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Die junge Polizistin Elena St. James freut sich über ihre Ernennung zum Detective beim Morddezernat des Boston Police Department. Aber die Zusammenarbeit mit ihrem attraktiven Kollegen Dominic Coleman ist schwierig - ihrer korrekten, zielstrebigen Art stehen seine eigensinnigen Alleingänge entgegen. Erst ein Einsatz auf Leben und Tod verändert ihre Partnerschaft. Und plötzlich muss sich Elena nicht nur Gedanken über eine brutale Doppelmordserie machen, die Boston erschüttert, sie gerät auch in Dominics Bann. Sein intensiver Blick weckt ungeahnte Gefühle in ihr. Soll sie sich auf ihn einlassen? Auch wenn er Geheimnisse vor ihr hat? Und trotz eines Killers, der ihn in die Abgründe seiner Verbrechen zieht?
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Seitenzahl: 531
Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Widmung
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
Epilog
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Die junge Polizistin Elena St. James freut sich über ihre Ernennung zum Detective beim Morddezernat des Boston Police Department. Aber die Zusammenarbeit mit ihrem attraktiven Kollegen Dominic Coleman ist schwierig – ihrer korrekten, zielstrebigen Art stehen seine eigensinnigen Alleingänge entgegen. Erst ein Einsatz auf Leben und Tod verändert ihre Partnerschaft. Und plötzlich muss sich Elena nicht nur Gedanken über eine brutale Doppelmordserie machen, die Boston erschüttert, sie gerät auch in Dominics Bann. Sein intensiver Blick weckt ungeahnte Gefühle in ihr. Soll sie sich auf ihn einlassen? Auch wenn er Geheimnisse vor ihr hat? Und trotz eines Killers, der ihn in die Abgründe seiner Verbrechen zieht?
JANE LUC
BOSTONPOLICE
Flirt mit dem Tod
Für mein Team beim Polizeipräsidium Stuttgart
Ihr seid die Besten
Sie hatte zu viele Drinks gehabt. Wieder einmal.
Zwei Wochen lang hatte sie keinen Schluck getrunken, war kein einziges Mal ausgegangen. Aber heute Abend war es wieder passiert. Die Einsamkeit und die Sehnsucht hatten sie in diesen Club getrieben, in dem sie in den vergangenen Monaten viel zu oft gewesen war.
Sie war so verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Zuneigung gewesen – nach der einen großen Sache –, die es nur in Romanen und Filmen zu geben schien.
Wenn sie genügend getrunken hatte und der Rausch die Konturen der Wirklichkeit verschwimmen ließ, dann konnte sie glauben, dass zwischen ihr und den Männern, die sie mit in ihre Wohnung nahm, mehr war als nur die schäbige Leidenschaft einer Nacht. Sie konnte davon träumen, morgens neben einem Mann aufzuwachen, in liebevoll lächelnde Augen zu blicken und zu wissen, sie hatte den Mann ihres Lebens gefunden.
Sie hatte versucht, damit aufzuhören. Versucht, sich von den Clubs fernzuhalten, keine Männer mehr abzuschleppen. Gerade einmal zwei Wochen lang hatte sie es geschafft. Es war leichter gewesen, solange ihre Mitbewohnerin noch in der Stadt gewesen war. Aber Carole war nicht da, und die Einsamkeit brachte sie um. Wie ein Sog hatte sie sie zurück in die Clubs gezerrt. Und an diesem Abend hatte die Jagd noch nicht einmal erfolgreich geendet. Sie hatte allein in einem Taxi nach Hause zurückkehren müssen.
Und dann war da plötzlich er gewesen.
Im ersten Moment hatte sie nicht darüber nachgedacht, wieso sie ihn vor ihrer Haustür getroffen hatte. Der Alkohol und die Freude darüber, die Nacht doch nicht allein verbringen zu müssen, hatten solche Gedanken überhaupt nicht erst zugelassen. Sie hatte ihn mit in ihre Wohnung genommen, bereit, ihm alles zu geben. Sie hatte keine Angst vor ihm gehabt – das ließ der Rausch nicht zu. Außerdem kannte sie ihn flüchtig. Vor einiger Zeit hatte sie ihn sogar einmal abgewiesen, daran erinnerte sie sich noch. Warum sie damals nicht mit ihm gegangen war, wusste sie allerdings nicht mehr.
Langsam drang der Gedanke durch den Alkoholnebel, dass es ein Fehler gewesen war, ihn in ihr Bett einzuladen.
Als er ihre Hände an die Bettpfosten fesselte, hielt sie es noch für ein Spiel und lachte. Als er in sie eindrang, obwohl sie noch nicht bereit für ihn war, schluckte sie den Schmerz hinunter. Aber als er sanft seine Hände um ihren Hals legte und langsam begann, zuzudrücken, tauchte sie schlagartig aus dem Nebel der Cocktails dieser Nacht auf. Sie versuchte, sich zu wehren, und bäumte sich unter ihm auf. »Verdammt! Was tust du?«, keuchte sie, als er losließ und sich ihre Lungen wieder mit Sauerstoff füllten. »Das ist nicht witzig. Binde mich sofort los!«
Er lachte und stieß noch tiefer in sie. Sie hatte das Gefühl, er war noch härter geworden, während er sie gewürgt hatte. »Schätzchen, es gibt keinen Grund, aufzuhören. Du wolltest doch gefickt werden, oder etwa nicht? Du bettelst doch bei jedem Kerl darum, sich zwischen deine Beine zu legen.« Langsam drückten die Hände um ihren Hals wieder zu. Er beobachtete ihre verzweifelten Versuche, sich zu befreien und lockerte seinen Griff dann wieder.
Sie sah das Lächeln in seinem Gesicht und spürte den eiskalten Schauder, der ihr über den Rücken lief. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Typen. Sein Blick hatte einen Ausdruck angenommen, der ihr Angst machte.
Todesangst.
»Bitte«, bettelte sie, als er seine Finger wieder von ihrem Hals löste. Das brennende Verlangen nach Sauerstoff trieb ihr Tränen in die Augen. Ihre Stimme drang heiser und rau aus ihrer Kehle, was ihr Flehen noch verzweifelter klingen ließ. »Bitte. Hör auf. Lass mich gehen.« Ihre Lippen bebten bei dem Versuch, nicht laut loszuschluchzen.
Wieder lächelte er, sanft diesmal, und liebevoll. Mit den Fingerknöcheln strich er zart über ihre Wangenknochen. Dann senkte er den Kopf und biss ihr in die Brust.
Mit einem Schmerzensschrei bäumte sie sich unter ihm auf, versuchte, zu entkommen. Aber er war in ihr, drückte sie mit seinem Körper in die Matratze und stieß immer wieder zu, während sie wie verrückt an ihren Fesseln riss.
»Bitte, bitte! Hör auf.« Verzweifelt kniff sie die Augen zusammen, doch sie konnte die Tränen nicht aufhalten. Sie liefen an ihren Schläfen entlang in ihr Haar. Eiskalter Schweiß bedeckte ihren Körper. Dann spürte sie es wieder. Er legte seine Hände um ihren Hals – ganz sanft zunächst, bevor er zudrückte. Aus dem roten Flimmern hinter ihren Lidern wurde Schwärze, durch die weiße Sterne zuckten. Als auch diese kleinen Lichtblitze verschwanden und sie bereits anfing, in die Leere zu gleiten, ließ er wieder los. Ihr Körper bäumte sich ohne ihr Zutun auf. Ganz automatisch. Sie wollte leben, rang um jedes Sauerstoffmolekül, das sie erhaschen konnte. Aber sie war schon zu benommen. Sie wusste, sie musste kämpfen, nur schienen ihre Kräfte sie im Stich zu lassen. Dieser halb bewusstlose Zustand war gut, so ließ sich alles besser ertragen.
Doch das wollte er nicht.
Er schlug ihr ins Gesicht. »Komm schon, Darling. Komm zu dir. Du willst die Show doch nicht verpassen«, neckte er sie mit seiner tiefen, sanften Stimme.
Sie öffnete stöhnend die Augen. »Ich tu alles, was du willst«, flüsterte sie. »Aber bitte, hör auf.«
»Das kann ich leider nicht«, sagte er. Spielerisch drückte er ihren Hals zusammen und ließ erneut los. »Was glaubst du, wie oft ich noch zudrücken kann?« Er beugte sich über ihr Ohr, als er mit ihr sprach, und biss ihr gleich darauf schmerzhaft ins Ohrläppchen.
»Bitte«, wimmerte sie.
»Nein! Du bist eine verdammte kleine Schlampe, und ich habe entschieden, dich auszulöschen.« Wieder stieß er hart und schmerzhaft in sie hinein. »Hast du das begriffen, Tash? Du. Wirst. Sterben.«
Sie wusste, dass ihre Augen in blanker Panik weit aufgerissen waren, als sie mit letzter Kraft versuchte, sich unter ihm hervorzuwinden. Sein amüsiertes Lachen ließ sie innehalten. Es war sinnlos. Sie sah es in seinem Blick: Er wollte sie wirklich töten!
»Und weißt du, was das Beste daran ist?«, fragte er, als er seine Hände abermals um ihren Hals legte. »Es wird noch Stunden dauern. Ich werde dich ganz langsam und qualvoll sterben lassen. Und ich werde in dir sein, wenn du zum letzten Mal zuckst.«
Konzentriert legte er seine Hände um ihren Hals und drückte zu.
Natasha blieb nichts anderes übrig, als ihm ins Gesicht zu blicken und das Vergnügen zu beobachten, das ihm seine Quälerei bereitete.
»Warum?«, hauchte sie tonlos.
Die Antwort war nur sein grausames Lachen.
In diesem Moment wusste Natasha, dass sie dem Tod nicht entkommen würde.
Vier Tage zuvor
Die Marina bot einen wundervollen Blick über die Boston Bay und die Skyline der Stadt, die sich dahinter erhob. Der kleine Hafen hätte eigentlich etwas Zauberhaftes an sich haben müssen, doch seine Magie ging unter dem Gestank von geschmolzener Glasfaser, verbranntem Epoxid und schwarzen Rauchschwaden verloren. Feuerwehrleute und Polizisten eilten geschäftig umher, und die übliche Traube Schaulustiger hatte sich hinter dem gelben Flatterband eingefunden. Da es sich um einen netten, kleinen Jachthafen handelte, war das Publikum entsprechend wohlhabend. Das schien aber auch der einzige Unterschied zu anderen Schauplätzen des Todes zu sein. Mit wachen Augen verfolgten sie die Handgriffe der Einsatzkräfte, immer auf der Suche nach ein bisschen CSI-Romantik.
Dominic war schlecht gelaunt. Die Zentrale hatte ihn vom Spiel der Red Sox gegen die Toronto Blue Jays weggeholt, das er mit seinem Bruder Geno und seinem Kumpel Steve angesehen hatte. Er hasste es, den Anfang eines Spiels zu sehen und das Ende lediglich in einer Zusammenfassung auf ESPN präsentiert zu bekommen.
Mit einem Seufzen stieg er aus seinem SUV und ließ den Blick über die Szenerie schweifen. Die Jacht, die am Ende des Piers lag, war wahrscheinlich früher mal ein hübsches Stück gewesen, wenn sie auch nicht ganz so groß war wie die umliegenden Boote. Nun dümpelte sie rußgeschwärzt in den leichten Wellen der Marina. Ein Kabinenfenster war geborsten. Kleine schwarze Rauchwolken stiegen vom Deck auf und verpesteten die Luft mit ihren giftigen Dämpfen. Aber das gelassene Auftreten der Feuerwehrmänner sprach dafür, dass sie die Lage unter Kontrolle hatten.
Als Dominic einem etwas übereifrigen Frischling seine Dienstmarke unter die Nase hielt, weil der ihn nicht passieren lassen wollte, fiel sein Blick auf eine Kollegin, die sich gerade bückte, um eine Rolle Absperrband in ihrer Einsatztasche zu verstauen. Hübscher Hintern, befand er.
Sie richtete sich wieder auf, sodass er auch den Rest von ihr betrachten konnte. Nicht jeder Frau stand die Uniform, aber die hier sah echt heiß darin aus. Scharfe Kurven, das lange, blonde Haar zu einem Zopf geflochten.
Der Anblick einer hübschen Frau kam fast einer Entschädigung für das verpasste Spiel gleich. Als sie sich zu ihm umdrehte, zog er seinen rechten Mundwinkel nach oben und schenkte ihr ein Grinsen. Ihre Antwort war ein unterkühlter Blick, bevor sie sich wieder ihrem Kollegen zuwandte. Dominic behielt sein Grinsen bei. Das Babe hatte ja keine Ahnung, wie sehr die Herausforderung durch einen so kühlen Blick wuchs. Langsam schlenderte er auf sie zu. Sie stand mit Officer Bobby Pattison und dem Captain des Löschzugs zusammen.
Als er die Gruppe erreichte, nickte er ihnen kurz zu. »Bobby. Captain.« Dann betrachtete er die Blondine ausführlich. Aus der Nähe hatte sie etwas von einem Kobold. Einem sexy Kobold. Sie war nicht besonders groß, und ein paar niedliche Sommersprossen saßen auf der Nase, was ihr das Aussehen eines süßen kleinen Mädchens verlieh. Ihre Augen, die von einem eisigen Grau waren, hoben diese Wirkung allerdings auf. Eine absolut unwiderstehliche Mischung.
Dominic schenkte ihr noch einmal sein jungenhaftestes Grinsen, von dem behauptet wurde, dass es jedes Frauenherz zum Schmelzen brachte. »Guten Abend, Officer.«
»Detective Coleman«, antwortete sie mit einem frostigen Nicken.
Sie schien nicht zum Flirten aufgelegt zu sein. Also widmete Dominic seine Aufmerksamkeit zunächst einmal Officer Pattison und konzentrierte sich auf den Fall, wegen dem er alarmiert worden war. »Was hast du für mich, Bobby?«
»Eine männliche Leiche. Das Opfer lag in der Kajüte der Jacht. Offensichtlich hat die Heizdecke, mit der es zugedeckt war, Feuer gefangen. Das Opfer selbst muss ebenfalls ziemlich schnell angefangen haben zu brennen.« Er wies auf einen zweiten Pier. »Die Besitzer einer Jacht an diesem Steg da drüben, der Columbus, glaube ich, haben den Brand bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Außer dem Opfer und ein paar Sachen in der Kabine ist nicht besonders viel verbrannt.« Er nickte zu dem Boot hinüber. »Das meiste ist bloß Ruß.«
»Okay.« Dominic zog Latexhandschuhe aus seiner Hosentasche. »Kann ich mir das Boot schon ansehen, Captain?«
»Sicher, Detective. Meine Leute sind fertig. Gehört alles Ihnen. Wenn Sie noch etwas brauchen, rufen Sie mich an. Wir verschwinden jetzt.«
»Danke.« Mit einem Nicken verabschiedeten sie sich, und Dominic kletterte auf das rußgeschwärzte Boot. Pattison folgte ihm.
»Wissen wir schon, wer das Opfer ist?«, fragte Dominic den Officer.
»Laut Eintrag im Jachtregister müsste es sich um Dr. Marc Delaware handeln. Die Leiche ist auf jeden Fall männlich. Schau es dir am besten selbst an.«
Vorsichtig kletterten sie in die Kajüte hinunter. Hier war der Brandgeruch wesentlich stärker und mischte sich mit dem ekelerregenden Gestank von verbranntem Fleisch. Die Gliedmaßen des Toten hatten sich grotesk zusammengezogen, eine Folge der Schrumpfung der Muskulatur durch die Hitze. Dieser Tote hier war nicht Dominics erste Brandleiche. Das Feuer war eines der hässlichsten Gesichter des Todes. Meistens hatte das Opfer zumindest das Glück, an einer Rauchgasvergiftung zu sterben, bevor sein Körper so entstellt wurde. Das Problem war nur: Man sah einer Brandleiche nicht an, woran sie gestorben war. Aber vielleicht ging das hier trotzdem schnell, und er könnte sich noch das letzte Inning der Red Sox ansehen.
Er blickte sich um. Neben den verkohlten Überresten des Doppelbettes, auf dem das Opfer lag, stand ein verschmorter Laptop auf dem Boden. Im Kleiderschrank hing Segel- und Freizeitkleidung von einer Frau und einem Mann. Er schob die Kleider zur Seite und entdeckte auf dem Schrankboden ein Paar polierte schwarze Halbschuhe. Italienisches Modell, wenn er sich nicht irrte. Sein Blick glitt zur Leiche zurück und blieb an ihren Füßen hängen.
Vorsichtig trat er einen Schritt näher an den Toten heran, hockte sich vor die Füße und betrachtete die Schuhsohlen, die fast vollständig verschmort waren. Mit einem Seufzer verabschiedete er sich von dem Baseballspiel. Das hier würde wohl nicht so schnell erledigt sein, denn mit diesem Opfer stimmte etwas ganz und gar nicht.
Er drehte sich zu Pattison um. Dessen Partnerin war ebenfalls in die Kajüte geklettert und sah sich mit wachen Augen um.
»Bobby, wir brauchen die Spurensicherung. Die Leiche muss in die Gerichtsmedizin. Kannst du das organisieren?«, fragte er den Officer hinter sich und wartete das bestätigende Nicken ab, bevor er weitersprach. »Was wisst ihr über die Angehörigen von Delaware?«
Der hübsche blonde Officer zückte einen Notizblock
und las die Informationen ab, die Dominic brauchte. »Dr.
Marc Delaware, siebenundfünfzig Jahre alt. Verheiratet mit Angel Delaware, sechsundzwanzig. Geschieden von Claire Delaware, vierundfünfzig.« Anschließend nannte sie ihm die Adresse des Jachtbesitzers.
Dominic pfiff leise durch die Zähne. Keine schlechte Wohngegend. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als die vermeintliche Witwe zu besuchen. Etwas, das man den ungeschriebenen Gesetzen der Mordkommission zufolge nie allein tat. Er überlegte, einen Kollegen vom Dezernat hinzuzuziehen, aber er war mit Sicherheit nicht der Einzige, der den Abend mit den Red Sox verbringen wollte.
Sein Blick fiel wieder auf den blonden Kobold. Er wartete, bis Pattison sein Telefonat mit der Zentrale beendete, und wies auf den Officer. »Ich fahre zu Angel Delaware und leihe mir für die kleine Spritztour deine Partnerin aus. Kümmerst du dich darum, dass die Spurensicherung und die Gerichtsmedizin alle notwendigen Infos bekommen, wenn sie hier auftauchen?«
Bobby öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch seine Partnerin legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte kaum merklich den Kopf. Bobby schien den kleinen Wink zu verstehen. Er nickte Dominic knapp zu.
*
Elena wandte sich ab, um aus der Kabine zu steigen. Es widerstrebte ihr, vor Detective Coleman an Deck zu klettern, weil sein Blick unweigerlich auf ihrem Hintern ruhen würde. Aber sie würde heute, an ihrem letzten Tag als Officer, keine Szene heraufbeschwören. Um einundzwanzig Uhr endete ihr Dienst auf der Straße. Bis dahin konnte sie sich beherrschen. An Deck warf sie einen Blick auf die Uhr. Zu ihrer Abschiedsfeier im The Bullet würden sowohl sie als auch Bobby zu spät kommen. Das war das Los des Polizisten. Weder sie noch ihr Partner noch ihre Freunde aus dem Streifendienst, die in der Kneipe auf sie warteten, würden sich darüber beklagen.
Sie drehte sich nach Coleman um, der behände die Stufen erklommen hatte und sich die Latexhandschuhe auszog, um sie in die Gesäßtasche seiner Jeans zu stopfen. Eine ziemlich abgetragene Jeans, wie Elena trotz der Dämmerung bemerkte. Sie passte zu dem reichlich zerknitterten Hemd, das ihm aus der Hose hing, ebenso wie zu seinem Bartschatten und dem Kaugummi, auf dem er herumkaute. In seiner Hemdtasche steckte eine Pilotenbrille. Wozu brauchte ein normaler Mensch nachts eine Sonnenbrille?
Der Detective schien ihre Musterung bemerkt zu haben, denn er fing ihren Blick auf. Seine Augen strahlten in einem leuchtenden Blau, es erinnerte an einen Laser.
Elena schluckte. Sie dachte daran, wie sie vor ein paar Monaten im Umkleideraum des Departments ein Gespräch zwischen zwei Kolleginnen angehört hatte, die über diese Augen ins Schwärmen geraten und zu dem Schluss gekommen waren, dass Coleman eine Sonnenbrille tragen musste, um seine Mitmenschen vor seinem Blick zu schützen. Vielleicht hatte er die Pilotenbrille deshalb dabei. Fast musste sie den Kopf über sich schütteln. Es stimmte, sein Blick war das, was man gemeinhin als heiß bezeichnete. Er sah verdammt gut aus, trotz seines schlampigen Auftretens. Die Streifenkollegin in der Umkleide hatte ihn ziemlich passend einen zerzausten Engel genannt. Er war ein brillanter Cop, der sich allerdings mit schöner Regelmäßigkeit über die Vorschriften hinwegsetzte. Zumindest behauptete man das im Department. Elena kannte auch Detective Colemans Ruf als oberflächlicher Weiberheld und Macho. Angeblich hatte er italienische Wurzeln, was durchaus sein konnte, wenn man seine dunklen Locken und den olivfarbenen Teint bedachte.
Er schenkte ihr ein charmantes Grinsen. Elena presste die Lippen zusammen, damit ihr nicht der Hinweis entschlüpfte, wohin er sich seinen Charme stecken konnte. Ab morgen würde sie selbst Detective und Mitglied des Morddezernates sein. Es war besser, es sich nicht schon vorher mit den künftigen Kollegen zu verderben. Sie biss die Zähne zusammen und folgte ihm zu seinem Wagen.
Die Fahrt zu Angel Delaware verlief schweigend. Elena verstand, dass Coleman nicht allein bei der Frau des Opfers auftauchen wollte. Er hätte ihr aber auf der Fahrt zumindest sagen können, wie er vorgehen wollte.
Als er vor einem hübschen, großen Haus an den Straßenrand fuhr, drehte er sich endlich zu ihr und schenkte ihr einmal mehr sein betörendes Grinsen. »Ich sage Ihnen jetzt, wie es ablaufen wird. Ich rede mit Mrs Delaware. Sie stehen schön ruhig daneben und halten die Klappe. Halten Sie sich am besten aus allem raus. Verstanden, Schätzchen?« Ob es seine Art war, so mit Kolleginnen zu sprechen?
Vielleicht war auch ihre kühle Miene eine Herausforderung für ihn und er fragte sich, ob er sie aus der Reserve locken konnte, wenn er sie reizte.
Elena knirschte mit den Zähnen. Sie neigte zwar grundsätzlich nicht zur Gewalt, aber dieser Mann trieb sie dazu, ihm die Augen auskratzen zu wollen. »Ich bin nicht Ihr Schätzchen. Merken Sie sich das, Detective. Für Sie heißt es immer noch Officer St. James«, sagte sie, so beherrscht es ihr möglich war, bevor sie aus dem Wagen stieg. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Coleman tatsächlich ein »Aber klar doch, Schätzchen« murmelte, weil sie die Tür heftiger als nötig hinter sich zuschlug und auf das Haus zustapfte.
*
Dominic folgte ihr über die gekieste Einfahrt zur Haustür. Das Haus war elegant und ziemlich groß, schön, aber seelenlos. Der blonde Kobold hatte keine Kinder erwähnt. Für zwei Personen schien dieses Heim fast zu viel Platz zu bieten. Die Fenster im Erdgeschoss waren hell erleuchtet und ließen den gepflegten Rasen und die ordentlich geschnittenen Hecken und Büsche in der Dunkelheit erahnen. Als er die Klingel betätigte, hallte der Ton dumpf in den Tiefen des Hauses wider.
Die Frau, die kurz darauf öffnete, hatte von allem ein bisschen zu viel. Oder zu wenig, wie man es nahm. Die Lockenmähne war einen Stich zu Rot, um als echt durchzugehen. Ihr Gesicht war einen Tick zu stark geschminkt, und ihr Bombenkörper steckte in einem eindeutig zu kurzen und zu engen Kleid. Sie bedachte Dominic mit einem strahlenden Lächeln, das zwei Reihen der weißesten Zähne aufblitzen ließ. Als sie Elena hinter ihm entdeckte, gefror ihr Lächeln, und die Hand, in der sie ein volles Champagnerglas hielt, begann zu zittern. »Ist etwas passiert? Ist mit meinem Mann alles in Ordnung?« Mit der freien Hand griff sie sich an den Hals, den Blick immer noch auf Elenas Uniform gerichtet.
»Dürfen wir kurz hineinkommen, Ma’am?« Dominic zog seine Dienstmarke aus der Gesäßtasche und hielt sie der Rothaarigen unter die Nase.
»Sicher. Bitte.« Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ Elena und ihn ins Haus. Sie führte sie in ein Zimmer, das vermutlich der Salon war. Neben auf alt getrimmten Sesseln und Sofas standen antike Tischchen mit Vasen voller künstlicher Blumen. Der Boden bestand aus edlen, dunklen Dielen und an der Stirnseite nahm ein Kamin die halbe Wand ein. Darüber prangte ein Gemälde der Hausherrin.
Als ob das alles nicht überladen genug gewesen wäre, baumelte in der Mitte des Raumes ein protziger Kronleuchter von der Decke.
Der Vamp ließ sich anmutig in einen der Sessel gleiten und stellte das Champagnerglas auf einem der Tischchen ab.
»Was kann ich für Sie tun, Detective?«, flüsterte sie mit schwacher Stimme. Ein bisschen zu gekünstelt.
*
Dominic setzte sich der Frau gegenüber auf ein Sofa. Elena zog es vor, hinter ihm stehen zu bleiben. Nach dem ersten Blick auf ihre Uniform hatte die Lady sie sowieso nicht mehr beachtet. Ihre Augen hingen einzig und allein an ihm.
»Sie sind Mrs Delaware?«
»Ja. Angel Delaware.«
»Mrs Delaware, ich bin Detective Coleman vom Boston PD, und das ist Officer St. James.« Er rutschte etwas unbehaglich auf dem Sofa herum. »Können Sie mir sagen, wo sich Ihr Mann heute Abend aufgehalten hat?«
»Oh. Er ist auf unserer Jacht.« Wieder legte sie die Hand an ihren Hals. »Ich habe eine kleine Party für meine Freundinnen gegeben. Marc musste noch arbeiten. Er braucht Ruhe dabei, also ist er auf die Jacht gegangen. Das macht er manchmal.«
»War er allein dort?«, wollte Dominic wissen.
Angel Delaware wollte schon antworten, doch dann schien ihr die Bedeutung der Frage plötzlich bewusst zu werden. Auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wollen Sie etwa andeuten, mein Mann hat sich mit einer anderen Frau getroffen? Das kann ich ganz sicher verneinen. Mein Mann betrügt mich nicht.« Sie griff nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck Champagner, als wollte sie sich beruhigen. »Wären Sie jetzt vielleicht so freundlich, mir zu sagen, was passiert ist?«
»Auf Ihrer Jacht ist ein Brand ausgebrochen. Dabei ist eine Person ums Leben gekommen«, erklärte Dominic.
»O Gott, Marc!« Mrs Delawares Augen füllten sich augenblicklich mit Tränen. »Wie konnte das nur passieren?«
»Das wissen wir noch nicht, Ma’am. Wir können auch noch nicht sicher sagen, ob es sich bei dem Verstorbenen um Ihren Mann handelt.«
»Was soll das heißen? Natürlich muss es mein Mann sein. Er war allein. Das habe ich Ihnen gerade eben schon gesagt.« Durch die Tränen hindurch wurde sie aufbrausend. Zitternd holte sie Atem, um sich zu beruhigen. »Kann ich ihn sehen?«, flüsterte sie und ließ sich in die Kissen ihres Sessels sinken.
»Nein, Ma’am. Das wird nicht möglich sein. Das Opfer, das wir auf der Jacht gefunden haben, wurde durch den Brand zu sehr entstellt. Das ist auch der Grund, warum ich Sie bitten muss, mir eine DNA-Probe Ihres Mannes zu überlassen, damit wir ihn gegebenenfalls identifizieren können.«
»O mein Gott!« Das Weinen steigerte sich zu einem Schluchzen. »Auf der Jacht war nur mein Mann. Das können Sie mir glauben. Er hat doch sicher seinen Ehering getragen. Daran können Sie ihn eindeutig identifizieren, ohne dass Sie seine DNA untersuchen müssen. Das ist alles so schrecklich.« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.
»Mrs Delaware.« Dominic legte ihr eine Hand auf den Arm und wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte.
»Eine eindeutige Identifizierung wird nur möglich sein, wenn wir eine DNA-Probe Ihres Mannes haben. Ich muss Sie also darum bitten, mir seine Zahnbürste oder seinen Kamm zu überlassen.« Seine Stimme blieb sanft, seine Worte duldeten jedoch keinen Widerspruch.
Angel Delaware wurde ganz still. Einen Moment verharrte sie, dann nahm sie die Hände von ihrem blassen Gesicht und nickte. »Natürlich, Detective. Ich werde seine Zahnbürste und seine Haarbürste holen.« So anmutig, wie sie sich zuvor gesetzt hatte, erhob sie sich wieder.
Dominic stand ebenfalls auf. »Am besten packen Sie die Sachen gleich in einen Beutel.«
»Sicher. Warten Sie bitte hier. Ich bin gleich zurück.«
*
Mit den DNA-Proben von Delaware in der Hand stieg Dominic kurz darauf in seinen SUV. Er warf die Plastikbeutel auf den Rücksitz und wartete, bis Elena eingestiegen war.
»Und, was halten Sie von unserer schönen Witwe?« Er startete den Motor.
»Ein bisschen zu theatralisch, wenn Sie mich fragen«, erwiderte Elena.
»Gut beobachtet.« Er warf ihr einen Seitenblick zu.
»Und was haben Sie jetzt vor, Officer St. James? Lust, noch etwas trinken zu gehen?«
Elena blickte auf ihre Uhr. »Nein, danke. Setzen Sie mich bitte einfach an der Wache ab«, wies sie ihn reserviert an.
Sie präsentierte ihm dabei eine Miene, als ob sie niemals mit jemandem wie Dominic ausgehen würde. Eher würde in der Hölle ein Schneesturm toben.
Das Großraumbüro des Morddezernats lag im dritten Stock des alten Backsteingebäudes, das das Boston PD beherbergte. Es unterschied sich nicht wesentlich von der Wache des Streifendienstes im Erdgeschoss, nur dass die Beamten hier keine Uniformen trugen. Die Gerüche nach Scheuermittel und abgestandenem Kaffee waren dieselben, ebenso wie die zerkratzten alten Schreibtische, die zu kleinen Inseln zusammengeschoben waren.
Der Lieutenant hatte ein eigenes Büro am gegenüberliegenden Ende des großen Raumes, und neben dem Fahrstuhl lag eine kleine Zentrale, in der Tracy Collette, die Sekretärin des Lieutenants und gute Seele des Dezernats, das Regiment führte.
Noch bevor sich die Fahrstuhltüren hinter Elena geschlossen hatten, entdeckte die ziemlich bunt gekleidete kleine Frau sie und begrüßte sie mit einem Lächeln. »Sie müssen Detective St. James sein. Lassen Sie mich schnell dem Lieutenant Bescheid geben. Wir haben bereits auf Sie gewartet.« Mit der linken Hand schob sie sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr, während sie Elena mit der rechten in ihr Büro winkte und auf einen kleinen, etwas schäbigen Sessel wies. »Sie können hier Platz nehmen. Der Lieutenant hat sicher gleich Zeit für Sie«, erklärte sie, während sie darauf wartete, dass Elenas neuer Chef das Gespräch entgegennahm.
Die Mappe mit ihrer Ernennungsurkunde zum Detective in der Hand, die ihr der Captain gerade ausgehändigt hatte, ließ sich Elena auf die vordere Kante des Sessels sinken. Sie war zu nervös zum Stillsitzen. Das hier war ihr bisher größter Karrieresprung. Es brachte bei Weitem nicht jeder im Alter von neunundzwanzig Jahren zum Detective. Sie hatte sich lange und intensiv auf die Detective-Prüfung vorbereitet und sie mit Auszeichnung bestanden. Danach hatten sich gleich mehrere Dezernate um sie gerissen. Das Morddezernat trug den Sieg davon, nachdem sie dringend Ersatz für einen Detective benötigten, der vor zwei Monaten bei einem Schusswechsel ums Leben gekommen war. Diese Dienststelle war nicht ihre erste Wahl, Elena war aber froh, es überhaupt zur Kripo geschafft zu haben.
Als sie kurz darauf Lieutenant Bergens Büro betrat, fühlte sie sich merklich ruhiger. Der Raum wirkte wie eine gemütliche, kleine Höhle. An den Wänden hingen Fotos und Auszeichnungen. In den Regalen stapelten sich Ordner und Bücher mit Gesetzestexten. Auf dem Schreibtisch standen Bilder seiner Frau und seiner zwei Kinder.
»Guten Morgen, Lieutenant Bergen.«
»Nehmen Sie Platz, Detective St. James.« Bergen machte es sich in seinem Schreibtischsessel bequem. »Schon gefrühstückt?«, fragte er und strich sich über seinen Bauchansatz. »Meine Frau würde mir die Hölle heißmachen, wüsste sie von der Portion Eiern mit Speck, die ich in der Kantine gegessen habe.«
Elena schmunzelte. »Zu viel Cholesterin?«
»Zu viel Bauch.« Er tätschelte auf sein Hemd. »Aber ein gutes Frühstück ist wichtig zu Beginn eines anstrengenden Tages. Und davon werden Sie bei uns eine Menge erleben.« Er suchte ihren Blick und hielt ihn mit ernst gewordener Miene fest. »Ich hoffe, das ist Ihnen klar.«
Elena nickte. »Glasklar, Sir.«
»Ja, ich habe das Gefühl, Sie verstehen das wirklich.« Er nickte nachdenklich. »Jack Donovans Tod vor zwei Monaten hat das Dezernat in eine Schockstarre versetzt. Ich leite diese Dienststelle nun seit zwölf Jahren. In dieser Zeit gab es jede Menge brenzlige Situationen, aber einen meiner Detectives habe ich vorher noch nie verloren.«
Elena wand sich in ihrem Stuhl. Der Tod eines Kollegen war für das gesamte Team traumatisierend. Dass sie an Detective Donovans Stelle trat, machte ihr den Einstieg nicht weniger problematisch.
»Wir alle werden versuchen, es Ihnen leicht zu machen.« Er las ihr die Gefühle offensichtlich von der Nasenspitze ab.
»Danke«, murmelte Elena.
»Dennoch wird der Neubeginn für Sie und Detective Coleman nicht einfach werden.« Ein um Verständnis heischendes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus.
Elena schluckte. Mit Coleman zusammenzuarbeiten, kam einem Supergau gleich. Erst gestern Abend im TheBullett hatten sich ihre Kollegen aus dem Streifendienst über ihn unterhalten. Dominic Coleman lief seit Donovans Tod aus dem Ruder. Er schien eine sehr persönliche Art der Trauerbewältigung gefunden zu haben, die darin bestand, alles im Alleingang zu erledigen. Er sonderte sich von den anderen Detectives ab, unterlief jegliche Teambildung und operierte in Grauzonen.
Sie hielt dem Blick des Lieutenants stand. Auch sie las in seinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Er hatte die Nase gestrichen voll von den Allüren seines Ermittlers. Dem Tratsch der anderen Officer zufolge hatte der Lieutenant eine Zeit lang darauf gehofft, dass sich Coleman fangen würde, was bislang nicht geschehen war. Er hatte ihn mehrmals verwarnt, aber auch das hatte nicht gefruchtet. Nun hoffte er offensichtlich darauf, dass Elena eine Veränderung brachte, weil sich Coleman um Sie kümmern und Sie ausbilden musste. Elena verbarg ihr Unbehagen hinter ihrer geübt professionellen Miene.
»Also dann. Willkommen auf unserer Dienststelle, Detective St. James. Ich weiß, Sie wollten eigentlich zur SVU. Umso mehr freut es mich, dass wir Sie für uns gewinnen konnten.« Bergen erhob sich.
Als ob sie bei der Wahl der Dienststelle hätte mitreden können. Sie hielt es aber für klüger, den Lieutenant nicht darauf hinzuweisen. Sie würde hier ihr Bestes geben und es irgendwann zur Special Victims Unit, dem Dezernat für Sexualverbrechen, schaffen. Sie war sich sicher, dem Opfer einer Vergewaltigung mehr helfen zu können als jemandem, der bereits tot war. Zunächst würde sie es so halten, wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Man konnte überall etwas lernen, was einen weiterbrachte. Und zu lernen gab es beim Morddezernat mehr als genug.
»Sie haben Detective Coleman ja bereits gestern Abend kennengelernt.«
Wieder nickte sie. »So ist es.«
»Dominic ist einer unserer Besten. Sie sind bei ihm in guten Händen.«
Das hatte sie am Vortag deutlich gemerkt.
»Ich habe ihn allerdings noch nicht über meine Entscheidung informiert. Also geben Sie mir bitte noch die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen, bevor wir ein Team aus Ihnen beiden machen.«
Sein freundliches Lächeln täuschte Elena nicht. Es würde Probleme geben, so viel war klar. Und sie steckte mittendrin.
*
Dominic erreichte an diesem Morgen erst spät das Büro.
Er hatte auf dem Weg zum Dienst bei der Kriminaltechnik vorbeigesehen, um in Erfahrung zu bringen, ob es schon Einzelheiten zu dem Bootsbrand gab.
Mit dem vorläufigen Spurensicherungsbericht in der Hand stieg er im dritten Stock des PD aus dem Fahrstuhl und warf Tracy Collette wie jeden Morgen zwinkernd eine Kusshand zu, bevor er mit einem Nicken die Kollegen grüßte, die an ihren Arbeitsplätzen über das Telefon oder die Computertastatur gebeugt saßen. Im Vorbeigehen schlug er seinem Freund Steve kameradschaftlich auf die Schulter.
Zielstrebig trat er in die kleine Küche des Dezernats. Seine Kaffeetasse stand auf dem abgewetzten Tresen. Er hatte gestern vergessen, sie zu spülen. Aber das war egal, die Brühe, die in der altersschwachen Maschine gebraut wurde, würde die eingetrockneten Reste in seiner Tasse besser bekämpfen, als es das ökologisch korrekte Spülmittel, das Judy Paxton gut sichtbar neben das Spülbecken gestellt hatte, je fertigbringen würde.
Der dickflüssige Rest Kaffee, den er in der Kaffeekanne fand, bestätigte, dass sich einige Kollegen an diesem Morgen schon wesentlich früher als er an ihre Schreibtische gesetzt hatten. Dominic füllte seine Tasse zur Hälfte und schob die Kanne wieder in die Kaffeemaschine. Die Reste, die sich am Grund der Kanne befanden, sollte man grundsätzlich nie trinken. Zudem bedeutete das Leeren der Kanne auch, für Nachschub sorgen zu müssen. Dazu hatte er absolut keine Lust. Er ließ lieber einen Rest in der Kanne und wartete, bis irgendjemand frischen Kaffee aufsetzte.
Mit der Tasse in der rechten und dem Spurensicherungsbericht in der linken Hand bahnte er sich einen Weg zu seinem Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen.
In der vergangenen Nacht hatte ihn einmal mehr der Albtraum geplagt, in dem sein Partner Jack erschossen wurde, während er hilflos danebenstand. Er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, mehrmals in der Woche mitten in der Nacht schweißgebadet aufzuwachen. Für das inzwischen unermessliche Schlafdefizit fand er leider keine Lösung.
Leise vor sich hin fluchend suchte er in seinen Schreibtischschubladen nach Tylenol und schüttete sich gleich mehrere Tabletten in den Mund. Anschließend spülte er sie mit einem großen Schluck Kaffee hinunter und lehnte den Kopf zurück, um darauf zu warten, dass der Druck hinter seinen Schläfen nachließ. Erst als das Stechen hinter seiner Schädeldecke zu einem dumpfen Pochen abklang, fühlte er sich in der Lage, den Bericht der Spurensicherung zu lesen. Er trank noch einen Schluck des lauwarmen Teers aus seiner Tasse und öffnete die Mappe, doch bevor er auch nur einen Satz lesen konnte, fiel sein Blick auf den blonden Kobold. Officer St. James. Was wollte die hier? Und wieso kam sie aus Lieutenant Bergens Büro?
Dafür konnte es eigentlich nur eine Erklärung geben. Vorsichtig stellte er seine Kaffeetasse ab, um sie nicht wütend gegen die Wand zu werfen. Das kleine Miststück hatte sich also bei seinem Vorgesetzten über ihn beschwert.
Wahrscheinlich würde sie ihn gleich wegen sexueller Belästigung oder irgend so was drankriegen, nur weil er versucht hatte, der kleinen Eisprinzessin gegenüber etwas locker zu sein. Okay, er hatte sie gestern auf dem Rückweg zur Wache ein bisschen angebaggert. Nur so zum Spaß. Sie musste sich ja nicht gleich über ihn beschweren. So heftig war es nun auch wieder nicht gewesen.
Das Letzte, was er noch brauchte, war Ärger mit dem Lieutenant. Sein Magen zog sich zusammen. Dominic wusste nicht, ob das an der Tylenol-Kaffee-Mischung lag, oder daran, dass Bergen ihm gesagt hatte, dass er in seiner Abteilung nicht mehr viele Chancen bekommen würde. Und dass er nach Möglichkeit nichts mehr verbocken sollte. Bei ihrer letzten Auseinandersetzung hatte sein Vorgesetzter einen entschlossenen Eindruck gemacht, und Dominic war sich nicht sicher, wie viel noch passieren durfte, bis er wieder auf der Straße stehen und Verkehr regeln würde. Vielleicht war es jetzt so weit.
Der blonde Kobold hatte sich für diesen Anlass jedenfalls ausnehmend schick gekleidet. Das schwarze Nadelstreifenkostüm und die Schuhe mit den niedrigen Absätzen mochten zwar neu sein, sahen jedoch absolut spießig und langweilig aus. Mit der sexy Uniform vom vergangenen Abend hatte dieses Outfit auf jeden Fall nichts mehr gemein. Das Haar, das sie heute in einem festen Nackenknoten trug, lockerte den strengen Look nicht unbedingt auf. Alles in allem wirkte sie wie eine Gouvernante, deren Augen die Hölle zufrieren lassen konnten.
Diese Augen blickten ihm jetzt in dem gleichen kühlen Grau wie am Abend zuvor entgegen, als er aufstand und auf sie zuging. Mit einem möglichst lockeren Grinsen blieb er vor ihr stehen. »Sie konnten es wohl gar nicht abwarten, mich wiederzusehen nach unserer heißen gemeinsamen Nacht, Officer St. James.« Zwar wusste er genau, dass er gerade auf Messers Schneide balancierte, aber er konnte nicht anders. Wenn sie ihn schon zu Fall brachte, dann wollte er sie vorher wenigstens noch ein bisschen auf die Palme bringen.
Doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Detective St. James«, verbesserte sie ihn ohne die Spur einer Gefühlsregung.
Detective? Was sollte das? Dominic spürte genau, wie dümmlich der Blick wirkte, den er dem Kobold zuwarf. Gestern war sie doch noch Officer gewesen, wie konnte sie heute – oh, verdammt! Er hatte sich in den vergangenen zwei Monaten nicht besonders für die Belange seiner Dienststelle interessiert. Doch eines war auch an ihm nicht vorbeigegangen. Sie bekamen einen neuen Detective.
Jack wurde ersetzt.
Und – verdammte Scheiße – Bergen hatte gedroht, ihm bei der nächsten Gelegenheit einen neuen Partner zuzuteilen.
Dominic wusste, dass die Detectives, die schon an ihren Schreibtischen saßen, ihn beobachteten. Ihn und die Blondine im Nadelstreifenkostüm. Er trat einen Schritt zurück, als ob er durch den größeren Abstand besser Luft bekommen würde. Er spürte, wie er blass wurde und seine Hände zu schwitzen anfingen. Das Schlucken war ein Kampf gegen den Kaffee, der sauer aus seinem Magen aufstieg. Bitte, betete er stumm, alles, nur keinen neuen Partner, und besonderskeinen, der jung und noch grün hinter den Ohren ist.
Lieutenant Bergens Räuspern lenkte seine Aufmerksamkeit auf seinen Chef, der hinter St. James stand, und den er bis jetzt nicht wahrgenommen hatte.
*
»Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, fragte Bergen laut. Alle Augen in dem offenen, großen Raum richteten sich auf sie. »Ich möchte Ihnen Detective Elena St. James vorstellen. Sie wird uns ab heute als neues Mitglied unseres Dezernates unterstützen. Elena, das sind die Detectives Clancy, Finn, Morris, Stowe und Paxton.« Er wies der Reihe nach auf die einzelnen Beamten. »Der Rest ist im Moment nicht da. Aber Sie werden sich sicher schnell mit ihnen bekannt machen.«
Die Detectives nickten ihr abwartend, aber freundlich zu. Ihre Neugier schien mehr Dominic zu gelten und der Frage, wie er auf seine neue Partnerin reagierte. Auch wenn Bergen offiziell noch nichts darüber gesagt hatte, so schien doch jedem klar zu sein, wem die Neue zugeteilt werden würde.
Und die Show ging weiter. Dominic drehte sich zu seinem Vorgesetzten um. »Kann ich Sie einen Moment sprechen, Sir?«
»Ich wollte Sie sowieso gerade in mein Büro bitten.« Bergen sah sich suchend um, bis sein Blick auf einen großen Beamten in einem schicken Anzug fiel. »Morris, Sie zeigen Detective St. James die Dienststelle und ihren Schreibtisch.« Er verschwand mit Dominic in seinem Büro und schloss die Tür hinter sich.
Elena spürte, wie alle sie anstarrten. Sie musste ihre gesamte Energie aufbringen, um ihr distanziertes Äußeres zu bewahren, anstatt unter den Blicken rot anzulaufen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich Detective Morris, der während der kurzen Rede des Lieutenants auf der Kante eines Schreibtisches gesessen hatte, erhob und gemächlich auf sie zu schlenderte.
»Hi, ich bin Steve.« Mit einem jungenhaften Lächeln reichte er ihr die Hand.
»Elena«, erwiderte sie und atmete auf. Das Lächeln aus den hellblauen Augen schien echt, der Händedruck des neuen Kollegen war warm und fest. Sie entspannte sich ein wenig.
»Du darfst Dominic sein Verhalten nicht übelnehmen«, ging er sofort zum kollegialen Du über. »Er ist einer meiner besten Kumpels, aber manchmal steht er ein bisschen neben sich. Das macht er nicht mit Absicht, und du wirst dich schon daran gewöhnen.« Er wies in Richtung der Kaffeeküche und setzte sich in Bewegung. »Wenn du ein Problem oder Fragen hast, kannst du jederzeit zu mir kommen. Ich helfe dir gern.« Als er Elenas misstrauischen Seitenblick bemerkte, lachte er und fuhr sich mit den Fingern durch seine modisch kurz geschnittenen blonden Haare. »Ich meinte natürlich nicht, dass mit Dom Probleme vorprogrammiert sind. Er ist ein sehr guter Cop.« Sein Blick schweifte ab. »Ich habe mich darum beworben, einen neuen Detective ausbilden zu dürfen«, fuhr er mit leiserer Stimme fort. »Aber das hat offensichtlich nicht geklappt.« Das Lächeln, das er ihr schenkte, hatte etwas Wehmütiges. Er nahm eine Kaffeetasse aus dem Schrank über dem kleinen Tresen und schüttete den Rest aus der Kanne hinein. »Wer die letzte Tasse trinkt, setzt neuen auf«, erklärte Steve und zeigte ihr, wo sie alle notwendigen Utensilien fand, während er neuen Kaffee kochte.
»Was stimmt mit deinem Partner nicht? Warum willst du unbedingt einen neuen?«, fragte Elena.
»Oh nein. So ist das nicht. Rick ist in Ordnung. Aber er hat sein Wissen an mich weitergegeben, und jetzt möchte ich meines weitergeben.« Er legte ihr in einer kurzen, beinahe tröstlichen Berührung eine Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Du bist bei Dom in guten Händen.« Er hielt ihr die Kaffeetasse hin und brach erneut in sein jungenhaftes Lachen aus, als sie nach dem ersten Schluck zu husten begann und angewidert das Gesicht verzog.
»Das hätte ich dir vielleicht sagen sollen. Der Kaffee ist reines Gift. Du solltest ihn nur in sehr kleinen Dosen zu dir nehmen.« Er zwinkerte ihr zu. »Wir haben bisher noch kein Gegengift entwickeln können. Also pass auf, sonst erwischst du noch eine Überdosis.«
Elena konnte nicht anders, sie musste sein Lächeln erwidern. Detective Steve Morris war wirklich nett. Sein Verhalten gab ihr das Gefühl, auf dieser Dienststelle willkommen zu sein. Langsam atmete sie aus, den widerlichen Geschmack des Kaffees immer noch auf der Zunge. Sie würde auch mit Coleman klarkommen. Ganz sicher. Ihr Blick glitt zum Büro des Lieutenants. Die Tür war immer noch geschlossen, und sie hatte keine Ahnung, was dahinter vor sich ging.
»Komm«, unterbrach Steve ihre Gedanken. »Ich zeig dir Dominics Ecke.«
Colemans Müllhaufen wäre eine bessere Beschreibung für den Arbeitsplatz am hinteren Ende des Raumes gewesen, dachte Elena, als Steve sie in diese Richtung führte. Die Nische, in die zwei sich gegenüberliegende Schreibtische gequetscht worden waren, war winzig. Die Oberflächen der Arbeitsplätze waren mit Papieren, leeren Kaffeebechern, Schokoriegelverpackungen und diversen Beweismitteltüten übersät. Obenauf thronte die obligatorische Pilotenbrille, vermutlich, weil ihr neuer Partner diese als Letztes auf den Haufen geworfen hatte.
Dummerweise hatte Dominic gleich beide Schreibtische für sich in Beschlag genommen. Die abgewetzte Lederjacke, die über die Lehne des Stuhles an der Wand geworfen war, ließ erahnen, welcher Platz seiner war. Elena sah sich um. Wunderbar. Das bedeutete, Dominic hatte von seinem Schreibtisch aus einen Überblick über das gesamte Büro und sie würde auf das Mauerwerk hinter ihm starren und dem Putz beim Abbröckeln zusehen. Was für ein Albtraum.
Und dann war ihr neuer Partner auch noch stinksauer – oder zu Tode erschrocken, so genau hatte sie seine Mimik vorhin nicht interpretieren können –, weil sie ab jetzt zusammenarbeiten würden. Wirkliche Traumvoraussetzungen für einen neuen Start. Elena würde die Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Und dann würde sie ihren Weg weitergehen bis zur Special Victims Unit. Sie hatte nicht umsonst jahrelang hart gearbeitet, um dorthin zu kommen.
Jetzt hatte sie den Fuß in der Tür und kein dahergelaufener Macho-Detective würde sie zurückschubsen. Auch wenn sie sich sicher war, dass er das zumindest versuchen würde.
Mit einem Seufzer sah sie sich nach Steve um. Er hatte sich weggedreht und sprach in sein Handy. Ihr Blick schweifte weiter durch den großen Büroraum. Die Detectives, die hier arbeiteten, kannte sie zumindest vom Sehen von diversen Einsätzen, Tatorten und aus dem The Bullet.
Judy Paxton, bisher der einzige weibliche Detective bei der Mordkommission, war mit einem Rauschgiftfahnder verheiratet. Mit Mitte dreißig hatte sie schon einige Jahre auf dieser Dienststelle hinter sich. Ihr Partner, Jim Stowe, war ein freundlicher Detective in den Vierzigern. Ebenso wie Rick Clancy, der, nach seinem grauen Haar und den Falten in seinem Gesicht zu urteilen, die Fünfzig sicherlich schon überschritt en hatte. Sam Finn war zweimal geschieden. Das wusste sie, weil er regelmäßig den Spruch in die Runde warf, dass das Einzige auf der Welt, das teurer sei als eine Ehefrau, eine Ex-Ehefrau sei. Die einzigen Detectives, die nicht da waren, waren Winters und Jankovski, wobei sich Letzterer, wenn man den Erzählungen auf der Wache Glauben schenken durfte, beim Basketball die Schulter gebrochen hatte. Über Winters wusste Elena so gut wie nichts. Ihm war sie erst ein oder zwei Mal begegnet. Er schien vom Typ her als Einziger eher Dominic zu ähneln und lieber den unkonventionellen Weg zu gehen, was bedeutete, dass auch er sich nicht unbedingt an die Gepflogenheiten und die ungeschriebene Kleiderordnung des Morddezernates hielt.
Steve telefonierte immer noch. Sie gab ihm ein Zeichen in Richtung Wache. Dann machte sie sich auf den Weg ins Erdgeschoss, um ihre Sachen aus dem Spind zu holen.
*
Steve sah der neuen Kollegin nach. Sie war heiß. Unter ihrer kühlen Oberfläche, dem strengen Hosenanzug und der korrekten Frisur konnte er sehr wohl ihre sexy Kurven ausmachen. Als er ihr sein Guter-Junge-Grinsen, das er jahrelang vor dem Spiegel geübt hatte, schenkte, legte sich sogar etwas Wärme in ihren Eisblick.
Sie reizte ihn. Und sie schien ein Problem mit Coleman zu haben. Fast hatte er den Eindruck, sie verabscheute Dominic, zumindest aber konnte sie ihn nicht ausstehen.
Steves Blick fiel auf die immer noch geschlossene Tür des Lieutenants. Dominic hatte heute Morgen wieder einmal richtig beschissen ausgesehen, als er – viel zu spät – ins Department geschlurft war. Er würde von der neuen Partnerschaft alles andere als begeistert sein. Jacks Tod hielt ihn wie ein Albtraum umklammert, nicht nur in seinen schlaflosen Nächten, von denen Dominic ihm bei einem ihrer regelmäßigen Kneipenbesuche erzählt hatte. Dominic litt wie ein Tier, er vegetierte regelrecht vor sich hin. Darum würde er für die neue, sexy Kollegin auch keine Augen haben. Umso besser für ihn.
Steve grinste. Besser für Dominic oder für ihn selbst? Es würde sich zeigen, wie weit er bei Detective Elena St. James gehen könnte. Seine Chancen standen jedenfalls gut.
*
Als Elena St. James, ihre Habseligkeiten in einem Karton, an den Schreibtisch trat, lümmelte Dominic auf seinem Stuhl, eine Tasse frisch gekochten Kaffee in der Hand. »Ich dachte schon, du bist abgehauen, St. James«, nuschelte er über seine Tasse hinweg. »Du willst doch sicher nicht mit dem großen, bösen Cop mit dem schlechten Ruf zusammenarbeiten?«
Elena stellte den Karton vorsichtig auf ihrem Tisch ab.
»Ich habe nur meine Sachen geholt.« Mit spitzen Fingern klaubte sie zwei leere Styroporbecher von der Tischplatte und ließ sie in den Papierkorb fallen.
Dominic lehnte sich betont cool auf seinem Stuhl zurück und beobachtete Elenas Aufräumarbeiten. In seinem Magen saß jedoch ein Knoten, der wuchs, seit er den blonden Kobold an diesem Morgen entdeckt hatte. Ihm war natürlich klar, dass irgendwann wieder jemand den Schreibtisch seines Partners benutzen würde. Er hatte aber nicht gedacht, dass das sobald der Fall wäre. Jack war gerade mal zwei Monate tot. Und nun setzten sie ihm dieses Hühnchen vor die Nase. Nach Jacks Tod hatte er den Schreibtisch systematisch mit seinen Sachen belegt, damit ja keiner seiner Kollegen auf die Idee kam, sich dort einzuquartieren. Jetzt würde er ihn wohl oder übel dem Kobold überlassen müssen.
Er sah zu, wie Elena ihren neuen Arbeitsplatz von seinen Hinterlassenschaften befreite. Ihr frostiger Blick sprach dafür, dass sie seine Miene richtig deutete. Abgesehen von der arktischen Kälte, die sie umgab, schien sie jedoch darüber hinwegzusehen.
Als sie ihren Schreibtisch endlich blitzsauber geputzt und Schreibunterlage, Stifte, Notizblöcke, Telefon und Monitor ordentlich in Linie ausgerichtet hatte, warf er ihr einen Aktenordner über den Tisch. Sämtliche Blätter fielen heraus und verteilten sich über ihren Arbeitsplatz. »Wenn du gestern schon dabei warst, dann kannst du auch gleich den Bericht über den Brand auf der Jacht schreiben.«
Erstaunt hob Elena den Kopf. »Sind die Ermittlungen denn schon abgeschlossen?«
Sein Telefon klingelte, und er ignorierte ihre Frage. Er blickte auf das Display und hob dann mit einem »Schreib einfach den Bericht, ja?« ab.
Elena sortierte die Blätter, die aus dem Ordner gefallen waren, und schien sich krampfhaft zu bemühen, sein Gespräch nicht zu belauschen.
Er legte die Füße auf die Tischkante und lehnte sich noch ein bisschen bequemer in seinem Stuhl zurück, um mit seiner Schwester zu sprechen. Sie rief, genau wie der Rest der Familie, regelmäßig an und überprüfte, ob mit ihm alles in Ordnung war, oder ob er bereits dem Wahnsinn verfiel, in Depressionen versank oder einfach nur durchdrehte. Er müsste diese Anrufe zwar nicht annehmen, aber dann nervten sie ihn so lange – und zwar alle –, bis er mit ihnen sprach. Also brachte er es lieber gleich hinter sich. Als er St. James’ pikierten Blick bemerkte und sah, wie sich ihr Rücken missbilligend noch mehr versteifte – als ob das überhaupt möglich gewesen wäre –, wusste er, dass sie dachte, er flirtete mit irgendeinem Polizeigroupie. Ein Grund mehr, mit seiner Schwester zu schäkern und noch einen kleinen italienischen Wortschwall loszulassen, einfach nur, um St. James zu ärgern. Als er mit einem »Bye, Lara Cara« auflegte, sah er aus den Augenwinkeln, wie sie die Augen verdrehte.
Oh ja, es würde wirklich Spaß machen, seine neue Partnerin zu ärgern. Er nahm die Füße vom Tisch und stand auf, um sich einen neuen Kaffee zu holen. Im Vorbeigehen fegte er mit der linken Hand über Elenas Ablagefach und verteilte wie zufällig alles über ihren Schreibtisch, was sie dort akkurat aufgestapelt hatte. Er wusste zwar, dass sein Verhalten absolut kindisch war, aber er konnte einfach nicht anders. Vor allem, wenn St. James ein Gesicht zog, als wollte sie ihn anspringen und ihm die Augen auskratzen. Mal sehen, wie lange er brauchen würde, um sie aus der Reserve zu locken.
Vielleicht würde er mit seiner neuen Partnerin ja doch Spaß haben. Langweilig schien es jedenfalls nicht zu werden. So konnte man durchaus die Zeit überbrücken, bis er sie losgeworden war. Denn eines war sicher, sie würde von sich aus verschwinden, dazu würde er sie schon bringen.
Und dann hätte er wieder seine Ruhe.
Gut gelaunt wie lange nicht mehr, schlenderte er zur Kaffeemaschine, Poison von Alice Cooper vor sich hin pfeifend.
Der Herbst hatte Boston fest im Griff. Die Nächte waren bereits eisig kalt, aber am Tag strahlte die Sonne warm von einem leuchtend blauen Himmel.
Elena machte es sich mit einer Tasse Tee und ihrem Kater Rabbit auf dem Schoß in dem alten Schaukelstuhl auf der Veranda gemütlich, um einen der letzten warmen Tage des Jahres zu genießen. Ihr Blick wanderte über den hübschen Vorgarten mit dem Zuckerahorn, dessen Blätter sich bereits in einem leuchtenden Scharlachrot färbten. Ihr Vater hatte den Baum gepflanzt, als sie achtzehn Jahre alt gewesen war. Damals hatten sie dieses Haus gekauft und waren endlich sesshaft geworden. Eine bittersüße Erinnerung, die fast schon unwirklich schien. Zu dieser Zeit war ihr Leben für einen Augenblick eine perfekte kleine Seifenblase gewesen.
Doch dann war, wie immer, die Realität zurückgekehrt. Mit einem Seufzer nippte sie an ihrem Tee und versuchte, die melancholischen Gedanken aus dem Kopf zu vertreiben. Sie wusste, warum sie gerade jetzt an ihre Familie dachte. Erst am Vormittag hatte sie den sonntäglichen Besuch bei ihrer Großmutter absolviert. Granny Elinore lebte in einer Seniorenresidenz, dem Pflegestift St. Mary, ganz in der Nähe. Bei diesem wundervollen Wetter hatte sie den Rollstuhl der alten Dame in den Park schieben und ihr unter dem rotgoldenen Blätterdach aus ihrem Lieblingsbuch Stolz und Vorurteil vorlesen können. Die Besuche bei ihrer Großmutter bedrückten sie jedes Mal. Die agile, tatkräftige Frau von einst so gebrochen und in ihre eigene Welt versunken zu sehen, war schmerzlich.
Elena starrte auf den Ahornbaum. Wenn sie nicht über ihre Familie nachdachte, würden ihre Gedanken zwangsläufig bei Detective Coleman und ihrem neuen Job landen. Einem Partner, der nicht zu ihr passte, und ein Dezernat, zu dem sie eigentlich nicht hatte gehören wollen. Wenigstens ihr erster Mordfall zog sie in seinen Bann.
Coleman und sie hatten viel zu tun gehabt in den vergangenen Tagen. Sie hatten sich am Boston College umgesehen, einer der unzähligen Universitäten in der Stadt. Ihr angebliches Brandopfer, Dr. Delaware, hatte an der Hochschule eine Dozentenstelle innegehabt. Der Dekan, Dr. Rivington, ein altehrwürdiger Herr in einem altehrwürdigen Büro in einem ebensolchen, von Efeu umrankten uralten Ziegelbau, sprach nur in den höchsten Tönen von seinem verschwundenen Mitarbeiter. Delaware war demnach ein guter, zuverlässiger Professor gewesen. Doch schnell stellte sich heraus, dass es dem Dekan wichtiger war, einen Skandal zu vermeiden als die Wahrheit über Delaware zu sagen.
Auf dem Campus sprach man nicht so salbungsvoll von dem verschwundenen Doktor. Er hatte pharmazeutische Chemie unterrichtet, und als sie sich in seiner Fakultät nach ihm umhörten, ernteten sie mehr als ein verächtliches Schnauben. Aber erst Miss Miller, die schmallippige Sekretärin der Fakultät mit einem verkniffenen Blick und einer Brille, die an einer goldenen Kette über ihrer hochgeschlossenen Bluse hing, wurde etwas konkreter. Ihrer Meinung nach war Delaware ein großspuriger Idiot, der eine nette Frau gehabt hatte und dann auf eine Goldgräberin hereingefallen war. Angel – was sei das überhaupt für ein Name, hatte Miss Miller sich empört –, war Teilzeitsekretärin bei Delaware gewesen. Er gab vor Angel an und ließ sie in dem Glauben, jede Menge Geld zu besitzen. Und sie wickelte ihn um den kleinen Finger – um an sein Konto zu kommen –, dessen war sich die alte Sekretärin sicher. Am Ende verließ er seine Frau und heiratete die kleine Goldgräberin.
Möglicherweise hatte aber sein Geld nicht ausgereicht, um die Bedürfnisse seiner jungen Gattin zu befriedigen. Elena musste an das protzig eingerichtete Haus denken, in dem sie Angel Delaware die Nachricht vom Brand auf der Jacht überbracht hatten. Wahrscheinlich traf Miss Miller mit ihrer Einschätzung genau ins Schwarze.
Da eine gute Sekretärin über alles informiert war, was sich auf dem Campus abspielte, verriet sie ihnen zum Abschied noch das Gerücht, dass dem Doktor bei DF Pharmacy, wo er einen Job in der Forschung innegehabt hatte, gekündigt worden sei. Professoren aus der naturwissenschaftlichen Fakultät arbeiteten oft nebenher bei pharmazeutischen oder chemischen Firmen. Das war nichts Ungewöhnliches. Auf diese Weise konnten sie forschen und ein nicht unerhebliches Taschengeld verdienen. Bei Delaware sei es in letzter Zeit nicht mehr besonders gut gelaufen, teilte Miss Miller ihnen mit einem wissenden Blick mit.
Sie fuhren zu DF Pharmacy, einer der aufstrebenden Firmen, die in der Peripherie Bostons in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Der hypermoderne Gebäudekomplex war das genaue Gegenteil vom Boston College. Ebenso wie der Chef, Thomas Dexton, ein junger, dynamischer Geschäftsmann. Ein aalglatter Typ mit stahlhartem Blick. Zu behaupten, er war nicht gut auf Delaware zu sprechen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.
»Der Doktor ist in letzter Zeit ständig zu spät gekommen und war mit seinen Gedanken sonst wo, nur nicht bei seiner Arbeit.« Dexton ließ sie auf zwei futuristisch anmutenden, unbequemen Stühlen vor seinem riesigen Milchglasschreibtisch Platz nehmen. »Dafür hatte ich ihm bereits eine Abmahnung erteilt. Als er aus Unachtsamkeit eine komplette Testreihe versaute, und zwar auf eine Weise, die die Firma eine zweistellige Millionensumme kostet, habe ich ihn kurzerhand rausgeschmissen. Genau eine Woche vor dem Brand auf der Jacht. Er konnte von Glück reden, dass ich ihn nicht verklagt habe«, berichtete der Mann, der wie ein millionenschwerer Konzernchef auftrat, obwohl er nur unwesentlich älter als Dominic und sie sein konnte.
Erstaunlicherweise vertrat Dexton die gleiche Meinung wie Miss Miller, nämlich die von der schönen, aber gierigen Angel, mit der Delawares Probleme begonnen hatten.
Also hatten sie der Ex-Frau des Doktors, Claire Delaware, einen Besuch abgestattet. Die Lehrerin lebte im Gegensatz zur aktuellen Ehefrau in einem schlichten Zweizimmer-Apartment. Sie erzählte, dass sie bei der Scheidung viel weniger von Delaware bekommen habe, als ihr eigentlich zustände. Aber sie wollte nichts mehr mit ihrem Mann zu tun haben. Sie wollte nur noch weg, also sei sie fast ohne Abfindung gegangen.
Claire Delaware sagte nicht viel zu ihrer Trennung. Sie hielt sich sehr aufrecht in ihrem Sessel. Eigentlich war sie eine attraktive Frau in den Fünfzigern, und doch hatten sich harte Linien um ihren Mund eingegraben, die von Enttäuschung und Ernüchterung zeugten. Wahrscheinlich, so dachte Elena, hatte Delaware rücksichtslos ihre Welt zerstört und noch nicht einmal darüber nachgedacht.
Elena horchte auf, als die Ex-Frau erzählte, dass Delaware sie zu ihrem Erstaunen angerufen habe, nachdem er bei DF Pharmacy gefeuert worden war. Doch ihre Hoffnung auf Informationen wurde sofort wieder zunichtegemacht.
Claire erzählte weiter, dass sie auflegte, nachdem ihr Ex-Mann anfing zu klagen, dass er das Leben seiner neuen Frau nicht mehr finanzieren könne. Als sie das erzählte, verlor sie zum ersten Mal etwas von ihrer aufrechten Haltung. »Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen«, fügte sie leise hinzu, die Hände fest in ihrem Schoß verschränkt. »Vielleicht hätte ich ihm zuhören sollen. Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört.«
Das Ergebnis der Obduktion hatten Dominic und sie am Freitag erhalten. Und dieses Ergebnis war eindeutig. Sie fuhren noch einmal zur trauernden Witwe Angel Delaware, um ihr mitzuteilen, dass die tot aufgefundene Person auf dem Boot nicht ihr Ehemann war. Zum einen war ein DNA-Test negativ ausgefallen, zum anderen hatte sich das Opfer schon vor dem Brand körperlich in einer äußerst schlechten Verfassung befunden. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Obdachlosen. Der Tod war durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf eingetreten. Die Lungen des Mannes waren nicht mit Rauch gefüllt gewesen, wie es bei einem Tod durch Rauchvergiftung der Fall gewesen wäre. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass zuerst der Mann getötet und anschließend das Feuer gelegt worden war.
Angel Delaware war völlig außer sich, als sie ihr die Neuigkeiten überbrachten. Was bedeutete das? Was war passiert? Was war ihrem Mann zugestoßen? Hatte man ihn entführt oder ebenfalls umgebracht? Immer wieder stellte sie die gleichen Fragen, bis Dominic ihr versprach, den Fall zu klären und sie nicht im Ungewissen zu lassen.
Bislang hatten sie keine Ahnung, was wirklich passiert war. Hatte sich Delaware abgesetzt, weil er seinen Job verloren hatte und nicht mehr alle Wünsche seiner jungen Frau erfüllen konnte? Oder hatte er sogar genug von ihr?
Der Obdachlose war jedenfalls keinen natürlichen Tod gestorben. Und der Name der jungen Witwe hätte auf einem Scheck mit ziemlich vielen Nullen gestanden, der im Fall der Bestätigung seines Todes von Delawares Lebensversicherung ausgestellt worden wäre. Also hatte Delaware vermutlich getötet und war auf der Flucht. Doch solange sie ihn nicht gefunden hatten, würden sie keine Antworten auf ihre Fragen erhalten.
Weil es keine neuen Ermittlungsansätze gab, hatten Dominic und Elena das Wochenende frei. Elena verbrachte den größten Teil des Samstags damit, ihren Garten auf den nahenden Winter vorzubereiten. Die Gartenarbeit sollte sie von ihrem neuen Partner ablenken, aber das hatte leider nicht funktioniert. Sie musste sich darüber klar werden, wie sie ihm künftig gegenübertreten wollte. In den wenigen Tagen, die sie jetzt gemeinsam ermittelten, hatte sie sich wie das kleine blonde Anhängsel gefühlt. Coleman ließ sie in der Regel nicht zu Wort kommen und forderte sie höchstens auf, im Anschluss an ihre Ermittlungen auf der Dienststelle Aktenvermerke zu tippen. Während sie die schrieb, machte er die interessanten Sachen, wie sich mit der Gerichtsmedizinerin zu treffen oder mit der Kriminaltechnik zu telefonieren.
Das musste sich ändern. Wenn Dominic sie künftig nicht mit einbezog, würde sie einen Weg finden müssen, sich selbst einzuschalten. Nachdenklich nippte sie an ihrem Tee und kraulte Rabbit den Hals, den er ihr voller Hingabe entgegenstreckte.
Ihr Handy klingelte. »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte sie mit einem Blick auf das Display, bevor sie den Anruf entgegennahm.
»Ich bin es, Dominic. Kannst du dich mit mir treffen? Ich habe etwas über Delaware herausgefunden.«
Sofort stieg ihr Adrenalinspiegel. Sie stellte ihre Teetasse auf dem Verandageländer ab und lief ins Haus, um ihre Ausrüstung zu holen. »Sicher. Wohin soll ich kommen? Ins Department?«
»Nein, ich bin bei meinen Eltern in Somerville. Kannst du dorthin kommen?« Ihr Partner rasselte eine Adresse herunter und legte auf.
Elena steckte die Waffe in ihr Holster und gab die Adresse ins Navi ein. Sie wohnte ebenfalls in Somerville, einer kleinen Stadt nur wenige Meilen außerhalb von Boston. Im Kopf überschlug sie die Strecke zum Haus von Dominics Eltern. Wahrscheinlich würde sie keine zehn Minuten bis dorthin brauchen.