Bergkristall - Folge 291 - Christian Seiler - E-Book

Bergkristall - Folge 291 E-Book

Christian Seiler

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Beschreibung

Viktor Schreiber hat kaum sein Quartier in Grünbach bezogen, da werden ihm schon die ersten Gerüchte über seine junge Wirtin zugesteckt. Die bildhübsche Rosi soll angeblich jeden Gast verführen, und ihr Bruder ist der gefährliche Wilderer. Na, das sind ja schöne Aussichten!
Trotzdem will sich Viktor lieber sein eigenes Bild machen.
Schon bald muss er zugeben, dass zumindest der zweite Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist. Bernhard verschwindet verdächtig oft mitten in der Nacht im Wald. Doch über Rosi kann Viktor nichts Schlechtes sagen - im Gegenteil.

Sie ist doch die schönste Frau, die Viktor je gesehen hat. Und ganz und gar nicht leicht zu haben. Das junge Madel weicht jedem Alleinsein mit ihm aus. Dabei glaubt er manchmal in ihren traurigen Augen so etwas wie Sehnsucht zu lesen. Eine Sehnsucht, die auch er im Herzen trägt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die schöne Schwester des Wilderers

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Wolf

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5192-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die schöne Schwester des Wilderers

Muss die junge Rosi auf ihr Glück verzichten?

Von Christian Seiler

Viktor Schreiber hat kaum sein Quartier in Grünbach bezogen, da werden ihm schon die ersten Gerüchte über seine junge Wirtin zugesteckt. Die bildhübsche Rosi soll angeblich jeden Gast verführen, und ihr Bruder ist der gefährliche Wilderer. Na, das sind ja schöne Aussichten!

Trotzdem will sich Viktor lieber sein eigenes Bild machen.

Schon bald muss er zugeben, dass zumindest der zweite Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist. Bernhard verschwindet verdächtig oft mitten in der Nacht im Wald. Doch über Rosi kann Viktor nichts Schlechtes sagen – im Gegenteil.

Sie ist doch die schönste Frau, die Viktor je gesehen hat. Und ganz und gar nicht leicht zu haben. Das junge Madel weicht jedem Alleinsein mit ihm aus. Dabei glaubt er manchmal in ihren traurigen Augen so etwas wie Sehnsucht zu lesen. Eine Sehnsucht, die auch er im Herzen trägt …

Es raschelte im dichten Gebüsch. Im nächsten Moment riss Bernhard Lenzmoser das Gewehr hoch, entsicherte und legte an. Mit dem Finger am Abzug wartete er auf die Beute der verbotenen Pirsch.

Die Zweige bewegten sich, dann entspannte Bernhard wieder den Finger und senkte den Gewehrlauf. Beinahe hätte er laut aufgelacht, doch er hütete sich wohlweislich, sein Versteck zu verraten.

Erst als der Mann, der unvermutet zwischen den Bäumen aufgetaucht war, weiterging, grinste Bernhard. Auf einen Hirsch hatte er gewartet, und den Bürgermeister von Grünbach hatte er vor den Lauf bekommen.

„Da hätt ich doch beinah einen kapitalen Bock geschossen“, murmelte Bernhard Lenzmoser vor sich hin. „So einen Fehler darf ich mir net leisten.“

In dem oberbayerischen Alpental, in dem sein Heimatdorf Grünbach lag, munkelten alle, dass er auf die verbotene Pirsch ging. Doch es war ein Unterschied, ob es nur Gerüchte waren und ab und zu ein Rehbock oder eben auch ein Hirsch verschwand – oder der Bürgermeister Staller.

Bernhard Lenzmoser machte sich auf den Heimweg und schlug dabei einen großen Bogen um den Bürgermeister. Er war erst achtundzwanzig Jahre alt, und er hatte keine Lust, für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu wandern. Dazu war er wirklich noch zu jung.

Und wer hätte dann auf Rosi, seine schöne Schwester, aufpassen sollen, hatte sie doch nur noch ihn auf der Welt.

***

Viktor Schreiber lächelte, als er die elterliche Villa verließ und sein Fahrer vor Überraschung vergaß, seinen Gruß zu erwidern.

„Ja, Paul, ich bin es“, versicherte Viktor vergnügt. „Und bevor Sie sich den Kopf darüber zerbrechen, wieso mir über Nacht ein Bart gewachsen ist, verrate ich Ihnen mein Geheimnis: Der Bart ist falsch.“

„Das dachte ich mir schon, Herr Schreiber“, erwiderte der Fahrer, öffnete die Tür der Luxuslimousine und fügte hinzu: „Guten Morgen, Herr Schreiber, und entschuldigen Sie, dass ich nicht gleich …“

„Ist doch schon gut“, wehrte Viktor ab und setzte sich in das gepanzerte Fahrzeug. „Vergessen Sie nur bitte ganz schnell, dass Sie mich mit Vollbart gesehen haben. Er gehört zu meiner Tarnung.“

Paul fuhr los und entriegelte das scharf gesicherte Tor des Grundstücks mit einem Funkbefehl.

„Glauben Sie denn wirklich, dass man Sie nicht erkennt?“ Der Fahrer, der altersmäßig Viktors Vater hätte sein können, warf seinem jungen Chef einen Blick im Rückspiegel zu. „Allein schon die Kleidung verrät Sie sofort.“

„Ich werde bei meiner Unternehmung keinen Maßanzug tragen und keine Aktentasche mitnehmen.“ Viktor holte aus seiner Aktentasche eine Fliegerbrille und setzte sie auf. „Besser so?“

Wieder blickte Paul in den Rückspiegel. „Entschieden besser, Herr Schreiber“, bestätigte er. Auf Fragen verzichtete er. Wenn sein junger Chef von sich aus nichts erzählte, ging es ihn auch nichts an, was Viktor Schreiber in seinem Urlaub plante.

Bis zur Ankunft vor dem Bürogebäude der Firma Schreiber führte Viktor über das Autotelefon einige Gespräche. In der Tiefgarage bedankte er sich schließlich bei Paul und fuhr zur Chefetage hinauf, wo er bereits erwartet wurde.

Seine Mutter und sein Onkel saßen schon an dem ovalen Konferenztisch, an dem sie zweimal in der Woche über die Lage des Familienunternehmens sprachen. Lächelnd blickten sie Viktor entgegen, doch dieses Lächeln erlosch, als er mit Bart und Fliegerbrille hereinkam.

„Was soll denn das sein?“, fragte Agnette Schreiber verwundert. „Nimm bitte die alberne Sonnenbrille ab. Und woher kommt der Bart?“

„Soll das ein Scherz zum Urlaubsbeginn sein?“ Clemens Schreiber, der Bruder von Viktors verstorbenem Vater, schüttelte unwillig den Kopf.

„Guten Morgen“, grüßte Viktor, setzte sich und nahm die Brille ab. „Der Bart ist fest angeklebt. Ihr werdet verstehen, dass er bleibt.“

„Was soll der Unfug?“, wollte seine Mutter wissen. „Wir wollen über einige wichtige Punkte sprechen, bevor du verreist.“

„Der Bart hindert uns nicht daran“, entgegnete Viktor gelassen. „Außerdem gehört er zu meiner Tarnung im Urlaub. Sprechen wir gleich über meine Pläne.“

Clemens Schreiber kam ihm zuvor. „Du fliegst auf die Bahamas, wo für dich bereits eine Hotelsuite gebucht ist. Was gibt es da zu besprechen?“

„Ich fliege offiziell auf die Bahamas, Onkel Clemens“, stellte Viktor richtig. „Für alle Reporter und für Nora bin ich in diesem Hotel und möchte einen Monat mit niemandem Kontakt aufnehmen.“

„Was heißt, du bist offiziell dort?“ Agnette Schreibers Stimme klang besorgt.

„Das heißt, dass ich in Wahrheit in Bayern bleibe und einen Monat lang einen Rettungshubschrauber in den Alpen fliegen werde, um in Not geratenen Bergsteigern zu helfen“, erwiderte Victor und musste erst einmal fünf Minuten warten, bis seine Mutter und sein Onkel sich wieder so weit beruhigt hatten, dass er zu Wort kam.

„Das ist eine ausgesprochene Schnapsidee“, ereiferte sich Clemens Schreiber. „Das kommt gar nicht infrage!“

Viktor verzichtete darauf, seinem Onkel vorzuhalten, dass er ihm nichts befehlen konnte.

„Ich habe nicht umsonst den Pilotenschein gemacht. In diesem Urlaub will ich ihn benützen und endlich wieder fliegen.“

„Dagegen hat grundsätzlich niemand etwas einzuwenden“, meinte seine Mutter geschockt. „Aber müssen es gleich Einsätze in den Alpen sein? Das ist viel zu gefährlich. Kannst du nicht stattdessen …“

„Entschuldige, Mama, ich habe mir alles genau überlegt“, fiel Viktor seiner Mutter ins Wort. „Ich habe schon dafür gesorgt, dass ich sofort einen Platz bei der Hubschrauberstaffel bekomme.“

Agnette Schreiber wandte sich an ihren Schwager. „Clemens, bitte rede es ihm aus. Die Gefahr ist zu groß. Presse und Fernsehen werden Schwierigkeiten machen, wenn sie dahinterkommen. Wir können uns das nicht leisten! Außerdem ist das doch kein Umgang für meinen Sohn! Er ist nach dem Tod seines Vaters der Juniorchef und muss auf einen makellosen Ruf achten! Und was wird Nora dazu sagen? Viktor! Denkst du etwa, eine Nora Wallbach macht so etwas mit?“

Seine Verlobte spielte bei seinen Überlegungen gar keine Rolle. Er hatte nur dem Drängen seiner Verwandten nachgegeben, als er sich mit Nora verlobte. Gegen die Familie Wallbach war nichts einzuwenden, und Nora war eine kühle, blonde Schönheit – auch nicht schlecht.

„Was für eine Rolle spielt es denn für Nora, wo ich meinen Urlaub verbringe?“, fragte er schulterzuckend. „Ob ich in einem Luxushotel oder bei einer Rettungsstaffel bin, ist für sie gleichgültig.“

Onkel Clemens schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.

„Wenn herauskommt, wo du dich herumtreibst, ist das für Nora höchst peinlich. Willst du riskieren, dass sie die Verlobung auflöst?“

„Warum sollte sie?“, wehrte Viktor ab. „Du tust, als wären die bayrischen Alpen eine anrüchige Gegend, in die man sich nicht wagen darf, wenn man seinen guten Ruf nicht verlieren will.“

„So ist das zwar nicht, aber du steigst schließlich nicht in dem vorgesehenen Luxushotel ab. Es gibt zwar auch in den Bergen durchaus gute Hotels, in denen du nichts riskierst, aber weißt du denn schon, mit wem du zusammenkommen wirst?“

Viktor fand, es reichte. „Mama, Onkel Clemens“, sagte er entschieden. „Ich werde demnächst dreißig. Ich habe bisher in meinem Leben nichts erreicht.“ Ohne sich an den fassungslosen Mienen seiner Angehörigen zu stören, fuhr er fort: „Ich habe meine Ausbildung gemacht, aber nichts geschaffen. Die Firma wurde bereits von meinem Großvater gegründet. Mein Vater hat sie ausgebaut. Ich habe sie nur verwaltet.“

„Und du meinst, du erreichst mehr, wenn du mit einem Hubschrauber in die Berge fliegst, dabei Kopf und Kragen riskierst und …“

„Ich habe mich entschlossen“, schnitt Viktor seinem Onkel das Wort ab.

„Wo bist du zu erreichen?“, fragte Clemens Schreiber und zeigte dadurch, dass er auf weiteren Widerstand verzichtete. „Wir brauchen unbedingt deine Adresse und Telefonnummer.“

„Ich nehme mein Handy mit“, entgegnete Viktor. „Allerdings werde ich es nur zu gewissen Zeiten einschalten. Ihr könnt mir ja Nachrichten auf die Mailbox sprechen, wenn es etwas besonders Dringendes gibt. Ansonsten will ich völlig ungestört bleiben.“

„Das ist unmöglich, weil …“, setzte Agnette Schreiber an, doch ihr Schwager gab ihr ein Zeichen. Daraufhin verstummte sie seufzend.

„Ich sage auch Nora, dass ich im Urlaub nicht direkt angerufen werden kann“, fügte Viktor noch hinzu.

„Du hast an alles gedacht“, räumte sein Onkel ein. „Wenigstens in dieser Hinsicht bist du wie dein Vater. Gründlich und vorausschauend.“

Viktor nickte und lächelte jetzt sogar wieder. „Ich habe das Gefühl, dass dieser Urlaub für mein weiteres Leben entscheidend sein wird“, meinte er und verabschiedete sich.

Nachdem er den Raum verlassen hatte, sahen Agnette und Clemens einander an und seufzten gleichzeitig.

„Dieser Urlaub wird Weichen stellen“, prophezeite Agnette düster.

„Ja“, bestätigte Clemens. „Die Frage ist nur, in welche Richtung.“

***

„So, Herr Schreiber, dann ist also alles geregelt“, erklärte der Leiter der Hubschrauberstaffel. „Willkommen bei uns. Wir sind sehr froh, dass Sie einspringen, weil uns ein Pilot ausgefallen ist. Und gerade in der Hochsaison kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen wir starten müssen.“

Viktor nickte und lächelte in sich hinein. Der ausgefallene Pilot war einer seiner Freunde von der Uni, den er in Urlaub geschickt hatte, um seinen Platz einnehmen zu können.

„Haben Sie für mich ein Quartier gefunden?“, fragte er den Staffelleiter.

„Leider nicht“, gestand sein Chef für den nächsten Monat. „Aber fragen Sie in Grünbach im Gasthof ‚Grüner Krug‘.“

„Gibt es dort Fremdenzimmer?“, erkundigte sich Viktor und griff nach seiner Reisetasche, die sein einziges Gepäck darstellte.

„Nein, aber im ‚Grünen Krug‘ verkehren die Einheimischen. Da spricht sich alles herum. Wenn es irgendwo im Tal ein Zimmer gibt, weiß man im Krug Bescheid.“ Der Staffelleiter streckte Viktor die Hand entgegen. „Wir sind jetzt Kameraden. Ich bin der Schorsch.“

„Ich bin der Viktor.“

Nachdem sie sich die Hand geschüttelt hatten, ging Viktor zu seinem Wagen. Es war ein bescheidenes Modell, und es war nur gemietet, damit niemand anhand des Kennzeichens direkt auf die Familie Schreiber kam. Auch das war eine Vorsichtsmaßnahme. Ansonsten benützte Viktor seinen Familiennamen, weil er nicht ungewöhnlich war.

Die Hubschrauber waren am Ausgang des Tals stationiert. Hier öffnete sich das enge Gebirgstal, das vor Jahrmillionen von einem Gletscher geformt worden war. Die hohen, kahlen Berge blieben zurück und gingen in bewaldete Hügel über.

Grünbach war der nächste Ort, den Viktor in wenigen Minuten erreichte. Er stellte seinen Wagen auf den Parkplatz des Gasthofs. Wie überall stand das bei den Einheimischen beliebteste Gasthaus mitten im Dorf.

Die Gaststube war am späten Vormittag bereits voll. Die meisten Leute warfen Viktor nur einen kurzen Blick zu und ließen sich nicht stören.

„Suchen Sie einen freien Platz?“ Eine stämmige Kellnerin blieb neben ihm stehen. „Essen oder nur was trinken?“

„Essen“, entschied Viktor, weil er wenig gefrühstückt hatte. Da gerade ein Paar aufbrach, setzte er sich an den Tisch. Die Kellnerin legte ihm eine Speisekarte vor und fragte, was er trinken wollte. „Ein Bier“, erwiderte er. „Und ich suche ein Zimmer.“

„Da haben Sie in Grünbach kein Glück“, antwortete sie. „Alles voll.“

„Für einen ganzen Monat“, fügte er hinzu. „Ich habe an ein Privatzimmer gedacht.“

„Ach“, meinte sie und betrachtete ihn prüfend. „Sind Sie vielleicht der neue Hubschrauberpilot? Ich hör mich um“, versprach sie, als er nickte, dann arbeitete sie rasch weiter.

Viktor hatte schon die Suppe gegessen, als die Kellnerin mit einem vollen Tablett neben dem Stammtisch stehen blieb und einige Worte sagte. Dabei deutete sie mit einem Nicken zu ihm herüber.

Während sie anschließend an seinen Tisch trat und einen Schweinsbraten servierte, drehten sich mehrere Männer am Stammtisch zu ihm um.

„Sie suchen ein Zimmer für einen Monat?“, fragte ein Mann in seinem Alter. „Da könnten Sie es bei der Rosi versuchen.“ Die anderen lachten.