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Heiß, heißer, Breeds!
Als Malachi Morgan in einer Bar die schöne Isabelle Martinez trifft, entspinnt sich ein heißer Flirt zwischen ihnen. Der Coyote in Malachi wittert eine sinnliche Eroberungsjagd und ist fasziniert, als Isabelle auf sein Spiel einzugehen scheint. Doch als er erfährt, dass Isabelle von einem anderen Mann verletzt wurde, erwacht sein Beschützerinstinkt. Fortan ist er zu allem entschlossen, um sie vor jedem weiteren Schmerz zu bewahren, selbst wenn er dafür seine eigenen Befehle missachten muss ...
Weihnachtsnovella zur Breeds-Reihe von New-York-Times-Bestseller-Autorin Lora Leigh
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Seitenzahl: 193
LORA LEIGH
Breeds
Morgans Berührung
Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner
Als Malachi Morgan in einer Bar die schöne Isabelle Martinez trifft, entspinnt sich ein heißer Flirt zwischen ihnen. Der Coyote in Malachi wittert eine sinnliche Eroberungsjagd und ist fasziniert, als Isabelle auf sein Spiel einzugehen scheint. Doch als er erfährt, dass Isabelle von einem anderen Mann verletzt wurde, erwacht sein Beschützerinstinkt. Fortan ist er zu allem entschlossen, um sie vor jedem weiteren Schmerz zu bewahren, selbst wenn er dafür seine eigenen Befehle missachten muss …
So viele Träume und so viele Jahre des Wartens in schmerzvoller Vorahnung.
So viele Bruchstücke eines Herzens, so viele Nächte, verbracht in Betrachtung der Finsternis, mit der Frage, wo du bist.
Ich war hier, und ich suchte, stets in dem Wissen, dass du irgendwo wartest.
So viele Male hielt ich die Tränen zurück, fühlte mich unvollständig und fürchtete, dass du nicht da wärst.
So viele Nächte schrie ich ins Dunkel, unvollständig und suchend.
Ich hätte die Hoffnung verloren und auch den Glauben. Doch dann hat dein Lächeln meine Welt erleuchtet.
Deine Lippen berührten meine.
Zum ersten Mal in einem so langen, einsamen Leben berührte ich Liebe.
Du hieltest mein Herz in deinen Händen.
Ich fühlte seine Wärme, seine Macht, sein Versprechen.
So viele Male habe ich nur geträumt, dass du hier wärst.
Doch dann wurde der Traum wahr …
So viele Träume und so viele Jahre des Wartens in schmerzvoller Vorahnung.
Window Rock, Arizona
Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden.
Isabelle Martinez beobachtete den Mann auf der anderen Seite der Bar, als er die kalte Flasche Bier hob und trank. Er führte sie an die geöffneten Lippen, legte den Kopf in den Nacken und schien die Kälte der Flüssigkeit zu genießen.
Der kräftige Hals des Mannes bewegte sich gemächlich beim Schlucken, bevor er die Flasche wieder senkte und den Blick schweifen ließ. Als hätte er nicht schon jede mögliche Regung in der kleinen Bar beobachtet, bevor und während er trank.
Struppiges blondes Haar fiel ihm auf die breiten Schultern, und seine eng anliegende schwarze Uniform schmiegte sich bei jeder Bewegung um seine Muskeln.
Einsatzuniform, so nannten die das, dachte sie fasziniert. Der schwarze Stoff war nicht hauteng, sondern schlicht figurbetont und kennzeichnete ihn als genau das, was er war: eine tödliche Waffe. Ein Geschöpf, mit dem sich kein Mann und kein Tier anlegen sollte.
»Das traust du dich garantiert nicht«, flüsterte ihre Schwester ihr ins Ohr.
Chelsea hatte schlichtweg keine Ahnung, was sie da tat.
»Klappt nicht, Chel«, lachte ihre beste Freundin Liza gegenüber am Tisch. »Sie hat nicht den Mumm, drauflos zu gehen. Ich habe dir doch gesagt, seit Holden hat sie keine Courage mehr.«
Die Erwähnung von Holden Mayhew löste ein finsteres, Übelkeit erregendes Gefühl in ihr aus und jagte ihr eisige Schauer über den Rücken. Der Blick des Mannes glitt an ihr vorbei, kehrte dann zurück, und sein Blick bohrte sich in ihren für eine Sekunde, die ein Leben lang zu dauern schien, während er dem Barkeeper fast abwesend ein Zeichen gab.
Nervös leckte Isabelle sich die Lippen, und er beobachtete sie dabei wie eine Katze die Maus.
Wie ein Kojote das Kaninchen.
Raubtierartig.
Schmal und dunkel. Waren seine Augen schwarz oder so dunkelblau, dass sie aus der Ferne schwarz wirkten? Dort, wo sie saß, und angesichts der Schatten, die zwischen ihnen lagen, konnten sie alles zwischen dunkelbraun und blau sein. Eins war sicher: Sie waren eindringlich, und Interesse blitzte in ihnen auf, als sie ihrem Blick begegneten.
Doch jetzt erwiderte er ihren Blick, während er das mit Eis gefüllte Glas, das ihm der Barkeeper hingestellt hatte, an die Lippen führte.
Seine Augen, schmal und konzentriert, blieben auf ihre fixiert, verzauberten sie und hielten sie fest wie kein Mann zuvor.
Oh Herr im Himmel.
Sie fühlte, wie ihre Atmung sich abrupt beschleunigte, und Lust stieg in ihr auf, als seine Lippen den Rand des Glases berührten und er an der Flüssigkeit darin nippte, bevor er das Glas zurück auf den Tresen stellte.
Whiskey?
Na klar.
Der Barkeeper schenkte nach, zweifellos in der Hoffnung auf eines der üppigen Trinkgelder, die Breeds Gerüchten zufolge gern gaben.
Es war eine der besten Marken, und ihre liebste dazu.
»Ist er nicht zum Anbeißen«, brummelte Chelsea neben ihr. Und damit hatte sie völlig recht. Am liebsten hätte Isabelle ihn langsam und genüsslich abgeleckt.
»Na los, Isa.« Liza stieß ehrfürchtig die Luft aus. »Ist ja nicht so, als könntest du dir bei dem eine Krankheit einfangen. Oder schwanger werden. Weißt du noch – ihre Frauen müssen tatsächlich solche Pillen nehmen, um schwanger zu werden.«
Isabelle würdigte ihre Freundin keines Blickes.
Die Dokus über Breeds, die sie sich über die Jahre angesehen hatten, waren sehr aufschlussreich. Hinzu kamen alle Artikel, die sie in die Finger bekommen konnten, sowie jedes bisschen Klatsch, das Chelsea mit ins Apartment brachte. An diese Geschichten und an die Erzählungen ihres Vaters und ihres Großvaters über Landsleute, die im Lauf der Jahrzehnte vermisst gemeldet worden waren, musste sie jetzt denken.
Aber noch nie hatte sie ein Breed so fasziniert wie dieser hier. Und der war absolut einer von der übelsten Sorte.
Ein Kojoten-Breed. Der Bericht, der vor einigen Tagen über die Restrukturierung der Breed-Gemeinden veröffentlicht worden war, hatte die neuen Uniformen und die Identifikation der Kojoten-Breeds gezeigt.
Der weiße gekrümmte Reißzahn an der linken Schulter der leichten Einsatzjacke, das neue Kennzeichen der Kojoten, war trotz des Dämmerlichts der Bar deutlich sichtbar. Er hätte einen Ausweis mit Bild bei sich und, falls er für das Büro für Breed-Angelegenheiten hier war, eine offizielle Dienstmarke mit ID.
Aber auch ohne Uniform und Ausweis hätte sie gewusst, dass er ein Breed war. In einer Menschenmenge konnte man sie leicht erkennen. Sie waren die am perfektesten entwickelten Geschöpfe auf dem Angesicht der Erde und spiegelten die perfekteste Genmischung wider, mit der die Wissenschaftler eine raue männliche Schönheit erschaffen hatten, die schon fast schmerzhaft anzusehen war.
Perfekte Körpergröße, perfekte Kraft und Gesundheit. Perfekte Zähne, wilde Züge bei den Männern, klassische Schönheit bei den Frauen – schlicht vollkommen und erlesen gefährlich.
Eine Wahnsinnskombination für eine Frau, die Kraft und Gefahr mittlerweile fürchtete.
»Sie redet nicht mit uns«, bemerkte Liza hörbar amüsiert.
»Weil er sie beobachtet«, japste Chelsea unvermittelt überrascht. »Mein Gott, sieh nur, wie er sie anstarrt. Irgendwie ist er fasziniert von ihr, Liza. Denkst du, sie hat endlich einen gefunden, bei dem sie nicht ›Nein‹ sagen wird?«
Isabelle senkte den Blick und schloss kurz die Augen in der Hoffnung, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen – und weil ihr plötzlich klar wurde, dass ihre Freundinnen, und womöglich auch noch andere Leute, sie beobachteten. Niemand sollte Zeuge dieses stummen, begierigen Austauschs werden. Sie wollte nicht, dass andere zusahen. Sie wollte keine Bemerkungen oder Klatsch darüber. Das Ganze erschien ihr zu tiefgehend, zu intim, um es auf diese Weise zu verderben.
Ein Breed konnte fast nirgendwo hingehen, ohne beobachtet zu werden. Beobachtet, beurteilt, kritisiert und häufig gefürchtet. Genau wie auch ihre Geliebten, Frauen oder sogar Freunde gehasst, beschimpft und beleidigt wurden. Isabelle war es egal, ob oder wie man über sie urteilte, aber dieser Blick war zu besonders, um ein Risiko einzugehen, selbst hier, an einem der wenigen Orte, an dem Breeds akzeptiert wurden.
Die Navajo akzeptierten sie, taten ihr Möglichstes, um sie zu beschützen, und standen ihnen zur Seite, wenn ihre Sicherheit und ihr Überleben mit politischen oder sozialen Reformen gesichert werden mussten.
Außerdem war das hier einer der wenigen Orte, an denen sie ihre Wurzeln nachverfolgen konnten. Zu viele der vermissten Söhne und Töchter der Navajo waren vom Genetics Council zur Breed-Forschung entführt worden, und viele dieser Familien brannten darauf, die letzten Bande zu dem, was sie verloren hatten, zu beanspruchen.
Unwiderstehlich angezogen sah Isabelle wieder hoch, merkte jedoch, dass der Blick des Breeds offenbar auf eine Stelle zu ihrer Linken gerichtet war. So, als würde er den Eingang beobachten.
Er wirkte gelangweilt. Wie jemand, der mit ungeduldiger Geduld wartete, dachte sie und musste über den Widerspruch beinahe lächeln. Sie wusste, dass er sie beobachtete; sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht wie eine geisterhafte Liebkosung. Ein Gefühl von Wärme und sinnlichem Begehren überkam sie.
Wieder ergriff er das Glas, führte es an die Lippen und nippte daran. Und obwohl sein Blick auf eine Stelle neben ihr gerichtet war, wusste sie, dass er sie und jede ihrer Bewegungen genau im Blick hatte. Genau wie er ohne Zweifel wusste, dass sie den Blick nicht von ihm wenden konnte.
»Du bist vielleicht ein Weichei.« Chelsea lehnte sich dicht zu ihr hin, als sie ihr das belustigt und herausfordernd ins Ohr flüsterte.
»Und das heißt?« Isabelle hob ihr eigenes Glas, denselben teuren Whiskey, den der Breed bestellt hatte.
»Das heißt, geh hin und quatsch ihn an, Dummchen«, zischte Chelsea unvermittelt böse. »Komm schon, Isa, das könnte die Antwort auf deine Gebete sein. Holden würde es nicht wagen, sich hier blicken zu lassen, wenn er wüsste, dass ein Breed an dir interessiert ist. Weder jetzt noch später.«
Holden. Gott, sie wollte nicht an Holden denken.
Sie hatte sich so sehr bemüht, diese Nacht hinter sich zu lassen und die Angst aus ihrem Leben und ihren Albträumen zu tilgen. Aber es war unmöglich. Jene Nacht hatte sich so sehr in ihr Gedächtnis eingebrannt, dass sie die Erinnerungen offenbar nicht abschütteln konnte.
Und sie bezweifelte stark, dass irgendetwas oder jemand, abgesehen von einer Kugel, Holden dazu bringen würde, seine Meinung zu ändern. Vielleicht würde nicht mal der Tod höchstselbst das schaffen. Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand, Mensch oder Breed, sich zwischen ihn und etwas stellte, von dem er beschlossen hatte, dass er es wollte. Und er hatte nicht nur beschlossen, dass er Isabelle wollte, sondern auch, dass er sie bekommen würde – egal ob sie ihn wollte oder nicht.
Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Gleichzeitig richtete sich der Blick des Breeds erneut auf sie, ohne Blinzeln, und seine dunklen Augen glitzerten gefährlich. Er musterte sie, seine Nasenflügeln blähten sich, und sein ganzes Verhalten wirkte wachsam, als witterte er Gefahr.
Isabelle spürte, wie ihr Mund trocken wurde, und nervöse Aufregung und ein Anflug von Furcht mischten sich in die Erregung, die sie offenbar nicht unterdrücken konnte.
Sie wünschte, sie wüsste mehr über die Breeds. Über ihre Stärken oder sogar ihre Schwächen. Faszinierenderweise waren die Fakten nur dürftig, obwohl es zahllose Gerüchte gab.
Konnte er ihre Erregung wirklich wittern?
Konnte er Angst wittern?
Interessierte sie das?
Wieder fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Wenn es um Männer ging, hatte sie sich immer zurückgehalten und nie den ersten Schritt tun wollen. Sie war immer noch Jungfrau und entschlossen, auf den einen Mann zu warten, der das Warten wert war. In diesem Fall auf den Breed, dem sie nicht widerstehen konnte. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass dieser Breed nicht den ersten Schritt tun würde. Nicht bei ihr. Zwischen ihnen lag etwas in der Luft, das ihr klarmachte, er würde sie nicht vor der Tatsache zurückscheuen lassen, dass er genau das war, was sie wollte. Sie würde Frau genug sein, ihm einen Wink zu geben, den weder er noch irgendein Beobachter missverstehen konnte. Wenn sie ihn wollte, dann würde sie genug Frau sein müssen, um es zu beweisen.
War sie Frau genug?
Ein Teil von ihr schrie: »Ja, verdammt«, während ein anderer Teil kreischte: »Nie und nimmer!«
Während ihr Kopf und ihr Herz noch darüber stritten, ob sie nun mutig genug war, nahm die Frau die Herausforderung an und ergriff die Initiative. Sie stand auf.
»Ähm, das ist nicht gut, Chelsea, vielleicht sollten wir gehen«, hörte sie Liza flüstern, in deren Stimme so etwas wie Furcht lag. Doch sie ignorierte die Bemerkung ihrer Freundin und begann den Raum zu durchqueren.
Sie fühlte sich magnetisch von ihm angezogen.
Fasziniert von diesem finsteren Blick verwandelte sie sich in eine Frau, die sie kaum wiedererkannte. Die Frau, die zu sein sie immer geträumt hatte.
Unabhängig. Frei. Eine Frau, die sich dem gefährlichsten Abenteuer ihres Lebens stellte. Einem Abenteuer, das sie entweder für immer vollständig oder auf ewig mit gebrochenem Herzen zurücklassen würde.
Sie hatte ihrem Vater immer gesagt, dass sie den Mann, dem sie ihr Herz schenken wolle, erkennen würde, sobald sie ihm begegnete. Und dass es nie das Problem sein würde, ihn kennenzulernen.
Ihn zu halten dagegen umso mehr.
Und Isabelle wusste, dass mehrere ihrer Freundinnen geglaubt hatten, sie könnten an einem der leidenschaftlichen und sexuell erfahrenen Männer festhalten, die die Wissenschaft geschaffen hatte – nur um am Ende mit gebrochenem Herzen dazustehen.
Eine Zukunft mit einem Breed wäre nicht gerade das einfachste Unterfangen für eine Frau. Oder die simpelste Herausforderung. Sich in einen von ihnen zu verlieben war vermutlich der Inbegriff der Dummheit. In dieser Sekunde wusste Isabelle, dass nun auch ihr Herz auf dem Spiel stand. Falls sie es nicht schon verloren hatte. Nicht, dass sie je zuvor an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hätte. Sie war sich auch gar nicht sicher, ob sie jetzt daran glaubte. Aber sie wusste, ein Teil von ihr würde ein Leben lang trauern, wenn dieser Breed aus ihrem Leben verschwand.
»Isabelle«, zischte Chelsea hinter ihr. »Süße, ich denke, wir gehen besser.«
Isabelle beachtete sie nicht. Ihre Schwester wirkte nicht panisch, nur besorgt. Besorgt war okay.
Es fühlte sich an, als würde sie durch die Bar schweben, gefangen von seinem Blick, so fasziniert, so gebannt von dem Mann, der sie ansah, dass sie kaum atmen konnte.
Sie bestand nur noch aus Instinkt. In diesem Augenblick lebte sie jeden Tagtraum, den sie je gehabt hatte. Isabelle ging auf ihn zu, ihr Blick immer noch gefangen, ihre Sinne auf diesen einen Moment konzentriert, und dann griff sie nach den kräftigen, maskulinen Fingern, die das Glas hielten.
Sie nahm ihm das Glas nicht aus der Hand.
Mit ihren Fingern auf seinen führte sie das Glas an ihre Lippen, und er ließ sie bereitwillig gewähren. Er legte den Rand des Glases an ihre Lippen und hob es langsam, bis die eiskalte Flüssigkeit ihre Zunge berührte und durch ihre Sinne brannte, als sie langsam und sinnlich einen Schluck von dem feurigen Getränk nahm.
Als er das Glas wieder wegzog, fuhr sie mit der Zunge langsam über ihre Lippen, und ihr ging auf, dass er genau die Stelle des Glases an ihre Lippen geführt hatte, die er zuvor selbst mit seinen berührt hatte.
»Du lebst gefährlich«, brummte er, und ihr wild klopfendes Herz setzte kurz aus und überwältigte ihre Sinne.
»Beweise es.«
Ach du Schande. Nein. Das hatte sie jetzt nicht gesagt. Ganz bestimmt nicht.
Hatte nicht einmal jemand so etwas gesagt wie: Fordere nie, niemals einen Breed heraus, und ganz besonders keinen Kojoten?
Er verzog die Mundwinkel, und der Anflug eines Lächelns trat in seine Augen, so dunkelblau, dass sie fast schwarz wirkten.
»Das kann ich.« Unverfälschtes Selbstbewusstsein lag in seiner Stimme.
Dieses Mal nahm sie das Glas aus seiner Hand, hob es an die Lippen und trank es aus, bevor sie es ihm zurückgab.
Seine Finger legten sich auf ihre, als er es nahm, und eine Flamme loderte in seinem Blick auf, während schiere Erotik die Nacht zu erfüllen schien.
»Ganz schön selbstsicher, was?«, flüsterte sie scherzhaft, und ein Anflug von Erregung stieg in ihr auf.
»Sehr«, stimmte er zu. »Und ich würde es sehr genießen, mit dir zu spielen.«
Ein Spiel? Sie hatte noch nie sinnliche Flirtspiele gespielt. Sie hatte noch nie einen Breed herausgefordert, und noch nie, niemals, hatte sie einen Mann oder Breed herausgefordert, sie zu verführen.
»Dann spielen wir also?«, fragte sie leise.
»Man könnte auch sagen, ich jage«, wisperte er verführerisch. »Den süßesten und zartesten Leckerbissen, den ich wohl je im Leben gewittert habe. Du könntest zu einer Sucht werden.«
Ihr Herz geriet ins Stocken und begann dann vor Aufregung zu rasen.
»Gibst du mir einen Vorsprung?«
Huch! Wo kam das denn her?
Er legte den Kopf schief, und seine Augenwinkel zuckten ganz leicht, als wollte er lächeln. »Hast du vor, ihn zu nutzen?«
»Na klar.« Sie würde schnurstracks bis zum anderen Ende dieses Staates rennen, nur um der Erinnerung an ihre Herausforderung zu entfliehen.
Was war das für ein Ausdruck, der da in sein Gesicht trat? Seine Züge wurden fast weicher. Seine Augen schimmerten und schienen sich mit etwas zu füllen, das sie zu jedem anderen Zeitpunkt als Zuneigung bezeichnet hätte.
»Und du willst ganz bestimmt einen Vorsprung?« Seine Stimme wurde leiser, sinnlich, erhitzt und streichelte ihre Sinne mit einer Intimität, die sie nicht erwartet hatte.
»Es wäre klug. Nur um sicherzugehen, dass ich weiß, was ich tue.« Sie hatte keine Ahnung, was sie da gerade tat, das war eine Tatsache.
Er hob die Hand, ließ die Fingerspitze unter das Haar gleiten, das ihr über die Schulter gefallen war, und berührte ihr nacktes Schlüsselbein, während er sich vorbeugte, bis seine Lippen ihr Ohr erreichten. »Wenn ich dich finde, werde ich dich ausziehen, dir die Beine spreizen und dann die ganze geile Sahne ablecken, die ich zwischen deinen Beinen wittere. Und wenn ich in deinem Aroma geschwelgt habe, vögle ich dich mit meiner Zunge, lecke noch mehr von dir auf und genieße deine Schreie, wenn du kommst.«
Sie war drauf und dran, auf der Stelle dahinzuschmelzen. Isabelle hätte schwören können, dass ihre Knie fast nachgaben, überwältigt von sinnlicher Schwäche. Sie musste die Schenkel anspannen, um gegen das plötzliche Brennen ihrer Klitoris anzukämpfen. Die pralle, empfindsame Perle pochte verlangend, pulsierte so heftig, dass es kaum zu leugnen war.
»Ich werde dich in die Brust beißen.« Sie seufzte und verzog dann das Gesicht angesichts dieser armseligen Beschreibung.
Aber genau das wollte sie.
Sie wollte ihn beißen.
Plötzlich lag seine Hand an ihrer Hüfte, lange, kräftige Finger strichen über ihre Kurven unter der Jeans, und sie fühlte, wie sein Körper sich spannte und sein Atem heftiger ging.
»Bist du sicher, dass du den Vorsprung haben willst?« Seine Lippen knabberten an ihrem Ohr.
Dann strich er mit der Zunge über ihre Ohrmuschel und entflammte die empfindsamen Nerven unter ihrer Haut.
Ein glühend heißer Schauer durchlief sie und hätte sie fast in einen noch nie gekannten Orgasmus katapultiert.
Ihre Schenkel spannten sich, als sie ihn mühsam unterdrückte. Oder doch lieber nachgeben? Sie wusste nicht genau, was von beidem sie tun sollte.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie. »Vielleicht bist du nicht gut genug in diesem Spiel, um mich dann noch zu fangen?« Herrje, nein, sie wollte ja gar keinen Vorsprung, aber das hier machte einfach Spaß. So viel Spaß, wie sie ihn noch nie gehabt hatte, die Art von Spaß, den sie sich mit einem Mann immer erträumt hatte.
Und im Rückblick wurde ihr klar: Sie wollte, dass er sie jagte. Sie wollte dieses Spiel mehr, als sie je etwas gewollt hatte.
Wieder spannten sich seine Muskeln, und ein leises Grollen erklang, das sie augenblicklich entflammte, noch während ihr ein Schauer der Beklommenheit über den Rücken jagte.
Sie sah die Begierde in seinem Blick, die von seinem kräftigen Körper ausging, so stark, dass es sie verwirrte. Genau wie die Heftigkeit, mit der ihr eigener Körper reagierte.
»Wenn ich dich fange, werde ich dich vögeln«, versprach er, und seine Stimme grollte an ihrem Ohr, bevor er zurückwich, um ihr in die Augen zu sehen. »Die ganze Nacht und den ganzen Tag. Vielleicht die ganze Woche lang.« Es war praktisch unmöglich, sich ihm zu entziehen, und sie musste ihre gesamte Willenskraft aufwenden, um sich zum Gehen zu zwingen. Denn sie wollte nicht gehen. Sie wollte hierbleiben, bei ihm, sich an ihm reiben und die sinnliche Wärme und Kraft fühlen, die sie so deutlich als einen Teil von ihm wahrnahm. Aber sie bezwang sich. Mühsam riss sie den Blick von ihm los und sah zu Chelseas und Lizas Tisch hinüber. Doch die beiden standen nicht mehr da, sondern warteten am Ausgang auf sie. Umso besser. Es war am besten, wenn sie ging, denn damit lieferte sie ihm einen Grund, nach ihr zu suchen. Wenn sie in der Bar blieb, wäre das eher kontraproduktiv. Und das wollte sie ganz sicher nicht.
So viele Bruchstücke eines Herzens, so viele Nächte, verbracht in Betrachtung der Finsternis mit der Frage, wo du bist.
Manche Albträume wollten einfach nicht verschwinden. Selbst inmitten des sinnlichsten und erotischsten Ereignisses ihres Lebens drängte sich der schlimmste Schrecken, den sie je erlebt hatte, beharrlich an die Oberfläche.
Und sie hätte nicht gewusst, hätte nicht einmal bemerkt, dass das Ungeheuer, das ihre Träume heimsuchte, überhaupt da war, wenn Chelsea und Liza sie nicht so schnell aus der Bar gescheucht hätten.
Holden Mayhew war in der Bar gewesen, und er hatte ihren schamlosen Flirt mit dem Kojoten-Breed mit angesehen. Mit dem Breed, der ihr einen Vorsprung gegeben hatte. Damit sie sich darüber klar wurde, ob wie das wirklich wollte.
Und sie begehrte ihn mit jeder Faser.
So sehr, dass ihr Körper unglaublich empfindsam war und ihre Nervenenden immer noch vor Verlangen nach Berührung pochten. Nach seinem Kuss. Nach all den sinnlichen Versprechen, die er ihr in der schummrigen Bar gemacht hatte.
Nach seinen Fingern, die über ihre Haut strichen, seinen Lippen, dem Knabbern seiner Zähne. Dem Gefühl seines harten Körpers an ihrem.
Und sie sehnte sich, verzehrte sich, brannte darauf, dass er sie nahm.
Vielleicht hätte sie auf den Vorsprung verzichten sollen, doch die Vorfreude, gejagt zu werden, eine sinnliche Beute zu sein, hatte sie sich nicht versagen können.
Isabelle blickte auf eine der Duftkerzen, die im Zimmer flackerten, den Geruch nach Hotel vertrieben und ihre geschundenen Nerven beruhigten. Doch sie linderten nicht das pulsierende Pochen einer Erregung, die langsam fast übermächtig wurde. Tatsache war, dass der zarte sinnliche Duft, der dem Wachs entströmte, es vielleicht noch schlimmer gemacht hatte.
Doch nicht einmal die Vorfreude auf den Breed und die Lust, die sie überwältigen könnte, vermochte die Furcht auszulöschen, die jetzt in ihr aufstieg.
Jemand hatte Holden angerufen und ihm gesagt, dass sie da war. Jemand, dem es egal war, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Verdammt, ihm war es egal, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Er war hier, und wieder einmal verfolgte er sie.
Das flackernde Licht der Kerzen, die ihre Großmutter für sie gemacht hatte, zog wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. Das Geschenk ihrer Großmutter, nur Stunden bevor ihr Onkel sie zum Hotel gerufen hatte, hatte Isabelle überrascht. Und noch mehr überraschte sie der Duft der Kerzen.
Lavendel, Sandelholz und ein dunklerer, schwer fassbarer Duft, der sie an dunkle Erotik erinnerte und an den Breed, den sie vorhin zurückgelassen hatte.
Die Kerzen an sich waren nicht überraschend. Ihre Großmutter schuf immer charakteristische Düfte für Individuen und hatte dabei deren Emotionen oder Probleme im Sinn. Doch diese Basisnote von Sexualität war wirklich überraschend. Sie wünschte nur, sie könnte sie identifizieren.
»Was wirst du jetzt tun, Isabelle?« Es kam selten vor, dass ihre Schwester sie bei ihrem vollen Namen nannte wie alle anderen. Normalerweise nutzte Chelsea die Kurzform Isa, ungeachtet der Tatsache, dass Isabelle den Spitznamen nicht besonders mochte.