Blutpoker in Abilene (Western) - Pete Hackett - E-Book

Blutpoker in Abilene (Western) E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Das Glücksspiel und das Leben ähneln sich in vielerlei Hinsicht. Eine davon ist zu wissen, wann man besser aufzuhören sollte und sich in Selbstdisziplin zu üben hat. Dieses hatte Jack Hyder nicht gelernt. Er verlor an einem Abend all sein Geld und alle Longhorns, die er vor hatte zu verkaufen. Nun jagt er den Mann, der mit einem Schlag ein reicher Mann geworden ist: Wayne Sherman. Kann er dem Wahnsinnigen Rindermogul entkommen?

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Blutpoker in Abilene

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author  www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956172724

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Über den Autor

Blutpoker in Abilene

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Blutpoker in Abilene

Niemand im Bluebird Saloon von Abilene ahnte an diesem Abend, dass am Pokertisch der Satan persönlich Platz genommen hatte. Er bestimmte in dieser Nacht das Geschehen, und er stellte die Weichen des Schicksals für eine Handvoll Männer …

Da war Wayne Sherman, der Dreißigjährige, der seit etwas über zwei Monaten in der wilden Rinderstadt lebte. In den Jahren nach dem Krieg hatte er ein ruheloses Leben geführt und sich zunächst damit über Wasser gehalten, indem er seinen Colt vermietete. Eine rauchige Zeit, die nicht spurlos an ihm vorübergegangen war. Er versuchte dieses und jenes, aber nie bot sich ihm eine besondere Chance. Er war immer wieder in das hoffnungslose Nichts zurückgefallen.

In Abilene war er geblieben, weil ihm das Pokerglück hold zu sein schien und weil ihm Earl Bancroft, der Besitzer des Bluebird Saloon, den Pokertisch vermietete.

Bei Wayne am Tisch saßen vier Männer. Einer davon war Jack Hyder, ein Rancher aus Texas, der vor zwölf Stunden mit einer Longhornherde in Abilene angekommen war. Die Rinder standen bei den Verladecorrals auf der Weide. Verkauft war die Herde noch nicht, denn der Preis, den Joe Billings bot, war Hyder zu niedrig.

Wayne verteilte die Karten. Mit rasender Schnelligkeit ließ er die Blätter über den grünbezogenen Tisch segeln, bis jeder Spieler fünf Karten hatte. Von jedem lagen zehn Dollar Einsatz im Pot. Wayne wartete. Sein eigenes Blatt schaute er nicht an.

Ein überhebliches Grinsen bog Jack Hyders Mundwinkel nach unten. Er legte zwei Karten ab und kaufte neue. Auch die anderen drei Männer kauften Karten. Einer von ihnen schleuderte seine Blätter fluchend auf den Tisch. »Ich steige aus!«, entfuhr es ihm wütend. Mit einem Ruck trank er sein Glas leer.

»Sie sind dran, Hyder«, murmelte Wayne, nachdem auch er seine Karten angesehen und eine Karte gekauft hatte.

Jack Hyder hatte sein Kartenpäckchen säuberlich gestapelt vor sich auf dem Tisch liegen. Daneben lag ein Packen Geldscheine. Bis zu dieser Stunde hatten sie mit wechselndem Glück gespielt. Jetzt aber, da Hyder vielleicht schon vom genossenen Whisky leicht benebelt war und das Hin und Her langweilig zu werden begann, stieß er hervor: »Wir sollten der Sache etwas mehr Würze verleihen, Sherman. Das Herumgeschiebe lächerlicher Beträge ödet mit der Zeit an. Warum beseitigen wir nicht das Limit? Spielen wir endlich richtigen Männerpoker.«

Wayne lächelte freundlich. »Ich bin dabei. Yeah, denn schließlich lebe ich vom Spiel. Sind die drei Gentlemen einverstanden, wenn wir ohne Limit weitermachen?« Er schaute von einem zum anderen. Es waren drei Männer mittleren Alters, Bewohner von Abilene, der Storebesitzer, der Postofficer und der Gunsmith.

»Ich habe ohnehin schon reichlich verloren«, murrte jener, der bereits ausgestiegen war. Es war der Postofficer. »Darum höre ich auf. Was dagegen, wenn ich trotzdem sitzen bleibe?«

Er erhielt keine Antwort auf diese Frage. Der Storebesitzer knurrte: »Auch ich habe verloren, aber ich gebe mich damit nicht zufrieden. Deshalb bin ich dabei.«

Der Gunsmith schob seine Karten zusammen, klopfte mit der Kante des Päckchens ungeduldig auf den Tisch und schnarrte: »Aussteigen kann ich immer noch. Spielen wir also ohne Limit.«

»Well, nach diesem Spiel«, sagte Wayne.

Hyder warf zwanzig Dollar zu den Einsätzen in der Tischmitte. Der Blacksmith und der Storebesitzer gingen mit. Wayne passte. Hyder erhöhte um zwanzig, und jetzt stieg der Storehalter aus. Der Blacksmith wollte sehen. Hyder schlug ihn mit drei Achten.

»Ohne Limit!«, kam es wild über Hyders Lippen, als er den Gewinn an sich heranzog. Er grinste herausfordernd und fügte hinzu: »Wenn schon die Cattlegesellschaft versucht, mich pro Rind um einen Dollar zu betrügen, dann will ich mich wenigstens am Spieltisch schadlos halten.«

»Abwarten«, erwiderte Wayne kühl, aber auch um seine Lippen huschte der Anflug eines seichten Grinsens. Über die Schulter rief er zum Tresen hin: »Bancroft, he, bring uns ein Päckchen neuer Karten.«

Er sammelte die abgelegten Blätter ein, bekam ein neues Spiel, und Earl Bancroft nahm das Päckchen abgegriffener Karten mit.

»Hundert Dollar Einsatz!«, sagte Hyder. »Okay?«

»Okay«, knurrte der Gunsmith. Der Storehalter nickte. Wayne nahm eine Hundertdollarnote und warf sie in die Tischmitte.

Das Spiel nahm seinen Anfang. Die Zeit schritt voran. Das Glück war launisch und wechselhaft, aber dann begann Waynes Glückssträhne, und das Notenbündel vor ihm begann sich zu häufen. Im Saloon befanden sich nur noch wenige Gäste.

Im Pot lag ein ganzer Berg Geld. Immer wieder trieb Jack Hyder den Einsatz in die Höhe. Der Storebesitzer und der Gunsmith stiegen aus. Hyder legte fünf Hundertdollarnoten zu den Einsätzen und sagte: »Ihre zweihundert, Sherman, und dreihundert dazu.«

Vor ihm lag nur noch etwas Kleingeld. Er ahnte nicht, dass sein Vorschlag, das Limit abzuschaffen, der Auftakt zu einer blutigen Tragödie gewesen war.

»Was ist, wenn ich überbiete, Hyder?«, fragte Wayne.

Hyder starrte ihn aus geröteten Augen an. »Ich besitze noch tausend Rinder«, presste er hervor. »Ihr Wert beträgt fünfzehntausend Dollar.«

»Du solltest aufhören, Jack!«, mahnte einer der Männer, die um den Spieltisch herumstanden, besorgt. »Das ist heute nicht dein Tag.«

»Überlass es mir, das zu entscheiden, Bill!«, schnaubte der Texaner.

Wayne nickte. »Okay, Hyder, dreihundert und sehen.«

Wayne hatte eine Straße vom Zehner aufwärts und gewann.

Hyders Gesicht lief rot an. Er geiferte, als Wayne seine Hände nach dem Pot ausstreckte: »Liegenlassen, Sherman! Da liegt mein gesamtes Bargeld. Ich gebe mich nicht geschlagen. Das sind um die dreitausend Bucks. Mein Einsatz sind zweihundert Longhorns. Sie, Mister -«, er deutete auf den Postofficer, »- mischen und geben.«

Die Atmosphäre war plötzlich angespannt und drohend. Wayne spürte es ganz deutlich; dieser Jack Hyder war bereit, Gewalt anzuwenden, um seinen Willen durchzusetzen. Der Texaner wollte den Spieltisch als Gewinner verlassen. Von dem Rancher ging eine stumme Drohung aus. Wayne wollte Ärger vermeiden und murmelte: »Gut. Schreiben Sie einen Schuldschein und legen Sie ihn in den Pot.«

Hyder rief nach Tintenstift und Papier und bekam die Dinge. Er befeuchtete den Stift mit der Zungenspitze, mit steiler Handschrift schrieb er. Er setzte seinen Namen darunter, und dann lag das Blatt auf dem Haufen der Geldscheine.

Die Karten klatschten leise auf dem grünen Samt. Hyder kaufte drei Blätter, Wayne schüttelte den Kopf, als ihn der Postofficer fragend ansah.

»Sie bluffen, Sherman!«, fauchte Hyder, und der Schweiß rann von seinen Schläfen über seine Wangen. »Ich setze weitere zweihundert Rinder im Wert von dreitausend Bucks!«, fügte er dann kratzig hinzu und schrieb mit nervöser Hand einen weiteren Schuldschein aus.

Wayne kniff die Lippen zusammen. Er begriff, dass Hyder bereit war, den Einsatz in schwindelnde Höhen zu treiben, um ihn so aus dem Spiel zu drängen. Denn auch sein, Waynes, Geld lag im Pot, und dreitausend Dollar konnte er nicht mithalten. Sein Blick suchte den Earl Bancrofts. Der stand hinter dem Schanktisch und verfolgte das Spiel.

»Moment!«, sagte Wayne, legte seine Karten mit den Bildern nach unten auf den Tisch und stemmte sich in die Höhe. Hyders höhnisches und zugleich siegessicheres Lachen folgte ihm, als er zum Tresen stakste. Er flüsterte kurze Zeit auf Bancroft ein. Der nickte, verließ den Raum durch eine Seitentür, und als er wieder zurückkehrte, hielt er einen Packen großer Geldscheine in der Hand. »Zwölftausend Dollar«, sagte er. »Mach das Beste draus, Wayne!«

Nur Wayne hatte es hören können. Er griente zuversichtlich, nahm das Geld und kam langsam zum Tisch zurück. »Okay, Hyder, zweihundert Longhorns waren Ihr Einsatz. Also verfügen Sie noch über achthundert. Diese entsprechen einem Betrag von zwölftausend Dollar. Genau diesen Betrag habe ich hier. Sie eröffnen mit zweihundert Rindern – sprich dreitausend Bucks.«

Wayne blätterte in dem Geldscheinbündel herum, nahm einige Noten und warf sie in die Tischmitte. »Ich halte mit und lege dreitausend dazu.«

Hyders Blatt war gut. Aber reichte es, um zu gewinnen? Wenn er jetzt ausstieg, war er mehr als die Hälfte seines Vermögens an Bargeld und Rindern los. Es wäre gefrevelt, mit diesem Blatt auszusteigen!, durchzuckte es ihn. Der Hundesohn blufft. Oh, verdammt …

Mit rauer, belegter Stimme sagte Hyder. »Ihre drei Tausender und noch einmal dasselbe.«

Er schrieb einen Schuldschein über vierhundert Longhorns aus und lehnte sich zurück. Im Saloon herrschte atemlose Stille. Alles konzentrierte sich auf das Spiel. Niemand mischte sich ein. Es war Jack Hyders und Wayne Shermans Spiel. Einer von ihnen würde am Ende vor dem Ruin stehen.

»Ich erhöhe noch einmal um dreitausend«, gab Wayne ohne jede Unruhe im Tonfall zu verstehen. »Also setzen Sie eine Schuldverschreibung über Ihre letzten zweihundert Kuhschwänze auf, Hyder, und dann wollen wir sehen.«

Der Texaner konnte nicht mehr zurück. Wenn er jetzt passte, blieben ihm noch zweihundert Rinder. Die Cattlegesellschaft zahlte ihm dafür ganze zweitausendachthundert Dollar. Allein fünftausend Dollar hatte er Schulden bei der Bank in Amarillo. Er müsste noch den Treiberlohn an seine kleine Mannschaft ausbezahlen – und er musste ein Jahr überbrücken, bis er wieder eine Herde für den Trail nach Kansas auf den Beinen hatte. Der große Rinderboom der ersten Jahre nach dem Krieg war vorbei. Millionen Rinder waren in die Schlachthöfe des Ostens verfrachtet worden. Die Zeit, in der man in Texas die Rinder nur einzusammeln und nach Norden zu treiben brauchte, war Vergangenheit.

Hyder hatte also nichts mehr zu verlieren. Er konnte nur noch gewinnen. Und darum stellte er den letzten Schuldschein über zweihundert Rinder aus. »Ihre dreitausend und sehen!«, sagte er und knallte das Dokument in den Pot. Das Herz drohte ihm dabei in der Brust zu zerspringen.

*

Sie legten die Karten mit den Bildern nach oben auf den Tisch. Die Männer, die um den Pokertisch herumstanden, hielten den Atem an. Und dann ging ein Raunen und Murmeln durch den Pulk. Denn Wayne erklärte gelassen: »Full House, Hyder! Sieht aus, als hätten Sie verloren. Tut mir leid.«

Wayne lehnte sich im Stuhl zurück und beobachtete sein Gegenüber. Hyder hatte einen Dreiständer. Drei Buben! Kein schlechtes Blatt, aber gegen Waynes Full House kam es nicht an.

Zischend stieß Jack Hyder die Luft durch die Nase aus. Sein Gesicht hatte sich noch mehr verdüstert. In seinen Blick trat ein unheilvolles Glimmen.

»Nicht mit mir, Sherman. Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu.« Er wies, mit dem Kinn auf den Postman, der die Karten gegeben hatte. »Wahrscheinlich stecken Sie mit ihm unter einer Decke. Ich …«

»Das ist eine verdammte Unterstellung!«, begehrte der Postofficer auf, »Das lasse ich …«

Hyder schnitt ihm grob das Wort ab. »Ich habe die Herde nicht von Texas heraufgetrieben, um sie hier am Spieltisch loszuwerden. Mit leeren Händen nach Hause zurückzureiten, ist für mich die Bankrotterklärung. Meine Ranch …«

Wayne unterbrach den Texaner hart: »Es hat Sie niemand gezwungen, sich an den Spieltisch zu setzen, Hyder. Sie hätten auch aussteigen können, als Sie Ihr Geld versetzt hatten. Es war Ihre Idee mit den Rindern.«

Wayne streckte die Hände aus und zog den Pot zu sich heran. Seine dunklen Augen blickten gleichmütig. Er begann, die Scheine zu ordnen. Die Schuldscheine hatte er auf die Seite gelegt.

Hyder starrte ihn an, als wollte er ihn hypnotisieren. Er befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen, und unvermittelt stieß er hervor: »Ich will Revanche, Sherman. Wir lassen uns ein neues Päckchen Karten bringen, und dann legen Sie die Schuldscheine wieder zurück in den Pot. Wir spielen noch einmal um die Herde.«

Ein unheilvoller, drohender Unterton lag in seiner Stimme.

Sauber geschichtet legte Wayne das Geld vor sich hin. Er griff nach den Schuldscheinen. Eine Strähne seiner dunklen Haare hing ihm in die sonnengebräunte Stirn. In Waynes schmalem Gesicht zuckte kein Muskel. Sorgfältig faltete er die Schuldverschreibungen zusammen. Gelassen sagte er.

»Sie haben schätzungsweise nichts mehr, was Sie gegen die Herde setzen könnten, Hyder. Sie sind pleite. Die Herde war das letzte, was Sie besaßen. Tut mir leid, aber ich denke, diese Runde ist zu Ende.«

»Ich habe noch die Remuda! Zwanzig Pferde. Ihr Wert beträgt sicherlich tausend Dollar. Setzen Sie dagegen, Sherman. Wir ziehen jeder eine Karte. Die höhere gewinnt.«

»Sie reitet der Teufel, Hyder«, entgegnete Wayne freudlos. »Ein Mann sollte wissen, wann er aufhören muss.«

»Sparen Sie sich Ihre Philosophien, Sherman. Setzen Sie!«

»Sie werden alles verlieren«, warnte Wayne.

»Wir spielen, bis ich mein Eigentum zurückhabe«, versprach der Texaner mit rauer Stimme. Dann verpfändete er schriftlich die Pferdeherde.

Wayne legte tausend Dollar zu dem Schuldschein.

Jack Hyder mischte die Karten und fächerte das Päckchen auf dem Tisch auseinander. Er griff eine Karte heraus, warf einen schnellen Blick auf das Bild und legte sie dann verdeckt vor sich hin.

Wayne nahm ebenfalls eine Karte und drehte sie herum. Pik-König! Hyder stöhnte auf und schloss sekundenlang die Augen, dann presste er hervor: »Sie haben gewonnen, Sherman. Aber ich besitze eine Ranch in Texas, in der Nähe von Amarillo. Die Ranch gegen alles, was Sie mir abgespielt haben.«

Wayne winkte ab. »Es ist genug. Für mich ist Schluss.« Er zählte zwölftausend Dollar ab, die Earl Bancroft gehörten, winkte Earl heran und zahlte ihm das Darlehen zurück. Dann legte er die zusammengefalteten Schuldscheine auf die Banknoten und nahm den Packen in die Hand, um ihn in die Jackentasche zu schieben.

Hyder war nahe daran, zu explodieren. In seinen Zügen wütete grenzenlose Wut, da war aber auch ein Ausdruck von Verzweiflung zu lesen. Ruckartig stemmte er sich in die Höhe. Schweiß perlte über seine ledrigen Wangen. Er hatte seine Existenz aufs Spiel gesetzt und verloren. Das machte ihn unberechenbar und gefährlich.

Jack Hyder war groß, breitschultrig und wirkte sehr geschmeidig. Sein Haar war blond, seine Augen waren blau. Er verströmte unversöhnliche Härte und Unbeugsamkeit. Einige der Umstehenden gehörten zu seiner Mannschaft. Es war eine hart gesottene Texascrew – Männer, die aus Stahl und Granit zusammengesetzt waren, die wochenlang durch die Hölle des rauen, unerbittlichen Cattletrails gingen, und die nun zusammen mit ihrem Boss vor dem Nichts standen. Denn der Lohn, der ihnen zustand, hatte im Pot gelegen. Und nun sollte alles diesem Kartenhai gehören.

Hyders flammender Blick hatte sich an Waynes Gesicht verkrallt. Etwas Unberechenbares ging von dem Rancher aus. Wayne spürte den Verdruss, der sich anbahnte, geradezu körperlich. Er schaute schnell in die verkniffenen Mienen der Umstehenden. In seine Mundwinkel kerbte sich ein bitterer Zug. Er verstaute das Bündel Geld mit den Schuldscheinen in der Innentasche seiner Jacke, dann sagte er: »Sie waren es, Hyder, der den Einsäte derart in die Höhe getrieben hat. Vergessen Sie das nicht. Es war ein faires Spiel, und das wissen Sie. Sie können nicht verlieren. Weil das so ist, sollten Sie sich nie wieder an den Spieltisch setzen.«

Da legte sich Wayne eine schwielige Hand auf die Schulter. »Du hast gehört, dass der Boss Revanche verlangt, Sherman. Du hast ihn böse gerupft, und mir scheint, hier wurde übel gezaubert. Es ist wohl so, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Deshalb wirst du jetzt dem Boss Gelegenheit geben, sein Geld und die Herde zurückzugewinnen. Andernfalls …«

Viel versprechend brach der Bursche ab. Die unausgesprochene Drohung hing wie ein Manifest im Schankraum und hallte in Waynes Ohren nach. Aus dem Kreis der Neugierigen, der den Tisch einschloss, zogen sich einige Männer zurück. Es waren jene, die in keinen Streit hineingezogen werden wollten. Auch die drei Mitspieler erhoben sich schnell und verließen den Spieltisch. Übrig blieben nur noch Wayne, Jack Hyder und drei falkenäugige Kerle, die auf der Lohnliste Hyders standen. Sie gehörten zu seiner Stamm-Mannschaft. Die Handvoll Treiber, die mit ihnen den Trail von Texas herauf machten, waren ausbezahlt und Hyder zu nichts mehr verpflichtet.

Der Griff auf Waynes Schulter verstärkte sich. Die Hand des Texaners war wie ein Schraubstock.

Sie wollten Wayne ihren Willen aufzwingen. Und sie ließen keinen Zweifel darüber offen, was kam, wenn er sich widersetzte. Aber Wayne war nicht der Mann, der kniff. Waynes Kämpferinstinkte erwachten. Seine Muskeln spannten sich. Seine Züge waren plötzlich kantig, als wären sie versteinert. Kehlig stieß er hervor: »Nimm deine Hand von meiner Schulter, Mister! Ich kann es nicht ausstehen, wenn mich jemand anfasst. Ich warne dich nur einmal!«

Der Texaner, der gemeint war, lachte scheppernd und hohnvoll auf. »Mach dich nicht lächerlich, Amigo", rief er dann fast belustigt. »Wir sind hunderte von Meilen mit tausend halbwilden Longhorns fertig geworden. Einen wie dich …«

Wayne ließ ihn nicht zu Ende sprechen. Er schnellte fast ansatzlos in die Höhe. Der Druck von seiner Schulter verschwand. Wayne wirbelte herum. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, flog zur Seite. Waynes Linke erwischte den Burschen am Hemd, schleuderte ihn herum, und ehe das Großmaul sich versah, schlang Wayne ihm den Arm um den Hals und hielt ihn wie ein lebendiges Schutzschild vor sich. Gleichzeitig zog Wayne den Colt und schob ihn an der Seite des Texaners vorbei. Die Mündung wies auf Jack Hyder, der wie gelähmt am Tisch stand. Es knackte, als Wayne den Hahn spannte. Die Trommel rotierte um eine Kammer weiter.

Er hatte die Texaner total überrumpelt. Ihre Hände waren zwar zu den Waffen geschnellt, aber ihr Verstand hatte den Reflex eingeholt.

Der Cowboy in Waynes unerbittlichem Griff wand sich und keuchte erstickend. Schnell nahm Wayne die Mündung aus Hyders Richtung und drückte sie dem Burschen gegen die Rippen. Wayne zischelte warnend: »Ihr wolltet den Verdruss, mein Freund, und nun habt ihr ihn. Ganz ruhig! – Und ihr auch. Fordert lieber nichts heraus. Ich schieße nur, wenn es sein muss. Zwingt ihr mich dazu, werde ich jedoch nicht zögern.«

Er bewegte sich mit dem Cowboy als Deckung rückwärtsgehend zur Pendeltür. Als sie den Ausgang fast erreicht hatten, schüttelte Jack Hyder die Lähmung von sich ab und giftete: »Wir kriegen dich, Sherman. Du wirst morgen bei den Verladecorrals erscheinen, um die Herde zu übernehmen. Dann werden wir da sein. Und dann Gnade dir Gott.«