Wie soll es mit uns weitergehen? - Gloria von Felseneck - E-Book

Wie soll es mit uns weitergehen? E-Book

Gloria von Felseneck

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Beschreibung

Wir sollten endlich zusammenziehen, dachte Gertraude Jennings missmutig, als sie an diesem Nachmittag das Miethaus in der Uhlandstraße betrat und die vier Treppen bis zu Friedos Wohnung emporstieg. Dabei schien die Tasche mit Wäsche, die sie in der Hand hatte, immer schwerer zu werden. Die junge Frau seufzte leise. Es war für sie allmählich doch umständlich und zeitraubend, zwei Haushalte zu führen, denn ihr Freund war zwar klug, gewissenhaft und charmant, aber in häuslichen Dingen eine glatte Niete. Offenbar hatte er niemals gelernt, sich auch nur einen Knopf anzunähen, von größeren Sachen wie Wäsche waschen und Kochen ganz zu schweigen. Er hatte eben zwei linke Hände, wie er selbst immer lachend und treuherzig zu sagen pflegte, würde aber bestimmt ein guter Land- und Forstwirt werden. Und er brauchte eine zuverlässige und liebevolle Frau an seiner Seite – er brauchte sie. Das hatte er ihr schon bei verschiedenen Gelegenheiten zu verstehen gegeben – im Rausch einer Liebesnacht, bei gemeinsamen Mahlzeiten, bei Zahnschmerzen, Magenbeschwerden und vielem mehr. Sie war ihm unentbehrlich geworden. So richtig gesagt hatte er ihr das jedoch noch nie. Unterdessen war sie vor der Wohnung angekommen und holte den Schlüssel aus ihrer Jackentasche. Doch heute konnte sie die Tür nicht aufschließen, weil von der anderen Seite offenbar ein Schlüssel im Schloss steckte. Friedo war also schon zu Hause, obwohl sein Fitnesstraining erst um 19. 00 Uhr beendet war. Sie wunderte sich einerseits und war zum anderen besorgt. Vielleicht ging es ihm nicht gut, und er war deshalb früher nach Hause gegangen. »Er hätte mich auch anrufen können«, murmelte sie vor sich hin und drückte dann auf den Klingelknopf, einmal, zweimal und dann noch einmal, bis die Tür endlich geöffnet wurde. »Ach, du bist es.« Friedo Cramer war sehr verlegen, was sie von ihm nicht kannte.

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Fürstenwelt – 8 –

Wie soll es mit uns weitergehen?

Gertrauds will nicht ein zweites Mal weinen müssen …

Gloria von Felseneck

Wir sollten endlich zusammenziehen, dachte Gertraude Jennings missmutig, als sie an diesem Nachmittag das Miethaus in der Uhlandstraße betrat und die vier Treppen bis zu Friedos Wohnung emporstieg. Dabei schien die Tasche mit Wäsche, die sie in der Hand hatte, immer schwerer zu werden. Die junge Frau seufzte leise. Es war für sie allmählich doch umständlich und zeitraubend, zwei Haushalte zu führen, denn ihr Freund war zwar klug, gewissenhaft und charmant, aber in häuslichen Dingen eine glatte Niete. Offenbar hatte er niemals gelernt, sich auch nur einen Knopf anzunähen, von größeren Sachen wie Wäsche waschen und Kochen ganz zu schweigen. Er hatte eben zwei linke Hände, wie er selbst immer lachend und treuherzig zu sagen pflegte, würde aber bestimmt ein guter Land- und Forstwirt werden. Und er brauchte eine zuverlässige und liebevolle Frau an seiner Seite – er brauchte sie. Das hatte er ihr schon bei verschiedenen Gelegenheiten zu verstehen gegeben – im Rausch einer Liebesnacht, bei gemeinsamen Mahlzeiten, bei Zahnschmerzen, Magenbeschwerden und vielem mehr. Sie war ihm unentbehrlich geworden. So richtig gesagt hatte er ihr das jedoch noch nie.

Unterdessen war sie vor der Wohnung angekommen und holte den Schlüssel aus ihrer Jackentasche. Doch heute konnte sie die Tür nicht aufschließen, weil von der anderen Seite offenbar ein Schlüssel im Schloss steckte. Friedo war also schon zu Hause, obwohl sein Fitnesstraining erst um 19.00 Uhr beendet war. Sie wunderte sich einerseits und war zum anderen besorgt. Vielleicht ging es ihm nicht gut, und er war deshalb früher nach Hause gegangen. »Er hätte mich auch anrufen können«, murmelte sie vor sich hin und drückte dann auf den Klingelknopf, einmal, zweimal und dann noch einmal, bis die Tür endlich geöffnet wurde.

»Ach, du bist es.« Friedo Cramer war sehr verlegen, was sie von ihm nicht kannte. Er schien plötzlich ein anderer Mensch zu sein, und er wollte sie offensichtlich schnell wieder loswerden. Den Eindruck hatte sie jedenfalls. Hastig griff er nach der Tasche mit der Wäsche und stellte sie in den Korridor, sagte zu Gertraude jedoch: »Kannst du morgen wiederkommen? Ich … ich habe nämlich Besuch … einen Freund … und der ist total … betrunken. Du fällst um, wenn du ihn dir ansiehst und die Unordnung, die er gemacht hat.«

»Ich kann dir doch helfen«, schlug sie vor und wollte an ihm vorbeigehen.

Er hielt sie jedoch fest und drängte sie unmissverständlich zum Ausgang zurück. »Nein, fahre lieber nach Hause! Es ist besser so, glaube mir. Ich werde dir … morgen alles genau … erklären.«

»Wenn du meinst …«, antwortete sie gekränkt und verwirrt zugleich. »Dann komme ich eben morgen wieder.« Sie hastete die Treppe hinab. Und als sie kurz darauf in ihrem kleinen Gebrauchtwagen saß, fragte sie sich verärgert, ob Friedo etwa Geheimnisse vor ihr hatte, denn das Märchen von dem betrunkenen Freund konnte sie ihm einfach nicht glauben. Er war sichtlich nervös gewesen, als ob sie ihn bei etwas gestört oder ertappt hatte. Aber auf jeden Fall sollte sie nicht sehen, was er trieb. Das war offensichtlich gewesen. Doch sie würde sich nicht so abspeisen lassen, sie würde schon noch herausbekommen, wer dieser ominöse Besucher war. Ihr Gefühl sagte ihr jedoch, dass es sich um eine Frau handelte. Und diese Frau war ganz sicher nicht seine Mutter, Schwester oder irgendeine Tante oder Cousine, auch keine Schulfreundin. In diesem Zusammenhang fiel ihr wieder einmal auf, dass sie sehr wenig von Friedos Familie wusste, obwohl sie schon seit mehr als drei Jahren miteinander befreundet waren. Sie wohnten zwar nicht zusammen, hatten aber bis jetzt immer ihre freie Zeit miteinander verbracht, manchmal sogar den Urlaub, die Feiertage so wie Weihnachten und Ostern allerdings noch nie. Bis jetzt hatte sie das auch nicht gestört, denn sie wollte Friedo erst dann ihren Eltern, ihrem Bruder und der übrigen Verwandtschaft vorstellen, wenn sie sich verlobten.

Doch vielleicht kam es niemals soweit, vielleicht hatte er eine andere. Oder sie selbst war nur das Mädchen, das ihm während des langen Studiums das Bett wärmte, seine Wohnung in Ordnung hielt und seine Sachen wusch.

Gertraude, jetzt siehst du viel zu schwarz, schimpfte sie mit sich selbst. Bis jetzt hattest du doch keine Veranlassung, an ihm zu zweifeln. Er hat dich heute zwar vor die Tür gesetzt, doch dafür wird es eine ganz harmlose Erklärung geben.

*

Die harmlose Erklärung war vierundzwanzig Jahre alt, hübsch, gertenschlank und blond und hieß Gabriele. Sie saß auf der breiten Liege, die Friedo auch als Bett diente, und fragte argwöhnisch, nachdem er sich wieder zu ihr gesetzt hatte: »Wer war denn das?«

»Die Frau, die mir die Wäsche macht. Das siehst du doch.« Friedo hatte die Tasche geöffnet und zeigte nun auf Hemden, Jeanshosen, Unterwäsche, Socken und Taschentücher.

»Ach so.« Gabrieles Misstrauen erlosch sofort, sie lächelte ihm zu und schlug vor: »Wollen wir irgendwo essen gehen? Ich habe Hunger.«

»Von mir aus.« Der junge Mann war wenig begeistert. »Ich ziehe mir nur etwas anderes an.«

»Das ist echt nett von dir«, lästerte sie. »Ich habe schon angenommen, dass du in diesem Räuberzivil mit mir ausgehen wolltest. So wie du herumläufst, hätte man uns höchstens in eine Eckkneipe hineingelassen.«

»Und so ein volkstümliches Lokal ist der hochwohlgeborenen Komtesse von Wildenstein natürlich nicht fein genug.«

»Nein«, gab sie schnippisch zu. »Das weißt du doch.«

»Ja, ja«, spöttelte er, während er seinen besten Anzug aus dem Schrank nahm. »Du wärst in einer Kneipe auch fehl am Platze, würdest aussehen wie ein Papagei unter ganz gewöhnlichen Haussperlingen.«

Sie überging diesen burschikosen Vergleich – von einem angehenden Landwirt war eben keine Romantik zu erwarten – und fragte statt dessen: »Wie lange willst du denn noch bei den – äh – Haussperlingen bleiben?«

»Bis ich mein Studium beendet und ein praktisches Jahr absolviert habe, also insgesamt noch knapp zwei Jahre, wenn alles normal verläuft.« Friedo Cramer hatte inzwischen auch ein passendes Oberhemd gefunden und ging mit der Kleidung ins Bad, wo er sich dann umzog.

Gabriele hielt diese Diskretion für übertrieben, schließlich kannten sie sich seit ihren Kindertagen. Friedo war zwar fünf Jahre älter als sie, war aber immer ihr Spielgefährte und Begleiter gewesen – bis er sein Studium in Dresden begann. Seit dieser Zeit kam er nicht mehr allzu oft nach Hause, was nicht nur sie und seine Freunde, sondern auch seine Eltern häufig beklagten. Aber irgendwann musste er ja zurückkommen, das war schließlich seine Pflicht. Und seine Pflicht war es auch, sie zu heiraten, denn sie hatte nun wirklich lange genug auf ihn gewartet. Sie wollte ihn unbedingt haben, diesen attraktiven Mann mit der athletischen Figur und dem goldenen Hintergrund.

Friedo Cramer wusste, welche Wünsche Gabriele sowie ihre und seine Eltern hegten. Er ließ sie alle mehr oder weniger in dem Glauben, dass es auch die seinen wären, dachte aber nicht im Traum daran, die Komtesse zu heiraten, und hoffte, sie würde eines Tages das Warten aufgeben und sich anders orientieren. In den letzten Monaten hatte er nichts mehr von ihr gehört, sodass er angenommen hatte, sein frommer Wunsch hätte sich erfüllt.

Anscheinend hatte er sich zu früh gefreut, denn heute hatte sie ganz überraschend vor seiner Tür gestanden und wäre ihm um den Hals gefallen, wenn er ihr nicht geschickt ausgewichen wäre. Nur gut, dass Gertraude um die Zeit noch in der Firma war, nicht auszudenken, wenn die beiden sich begegnet wären. Und eben wäre es beinahe doch noch passiert, er hatte es gerade noch verhindern können, auch wenn er nicht nach der feinen englischen Art gehandelt hatte. Aber morgen würde er alles wiedergutmachen – bei seiner Gerti, die er von Herzen liebte. Sie sah vielleicht nicht ganz so gut aus wie Gabriele, war aber warmherzig und hilfsbereit. Sie verzieh ihm seine kleinen Schwächen, und er hoffte, dass sie ihm auch eines Tages eine große Lüge verzeihen würde.

Gabriele von Wildenberg ahnte, dass sie eine Rivalin hatte, aber das bekümmerte sie nicht sehr. Noch waren sie und Friedo ja nicht verheiratet, da konnte er sich ruhig eine kleine Liebschaft leisten. Doch später würde sie so etwas nicht mehr dulden. Aber sie würde ihn ab jetzt ein wenig mehr im Auge behalten müssen, sonst hatte sie doch noch das Nachsehen. Davon sollte er allerdings nichts merken. Männer reagierten mitunter recht seltsam, wenn sie sich beobachtet fühlten.

*

Gabriele und Friedo verbrachten diesen Abend gemeinsam und schlenderten, nachdem sie in einem Spezialitätenrestaurant gegessen hatten, die Prager Straße entlang bis zum Altmarkt. Sie unterhielten sich über alles Mögliche, bis die Komtesse unvermutet fragte: »Was hältst du von einem gemeinsamen Urlaub?«

Er blickte sie verdutzt an. »Du meinst … wir beide?«

»Ja, natürlich, wer sonst?«

»Hast du keinen Freund, mit dem du verreisen kannst?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«

Er lachte amüsiert. »Aber Gaby, du willst mir doch nicht weismachen wollen, dass eine so hübsche Frau wie du ohne Mann ist? Wartest du etwa auf einen Märchenprinzen?«

»Nein, ich warte auf dich«, entfuhr es ihr unbedacht.

»Auf mich?«, rief er in gut gespieltem Erstaunen aus. »Wir sind doch wie Bruder und Schwester. Außerdem werde ich mich in den nächsten Jahren ganz bestimmt noch nicht verheiraten. Das steht schon mal fest. Und das weißt du auch.«

»Ja«, erwiderte sie gleichmütig. »Du hast es schon mehrmals angedeutet. Dann muss ich mir wohl tatsächlich einen anderen Mann suchen.«

»Hm«, murmelte er, »das wäre am besten.«

Sie nickte vor sich hin und erkundigte sich dann: »Hast du jemanden?«

Ja, wollte er sagen und schwieg doch. Gabriele war unberechenbar und schwatzhaft, sie würde sofort seinen Eltern davon berichten. Dann musste er ihnen Rede und Antwort stehen. Sie würden fragen und fragen, ihn ausquetschen wie eine Zitrone und dabei erfahren, dass ihr Sohn eine bürgerliche Frau liebte. Was sie von einer solchen Schwiegertochter hielten, wusste er nicht genau. In seinen Kreisen war es immer noch üblich, standesgemäß zu heiraten. Aber eines Tages würde er selb-ständig sein, dann konnten sie sagen und tun, was sie wollten. Er würde Gertraude heiraten, ob ihnen das nun gefiel oder nicht. Doch vorerst musste er schweigen, daher murmelte er nur: »Ja, habe ich, aber überhaupt nichts von Bedeutung.«

»Dann bin ich beruhigt.« Gabriele lachte und streichelte seine Hand. Sie lachte auch noch, als er diese schnell fortzog und in die Hosentasche steckte.

Unterdessen waren sie vor dem Hotel angekommen, in dem Gabriele ein Zimmer gebucht hatte.

»Komm, gehen wir noch in die Bar und genehmigen uns einen Drink zum Abschied«, zwitscherte sie, doch er schüttelte heftig den Kopf, küsste sie brüderlich auf die Wange und sagte dann leise, aber fest: »Vielen Dank für deinen Besuch, Gaby. Es war schön, dich wiederzusehen und über die alten Zeiten zu reden, aber jetzt solltest du nach vorn schauen. Du bist ein Paradiesvogel, ich aber nur ein Wald- und Wiesenmensch. Wir passen ganz einfach nicht zusammen.«

Davon war sie keinesfalls überzeugt. Doch sie lächelte nur und versprach, ihn anzurufen, wenn sie wieder zu Hause war. Dazu brauchte sie jedoch endlich seine Telefonnummer.

»Gaby, was soll das?« Seine Stimme klang nachsichtig und so, als würde er mit einem verzogenen Kind reden. »Mama und Papa haben dir meine Adresse gegeben, aber sie haben dir doch sicher auch gesagt, dass ich von zu Hause möglichst nicht angerufen werden will. Wie soll ich denn mein Inkognito aufrechterhalten? Ich melde mich ab und zu bei dir – ja?«

»Das hast du mir schon mal versprochen«, antwortete sie schnippisch. »Aber gemacht hast du es nicht.«

»Ich werde mich bessern«, beteuerte er, weil er befürchtete, sie könnte bald wieder vor seiner Wohnungstür stehen und damit seine Beziehung zu Gertraude gefährden. Und um sie ein wenig zufriedenzustellen, nahm er sie nun doch in die Arme und küsste sie flüchtig auf den Mund – so wie man seine Schwester küsst. Für Gabriele bedeutete dieser Kuss jedoch viel mehr. Er vermittelte ihr die Hoffnung, Friedo Cramer doch noch zu erobern, auch wenn es jetzt noch nicht so aussah.

*

Sehr erleichtert, dass Gabriele wieder abgereist war, machte sich Friedo am nächsten Abend auf den Weg zu Gertraude. Er hatte Blumen und Konfekt gekauft, war aber nicht so ganz zufrieden mit sich. Warum nur hatte er ihr die Lüge von dem betrunkenen Freund aufgetischt? Hätte ihm nicht etwas Besseres einfallen können? Hätte er die beiden Frauen nicht miteinander bekannt machen sollen – so ganz einfach: Das ist Gertraude und das ist Gaby?

Nein, er schüttelte den Kopf. Die liebe Gaby hätte ihn sofort berichtigt, sie hätte sehr selbstbewusst ihre adlige Herkunft betont und ihn selbst möglicherweise verraten. Doch das durfte vorläufig nicht sein.

So grübelte er, bis er in der Vorstadt angekommen war und sein Auto vor dem Miethaus abgestellt hatte, in dem Gertraude wohnte. Sie wusste, dass er sie besuchen würde, schließlich hatte er sich telefonisch angemeldet. Als er nun vor ihrer Tür ankam, beschlich ihn das gleiche mulmige Gefühl, das sich immer bei Prüfungen einstellte, und er fragte sich, ob Gertraude ihm sehr böse war.

Sie war es nicht, aber er spürte doch eine gewisse Kühle, die von ihr ausging, und bemerkte ihren fragenden Blick.

»Mein … Schulfreund ist wieder weg«, begann er zögernd und drückte Gertraude die Blumen und die Pralinen in die Hand. »Es tut mir … leid, dass ich dich … wegschicken musste, aber Hotte war nicht mehr vorzeigbar. Er hat sich betrunken, weil seine Freundin ihn verlassen hat … und hat sich bei mir ausgeheult.«

Seine Zerknirschung ließ Gertraude versöhnlich lächeln. »Ist ja schon gut. Ich hoffe, er hat dir nicht die Einrichtung demoliert oder dein Geschirr zerschlagen.«

»Hat er nicht, er ist irgendwann eingeschlafen und heute Morgen schon sehr getröstet zur Arbeit gegangen. Ich war sehr froh, als er endlich abgehauen ist.« Friedo presste Gertraude, die unterdessen die Blumen in die Vase gestellt und die Konfektschachtel auf den Küchentisch gelegt hatte, fest an sich und murmelte: »Sei nicht mehr sauer auf mich.«

»Bin ich doch gar nicht.«

»Aber du warst es«, beharrte er und blickte sie reumütig an. »Ich wäre es an deiner Stelle auch gewesen. Du wäscht mir meine Sachen, bringst sie auch noch her und wirst dann nicht einmal in die Wohnung gelassen.«

»Wollen wir nicht lieber über etwas anderes reden?« Sie strich ihm über die Wange, küsste ihn zärtlich und fragte dann verschmitzt: »Hast du Hunger?«

»Hm – sehr. Lass uns ins Bett gehen.«