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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Wie eine Brandfackel stand die Sonne am Himmel und schleuderte eine bestialische Hitze auf das Land. Ein Flimmern stand über der gelben Savanne des Torrance Countys im mittleren New Mexico. Der Reiter, der von Süden heraufgekommen war, hatte eine endlose Strecke hinter sich und beschloß, die ärgste Mittagshitze im Schatten einer Turmkaktee zu verbringen, die glücklicherweise inmitten eines dichten Mesquitegebüsches stand. Jack Farland war von Lon heraufgekommen und schon vor Morgengrauen aufgebrochen. Der Weg nach Santa Fe war weit. Jack glitt vom Pferderücken, schnallte den Sattel los, legte ihn neben sich auf den Boden, breitete die bunte Jacarilladecke aus, legte sich darauf nieder, zog den Hut übers Gesicht und schloß die Augen. Tiefe Stille herrschte um ihn her. Es war die Stille der Prärie. Nicht der leiseste Tierlaut war zu vernehmen, und da sich auch kein Lüftchen regte, herrschte die absolute Stille, die er so über alles liebte. Der Mann aus Ohio wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte, als er aus dem Halbschlaf hochfuhr und mit angestrengten Sinnen auf das Geräusch achtete, das sich da näherte. Es war der Hufschlag mehrerer Pferde. Jack warf einen kurzen Blick auf den braunen Wallach, der neben ihm stand und die Ohren hochgestellt hatte. Er wußte, daß er sich auf das Tier verlassen konnte. Gespannt lauschte er den Reitern entgegen. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis er sie durch das Gezweig des Mesquitegestrüpps in der Ferne erkennen konnte. Es waren sieben Männer, die in gestrecktem Galopp von Norden her genau dem Punkt entgegenritten, wo sich Farland befand. Jack richtete sich in kniende Stellung auf und beobachtete sie weiter, bis sie auf hundert Schritt herangekommen waren. Sie hatten die Geschwindigkeit ihrer Pferde gemindert, verließen jetzt die Straße und hielten schnurgerade auf die Buschgruppe zu, in der Farland sich befand. Der Mann vom Eriesee war angespannteste Aufmerksamkeit. Jeder Muskel in ihm war bereit.
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Seitenzahl: 154
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Wie eine Brandfackel stand die Sonne am Himmel und schleuderte eine bestialische Hitze auf das Land. Ein Flimmern stand über der gelben Savanne des Torrance Countys im mittleren New Mexico.
Der Reiter, der von Süden heraufgekommen war, hatte eine endlose Strecke hinter sich und beschloß, die ärgste Mittagshitze im Schatten einer Turmkaktee zu verbringen, die glücklicherweise inmitten eines dichten Mesquitegebüsches stand.
Jack Farland war von Lon heraufgekommen und schon vor Morgengrauen aufgebrochen. Der Weg nach Santa Fe war weit. Jack glitt vom Pferderücken, schnallte den Sattel los, legte ihn neben sich auf den Boden, breitete die bunte Jacarilladecke aus, legte sich darauf nieder, zog den Hut übers Gesicht und schloß die Augen.
Tiefe Stille herrschte um ihn her. Es war die Stille der Prärie. Nicht der leiseste Tierlaut war zu vernehmen, und da sich auch kein Lüftchen regte, herrschte die absolute Stille, die er so über alles liebte.
Der Mann aus Ohio wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte, als er aus dem Halbschlaf hochfuhr und mit angestrengten Sinnen auf das Geräusch achtete, das sich da näherte. Es war der Hufschlag mehrerer Pferde.
Jack warf einen kurzen Blick auf den braunen Wallach, der neben ihm stand und die Ohren hochgestellt hatte. Er wußte, daß er sich auf das Tier verlassen konnte. Gespannt lauschte er den Reitern entgegen. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis er sie durch das Gezweig des Mesquitegestrüpps in der Ferne erkennen konnte.
Es waren sieben Männer, die in gestrecktem Galopp von Norden her genau dem Punkt entgegenritten, wo sich Farland befand.
Jack richtete sich in kniende Stellung auf und beobachtete sie weiter, bis sie auf hundert Schritt herangekommen waren. Sie hatten die Geschwindigkeit ihrer Pferde gemindert, verließen jetzt die Straße und hielten schnurgerade auf die Buschgruppe zu, in der Farland sich befand.
Der Mann vom Eriesee war angespannteste Aufmerksamkeit. Jeder Muskel in ihm war bereit.
Ein Mann, der allein durch die Savanne ritt, mußte mit jeder Gefahr rechnen. Und nur ganz selten waren es die einen, die Tiere bedrohten. Meist waren es die Menschen. Und unter ihnen diejenigen mit der weißen Haut.
Die Männer, die da kamen, waren Weiße. Als sie bis auf vierzig Schritt herangekommen waren, konnte Farland sie deutlicher erkennen. Voran ritten zwei untersetzte, vierschrötige Burschen mit staubigen, stoppelbärtigen Gesichtern und schrägstehenden Augen. Sie hatten rötliches Haar, das unter den Krempen ihrer verschwitzten grauen Hüte hervorblickte. Ihre Kleidung wirkte schäbig, dafür waren sie mit Waffen um so besser bestückt. Die drei Männer, die hinter ihnen kamen, hatten alle eine verblüffende Ähnlichkeit miteinander, obgleich sie verschiedenen Alters sein mochten, höchstwahrscheinlich waren es Brüder. Die beiden, die den Schluß bildeten, waren sehr junge Burschen, höchstens achtzehn oder zwanzig. Auch sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit miteinander.
Farland warf noch einen kurzen forschenden Blick auf sein Pferd, fand es ruhig und blickte jetzt den sieben Reitern mit brennenden Augen entgegen.
Die hatten plötzlich haltgemacht, beobachteten die vor ihnen liegende Straße, hielten erneut darauf zu, überquerten sie und verschwanden auf der anderen Seite hinter einem dichten Tecarillastrauch, der ihnen größere Deckung gegen die Overlandstreet zu geben schien als das etwas undichte Mesquitegestrüpp.
Farland verharrte immer noch reglos an der Erde und blickte zu ihnen hinüber. Noch konnte er ihre Gestalten dort hinter dem Tecarilla erkennen, der ja nicht so hoch war wie das Mesquitegestrüpp. Bald aber waren sie nicht mehr zu sehen. Sie waren von den Pferden gestiegen und verhielten sich völlig ruhig.
Was hatte das zu bedeuten?
Waren sie genau wie er gekommen, um hier die ärgste Mittagshitze hinter sich zu bringen, die im Sattel eine Qual bedeutete?
Verhielten sich darum sieben Männer so totenstill? Bei einem einzelnen Mann konnte man das verstehen. Sieben aber hatten es gewiß nicht nötig. Sie hatten es außerdem auch nicht nötig, sich zu verbergen, was ein einzelner Mann in einer solchen Einöde sehr wohl tun mußte.
Argwohn stieg in dem Ohioman auf. Er verließ seinen Platz, kroch um die Turmkaktee herum und robbte langsam und lautlos wie ein Indianer aus dem Gebüsch heraus, das er jetzt zwischen sich und die Straße gebracht hatte. Er mußte die Bodensenke verlassen, wenn er einen Blick über die Overlandstreet werfen wollte.
Und das wollte er auf jeden Fall.
Er mußte sich mit größter Behutsamkeit vorwärtsbewegen, da die sieben Männer nicht den geringsten Laut von sich gaben, also ihrerseits höchstwahrscheinlich angestrengt lauschten. Außerdem mußte er auch sehr vorsichtig sein, daß sie ihn nicht sahen. Selbst wenn sie hinter dem Tecarilla kauerten, bestand die Möglichkeit, daß sie durch das Unterholz zu ihm hinübersehen konnten. Er nutzte jede Bodenunebenheit aus, bis er sich etwas seitlich von der Senke befand, ihre höchste Umrandung hinter sich hatte und jetzt einen Blick nach Norden werfen konnte.
Da war die Straße weithin zu übersehen, bis sie in der Ferne unter dem Flimmern der Hitze, das über der Savanne lag, verschwamm.
Als Jack sich umwandte und nach Süden blickte, sah er weit drüben in der Ferne einen winzigen gelbbraunen Punkt.
Eine Staubfahne.
Und mit einem Schlage hatte er begriffen: Da hinten kam die Postkutsche. Und die sieben Kerle drüben hinter dem Tecarilla warteten auf sie.
Jack robbte zurück, streichelte dem Braunen beruhigend den Hals, zog das Gewehr aus dem Scabbard und ging wieder in die Hockstellung hinunter.
Es dauerte eine Ewigkeit für ihn, bis er in der Ferne das rumpelnde, knarrende Geräusch der herannahenden Overland hörte, das von dem harten Hufschlag zweier Pferde wie eine Melodie begleitet wurde.
Die Postkutsche kam heran, und zwar mit einer ganz beachtlichen Geschwindigkeit. Oben auf dem Kutschbock saß ein Mann, der die Pferde immer wieder mit heiseren Rufen und mit lautem Peitschengeknall antrieb. Der Mann war also schon in Zeitnot. Wahrscheinlich war er irgendwo aufgehalten worden und versuchte, die verlorene Zeit jetzt wieder einzubringen.
Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn Jack versucht hätte, der Kutsche entgegenzureiten, um die Insassen zu warnen, denn in dem Augenblick, in dem er mit dem Pferd sein Versteck verlassen hätte, wären die Männer drüben auf ihn aufmerksam geworden, und da sie zu siebt waren, hätte es für sie noch keinen Verlust bedeutet, wenn sie ihm zwei Mann nachgeschickt hätten. In jedem Fall hätte er sich dann selbst noch in allergrößte Gefahr gebracht.
So war er geblieben und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Das dumpfe Rollen der Räder und der harte Hufschlag der beiden Postkutschenpferde war deutlicher geworden. Jack konnte das Gefährt jetzt hinter der nächsten Wegbiegung erkennen. Die Staubwolke zog sich wie eine Spirale hinter der Kutsche her. Der Mann oben auf dem Bock war ein bärtiger Kerl in den Fünfzigern, sonnenverbrannt, mit einem faltigen Gesicht. Er schwang die lange Peitsche hoch über die Pferderücken und stieß immer wieder seine heiseren Anfeuerungsschreie aus.
Jack hatte das Gewehr mit beiden Händen umfaßt, am liebsten hätte er es jetzt durchgeladen, aber mit diesem Geräusch hätte er sich immer noch verraten, da die Männer drüben es trotz der Geräusche der Kutsche ganz sicher gehört hätten.
Aber konnte er nicht einen Revolverschuß abgeben?
Was war damit gewonnen? Gelang es ihm damit sicher, die Kutsche zum Halten zu bringen? Denn selbst auf den Weg springen, das konnte er doch nicht wagen, weil er sich dann in größte Gefahr brachte.
Die Kutsche war jetzt auf fünfzig Schritt herangekommen und rollte auf die Wegenge zu, die durch die beiden Buschgruppen gebildet wurde.
Jack war etwas aus der Hockstellung herausgegangen, stand gebeugt auf den Zehen da, jede Sekunde bereit, hochzuschnellen, um die Winchester durchzuladen. Da peitschte von drüben ein Schuß los, dem augenblicklich ein zweiter folgte.
Der Mann auf dem Kutschbock bekam einen Stoß, warf die Arme hoch, stieß einen unartikulierten, gellenden Schrei aus und wurde förmlich vom Kutschbock gerissen.
In die weiteren Schüsse, die jetzt auf den Postwagen prasselten, jagten die beiden schwarzen Pferde, wie von Furien gepeitscht, davon.
Als die Kutsche sich ungefähr auf gleicher Höhe mit Farland befand, riß der Hauptdeichselstrang. Die Pferde, von ihrer Last befreit, jagten in einer irrsinnigen Geschwindigkeit davon, und der Wagen schlingerte noch ein ganzes Stück vorwärts, um dann an der rechten Wegseite stehenzubleiben.
Die Wegelagerer hatten ihr Schießen eingestellt, da sie offenbar gebannt wie Farland beobachtet hatten, was sich da auf der Straße abspielte. Als die Kutsche dann aber nicht umstürzte und nach ihrer Schlingerfahrt endlich zum Stehen kam, sprangen sie aus den Büschen hervor: Eins, zwei, drei, fünf, sechs Mann.
Da zuckte plötzlich ein Schuß aus dem Wagen heraus. Der vorderste der Kerle, es war einer der Untersetzten, Vierschrötigen, stürzte, stieß einen erstickten Schrei aus und blieb liegen. Der nächste war einer der drei Brüder, der einen heiseren Todesschrei ausstieß, sich überschlug und ebenfalls am Wegrand liegenblieb.
Die anderen vier stürmten vorwärts, und jetzt kam vorn vor der Kutsche noch der letzte Gangster heran.
Farland riß die Winchester hoch, lud sie durch, und schon jaulte das schwere Gewehr auf. Der Mann, der von der anderen Seite her dem Wagen von vorn entgegensprang, machte noch ein paar stolpernde Schritte und brach dann in die Knie.
Wieder fauchte aus dem Wagen der Revolver, der schon zwei der Männer erledigt hatte.
Jack sah jetzt auch den Mann, der ihn hielt. Es war ein großer schwarzer, riesiger, hagerer Bursche mit dunklen Augen und einem Gesicht, das etwas von der düsteren Farbe der Mestizen hatte. Der Mann war sicher fast so groß wie der riesige Farland selbst, hatte eine muskulöse Gestalt, trug ein beigefarbenes Hemd, einen beigefarbenen Hut, eine braune Weste und eine braune Hose. Der Revolver steckte in seiner linken Hand. Wie aus Hartholz geschnitzt, wirkte sein Gesicht mit den dunklen Augen, den schweren Brauenbalken. Eben jetzt hatte er wieder einen Mann erwischt, und den nächsten riß die Kugel aus Farlands Winchester von den Beinen.
Da wurde dem Mann in der Overland der Revolver aus der Hand geschossen. Eine Blutspur zog sich über seinen linken Handrücken. Sofort verschwand er im Innern des Wagens.
Die beiden Gangster, die übriggeblieben waren, setzten mit weiten Sprüngen und wilden Schreien auf die Kutsche zu.
Da brach Farland, der Gefahr lief, sie im nächsten Augenblick hinter der Kutsche aus den Augen zu verlieren, durch das Mesquietegestrüpp und stellte sich ihnen mit dem Gewehr entgegen.
Der eine sah ihn sofort und feuerte, aber da hatte ihn die Kugel des Ohioman schon von den Beinen gerissen.
Dann wurde Jack selbst getroffen. Aber noch hatte er die Winchester, die er eben noch hatte durchladen können, auf den Mann gerichtet und zog mit letzter Kraft den Stecher durch.
Ein unartikulierter Schrei röhrte über die Straße, und der Mann stolperte noch auf die Kutsche zu. Jack sah durch die roten Schleier, die vor seinen Augen tanzten, wie sich der waffenlose Mann drüben aus dem Wagen auf den Gangster stürzte und ihn mit einem weiten Sprung an die Erde riß.
Das war das letzte, was Farland sah. Dann schwanden ihm die Sinne.
Als er die Augen wieder aufschlug, wußte er nicht, wie lange er da gelegen hatte. Neben ihm stand der Mann aus der Kutsche. Sein Kinn war kantig, und der ganze Schädel wirkte wie aus Mecusseholz geschnitten. Seine linke Hand war dunkelrot von Blut. Eben hatte er sein Taschentuch hervorgenommen und wickelte es um die Hand. Dann wandte er den Kopf, blickte auf die Straße und senkte schließlich die Augen auf Farland, der vor ihm am Boden lag.
Jack hatte die Linke an den Revolver geschoben und richtete sich mit einem Ruck auf.
»He«, meinte der andere, während er seine riesigen gelben Zähne fletschte, »lassen Sie mich übrig, Amigo!«
Jack fuhr sich mit dem Handrücken der Rechten über die Stirn, und als er auf die Hand blickte, sah er, daß sie blutbeschmiert war.
»Ist es schlimm?« fragte der Mann, der vor ihm stand.
Farland versuchte sich aufzurichten, stand taumelnd da und sah sich dann nach dem anderen um.
»Es geht so«, sagte er. Dann wandte er sich ab und brach wie ein Betrunkener durch das dornige Mesquitegestrüpp, schwankte zu seinem Pferd, zerrte die Campflasche vom Sattel und goß etwas von dem mit Wasser verdünnten Whisky, den er immer bei sich führte, auf ein sauberes Tuch, mit dem er die Wunde dann auswischte.
Da hörte er hinter sich in den Büschen ein Knacken und Brechen, wandte sich um und sah, daß der Mann ihm gefolgt war.
»He, ich hatte schon den Eindruck, daß Sie sich hier in den Büschen wie ein krepierendes Tier verkriechen wollten. Aber wie ich sehe, hatten Sie sich ja hier schon vorher häuslich niedergelassen.« Argwohn klang plötzlich in seiner Stimme auf und schimmerte in seinen dunklen Kohlenaugen.
Jack winkte ab.
»Ich war zuerst hier, da hörte ich die sieben kommen.«
»Das kann ich Ihnen nun glauben ich kann’s aber auch lassen.«
Farland zuckte die Achseln und ließ sich auf seinen Sattel nieder.
»Glauben Sie, was Sie wollen, aber lassen Sie mich zufrieden, Mann.«
Da schob sich der andere seinen Hut, dessen Krempe vorn in der Mitte einen Kniff hatte, aus der Stirn, und sein buschiges schwarzes Haar, das ihm weit ins Gesicht wucherte, quoll hervor.
»Na ja, bin ja kein Idiot, hab gesehen, wie Sie unter den Strolchen aufgeräumt haben. Ohne Sie wäre es mir ergangen wie dem Alten vorn auf dem Kutschbock.«
Farland preßte sich das Tuch mit dem Whiskywasser wieder gegen die Wunde, die immer noch blutete, nahm dann sein Halstuch ab und wickelte es sich um den Kopf, damit er das Tuch nicht ständig festzuhalten brauchte. Dann langte er mit der Rechten in die Tasche, nahm sein Rauchzeug hervor und stellte mit einem betrübten Blick fest, daß es nicht einmal mehr für eine spindeldürre Zigarette reichte. Mißmutig schob er es in seine Tasche zurück.
Da zog der Mann, der ihm gefolgt war, zwei fingerdünne Virginias aus seiner Westentasche, schob sich eine davon zwischen die Zähne, reichte die andere Farland und gab ihm dann auch Feuer.
»Ich bin Cass Caceeney.«
»Ich bin Jack Farland.«
Die Hand reichten sie sich nicht, die Männer, die hier so unerwartet zu Partnern geworden waren.
Nebeneinander standen sie dann auf der Straße und blickten auf die Toten.
Jack war zu dem Driver gegangen, hatte ihn vom Boden hochgenommen und zum Wagen geschleppt. Er legte ihn in den Fond und schlug die Tür zu. Dann ging er von einer der leblosen Gestalten zur anderen, und als er sich davon überzeugt hatte, daß sie alle ausgelöscht waren, nahm er sein Pferd und schirrte es notdürftig vor den Wagen.
Caceeney, der ihm mit starren Augen dabei zugesehen hatte, brach in eine kurze, bellende Lache aus, die typisch für ihn war, stemmte seine klobigen Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf, als er sah, daß der Ohioman eine Grube hinter dem Tecarilla aushob.
»Sagen Sie bloß, Sie wollen die Dreckskerle da unter die Erde bringen?«
»Ja, das habe ich allerdings vor«, entgegnete Farland.
»Sie sind ja wahnsinnig, Mensch. Lassen Sie die Halunken hier liegen, damit die Geier etwas zum Fraß haben.«
Aber Farland hielt sich nicht an die Worte des ungebärdigen Mannes, der seinen wilden Zorn auf die toten Wegelagerer nicht zu beherrschen vermochte und einem von ihnen noch einen wütenden Fußtritt in die Seite versetzte.
Dann hatte Farland die Toten alle unter die Erde gebracht, häufte einen Sandhügel darüber, auf den er Steine schleppte.
»Vielleicht sollten Sie noch sieben Kreuze machen, Master«, meinte Caceeney. »Ich könnte Ihnen die Namen der Kerle sagen. Die beiden untersetzten Halunken stammten aus Lamesa. Der eine war Fred Cancer, und der andere hieß Bartholomey. Die drei Brüder waren die Porkers: Sid, Jim und Curie. Einer der jungen Burschen war der Sohn des Salooners aus Cedarvale. Er hieß Cribbs, Jack Cribbs. Sein Vater ist vor drei Jahren wegen Pferdediebstahls in Torrance am Galgen krepiert. Der andere war Frank Kelly, ein neunzehnjähriger Bursche, der ebenfalls aus Cedarvale stammte. Sein Vater ist übrigens der Gehilfe des Sheriffs, ein Bursche, vor dem Sie sich in Zukunft in acht nehmen müssen: Nic Kelly, merken Sie sich seinen Namen.«
Sie hatten sich auf den Kutschbock gesetzt, Jack nahm den Zügel, den er aus einer Lassoleine gefertigt hatte, und brachte den braunen Wallach in Gang.
Schweigend rollten sie über die Prärie nach Nordwesten.
*
Vor der Poststation in Cedarvale stand Jeff Chester, der Postmaster. Es war ein großer, graubärtiger Mensch mit hellen Augen. Er stand in der offenen Tür seines Office, beschattete die Augen mit der Hand und blickte nach Südosten die Straße hinunter.
»Zum Teufel, wo die Overland bloß bleibt?«
Der Mann, der ihm aus dem Office gefolgt war, hatte ein blasses Gesicht, war ziemlich klein, schmalbrüstig und hatte dunkle Schatten um die Augen. Es war der dreiundfünfzigjährige Posthelfer Sam Duncer. Er baute sich neben dem Postmaster auf, zog die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Ich kann es mir nur so erklären, daß sie aufgehalten worden sind.«
»Wahrscheinlich.«
»Ich will nicht hoffen«, meinte Duncer, ohne zu ahnen, wie nahe er damit den Tatsachen gekommen war, »daß die Postkutsche überfallen worden ist.«
Es war absolut nichts Besonderes, daß die Overland einmal überfallen wurde. So etwas geschah immer wieder, allerdings war es jetzt lange nicht mehr vorgekommen. Trotzdem würde es weder den Postmaster noch seinen Gehilfen sehr in Erstaunen versetzen.
Schräg gegenüber, in der offenen Tür seines Office, saß Sheriff Porter und las in der Bibel. Er war ein gottesfürchtiger Mann, der sich nicht um das hämische Gekicher der Leute kümmerte, die sich darüber mokierten, daß er in jeder freien Minute die Bibel zur Hand nahm. Neben ihm, im Schatten des Vordaches, hockte in einem Schaukelstuhl ein schwerer, massiger Mensch von sicher zwei Meter Länge. Er hatte borstiges blondes Haar, ein wahres Affengesicht und verfügte über die Muskulatur eines Schwerathleten. Geräuschvoll säuberte er mit einem großen Bowiemesser seine Fingernägel. Dieser Mann war Nic Kelly.
Man verlor nicht so leicht die Nerven in einer Western-Stadt, aber als der Postmaster jetzt einen Blick auf die Uhr warf und sah, daß die Overland nun schon eine Dreiviertelstunde überfällig war, stieg er vom Vorbau, überquerte die Straße und blieb drüben vor der Treppe zum Sheriffs Office stehen.
»Die Postkutsche ist seit einer Dreiviertelstunde überfällig, Sheriff«, sagte er.
Greg Porter klappte die Bibel zu, blickte in das bärtige Gesicht des Postmasters, wandte dann den Kopf, sah die Straße hinunter und nickte.
»All right, ich werde nachsehen. Kommen Sie, Kelly.«
Sie sattelten ihre Pferde, führten sie auf die Straße, und in dem Augenblick, in dem der Sheriff aufsteigen wollte, sah er weit draußen in der Savanne eine Staubwolke, die rasch größer wurde. »Da hinten kommt sie!« rief er dem Postmaster zu, nahm sein Pferd und führte es in den Stall zurück.
Die Overland rollte in die Main Street von Cedarvale ein.