Bad Earth 40 - Science-Fiction-Serie - Marten Veit - E-Book

Bad Earth 40 - Science-Fiction-Serie E-Book

Marten Veit

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Beschreibung

Die Hinterlassenschaft der Virgh


Ist das Schicksal der Cirr besiegelt? Und was wurde aus Artas und den anderen Satoga? Warum reagieren sie auf keinen Kontaktversuch?

John Cloud steht vor einer der schwersten Entscheidungen seines Lebens. Soll er den Cirr noch einmal beistehen - gegen eine übermächtige Flotte der Virgh? Selbst auf die Gefahr hin, dass die RUBIKON II dabei vernichtet wird?

Bad Earth - das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Die digitale Neuausgabe der Space Opera von Manfred Weinland jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autoren

Was bisher geschah

Impressum

Tod den Cirr

In der nächsten Folge

Über diese Folge

Folge 40: Tod den Cirr

Die Hinterlassenschaft der Virgh

Ist das Schicksal der Cirr besiegelt? Und was wurde aus Artas und den anderen Satoga? Warum reagieren sie auf keinen Kontaktversuch?

John Cloud steht vor einer der schwersten Entscheidungen seines Lebens. Soll er den Cirr noch einmal beistehen – gegen eine übermächtige Flotte der Virgh? Selbst auf die Gefahr hin, dass die RUBIKON II dabei vernichtet wird?

Bad Earth – das spektakuläre Weltraum-Abenteuer in die Zukunft der Menschheit. Ein atemberaubender Trip in fremde Galaxien, zu epischen Raumschlachten und inmitten eines intergalaktischen Konflikts voller Intrigen.

Über die Autoren

Manfred Weinland schrieb bereits für renommierte Serien wie Perry Rhodan Taschenbuch, Ren Dhark, Maddrax, Dino-Land, Jerry Cotton, Gespenster Krimi, Professor Zamorra u.a., ehe er das Konzept für die Serie Bad Earth ausarbeitete. Zusammen mit Erfolgsautoren wie Alfred Bekker, Luc Bahl, W. K. Giesa, Peter Haberl, Horst Hoffmann, Claudia Kern, Achim Mehnert, Susan Schwartz, Conrad Shepherd, Marc Tannous, Michael Marcus Thurner und Marten Veit, die ebenfalls alle bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Science-Fiction-, Action- und Abenteuer- oder Horrorromanen haben, gelang eine ebenso spannungsgeladene wie komplexe Science-Fiction-Serie, die sich einem Thema widmet, das alle interessiert: Der Zukunft der Erde und der Menschheit.

Was bisher geschah

Die RUBIKON hat die Große Magellansche Wolke erreicht und dringt unter John Clouds Kommando tiefer in sie ein. Von hier flohen die Foronen vor Jahrzehntausenden vor einem übermächtigen Gegner, den Virgh.

Dort begegnet die Crew der RUBIKON den Satoga, die aus der Kleinen Magellanschen Wolke stammen und denen der erste Vorstoß in die Nachbargalaxis gelungen ist. Cloud schließt Freundschaft mit dem Kommandanten der PERSPEKTIVE, dem Satoga Artas, doch ihre Wege trennen sich bald darauf wieder.

Kurz darauf stößt die RUBIKON erstmals auf aktive Virgh. Sie greifen ein bewohntes Sonnensystem an. Das Eingreifen der RUBIKON endet in einem Fiasko.

John Cloud und seine Freunde müssen fliehen und die deutlich unterlegenen Cirr der Willkür der Virgh überlassen …

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 2003/2004 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © thinkstock: forplayday | rajeshbac | 3000ad | Zoonar RF | Sylphe_7 | Algol | michalz86

eBook-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4873-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Marten Veit

Tod den Cirr

1.

Nie ist ein Mensch weiter von seiner Heimat entfernt gewesen, durchzuckte es John Cloud unvermittelt, aber die Erkenntnis erfüllte ihn weder mit Stolz, noch mit Ehrfurcht.

Er fühlte sich so niedergeschlagen und mutlos, wie schon seit langem nicht mehr. Innerlich zerrissen.

Da kommandierte er das vermutlich mächtigste Raumschiff der heimatlichen Milchstraße, und doch hatte er mit seinen Freunden die Flucht vor den Virgh ergreifen müssen – und damit das Volk der Cirr zum Untergang verurteilt.

Stille herrschte in der Zentrale der RUBIKON, wie Cloud den gewaltigen Rochenraumer der Foronen getauft hatte. Unbehagliches Schweigen. Bis auf Sobek und Siroona, die eigentlichen foronischen Besitzer der RUBIKON, waren alle von Clouds Gefährten in der kreisförmigen Kommandozentrale versammelt: Scobee, die genetisch optimierte Frau; Jarvis, der GenTec, dessen Geist nach dem Tod seines Körpers eine neue Wohnstatt in einem technischen Wunderwerk der Foronen gefunden hatte; Jelto der Florenhüter, ein Klon wie Jarvis, aber mit ganz anderen speziellen Fähigkeiten ausgestattet; Aylea, das zehnjährige Mädchen mit dem Intellekt und der Intelligenz einer Erwachsenen.

John wollte jetzt nicht an seinen Vater Nathan denken. Zwar ging es ihm körperlich wieder gut, doch dessen Geist hatte das Erlebte nicht verkraftet. Nathan Cloud verfügte über begrenzte Bewegungsfreiheit an Bord der RUBIKON, und die KI hatte die Anweisung, auf ihn zu achten. Zurzeit befand sich Johns Vater in seinem Zimmer.

Keiner sprach ein Wort, alle starrten auf die zylinderförmige Holografie im exakten Zentrum der Zentrale, in der Cirrit, die Heimatwelt der Cirr, wie eine weißblaue Murmel inmitten des glitzernden schwarzen Meeres namens All schwamm.

Mindestens drei Stunden waren vergangen, seit das letzte Federschiff der Virgh das Cirr-System verlassen hatte. Clouds Hoffnung, mit den Ortungssystemen der RUBIKON irgendwelche energetischen Aktivitäten von Cirrit anzumessen, die auf das Überleben einiger der krebsartigen Wesen hindeuteten, hatte sich nicht erfüllt.

Er ahnte, was sie vorfinden würden, wenn sie zu dem erdähnlichen Planeten zurückkehrten. Eine tote Welt, deren Oberfläche – ob Land oder Wasser – wie glasiert wirkte.

Die grausame Visitenkarte der Virgh, mit der sie jedem potentiellen oder vermeindlichen Konkurrenten eine unmissverständliche Warnung überbrachten: Seht euch vor!

»Die Cirr beherrschen doch gar keine überlichtschnelle Technologie«, brach Aylea schließlich das bleierne Schweigen. »Wie willst du dann aus dieser Entfernung Funksprüche oder Triebwerkssignaturen ihrer Raumschiffe auffangen?«

Obwohl sie beinahe geflüstert hatte, klang ihre helle Stimme nach der langen Stille unnatürlich laut.

Cloud ließ seinen sarkophagartigen Sessel herumschwenken und blickte Aylea an. Er wusste es nicht, aber seine Lippen verzogen sich zu der Andeutung eines traurigen Lächelns.

»Eine gute Frage«, lobte er. »Natürlich würden alle konventionellen elektromagnetischen Signale Monate benötigen, bis sie uns hier draußen erreichen, aber die Raumschiffe der Cirr sind mit Kernfusionsreaktoren bestückt, und wenn Atomkerne miteinander verschmelzen, geben sie unter anderem hyperfrequente Impulse ab.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf die Holografie hinter ihm. »So können wir zum Beispiel alle Sterne in Echtzeit beobachten und nicht nur das Licht sehen, das sie vor Jahren oder Jahrtausenden abgestrahlt haben. Und größere Objekte wie Planeten oder Monde krümmen durch ihre Masse den Raum, wodurch sie die Hyperfrequenzen verzerren und so eine Art Dopplereffekt erzeugen, mit dem wir …«

Er räusperte sich und verstummte. Ayleas Einwand hatte ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand gerissen, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Vortrag über hyperdimensionale Physik, von der er ohnehin erst einen Zipfel erfasst hatte. Wenn er die RUBIKON steuerte, verschmolz er quasi mit dem gigantischen Raumschiff und agierte mehr mit dem Gefühl, als mit dem Intellekt. Das menschliche Gehirn wäre gar nicht dazu in der Lage gewesen, die ungeheure Datenflut bewusst zu verarbeiten. Das erledigte die Künstliche Intelligenz der RUBIKON für ihn – der er übrigens auch sein neues Wissen über den Hyperraum verdankte. Er gab lediglich die Anweisungen, die sie dann ausführte.

Mein Wille geschehe …

»Was jetzt?«, fragte Scobee ungewohnt zurückhaltend. Sie saß neben ihm in dem Sarkophag-Sessel, der einst Siroona gehört hatte. »Fliegen wir weiter, warten wir oder kehren wir nach Cirrit zurück?«

Der äußere Anschein der jungen Frau trog. Zwar wirkte ihr schlanker Körper durchaus atlethisch und durchtrainiert, aber kein Uneingeweihter hätte vermuten können, wozu sie tatsächlich in der Lage war.

Von Jarvis abgesehen, dessen künstlicher Körper ihm übermenschliche Kräfte verlieh, konnte es keiner der Anwesenden mit ihr im Kampf aufnehmen. Scobee war in vitro gezeugt und genetisch optimiert worden, schneller, zäher, ausdauernder und stärker als jeder »normale« Mensch. Verletzungen heilten schneller, ihre Augen nahmen Licht im Infrarotbereich wahr, alle ihre Sinne waren unglaublich leistungsfähig. Und bei Bedarf konnte sie ihren Metabolismus fast bis auf Null herunterfahren, sodass sie in eine Art Winterschlaf fiel.

Aber all diese Fähigkeiten halfen ihr hier nicht weiter. Auf diesem Raumschiff war John Cloud die uneingeschränkte Nummer eins.

Der Kommandant …

Und gleichzeitig ihr Gefangener. Denn seit sie ihre früheren Besitzer nicht mehr als autorisiert anerkannte, ließ sie ihn nicht mehr von Bord.

»Wir warten«, erwiderte Cloud nach kurzem Zögern, »und scannen die Umgebung. Vielleicht ist der Rückzug der Virgh nur eine Falle.« Cloud schüttelte unwillig den Kopf. »Die nächsten zwei Stunden wird nichts geschehen. Erholt euch, schlaft ein bisschen oder geht spazieren. Was auch immer. Ich informiere euch, sobald wir weiterfliegen.«

Aylea wollte etwas einwenden, aber Scobee stand auf und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter.

»Komm«, sagte sie leise. »Lassen wir John eine Weile allein. Wir können ihm hier nicht helfen. Und ich wollte dir sowieso eine weitere Lektion in Jiu-Jitsu geben.«

Danke, Scob, dachte er und schloss einen Moment lang die Augen.

Als er sie wieder öffnete, war die Zentrale leer.

Okay!, beschwor sich Cloud. Konzentrier dich auf das nahe Liegende. Erfüll deine Aufgabe, werd deiner Verantwortung gerecht!

Er sandte der RUBIKON einen gedanklichen Befehl, und sofort schloss sich der Sarkophag-Sessel, hüllte ihn ein, und John Cloud wurde eins mit dem Raumschiff.

Was treiben Sobek und Siroona?, fragte er.

Seit die undefinierbare Strahlungsfront im Hof der Schwarzen Sonnen alle Foronen außer Sobek und Siroona getötet hatte, waren die ehemaligen Herrscher des Rochenraumers von ihrem eigenen Schiff, ihrer eigenen Schöpfung, entmachtet worden.

Die SESHA, das Seelenschiff aus dem Aqua-Kubus, hatte sie nicht nur ihrer Autorität, sondern auch ihrer »Rüstungen« beraubt.

Als wäre das nicht Demütigung genug gewesen, hatte Cloud sie unter Arrest gestellt. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn offenbar war ihre Psyche durch die energetische Schockfront nachhaltig beeinträchtigt worden, was sie unberechenbar machte, und zu einer potenziellen Gefahr werden ließ. Das hatte die RUBIKON dazu bewogen, ihnen ihre Weisungsbefugnis zu entziehen.

So mussten sie sich mit ihren Kabinen begnügen – eine höfliche Umschreibung für Gefängniszellen.

Auf Ayleas Fürsprache hin hatte er ihnen Zugang zu einem weiteren Raum gewährt, der zwischen ihren Kabinen lag. So zwiespältig seine Gefühle ihnen gegenüber auch waren, seine moralischen Grundsätze verlangten von ihm eine menschenwürdige Behandlung seiner Gefangenen – ob sie nun menschlich waren oder nicht.

Statt einer Antwort der Schiffs-KI auf seine Anfrage sah er übergangslos den kahlen Gemeinschaftsraum vor sich, in dem die beiden Foronen einen merkwürdigen Tanz aufführten.

***

»Schneller!«, dröhnte Sobeks Stimme.

Die Sprechmembran in seinem knochigen Gesicht vibrierte. Seine sechsfingrigen Hände mit den scharfen Klauen vollführten abgehackte Bewegungen, während er um die eigene Achse wirbelte.

Siroona umkreiste ihn wie ein Planet seine Sonne auf einer engen Umlaufbahn.

»Licht zu Licht«, sang sie. »Dunkelheit zu Dunkelheit. Wir sind die Herrscher der Weite, wir sind die Herren der Ferne, wir sind …«

»Wir sind das Nichts!«, heulte Sobek auf.

Seine rechte Hand schoss vor, seine Finger krallten sich in Siroonas linken Arm. Ihr Schwung riss ihn mit sich, und nun rotierten sie wie ein Doppelstern um einen gemeinsamen Mittelpunkt.

»Wir sind die Zukunft unseres Volkes!«, schrie Siroona. »Die Hoffnung der Foronen! Ohne uns wird der Feind triumphieren. Wir dürfen nicht versagen!«

»Das haben wir längst.« Sobek ließ die Foronin los und hielt abrupt inne. »Wir waren schwach. SESHA gehorcht uns nicht länger. Ein Mensch bestimmt über uns. Ein niederes Geschöpf.«

Siroona stolperte noch ein paar Schritte weiter, bevor sie ebenfalls stehen blieb. Sie starrte ihren Partner an. Ein Mensch hätte in ihrem Gesicht keinerlei Regung entdeckt, denn es besaß keinen Mund, keine Nase, keine Augen, nichts, was zu Gefühlsäußerungen fähig war. Ein Forone aber nahm andere Dinge wahr. Temperaturschwankungen, Anspannung des Gewebes, eine Verfärbung der Haut, ein Pulsieren der Zellen, die Ausdünstung von Duftstoffen.

Wäre Siroona ein Mensch gewesen, hätte sie die Augen aufgerissen, die Lippen zusammengekniffen und den Kopf geschüttelt.

Sobek hatte Recht, aber sie weigerte sich, ihm zuzustimmen.

»Was geschieht mit uns?«, fragte sie rau.

»Wir sterben«, erwiderte Sobek schneidend. »Wir erlöschen, bevor unsere Zeit gekommen ist.«

»Nein!« Siroonas Körper verkrampfte sich, ihre durchscheinende Haut wurde dunkler. »Das wäre Verrat an unserem Volk! All unsere Anstrengungen, der Große Plan, alles, was wir im Exil geschaffen haben … Das darf nicht vergebens gewesen sein!«

Sobek breitete die Arme weit aus. Seine Klauen schimmerten in der indirekten Beleuchtung bedrohlich. »Ein Forone ist niemals allein«, sagte er. »Die anderen werden unser Werk fortführen. Wir sind entbehrlich.«

Entbehrlich … Das Wort hallte lange im schmucklosen kahlen Raum nach.

Bescheidenheit und Demut hatte noch nie zu den Tugenden der Foronen gehört, schon gar nicht zu ihrem ehemals siebenköpfigen Führungsgremium – den Hirten, wie sie von den versklavten Völkern in ihrem künstlichen Refugium genannt wurden.

Siroona begann zu zittern, als stünde ihr gesamter Körper unter Hochspannung. Dann machte sie abrupt kehrt und stürmte ohne ein weiteres Wort davon.

***

Immer wenn John Cloud in direkte Verbindung mit der Künstlichen Intelligenz der RUBIKON trat, ging er eine symbiotische Verbindung mit ihr ein, er wurde praktisch das Raumschiff, konnte sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken, was die Sensoren des Rochenraumers wahrnahmen.

Es war eine gleichzeitig berauschende wie Furcht einflößende Erfahrung.

Die Hintergrundstrahlung der Sterne war ein leises Knistern und Summen. Schwarze Löcher grollten dumpf, Supernovae heulten durchdringend, Neutronensterne erzeugten ein gleichmäßiges Pfeifen. Galaktische Nebel und Dunkelwolken vervollständigten das kosmische Konzert mit Brummen und Rauschen. Künstlich erzeugte Strahlungen dagegen stachen aus diesem universellen Orchester wie die Stimmen von Solisten hervor.

Nach einer dieser Stimmen, gesungen in der Jetztzeit, lauschte Cloud vergeblich. Nach der Stimme der Cirr.

Konnten die Virgh tatsächlich eine gesamte planetare Zivilisation innerhalb weniger Stunden vollständig ausgelöscht haben? Vermutlich lautete die Antwort ja. Schließlich hatten sie auch Galvaur vernichtet, eine der wichtigsten und am besten geschützten Welten der Foronen. Im Vergleich dazu war Cirrit keine Herausforderung für sie gewesen.

Es dauerte eine Weile, bis Cloud bewusst wurde, dass sich eine neue Stimme zu dem galaktischen Chor gesellt hatte, ganz schwach, gerade am Rand seines »Hörbereichs«.

Was ist das?, fragte er die RUBIKON.

Unbekannte Strahlung, erwiderte die KI knapp. Quelle nicht eindeutig lokalisierbar.

Art der Strahlung?

Unbekannt. Im hohen Hyperfrequenzbereich, psionische Bandbreite.

Cloud versuchte, alle anderen Sinne auszuschalten und sich nur auf seine »Ohren« zu konzentrieren.

Das Geräusch war zu schwach, um Einzelheiten herauszuhören, aber es klang irgendwie melodisch. Lässt sich die Signatur bereits bekannten Phänomenen zuordnen?

Nicht eindeutig. Es ist allerdings eine strukturelle Verwandschaft zur psionischen Signatur Zentalos denkbar. Die vorliegenden Werte lassen bisher noch keine zuverlässige Aussage zu.

Normalerweise ignorierte Cloud solche Marginalien. Das All war voll von Schwingungen natürlichen und künstlichen Ursprungs, von denen einige aus fernster Vergangenheit stammten, aus den Kindertagen des Universums. Aber seit den Erlebnissen der letzten Tage war sein Misstrauen geweckt.

Besonders seit der Entdeckung Zentalos, eines von den Virgh »verglasten« Planeten, unter dessen Oberfläche die Brut dieses unheimlichen Volkes geschlummert hatte.

Artas, der Außerdische aus dem Volk der Satoga, hatte den Planeten in die Luft gejagt, ihn förmlich pulverisiert und damit anscheinend das hyperenergetische Gleichgewicht innerhalb der Magellanschen Wolke ins Wanken gebracht.

Zumindest nach Aussage der RUBIKON. Die Satoga ihrerseits behaupteten, keine auffälligen Diskrepanzen in der kosmischen Hintergrundstrahlung anmessen zu können.

Strahlung beobachten und bei signifikanter Veränderung sofort Meldung erstatten, befahl der neue Kommandant des Rochenraumers.

Die KI bestätigte.

Cloud wandte seine Aufmerksamkeit wieder Cirrit zu.

Aus der Ferne betrachtet wirkte der Planet fast unversehrt. Ein paar Wärmequellen auf der Oberfläche verrieten, dass es dort größere Treffer aus hochenergetischen Waffen gegeben hatte. Einige Fusionskraftwerke der Cirr waren vermutlich in die Luft geflogen. Und im Orbit trieb eine Hand voll zerstörter Raumschiffwracks.

Im Großen und Ganzen aber schienen sich die Verwüstungen in Grenzen zu halten.

Rekapitulation der Phase nach Einstellung der Kampfhandlungen bis zum Abzug der Federschiffe. Abspielen der Aufzeichnung im Zeitraffer mit Faktor 20.

Cirrit sprang Cloud regelrecht entgegen, als schwebte er kaum 50.000 Kilometer über der Planetenoberfläche.

Er hatte keine Ahnung, wie die RUBIKON das anstellte, aber sie zeigte ihm den Planeten aus verschiedenen Blickwinkeln, obwohl sie die Aufnahmen aus einer Entfernung von gut vier Lichtwochen Entfernung gemacht hatte.

Mehrere Federschiffe der Virgh näherten sich den äußersten Ausläufern der Atmosphäre und schleusten eine Unmenge kleiner Sonden aus, die über den gesamten Planeten ausschwärmten.

Sie blieben nicht lange. Nach knapp einer halben Stunde stiegen sie wieder auf und kehrten an Bord ihrer Mutterschiffe zurück.