FRRK! - Mission Supermatsch - Nicole Röndigs - E-Book

FRRK! - Mission Supermatsch E-Book

Nicole Röndigs

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Beschreibung

Weltraumpirat im Anflug!

Frrk ist wieder da! Das schleimige Tentakelmonster vom Matschplaneten Tmllp steuert erneut die Erde an, um seine Freunde Tom und Elli wiederzutreffen. Im Gepäck hat er ein Geschenk der Tmllper an die Menschheit: extrem seltenen, hochenergetischen Supermatsch! Ein Tröpfchen reicht, um die Energieprobleme der Menschen auf ewig zu lösen, und das total umweltfreundlich. Leider hat auch der ultrafiese Weltraumpirat Zmrrx davon Wind gekriegt und wittert seine Chance, den sonst streng bewachten Supermatsch an sich zu bringen. Den braucht er dringend für seine zerstörerischen Pläne … Wird es Tom, Elli und Frrk gelingen, die Erde und die gesamte Galaxie vor einer Katastrophe zu bewahren?

Spannende Abenteuer mit Frrk, dem coolsten Alien der Galaxis:

Alle drei Bände der Frrk-Reihe:

Frrk! Mein Alien und ich

Frrk! Mission Supermatsch

Frrk! Echsen-Alarm

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Seitenzahl: 172

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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Umschlagkonzeption und -illustration: Zapf

Umschlagfertigstellung: Geviert

CK · Herstellung: BO

Satz und Reproduktion: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-25731-6V001

www.cbj-verlag.de

1. Frühstück mit Frrk

Der Tag, an dem Frrk zurückkehrte, begann mit einem Knall. Das heißt, zuerst dröhnte es bloß, allerdings ziemlich laut. Ich biss gerade von meinem Frühstücksbrötchen ab, als es hoch über mir zu wummern anfing. Ich guckte zur Küchendecke, aber da war nichts.

„Manno, das nervt!“, beschwerte sich meine kleine Schwester Lilly. Sie kann es überhaupt nicht leiden, wenn irgendetwas ihr Prinzessin-Pipifee-Hörspiel übertönt, das jeden Morgen in der Küche laufen muss, während sie ihre Cornflakes futtert. Es sei denn, sie ist es selber, wenn sie mal wieder laut und falsch die Titelmelodie mitsingt.

Das Gedröhne stotterte zwischendurch ein bisschen, wie ein kaputter Rasenmäher. Das, was es erzeugte, schien sehr schnell näher zu kommen. Mama stellte stirnrunzelnd ihre Kaffeetasse auf den Tisch. „Das klingt ja, als würde ein Flugzeug abstürzen“, sagte sie besorgt. Das Geräusch wurde lauter und lauter. Plötzlich ließ meine Freundin Elli, die seit neun Wochen als Dauergast bei uns wohnte, den Löffel in ihre Müslischüssel fallen. „Weißt du was, Tom? Das ist kein Flugzeug!“, rief sie aufgeregt. „Das ist ein Raumschiff!“

Und genau da knallte es. Außerdem gab es einen Stoß, dass der Fußboden zitterte und die Teller auf dem Frühstückstisch hochhüpften. Mama, Elli, Lilly und ich guckten uns entgeistert an. Dann sprangen wir auf und rannten raus auf den Hof. Das Erste, was ich draußen entdeckte, war ein Riesenloch im Dach unserer Heuscheune, aus dem dicker, weißer Qualm quoll. Ich stürmte hinter Elli her durchs Scheunentor, und dann sah ich es: Zwischen den in alle Richtungen auseinandergeflogenen Heuballen stand ein eiförmiges, bunt schillerndes UFO.

Elli drehte sich strahlend zu mir um. „Siehst du?“, rief sie.

„Verdammte Axt, du hattest recht“, stellte ich fest. „Es ist Frrk!“

Andere Elfjährige reagieren wahrscheinlich weniger cool, wenn ihnen ein außerirdisches Raumschiff aufs Dach fällt. Aber Elli und ich sind das sozusagen schon gewohnt: Im Gegensatz zu beinahe allen anderen Menschen auf der Welt haben wir reichlich Erfahrung mit Aliens.

Jetzt stolperte auch Mama mit Lilly an der Hand in die Scheune. Die andere Hand riss sie vor den Mund, als sie das Raumschiff sah. Sie wusste zwar längst, dass Elli und ich einen Freund aus dem Weltraum hatten und war deswegen alles in allem entspannt geblieben. Aber dass ein außerirdisches Flugobjekt in ihre Scheune krachte, während sie in der Küche ihren Frühstückskaffee trank, brachte sie doch etwas aus der Fassung. „Du lieber Himmel!“, keuchte sie ergriffen. „Ist das wirklich das, wonach es aussieht, Tom? Ein Flugobjekt von einem fremden Planeten?“

Das bunte Ei sirrte und wackelte heftig. In der Mitte öffnete sich ein winziger Spalt, aus dem sich kurz darauf drei Tentakel schoben. „Tom? Elli?“, drang eine vertraute Stimme aus dem Inneren.

„Wir sind hier, Frrk!“, rief ich.

Von drinnen kamen Pfeiflaute und unverständliches Geblubber, während die Tentakel hektisch in dem Spalt herumfingerten. Nach einer Weile hörten wir wieder Frrks Stimme. „Infolge der harten Landung wurde bedauerlicherweise der Mechanismus der Schiebetür blockiert. Würdet ihr bitte mal drücken?“

Mir ging durch den Kopf, dass ich Frrks Raumschiff eigentlich noch nie in vollständig heilem, funktionsfähigem Zustand erlebt hatte. Alien-Technik machte offenbar genauso viele Scherereien wie die ollen Trecker von meiner Mutter.

Mit vereinten Kräften stemmten Elli und ich uns gegen die verklemmten Türhälften und schafften es, sie wenigstens ein paar Zentimeter weit aufzuschieben. „Danke, das reicht schon“, sagte Frrk, quetschte seinen hochelastischen Körper durch die Lücke und stand endlich vor uns in seiner ganzen giftgrünen Schleimigkeit. Sechs schielende Glupschaugen strahlten uns an, acht triefende Tentakel reckten sich uns sehnsüchtig entgegen.

„Igitt, was ist DAS denn?“, quiekte Lilly, die neben Mama im Stroh stand und angewidert die Nase rümpfte. Aber Lilly findet im Grunde alles eklig, was nicht rosa ist, und Frrk hörte es sowieso nicht, weil er damit beschäftigt war, mich und Elli mit sämtlichen Fangarmen ganz tief in seinen Glibber zu pressen. „Meine Freunde!“, blubberte er gerührt. „Das Wiedersehen mit euch löst positive biochemische Reaktionen in mir aus, die man in eurer Sprache unter dem Begriff ‚Freude‘ zusammenfasst.“

„Ja, echt schön, dass du wieder da bist, Frrk“, ächzte ich, als er endlich lockerließ und wir luftschnappend wieder auftauchten. „Ich freu mich auch total, dich wiederzusehen, Frrk! Aber sag mal, wo ist denn Papa?“, fragte Elli. Sie wartete natürlich darauf, endlich ihren Vater wiederzukriegen – unseren Mathelehrer Dr. Roland Kaper, der vor rund zwei Monaten mit Frrk nach Tmllp geflogen war. Auch wenn ich mich natürlich für sie freute, dass er wieder da war – als Schüler hätte ich gut noch eine Weile auf ihn verzichten können. Der Frosch war an unserer Schule schwer gefürchtet, weil er die Mathematik zwar über alles liebte, sie aber leider überhaupt nicht erklären konnte. Jedenfalls nicht uns doofen Schülern. Wahrscheinlich konnte er sich einfach nicht vorstellen, wie es sich anfühlte, NICHT völlig verknallt in Terme und Primzahlen zu sein. Sogar in seiner Freizeit hockte er ständig an seinem Schreibtisch und löste hochkomplizierte Matherätsel. Das war sein einziges Hobby.

Kein Wunder, dass Elli auch ein bisschen komisch war. In der Wohnung, in der die zwei zusammenlebten, gab es zwar eine Million Bücher, aber keinen Fernseher. Besuch kriegten sie so gut wie nie, dafür war der Frosch viel zu sehr mit seinen Rätseln beschäftigt. Statt zu kochen, tauten sie sich Pizzas oder Fertiglasagne auf. Und seit der Frosch einmal eine ganze Ladung T-Shirts im Kochwaschgang geschrumpft hatte, wusch Elli ihre Klamotten lieber selber – er selbst trug sowieso immer bloß denselben grünen Pulli, dem er seinen Spitznamen verdankte. So ein richtig guter Kümmer-Papa war er also nicht. Komischerweise hatte Elli ihn trotzdem vermisst, auch wenn sie nie darüber redete, außer im Schlaf. Zweimal hatte ich ganz deutlich gehört, wie sie da unten auf ihrer Gästematratze „Papa“ gemurmelt hatte. Schon klar: Wenn man ansonsten ganz alleine war, dann fehlte einem sogar so ein Froschvater.

„Das Übersetzungsprogramm meines Bordcomputers, mit dessen Hilfe ich eure Sprache spreche und verstehe, hat Schwierigkeiten mit dem Begriff ‚Papa‘. Ich bitte um eine kurze Erläuterung“, blubberte Frrk.

„Mein Erzeuger“, erklärte Elli geduldig. „Der, von dem ich die eine Hälfte meines Erbguts habe.“ Sie kannte sich super mit Bio aus und musste das ständig raushängen lassen.

„Der in dem ausgeleierten grünen Pulli, der dauernd über Mathe quatscht“, schob ich hinterher.

Frrks Miene hellte sich auf. „Jetzt verstehe ich. Ihr meint den Frosch! Es geht ihm hervorragend. Allerdings ist er in einen tiefen Schlaf gefallen, als unser Raumschiff in die Erdatmosphäre eingetreten ist. Die starken Vibrationen hatten offenbar eine beruhigende Wirkung auf ihn.“

„Klingt eher, als wäre er in Ohnmacht gefallen“, sagte Elli besorgt. „Los, wir müssen ihn da rausholen!“

Mama und Lilly halfen uns, die Schiebetür des Raumschiffs so weit aufzustemmen, dass wir hineinkonnten. In dem kleinen Cockpit mit einer pulsierenden Lichtsäule, einer Schaltkonsole und zwei Pilotensesseln blinkten Dutzende rote und grüne Lämpchen. In einem der Sitze hing – mit schiefer Brille und völlig weggetreten – der Frosch. Kein Wunder, dachte ich. Für jemanden, der sein Leben normalerweise mit Matheformeln verbrachte, war so ein Trip ins Weltall wahrscheinlich noch stressiger als für andere Menschen. Mit vereinten Kräften hievten wir den Frosch aus dem UFO und legten ihn vorsichtig ins Heu. Obwohl er einen Matschplaneten besucht hatte, sah er immer noch genauso aus wie am Tag seines Abflugs: Er trug seine ausgebeulte braune Cordhose und den berühmten grünen Pulli. Nur auf seinen hellgrauen Gesundheitsschuhen entdeckte ich ein paar Schlammspritzer. Elli beugte sich besorgt über ihn und Mama rüttelte sanft an seinem Arm. „Herr Dr. Kaper! Wachen Sie auf!“

Der Frosch stöhnte leise. Dann öffnete er ganz langsam erst das linke, dann das rechte Auge, rückte seine Brille gerade und richtete sich ein Stückchen auf. „Frrk? Du hast den Eintrittswinkel in die Erdatmosphäre falsch berechnet … Du musst ein Viertelgrad abziehen, sonst …“ Er hustete heiser und sank erschöpft zurück ins Heu. „Alles in Ordnung, Papa. Er hat zwar eine Bruchlandung hingelegt, aber du bist jetzt wieder auf der Erde“, beruhigte ihn Elli und tätschelte seine Schulter. „Also, genau genommen sind Sie in meiner Scheune“, ergänzte Mama und streckte ihm zur Begrüßung die Hand hin. „Guten Morgen, Herr Kaper! Wir kennen uns ja noch vom letzten Elternabend. Machen Sie sich keine Gedanken wegen dem Loch im Dach, das zahlt bestimmt Ihre Versicherung. Möchten Sie einen Kaffee?“

Als wir mit Frrk und dem Frosch im Schlepptau wieder zum Haus gingen, hörten wir schon vom Weitem das Telefon klingeln. „Ich geh ran“, rief Elli und rannte vor.

Sie hatte sich angewöhnt, alle unsere Telefonanrufe entgegenzunehmen, weil meine Mutter meistens im Kuhstall war und ich es komischerweise immer erst eine Sekunde NACH dem letzten Klingeln schaffte. Als ich die Haustür öffnete, hörte ich sie beruhigend in den Hörer schreien. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit dem alten Wittler telefonierte. Dem Wittler gehört der nächste Hof in der Umgebung. Er ist uralt und fast taub. „Nein, Herr Wittler, es ist wirklich nicht nötig, dass Sie vorbeikommen!!“, brüllte Elli „Es war nur eine klitzekleine Explosion, sehr laut, aber völlig harmlos … Der Trecker war halt schon uralt, da kann es mal vorkommen, dass der Motor abraucht … Nein, wir sind wirklich alle unverletzt. Ja, auch die Kühe. Aber es ist echt lieb von Ihnen, dass Sie sich solche Sorgen um uns machen!!“

Dann legte sie auf und kam in die Küche, wo Mama und ich damit beschäftigt waren, den Frosch mit Kaffee und Marmeladenbrötchen aufzupäppeln. Er griff dankbar zu und versicherte uns, dieses Frühstück sei das Beste, was er seit Wochen gegessen habe. Kein Wunder, auf Tmllp hatten sie ihm vermutlich immer bloß „lebende Proteine in mundgerechten Portionen“ serviert. Das ist das Lieblingsessen der Tmllper, und es schmeckt vermutlich noch viel schlimmer, als es klingt. Ich weiß zwar nicht, wie die Snacks aussehen, die sie sich auf Tmllp reinziehen, aber als Frrk das letzte Mal auf der Erde zu Gast war, hatte er mit Vorliebe Insekten und Würmer verspeist. Schon deswegen war der Frosch also bestimmt froh, wieder zu Hause zu sein.

„Puh, das war knapp!“, ächzte Elli und schnappte sich ein Brötchen. „Ich konnte den Wittler gerade noch davon abhalten, herzukommen und den ‚explodierten Trecker‘ abzuschleppen.“

„Ähm, sag mal Frrk, ich dachte, ihr wolltet eure Ankunft geheim halten?“, wandte ich mich an meinen außerirdischen Freund, der mit einem Fangarm lässig eine Fliege aus der Luft fing und sie genüsslich in der mundähnlichen Öffnung unter seinen sechs Augen verschwinden ließ. „Keine Sorge“, blubberte er. „Ich habe ein Tarnprogramm eingeschaltet, das es unmöglich macht, mein Raumschiff zu orten und seine Flugbahn zu verfolgen. Auf den Radargeräten der irdischen Wissenschaftler war von unserer Ankunft auf der Erde nichts zu sehen.“

„Nur leider war sie in ganz Kuhstedt zu HÖREN“, sagte Elli. „Wenn sogar der Wittler es mitgekriegt hat, dann garantiert auch alle anderen im Dorf!“ Wieder klingelte das Telefon, und Elli flitzte los. Aus den Gesprächsfetzen folgerte ich, dass sie diesmal die Kuhstedter Feuerwehr abwimmelte.

Tatsächlich hatten Elli und ich bis zu diesem Morgen wild gerätselt, wo Frrk und der Frosch wohl runterkommen würden. „Ankunft geschätzt übermorgen irdischer Zeitrechnung … Landung unbedingt geheim halten … MFG Frrk und Frosch“ – so hatte die Nachricht gelautet, die wir vor zwei Tagen erhalten hatten. Genauer gesagt war die Botschaft aus dem All von Weltraumforschern empfangen worden und die Astrobiologin Katharina Schlüter hatte sie netterweise an uns weitergegeben. Bei Frrks letztem Besuch auf der Erde hatte die Wissenschaftlerin noch alles darangesetzt, ihn zu fangen. Inzwischen hatten Elli und ich ihr aber alles Mögliche über unseren Alienfreund erzählt, sodass ihre Neugier schon ein bisschen gestillt war. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob wir ihr wirklich restlos trauen konnten und ob sie nicht doch wieder versuchen würde, Frrk zu fangen und für ihre Forschung in kleine Teile zu zerschnippeln. War das vielleicht der Grund, warum Frrk seine zweite Landung auf der Erde lieber geheim halten wollte? Eins war jedenfalls klar: Elli, Frrk und ich mussten uns dringend mal unter zehn Augen unterhalten.

Lilly, die bisher still ihren Kakao getrunken und Frrk angestarrt hatte, sagte plötzlich: „Kannst du bitte machen, dass du wieder Friederike bist? Weil, die hat zwar auch komisch ausgesehen, aber die hat nicht so getropft.“ Sie zeigte auf die grüne Schleimpfütze, die sich unter Frrks Stuhl sammelte. Bei seinem letzten Besuch auf der Erde hatte sich Frrk nämlich – zu meinem Entsetzen – als Mädchen getarnt. Damals hatten er und Lilly sich bestens verstanden. Aber in seinem echten Körper war er meiner Schwester offenbar weniger sympathisch. „Sei nicht so unhöflich, Lilly“, tadelte Mama und schob dem Frosch zum dritten Mal den Brötchenkorb rüber.

„Ja, ich könnte mich wieder in Friederike verwandeln“, antwortete Frrk seelenruhig. „Aber das wäre nicht klug, denn unser Verfolger hat sicher in eurem Internet gesehen, dass ich bei meinem letzten Besuch auf der Erde den Friederike-Körper benutzt habe. Deshalb werde ich diesmal eine neue Tarnung wählen.“

Ich horchte auf. „Was für ein Verfolger? Wieso Tarnung?“, fragte ich. Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, was noch in der Botschaft gestanden hatte, die Katharina Schlüter uns gezeigt hatte: „Achtung, werden verfolgt von intergalaktisch gesuchtem Verbrecher“. „Komm mit in mein Zimmer, Frrk“, sagte ich. „Wir müssen reden.“

2. Das braune Wunder

Während der Frosch sich nach dem anstrengenden Flug erst mal auf unserem Wohnzimmersofa ausruhte, zogen Elli und ich uns mit Frrk in mein Zimmer zurück. Wir wollten unbedingt von ihm wissen, wer dieser intergalaktische Verbrecher aus ihrer Nachricht war.

„Zmrrx“, machte Frrk, als ich ihn danach fragte. Ein bisschen klang es, als würde er Rotz hochziehen, aber das konnte nicht sein. Schließlich hatte er keine Nase.

„Äh, wie bitte?“, fragte ich. „Zmrrx“, wiederholte er und ließ sich auf Ellis Gästematratze nieder. Bei seinem Erden-Besuch vor zwei Monaten hatte er selbst darauf übernachtet – allerdings im weniger schleimigen Körper von Friederike.

„Zmrrx ist der Name des Tmllpers, der uns verfolgt“, erklärte Frrk. „Seinetwegen habe ich im Raumschiff das Tarnprogramm aktiviert. Er darf uns keinesfalls auf die Spur kommen, sonst droht eine interplanetarische Katastrophe. Aber bevor ich von Zmrrx erzähle, möchte ich euch das Geschenk zeigen, das der Frosch und ich von Tmllp mitgebracht haben“, sagte Frrk.

Eigentlich hätte ich lieber mehr über die drohende interplanetarische Katastrophe gehört als Päckchen auszuwickeln. Aber Frrk machte eine Bewegung, als würde er in eine Hosentasche greifen und zog ein zauberwürfelgroßes Kästchen aus den Tiefen seines Glibbers. Es schien aus Metall zu sein und schillerte in denselben Regenbogenfarben wie Frrks Raumschiff. Auffordernd hielt Frrk das Kästchen Elli hin. „Dies ist ein Geschenk der Tmllper an die gesamte Menschheit“, sprach er feierlich. „Möchtest du diejenige sein, die es öffnet?“

„Ein Geschenk an die Menschheit? Wow! Na klar will ich das aufmachen“, antwortete Elli. Sie nahm das schillernde Kästchen, hob vorsichtig den Deckel und guckte hinein. „Oh“, sagte sie dann. Es klang nicht gerade überwältigt. Neugierig guckte ich ihr über die Schulter. Das Kästchen war von innen genauso bunt wie von außen. In seiner Mitte befand sich eine durchsichtige Kugel, etwa so groß wie eine dicke Murmel. In dieser Kugel war etwas Braunes drin. Es glänzte feucht und erinnerte mich an die Fladen, die unsere Kühe auf die Weide platschen ließen.

„Oh“, sagte ich jetzt auch. Ratlos guckte ich in Frrks begeistert schielende Augen. „Es ist … hübsch“, schob ich zögernd hinterher. „Lass mich raten“, sagte Elli langsam. „Das ist Matsch, oder? Matsch von Tmllp.“ Frrk nickte stolz. „Ja, ganz besonderer Matsch von meinem Heimatplaneten. Eine erstaunlichere Substanz gibt es im ganzen Weltall nicht.“ Bei jedem anderen hätte ich geglaubt, dass er uns auf den Arm nehmen will, aber Frrk war zu so etwas gar nicht fähig. Wie alle Tmllper konnte er sich kein bisschen verstellen und meinte grundsätzlich alles genau so, wie er es sagte. Wahrscheinlich fand er diesen komischen braunen Klecks ungefähr so herrlich wie wir Gold oder Diamanten. „Toll, danke“, murmelte ich höflich. Frrk machte eine großzügige Geste mit seinen Tentakeln. „Keine Ursache – obwohl es wirklich ein ausgesprochen kostbares Geschenk ist. Dieser Matsch ist die Lösung für eines eurer größten Probleme. Bei meinem letzten Besuch auf der Erde habe ich festgestellt, dass ihr Menschen eure Energie aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl gewinnt. Ich möchte euch nicht kränken, aber ich muss leider sagen: Das ist unintelligent. Wenn ihr so weitermacht, wird euch bald ganz schön heiß werden und …“

„Klar, wissen wir alles, nennt sich Treibhauseffekt“, unterbrach ich ihn ungeduldig. „Aber wie soll uns dein Matsch da weiterhelfen?“

Frrk rappelte sich von der Matratze hoch und schleimte im Zimmer auf und ab. „Das ist nicht irgendein Matsch, Tom“, erklärte er. „Diese Substanz stammt von den Hängen des Snrpf. Das ist ein aktiver Vulkan am Südpol des Planeten Tmllp. Recht hübsche Gegend, der Frosch und ich haben da neulich eine Wanderung gemacht. Der Bereich mit dem speziellen Matschvorkommen ist natürlich abgesperrt und streng gesichert …“

„Du kommst vom Thema ab“, unterbrach ihn Elli. „Was ist denn jetzt das Tolle an dem Matsch?“

„Ganz einfach: Zu Sand zermahlen, entwickeln die vulkanischen Mineralien des Snrpf in halbwässrigem Milieu ein infinites energetisches Potenzial.“

„Hä?“, fragte ich und guckte hilfesuchend zu Elli rüber. Das war doch mal eine Situation, in der es nützlich war, eine superschlaue Lehrertochter als Freundin zu haben.

„Ich glaube, Frrk will uns sagen, dass sich aus diesem Snrpf-Matsch unbegrenzte Mengen Energie erzeugen lassen“, erklärte Elli. Frrk nickte. „So ist es. Nur dank dieses Matsches konnten wir Tmllper eine so hoch entwickelte Zivilisation hervorbringen. Ich habe dem Hohen Rat von Tmllp von meinen Erlebnissen auf der Erde erzählt, und auch von meinen Freunden hier. Zu eurem ungeheuren Glück konnte ich sie überzeugen, der Menschheit diesen Matschtropfen hier zu stiften.“ Er deutete auf das Kästchen. „Ich glaube, bei euch auf der Erde nennt man das Entwicklungshilfe.“

Ungläubig starrte ich auf den kackbraunen Klecks in dem Kästchen. Ich muss zugeben, jetzt war ich doch ein bisschen beeindruckt. Das Zeug war offenbar sehr viel wertvoller, als es aussah. „Das ist ja super, Frrk“, sagte ich. „Dann können wir unsere ganzen Atom- und Kohlekraftwerke ja komplett verschrotten. Echt nett von euch Tmllpern, danke!“

Elli war einen Augenblick lang ungewohnt still. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich ihre Augenbrauen aufeinander zuschoben. Das war meistens kein gutes Zeichen. „Okay, das klingt natürlich prima“, sagte sie. „Aber wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es da ein kleines Problem, oder? Wie war noch der Name?“

„Zmrrx“, sagte Frrk. Seine Stimmung verdüsterte sich schlagartig. Er schleimte zum Fenster und schielte hoch in den Himmel. Wer immer dieser Zmrxx war: Er schien Frrk ganz schön nervös zu machen.

„Raus mit der Sprache“, sagte Elli streng. „Wer ist der Typ und wieso ist er hinter euch her?“

Frrk seufzte tief und verschränkte seine vielen Arme ineinander. „Zmrrx war einmal mein bester Freund“, begann er. „Ihr wisst ja: Anders als Menschen und andere irdische Säugetiere haben wir Tmllper keine Familien. Wir bilden uns irgendwo im warmen, möglichst flachen Matsch. Zmrrx und ich entwickelten uns fast genau gleichzeitig in derselben Pfütze.“ Frrks Schielaugen bekamen jetzt einen träumerischen Glanz. „Wir haben unser gesamtes Larvenstadium zusammen verbracht. Wir sahen uns sogar ähnlich – nur dass Zmrrx nicht grün war, sondern leuchtend orange. Gemeinsam tauchten wir auf den Grund der tiefsten Sumpfseen. Wir jagten Schlickwürmer, lieferten uns Schlammschlachten mit vielarmigen Fango-Egeln. Und wenn wir abends nicht einschlafen konnten, berechneten wir zusammen die Zahl Pi – einmal bis zur sechshunderttausendsten Stelle nach dem Komma!“ Frrk blubberte versonnen. Offenbar war Zmrrx für ihn fast eine Art Bruder gewesen, dachte ich.

„Als wir erwachsen wurden, stellte sich heraus, dass Zmrrx und ich verschiedenartige Begabungen hatten“, erzählt er weiter. „Ich wurde Raumschiffkonstrukteur und Rennpilot. Zmrrx hatte geschickte Tentakeln, deswegen lernte er Raumschiffreparateur. Wir blieben aber Freunde, und eines Tages – es war kurz vor dem großen Rennen von Alpha Centauri – bat ich ihn um einen Gefallen. Mein Schiff war damals viel zu langsam, um bei dem Rennen vorn zu liegen, und ich plante deshalb, den Gammakompensator ein wenig umzubauen.“