Bootsmann und Komteß - Gloria von Felseneck - E-Book

Bootsmann und Komteß E-Book

Gloria von Felseneck

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Beschreibung

Die neue historisch verbrämte, romantische Abenteuerserie um das spannende, ruhelose Leben des großen Piraten Klaus Störtebeker gründet auf einem geschichtlichen Fundament. Er war der berüchtigtste Pirat am Wendepunkt des 14. zum 15. Jahrhundert. Leben, Lieben und Abenteuer des sagenumwobenen Piraten werden hautnah geschildert. Gleich der erste Roman liefert eine Erklärung, wie es den attraktiven Jungbauern aus Wismar auf die Meere verschlagen konnte, wie er seinen Kumpan Goedeke Michel kennenlernte und erste atemberaubende romantische Augenblicke erlebte. Sein Leben ist eine wahre Fundgrube zur Legende gewordener abenteuerlicher Geschichten. Die Burg von Kalmar, an der südöstlichen Küste gelegen, nannte man schon von jeher den »Schlüssel zu Schweden«. Der damalige Herrscher hatte sie erbauen lassen, um Angriffe heidnischer Piraten gut abwehren zu können. In den Jahren 1275 bis 1290 wurde sie umgebaut und auch von den späteren Besitzern immer wieder verändert, so daß sie inzwischen einem Schloß ähnelte. Der jetzige Schloßherr, Herzog Folke von Thurkland, hatte für die Architektur nicht viel übrig, für die Politik ebenfalls nicht, sein ganzes Sinnen und Trachten galt den Wissenschaften, ganz besonders der Astrologie. Darüber konnte er Zeit und Stunde vergessen, seine Gemahlin und seine beiden Söhne selbstverständlich auch. Ohne groß nachzudenken, hatte er es seinerzeit seiner Ehefrau überlassen, sich zusammen mit anderen Adligen an der Entmachtung von Magnus II. Erikson zu beteiligen. Er hatte nichts dagegen gehabt, daß Albrecht von Mecklenburg zum König gewählt wurde, auch wenn dieser sich bald bei Volk und Adel unbeliebt machte, weil er meist im Interesse der deutschen Hansestädte handelte und damit seinen Thron immer mehr in Gefahr brachte. Den Herzog kümmerte es also nicht, daß der König allmählich seine Macht einbüßte und Margarete von Dänemark an Einfluß gewann, er widmete sich lieber seinen Passionen und war meist nur in seinem Kabinett zu finden. Seine Söhne ähnelten im Aussehen und im Wesen eher der resoluten Mutter und befanden sich nur selten hier im Schloß. Sigismund, der jüngere Prinz, hielt sich zur Zeit in Stockholm auf, wo er militärische Aufgaben wahrnahm. Erbprinz Carl Magnus, der kürzlich einen ausgedehnten Landbesitz in Livingholm geerbt hatte, liebte

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Klaus Störtebeker – 5–

Bootsmann und Komteß

Störtebeker machte wertvolle Beute. Vor dem gefürchteten Piraten war wirklich niemand sicher. Es kam zu einer folgenschweren Begegnung ...

Gloria von Felseneck

Die Burg von Kalmar, an der südöstlichen Küste gelegen, nannte man schon von jeher den »Schlüssel zu Schweden«. Der damalige Herrscher hatte sie erbauen lassen, um Angriffe heidnischer Piraten gut abwehren zu können. In den Jahren 1275 bis 1290 wurde sie umgebaut und auch von den späteren Besitzern immer wieder verändert, so daß sie inzwischen einem Schloß ähnelte.

Der jetzige Schloßherr, Herzog Folke von Thurkland, hatte für die Architektur nicht viel übrig, für die Politik ebenfalls nicht, sein ganzes Sinnen und Trachten galt den Wissenschaften, ganz besonders der Astrologie. Darüber konnte er Zeit und Stunde vergessen, seine Gemahlin und seine beiden Söhne selbstverständlich auch. Ohne groß nachzudenken, hatte er es seinerzeit seiner Ehefrau überlassen, sich zusammen mit anderen Adligen an der Entmachtung von Magnus II. Erikson zu beteiligen. Er hatte nichts dagegen gehabt, daß Albrecht von Mecklenburg zum König gewählt wurde, auch wenn dieser sich bald bei Volk und Adel unbeliebt machte, weil er meist im Interesse der deutschen Hansestädte handelte und damit seinen Thron immer mehr in Gefahr brachte.

Den Herzog kümmerte es also nicht, daß der König allmählich seine Macht einbüßte und Margarete von Dänemark an Einfluß gewann, er widmete sich lieber seinen Passionen und war meist nur in seinem Kabinett zu finden.

Seine Söhne ähnelten im Aussehen und im Wesen eher der resoluten Mutter und befanden sich nur selten hier im Schloß. Sigismund, der jüngere Prinz, hielt sich zur Zeit in Stockholm auf, wo er militärische Aufgaben wahrnahm.

Erbprinz Carl Magnus, der kürzlich einen ausgedehnten Landbesitz in Livingholm geerbt hatte, liebte mehr das bäuerliche Leben und hatte zudem einen ausgeprägten Hang zur Seefahrt. Nicht selten war er wochenlang auf dem Meer unterwegs.

Gestern war er nach längerer Zeit auf »Schloß Kalmarhus« eingetroffen, weil seine Mutter Angelegenheiten von größter Wichtigkeit mit ihm zu besprechen hatte. Mißmutig hatte er ihrem Befehl gehorcht, obwohl ihn die »Angelegenheiten von größter Wichtigkeit« nicht sonderlich interessierten, betrafen diese doch nur seine schon lange geplante Vermählung mit der flandrischen Komtesse Mechthild Margarita von Wisby.

Die Verhandlungen zu dieser Verbindung waren bereits vor mehr als fünfzehn Jahren durchgeführt worden, als seine Eltern und er in Brügge Station gemacht hatten. Er war damals vierzehn gewesen und hatte keinen Blick für das kleine, pummelige Mädchen gehabt, das einmal seine Ehefrau werden sollte.

Seine Eltern und besonders seine Mutter hatten seitdem den brieflichen Kontakt mit dem Grafen aufrechterhalten und bestürmten ihn, ihren Sohn, nun schon seit seinem vierundzwanzigsten Geburtstag, seine Braut nun endlich zu heiraten. Bis jetzt hatte er dieses Schicksal geschickt von sich abwenden können.

Doch seit der gestrigen Unterredung mit seiner Mutter wußte er, daß die Tage seiner Freiheit gezählt waren. Er würde heiraten müssen, er war der Erbprinz und hatte für Nachwuchs zu sorgen.

Fest entschlossen, der Ehe die beste Seite abzugewinnen, war er zu seinen Gemächern gegangen, wo ihm vor wenigen Minuten sein Miniaturbildnis und das seiner Braut überreicht worden waren. Mißmutig und verärgert betrachtete er sein eigenes Abbild, das der Hofmaler seines Vaters angefertigt hatte. Er fand das Bildnis nicht sehr ähnlich, es war viel zu geschmeichelt, denn so gut sah er einfach nicht aus. Das Schönste an ihm, seine dichten und lockigen Haare, kamen allerdings gar nicht zur Geltung. Der Hut mit der breiten Krempe und den Federn verdeckte diese Pracht völlig.

Gundolf Bringström hatte wohl gemeint, die rabenschwarzen Locken und die bräunliche Gesichtsfarbe würden so ganz und gar nicht zu einem schwedischen Prinzen passen. Wahrscheinlich hatte er auch deshalb die Augenbrauen und die Gesichtsfarbe wesentlich heller gemalt. Dem Prinzen gefiel sein Konterfei überhaupt nicht, er sah auf ihm aus wie ein Milchbart. Aber für eine Brautwerbung würde es natürlich ausreichen. Die Komtesse Mechthild Margarita von Wisby, die die Miniatur erhalten sollte, würde ihn wahrscheinlich recht hübsch finden, aber sie würde ihn auch nehmen, wenn er eine schiefe Nase und schlechte Zähne hätte, das heißt, sie würde ihn nehmen müssen. Immerhin war er der beste Fang auf dem Heiratsmarkt. Das wußte ihr Vater sehr genau und hielt daher an dem uralten Heiratsversprechen fest.

Der junge Mann legte das kleine Bild jetzt zur Seite und betrachtete nun die Miniatur seiner angehenden Gemahlin. Das Bildnis war schon vor mehr als zwei Wochen geschickt worden und hatte seine Mutter zu schnellem Handeln veranlaßt. Er habe sich endlich mit den Gedanken an seine Vermählung vertraut zu machen, hatte sie ihm erst heute morgen unmißverständlich erklärt und erneut auf die Absprache mit dem flandrischen Grafen verwiesen. Und sie erinnerte ihn schließlich daran, daß die liebliche Komtesse inzwischen alles gelernt hätte, was eine zukünftige Prinzessin und spätere Herzogin wissen mußte. Sie und ihre Zofe könnten sogar schwedisch sprechen. Außerdem wäre seine Braut jetzt schon einundzwanzig Jahre und aus diesem Grund beinahe eine alte Jungfer. Demzufolge hätte er sie umgehend zu heiraten.

Der Prinz wollte aber nicht, noch nicht. Die Miniatur sah er sich aber trotzdem ganz genau an. Sie zeigte eine schöne, auserlesen gekleidete Frau mit rötlichen und fein gekräuselten Haaren, dunkelblauen Augen und einem herzförmigen Mund.

Na ja, er würde sie nicht gerade von der Bettkante schubsen, daß er sich aber innerlich nach ihr verzehrte, das konnte er nun beim besten Willen nicht behaupten. Gelangweilt legte er das Bildnis zu seinem eigenen. Nein, er würde noch nicht heiraten – erst in ein paar Monaten. Der Sommer hatte noch gar nicht richtig begonnen, und das Wetter würde sicher viel zu schön sein, um zu Hause zu sitzen – bei einer Frau, die er nicht kannte.

*

Die er nicht kannte? Ganz so war es nicht. Der Prinz verzog seinen Mund zu einem ironischen Lächeln und dachte an jenen Abend, als er in Flandern geweilt hatte, beim Freiherrn von Ringstein zu Gast gewesen war und dort an einer Scharade teilgenommen hatte. Das war nun schon über fünf Jahre her, doch er erinnerte sich noch gut daran. Erzählt hatte er von diesem Abend allerdings niemandem, auch seinen Eltern und seinem Bruder nicht. Offiziell hatte er bei einem entfernten Verwandten, der in der Nähe von Brügge ein Gut besaß, Land- und Forstwirtschaft studieren sollen.

Nun ja, das hatte er auch getan, hatte aber immer wieder die Gesellschaft von jungen Leuten gesucht und war für jeden Spaß zu haben gewesen. Er war mit ihnen durch die Wälder gezogen und hatte edles Wild gejagt, hatte in Turnieren mit Schwert und Lanze gekämpft und war auch den schönen, jungen Damen nicht aus dem Weg gegangen. Und dann hatte der Zufall es gewollt, daß er seiner zukünftigen Gemahlin begegnete, ohne daß sie von seiner Anwesenheit wußte.

»Die Komtesse Mechthild Margarita von Wisby ist heute abend auch bei uns zu Gast«, hatte ihm Justus von Ringstein heimlich zugeflüstert. »Ist sie nicht diejenige, die einmal dein Weib werden soll?«

»Ja, sie wurde mir schon versprochen, da spielte sie noch mit Puppen«, hatte er uninteressiert geantwortet und sich einem blonden Edelfräulein zugewandt, das ihm besonders gut gefiel. Doch der Gedanke an seine spätere Ehefrau hatte ihn nicht mehr losgelassen. Er hatte sich maskiert, so wie alle anderen auch und hatte sie dann ganz aus der Nähe gesehen. Sie trug zwar auch eine Maske, aber ihr leuchtendes Haar verriet sie, so daß Justus von Ringstein leise zu ihm sagen konnte: »Das ist sie, deine Zukünftige. Sie ist zwar erst sechzehn, aber schon so schön, daß sie allen Männern die Köpfe verdreht.«

Ja, das fand er auch, sie war zauberhaft schön, aber auch kokett und eitel, denn sie achtete sehr darauf, daß sie sich ihr kostbares Kleid nicht beschmutzte und putzte einen Jüngling gehörig herunter, der ihr aus Versehen auf die Schleppe getreten war. Ein anderer Verehrer hatte mehr Glück. Von diesem ließ sie sich in den Garten führen, und dort würde sie sich vermutlich von ihm küssen lassen. Am liebsten wäre er den beiden nachgeschlichen, aber das wagte er dann doch nicht, das ließ sein Stolz nicht zu.

Als sie nach einer Weile wieder in den Festsaal kam, ohne ihren Begleiter, hatte er sich vor ihr verneigt, sie mit verstellter Stimme angesprochen und um einen Tanz gebeten.

Sie hatte ihn von oben bis unten gemustert, dann gnädig genickt und ihn später höhnisch ausgelacht, weil er die komplizierten Schritte dieses Tanzes nicht beherrschte. Ja, mehr noch, sie hatte ihn einen Tolpatsch genannt und dann mitten auf der Tanzfläche stehen lassen.

Das war zuviel gewesen – viel zuviel. Er hatte das Fest verlassen und sich vorgenommen, diese eingebildete, mit anderen Männern tändelnde Göre nie und nimmer zu heiraten. Später hatte er es sich anders überlegt. Mechthild Margarita war wenigstens hübsch und gesund, was man nun weiß Gott nicht von allen Frauenzimmern sagen konnte. Außerdem war es ihm so ziemlich egal, wen er heiratete. Es ging ja doch nur um die Dynastie. Amüsieren konnte er sich auch bei einer anderen.

Das hatte er inzwischen ausgiebig getan und würde nun in den sauren Apfel beißen müssen. Es blieb ihm ja nichts weiter übrig.

Er würde die Komtesse also im Herbst heiraten. Und vorher würde er sich ein letztes Mal ordentlich austoben. Das versprach er sich selbst, was ihm sofort seine gute Laune wiedergab. Und er wußte auch schon, wie er sich selbst verwöhnen konnte.

»Ich hoffe, mein Sohn, daß dir deine Braut nun nicht mehr zu jung ist und damit endlich gefällt.« Seine Mutter hatte, wie es ihre Art war, leise den Raum betreten und nahm auf einer mit feinstem Brokat bezogenen Ottomane Platz.

Carl Magnus ahnte, daß er nun eine weitere Strafpredigt ertragen mußte. Doch da er sich mit diesen Ermahnungen schon lange abgefunden hatte, blieb er seelenruhig auf seinem Stuhl sitzen und erwiderte gleichmütig: »Ja, sie hat sich ganz ordentlich herausgemacht. Ihr könnt dann zum Herbst die Hochzeit ausrichten lassen, verehrte Frau Mutter.«

»Zum Herbst?« fragte Herzogin Amalia verständnislos. »Ich finde, der Sommer eignet sich viel besser für eine Vermählung.«

»Im Sommer habe ich schon etwas... anderes... vor.«

»So? Du willst wohl wieder mit lockeren Frauen umherziehen? Hast du denn immer noch nicht genug davon?«

»Es geht dieses Mal nicht um eine Frau«, stellte er richtig, »sondern um eine Seereise. Ich werde schon morgen nach Livingholm zurückkehren. Dort will ich mich mit einem mir gut bekannten Kapitän treffen. Dieser will mich nach Brest mitnehmen und mir beibringen, wie man ein Schiff steuert. Ihr wißt selbst, daß es sehr nützlich ist, wenn man in meiner Position auch etwas von der Seefahrt versteht. Ich werde also nur unter Männern sein. Das mag Euch beruhigen.«

Die Herzogin musterte ihren Lieblingssohn nachsichtig, sagte jedoch energisch: »Nun gut, bilde dich auch in dieser Hinsicht weiter. Es kann nicht verkehrt sein, wenn du selbst ein Schiff führen kannst. Aber wenn du wiederkommst, wird sofort geheiratet. Denke daran, was dein Vater mit dem Grafen Johann Borwin abgesprochen hat. Soll er etwa wortbrüchig werden?«

»Liebste Mutter, Ihr seid ja so verständnisvoll.« Der Prinz bedachte die Herzogin mit einem Lächeln, das sein etwas herbes Gesicht sichtlich verschönte.

»Und du willst mich schon wieder um den kleinen Finger wickeln, damit ich dir noch eine weitere Gnadenfrist gebe«, erwiderte sie spöttisch. »Doch dieses Mal hast du dich getäuscht, mein Sohn. Du gehst mit Riesenschritten auf die Dreißig zu, bist also längst im heiratsfähigen Alter und deshalb...«

»Und deshalb?« fragte der Prinz belustigt, als seine Mutter sich unterbrach und offenbar nachdachte.

»Deshalb werde ich dem Eilboten, der morgen nach Brügge aufbricht, nicht nur dein Bildnis mitgeben. Er wird auch ein Schreiben mit sich führen, in dem dein Vater und ich um den Besuch deiner Braut bitten. Schließlich muß sie ihre neue Heimat und ihre künftigen Aufgaben kennenlernen. Wenn du von deiner Seereise zurückkommst, könnt ihr sofort heiraten. Nun, wie findest du das?«

Gräßlich, hätte er beinahe gesagt, aber er verschluckte dieses Wort angesichts der zuckersüßen, aber entschlossenen Miene seiner Frau Mama und erwiderte ruhig: »Ich werde zu meinem Versprechen stehen. Laßt die Komtesse nur herkommen.«

»Dieses Versprechen freut deinen Vater und mich«, erwiderte die Herzogin und erhob sich. In der ihr eigenen Würde ging sie hinaus und betrat kurz darauf das Kabinett, in dem ihr Mann am Schreibtisch saß und irgendwelche Berechnungen machte.

»Carl Magnus ist mit der Hochzeit einverstanden«, begann sie und riß den Herzog damit von seinem Steckenpferd los. Er schrak zusammen und murmelte zerstreut: »Was sagtet Ihr eben, meine Liebe?«

»Daß unser Ältester nun endlich heiraten wird. Und damit er seine Vermählung nicht schon wieder verschieben kann, wird die Komtesse in diesem Sommer unser Gast sein, egal, ob Carl Magnus anwesend ist oder nicht. Es ist Euch doch recht so?«

»Selbstverständlich, auch die Sterne haben gesagt...« Nun bekam Amalia von Thurkland wieder einen Vortrag über die Gestirne und deren Bedeutung zu hören. Sie ertrug ihn mit Fassung und überlegte dabei, wie sie ihren ehescheuen Ältesten aus seiner Reserve locken konnte. Vielleicht war es ganz zweckmäßig, wenn er seiner Braut entgegen segelte und sie selbst in die neue Heimat brachte.

*

»Es ist nun endlich soweit, meine Tochter«, hatte Johann Borwin von Wisby salbungsvoll und überaus zufrieden gesagt, nachdem er die Botschaft des Herzogs von Thurkland gelesen hatte. »Du wirst schon in allernächster Zeit nach Schweden reisen und wirst den Sommer über auf Schloß »Kalmarhus« bei deinen angehenden Schwiegereltern bleiben. Im Herbst wird dann Hochzeit gefeiert, und dann werden deine Mutter und ich selbstverständlich auch anwesend sein.«

Mechthild Margarita hatte den Grafen überrascht angesehen und gefragt: »Ihr begleitet mich nicht, Vater? Das enttäuscht mich. Soll ich etwa so eine lange und vielleicht auch gefährliche Reise allein antreten?«

»Ich habe anderes zu tun, als monatelang in Schweden die Zeit totzuschlagen. Es reicht, wenn ich zu deiner Vermählung da bin. Andererseits hast du recht, du kannst nicht allein fahren. Und darum werden dich zehn meiner tapfersten Männer begleiten sowie dein Onkel Oswald als...«

»Onkel Oswald?« Die Komtesse hatte schallend gelacht. »Meint Ihr, daß dieser mir eine Hilfe sein könnte?«

»Er wird sich um dein Seelenheil kümmern, wie es sich für einen Geistlichen und nahen Verwandten gehört. Außerdem wird Frau von Ellberg mit dir reisen. Sie wird dir Gesellschaft leisten, ebenso wie deine Zofe. Allerdings muß über diese Reise strengstes Stillschweigen bewahrt werden. Und darum werdet ihr eines unserer Handelsschiffe benutzen und du, die Ellberg und die Zofe, ihr werdet Gewänder von Männern tragen.«

Mechthild hatte einen Augenblick gestutzt und verblüfft wiederholt: »Männerkleidung?«

»Ja, du hast richtig gehört. Ich will nicht, daß deine Fahrt nach Schweden in der ganzen West- und Ostsee bekannt wird. Und deshalb bist du vorübergehend Gottfried von Thornow. Für Frau von Ellberg und deine Zofe werden wir auch noch Namen finden. Niemand darf außer dem Kapitän und meinen Soldaten wissen, daß Frauen an Bord sind. Hast du das verstanden, Tochter?«

»Ja, Herr Vater«, hatte sie amüsiert erwidert. »Ich verstehe Euch vollkommen und weiß Eure Fürsorge zu schätzen.«

Diese Anordnungen hatte sie vor einer guten Woche bekommen, kurz danach waren ihre zahlreichen Reisekisten in aller Heimlichkeit zum Schiff gebracht worden und gestern, in aller Herrgottsfrühe hatte sie, gekleidet wie ein junger Mann aus gutem Hause, zusammen mit ihrer Zofe und der wie ein Walroß schnaufenden Frau von Ellberg die Planken einer eher unscheinbaren Kogge betreten. Der Kapitän der »Seenixe« hatte eigentlich nur den Auftrag, die Komtesse wohlbehalten in ihre neue Heimat zu bringen. Um dieses kostbare Gut jedoch so unauffällig wie möglich zu machen, hatte man noch Stoffe aus Seide und Leinen sowie Kupfer und Bauholz geladen.