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Hausmeister entführt!
An der Emmy-Noether-Gesamtschule regiert das Chaos: Der geniale Hausmeister Montgomery Power ist verschwunden! Klos verstopfen, Leuchtröhren flackern, Smartboards spielen verrückt, und im »Raum der gescheiterten Experimente« machen sich ein paar besonders wartungsintensive Erfindungen selbstständig. Schüler und Lehrer haben alle Hände voll zu tun, die Lage in den Griff zu kriegen. Direktorin Dr. Renate Schröder, besser bekannt als »der Doc«, setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um Power zurückzukriegen: Sie gründet eine Task Force, bestehend aus Elton, Suleika, Tessa, Franjo und Jo. Natürlich fällt der erste Verdacht auf die Erzfeinde aller Emmys – die Willis vom benachbarten Willibald-Gluck-Gymnasium. Haben Jördis, Juri DAS WIESEL Ossowski und die intrigante Direktorin Sibylle van Vogel ihre Finger im Spiel? Und was hat Monty Powers geheimnisvoller Roboter mit der Sache zu tun?
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Seitenzahl: 154
Nicole Röndigs
Illustrationen von Tine Schulz
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© 2024 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Geviert
Umschlagillustration: Tine Schulz
ck • Herstellung: aw
Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss
ISBN 978-3-641-30148-4V002
www.cbj-verlag.de
Prolog:Die Geheimnisse des Montgomery Power
1.Das streng geheime Doppelleben des Johann Sebastian Schulz
2.Wie der ganze Schlamassel anfängt
3.Ein Vulkan wird lästig
4.Keine Power ohne Monty
5.Ein fieser Verdacht
6.Das Ding im Schuppen
7.Die geheimnisvollen Schnipsel
8.Peppa Wutz schrottet ein Smartboard und Jo verzettelt sich
9.Der Hausmeister-Terminator
10.Picknick mit Sven Möller
11.Ein gefährlicher Plan
12.Spiel mir das Lied vom Toast
13.Kaffeekränzchen beim Doc
14.Franjo und der Robo des Grauens
15.Wofür sich Jo noch SEHRLANGESEHRSCHLIMM schämen wird
16.Sven Möller sitzt fest
17.Der Doc hält eine Rede – und Jo lieber den Mund
18.Warum DASWIESEL total im Stress ist
19.Sita Singh denkt nach
20.Jo und die Riesentorte
21.Die SHOCKWAVE-Katastrophe
22.Jo packt aus
23.Post von Mr X
24.Sven Möller beißt zu
25.Showdown am Schuppen
26.Die Rache des Robonators
27.Kakao mit Monty
28.Sorry, liebe Willis!
29.Das neue Leben des Johann Sebastian Schulz
Die Geheimnisse des Montgomery Power
An einem nieseligen Freitagnachmittag hatte Suleika Abadi eine Unterhaltung mit Montgomery Power. Sie dauerte nur 4 Minuten und 43 Sekunden, und Suleika hätte damals nie gedacht, wie heftig sie diesem kurzen Gespräch noch hinterhergrübeln würde.
Montgomery Power ist der Hausmeister der Emmy-Noether-Gesamtschule. Er ist (so viel sei hier schon verraten) kein schnurzgewöhnlicher Hausmeister, sondern EINERDERBESTENSEINERGENERATION. Obendrein ist er ein Technik-Genie. Damit passt er perfekt an die Emmy-Noether, denn dort sind Mathe und Naturwissenschaften die wichtigsten Fächer überhaupt.
An dem besagten Niesel-Freitag schlenderte Suleika nach der letzten Stunde ganz allein über den leeren Schulhof. Nur Montgomery Power war noch da. Suleika sah schon von Weitem, wie er mit einem Rechen zerknüllte Brottüten und platt getretene Getränkedosen zusammenkehrte. Dabei schob er sich immer wieder die Hand in den Rücken und ächzte. Sein rundes Gesicht unter den strubbeligen grauen Haaren glänzte vor Schweiß.
»Hallo, Monty!«, rief Suleika und lief zu ihm rüber. (Sie freut sich immer, wenn sie den Hausmeister trifft, denn sie haben ein gemeinsames Hobby: Sie interessieren sich beide total für Roboter! Sowohl Suleika als auch Monty verbringen fast ihre gesamte Freizeit damit, Roboter-Bücher zu lesen und Roboter-Bauanleitungen zu studieren. Manchmal basteln sie auch selber welche. Darüber tauschen sie gerne Tipps aus. Außerdem leiht Monty Suleika regelmäßig die neuesten Ausgaben der Fachzeitschrift »Mein Robo und ich«.)
Monty freut sich normalerweise auch immer über einen Schwatz mit Suleika. Aber an dem Tag lächelte er sie nicht ganz so strahlend an wie sonst. »Hallo, Suli! Schön, dich zu sehen«, sagte er und richtete sich schnaufend auf.
»Ist irgendwas mit dir? Du siehst so müde aus«, fragte sie besorgt.
Monty machte eine wegwerfende Handbewegung. Aber sogar die wirkte erschöpft. »Ach was! Na ja … ein bisschen vielleicht. Ich hatte diese Woche viel zu tun. Vor lauter Hausmeister-Arbeit komme ich gar nicht mehr zu meinen Hobbys.«
»Kenn ich«, sagte Suleika. »Ich schaff’s schon seit zwei Wochen nicht, meine neue Solardrohne fertig zu bauen, bloß wegen der BLÖDENHAUSAUFGABEN.« Plötzlich hellte ihr Gesicht sich auf. »Ich hab ’ne Idee: Wie wär’s, wenn du dir einen Hilfsroboter konstruierst? Einen, der dir lästige Arbeiten abnimmt – zum Beispiel den Schulhof kehren.« Sie gab Montys Rechen einen kleinen Tritt mit der Schuhspitze. »Vielleicht kann ich dir dabei ja helfen.«
Monty lächelte und beugte sich verschwörerisch zu ihr herunter. »Ich verrate dir jetzt mal was: An so was Ähnlichem arbeite ich gerade.«
Suleika riss die Augen auf. »WIRKLICH? Du baust einen Hausmeister-Roboter?!«
Monty guckte sich verstohlen nach allen Seiten um. »Könnte man so sagen! Es wird das Beste, was ich je erfunden habe. Das muss aber unter uns bleiben, okay?«
Suleika nickte ernst. Das leuchtete ihr sofort ein. Vor allem durften die Willis nichts davon erfahren. »Meine Lippen sind versiegelt«, schwor sie feierlich. »Ich hoffe, du hast das Ding gut versteckt?«
Monty lächelte. »Keine Sorge! Er ist an einem sicheren Ort hier in der Schule. Einem Ort, in den garantiert niemand seine neugierige Nase reinsteckt. Ich bewahre alle meine Geheimnisse dort auf.«
In den Tagen nach diesem Gespräch grübelte Suleika noch ab und zu darüber nach, WO dieser Ort wohl war und WAS für andere Geheimnisse der Hausmeister dort noch verbergen mochte. Aber bald hatte sie die Geschichte mit Monty, seinem Roboter und dem Geheimversteck so gut wie vergessen. Doch das war vor dem Verschwinden von Montgomery Power – und vor dem großen, fiesen Schulbattle um den CT 800.
Das streng geheime Doppelleben des Johann Sebastian Schulz
Das ist Jo Schulz bei seiner neuen Lieblingsbeschäftigung:
Die, die da neben ihm in das komische Instrument pustet, heißt Pia. Seit sie und Jo ihre Band »Die Stachelrochen« gegründet haben, ist sie die allererste Blues-Fagottistin Deutschlands. Außerdem ist sie Jos neue beste Freundin.
Jo und Pia machen nicht nur Musik zusammen, sie sind auch die einzigen Mitglieder in Deutschlands kleinstem Filmclub. Jeden Mittwochabend ziehen sie sich bei Jo zu Hause einen neuen Dokumentarfilm über Meerestiere rein. Die Dokus tragen Titel wie »Die fabelhafte Welt der Fetzenfische«, »Faszination Basstölpel« oder »Borstenwürmer – heimliche Herrscher der Tiefsee«. Weil das alles so schön schlau klingt, sehen Jos Eltern sogar AUSNAHMSWEISE darüber hinweg, dass er und Pia dazu große Mengen Chips futtern und diese mit deutlich mehr Limo runterspülen, als Kinderärzte empfehlen. Wie Pia immer sagt: »Gesunde Ernährung ist wichtig, aber man muss zwischendurch auch mal Pause machen.« Jo mag Pia wirklich unheimlich gern.
Und das ist Jo bei seiner ANDEREN neuen Lieblingsbeschäftigung:
Hier lernt er gerade mit seinen Lieblings-Mitschülern Suleika, Elton, Tessa und Franjo für die nächste Mathearbeit. Na ja: Es KOMMTSCHONVOR, dass sie an ihren gemeinsamen Lern-Nachmittagen auch ein bisschen Mathe machen. Sie gucken aber auch ziemlich oft Lustige-Katzen-Videos auf Franjos Handy. Oder Tessa zeigt ihnen, wie man den Mäh-Roboter vom Nachbarn so umprogrammiert, dass er Alienkreise in den Rasen schnippelt. Manchmal lassen sie auch zwei von Eltons selbst gezüchteten Vogelspinnen zu einem kleinen Wettrennen antreten. Jedenfalls findet Jo es immer echt witzig mit seinen neuen Klassenkameraden.
Seit ungefähr vier Monaten ist er jetzt an der Emmy-Noether-Gesamtschule – eine Schule mit Schwerpunkt Naturwissenschaften, auf die vor allem Physik-, Bio- und Mathe-Cracks gehen. Jo war mit seinen Eltern in eine neue Stadt gezogen und hatte sich die Emmy-Noether höchstpersönlich ausgesucht. Auf seinem alten Gymnasium hatte er nämlich einen grottenpeinlichen Ruf gehabt: Er galt dort als Musik-Hochbegabung. Als »Goldkehlchen« mit einer Stimme »so rein und klar wie die eines Engels«. Und darauf hatte Jo absolut keine Lust mehr gehabt! Er hatte es satt, immer nur schön zu singen und Bach-Sonaten auf seinem Klavier zu klimpern, bloß weil seine Eltern das toll fanden! Darum wollte er unbedingt auf eine Schule OHNE Chor und OHNE Musik-AGs. Da war er an der Emmy-Noether goldrichtig.
Inzwischen fühlt sich Jo ziemlich wohl an seiner neuen Schule – FAST schon wie ein echter Emmy. Nur, dass er nicht so super in Naturwissenschaften ist wie Suleika, Elton und die anderen (ehrlich gesagt: nicht mal HALB so super), das wurmt ihn ab und zu. Und dass sich die anderen Emmys wirklich KEINENPIEP für Musik interessieren – nicht mal für Blues-Rock! –, das findet er manchmal doch ein bisschen schade.
Aber dafür hat er ja Pia. Genau wie Jo findet sie Musik UND Wissenschaft toll – besonders wenn es um Wale, Robben oder Tiefseetiere geht. Und das, obwohl sie auf einer streng musischen Schule ist. (»Streng musisch« bedeutet: Auf dem Willibald-Gluck-Gymnasium kann man lernen, wie man Cembalo spielt, mit Ölfarben malt und seine Telefonnummer tanzt. Aber Biologie-AGs und Physik-Leistungskurse? Fehlanzeige!)
Es gibt da nur ein Problem – leider ein ziemlich fettes: Die Emmy-Noether-Gesamtschule und das Willibald-Gluck-Gymnasium sind seit vielen Jahren komplett, total, ja sogar KATASTROPHAL miteinander verkracht. Die Schüler (genannt die »Emmys« und die »Willis«) und sogar die Lehrer der beiden Bildungsstätten überziehen sich gegenseitig mit ebenso fiesen wie perfekt geplanten Streichen, Spionage- und Sabotage-Attacken. Die Willis sind die absoluten Erzfeinde aller Emmys, und umgekehrt genauso. Und deshalb darf KEINERJEMALS erfahren, dass Jo und Pia Freunde sind – jedenfalls niemand an der Emmy-Noether-Gesamtschule oder auf dem Willibald-Gluck-Gymnasium.
Im Moment ist Jo fest überzeugt, dass er die Sache mit Pia, den Emmys, den Willis und dem Schul-Battle perfekt im Griff hat. Tessa, Franjo, Suleika und Elton AHNEN nämlich nichts von seiner Bluesband mit Pia (und über den Meerestiere-Filmclub wissen sie genauso wenig Bescheid). Außerdem haben Pia und Jo eine Abmachung: Wenn sie sich treffen, reden sie NIEMALS über irgendwelchen Emmy-und-Willi-Kram. Kein Sterbenswort über Task Forces, Spähtrupps oder geplante Ärger-Attacken. Daran halten sich die beiden auch. Jedenfalls meistens. (Und wenn sie doch mal darüber reden, dann fast immer nur ganz kurz.)
Bisher hat Jo seine Geheimfreundschaft also tatsächlich recht gut unter Kontrolle. Warum auch nicht? Wenn man Glück hat, können solche Heimlichkeiten ewig gut gehen. In Filmen gibt es sogar Leute, die ÜBERJAHRE noch viel verrücktere Doppelleben führen. So wie Peter Parker, dessen Freunde einfach nicht mitkriegen, dass er nebenbei Spiderman ist und sich alle paar Minuten verdrückt, um Verbrecher und Monster zu verkloppen. Oder Batman, der nach außen wie ein stinknormaler Multi-Milliardär rüberkommt, aber heimlich eine Fledermaushöhle voller Batmobile und anderem Spezial-Schnickschnack unter seiner Villa hat.
Leider ist es im echten Leben aber viel schwieriger, Geheimnisse LANGE geheim zu halten. Je mehr Zeit vergeht, desto größer wird die Gefahr, dass man sich doch verplappert oder verrät. Besonders, wenn auch noch etwas Unerwartetes passiert, das den normalen Geheimnis-Alltag völlig durcheinanderbringt: Über der Emmy-Noether-Gesamtschule braut sich ein Sturm zusammen. Er wird Pia und Jo ebenso kräftig durchschütteln wie Elton, Tessa, Suleika, Franjo und das gesamte Willibald-Gluck-Gymnasium. Und wenn er vorbei ist, wird das Leben von Johann Sebastian Schulz GANZANDERS aussehen.
Wie der ganze Schlamassel anfängt
Montagmorgen, 9.54 Uhr. An der Emmy-Noether-Gesamtschule genießt die Klasse 5b gerade eine Freistunde. Jo verbringt sie wie immer in der Schulbibliothek: Er sucht in aller Ruhe im DVD-Regal nach »Raubmöwen II« für den nächsten Film-Abend mit Pia. Als Schule mit Schwerpunkt Naturwissenschaften hat die Emmy-Noether eine vorbildliche Sammlung von Natur-Dokus, und Jo gehört zu den eifrigsten Ausleihern.
Während er die ordentlich aufgereihten DVDs durchstöbert, bemerkt er plötzlich, dass etwas anders ist als sonst. Irritiert legt er den Kopf in den Nacken. Direkt über ihm an der Decke BLINKTEINEKAPUTTELEUCHTSTOFFRÖHRE! »Seltsam«, denkt Jo.
An jeder anderen Schule wäre das natürlich kein bisschen seltsam. Neon-Leuchtröhren halten nun mal nicht ewig. Es kommt dauernd vor, dass sie erst zwinkern, dann flackern und schließlich endgültig den Geist aufgeben. Nur: An der Emmy-Noether-Gesamtschule passiert das so gut wie nie. Jedenfalls bekommen die Schüler und Lehrer davon nichts mit. Zwinker-Lampen werden immer SOFORT repariert oder ausgetauscht. Denn die Emmy-Noether-Gesamtschule hat einen Hausmeister, der seinen Job verdammt ernst nimmt. Einen, um den alle anderen Schulen in Bielstedt die Emmys glühend beneiden: MONTGOMERYPOWER.
Warum Montgomery Power ein Weltklasse-Hausmeister ist
Montgomery Power (genannt Monty) ist nicht einfach nur der Hausmeister der Emmy-Noether-Gesamtschule. Er ist ihr guter Geist, ihr Schutzengel und eines ihrer größten Genies. Er wird von allen Schülern und Lehrern bewundert und verehrt. Und das aus guten Gründen: Kein zickendes Smartboard, das Monty Power nicht innerhalb von Sekunden wieder zum Laufen bringt. Kein Schulklo, kein Waschbecken, das länger als eine Viertelstunde verstopft bleibt. Außerdem ist er supernett und schimpft wirklich NIEMALS – nicht mal, wenn Elton mit seinem Teilchenbeschleuniger den dritten Stromausfall der Woche verursacht. Nicht weiter erstaunlich, dass er die beliebteste Person der gesamten Schule ist.
Als junger Mann war Montgomery Power Hausmeister bei der NASA in Florida. Daher kennt er die Emmy-Direktorin Doc Schröder, die dort damals noch als Raketenforscherin arbeitete. Als sie die Leitung der Emmy-Noether-Gesamtschule übernahm, hat sie Power sofort von der NASA abgeworben. Wie sie immer sagt: »Eine Weltklasse-Schule braucht auch Weltklasse-Personal.«
Monty hat seinen Wechsel nie bereut. Hausmeister an der Emmy-Noether zu sein, ist nämlich sogar noch abwechslungsreicher als sein alter NASA-Job. Eine normale Woche im Leben von Montgomery Power sieht ungefähr so aus:
–Montags managt er eine Schaumkatastrophe, die die Chemie-AG beim Experimentieren mit Backpulver, Zitronensäure und selbst gebrauter Cola ausgelöst hat.
–Dienstags verhindert er knapp die Explosion des selbst gebauten Mars-Rovers des »Leistungskurses Astrophysik«.
–Mittwochs bringt er einen Schwarm genetisch optimierter Fruchtfliegen zur Strecke, der aus dem Biologie-Labor entkommen ist.
–Donnerstags bekämpft er nach einem Starkregen-Experiment der »Hobbygruppe Klimaforschung« ein Hochwasser in der Eingangshalle.
Nur freitags hat er frei und bastelt in der Hausmeisterwerkstatt an seinen eigenen Erfindungen.
Monty Power regelt solche Probleme stets kompetent, humorvoll und mit lässiger Eleganz. Mit anderen Worten: Der Mann ist ein Goldstück! Nur ihm ist es zu verdanken, dass die Emmy-Noether-Gesamtschule trotz der ständigen Unfälle in ihren Chemie-, Bio- und Physiklaboren (und der andauernden Attacken der Willis) immer noch nicht in die Luft geflogen ist.
An der Decke der Schulbibliothek zwinkert also die Zwinkerlampe. Jo schüttelt irritiert den Kopf und zieht dann eine weitere DVD-Hülle aus dem Regal. Endlich: »Raubmöwen II«! Aber bevor er sich darüber freuen kann, schrillt plötzlich der Feueralarm los. Und damit fängt der Schlamassel an.
Ein Vulkan wird lästig
Feueralarm an Schulen ist ja fast immer Fehl- oder Probealarm. In diesem Fall ist den Schülern der Emmy-Noether-Gesamtschule aber schnell klar, dass die Sache ernst ist: Das Erdgeschoss ist schon voller Rauch, es riecht eklig nach faulen Eiern und aus den Lautsprechern dringt die dröhnende Stimme von Schuldirektorin Dr. Renate Schröder, genannt DERDOC: »Achtung, dies ist keine Übung! Alle Schüler und Lehrer verlassen SOFORT das Gebäude und sammeln sich auf dem Schulhof. Das ist ein BEFEHL!«
Hustend hetzt Jo durch den Flur zum Hauptausgang, durch den bereits Massen von Schülern ins Freie strömen. »Keine Panik! Lehrer und Referendare zuerst!«, ruft Harald Exner, der in der Unterstufe Mathe unterrichtet und sich gerade energisch an ein paar Fünftklässlern vorbeidrängelt. Als Jo endlich draußen ist, entdeckt er Suleika, Elton, Tessa und Franjo. Sie stehen ganz hinten auf dem Hof neben den Tischtennisplatten und starren fasziniert auf die Qualmwolken, die aus den Fenstern und Türen ihrer Schule dringen.
»Hey, Leute! Wisst ihr, was hier los ist?«, fragt Jo und tauscht mit Franjo, Tessa und Suleika einen Fistbump zur Begrüßung. Bei Elton verzichtet er darauf lieber, denn der experimentiert in den Freistunden gern mit dem Teilchenbeschleuniger im Schulkeller. Danach ist er meistens elektrisch geladen.
»Keine Ahnung. Zimtröllchen?«, fragt Franjo und streckt Jo und den anderen eine Bäckertüte entgegen.
Jo ist kein bisschen überrascht: »Keine Ahnung, aber Zimtröllchen« ist sozusagen Franjos zweiter Vorname. Tessa, Suleika und er greifen dankbar zu. Nur Elton ignoriert die Tüte. Er hat vor einem Monat angefangen, sich streng makrobiotisch zu ernähren, und isst in den Pausen nur noch kleine Bällchen aus Algen und braunem Reis.
»Wenn ihr mich fragt, ist es der Vulkan«, sagt Elton mit vor der Brust verschränkten Armen.
»Was denn für ein Vulkan?«, fragt Jo und beißt hungrig in sein Zimtröllchen. »Na, wie viele Vulkane gibt’s denn wohl in unserer Schule, Jo?«, fragt Elton tadelnd. »Der im ›Raum der gescheiterten Experimente‹ natürlich! Den die 8a im letzten Herbst für die Internationale Geologie-Ausstellung gebaut hat. Den kennt doch nun wirklich jeder Emmy.«
Jo hat immer noch keinen Schimmer, wovon Elton redet. Schließlich ist er noch ziemlich neu an der Schule und kennt sich nicht so gut aus wie die anderen. Manchmal nervt es ihn ein bisschen, dass Elton ihm das dauernd unter die Nase reibt. »Ach DER Vulkan. Klar, von dem habe ich natürlich gehört«, murmelt er verlegen und wischt sich die Krümel vom Mund.
»Den solltest du dir unbedingt mal angucken, Jo. Wenn du Monty nett fragst, gibt er dir bestimmt eine Extra-Vorführung«, empfiehlt Franjo. »Das Teil ist der Wahnsinn: mit echter Lava, Aschewolken und allem Drum und Dran. Ein bisschen nervig ist bloß, dass man alle paar Stunden die Magmakammer leer pumpen muss. Sonst produziert er endlos pyroklastische Ströme und …«
»Er produziert WAS?«, unterbricht ihn Jo verständnislos.
»Na, pyroklastische Ströme, du Deppi«, erklärt Suleika. »Das sind vulkanische Glut-Lawinen aus Gas und Feststoffen, die mehrere hundert Grad heiß werden können. So ein Ding hat damals in der Römerzeit Pompeji plattgemacht.«
Elton nickt versonnen. »Eigentlich supertoll! Die 8a wollte für den Geologie-Wettbewerb eben ein besonders realistisches Vulkan-Modell bauen. Sie haben auch gewonnen, aber nun haben wir den Salat: Wenn man nicht drauf aufpasst, bricht das Teil ständig aus. Kein Wunder, dass es im ›Raum der gescheiterten Experimente‹ gelandet ist.«
Tessa tippt schon die ganze Zeit auf ihrem Handy herum. Jetzt hält sie es Jo unter die Nase. Es zeigt ein wackeliges YouTube-Video von einem Vulkan, aus dem sich eine gigantische Qualmwolke ins Tal wälzt. »Pyroklastischer Strom?«, fragt er. Tessa nickt. Jo schaut sich den Film genau an, damit er in Zukunft besser mitreden kann. Als Emmy muss man über dergleichen offenbar Bescheid wissen. »Danke, echt interessant«, murmelt er. Aber weil Tessa superschüchtern ist und so gut wie nie etwas sagt, bekommt er als Antwort nur ein Lächeln.
»Aber ich dachte, Monty hätte den Vulkan perfekt unter Kontrolle?«, sagt Franjo und schaut fragend in die Runde. »Er hat mir neulich erzählt, dass er extra ein Computerprogramm geschrieben hat, das ihn rechtzeitig vor einem neuen Ausbruch warnt. Damit er vorher schnell das Magma ablassen kann.«
Suleika reibt sich nachdenklich die Nase. »Stimmt. Eigentlich geht Monty sogar morgens immer als Erstes in den ›Raum der gescheiterten Experimente‹ und checkt den Vulkan. So etwas Wichtiges kann er doch nicht einfach vergessen haben, oder?«
»Und wisst ihr was: In der Schulbibliothek FLACKERTEINELEUCHTSTOFFRÖHRE«, fällt es Jo wieder ein.