Dieser Gedanke wirkte auf Maura wie eine kalte Dusche, die das Feuer in Sekundenschnelle zum Erlöschen brachte, das sie gerade noch verspürt hatte.
Bevor er etwas sagen konnte, warf sie einen Blick zur Seite und rief: „Oh, sehen Sie nur! Die Flanagan Brüder werden spielen!“
„Wie bitte?“
Maura deutete zur hintersten Ecke des Pubs, wo sich drei junge dunkelhaarige Männer setzten und ihre Instrumente auspackten. In dem Moment, in dem Michael ihnen zwei Teller dampfende Suppe und Sodabrot servierte, begannen die Flanagans zu spielen.
Binnen weniger Minuten war der kleine Pub von Musik erfüllt. Der Klang von Violine, Trommel und Flöte wurde zu einer wilden rhythmischen Melodie, die unter dem begeisterten Klatschen und Stampfen der Gäste anschwoll. Einige stimmten lautstark und beherzt den Text des traditionellen irischen Liedes an.
Die Töne und Klänge schienen miteinander zu verschmelzen, waren erst wild und schnell, dann wieder langsam und melancholisch. Die Flanagans gaben wirklich ihr Bestes. Jefferson beobachtete das Ganze mit den Augen eines Filmprofis. Mindestens eine Szene des Films sollte im Pub spielen, so viel ist schon einmal klar, dachte er. Außerdem nahm er sich vor, mit seinem Regisseur über die Flanagan-Brüder zu reden. Vielleicht konnte er sogar noch einigen anderen aus dem Dorf dabei helfen, deren Träume zu verwirklichen.
Hauptsache, Maura unterschrieb endlich den verdammten Vertrag.
Als er sie ansah, stockte Jefferson fast der Atem. Sie war schön, davon hatte er sich bereits überzeugen können. Doch in dem sanften Kerzenschein hatte sie eine nahezu feenhafte Aura, Maura wirkte fast überirdisch schön. Was für ein alberner Gedanke angesichts der Tatsache, dass diese Frau vor ein paar Stunden ein ausgewachsenes Schaf eingefangen und überwältigt hat, dachte er sofort. Nein, zerbrechlich war sie ganz bestimmt nicht. Dennoch sah er sie plötzlich mit anderen Augen. Und das setzte Jefferson so sehr unter Spannung, dass er es fast nicht ertragen konnte.
Seit einer Woche quälte ihn das körperliche Verlangen nach ihr. Da es aber unerfüllt blieb, machte es ihn umso verrückter. Vielleicht sollte er damit aufhören, so furchtbar höflich zu sein. Vielleicht sollte er sich Maura einfach schnappen und sie verführen, noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte …
Ein Wirbelwind in Gestalt von Mauras Schwester kam in den Pub gestürmt und riss ihn aus seinen Tagträumen. Sie gesellte sich zu ihnen und drängte sich neben Maura auf die Bank.
„Oh, Suppe!“, rief Cara Donohue erfreut und griff mit beiden Händen nach Mauras Teller. „Sehr gut, ich bin nämlich kurz vorm Verhungern.“
„Bestell dir deine eigene Suppe, du Diebin“, empörte Maura sich lachend, schob ihrer Schwester aber den Teller hin.
Grinsend sah Cara ihn an. „Haben Sie sie endlich dazu gekriegt, dass sie unterschreibt?“
„Noch nicht“, antwortete er und verdrängte die Vorstellung davon, wie er Maura gern verführen würde. Cara Donohue war größer und dünner als Maura. Ihre dunklen Locken waren kurz geschnitten, ihre blauen Augen strahlten geradezu vor Neugier und Lebenshunger. Sie war vier Jahre jünger als ihre Schwester, aber mindestens doppelt so kontaktfreudig. Trotzdem weckte sie keinerlei amouröse Gefühle bei Jefferson.
Sie war ein sympathisches Mädchen mit einer vielversprechenden Zukunft. Maura hingegen war eine faszinierende Frau, die einen Mann dazu brachte, ihr einen zweiten und sogar dritten Blick zuzuwerfen.
„Werden Sie aber bestimmt noch“, sagte Cara und lachte angenehm hell auf. „Ihr Amerikaner seid alle ziemlich stur, oder? Außerdem findet Maura Sie umwerfend.“
„Cara!“
„Stimmt doch“, entgegnete Cara amüsiert, nachdem sie Mauras Suppe aufgegessen hatte und nach dem Bierglas ihrer Schwester griff. Nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, zwinkerte Cara ihm zu. „Ist ja nicht tragisch, Ihnen zu sagen, dass sie Sie gern ansieht. Welche Frau würde das nicht? Außerdem habe ich beobachtet, dass Sie ihr auch den ein oder anderen Blick zugeworfen haben.“
„Cara, wenn du nicht sofort deinen Mund hältst …“
Mauras Drohung blieb unausgesprochen, aber Jefferson konnte das breite Lächeln beim Anblick der beiden Schwestern nicht unterdrücken. Er und seine Brüder waren ganz genauso. Jedes Mal zogen sie sich gegenseitig auf, egal ob jemand dabei war oder nicht. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, dass Maura über ihn sprach.
„Was ist schon dabei?“, fuhr Cara fort und blickte zwischen ihrer Schwester und ihm hin und her. „Warum solltet ihr euch nicht ansehen?“
„Achten Sie nicht auf sie“, murmelte Maura kopfschüttelnd.
„Warum nicht?“, fragte er. „Sie hat doch recht.“
„Mag sein. Aber deswegen muss sie ja nicht so laut herumbrüllen.“
„Ach, Maura, du machst dir viel zu viel Sorgen“, entgegnete ihre Schwester und tätschelte ihr den Arm.
In diesem Moment schwoll die Musik zu einem Song an, dessen Rhythmus die Wände erbeben ließ und jeden erfasste. Jefferson ertappte sich dabei, wie er im Takt mit den Fingern auf der Tischplatte klopfte.
„Oh, sie spielen ‚Whiskey in the Jar‘! Lass uns tanzen, Maura!“
Maura schüttelte den Kopf und sträubte sich, als Cara versuchte, sie hochzuziehen. „Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und keine Lust auf Stepptänze. Schon gar nicht mit der Schwester mit dem losen Mundwerk.“
„Aber du liebst mich, das weißt du doch. Außerdem wird es dir guttun, und du magst den Song.“ Cara grinste und zog erneut am Arm ihrer Schwester. Dieses Mal mit dem gewünschten Erfolg.
Als sie schließlich stand, hatte Jefferson den Eindruck, dass Maura es etwas peinlich war. Doch im nächsten Moment folgte sie ihrer Schwester schulterzuckend auf die improvisierte Tanzfläche. Einige Gäste applaudierten, als Cara und Maura ihre Positionen nebeneinander einnahmen. Dann begannen die Donohue-Schwestern lachend zu tanzen. Mit kerzengeradem Rücken und die Arme eng an den Seiten, bewegten sie im schnellen Takt ihre Beine. Ihre Füße schienen geradezu zu fliegen.
Jefferson hatte sich am Broadway die Show mit den irischen Tänzern angesehen und war danach beeindruckt gewesen. Aber hier, in diesem kleinen Pub an der Küste Irlands, schien ihn pure Magie zu umgeben.
Die Musik wurde lauter, die Leute applaudierten, und beide Schwestern tanzten, als trügen ihre Füße Flügel. Jefferson konnte den Blick einfach nicht von Maura wenden. Den ganzen Tag hatte sie so hart gearbeitet, wie es die meisten Männer, die er kannte, zur Erschöpfung bringen würde. Aber sie war hier, lachte und tanzte so anmutig wie ein sanfter Windhauch. Sie war lebendig und geistreich. Und so furchtbar schön, dass es ihm fast den Atem verschlug.
Plötzlich erinnerte Jefferson sich an die Geschichten seines Urgroßvaters, der sich auf den ersten Blick in ein irisches Mädchen verliebt hatte. In einer magischen Nacht und in einem irischen Pub wie diesem.
Zum ersten Mal verstand er, wie das passieren konnte.
Cara verabschiedete sich. Zweifellos wollte sie noch nach Westport und das Nachtleben in der fünf Meilen entfernten Hafenstadt genießen.
„Ich bin bei Mary Dooley, falls was sein sollte“, sagte sie, während sie aufbrach. Zum Abschied winkte sie Jefferson zu und gab Maura einen dicken Kuss. „Ansonsten sehen wir uns irgendwann morgen.“
Nachdem ihre Schwester gegangen war, sah Maura Jefferson an und lachte kurz auf. „Sie ist eine kleine Naturgewalt. So war sie schon immer. Das einzige Mal, dass ich sie still erlebt habe, war nach dem Tod unserer Mutter vor vier Jahren.“
„Das tut mir leid“, erwiderte er schnell. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, seine Eltern zu verlieren. Es ist nie einfach, egal, wie alt man ist.“
„Nein, das ist es nicht.“ Bei der Erinnerung an die endlosen schweigsamen Wochen, die nach dem Tod ihrer Mutter verstrichen waren, verspürte Maura einen Stich. Es war schlimm für Cara und sie gewesen. Sie hatten damals viel Zeit miteinander verbracht, einander Trost gespendet und Halt gegeben.
Irgendwann war dann der Zeitpunkt gekommen, in dem sie begriffen hatten, dass das Leben weiterging.
„Meine Mutter musste lange allein leben, ohne meinen Vater. Jetzt ist sie wieder bei ihm. Und ich weiß, dass es ihr gut geht.“
„Sie glauben daran.“
Für sie klang das mehr wie eine Behauptung als eine Frage. „Ja, das tue ich.“
„Sind Sie mit diesem Glauben aufgewachsen, oder haben Sie erst im Laufe der Zeit dazu gefunden?“
„Es … ist einfach so“, antwortete Maura. „Haben Sie nie das Gefühl gehabt, dass jemand, den Sie verloren haben, bei Ihnen ist? Und dass es Ihnen dadurch besser geht?“
„Doch, das habe ich“, erwiderte er ruhig. „Ich habe aber noch nie mit jemandem darüber gesprochen.“
„Warum auch?“ Sie lächelte. „Das ist schließlich eine sehr persönliche Angelegenheit.“
Jefferson sah sie schweigend an. Nur zu gern hätte sie gewusst, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. Doch in seinen Augen schien sich ein alter Schmerz widerzuspiegeln. Deshalb wollte sie ihn nicht mit Fragen löchern und wartete, bis er wieder sprach.
„Vor zehn Jahren sind meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Einer meiner Brüder wäre dabei auch fast gestorben.“ Mit einem Schluck leerte er sein Glas, stellte es anschließend ab und sagte: „In der Trauerphase waren wir, also meine drei Brüder und ich, uns darüber einig, dass unsere Eltern so oder so gemeinsam gegangen wären, hätten sie die Wahl gehabt. Sie konnten nicht ohne einander leben.“
„Ich weiß, was Sie meinen.“ Maura seufzte und lächelte traurig. Im Hintergrund spielte die Musik, und von überallher drangen die Gesprächsfetzen der anderen Gäste zu ihnen. Doch hier, in der dunklen Nische, hatte Maura das Gefühl, sie und Jefferson wären die einzigen Menschen. „Mein Vater ist gestorben, als Cara noch klein war. Nach seinem Tod ist meine Mutter nicht mehr dieselbe gewesen. Natürlich hatte sie sich für uns zusammengerissen. Trotzdem haben wir gespürt, wie sehr sie ihn vermisst hat. Eine Liebe, die so stark ist, ist vermutlich Fluch und Segen zugleich.“
Er hob sein Bierglas zu einem Toast. „Da haben Sie wahrscheinlich recht.“
Jefferson lächelte ihr zu. Eigentlich merkwürdig, dass uns ausgerechnet schmerzhafte Erfahrungen näherbringen, dachte sie. Aber irgendwie war es auch tröstlich, mit ihm in dieser dunklen Ecke zu sitzen und einander Geschichten über den Verlust geliebter Menschen zu erzählen. Schon lange hatte Maura sich niemandem mehr so nahe gefühlt. „Trotzdem“, sagte sie sanft. „Auch wenn Sie wussten, dass Ihre Eltern zusammen sind, muss es für Sie und Ihre Brüder eine harte Zeit gewesen sein.“
„Das stimmt.“ Einen Moment lang schienen sich seine Gesichtszüge zu verhärten. „Aber irgendwann habe auch ich mich erholt …“ Er ließ die Worte so stehen und holte tief Luft. „Egal. Wichtig ist, dass wir, die Brüder, füreinander da gewesen sind, als wir einander am meisten gebraucht haben. Außerdem mussten wir Justice beistehen.“
Sie fragte sich, was er ihr sagen wollte. Half es ihm, seine Erlebnisse mit ihr zu teilen? Wahrscheinlich hatte er eine Menge durchmachen müssen, denn die Trauer war ihm deutlich anzusehen. Sein Geheimnis, was immer es war, schien wie eine quälende Bürde auf ihm zu lasten. Der Schmerz schien so tief zu sitzen, dass Jefferson nicht einmal jetzt darüber reden konnte.
Maura zügelte ihre Neugier. „Justice? Ein interessanter Name.“
„Und ein interessanter Mann“, ergänzte Jefferson und lächelte dankbar. Sie hatte das Gefühl, er war erleichtert darüber, dass sie nicht genauer nachfragte. „Er leitet die Familienranch.“
Diese Vorstellung gefiel ihr sehr. „Dann ist er also ein Cowboy?“
„Ja, allerdings.“ Obwohl er immer noch traurig wirkte, lächelte Jefferson plötzlich. „Und er ist verheiratet, hat einen Sohn, und das zweite Kind ist bereits unterwegs.“
„Wie schön.“ Sie beneidete ihn um seine große Familie. „Und Ihre anderen Brüder?“
„Der Jüngste, Jesse, hat auch geheiratet. Seine Frau hat vor einigen Monaten einen kleinen Jungen zur Welt gebracht.“ Er schwieg kurz, bevor er erzählte: „Jesse hatte während der Geburt einen Schwindelanfall. Es macht uns großen Spaß, ihn immer wieder daran zu erinnern.“
„Tolle Geschichte“, erwiderte Maura und meinte es auch so. „Die Liebe zu seiner Frau und die Sorge um sie machen ihn ohnmächtig. Wahrscheinlich ist er ein ganz wunderbarer Mann.“
„Wunderbar?“ Jefferson dachte offenbar einen Augenblick darüber nach und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich schätze, seine Frau Bella sieht das auch so.“
Die Traurigkeit in seinen Augen verblasste, je länger er über seine Brüder sprach. Maura spürte, dass sie ihn immer interessanter fand, jetzt, da sie erfahren hatte, wie sehr er seine Familie liebte. „Und Ihre anderen Brüder?“
„Jericho ist bei den Marines. Im Moment ist er mit seiner Truppe im Mittleren Osten.“
„Sie machen sich bestimmt Sorgen um ihn.“ Sie sah, wie er die Lippen aufeinanderpresste und wusste, dass sie recht hatte.
„Ja, natürlich. Aber er tut genau das, was er immer machen wollte, also …“
„Ich verstehe.“ Mit den Fingerspitzen zog Maura gedankenverloren den feuchten Kreis nach, den ihr Bierglas auf dem Tisch hinterlassen hatte. „Als Carla nach London gegangen ist, um als Schauspielerin zu arbeiten, hätte ich sie am liebsten eingeschlossen.“ Sie musste lachen, als sie sich wieder an ihre Panik erinnerte, die sie befallen hatte, kurz nachdem Cara ihr eröffnet hatte, alleine in die große Stadt ziehen zu wollen. „Oh, das ist natürlich nicht zu vergleichen mit der Sorge für Ihren Bruder. Aber damals habe ich wirklich befürchtet, sie könnte von einem Monster gefressen werden.“
„Wenn man jemanden liebt, dann macht man sich Sorgen. Wahrscheinlich war der Gedanke unerträglich, so weit weg von ihr zu sein?“
Maura nickte lachend. „Ich hätte mich bestimmt nicht so verrückt machen müssen. Cara ist einfach losgelaufen, um London zu erobern und die Karriere zu machen, die sie sich wünscht.“
„Was ist mit Ihnen?“
„Was soll mit mir sein?“, fragte sie irritiert.
„Ihre Karriere.“ Er sah ihr fest in die Augen. „Wollten Sie immer schon Schafe züchten?“
Maura lächelte zögernd. „Na ja, welches kleine Mädchen träumt nicht davon, Schafe zu desinfizieren und Lämmern Erste Hilfe zu leisten? Sehen Sie, der Glamour an diesem Job hat mich einfach nicht mehr losgelassen.“
Er lachte, und es klang so wunderbar. Sie war froh, dass die Traurigkeit aus seinem Blick endgültig verschwunden war.
„Also, warum sind Sie geworden, was Sie sind?“
„Ich arbeite gern selbstständig und nur für mich. Ich arbeite auf der Farm, seit ich denken kann. Ich habe keine Stechuhr und keinen Chef, die mich einengen könnten. Außerdem kann ich hierbleiben und bin nicht gezwungen, in die Stadt zu fahren.“
Er nickte verständnisvoll. Aber verstand er wirklich, was sie meinte? Er lebte in einer der hektischsten Städte der Welt. Er hatte Pläne einzuhalten, musste Leuten Rede und Antwort stehen und trug die Verantwortung für unzählige Angestellte und Mitarbeiter.
„Ich weiß, was den Reiz Ihrer Arbeit ausmacht.“
„Oh, das glaube ich Ihnen aufs Wort“, neckte Maura ihn. „Sehen Sie sich doch mal an. Sie fliegen in der Weltgeschichte herum, um Orte zu finden, wo Sie Ihre Kameras aufstellen können. Ich wette, dass Sie nicht einmal einen Tag ohne Telefon oder Internet verbracht haben.“
„Da haben Sie leider recht“, sagte er und lächelte reuevoll. „Aber das Reisen, das liebe ich wirklich sehr. Irland zum Beispiel …“
„Jetzt bin ich aber gespannt.“
Immer noch lächelnd fuhr er fort: „Natürlich habe ich Scouts, die sich nach geeigneten Drehorten umsehen. Aber ich wollte lieber persönlich herkommen, weil ich es schon immer geliebt habe, zu reisen und neue Plätze zu entdecken. Das ist mit Abstand das Beste an diesem Job. Darum habe ich meinen Scout beauftragt, ein paar Orte zu finden, die ich mir ansehen kann.“
„Aha, gleich ein paar?“, fragte sie neugierig. „Was ist mit der Donohue-Farm? Welchen Platz habe ich auf Ihrer Liste?“
„Ihre Farm war die zweite, die ich mir angesehen habe – und die ich auf Anhieb wollte.“
„Was uns wieder zu Ihrem Angebot führt.“
„Ist das nicht praktisch?“
Das musste sie ihm lassen. Er war genauso hartnäckig wie sie. Und dank seines wachen Verstands kam er immer wieder zum Thema zurück. Unabhängig davon, wie sehr man abgeschweift war. Bewundernswert.
Wohl oder übel musste sie sich eingestehen, dass es langsam an der Zeit war zu reagieren. Sie sollte das Angebot annehmen, den Vertrag unterschreiben und Jefferson wieder in sein Leben entlassen. Damit bewahrte sie sich davor, dass ihr beim Abschied das Herz brach. Wieder hatte sie Caras warnenden Blick vor Augen. Maura wusste, dass ihre Schwester es ihr nicht verzeihen würde, wenn sie nicht unterschrieb. Denn damit würde Cara eine kleine Rolle in einem großen amerikanischen Film entgehen.
„Wie sieht’s aus, Maura?“, fragte er einen Moment später. „Kommen wir ins Geschäft, oder muss ich die anderen Plätze auf der Liste abklappern?“
Abrupt blickte Maura sich im Lion’s Den um. Bis auf Michael hinter der Bar und ein paar Stammkunden, die ein letztes Bier orderten, waren sie und Jefferson allein. Die anderen waren fort, und die Flanagans waren wahrscheinlich längst auf dem Heimweg. Offenbar war Maura sehr in das Gespräch mit Jefferson vertieft gewesen. Abgelenkt von seinem Lächeln und seiner dunklen Stimme, hatte sie die Welt um sich herum völlig vergessen.
Das war ganz bestimmt ein sicheres Zeichen dafür, dass sie kurz davor war, ihr Herz an einen Mann zu verlieren, der sicherlich keine Verwendung dafür hatte. Da war es wirklich das Beste, das Geschäft schleunigst abzuschließen und ihn ziehen zu lassen.
Sie hielt ihm die rechte Hand hin. „Abgemacht, Jefferson King. Sie drehen Ihren Film auf meiner Farm, und wir bekommen beide, was wir wollen.“
Er nahm ihre Hand. Aber anstatt sie zu schütteln, wie Maura es erwartet hatte, hielt er sie einfach fest und strich sanft mit dem Daumen über ihre schlanken Finger. Ihr Magen kribbelte, ihr wurde der Mund trocken. Auf einmal wünschte sie sich, sie hätte noch ein Bier bestellt, denn etwas Kühles hätte ihrer trockenen Kehle sicherlich gutgetan.
„Die Papiere liegen in meinem Zimmer im Gasthaus“, sagte er. „Warum kommen Sie nicht einfach mit? Dann können wir sie gleich unterschreiben.“
Verlegen lächelnd zog sie die Hand zurück. „Oh nein, vielen Dank. Wenn jemand sieht, wie ich Sie um diese Uhrzeit ins Hotel begleite, wird das Dorf die nächsten Monate über nichts anderes mehr sprechen.“
„Wie sollte jemand das herauskriegen?“
„In einem Dorf wie diesem gibt es keine Geheimnisse“, erklärte sie. „Frances Boyle führt ein strenges Regiment in ihrem Gasthaus. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass sie jeden einzelnen Gast fest im Blick hat.“
„Okay“, entgegnete er. „Warum bestellen wir dann nicht noch einfach eine Runde? Ich gehe in der Zwischenzeit ins Hotel und hole die Papiere.“
Während sie sich auf die Unterlippe biss, dachte Maura über den Vorschlag nach. Natürlich wollte sie die Sache so schnell wie möglich erledigen. Aber es war schon spät, sie musste bei Sonnenaufgang aus den Federn und …
„Eben haben Sie noch gesagt, Sie müssten Ihren Alltag nicht nach der Uhrzeit gestalten“, erinnerte er sie.
„Touché“, sagte sie und nickte. Sie war verblüfft, dass er offenbar genau wusste, was sie gerade gedacht hatte. „Also gut. Ich bestelle noch zwei Bier, und Sie holen den Papierkram.“
Als er ging, ließ Maura ihren Blick langsam über seinen Rücken und tiefer gleiten, woraufhin sie sich sofort ermahnte. Nur noch ein Glas, und danach sagst du artig Danke und Auf Wiedersehen. Kein Spaziergang im Mondlicht, Maura Donohue. Dieser Mann ist nicht für dich bestimmt, also schlag es dir aus dem Kopf. Mach bloß keine Dummheiten, Maura, sonst wirst du es bitter bereuen.
Das ist alles so furchtbar vernünftig, dachte sie. Zu schade, dass sie nicht auf die Stimme der Vernunft hörte.
Es dauerte nicht lange, bis er wieder im Pub war.
Nur ungern hatte er Maura allein gelassen. Jefferson hatte gehofft, sie verführen und den Vertragsabschluss mit ihr in seinem Bett besiegeln zu können – auf eine Art, die ihn von der Pein befreite, die ihn seit Tagen quälte. Aber natürlich hatte sie seinen kleinen Plan mit einem simplen Nein zunichtegemacht. Vielleicht klappte es ja auf einem anderen Weg. Vielleicht konnte er es so wenden, dass er am Ende in ihrem Bett landete.
Als er den fast leeren Pub betrat, nickte ihm der Mann hinter der Bar kurz zu. Mittlerweile war nur noch ein Gast hier, er lehnte am Tresen. Maura saß immer noch an dem Tisch in der Nische. Das Kerzenlicht zauberte ein Flackern auf ihr Gesicht und ließ ihr volles Haar schimmern.
Bei dem Anblick begehrte er sie noch stärker. Prompt erinnerte er sich daran, wie ausgelassen sie getanzt hatte. Wie sie gelächelt hatte. Er dachte an ihre majestätische Anmut, die einen reizvollen Kontrast zu ihrer wilden Ausgelassenheit gebildet hatte. Die rhythmischen Bewegungen, die schnellen Tanzschritte, die ihr etwas Schwebendes verliehen: All dies befeuerte ein Verlangen, das Jefferson so noch nie erfahren hatte.
„Das ging aber schnell“, sagte sie, als er zu ihr an den Tisch trat.
„Wir sollten keine Zeit verlieren, oder?“
„Auf keinen Fall“, stimmte sie ihm zu, während sie von der Bank rutschte und sich neben ihn stellte. „Ich denke, wir gehen besser zur Farm, damit Michael den Laden schließen kann. Ich habe noch etwas Wein im Kühlschrank, mit dem wir auf den Vertrag anstoßen können, wenn Sie möchten.“
Jefferson verschlug es einen Moment lang die Sprache. Er hatte nicht im Geringsten damit gerechnet, dass sie ihm vorschlug, was er ohnehin vorhatte. Offenbar war Maura ihm einen Schritt voraus. Damit verblüffte sie Jefferson. Und er fragte sich, ob sie das Gleiche im Sinn hatte wie er. Vielleicht war sie einfach nur zuvorkommend oder hatte Angst, allein mit ihm gesehen zu werden?
Er würde es noch früh genug herausfinden.
„Gute Idee.“ Er legte eine Hand auf ihren Rücken und führte sie Richtung Ausgang. Als sie Michael im Gehen eine gute Nacht wünschten, winkte der Barmann mit dem Geschirrtuch.
Dann waren sie draußen, in der Stille. Im Dorf war es sehr still – die Häuser waren dunkel, die Straßen leer. Man hätte meinen können, alle Welt würde einen Moment lang den Atem anhalten, so ruhig war es in dem Ort. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dachte Jefferson, dass Irland auf jeden und sogar auf mich magisch wirkt.
Obwohl der Weg zum Donohue-Farmhaus kurz war, kam es Jefferson wie eine Ewigkeit vor, bis sie ankamen. Maura saß neben ihm in seinem Wagen, ihr wundervoller Duft betörte und erregte ihn dermaßen, dass er Mühe hatte, still zu sitzen.
Als sie schließlich ankamen, parkte er vor dem Haus in der Einfahrt, die Maura tatsächlich als „Straße“ bezeichnete. Nachdem sie ausgestiegen waren, gingen sie schweigend zur Eingangstür. Keiner von uns will etwas sagen, dachte er. Denn dafür gab es einfach zu viel zu sagen. Womit sollte er anfangen?
Mit der Vertragsunterzeichnung?
Zieh dich aus?
Er wusste, was er vorziehen würde. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass Maura es ihm nicht ganz so leicht machen würde.
Auf dem Weg in die Küche schaltete sie das Licht an. Routiniert warf sie die Schlüssel auf den Küchentisch und ging zum Kühlschrank. Über die Schulter fragte sie: „Würden Sie bitte zwei Gläser aus dem Geschirrschrank nehmen?“
„Klar.“ Jefferson legte den Umschlag auf den Tisch und holte die Gläser, in die sie kurz darauf goldfarbenen, eiskalten Wein schenkte.
Er kannte die Küche bereits von seinen Nachmittagsbesuchen. Sie war sauber und aufgeräumt, die alten Gerätschaften waren liebevoll aufgearbeitet worden. Auf der Arbeitsplatte standen einige Dosen und eine Teekanne. Und der jahrzehntealte Holzfußboden glänzte.
„Ich denke, ich sollte zuerst die Papiere unterschreiben“, sagte Maura.
Jefferson hob den Blick. „Gute Idee. Lassen Sie uns zuerst das Geschäftliche erledigen.“
„Zuerst? Und dann?“ Ihre blauen Augen funkelten, als sie sich zu ihm umdrehte.
Er hatte das Gefühl, die Sehnsucht nicht länger ertragen zu können. „Dann“, sagte er, „werden wir auf unser gemeinsames Wagnis anstoßen.“
Vielsagend lächelte sie ihn an. „Wagnis? Interessanter Begriff!“
Sie nahm den Stift, den er ihr hinhielt, und setzte sich an den Tisch, um den Vertrag aufmerksam zu lesen. Das war ebenfalls etwas, was er an ihr schätzte. Die meisten Menschen hätten ihm einfach geglaubt und unterschrieben. Maura nicht. Sie vertraute ihm nicht blindlings und lief deshalb nicht Gefahr, später das Nachsehen zu haben.
Gab es noch etwas anderes als Klugheit, das eine Frau sexy machte?
Während sie konzentriert den Text durchging, biss sie sich auf die Unterlippe. Das einzige Geräusch, das die Stille durchdrang, war das Ticken der Küchenuhr, die an der Wand hing.
Maura hatte sich dicht über den Vertrag gebeugt. Während er sie voll Anspannung beobachtete, musste Jefferson sich zusammennehmen, um sie nicht zu berühren. Um nicht mit den Fingern durch ihr seidiges schwarzes Haar zu fahren, obwohl das alles so greifbar war. Bald, sagte er sich und rang um Selbstbeherrschung. Das gehörte zu den Dingen, die er immer schon gekonnt hatte.
Doch selbst bei diesem Gedanken daran musste er lächeln. Mit seiner Selbstbeherrschung war es nicht weit her, seit er Maura zum ersten Mal begegnet war. Denn sie hatte etwas in ihm berührt, das er schon seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Seit …
Der Stift kratzte auf dem Stück Papier, und das Geräusch riss Jefferson aus den Gedanken. Er sah, wie sie den Stift beiseitelegte und den unterschriebenen Vertrag vom Tisch nahm.
„Fertig.“
„Es ist eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Maura.“
„Klar, wahrscheinlich sagen Sie das zu jedem, mit dem Sie einen Vertrag aushandeln.“
„Nein“, beteuerte er und steckte den Vertrag zurück in den Umschlag, den er anschließend auf den Tisch warf. „Das tue ich nicht. Sie sind … anders.“
„Tatsächlich?“ Sie reichte ihm ein Weinglas und trank einen Schluck. „Und warum?“
„Ich glaube, diese Frage können Sie selbst beantworten.“
„Mag sein“, erwiderte sie und stellte das Glas ab, um sich den cremefarbenen Wollpullover auszuziehen. Nachdem sie ihn über den Kopf gezogen hatte, schüttelte sie ihr Haar und lächelte Jefferson an.
Er holte tief Luft und trank einen großen Schluck von dem kühlen Wein. Alles, was sie unter dem Pullover trug, war ein weißes Seidenhemdchen, das sich an ihre Haut schmiegte und unter dem sich ihre festen Brustspitzen deutlich abzeichneten.
„Sie haben heute Abend bestimmt gefroren“, flüsterte er.
„Ein bisschen“, gab sie zu. „Allerdings war es im Pub warm genug. Außerdem habe ich mir schon gedacht, dass wir den Abend hier beschließen werden. Und ich wollte ihr Gesicht sehen, wenn ich meinen Pullover ausziehe.“
„Und? Hat es sich gelohnt?“ Er war froh, dass er diese Worte gerade noch herausbekam.
„Und wie!“ Sie streckte einen Arm aus, legte eine Hand hinter seinen Kopf und strich durch sein Haar. „Ich war hinter dir her, Jefferson.“
Seine Erregung steigerte sich so schnell, dass er den Stoff seiner Jeans plötzlich als quälend hart empfand. „Das warst du?“
„Ja. Und ich glaube, du wolltest mich genauso wie ich dich“, fügte sie hinzu und trat noch einen Schritt näher.
„Das wollte ich“, wiederholte er.
Verführerisch streichelte sie seinen Nacken, und Jefferson wollte ihre Hand am liebsten an jeder Stelle seines Körpers spüren. Er sehnte sich danach, dass sie ihn überall berührte, und danach, sie zu liebkosen.
Ihm gelang es, das Weinglas abzustellen. Im nächsten Moment schloss er sie in seine Arme. Er zog sie so dicht an sich, dass er ihre Brustspitzen spürte und leise aufstöhnte. Dann musste er plötzlich lächeln. „Eigentlich hatte ich ja vor, dich heute Nacht zu verführen.“
Sie lächelte. „Ist es nicht großartig, wenn zwei das Gleiche planen und der Plan auf so angenehme Weise aufgeht?“
„Absolut“, murmelte er und senkte den Mund, um ihr einen Kuss zu geben, dem sicherlich noch viele folgen würden. Leidenschaftlich presste er die Lippen auf ihren Mund, den sie gierig öffnete. Der Tanz ihrer Zungen war heiß, die Flammen, die sie mit ihren Küssen entzündeten, wurden schnell zu einem Inferno der Lust.
Er schlang die Arme um sie und zog sie eng an sich. Doch es schien immer noch nicht nah genug zu sein. Er konnte einfach nicht genug bekommen von ihr. Er wollte sie nackt, Haut auf Haut, sanft und wild. Er wollte sich in ihrer Hitze verlieren, sie spüren … Und er wollte sie sofort.
Mit einer schnellen Bewegung drehte er sie herum und drückte sie auf den Küchentresen. Erst entfuhr ihr ein überraschter Laut, doch im nächsten Augenblick sah sie ihn an. Sie schlang die Beine um seine Hüfte, zog ihn an sich und umspielte seine Zunge mit ihrer. Ihre Atemstöße und Seufzer schienen durch das alte Häuschen zu hallen.
Wieder und wieder küsste er sie. Leidenschaftlich und tief, dann wieder kurz und lustvoll. Und er schien in ihrem Geschmack zu ertrinken, ihre Küsse waren süßer als Wein und berauschender als eine Droge. Sie war alles. Die Welt schien sich nur noch um sie zu drehen, und er ließ sich willenlos in die Umlaufbahn ihrer Lust ziehen, ohne gegen den Verlust der Bodenhaftung anzukämpfen.
Mit einem Ruck zog er ihr Seidentop hoch, streifte es ihr über den Kopf und warf es hinter sich. Als er nun endlich ihre nackten Brüste sah, atmete er hörbar ein. Sie waren perfekt.
Er umschloss sie mit den Händen und seufzte lustvoll, nachdem Maura ihr ein sinnliches „Ja!“ zugeflüstert hatte. Sanft reizte er die harten Brustspitzen mit Daumen und Zeigefinger, und sobald Maura sich auf die Tischplatte zurücksinken ließ, beugte er sich vor, um ihre Brustspitzen nacheinander zu liebkosen, an ihnen zu saugen und sie zärtlich zu beißen. Maura stöhnte auf. Mit einem Blick forderte sie ihn dazu auf, weiterzugehen und sich alles zu nehmen, was er wollte.
Sie griff in sein Haar und hielt seinen Kopf fest, als befürchtete sie, dass er plötzlich aufhören würde. Doch abrupter Rückzug gehörte nicht zu den Regeln dieses Spiels. Ganz im Gegenteil. Selbst wenn sein Leben davon abhing, Jefferson hätte jetzt auf keinen Fall von ihr lassen können.
Er richtete sich auf, schaute in ihre blauen Augen, sah den verklärten Blick und erwiderte das herausfordernde Lächeln, das sie ihm zuwarf.
„Ziehen wir dir dein Hemd aus, Jefferson“, sagte sie. „Ich will deine Haut an meinen Händen spüren.“
Er folgte ihr aufs Wort, zog erst seinen Pullover und dann das T-Shirt aus, das er darunter trug. Als Maura über seine nackten Schultern und seinen Rücken strich, stöhnte er auf. Ihre Wärme, ihre Berührungen ergriffen ihn und weckten ungezügeltes Begehren in ihm. Mit ihren kurzen Fingernägeln fuhr sie langsam über seine Haut. Ihre Atemzüge waren kurz, und als sie schließlich seine Arme streichelte, rangen beide nach Luft.
„Hilf mir damit“, stieß sie keuchend hervor. Die Worte klangen rau und atemlos.
„Womit?“