Battle of Schools - Angriff der Molchgehirne - Nicole Röndigs - E-Book

Battle of Schools - Angriff der Molchgehirne E-Book

Nicole Röndigs

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wettkampf der Super-Trickser

Blattschneider-Ameisen im Schulgarten? Stinkmorcheln im Lehrerzimmer? Eine Vogelspinne als Klassen-Tier? Seinen ersten Tag an der „Emmy-Noether-Gesamtschule“ hatte sich Jo Schulz wirklich ganz anders vorgestellt! Anstatt Mathe, Chemie und Physik zu büffeln, gerät Jo mitten hinein in den erbitterten Kampf gegen das verfeindete musische „Willibald-Gluck-Gymnasium“. Mit genialem Erfindungsgeist und ausgetüftelten Sabotage-Attacken machen die »Emmys« und die »Willis« sich gegenseitig die Hölle heiß. Zu dumm, dass Jos neue Freundin Pia eine »Willi« ist … Als die beiden Schulen in einem Musical-Wettbewerb gegeneinander antreten müssen, beginnt ein Wettkampf der Super-Trickser, bei dem unter anderem eine Aula geflutet und ein Lehrer-Wohnzimmer in Schutt und Asche gelegt werden. Doch Jo und Pia erkennen, dass sie den Sieg nicht gegeneinander, sondern nur gemeinsam erringen können. Werden sie einen Waffenstillstand erreichen – und ihre Freundschaft retten?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 157

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nicole Röndigs

Illustrationen von Tine Schulz

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2023 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Geviert

Umschlagillustration: Tine Schulz

ck • Herstellung: AW

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-30147-7V002

www.cbj-verlag.de

Inhalt

1.Wie aus Johann Jo wurde und warum er dauernd Lakritzschnecken isst

1 ½.Zwischenkapitel: Fünf extrem wichtige Fakten über die Emmy-Noether-Gesamtschule, von denen Jo noch keinen blassen Schimmer hat

1 ¾.Noch ein Zwischenkapitel: DERTURNHALLEN-VORFALL

2.Willkommen bei den Emmys!

3.Das Gregorowitsch-Projekt

4.Das Heisenberg-Debakel

5.Suleika will ein Schulschwimmbad

6.»Herzlichen Glückwunsch, Jo!!!«

7.Heisenberg friert

8.Der Doc knickt ein

9.Spionage und Sabotage

10.Tessas Geheimnis

11.Zoff im Supermarkt

12.Das geheime Leben der Riesenkalmare

13.Heisenberg zieht um

14.Achtmal Mozzarella-Basilikum

14 ½.Zwischenkapitel: Was die Emmys nicht ahnen

15.Warum man Laserschwerter besser nicht im Wohnzimmer benutzen sollte

16.Das Imperium schlägt zurück

17.Drei Dinge über Sita Singh

18.Polarfuchs 2000

19.Der Untergang der Titanic

20.Jo hat den Blues

20 ½.Zwischenkapitel: Fünf extrem wichtige Fakten, die Jo bis eben noch nicht wusste (aber jetzt endlich erfährt, und zwar von Pia und Herrn Mauss)

21.Eine neue Hoffnung

22.Winfried Mauss und die Aura von Macht und Autorität

23.Heisenberg schläft

24.Lampenfieber

25.Spaceship TITANIC

26.Heisenberg fliegt

27.Die Emmys sind stinksauer, die Willis auch, und Herr Mauss reißt die Weltherrschaft an sich

28.Tee und Kekse

Bonus-Kapitel:Montgomery Power, verschwunden

1.

Wie aus Johann Jo wurde und warum er dauernd Lakritzschnecken isst

Das ist Johann Sebastian Schulz im bisher glücklichsten Moment seines Lebens: bei der Siegerehrung zum GOLDKEHLCHEN 2022.

Das GOLDKEHLCHEN ist ein wahnsinnig wichtiger Preis für Nachwuchssänger unter zwölf Jahren, und Johann hat tatsächlich den ersten Platz gemacht! Er hat nämlich, wie es in der Jury-Begründung hieß, »eine Stimme, so rein und klar wie die eines Engels«. Sehr verständlich, dass Johann sich darüber total gefreut hat.

Fast noch mehr gefreut haben sich seine Eltern. Johanns Mutter ist Opernregisseurin; sein Vater spielt Bratsche im Orchester. Gleich als sie Johann zum ersten Mal sahen (das ist jetzt elf Jahre her), hatten sie so ein Gefühl, dass ein großes musikalisches Talent in ihm schlummerte.

Deshalb gaben sie ihrem Sohn die beiden Vornamen ihres Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach.

Als Johann Sebastian Schulz zwei Jahre alt war, ging seine Mutter mit ihm zur musikalischen Früherziehung, wo er ERSTAUNLICHSCHNELL lernte, auf einem Xylophon herumzukloppen, ohne den Klöppel kaputt zu hauen. Mit vier Jahren bekam er sein erstes Klavier, auf dem er SCHONNACHZWEIEINHALBWOCHEN fast fehlerfrei »Alle meine Entchen« spielen konnte. Als Fünfjähriger sang Johann sein erstes Solo bei einem Konzert des Kirchenchors. Und gleich nach der Einschulung wurde er zum umjubelten Star des Grundschulchors »Die kleinen Spatzen«.

Johanns Eltern waren wirklich wahnsinnig stolz auf ihr begabtes Kind. Und Johann fand es gut, dass nach seinen Auftritten immer alle wie verrückt klatschten.

Kurz nachdem Johann zum GOLDKEHLCHEN 2022 gekürt worden war, passierte in seinem Leben eine wichtige Veränderung. Er wechselte von der »Grundschule am Wichtelstieg« auf das »Stadtgymnasium Stahlstraße«.

Im Schulchor des Stadtgymnasiums Stahlstraße waren außer Johann komischerweise nur Mädchen, und ALLE Jungs spielten in der Pause Fußball. Als Fußballer war Johann eigentlich nur im Tor zu gebrauchen. Aber das hatte ihm seine Klavierlehrerin verboten, weil Torwarte sich so leicht die Finger brechen. Und ohne Finger ist ein angehender Pianist nun mal leider völlig aufgeschmissen.

Zwei Monate nach Beginn des Schuljahrs trat Johann zum ersten Mal bei einem Chor-Konzert in der Aula auf. Er sang nicht nur zusammen mit den Chormädchen, sondern auch ein sehr gefühlvolles Solo. Dabei trug er sein weißes Kirchenchorhemd und eine weinrote Krawatte, die ihm seine Oma geschenkt hatte, und er begleitete sich selbst auf dem Klavier. Als er fertig war, fielen seine neuen Mitschüler fast von den Stühlen. Leider nicht vor Begeisterung, sondern vor Lachen. Nach diesem Auftritt nannten sie Johann nur noch »Lady Gaga«. Und obwohl das eine echt tolle Sängerin ist, war es nicht als Kompliment gemeint.

Deshalb traf es sich gut, dass Johann und seine Eltern mitten im Schuljahr plötzlich umziehen mussten. Seine Mutter und sein Vater hatten beide großartige neue Jobs an der Staatsoper in Bielstedt bekommen. Also packten sie Johann und alle ihre anderen Sachen in einen Laster und zogen dort hin.

Bielstedt ist eine ziemlich große Stadt. Deshalb kamen gleich mehrere neue Schulen für Johann infrage. Seine Eltern informierten sich gründlich und schlugen ihm das Willibald-Gluck-Gymnasium vor.

»Musikunterricht auf höchstem Niveau, außerdem wöchentlich Theaterstunden«, schwärmte Johanns Vater begeistert. »Jedes Jahr gibt es eine große Kunstausstellung mit den kreativsten Werken der Schülerinnen und Schüler. Und das Beste: Der Chor hat sogar eine eigene Probenhalle!«

Aber auch Johann hatte sich gründlich informiert und eine Schule gefunden, die ÜBERHAUPTKEINEN Schulchor hatte. Und auch keine Musik-, Kunst- oder Theater-AG.

»Emmy-Noether-Gesamtschule? Schwerpunkt Naturwissenschaften? Robotik-Kurse? Hervorragend ausgestattete Physik- und Chemie-Labore?«, las Johanns Mutter ungläubig von der Schulhomepage vor. Ihre Stimme klang fast ein bisschen angeekelt. »Aber was willst du denn auf so einer Schule, Johann? Dein künstlerisches Talent würde da doch völlig verkümmern!« Johann nickte nur und antwortete: »Genau.«

Johann Sebastian Schulz hatte die Nase gestrichen voll von seinem »künstlerischen Talent«. Er hatte keine Lust mehr, jeden Tag Klavieretüden zu spielen. Er wollte in seinem ganzen Leben nie wieder ein weißes Hemd mit Krawatte tragen. Und vor allem wollte er nicht mehr der Typ mit der Engelsstimme sein! Nach seinem Auftritt am Stadtgymnasium Stahlstraße war ihm klar geworden, dass es für einen elfjährigen Jungen nichts Uncooleres gab, als vor anderen Leuten wunderschön zu singen. Damit, beschloss er, war jetzt Schluss!

Im Internet las Johann, dass man schneller in den Stimmbruch kommt, wenn man täglich Lakritze isst. Er gewöhnte sich deshalb an, grundsätzlich eine Tüte Lakritzschnecken bei sich zu haben. Obwohl er Lakritzschnecken gar nicht besonders mochte. (Die hätte er sich übrigens auch sparen können. Das mit der Lakritze und dem Stimmbruch ist nämlich totaler Quatsch. Ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht alles glauben sollte, was im Internet steht.) Ganz grundsätzlich sah Johann nicht mehr ein, wieso er sich dauernd nur mit Musik beschäftigen sollte. Es gab schließlich noch andere interessante Dinge auf der Welt.

Heute, genau einen Tag vor seiner Einschulung auf der Emmy-Noether-Gesamtschule, sieht Johann Sebastian Schulz so aus:

Die coolen neuen Klamotten hat er von seinem Taschengeld gekauft und seiner Oma strengstens verboten, ihn beim Shoppen zu begleiten. Zum Entsetzen seiner Eltern weigert er sich auch, weiter Klavierunterricht zu nehmen. Außerdem nennt er sich jetzt nicht mehr Johann, sondern Jo. Er hat sich auch ein neues Hobby zugelegt: Jo ist jetzt Meerestier-Experte. Er findet, dass das sehr gut zu seiner neuen Wissenschaftsschule passt. Neben seinem Bett türmt sich ein dicker Stapel Bücher, die Titel haben wie »Lebensraum Arktis«, »Wale: Giganten der Ozeane« oder »1000 Fakten über Fische«.

In diesem Moment liegt Jo Schulz in seinem alten Bett, das in einem neuen Zimmer in Bielstedt steht, und träumt mit offenen Augen. Er stellt sich vor, wie er mit seinen neuen Mitschülern über das Jagdverhalten von Schwertwalen und die Balzrituale der Klappmützenrobben diskutiert. Wie er in der Pause mit beiden Händen und allen zehn Fingern den Ball stoppt, der auf das Tor seiner Mannschaft zusegelt. Und wie er nach der Schule NICHT allein zur nächsten Klavierstunde trottet, sondern mit seinen neuen Freunden YouTube-Videos von Lady Gaga guckt.

Leider wird Jos’ erster Schultag an der Emmy-Noether-Gesamtschule sehr, sehr anders verlaufen. Es ist ganz gut, dass er nicht weiß, WIE anders. Sonst würde er morgen wohl lieber im Bett bleiben. Aber das wäre schade. Denn auch wenn der Start in sein neues Leben Jo jede Menge Nerven, Angstschweiß und Gehirnschmalz kosten wird: Es ist auch der Beginn eines verrückten Abenteuers.

1 ½. Zwischenkapitel:

Fünf extrem wichtige Fakten über die Emmy-Noether-Gesamtschule, von denen Jo noch keinen blassen Schimmer hat

Die größten Feinde aller Emmy-Noether-Schüler (genannt: die Emmys) sind die Schüler des Willibald-Gluck-Gymnasiums (genannt: die Willis).Die größten Feinde aller Emmy-Lehrer sind die Willi-Lehrer.Unglücklicherweise liegen die beiden Schulen fast direkt nebeneinander.Das führt dazu, dass Schüler und Lehrer der beiden Institute einen großen Teil ihrer Energie darauf verwenden, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen.Der Grund für diese erbitterte Feindschaft ist der sogenannte TURNHALLEN-VORFALL aus dem Jahr 2008.

1.¾ Noch ein Zwischenkapitel:

Der Turnhallen-Vorfall

Im Jahr 2008 waren die Emmy-Noether und das Willi-Gluck noch ganz normale Nachbarschulen. Deswegen war es damals auch eine ganz normale Idee, für beide Schulen ZUSAMMEN eine neue Turnhalle zu bauen. Emmy- und Willi-Klassen sollten sie abwechselnd benutzen. Das war praktisch und sparte jede Menge Geld.

Die Turnhalle wurde ein echtes Schmuckstück. Sie hatte einen superteuren Holzschwingboden und einen Indoor-Tennisplatz. Außerdem wurde noch ein Proberaum für die Willi-Blechbläser-AG eingebaut. Eigentlich also alles prima.

Doch ausgerechnet im Jahr 2008 entwickelte die Chemie-AG der Emmys sogenannte HYDROKUGELN. Hydrokugeln sind blau und bestehen aus einer geheimnisvollen Mixtur verschiedener Kunststoffe (die genaue Zusammensetzung hält die Chemie-AG bis heute geheim). Sie sind nicht viel größer als Sesamkörner – bis sie mit Wasser in Berührung kommen. Dann schwellen sie ganz langsam an und saugen sich voll, bis sie so groß werden wie Medizinbälle. Die Chemie-AG war extrem stolz auf diese Erfindung und hoffte, damit den ersten Platz bei »Jugend forscht« abzuräumen. Obwohl genau genommen keiner wusste, wozu die Kugeln eigentlich gut sein sollten. Es sah einfach cool aus, wie sie im Wasser immer dicker wurden.

Pech war bloß, dass eine Emmy-Schülerin namens Sara B. eines Tages eine Handvoll Hydrokugeln in ihrem Taschentuch aus dem AG-Raum schmuggelte, um sie zu Hause ihrer Schwester vorzuführen. Pech war auch, dass Sara B. später an diesem Tag noch Sport in der neuen Turnhalle hatte. Noch größeres Pech war, dass eine Willi-Schülerin namens Ella K. GENAUDIESELBEJACKE hatte wie Sara B. und dass die beiden Jacken dicht nebeneinander an GENAUDERSELBENGARDEROBE im Turnhallenflur hingen. Und als Ella K. mitten im Handball-Training dringend ein Taschentuch brauchte und in den Flur zu ihrer Jacke lief, erwischte sie aus Versehen Saras Jacke mit Saras Taschentuch – in dem ungefähr 20 winzige Hydrokugeln steckten.

Als Ella merkte, dass an ihrer Nase komische blaue Kügelchen klebten, tat sie das, was wohl jeder an ihrer Stelle gemacht hätte: Sie ging in den Waschraum und wusch sich gründlich das Gesicht. So landeten einige Hydrokugeln im Abflusskanal unter der Turnhalle. Nach und nach dehnten sie sich dort aus. So stark, dass bald nicht der kleinste Tropfen Wasser mehr durchpasste.

Ganz schlimm war dann noch, dass ausgerechnet an diesem Tag ein Emmy-Schüler namens Henry T. eine Dusche in der Jungs-Umkleide nicht richtig abstellte. Und weil das alles an einem Freitag passierte, lief die Dusche DASGANZEWOCHENENDE. Das Wasser konnte aber nicht abfließen, denn die Turnhallen-Kanalisation war ja mit Hydrokugeln verstopft. Es floss stattdessen durch die Jungs-Umkleide, über den Holzschwingboden in der großen Halle und durch den Blechbläser-Proberaum bis in den Flur. Und als der Hausmeister am Montagmorgen die Turnhallentür öffnete, wurde er von einer 500.000-Liter-Welle quer über den Schulhof gespült. Die Turnhalle war danach total ruiniert und musste abgerissen werden.

Als später ein Klempner den verstopften Kanal mit den Hydrokugeln entdeckte, wurden natürlich sofort die Emmys verdächtigt. Die behaupteten aber steif und fest, ihre Hydrokugeln seien nicht mal in die NÄHE der Turnhalle gekommen (nur ein Mädchen namens Sara B. hatte dabei ein leicht schlechtes Gewissen). Und dass es schließlich die Willis waren, die die Halle als Letzte benutzt hatten. Die Willis antworteten darauf, dass sie bis zu der Turnhallen-Katastrophe nicht mal GEAHNT hätten, dass es so einen Quatsch wie Hydrokugeln überhaupt gibt und dass sie keinen blassen Schimmer hätten, wie das Zeug in den Kanal gekommen war (nur ein Mädchen namens Ella K. dachte dabei beklommen an komische blaue Kügelchen).

Weil die Willis jetzt auch keinen Proberaum für ihre Blechbläser-AG mehr hatten, mussten sie bei jedem Wetter draußen üben. Und weil sie fanden, dass daran einzig und allein die Emmys schuld waren, probten sie grundsätzlich auf dem Rasen direkt vor der Emmy-Noether-Gesamtschule. Vorzugsweise, wenn eine Emmy-Klasse gerade eine Mathearbeit schreiben musste.

Die Emmys rächten sich, indem sie ins Willi-Gluck-Gymnasium eindrangen und die Mundstücke aller Tubas, Trompeten und Posaunen mit einem selbst gemixten und EXTREM schwer löslichen Spezialklebstoff versiegelten.

Daraufhin schlich sich eines Vormittags Lasse M., der begabteste Stimmenimitator der Willi-Gluck-Theater-AG, in einem unbeobachteten Moment in das Büro der Emmy-Direktorin Dr. Renate Schröder. Über die Lautsprecheranlage forderte er alle Emmy-Schüler auf, am nächsten Tag mindestens drei selbst gefangene Fliegen mitzubringen und sie vor dem Unterricht in der großen Eingangshalle freizulassen. Es handele sich um ein wissenschaftliches Freiflug-Experiment der Biologie-AG.

Lasse M. konnte die Stimme von Dr. Schröder wirklich perfekt nachmachen. Am folgenden Morgen surrte und schwirrte es in der Eingangshalle dermaßen, dass man die Flüche und Racheschwüre der Emmy-Direktorin nur ganz leise heraushören konnte. Die Fliegen blieben natürlich nicht in der Halle. Sie verteilten sich nach und nach über die ganze Schule. Noch heute finden die Emmys ab und zu vertrocknete Exemplare in alten Büchern und aufgerollten Landkarten.

Und so ging es immer weiter. Die Willis terrorisierten die Emmys, die Emmys schlugen zurück und dann waren wieder die Willis dran.

An dem Tag, an dem Jo Schulz zum ersten Mal die Emmy-Noether-Gesamtschule betritt, ist der Turnhallen-Vorfall genau 14 Jahre und 138 Tage her. Aber Emmys und Willis sind sich noch immer spinnefeind. Und obwohl Jo nicht das kleinste bisschen Lust hat, bei einem Schulstreit mitzumachen, steckt er schon nach wenigen Minuten bis über beide Ohren drin.

2.

Willkommen bei den Emmys!

Montag, 8.04 Uhr. Es ist ein ganz normaler Morgen an der Emmy-Noether-Gesamtschule. Wir befinden uns im Klassenraum der 5b. Gleich ist Mathe bei Herrn Exner, aber der kommt wie immer zu spät. Er bastelt im Lehrerzimmer zusammen mit der Geschichtslehrerin Frau Holler an einem römischen Katapult im Miniatur-Format. Sie planen, damit demnächst eine Tüte Stinkmorcheln durchs Fenster vom Willi-Gluck-Lehrerzimmer zu schießen. Dieses schöne gemeinsame Hobby von Herrn Exner und Frau Holler hat den Schülern der 5b schon jede Menge lästigen Unterricht erspart.

Auch an diesem Morgen bleibt der Klasse viel Zeit für eigene Projekte. Ganz vorne arbeitet eine Gruppe an einem Bioreaktor, der mit vergammelten Pausenbroten angetrieben wird. In einer Ecke versuchen vier Mädchen, aus der Flüssigseife vom Lehrerklo einen milden, aber lauten Sprengstoff herzustellen. Ganz hinten im Klassenzimmer beugt sich eine Gruppe über einen großen weißen Papierbogen voller sauber gezogener Linien und Rechtecke. Es sieht aus wie der Plan eines Gebäudes. Es IST der Plan eines Gebäudes.

»Also, Leute: Das ist der Plan«, raunt ein kleiner blonder Junge mit Brille. Sein Name ist Elton Müller. Er ist elf Jahre alt und mehrfacher Sieger im Bundesjugendwettbewerb »Schüler experimentieren«. Unter anderem hat er ganz allein im Schulkeller einen Teilchenbeschleuniger gebaut. Seine anderen Hobbys sind Spinnenzucht und den Willis die Hölle heiß machen.

Elton tippt auf das Papier. »Mein geheimer Informant hat mir berichtet, dass sie Heisenberg im Instrumentenraum gefangen halten. Das ist hier: erster Stock, linker Flur, vierte Tür rechts.« Er zeigt auf ein rot umrandetes Quadrat in der Mitte des Bogens. »Die gute Nachricht: Der Gefangene wird heute kaum bewacht. Die komplette Willi-Unterstufe hat Wandertag. Der Zeitpunkt für unseren Zugriff ist also ideal. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht.«

Er hebt den Kopf und blickte ernst in die Runde. »Der Instrumentenraum ist der AMBESTENGESICHERTERAUM im gesamten Willibald-Gluck-Gymnasium. Er hat ein elektronisches Schloss und eine eigene Alarmanlage. Ziemlich professionelles Zeug. Tessa, Suleika: Denkt ihr, ihr kriegt das hin?«

Tessa und Suleika werfen sich einen kurzen Blick zu und nicken. Sie sind ein eingespieltes Team, aber ansonsten ziemlich verschieden. Suleika Abadi ist zwar erst 12, gilt aber schon jetzt als eines der größten Techniktalente ihrer Generation. Mit sechs Jahren konstruierte sie ihren ersten Zimmeraufräumroboter, mit acht erfand sie die VOLLELEKTRONISCHEMATHEHAUSAUFGABENHILFE. (Leider stellte sich heraus, dass die vorher schon jemand erfunden und auf den langweiligen Namen »Taschenrechner« getauft hatte). Suleika hat eine große Klappe und kann gefühlt zehn Minuten am Stück reden, ohne Luft zu holen.

Tessa Novak dagegen spricht nur, wenn es unbedingt sein muss. Sie ist nämlich wahnsinnig schüchtern. Außerdem ist sie grundsätzlich schwarz angezogen und so gut wie immer online. Tessa ist der größte Computerfreak im Umkreis von mindestens tausend Kilometern. An der Emmy-Noether kursieren zwei Gerüchte über sie: erstens, dass sie schon mal die Schulbehörde gehackt hat. (Natürlich nur, um das Ministerium auf eine Sicherheitslücke aufmerksam zu machen). Und zweitens, dass der mongolische Geheimdienst sie als Programmiererin anwerben wollte. (Was Tessa aber abgelehnt haben soll, weil ihr das neben der Schule zu stressig gewesen wäre). Ob an diesen Geschichten wirklich etwas dran ist, werden wir vermutlich niemals erfahren. Jedenfalls nicht von Tessa, denn wie gesagt: Sie redet nicht gerade viel.

»Okay, nehmen wir mal an, wir kommen da tatsächlich rein und finden Heisenberg: Es gibt immer noch eine Sache an dem Plan, die ich nicht kapiere. Wieso müssen wir ihn unbedingt mit der Drohne rausfliegen? Das Ding surrt so laut wie eine stinksaure Riesenhornisse! Warum steckt Elton Heisi nicht einfach unter seine Jacke und wir hauen wieder ab?«

Dieser berechtigte Einwand kommt von Franjo Fischer. Genau wie Elton, Suleika und Tessa gehört er zur »Task-Force Heisenberg«, die an diesem Morgen eine topgeheime Spezialoperation an der Willi-Gluck vorbereitet. WARUM er bei dieser Sache mitmacht, ist eine ziemlich gute Frage. Er verfügt soweit bekannt über keine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Das Einzige, was Franjo jemals gehackt hat, sind Haselnüsse. Und Teilchenbeschleunigung ist für ihn, wenn jemand mit einer Rosinenschnecke wirft. (Dafür ist er der wahrscheinlich einzige Mensch der Welt, der SÄMTLICHE Lustige-Katzen-Videos auf YouTube gesehen hat.) Aber Franjo ist nun mal grundsätzlich überall dabei, wo was los ist. Besonders, wenn es gegen die Willis geht.

»Dass du das mit der Drohne nicht kapierst, wundert mich überhaupt nicht, du Molchgehirn«, regt sich Suleika auf. »Überleg doch mal: Die Chance, dass wir auf dem Rückweg doch noch von den Willis geschnappt werden, liegt bei rund 33 Prozent! Wenn sie uns dann auch noch Heisenberg abnehmen, war die ganze Operation komplett für die Tonne. Heisenberg VOR unserem Rückzug durchs Fenster rauszufliegen, ist also effektives Risiko-Management.«