Ich werde dich erobern! - Gloria von Felseneck - E-Book

Ich werde dich erobern! E-Book

Gloria von Felseneck

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Beschreibung

Romantische Liebesgeschichten voller Herz, Schmerz und Dramatik werden von den besten Schriftstellerinnen erzählt. Wie aufregend und spannend die Liebe sein kann, wird von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd geschildert. Man möchte diese süchtig machenden Romane in einem Atemzug regelrecht verschlingen... Wenn man jemandem eine Überraschung bereiten will, dann erlebt man mitunter selbst eine, manchmal sogar eine böse. Diese unangenehme Erfahrung musste an diesem sonnigen Spätsommertag Florian von Geertz, Fürst zu Klettwitz machen. Mit einem erlesenen Blumenstrauß in den Händen und einem überaus kostbaren Ring in der Jacketttasche betrat der junge Mann den weitläufigen Garten, der zur eleganten Villa der Baronin Jassener gehörte. Er nahm zu Recht an, dass die Hausherrin an ihrem Lieblingsplatz bei den Rosen zu finden war. Die schöne Monika pflegte hier ihre Siesta zu halten. Der Fürst stellte sich ihr strahlendes und überraschtes Gesicht vor, wenn er ihr die Blumen überreichte – und den Ring. Sie würde vor Freude und Glück jubeln. Und dann würde er sie bitten, ihn zu heiraten. Vielleicht beschleunigte sein Antrag die längst überfällige Scheidung von ihrem alten, ewig nörgelnden Ehemann. So dachte der verliebte Fürst, während er raschen Schrittes durch den Garten ging. Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Es konnte doch nicht möglich sein, dass sich seine geliebte Monika gerade stürmisch mit einem schwarzhaarigen Mann küsste. Dabei hatte sie ihm noch gestern zärtlich versichert, nur ihn allein würde sie lieben, und er wäre ihr ein und alles. Offenbar hatte sie ganz andere Vorstellungen von der Liebe als er, dem Treue und Aufrichtigkeit wichtig waren. Florian sah sich das verliebte Treiben eine kleine Weile mit an. Als die beiden jedoch nicht aufhörten, sich zu küssen und zu streicheln, räusperte er sich vernehmlich. Monika und ihr Liebhaber fuhren erschrocken auseinander und schauten entgeistert auf den Fürsten, der mit mokantem Lächeln auf sie zuging. Er legte der Baronin, die etwa in seinem Alter, also zweiunddreißig war, den Strauß in den Schoß. Den Ring ließ er allerdings, wo er war. Anzüglich sagte er: »Offensichtlich kann ich dir zu einem neuen Glück gratulieren, meine Liebe.«

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Lovestory Edition – 2–

Ich werde dich erobern!

Wird Franziskas Plan gelingen?

Gloria von Felseneck

Wenn man jemandem eine Überraschung bereiten will, dann erlebt man mitunter selbst eine, manchmal sogar eine böse.

Diese unangenehme Erfahrung musste an diesem sonnigen Spätsommertag Florian von Geertz, Fürst zu Klettwitz machen. Mit einem erlesenen Blumenstrauß in den Händen und einem überaus kostbaren Ring in der Jacketttasche betrat der junge Mann den weitläufigen Garten, der zur eleganten Villa der Baronin Jassener gehörte. Er nahm zu Recht an, dass die Hausherrin an ihrem Lieblingsplatz bei den Rosen zu finden war. Die schöne Monika pflegte hier ihre Siesta zu halten. Der Fürst stellte sich ihr strahlendes und überraschtes Gesicht vor, wenn er ihr die Blumen überreichte – und den Ring. Sie würde vor Freude und Glück jubeln.

Und dann würde er sie bitten, ihn zu heiraten. Vielleicht beschleunigte sein Antrag die längst überfällige Scheidung von ihrem alten, ewig nörgelnden Ehemann. So dachte der verliebte Fürst, während er raschen Schrittes durch den Garten ging.

Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Es konnte doch nicht möglich sein, dass sich seine geliebte Monika gerade stürmisch mit einem schwarzhaarigen Mann küsste. Dabei hatte sie ihm noch gestern zärtlich versichert, nur ihn allein würde sie lieben, und er wäre ihr ein und alles. Offenbar hatte sie ganz andere Vorstellungen von der Liebe als er, dem Treue und Aufrichtigkeit wichtig waren.

Florian sah sich das verliebte Treiben eine kleine Weile mit an. Als die beiden jedoch nicht aufhörten, sich zu küssen und zu streicheln, räusperte er sich vernehmlich. Monika und ihr Liebhaber fuhren erschrocken auseinander und schauten entgeistert auf den Fürsten, der mit mokantem Lächeln auf sie zuging. Er legte der Baronin, die etwa in seinem Alter, also zweiunddreißig war, den Strauß in den Schoß. Den Ring ließ er allerdings, wo er war. Anzüglich sagte er: »Offensichtlich kann ich dir zu einem neuen Glück gratulieren, meine Liebe.«

Dann wandte er sich dem Herrn zu, dem die Situation Spaß zu machen schien, denn er grinste spöttisch. Florian übersah das geflissentlich. »Auch Ihnen wünsche ich Glück, mein Herr. Sie werden auf dieses Glück aber sehr achten müssen.«

Die Baronin hörte mit nervösem Gesichtsausdruck diesem Geplänkel zu. Am liebsten hätte sie dem Mann, der sie vorhin so leidenschaftlich geküsst hatte, den Mund zugehalten. Leider ging das nicht, und so kam, was kommen musste.

Der Schwarzhaarige lachte laut und dröhnend. »Vielen Dank, Fürst Klettwitz, vielen Dank. Ich werde mein Schätzchen schon festhalten, das mache ich schließlich seit zehn Jahren. Solange sind wir nämlich bereits verheiratet. Es freut mich übrigens sehr, dass Sie meiner Frau ein wenig Gesellschaft geleistet haben, während ich …«

Baron Jassener unterbrach sich und suchte nach einem passenden Satz, der seine Ehekrise bemäntelte. Nach einer peinlichen Pause fuhr er fort: »… während ich – im Ausland weilte.«

Der junge Fürst, dessen Urahn Friedrich August sich bereits 1089 die Markgrafschaft Klettwitz sicherte, hatte gelernt, sich in jeder Situation zu beherrschen, auch wenn es schwerfiel. Man merkte ihm seinen inneren Aufruhr nicht an. Galant erwiderte er: »Ich stehe einer schönen Frau immer gern zur Seite. Leider muss ich jetzt gehen. Ich wollte dir, liebe Monika, nur sagen, dass ich kurzfristig nach Klettwitz zurück muss. Meine Pflichten als Chef des Hauses lassen ein längeres Verweilen hier leider nicht zu.«

Er küsste der Baronin formvollendet die Hand und nickte ihrem Ehemann höflich zu. Danach verließ er gemächlichen Schrittes den Garten.

Der Baron und seine Gattin hatten Mühe, diesen überraschenden Besuch zu verkraften. Die Baronin fand als Erste ihre Fassung wieder. Sie legte den Strauß achtlos beiseite, sprang unvermittelt auf und lief dem Fürsten hinterher. Er konnte doch nicht so einfach aus ihrem Leben verschwinden. Er hatte gewusst, dass sie verheiratet war. Das dachte sie aufgebracht und auch daran, wie spendabel der Fürst im Gegensatz zu ihrem Mann war, dessen Hobby der Geiz zu sein schien. Nur in ganz seltenen, verliebten Stunden konnte sie ihn ihren kostspieligen Wünschen geneigt machen.

Sie erwischte den Fürsten noch am Gartentor. »Florian, so warte doch – lass dir erklären …«

Er unterbrach sie höhnisch: »Was gibt es denn da noch zu erklären? Dein alter und kränklicher Mann ist frisch verliebt zu dir zurückgekehrt. Wie ich sehen konnte, ist er trotz seines vorgerückten Alters noch topfit und kann gut küssen, was du anscheinend sehr genossen hast. Also, wenn ich mit sechzig auch noch so gut aussehe, dann werde ich sehr zufrieden sein.«

Monika fühlte sich ertappt und errötete zu ihrem Ärger. Da blieb ihr nur die sogenannte Flucht nach vorn. »Nun ja, er ist erst achtunddreißig. Ich habe dich da ein wenig beschwindelt, weil ich dachte, ein alter Ehemann würde dir unsere Beziehung erleichtern. Glaube mir, es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest.«

»Mir tut es auch leid«, erwiderte Florian kühl, »aber ich verstehe dich jetzt vollkommen. Ein fürstlicher Begleiter und Liebhaber hat sicher etwas für sich. Er ist die passende Umrahmung für eine schöne Frau. Man muss nur ein wenig – lügen, dann wird dieser dumme Kerl schon nach deiner Pfeife tanzen. Nicht wahr, verehrte Monika, das allein ist doch deine Liebe zu mir. Meine Person interessiert dabei nicht.«

Peinlich berührt, weil er sie durchschaut hatte, konnte die Baronin von Jassener nur noch stammeln: »Nein, nein – so – so war es nicht, Florian – bestimmt nicht. Ich liebe dich wirklich, doch Lothar will sich nicht scheiden lassen. Er wird Schwierigkeiten machen, wo er nur kann. Du ahnst ja nicht, wie gemein er manchmal ist.«

Der überaus enttäuschte Mann lächelte bitter. »Und weil er so ein gemeiner Mensch ist, deshalb hast du vorhin so hingebungsvoll seine Küsse erwidert, und er hat offenbar nichts dagegen, dass du so lange hier mit mir sprichst. Denk dir doch ein glaubwürdigeres Märchen aus, Monika. Aber erfreue damit jemand anderen. Mein Bedarf an – Lügengeschichten – ist vorläufig gedeckt.« Der Fürst wandte sich endgültig zum Ausgang.

Die Baronin sah ihm wütend nach. Sie wusste, er würde nicht wiederkommen. Seufzend und mit sich unzufrieden eilte sie zu ihrem Mann zurück, der in einem Korbstuhl sitzend auf sie gewartet hatte. Ja, Lothar von Jassener konnte es sich leisten, geduldig und großmütig zu sein. Er verzieh seiner Frau den kleinen Seitensprung, aber merken würde er sich diese Affäre sehr genau. Es konnte ja sein, dass auch er mal ein wenig »Ablenkung« vom trauten Eheglück brauchte.

Jetzt erhob er sich und ging seiner Frau entgegen. »Nun, hast du deinen Freund liebevoll verabschiedet?«

Monika nickte nur, denn sprechen konnte sie nicht. Sie misstraute der Festigkeit ihrer Stimme. Ihr Mann rechnete auch nicht mit einer Antwort. Ihr blasses verkniffenes Gesicht sagte ihm genug. Er drückte sie in einen Liegestuhl. Dann nahm er eines der feingeschliffenen Gläser, die auf dem Gartentisch standen, und goss etwas Wein ein, den ein Diener vorhin gebracht hatte. Er reichte seiner Frau das Glas mit einem Augenzwinkern und meinte gutmütig ironisch: »Trinke, Liebchen, trinke schnell, trinken machte die Augen hell …«

Monika atmete schwer, aber sie tat genau das, was ihr Mann gesagt hatte. Sie konnte es sich nicht leisten, ihn zu verärgern.

*

Der überflüssige Liebhaber hatte unterdessen seinen eleganten Wagen bestiegen. Die spöttische Maske, die ihn vor der Lächerlichkeit bewahrt hatte, brauchte er nun nicht mehr. Niemand sah ihn vorläufig. Er war allein mit sich und seinen wie Seifenblasen zerplatzten Träumen. Florian fühlte sich schlecht und verletzt. Es nützte selbstverständlich überhaupt nichts, dass er sich sagte, es wäre gut so, dass es so gekommen war. Die falsche Freundin hatte nur mit ihm gespielt, und er könnte sehr froh sein, dass es nun aus zwischen ihnen war. Doch sie würde ihm fehlen – so sehr, und er wusste nicht, wie er ohne sie leben sollte.

In dieser Verfassung kam er nach einer knappen Stunde in Wildenburg, einer ehemaligen Residenzstadt, an. Am Rande dieses malerischen Ortes befand sich das Schloss der Fürsten von Geertz zu Klettwitz.

Heute hatte der Besitzer dieses Schlosses und Chef einer weitverzweigten und altadligen Familie keinen Blick für den wundervollen Barockgarten, der das Schloss umgab und allmählich in einen Landschaftspark überging. Mit hängenden Schultern und mürrischer Miene stellte er sein Auto ab und hoffte, diesen Abend allein verbringen zu können. Er wollte wie ein Wolf in aller Stille seine »Wunden« lecken.

Für diesen Wunsch hatte sein Verwalter und Freund Viktor Kruse kein Verständnis. Er sah zwar, dass dem Fürsten die berühmte Laus über die Leber gelaufen sein musste, doch das kümmerte ihn nicht sonderlich. In so einem Falle, so meinte der Herr Kruse, war Arbeit die beste Medizin.

Florian lud ihn notgedrungen in die Bibliothek ein, die ihm im Schloss gleichzeitig als Arbeitszimmer diente. Schließlich war er einige Wochen nicht zu Hause gewesen. Es war seine Pflicht zu fragen: »Gibt es oder gab es größere Probleme?«

»Nein, eigentlich ist alles beim Alten. Es wäre natürlich gut, wenn Seine Durchlaucht mal wieder nach den durchlauchtigsten Gütern sehen würde …, außerdem sind mehrere Einladungen gekommen, unter anderem die der Gräfin Finkenbrück zu ihrem alljährlichen Gartenfest mit künstlerischer Einlage, sprich Konzert.«

Der Fürst hatte überhaupt nicht hingehört, wovon der Verwalter sprach. Kruse dachte sich seinen Teil. Sicher hatte der Fürst eine Enttäuschung hinter sich. Wahrscheinlich handelte es sich um die Frau, von der er seit einiger Zeit immer wieder gesprochen hatte. Und seine Augen hatten dabei geleuchtet. Jetzt blickte er trübe vor sich hin, riss sich nun aber zusammen und fragte ohne jegliches Interesse: »Also, noch mal, was will die Gräfin?«

Kruse, der den Fürsten seit seinen Kinderjahren kannte und der ihn als seinen besten Freund betrachtete, lachte: »Die Gute will den Fürsten zu Klettwitz gewissermaßen als besondere Attraktion bei ihrem Gartenfest haben. Das Konzert wird noch viel mehr Besucher anlocken, wenn du dabei bist, und die Einnahmen der Gräfin werden steigen.«

Kruse wurde ernster. »Und da die Gräfin Finkenbrück dieses Geld zum größten Teil sozialen Einrichtungen zukommen lässt, sollte man hingehen. Ich bin übrigens auch geladen.«

Florian lächelte etwas wehmütig, aber er lächelte. Das Leben ging weiter, auch wenn es für ihn viel von seiner Qualität verloren hatte. Der Freund störte ihn nicht – zumindestens eine Weile nicht. Er stopfte sich umständlich seine Pfeife. Danach verwickelte er den Großgrundbesitzer und Eigentümer mehrerer Weingüter, Hotels und Holzverarbeitungsfirmen in ein langes dienstliches Gespräch. Als Viktor Kruse nach Stunden das Arbeitszimmer des Fürsten verließ, fühlte dieser sich müde und erschöpft. Das appetitliche Abendessen, das Frau Carstens, die Köchin, ihm auf den Tisch stellte, ließ er nahezu unberührt, sodass sie es kopfschüttelnd wieder mitnehmen musste.

In seinem Schlafzimmer warf er sich sofort ins Bett, und Morpheus hatte ein Einsehen mit dem vom Liebeskummer geplagten Mann. Er ließ ihn tief und fest schlafen.

Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, hatte der Fürst einen Entschluss gefasst, der ihn trösten und auf andere Gedanken bringen sollte. Davon überzeugt, dass die große Liebe für ihn für immer vorbei war, dachte er nun allen Ernstes daran, eine Familie zu gründen. Heiraten musste er ja sowieso einmal. Das schrieben die Gesetze des Fürstenhauses vor, also warum sollte er das nicht bald tun?

Frau und Kinder würden seinem Leben einen neuen Inhalt geben. Er sah schon die lieben Kleinen kreischend durch das Schloss laufen. Von seiner zukünftigen Frau verlangte er nicht allzu viel und doch viel mehr, als ihm bewusst wurde. Sie sollte gut aussehen, sollte klug und gebildet sein, und vor allen Dingen sollte sie ihn lieben, grenzenlos, bedingungslos und nur ihn allein. Er selbst wollte ihr Freund sein, der Vater ihrer Kinder, ihr Beschützer und Berater. Diese Pläne nahmen in seinen Gedanken Gestalt an und gefielen ihm immer mehr. Seine Liebe war dabei allerdings nicht notwendig. Doch woher bekam er bald eine Frau, die diese Anforderungen erfüllte?

*

Die Gräfin Eliane von Finkenbrück, eine schlanke und sehr ansehnliche Frau um die fünfzig, empfing Florian mit ausgesuchter Höflichkeit. Sie sprach zwar nur über Belanglosigkeiten, aber er wusste, dass sie eine kluge Frau war, und rechnete ihr ihr Engagement für die Kultur und für die sozial Schwachen hoch an.

Seit zwei Jahren lud sie zu diesem Gartenfest ein. Sie und ihr Mann scheuten nicht Kosten und Mühe, um berühmte Künstler zu verpflichten, die auf einer Freilichtbühne im Park ein zweistündiges Konzert klassischer Musik gaben.

Nachdem die Hausherrin den jungen Fürsten einem dienstbaren Geist überlassen hatte, der ihn zu seinen Gastzimmern führte, eilte sie davon, um erstens die Oberaufsicht über die Festlichkeit zu führen, und zweitens, um ihren Ehemann, den Grafen Bodo, davon abzubringen, hörwilligen Gästen seine zahlreichen Jagderlebnisse kundzutun. Sie schaute sich suchend um und fragte diskret das Personal. Justus, der langjährige Diener, schickte sie zu dem kleinen Pavillon am Rande des Gartens. Die Gräfin fand ihren Angetrauten tatsächlich dort und dachte leicht belustigt: Voll erwischt, mein lieber Bodo. Den älteren Herrn, der neben ihm stand, kannte die Gräfin zur Genüge. Dieser Herr von Hessel kam in Ermangelung eigener Wälder recht oft nach Finkenbrück, um hier den Nimrod zu spielen. Beide Männer unterhielten sich äußerst angeregt. Aus den weit ausholenden Armbewegungen schloss sie, dass die erlegten Tiere immer größer wurden. Um diesem Jägerlatein ein Ende zu bereiten, trat sie zu ihrem Mann und legte ihm nachdrücklich mahnend die Hand auf den Arm. »Bodo, wir haben heute noch viele andere Gäste. Mit Herrn von Hessel kannst du dich ja in den nächsten Tagen noch unterhalten.«

Bodo nickte pflichtschuldig. Er klopfte dem Freiherrn wohlwollend auf die Schulter. »Wir sehen uns noch, Bertram. Du bleibst ja Gott sei Dank noch ein wenig hier, aber«, der Graf schaute auf die Gäste, die in kleineren oder größeren Gruppen auf dem Rasen standen, »ich sehe nirgends deine Tochter. Auch deine Enkelin sehe ich nicht.«

Der Angeredete schmunzelte und erklärte gelassen: »Franziska und die Kleine haben sich noch nie verlaufen. Die finden immer wieder zu mir zurück.«

Doch ganz vermochte er seinen eigenen Worten nicht zu glauben. Er begann, die beiden mit der ihm eigenen Sorgfalt zu suchen, während sich Graf und Gräfin wieder ihren Gastgeberpflichten zuwandten.

Bertram von Hessel stolzierte immer noch eifrig spähend durch das Gelände, als er angesprochen wurde. »Ist es denn möglich, Herr von Hessel? Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.«

Florian von Geertz trat aus dem Schatten einiger fremdländischer Bäume heraus, um den Freiherrn, den er von früher her kannte, freudig zu begrüßen. Auch der alte Herr war von diesem Wiedersehen angenehm überrascht. Er erinnerte sich noch an zahlreiche Jagden, an denen er zusammen mit Florians Vater teilgenommen hatte, was er dem jetzigen Fürsten überschwänglich zu verstehen gab.

Diese recht einseitige Diskussion wurde bald, und zu Florians Erleichterung, von einem kleinen, etwa acht Jahre alten Mädchen unterbrochen. Dieses stand plötzlich neben dem Freiherrn und rief beinahe empört: »Hier bist du also, Opa. Mutti und ich wollten schon den ganzen Park nach dir absuchen.«

Eine junge Frau war dem Kind gefolgt. Etwas außer Atem trat sie zu den Herrn. Florian schaute verblüfft auf. Diese junge Frau, die kannte er doch. »Franziska!«, rief er staunend.

Auch sie erkannte ihn in diesem Augenblick. »Florian! Florian von Geertz – ich kann es kaum glauben.«