Barockzeit - Dagmar Dornbierer - E-Book

Barockzeit E-Book

Dagmar Dornbierer

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Beschreibung

Dokumentation zu Geschichte, Kunst & Bühne. Gehaltene, private Vorträge und öffentlich aufgeführte Bühnenstücke.

Das E-Book Barockzeit wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Barock, Geschichte, Historische Epoche, 17. Jahrhundert, Europa

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Diese Präsentation entstand aus privatem Anlass, als Dokumentation eines Vortrags, und auf Anregung einiger geschichtsinteressierter Zeitgenossen, die mehr über die Barockzeit erfahren wollten.

Dezember 2022

Der erste Teil behandelt unter anderem das äussere Erscheinungsbild der barocken Menschen – kurz die Art der Kleidung, die Mode. Es geht dabei um Gesellschaftsschichten, welche die Art sich zu kleiden vorgaben und welche die “Trends” festsetzten. Ich hatte keinen Ehrgeiz die Kleidung von Stadtbürgern und Bauern miteinzubeziehen., denn diese Kleidung ist nur lokal von Bedeutung. Einzelne Bilder mögen davon ausgenommen sein. Im 17. Jahrhundert gab es noch eine grosse Vielfalt an unterschiedlichsten städtischen und ländlichen Trachten – die lediglich örtlich Bedeutung hatten – und Arbeitskleidung oder zerrissene Lumpen Bettlern war nicht das Thema dieser Arbeit.

PS: Im Internet kursieren viele fälsche Bezeichnungen historischer Personen. Man muss deshalb die Namen und Zuordnungen immer mit viel Vorsicht geniessen. Hier ein Beispiel: “Maria Mancini” – fast jedes Porträt einer Frau aus den 1670er Jahren mit ähnlicher Frisur wird einfach mit “Maria Mancini“ angeschrieben – auch wenn die Physiognomien noch so unterschiedlich sind.

Nichts ersetzt eine akribische und jahrelange Recherche.

Was macht eine Zeitepoche aus? Wann beginnt und endet sie? Wir geben Zeiten Namen und wollen genaue Bezeichnungen, wo es keine Genauigkeit geben kann.

Was bestimmt den Stil einer Epoche? Politik oder Architektur? Musik oder etwa die Mode? Alle diese Dinge bilden zusammen den Ausdruck – den Zeitgeist – einer Epoche, doch sie können auch gegenläufig sein. Das eine kann noch lange andauern, während das andere sich schon lange gewandelt hat... Schwierig... doch genau das war der Fall im 17. Jahrhundert – und setzte sich bis ins 18. Jahrhundert fort.

Weshalb heisst diese Zeit “Barock”?

Portugiesische Juweliere nannten unregelmässig gewachsene, schiefe, schräge Perlen – “barroco” – das Wort bedeutet auch “eigenartig” und sogar ”ein bisschen verrückt”...

Als eigenartig, leidenschaftlich und sogar ”ein bisschen verrückt” empfand man zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Malerei und Bildhauerei, die aus Südeuropa kam. Das “Barock” bahnte sich seinen Weg aus Italien und Spanien über die gesamte Welt.

Jede Kultur drückte dem ursprünglichen Impuls ihre eigene Prägung auf doch der Zeitgeist, welcher der neuen Strömung zugrunde lag, blieb derselbe – “barock”.

Es war vor allem Frankreich, das durch den Willen eines starken, absolutistischen Königs der Welt seinen Ausdruckstil aufzwang. Louis XIV. schaffte es durch seine Vormachtstellung in Europa der Welt seinen Geschmack und die Etikette seines Versailler Hofes aufzuzwingen.

Stilepochen werden meist im Nachhinein mit Bezeichnungen versehen, wenn man sie als abgeschlossen betrachtet. Es sind demnach die nachfolgenden Generationen, die rückblickend Namen und Bezeichnungen festlegen. Manchmal hätten sich die Zeitgenossen jener Epochen wohl gewundert wie sie auf ihre Nachfolger wirkten...

Doch bevor sich das portugiesische Wort “barroco” durchsetzte, sprach man schon vom “neuen chiaro-scuro”-Stil der in der Malerei, der den Manierismus des 16. Jahrhunderts ablöste.

Als “barock” empfand man die Art der Malerei, die überschwänglich, üppig und sinnlich daherkam.

Auf den Bildern sieht man viele leidenschaftliche Gesten, welche durch die Kontraste von hellen und dunklen Farbtönen noch gesteigert werden. Diese Art zu malen wurde in Italien Chiaro-Scuro genannt – Hell-Dunkel.

Kontrastreich – also hell-dunkel / chiaro-scuro – war tatsächlich das ganze 17. Jahrhundert. T

Trotzdem hatte das Wort ”barocco” als Bezeichnung für die Epoche gewonnen. Vielleicht, weil niemand so richtig wusste wie man Chiaro-Scuro richtig schreibt?

Das grammatische Geschlecht des Wortes ist übrigens variabel: "Der Barock" oder "Das Barock" . Gemäss Fachleuten sei auch die weibliche Form "Die Barocke" möglich, angeblich abgeleitet von "die barocke Epoche" – doch das erscheint nun wirklich ein wenig "barroco"....

Das Wort für die Bezeichnung der Perlen hatte sich im Deutschen bereits ab den 60. Jahren des 18. Jahrhunderts eingebürgert, allerdings noch in französischer Schreibweise "baroque". Definiert und charakterisiert wird nur etwas, was vergangen ist...

Zu jener Zeit, den 1760er Jahren, war der barocke Kunststil mit seinen unregelmässigen und leidenschaftlichen Formen definitiv vorbei – der Klassizismus hielt Einzug mit seiner klaren, antikinspirierten Formensprache.

Man kann das 17. Jahrhundert stilmässig in Drittel aufteilen. Die Mitte – und den gewissermassen schon vorweggenommenen Höhepunkt, bildet der Regierungsantritt des jungen französischen Königs (1661) – Louis XIV., (1638–1715) des ”Sonnenkönigs”. Louis war de facto König seit dem Tod seines Vaters, Louis XIII. (1601–1643). Doch da er damals erst fünfjährig war, übernahm die Königin-Mutter, Anna von Österreich (1601-1666) die Regentschaft unter Mithilfe von Kardinal Mazarin und eines Regentschaftsrates. Im Jahr 1651 wurde Louis für volljährig erklärt, Königin Anna musste sich von der Regentschaft zurückziehen, und Mazarin übernahm nun die Staatsgeschäfte bis seinem Tod im März 1661.

Danach – mit 22 Jahren – erklärte Louis, dass er seinen Staat alleine zu regieren gedachte, ohne die Mitwirkung eines Premierministers. Er verlangte über jede Einzelheit seines Königreichs informiert zu werden. Jedes Schriftstück, das Staatsbedeutung hatte, und wäre es auch nur ein Antrag auf Reisedokumente, sollte dem König zur Unterschrift vorgelegt werden. Louis XIV begann somit ”absolut” zu herrschen, weshalb man diese Epoche als das Zeitalter des Absolutismus bezeichnet.

Mode darf als stilbildendes Mittel einer Epoche nicht unterschätzt werden. Die Art wie sich Menschen durch Kleidung darstellen ist Teil der Kultur.

In Europa bestand schon lange ein gewisser Grundstil während der aufeinanderfolgenden Epochen, natürlich mit lokalen Unterschieden.

Im 17. Jahrhundert wurde der Stil noch einheitlicher – nur in Spanien war alles anders – doch davon ein wenig später.

Heutzutage wird die Barockzeit oft über das ganze 18. Jahrhundert hinaus gedehnt, doch dies ist meiner Ansicht nach falsch, denn es trifft nur auf das Tanzschrittrepertoire zu.

Die Denkweise und Kultur des 18. Jahrhunderts unterscheidet sich merklich von jener des 17. Jahrhunderts – nach 1720, aber spätestens nach 1730, hat Zeitgeist nichts mehr "Barockes” an sich. Die Menschen des 18. Jahrhunderts hätten sich vermutlich energisch dagegen gewehrt, als “barock” bezeichnet zu werden...

Allein zur Regierungszeit Königs Louis XIV. gab es schon drei Generationenwechsel, was sich im Stil der Kleidung ausdrückte. Louis XIV regierte 54 Jahre lang – ab seiner Erklärung von 1661 alleine zu regieren. Das ist eine unvorstellbar lange Zeit für einen einzigen Staatschef an der Spitze.

Der französische Hof hatte sich schon während der letzten Lebensjahre des Königs Louis XIV nach einem Wechsel gesehnt. Das steife, strenge Zeremoniell, das Überhandnehmen der Partei der Frommen, die vielen Kriege und die daraus entstandene Staatsverschuldung, dies alles wirkte bedrückend. Man wollte wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. Der Hof war erstarrt, was sich auch in der Modefarbe Schwarz äusserte. Der Hof war “alt” geworden.

Die französische Formel bei einem Königswechsel – "le roi est mort – vive le roi"– (“der König ist tot – es lebe der König”) bezeichnete sehr genau einen Generationenwechsel.

Auch wenn man nach 1720 mancherorts noch an älteren Kleidermoden festhielt, so hatte endgültig ein Wechsel in der Art zu Denken stattgefunden. Die Welt hatte sich nach 1715 gewandelt. Man hatte nach 54 Jahren Louis XIV das strenge Diktat satt.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde Frankreich zum weltweiten Trendsetter in Sachen Stil, Kleidung, Hofzeremoniell und Tanz! Alle Adelshöfe und auch Stadtbürger begannen die französische Art zu kopieren.

Italien führte in der Malerei, Bildhauerei und im schönen Bühnengesang...

Spanien war daran seine Vormachtstellung allmählich abzugeben. Oft dienten die Spanier und ihre Gewohnheiten den anderen Europäern zur Belustigung. Spanien erstarrte nach und nach, trotz seiner lebendigen Kolonien in Mittel- und Südamerika, trotz seiner lebhaften Literatur. Der katholische Fanatismus tat sein Übriges dazu.

Das Heilige Römische Reich war mit den Habsburgerkaisern seit dem 15. Jahrhundert ein grosser Machtfaktor, allerdings auch gefährdet durch seine Vielfalt. Zum Reich gehörten alle deutschen Fürstenhäuser, das Tschechische Königreich, bedeutende freie Städte und das Gebiet der Hausmacht der Habsburger die österreichischen Erbländer. Gefahr kam jedoch seit langem aus dem Osten mit den schlagkräftigen Armeen des Hauses Osman, der “Türkischen Hohen Pforte”. Gefahr bestand ebenfalls im Inneren mit den Glaubenskonflikten zwischen Katholiken und Protestanten, was im 30-jährigen Krieg gipfelte. Kulturell verlor das Reich durch die vielen Kriege und durch die Trennung vom Haus Habsburg in Spanien.

Im englischen Königreich gab es Konflikte, Bürgerkriege und die Tyrannei von Oliver Cromwell. Erst 1660 ist das Jahr der «Restauration» unter Charles II., der seinen französischen Cousin Louis XIV in allem kopierte... Charles war lange genug in Frankreich im Exil gewesen. Doch Pestwellen, der Grosse Brand von London und innere wie äussere kriegerische Konflikte liessen dem Land keine Ruhe.

Doch da war noch ein anderer Mittelpunkt der Barockzeit, ein regelrecht vibrierendes Epizentrum einer sowohl wirtschaftlichen als auch kulturellen Macht, sprühend vor Leben – die Niederlande...

Zitat Wikipedia – der Einfachheit halber:

"Die Übernahme der Burgundischen Niederlande in die Hoheit des Königreichs Spanien datiert im Erbteilungsvertrag von Brüssel 1522 zwischen Kaiser Karl V. und seinem Bruder Ferdinand (später als Ferdinand I. ebenfalls Kaiser), der das Haus Habsburg in die Österreichische und Spanische Linie zerfallen ließ."

.... dass die strengkatholischen Habsburger den Bewohnern der protestantischen Provinzen in den Niederlanden nicht gefielen, liegt auf der Hand.

Nochmals Wikipedia:

"Aus dem Achtzigjährigen Krieg gingen die Niederlande als eine Großmacht und führende Handelsnation hervor. Dem gingen im europäischen Mächtesystem grundlegende Umwälzungen voraus. Dabei verlagerte sich das ökonomische und politische Zentrum vom Süden Europas an Nordsee und Atlantik. Vor diesem Hintergrund vollzog sich in den Niederlanden ein Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Kunst.

Zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die Niederländer die bei weitem größte Handelsflotte Europas, mit mehr Schiffen als alle anderen Nationen zusammengenommen. Als „moedercommercie“, als Mutter der niederländischen Wirtschaft, galt der Handel mit dem Ostseeraum: die Niederländer transportierten baltisches Getreide und skandinavisches Holz nach England, Frankreich und Spanien und von dort wiederum Wein und Salz sowie Hering in die Länder des Baltikums. Nahezu konkurrenzlos waren die Niederländer, nachdem ein Schiffsbauer aus Hoorn 1595 die Fleute entwickelt hatte, ein Frachtschiff das dank seiner einfachen Segelkonstruktion mit einer kleineren Besatzung auskam. "

Irgendwo wurde immer gefeiert – Barocke Lebenslust trotz Krieg. Vielleicht malte man zuweilen die Feste und den Überfluss auf Bilder, weil es nichts zu feiern gab – doch auch so, man hatte die schöne Zeit zumindest vor Augen.

Das fröhliche Pärchen wurde 1630 von Judith Leyster gemalt, einer genialen, niederländischen Malerin, die viel vom ”Chiaro-scuro” verstand und auch sehr lebendige Porträts malte. Es gibt einige ihrer Bilder, die Frans Hals zugeschrieben wurden. Es wurden sogar ihre eigenen Signaturen übermalt und mit falschen Signaturen von Hals versehen, da Bilder des sehr bekannten Hals in Auktionen natürlich höhere Preise erzielten, als jene der weniger bekannten Malerin – doch das war schlichter Betrug.

Die Stillleben und die Genre-Bilder der niederländischen Maler sind weltberühmt und unerreicht. Man malte Wohlstand und Überfluss. Schliesslich gab es Wohlstand in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts, man baute nicht aus dem Nichts. Die Niederlande waren schon im Hochmittelalter ein wichtiger Mittelpunkt der Wirtschaft gewesen. Damals gehörten mit Ausnahme von Flandern alle Provinzen zum Heiligen Römischen Reich.

Flandern (das heutige Belgien) gehörte zum Hoheitsgebiet der Burgunder Herzöge – durch komplexe Erbangelegenheiten des Hochadels. Nach dem Tod der Herzogs Karls des Kühnen 1477 bei Nancy, fiel dann Flandern an Kaiser Maximilian I. und somit an das Haus Habsburg. Unter Maximilians Nachfolger, Karl V, kam Flandern an den spanischen Zweig der Habsburger – und die spanischen Kämpfe um das reiche Gebiet gingen erst richtig los. Sie sollten sich 1648 ein wenig beruhigen, doch der Verlauf der flandrischen Geschichte sollte im Spanischen Erbfolgekrieg ab 1701 zwischen Spanien, Frankreich und dem Reich noch einmal so richtig kompliziert werden... Dafür ist hier aber keine Platz.

Viel ”Chiaro-Scuro” – Hell-Dunkel-Kontraste – in der niederländischen Porträtmalerei.

Li: Porträt einer Braut um 1640 – gemalt von

Johannes Cornelisz Verspronck (*zwischen 1600 und 1603 –30 June 1662 (bestattet):

Re: Porträt einer Dame mit Fächer – gemalt von

Frans Hals (1582-1666)

Pieter Codde (1599-1687) – “Fröhliche Gesellschaft”, 1633

Viele Bilder von Pieter Codde sind in dunklen Tönen gehalten, meist nur in Grau und Braun mit Glanzlichtern. Trotzdem vermitteln sie einen fröhlichen Eindruck.

Es heisst, Codde hätte zusammen mit Frans Hals das Malerhandwerk erlernt.

Frans Hals (1580/85-1666) – “Lachender Kavalier” 1624

Auf den Männerporträts von Frans Hals wird viel gelächelt.

Die Niederlande waren auch in der Hinsicht fortschrittlich, dass Frauen selbständige Erwerbstätigkeiten erlaubt waren, manchmal sogar von ihnen gefordert wurden. Die Geschäfte wollten schliesslich weitergeführt werden, auch wenn die Ehemänner auf Handelsreisen waren, oder unerwartet verstarben.

Die niederländischen Maler des Barocks malten viele Zeitgenossen bei Schreiben oder Lesen.

Es kommt nicht von ungefähr, dass wirtschaftlich starke Länder ihre Künstler fördern können. Aus Armut kann nur Armutskultur entstehen. Für den kulturellen und künstlerischen Aufschwung braucht es gesicherte Verhältnisse, Frieden und Wohlstand.

Kreativität braucht ein physisches Fundament.

Hier einige wenige der herausragendsten Maler der Epoche:

Frans Hals (1580/85–1666), Niederlande

Rembrandt van Rijn (um 1609–1669), Niederlande

Jan Vermeer (1632–1675), Niederlande

Anthonis van Dyck (1599–1641), Flandern

...und die Malerinnen:

Judith Leyster (1609–1660), Niederlande

Clara Peeters (1594–1658), Flandern

Michaelina Woutier (1604–1689), Flandern

. . .und viele andere mehr. . . Dem Flamen Pieter Paul Rubens seien die folgenden Seiten gewidmet:

Die Maler der protestantischen Niederlande brachten andere Themen hervor, als ihre Kollegen der katholischen Länder. Da die kirchlichen Themen eben keine Themen waren, wurden in den Niederlanden alltägliche Dinge gemalt wie Gegenstände, Blumen, Lebensmittel, Szenen aus Küchen und Festräumen, Menschen bei der Arbeit, im Tageslauf und beim Vergnügen, Tiere – und natürlich Porträts, Schiffe und die berühmten Landschaften.

Die Stillleben mit verschiedenen Gegenständen und Lebensmitteln waren und sind weiterhin sehr beliebt. Es fällt auf dass auf den meisten dieser Bilder die Zitrone – geschält oder ungeschält – und das typischen Brötchen nicht fehlen dürfen. Die Zitrone und das Brötchen begleiten Fische und Meerestiere, Schinken, Pasteten, Geflügel, Artischocken, grosse Kapern und Oliven, einen Teller Bohnen, Käse, Bier, Wein, Butter, Früchte und sogar eine “holländische Torte”. Wahrscheinlich gäbe es noch viel mehr zu entdecken, würde man sich die Mühe machen – doch das Brötchen und die Zitrone gehören fast jedes Mal dazu...

Bilder waren in den barocken Niederlanden Gebrauchsgut, und selbst geniale Maler wie ein Rembrandt, hatten es manchmal schwer ihren Lebensunterhalt nur mit der Malerei zu verdienen.

Viele niederländische Maler wanderten aus, um ihr Glück in anderen Ländern zu versuchen – wie später die tschechischen Musiker überall in Europa anzutreffen waren.

Es ist nun die Rede von Pieter Paul Rübens (soweit die korrekte Aussprache...).

Seine Lebenszeit 1577 – 1640 deckt sich mit einem Generationenwechsel. Die Epoche, die sich verabschiedete war die späte Renaissance – und die neue Zeit, die sich bereit machte die Welt zu erobern war das Zeitalter des Barock.

Als Rubens starb, hatte sich das Barock als Zeitgeist bereits durchgesetzt. Als Rubens starb, stand der 30-jährige Krieg noch 8 Jahre vor seinem Ende. Es gab danach zwar keineswegs so etwas wie Frieden in Europa, aber ab 1661 drängte unter dem jungen Louis XIV. Frankreich seinen Stil und seine Lebensart in allen Bereichen der gesamten Welt auf – selbst dem einmal so mächtigen Spanien mit seine Kolonien.

Rubens: Selbstporträt und Der Liebesgarten

Der 30-jährige Krieg beschäftigte auch Pieter Paul Rubens – er war als „Diplomat“ tätig. Er hatte massgeblichen Anteil an den Friedensverhandlungen zwischen England und Spanien. Er stand seit 1628 im Dienst der spanischen Statthalter in den Niederlanden – das war damals das katholische Flandern und dazu die mit Mühe und Not zu bändigenden, reformierten, holländischen Provinzen. Diese Provinzen rebellierten gegen die spanische Statthalterin. Sie hiess Isabel Clara Eugenia und war eine Tochter von König Philipp II. von Spanien. Sie war verheirate mit ihrem Cousin, Ernst von Habsburg, er war der Bruder des (damals schon verstorbenen) Römisch-Deutschen Kaisers Rudolf II„ der von Prag aus regiert hatte.