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Die neue historisch verbrämte, romantische Abenteuerserie um das spannende, ruhelose Leben des großen Piraten Klaus Störtebeker gründet auf einem geschichtlichen Fundament. Er war der berüchtigtste Pirat am Wendepunkt des 14. zum 15. Jahrhundert. Leben, Lieben und Abenteuer des sagenumwobenen Piraten werden hautnah geschildert. Gleich der erste Roman liefert eine Erklärung, wie es den attraktiven Jungbauern aus Wismar auf die Meere verschlagen konnte, wie er seinen Kumpan Goedeke Michel kennenlernte und erste atemberaubende romantische Augenblicke erlebte. Sein Leben ist eine wahre Fundgrube zur Legende gewordener abenteuerlicher Geschichten. »Wer vermag gegen Gott und Nowgorod?« Dieses im ganzen nördlichen Raum bekannte Sprichwort machte allen Seefahrern und Kaufleuten klar, welches große Ansehen diese Stadt in der ganzen Welt hatte. Sie hatte sich im Gegensatz zu Kiew ihre Selbständigkeit bewahrt und war als Hansestadt der wichtigste Umschlaghafen im Osten geworden. Sie hatte der Macht so mancher Fürsten widerstanden, genauso wie dem Ansturm der Tataren und der Schweden. Auch der machtgierige Deutschritterorden war von Alexander Newsky auf dem Eise des Peipussees besiegt worden. Eine Fahrt nach Nowgorod war sehr beschwerlich. Sie war es auch für die Mannschaft der »Maria Anna« gewesen, aber alle Mühen und Anstrengungen waren schnell vergessen, als man die farbenfrohen, seltsam geformten Kirchenkuppeln erblickte, die mächtige Stadtmauer und die kunstvollen Holzhäuser sah und vor allem die Menschen betrachtete. Die Männer trugen lange Bärte und farbige Röcke, die ihnen bis auf die Schuhspitzen reichten, die Krieger schmückten sich mit glitzernden Rüstungen und prächtigen Schutzschilden, und die Frauen flanierten in langen bunten und bestickten Kleidern durch die Straßen. Die Stadt schien überaus reich und mächtig zu sein. Von hier aus führten die Handelswege vom Norden Europas bis zum fernen Asien, zu den Ländern des Kaukasus, nach Persien und zum Schwarzen Meer. Mehr als zwei Wochen waren Klaus, Goedecke und die übrigen Schiffsleute in dieser Stadt geblieben, hatten ihre Beute vertauscht oder verkauft und hatten dann die Heimreise angetreten, mit Kurs auf Lübeck. An Bord lagerten nun russische Pelze, Seidenstoffe, Spezereien und Teppiche aus dem Morgenland, Waffen und Handwerkszeug sowie Fässer mit Bier und
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Seitenzahl: 126
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»Wer vermag gegen Gott und Nowgorod?« Dieses im ganzen nördlichen Raum bekannte Sprichwort machte allen Seefahrern und Kaufleuten klar, welches große Ansehen diese Stadt in der ganzen Welt hatte. Sie hatte sich im Gegensatz zu Kiew ihre Selbständigkeit bewahrt und war als Hansestadt der wichtigste Umschlaghafen im Osten geworden. Sie hatte der Macht so mancher Fürsten widerstanden, genauso wie dem Ansturm der Tataren und der Schweden. Auch der machtgierige Deutschritterorden war von Alexander Newsky auf dem Eise des Peipussees besiegt worden.
Eine Fahrt nach Nowgorod war sehr beschwerlich. Sie war es auch für die Mannschaft der »Maria Anna« gewesen, aber alle Mühen und Anstrengungen waren schnell vergessen, als man die farbenfrohen, seltsam geformten Kirchenkuppeln erblickte, die mächtige Stadtmauer und die kunstvollen Holzhäuser sah und vor allem die Menschen betrachtete. Die Männer trugen lange Bärte und farbige Röcke, die ihnen bis auf die Schuhspitzen reichten, die Krieger schmückten sich mit glitzernden Rüstungen und prächtigen Schutzschilden, und die Frauen flanierten in langen bunten und bestickten Kleidern durch die Straßen. Die Stadt schien überaus reich und mächtig zu sein. Von hier aus führten die Handelswege vom Norden Europas bis zum fernen Asien, zu den Ländern des Kaukasus, nach Persien und zum Schwarzen Meer.
Mehr als zwei Wochen waren Klaus, Goedecke und die übrigen Schiffsleute in dieser Stadt geblieben, hatten ihre Beute vertauscht oder verkauft und hatten dann die Heimreise angetreten, mit Kurs auf Lübeck. An Bord lagerten nun russische Pelze, Seidenstoffe, Spezereien und Teppiche aus dem Morgenland, Waffen und Handwerkszeug sowie Fässer mit Bier und Wein und getrocknetem Fisch. Anfangs hatte eine steife Brise ihre Fahrt begünstigt, doch dann war das Meer immer ruhiger geworden, viel zu ruhig, so als würde es schlafen.
Für die Mannschaft war die Flaute Anlaß genug, längst fällige Ausbesserungsarbeiten an Segeln und Tauen vorzunehmen oder einfach nur an Deck herumzulungern, zu faulenzen und dabei Kräfte für den nächsten Kampf zu sammeln.
Klaus fluchte jedoch über das Wetter und die andauernde Windstille.
»So kommen wir nicht in Fahrt«, stellte er an diesem Abend seufzend fest und blickte zu Goedecke, der lang ausgestreckt auf seinem Strohsack lag. »Die Segel hängen so schlaff herab wie Lämmerschwänze. Wenn das so weitergeht, werden wir wohl tagelang in dieser gottverdammten Gegend verbringen müssen, ohne weiterzukommen oder irgendwelche Beute zu machen.«
Der Kapitän gähnte laut und ungeniert und sagte dann spöttisch: »Es ist doch nicht das Meer allein, das dir Magendrücken bereitet, sondern vor allem der neue Steuermann. Ich verstehe gar nicht, was du gegen den Kerl hast.«
Klaus, der bis jetzt unruhig in der Kajüte hin und her gegangen war, blieb abrupt stehen und erwiderte zornig: »Ich kann dir genau sagen, was ich gegen diesen Burschen habe. Er mag ja ein tüchtiger Seemann sein, und jung und kräftig ist er auch, aber er ist so falsch wie ein Fuchs und wird uns viel zu schaffen machen, wenn wir nicht auf ihn aufpassen.«
»Wir??« dehnte Goedecke sichtlich verärgert. »Du meinst doch nur mich, denn du wirst in Kürze dein eigener Herr sein, willst ja selbst ein Schiff führen.«
»So war es ausgemacht, Goedecke, vor Jahr und Tag schon, damit wir uns gegenseitig zur Hilfe kommen können, wenn es mal brenzlig wird. Und mit diesem Karsten Studer wird es irgendwann einmal brenzlig, mit dem wirst du nur Verdruß haben, das sage ich dir heute schon.«
»Du siehst Gespenster und redest dir etwas ein. Die Männer mögen ihn, weil...«
»... weil er ihnen zum Munde redet, jetzt noch«, unterbrach Störtebeker seinen Freund. »Bald wird er Zwietracht säen, wird die Leute gegeneinander aufhetzen und dich um dein Schiff und vielleicht sogar um deinen Kopf bringen, Goedecke.«
»Ach was! Die Leute stehen zu mir, da kann kommen, was will. Die werden sich von so einem jungen Spunt nicht aufwiegeln lassen. Aber so weit kommt es nicht. Ich werde ihm schon auf die Finger schauen, wenn es dich beruhigt, Klaus.« Goedecke gähnte noch lauter, drehte sich dann auf die andere Seite und brummte dann noch: »Leg dich auch hin, Klaus. Vielleicht frischt die See bald auf. Dann sind wir binnen weniger Tage in Lübeck.«
Störtebeker fluchte leise vor sich hin, während nun auch zu seinem Lager ging. Er befreite sich von Wams, Hosen und Stiefeln, legte sich behaglich und zog eine Felldecke über sich. Seelenruhig schlafen oder gar schnarchen wie Goedecke konnte er allerdings nicht. Viel zuviel ging in seinem Kopf herum, was ihm Sorgen machte. Warum nur erkannte sein Freund nicht, daß der neue Steuermann hinterhältig und nur auf sich selbst bedacht war? So einer hatte auf dem Schiff von Goedecke Micheel und Klaus Störtebeker nichts zu suchen – weiß Gott nicht. Aber er, Klaus, hatte nicht das Recht, den zwielichtigen Neuzugang im nächsten Hafen von Bord zu weisen, das konnte nur der Kapitän des Schiffes.
Und da er, Klaus, an dieser Situation nichts ändern konnte, beschäftigte er sich in Gedanken mit seinem Schiff, mit seiner Kogge, die zur Zeit für Klaus Derenborg in Lübeck gebaut wurde und »Sancta Barbara« heißen sollte. So hatte er es jedenfalls damals gesagt, als er den Bau des Schiffes in Auftrag gegeben hatte. Er hatte sich jedoch schon längst einen anderen Namen überlegt, einen, der viel besser zu ihm und seinem Handwerk paßte – »Roter Teufel«.
Klaus lächelte ein wenig, auch über sich und seine Schwäche, sich allzu gern ein scharlachrotes Wams, ebensolche Hosen und rotbraune Stiefel anzuziehen. Ja, »Roter Teufel« war ein vortrefflicher Name. Wenn das Schiff erst Lübeck verlassen hatte, dann würde er Heiligland ansteuern und dort die Namensänderung vornehmen lassen.
Hoffentlich gelang es ihm bald, eine gute Mannschaft anzuheuern. Wackere Burschen sollten es sein, die mit ihm durch dick und dünn gingen und sich weder vor dem Tod noch vor dem Teufel fürchteten.
Klaus fielen nun doch die Augen zu, er bemerkte kaum noch, daß Wind aufkam und die Segel blähte, er dachte nur: Bald sind wir in Lübeck, und dann werde ich endlich mein Schiff sehen.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war die »Maria Anna« schon ein gutes Stück vorangekommen, und somit war das Ärgste, was einem Seemann passieren konnte – die völlige Windstille – nicht eingetreten.
*
»Was willst du?« Goedecke Micheel, der auf einem leeren Bierfaß gesessen und das Meer beobachtet hatte, richtete sich zu imponierender Größe auf und traktierte den vor ihm stehenden Gerd Windmaker mit wütenden Blicken.
Der Waffenmeister ertrug den Zorn des Kapitäns mit vorgetäuschtem Gleichmut und wiederholte: »Ich will mit Klaus gehen, wenn er in Lübeck sein Schiff zu Wasser läßt. Du hast gute Leute, Kapitän, aber Klaus muß sich diese erst suchen. Ich möchte ihm zur Seite stehen.«
»Er hat dich abgeworben, der falsche Hund!«
»Das habe ich nicht.« Klaus Störtebeker war lautlos zu den beiden getreten, legte nun eine Hand auf Windmakers Schulter und setzte nachdrücklich hinzu: »Ich werbe dir nicht die Leute ab, Goedecke. Das habe ich nicht nötig. Wenn Gerd aber aus freien Stücken mit mir gehen will, dann freut es mich. Einen wie ihn kann ich brauchen.«
Diese Argumente milderten die Wut des Kapitäns nicht. Er hatte schlecht geschlafen und war so gereizt wie ein Stier, der das rote Tuch vor sich sieht.
»Ihr seid beide gegen mich«, brüllte er, schnappte sich den Waffenmeister, schüttelte ihn derb und stieß ihn dann zu Boden.
»Weshalb sollten wir gegen dich sein?« Störtebeker half Gerd beim Aufstehen und stellte sich dann schützend vor ihn, ehe ihn ein weiterer Hieb auf die Schiffsplanken werfen konnte. »Wir wollen nur unseren eigenen Weg gehen. Laß uns also bitte beide in Frieden ziehen.«
»Ja, ja, schon gut, du hast mir ja rechtzeitig gesagt was du vorhast«, schnauzte Goedecke ihn an, »aber der da«, er wies auf Gerd Windmaker, »der da ist ein Abtrünniger, ein Verräter, den ich auspeitschen lassen werde. Dabei wird ihm die Sehnsucht nach einem anderen Schiff schon vergehen.«
»Das solltest du lieber nicht tun, Goedecke«, warnte Klaus, ehe der aufgebrachte Kapitän einen entsprechenden Befehl an die neugierige Mannschaft geben konnte. »Wir hatten beim letzten Überfall Verluste, und Sven und Fietje sind immer noch krank. Und Gerd wird auch tagelang kampfunfähig sein, wenn du ihn windelweich prügeln läßt.«
»Dann müssen die anderen eben mehr arbeiten, oder ich werde selbst die Waffen putzen, ich werde sogar in den Mastkorb steigen, ich werde...«
»Laß es gut sein, Goedecke«, zischte Klaus ihm leise zu. »Wahre dein Gesicht und laß Gerd jetzt wieder auf seinen Posten zurückkehren. Du brauchst doch jeden Mann, bis du in Lübeck neue Leute anheuern kannst.«
Der eindringliche und mahnende Tonfall verfehlte seine Wirkung nicht. Der schnell aufbrausende Kapitän wurde ruhiger und grummelte nur noch: »Verzieh dich, Windmaker! Und meinetwegen kannst du in Lübeck von Bord gehen. Ich werde schon noch Ersatz für dich finden. Solche Kerle wie dich gibt es haufenweise.«
»Sofort, Kapitän«, murmelte der Waffenmeister hastig. Er warf Störtebeker noch einen dankbaren Blick zu und verschwand dann in Richtung Waffenkammer.
»Und nun zu uns. Gehen wir in unsere Kajüte und trinken einen Humpen Bier – zur Versöhnung.« Goedecke boxte Klaus freundschaftlich auf den Oberarm und blaffte dann die anderen an, die immer noch gaffend und grinsend dastanden. »Habt ihr nichts zu tun?«
Daraufhin zerstreute sich die Mannschaft, allen voran ein ansehnlicher, kräftiger Bursche, dessen Miene nichts über seine wahren Gedanken verriet. Er wußte, daß seine Stunde noch nicht gekommen war, aber das Glück war auf seiner Seite. Klaus Störtebeker, soviel hatte er inzwischen mitbekommen, würde in Lübeck für immer von Bord gehen und mit ihm der Waffenmeister. Das waren zwei wichtige Leute, für die Micheel Ersatz schaffen mußte. Er, Karsten Studer, kannte zwei sehr geeignete Bewerber, die er nur noch seinem Kapitän aufschwatzen mußte. Und er zweifelte nicht daran, daß ihm das gelingen würde.
Klaus und Goedecke waren unterdessen in ihrem Schlafraum angekommen, hatten sich Bier bringen lassen und stießen jetzt die Humpen aneinander.
»Zum Wohl, Klaus, trinken wir auf uns, auf allzeit gute Fahrt für dein Schiff und immer fette Beute.« Goedecke lachte dröhnend und trank dann seinen Humpen in einem Zug leer.
Klaus tat es ihm nach. Auch er lachte und erzählte dann von seiner Kogge und seinen Zukunftsplänen. Ihr Streit war damit beigelegt, aber ihre Freundschaft hatte einen Riß bekommen. Das spürten sie beide.
*
Seine Frau war wesentlich jünger als er, erst Ende der Dreißig und obendrein so hübsch und gut erhalten, als wäre sie zehn Jahre jünger. Dem Witwer Diederich Laurenz, der diese höchst ansehnliche Person vor einem Monat geheiratet hatte, lief bei ihrem Anblick buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. O ja, Lisenka war so schön und so liebevoll, daß er sich schon morgens darauf freute, nachts bei ihr zu liegen.
Seine Verwandten und die Geschäftsfreunde gratulierten ihm mehr oder weniger ehrlich zu der Witwe des Bürgermeisters Hagenau, beneideten ihn vielleicht auch um sie und konnten kaum glauben, daß dieses Weib schon
einen zweiundzwanzigjährigen Sohn hatte. Und mit Hubertus hatte er nun endlich den männlichen Erben, den seine erste Frau ihm nicht hatte schenken können. Er mochte den Burschen, wenn dieser auch längst nicht so hübsch wie die Mutter war. Aber er war natürlich nicht häßlich, sondern nur so kräftig und grob wie ein Bulle. Und er war zuvorkommend, klug und fleißig und war ihm schon jetzt eine große Hilfe bei den verschiedensten Handelsgeschäften – viel mehr als die eigene Tochter, die zur Widerspenstigkeit neigte und ihm viel zu oft widersprach.
Ihretwegen mußte er sich ständig den Kopf zerbrechen, und er wäre heilfroh, wenn er sie endlich an den Mann und aus dem Haus gebracht hätte. Dieses Thema lag ihm so sehr am Herzen, daß er seinem Ärger an diesem Abend unbedingt Luft machen mußte.
Seine Frau, die ihm gegenüber auf einer Bank saß und im Schein der Kerzen in einem Gesangbuch blätterte, sah überrascht auf, als er ungehalten sagte: »Dorette muß für eine Weile aus dem Haus, damit sie bei anderen Leuten arbeiten lernt. Dort wird man ihr auch beibringen, daß man seinem Vater Ehrfurcht und Gehorsam schuldet, und nicht so sehr aufsässig ist wie sie.«
»Sie ist noch jung und hat viel zu früh die Mutter verloren«, erwiderte Lisenka beschwichtigend, während sie das Buch zur Seite legte. »Du mußt mehr Geduld mit ihr haben, Diederich.«
»Geduld, Geduld...«, murrte er und trank dann einen Schluck von dem gewürzten Wein, den das Hausmädchen vorhin gebracht hatte. »Wie kann ich mit jemand Nachsicht haben, der sich meinen Anordnungen nicht fügt? Ich habe Dorette schon mehrmals gesagt, daß ich es nicht billige, wenn sie über ihren Büchern und ihren Rechenübungen Zeit und Weile vergißt. Doch sie schaut mich nur verständnislos an und behauptet frech, Rechnen, Lesen und Schreiben wäre auch für eine Frau wichtig.«
»Nun, so verkehrt ist es ja auch nicht. Ich würde gern auch mehr schreiben können als meinen Namen. Aber leider hatten meine Eltern nicht so viel Geld, um mich in eine Klosterschule schicken zu können, so wie du es mit deiner Tochter getan hast.«
»Eine Frau braucht das nicht«, beharrte er unwillig. »Die soll lieber lernen, einen Haushalt zu führen, damit sie es ihrem Gemahl einmal recht und bequem machen kann. Aber Dorette wird nie einen Mann bekommen, wenn sie weiterhin so störrisch und unbelehrbar ist.«
»Ich wüßte einen, der sie sofort nehmen würde – so wie sie ist.«
Diederich Laurenz wunderte sich so sehr, daß er sekundenlang sprachlos war. Doch dann fragte er neugierig: »Und wer ist dieser mutige junge Mann?«
»Hubertus.«
An seinen wackeren und arbeitsbeflissenen Stiefsohn hatte der Hausherr in dieser Hinsicht noch gar nicht gedacht. Und es leuchtete ihm auch nicht ein, daß dieser anscheinend Gefallen an Dorette gefunden hatte, was seine nächsten Worte bewiesen: »Hubertus...? Tatsächlich? Nun ja..., gar nicht so schlecht, was er will, aber wie kann er...? Dorette ist doch überhaupt nicht liebenswürdig.«
Lisenka lächelte insgeheim über die Ungläubigkeit ihres Ehemannes, antwortete jedoch ernsthaft: »Hubertus liebt deine Tochter inniglich, hat es aber bisher nicht gewagt, dir von seinen Gefühlen zu erzählen. Er will dir doch erst beweisen, daß er trotz seiner Jugend ein ordentlicher Geschäftsmann ist. Schließlich muß er ja irgendwann in der Lage sein, Frau und Kinder zu ernähren. Und ich denke, daß Dorette ihn auch mag, er ist immerhin ein stattlicher und gewissenhafter Mann.«
»Ja, ja..., natürlich«, versetzte Diederich Laurenz zerstreut, und dann sprach er aus, was ihm eben blitzartig durch den Kopf gegangen war: »Der Junge gefällt mir immer besser. Soll er meine Tochter nur heiraten, dann hat sie einen Mann, der sie zu zähmen versteht... und ich habe einen tüchtigen Nachfolger.«
»Das sehe ich auch so, mein lieber Diederich«, säuselte Lisenka und stand auf. Sie ging zu ihrem Mann, setzte sich auf seinen Schoß und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Offensichtlich gefiel ihm die leise Botschaft, denn er murmelte entzückt: »Mein kleines, lüsternes Täubchen hat immer die wunderbarsten Einfälle.« Dabei ließ er eine Hand unter ihre Röcke gleiten, was ihr dann alsbald ein lautes Jauchzen entlockte.
*
Dorette Laurenz war nicht