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Die neue historisch verbrämte, romantische Abenteuerserie um das spannende, ruhelose Leben des großen Piraten Klaus Störtebeker gründet auf einem geschichtlichen Fundament. Er war der berüchtigtste Pirat am Wendepunkt des 14. zum 15. Jahrhundert. Leben, Lieben und Abenteuer des sagenumwobenen Piraten werden hautnah geschildert. Gleich der erste Roman liefert eine Erklärung, wie es den attraktiven Jungbauern aus Wismar auf die Meere verschlagen konnte, wie er seinen Kumpan Goedeke Michel kennenlernte und erste atemberaubende romantische Augenblicke erlebte. Sein Leben ist eine wahre Fundgrube zur Legende gewordener abenteuerlicher Geschichten. Die See und die Dämmerung waren an jenem verhängnisvollen Tag seine Verbündeten gewesen – und natürlich auch Melchior Rassbrandt, zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Damals, als er überzeugt gewesen war, endlich am Ziel seiner Wünsche angelangt zu sein und den berüchtigten Goedecke Micheel gefangen zu haben, hatte er ihn noch gebraucht. Melchior war stark wie ein Ochse, und ihm war es auch gelungen, trotz des starken Wellenganges das Boot mit kräftigen Ruderschlägen schnell in Fahrt zu bringen, so schnell, daß es von den miteinander kämpfenden Männern nicht gesehen wurde. Niemand auf der »Maria Anna« hatte ihre Flucht bemerkt. Zum Teufel! Vor Klaus Störtebeker war man sich doch niemals sicher. Immer tauchte er dort auf, wo man ihn am wenigsten erwartete. Warum reichte es ihm nicht, sich selbst die Taschen und den Wanst zu füllen? Warum mußte er stets und ständig den Retter spielen und damit die Pläne anderer Leute zunichte machen? Der Mann, der das dachte und jetzt einen leisen Fluch ausstieß, hockte hinter einem dichten Gebüsch nahe der Straße. Doch auch das heutige Vorhaben schien nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Schon seit über einer Stunde war kein Wagen hier vorbeigekommen, den er und seine Helfershelfer hätten überfallen können. Nur ein paar Bauern und Handwerker hatten ihre Karren mühselig hinter sich hergezogen. Bei denen war nicht viel zu holen, es lohnte sich nicht, ihnen das letzte Schwein zu stehlen oder ein paar armselige Münzen. Davon wurde er keinesfalls reich, man würde nur Aufsehen erregen, das er nicht gebrauchen konnte. Die Augen
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Seitenzahl: 128
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Die See und die Dämmerung waren an jenem verhängnisvollen Tag seine Verbündeten gewesen – und natürlich auch Melchior Rassbrandt, zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Damals, als er überzeugt gewesen war, endlich am Ziel seiner Wünsche angelangt zu sein und den berüchtigten Goedecke Micheel gefangen zu haben, hatte er ihn noch gebraucht. Melchior war stark wie ein Ochse, und ihm war es auch gelungen, trotz des starken Wellenganges das Boot mit kräftigen Ruderschlägen schnell in Fahrt zu bringen, so schnell, daß es von den miteinander kämpfenden Männern nicht gesehen wurde. Niemand auf der »Maria Anna« hatte ihre Flucht bemerkt.
Zum Teufel! Vor Klaus Störtebeker war man sich doch niemals sicher. Immer tauchte er dort auf, wo man ihn am wenigsten erwartete. Warum reichte es ihm nicht, sich selbst die Taschen und den Wanst zu füllen? Warum mußte er stets und ständig den Retter spielen und damit die Pläne anderer Leute zunichte machen?
Der Mann, der das dachte und jetzt einen leisen Fluch ausstieß, hockte hinter einem dichten Gebüsch nahe der Straße. Doch auch das heutige Vorhaben schien nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Schon seit über einer Stunde war kein Wagen hier vorbeigekommen, den er und seine Helfershelfer hätten überfallen können. Nur ein paar Bauern und Handwerker hatten ihre Karren mühselig hinter sich hergezogen. Bei denen war nicht viel zu holen, es lohnte sich nicht, ihnen das letzte Schwein zu stehlen oder ein paar armselige Münzen. Davon wurde er keinesfalls reich, man würde nur Aufsehen erregen, das er nicht gebrauchen konnte.
Die Augen des Räubers waren scharf wie die eines Falken, und seine Ohren vernahmen das Geräusch von rollenden Rädern immer schon von weitem.
Doch es blieb auch weiterhin still, nichts regte sich, nicht einmal eine Maus raschelte im Gras. Ingomar von Humfried oder Nikolaus Rupp, wie er sich jetzt nannte, gab nun seine angespannte Haltung auf und machte es sich bequem. Er streckte sich lang aus, schloß für eine Weile die Augen und rief sich den Tag seiner Niederlage wieder ins Gedächtnis.
Irgendwann waren er und Melchior der Küste nahe genug gekommen, daß sie endlich an Land gehen konnten. Trotz der Dunkelheit sahen sie beim Näherkommen die Umrisse von einigen Hütten und eine Kirche. Sie zerrten das Boot vom Strand bis zum Wald und versteckten es im Unterholz. Dort würde es vorerst nicht auffallen, wenn es überhaupt jemand fand. Das Boot war auch längst nicht so wichtig wie der Hunger, der ihnen die Mägen laut knurren ließ. Noch schlimmer als der Hunger war jedoch der Durst gewesen. Ihre Zungen schienen am Gaumen festgeklebt zu sein. Rasend vor Zorn, aber doch darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, schlichen sie durch das Dorf und fanden schließlich einen Brunnen. Ein Eimer stand auch noch da. Es war also einfach, an Wasser zu gelangen. Sie tranken, bis sie meinten, keinen Tropfen mehr herunter zu bekommen. Der Duft von Geräuchertem stieg ihnen in die Nase, ließ sie wie Hunde diese Spur verfolgen, bis sie an einem Gehöft ankamen, wo sie fanden, was sie suchten. Mit Speck und Schinken in den Händen verließen sie das Dorf, rasteten am Waldrand und verschlangen dort beinahe die Hälfte ihrer Beute. Nur gut, daß sie scharfe Messer bei sich trugen, um sich das Geräucherte in mundgerechte Scheiben schneiden zu können.
»Und was machen wir nun?« hatte Melchior Rassbrandt gefragt, nachdem er sich den Mund mit dem Handrücken abgewischt und sein Messer weggesteckt hatte. »Wir haben nun nicht mehr als das nackte Leben.«
»Das wird sich bald wieder ändern, laß mich nur machen.« Ingomar von Humfried hatte laut gegähnt, sich ins Gras geflegelt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. »Bis jetzt ist mir immer etwas eingefallen, wie du recht gut weißt. Aber nicht zu dieser Stunde, ich bin viel zu müde, um einen klaren Gedanken fassen zu können.«
Er hatte die Augen geschlossen und war binnen weniger Minuten eingeschlafen, zumindest hatte Melchior das geglaubt. Er hatte jedoch so lange wach gelegen, bis er dessen leise Schnarchtöne gehört hatte. Dann war er lautlos aufgestanden, hatte sein Messer hervorgeholt und damit seinen Begleiter erstochen. Er brauchte ihn jetzt nicht mehr, er war ihm nur lästig auf dem Weg nach oben. Außerdem hatte er viel zuviel gewußt.
Seitdem waren mehr als vier Wochen vergangen. Er, Ingomar von Humfried, hatte Aufnahme bei einer Räuberbande gefunden, die in der Gegend rund um Doberan ihr Unwesen trieb. Bei ihnen, in ihren Höhlen und Ruinen, hatte er sich verbergen und seine Wunden lecken können. Und durch sie wollte er auch zu Geld kommen – zu sehr viel Geld. Das brauchte er, um sich an seinen Feinden zu rächen, um sich Freunde zu erkaufen, und um sein Ziel doch noch zu erreichen. Eines Tages würde er als vermögender und geachteter Mann vor dem Stralsunder Bürgermeister stehen und um die Hand seiner Tochter bitten.
Bis jetzt war ihm das Glück hold gewesen. Angeführt von Busso, dem Einäugigen, hatten sie wohlhabende Kaufleute und Adlige ausgeraubt und mitunter sogar getötet, wenn diese ihre Taschen und Truhen nicht hatten öffnen wollen.
In diesem Augenblick zuckte der vermeintliche Nikolaus Rupp zusammen, denn er vernahm ganz deutlich das Wiehern von Pferden. Er richtete sich auf und spähte durch das Blätterwerk. Fast gleichzeitig hörte er das Signal des Hauptmannes. Es war das Zeichen zum Angriff.
*
»Henrike, es hilft nicht, du wirst noch mehr Beeren und Pilze suchen müssen. Man muß diesen Sommer nutzen, so viele Waldfrüchte hatten wir seit langem nicht. Getrocknetes und Gepökeltes können wir noch den ganzen Winter über essen.« Paula Jansen blickte ihre jüngste Tochter mit einer gewissen Strenge an, während sie den Brotteig knetete. Schließlich wußte sie genau, daß diese lieber bei den Nonnen des nahe gelegenen Klosters im Kräutergarten half, als in den Wald zu gehen. Nun, so ganz ungefährlich war es ja auch nicht, vor allem nicht, wenn man hübsch und jung war.
»Aloisia oder Brunhilde könnten doch auch mal...«
»Nichts da! Die beiden sind weit kräftiger als du, die müssen das Vieh versorgen und auf dem Feld arbeiten.« Mit diesen barschen Worten schnitt die Bäuerin der Tochter das Wort ab, bedachte sie mit einem weiteren mißbilligenden Blick, setzte dann jedoch gutmütig hinzu, als sie Henrikes trotzige und zugleich ängstliche Miene sah: »Vielleicht kannst du Jan überreden, daß er mit dir geht. In diesem Fall könntet ihr noch Holz und Kienäpfel sammeln.«
»Ja, Mutter, ich werde ihn fragen«, erwiderte das Mädchen folgsam, obwohl es ganz genau wußte, daß Jan sie nur allzu gern begleiten würde. Er mochte sie, und sie ihn eigentlich auch – als guten Freund. Als ihren Gemahl konnte sie sich ihn allerdings nicht so recht vorstellen. Jan war zwar sehr fleißig, und zu allen möglichen Arbeiten auf dem Feld und im Haus taugte er auch. Aber er war nicht sehr mutig, er würde sie bestimmt nicht beschützen, falls sie im Wald von einem Räuber oder wilden Tier überfallen würde.
Jan würde wahrscheinlich schreiend davonlaufen. Er war übrigens der Sohn des Nachbarn und würde einmal den Hof erben. Diese Tatsache genügte ihren Eltern, um in ihm einen Freier für eine ihrer Töchter zu sehen. Leider gefiel sie, Henrike, dem tapsigen Jan Höllriegel am besten. Ihr wäre es jedoch lieber gewesen, wenn er sich für Aloisia oder Brunhilde interessiert hätte.
Henrike hatte inzwischen die Küche verlassen, hatte zwei Körbe genommen sowie die große Kiepe, die man auf dem Rücken tragen konnte. Ihre Kleidung war angemessen, und festes Schuhwerk trug sie auch. Ihr Haar bedeckte sie jedoch nicht, sondern flocht es noch einmal zu festen Zöpfen und steckte diese am Hinterkopf mit einer Nadel fest.
Jan hatte offensichtlich auf sie gewartet. Ungeachtet väterlicher Aufträge lungerte er in der Nähe herum und stürzte sich förmlich auf Henrike, als diese aus dem Haus trat. »Mir scheint, du gehst wieder Beeren und Pilze sammeln.«
»So ist es. Du kannst ja mitkommen. Die Mutter braucht noch Holz und Kienäpfel.«
»Die braucht meine auch. Ich hole nur noch die Weidenkörbe.« Jan marschierte eilig zum Haus und war nach wenigen Minuten wieder da. Er nickte Henrike begeistert zu und ging dann an ihrer Seite den Weg entlang, der zum Wald führte. Sie sprachen leise miteinander, scherzten und lachten, aber Henrike übersah bewußt die Blicke, mit denen er sie immer wieder begehrlich musterte. Sie wollte ihn nicht kränken, ermuntern allerdings auch nicht.
Doch heute wuchs der schüchterne Jan über sich hinaus, er blieb abrupt stehen und sagte: »Der Vater will das Haus vergrößern, wir hätten dann genug Platz, auch für ein paar Kinder.«
Sie blieb ebenfalls stehen, entgeistert und sekundenlang sprachlos. Doch dann fing sie sich und erwiderte lachend: »Fürwahr, eine romantische Werbung mit Kniefall und schönen Worten war das nun gerade nicht.«
Er zuckte nur mit den Schultern. »Dergleichen liegt mir nicht.«
»Ja, ich weiß.« Sie sah zu ihm auf, der mehr als einen Kopf größer war als sie. Sie blickte in warme braune Augen, sah darin seine Zuneigung für sie und dachte, daß er vermutlich ein guter Ehemann sein würde. Er war noch jung und gesund und vor allem gutmütig. Er würde sie wahrscheinlich niemals schlagen, wie es so mancher andere Ehemann tat. Er war nicht reich, hatte aber ein gutes Auskommen, und er war der einzige Sohn. Er mußte sein Erbe mit niemandem teilen. Und doch stichelte sie: »Mich willst du, nicht eine meiner Schwestern?«
»Deine Schwestern...? Ph...« Er machte eine abwertende Geste und setzte dann erklärend hinzu: »Die gefallen mir nicht, sie haben beide ein großes Mundwerk, besonders Aloisia, und sind so grob wie Stallmägde. Du aber bist fein und zierlich, hast Haare wie gesponnenes Gold, eine schöne Stimme und bist klug. Werde bitte mein Weib, ich bitte dich von Herzen darum.«
Sie standen sich gegenüber, hatten ihre Körbe auf die Erde gestellt und schauten sich an. Sein Blick war verlangend und voller Liebe, der ihre eher nachdenklich. Ihre Eltern würde es freuen, wenn sie sich für den Sohn des Nachbarn entschied. Man wußte sie dann gut versorgt. Und eine eigene Häuslichkeit war auch nicht zu verachten. Was wollte sie mehr?
»Ja, ich will dein Weib werden«, sagte sie nun fest, »aber noch nicht gleich, erst wenn meine Aussteuer fertig ist. Gar so armselig möchte ich doch nicht in die Ehe gehen.«
Jan war damit zufrieden. Geduldig und genügsam, wie er nun einmal war, bedeutete diese Antwort für ihn beinahe schon die Seligkeit auf Erden.
»Rike!« jauchzte er und nahm sie so stürmisch in die Arme, daß ihr die Kiepe von den Schultern rutschte. »Ich bin ja so glücklich. Wollen wir es nachher gleich den Eltern sagen?«
»Wenn du es so willst, dann...« Weiter kam sie nicht, denn er bedeckte ihren Mund mit dem seinen. Ihr gefielen seine Liebkosungen nicht sonderlich, sie nahm sie jedoch hin, wie etwas, was nicht zu umgehen war.
*
»Nun haben wir aber genug Beeren, Pilze ebenfalls. Oder was meinst du?« Henrike zeigte auf die reiche Ausbeute in ihren Körben.
»Ich denke, es genügt«, erwiderte er, während er das gesammelte Holz zusammenband. »Kienäpfel haben wir auch reichlich gefunden. Mehr können wir nun weiß Gott nicht tragen, vor allem du nicht.«
Er nahm ihr die Kiepe ab und befestigte sie auf seinem Rücken. »Es reicht, wenn du die Körbe mit den Pilzen nimmst. Alles andere werde ich mir aufladen.«
Sie strich flüchtig über seine Wange, zum Dank, und weil sie wußte, wie sehr er sich darüber freute.
»Nun, dann komm, meine liebe Braut, gehen wir heim und sagen den Eltern, daß wir uns verlobt haben«, erklärte er nun, küßte sie nochmals und machte sich dann mit ihr auf den Heimweg.
Kaum im Dorf angekommen, vernahmen sie ein aufgeregtes und Stimmengewirr. Von überall her hörten sie immer wieder denselben Namen: Klaus Störtebeker. Und dann sahen sie ihn. Er mußte es sein, denn in all den Geschichten, die man sich über ihn erzählte, war er stets der blonde blauäugige Held, der andere Männer mit seiner Größe und seinem Mut bei weitem übertraf. An die Tür des Wirtshauses gelehnt, stand er da, einen Humpen mit Bier in der Hand, und er schien sich über etwas zu amüsieren.
Henrike vergaß bei diesem Anblick, daß sie zwei Körbe mit Waldfrüchten trug, die nicht gerade leicht waren.
»Ja, das ist er wohl«, meinte Jan, nachdem er den Mann genauer betrachtet hatte. »Ich hab’ gehört, daß er hier in der Nähe vor Anker gegangen sein soll.«
»Und was macht er hier in unserem Dorf?« flüsterte Henrike.
»Weiß nicht, hat anscheinend mal wieder irgendwas mit der Obrigkeit auszufechten. Komm, laß uns weitergehen!«
Sie nickte, starrte aber noch immer zu dem breitschultrigen Piraten hin, der inmitten einiger Bauern und Handwerker stand und sie, die kleine Henrike, ganz gewiß nicht sah.
Unterdessen versammelten sich immer mehr Männer, Frauen und Kinder auf dem Platz vor der Schenke, man drängelte sogar. Und so kam es, daß sie Jan aus den Augen verlor, immer weiter geschoben wurde und sich schließlich ängstlich umsah.
»Fürchte dich nicht, Mädchen«, sagte plötzlich jemand dicht neben ihr. Sie erschrak und war gleichzeitig freudig erregt. Es war Klaus Störtebeker, der sie nun aus dem Gedränge heraus führte und leise fragte: »Du hast wohl deinen Schatz verloren?«
»Ja, er ist mir irgendwie abhanden gekommen.«
»Wir werden ihn gemeinsam suchen«, versprach Klaus lächelnd. »Aber vorher schenke ich dir noch etwas für die Aussteuer.« Henrike schaute entgeistert zu, wie er einen Beutel aus seinem Wams zog, diesen geschwind in einen ihrer beiden Körbe warf und unter die Pilze mischte. Und dieser Beutel war so schwer, daß er nur mit Münzen gefüllt sein konnte.
»Danke, Herr.« Mehr bekam sie vor Überraschung nicht heraus.
Er lächelte ihr zu, nahm sanft ihren Arm und ging dann mit ihr immer weiter, bis sie vor Jan standen, der sie schon verzweifelt gesucht hatte.
»Rike, da bist du ja endlich. Es ist allmählich an der Zeit, daß wir nach Hause kommen. Unsere Mütter werden sich bereits Sorgen machen.« Jan drängte zur Eile, denn es gefiel ihm nicht, seine Braut in der Begleitung eines anderen Mannes zu sehen. Und dabei war es völlig egal, wer dieser andere Mann war. Klaus Störtebeker argwöhnisch musternd, setzte er noch förmlich hinzu: »Ich danke Euch, daß Ihr meine Braut... beschützt habt. Doch nun müssen wir gehen. Lebt wohl.«
»Viel Glück«, antwortete Klaus, nickte den beiden noch zu und ging dann zum Wirtshaus zurück, wo Gerd Windmaker und noch zehn seiner Schiffsknechte auf seine Befehle warteten. Sie würden in Kürze weiterziehen müssen, was er bedauerte, genauso wie er es bedauerte, kein Zuhause zu haben. Er war doch eigentlich immer nur auf der Flucht vor der Obrigkeit und ihren ganz gnadenlosen Häschern. Manchmal hatte er schon daran gedacht, sich irgendwo zur Ruhe zu setzen, einen anderen Namen anzunehmen, sich ein Weib zu nehmen und Kinder in die Welt zu setzen.
Würde so ein Leben ihn glücklich machen? Wohl kaum. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Er war doch noch viel zu jung, um sein Leben in Ruhe und Beschaulichkeit zu verbringen. Er brauchte den Kampf und die Herausforderung – und das Gefühl, den Armen wieder einmal geholfen zu haben, auch wenn er dem Galgen oft schon sehr nahe gewesen war.