Breeds - Stygians Ehre - Lora Leigh - E-Book

Breeds - Stygians Ehre E-Book

Lora Leigh

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Beschreibung

Er muss seine Pflicht erfüllen, doch alles in ihm sehnt sich nur nach ihr

Stygian hat eine Mission: Er muss die aus dem Labor entflohene Breed Honor Roberts finden, denn sie ist der Schlüssel zur Heilung eines kranken Mädchens. Dass ihm ausgerechnet Liza Johnson dabei helfen soll, passt Stygian allerdings so gar nicht. Schließlich verbindet den Wolf-Breed und die junge Assistentin so viel mehr: Liza ist Stygians Seelengefährtin und auch wenn er seinem Ziel dank ihrer Hilfe näher denn je kommt, kann er den zwischen ihnen längst brodelnden Paarungsrausch kaum noch aufhalten ...

"Sexy und smart!" ILIKEBOOKSBEST

Band 19 der erfolgreichen BREEDS-Serie von NEW-YORK-TIMES-Bestseller-Autorin Lora Leigh

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Seitenzahl: 632

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Prolog

1

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5

6

7

8

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Die Autorin

Die Romane von Lora Leigh bei LYX

Impressum

LORA LEIGH

Breeds

STYGIANS EHRE

Roman

Ins Deutsche übertragen von Michaela Link

Zu diesem Buch

Stygian hat eine Mission: Er muss die aus dem Labor entflohene Breed Honor Roberts finden, denn sie ist der Schlüssel zur Heilung eines kranken Mädchens. Dass ihm ausgerechnet Liza Johnson dabei helfen soll, passt Stygian allerdings so gar nicht. Schließlich verbindet den Wolf-Breed und die junge Assistentin so viel mehr: Liza ist Stygians Seelengefährtin und auch wenn er seinem Ziel dank ihrer Hilfe näher denn je kommt, kann er den zwischen ihnen längst brodelnden Paarungsrausch kaum noch aufhalten …

Für Bret, Holly und Maddy

Manchmal ist das, was ihr für eine Lösung haltet, in Wirklichkeit nur die Fessel, die euer Herz und die Abenteuer bindet, die immer schon in eurer Seele gebrannt haben.

Manchmal ist das, was ihr seht, nicht das, was ihr glauben könnt, und das, was ihr hört, ist nicht immer das, was gesagt wurde.

Vergesst auf eurer Reise durchs Leben nie, wenn ihr euch in alle Abenteuer stürzt, von denen ihr geträumt habt, und allen Stürmen des Lebens, der Liebe und leider auch des Herzschmerzes trotzt, dass jede Narbe, die euer Herz davonträgt, jede Träne, die eure Seele vergießt oder unterdrückt, und jeder einsame Augenblick, den ihr auf der Suche nach Antworten durchmacht, euch der Person näherbringt, zu der zu werden euch bestimmt ist. Stärke, Wahrhaftigkeit und Mut sind Werte, die euch tagein, tagaus begleiten sollen.

Hört auf euer Herz, aber vergesst nicht, dass ihr nicht umsonst ein Gehirn habt.

Gesunder Menschenverstand sollte euch stets leiten, aber Hand in Hand mit Barmherzigkeit und Nachsicht, gezügelt durch Willenskraft und Selbstvertrauen.

Erlebt eure Abenteuer.

Lasst euer Herz singen, eure Seele musizieren und haltet die Bilder fest, die euch ein Leben lang begleiten und Generationen nach euch inspirieren werden.

Erlebt jeden Augenblick, als sei er der wichtigste in eurem ganzen Leben, und seid euch immer bewusst, dass euer Herz, eure Liebe und die Kraft, die ihr denjenigen schenkt, denen Erstere schließlich gehören werden, Geschenke sind, deren Hinnahme als selbstverständlich ihr niemals zulassen dürft.

Liebe ist nicht immer freundlich. Sie ist nicht immer behutsam. Nur selten ist sie sanft, und sie macht denjenigen, die schwach sind, keine Zugeständnisse.

Seid stark. Tragt den Kopf hoch erhoben, haltet die Schultern gerade. Seid ehrlich. Seid gerecht. Seid mutig. Und sobald Enttäuschung, Schmerz und Tränen euch zu den Erwachsenen gemacht haben, die zu werden euch bestimmt ist, wird das größte der Abenteuer euch bevorstehen.

Das Abenteuer der Liebe.

Prolog

Das konnte sie in diesem Jahr wirklich nicht gebrauchen, dachte Liza Johnson, als sie über den einsamen Joggingpfad im Window Rock Navajo Nation Park lief.

Denn dies hätte ihr Jahr werden sollen.

Das Jahr, in dem ihr Leben richtig beginnen sollte, zumindest hatte ihr das der Großvater ihrer besten Freundin versprochen.

Orrin Martinez, einer der geheimen spirituellen Berater der Sechs Stämme, hatte sie ausgewählt. Sie hatte ihn schließlich nicht um seinen Rat gebeten, oder? Er hatte wirklich keinen Grund gehabt, sie anzulügen, doch genau das hatte er getan.

Zumindest schien es so.

Denn dies war nicht ihr Jahr.

Es war das Jahr der Breeds.

Die Ankunft der Breeds und die Forderung des Direktors des Büros für Breed-Angelegenheiten, Zugang zu einem der größten Heiligtümer der Navajo zu erhalten, einer Datenbank mit DNA-Profilen, die der Rat der Nation der Navajo unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen verwahrte, hatte Ereignisse in Gang gesetzt, die Liza beunruhigten, auch wenn sie nicht sagen konnte, warum.

Die Einberufung der Häuptlinge der Sechs Stämme, deren einzige Mission die Beschaffung und der Schutz der Profile war, hatte sowohl Lizas gesamte Familie als auch die Familien ihrer Freunde in Unruhe versetzt.

Den Schutz eines so heiligen Gutes der Navajo überließ man nicht der Politik.

Und dieser Schutz wurde nicht nur für ihre Freunde, sondern auch für sie selbst zunehmend gefährlich.

Eine von Lizas besten Freundinnen wäre um ein Haar von dem Mann entführt worden, der Wochen zuvor bereits versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Eine andere Freundin war bei dem Versuch, sie zu verteidigen, angeschossen worden. Und in diesem Moment brachte sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Undercover-Status in Gefahr, um Soldaten aus ihren Verstecken zu locken, die sie aus einem unbekannten Grund stalkten.

Sie hatte gearbeitet, trainiert und ihre Fähigkeiten verfeinert, um für die Navajo Covert Law Enforcement Division tätig werden zu können.

»Sie kommen«, verkündete die Stimme leise über den winzigen – praktisch unsichtbaren – Transceiver in ihrem Ohr. »Lass deine hübschen Titten ein bisschen wippen und sieh einfach nur schön aus, Süße. Wir kümmern uns um den Rest – he, Scheiße, Cullen.«

Liza schaffte es irgendwie, sich das Lachen zu verkneifen; sie hatte eine lebhafte Vorstellung davon, was da gerade am anderen Ende der Funkverbindung passiert war. Ihr Kommunikations- und Elektronikguru, Reever Jacobs, hatte offensichtlich von ihrem Commander, Cullen Maverick, eins übergezogen bekommen.

Der stets zum Flirten aufgelegte, verdammt aufreizende absolute Killer Reever liebte einen anständigen Kampf und genauso sehr liebte er es – wie er häufig beteuerte –, eine anständige Frau zu verderben.

Für diese Einstellung brachte Cullen, ihr gemeinsamer Commander, nicht viel Verständnis auf, aber Reever war ein verdammt guter Kommunikationsexperte und als Krieger mit denen vergleichbar, die in den goldenen Jahren der Nation der Apachen gelebt hatten.

Sie hatte das große fensterartige Loch im Fels des Hügels, das passenderweise Window Rock hieß, jetzt hinter sich. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen liebkosten gerade erst die Erde und waren noch nicht in das kleine, von Pappeln und Pinyon-Kiefern bewachsene Tal vorgedrungen, durch das sich der Pfad hindurchschlängelte.

»Achtung, Diane Broen hat dich gleich erreicht. Hinter ihr nähern sich in hohem Tempo deine Schatten. Mach dich bereit für die Party, Zwerg.«

Liza musste leise lächeln, als sie ihren Spitznamen hörte, den Cullen und Reever ihr vor neun Jahren bei ihrer ersten Begegnung verpasst hatten.

Sie war immer noch klein, aber jetzt nannte er sie – zum Glück – nur noch Zwerg, wenn sie gemeinsam auf einer Mission waren oder einen Auftrag hatten.

»Los geht’s«, vermeldete Reever leise. »Hier kommt die knallharte Broen.«

Liza spürte sie in der Sekunde, als sie sich hinter ihr in Position brachte. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf in Erwartung von Gefahr und der Gewissheit, dass sie ihr Glück heute Morgen überstrapaziert hatte.

Sie wirbelte herum und warf sich zur Seite, bevor sie in die Hocke ging und Diane Broen aus zusammengekniffenen Augen anstarrte.

Die andere Frau blieb stehen und zog in gespielter Überraschung eine Augenbraue hoch, während Liza sie misstrauisch musterte. »Was willst du?« Angespannt und auf alles vorbereitet erwiderte sie Dianes Blick.

Diese Frau war eine hochqualifizierte Söldnerin und die Geliebte eines der vertrauenswürdigsten Breed-Enforcer des Büros. Was zur Hölle machte sie hier?

»Ein bisschen joggen?«, fragte Diane mit einem kleinen Lächeln, während sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte und Liza ihrerseits neugierig musterte.

Joggen, von wegen.

»Du lügst.« Liza blieb weiter auf der Hut, während Diane sie betrachte. »Also, was willst du, und wieso verfolgst du mich?«

»Wer hat dich ausgebildet?«, fragte Diane, anstatt die Frage zu beantworten.

Vertraue niemals jemandem, der eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet, hatte ihr Vater ihr immer eingeschärft.

»Niemand, den du kennst, da bin ich mir sicher«, konterte Liza. »Also, was zur Hölle willst du?«

Ihr Gegenüber legte den Kopf schräg, während Liza ihre Optionen bedachte, falls diese Frau sich als ihr Feind entpuppen sollte.

Sie spannte die Muskeln an und bereitete sich auf einen Angriff vor.

»Ganz ruhig, Liza«, murmelte Cullen durch die immer noch offene Verbindung. Er beobachtete sie offensichtlich genau. »Lass uns herausfinden, was sie will.«

Oh, sie hatte durchaus die Absicht, der Frau zumindest die Gelegenheit zu geben, ihre Karten auf den Tisch zu legen. Diane Broen gehörte zur Gemeinschaft der Breeds, ebenso wie zum Büro für Breed-Angelegenheiten, jetzt, da ihre Schwester, Rachel Broen, mit dem Direktor des Büros, Jonas Wyatt, verheiratet war.

Liza rechnete sich keine große Chance aus, Ms Broen auszuschalten, wenn es darauf ankam. Aber es würde ihr vielleicht gelingen, sie aufzuhalten, bis Verstärkung eintraf.

Oder bis sie wegrennen konnte.

»Ich bin keine Gefahr für dich«, sagte die andere Frau mit einem leisen, freundlichen Lachen, während Liza sich aufrichtete und sich rasch nach den Soldaten des Rates umschaute, von denen sie wusste, dass sie sich jetzt nähern würden.

Sie hatte keine Zeit, den ganzen Morgen herumzustehen und zu plaudern.

»Dann kannst du ja freundlicherweise genauso schnell wieder verschwinden, wie du gekommen bist«, sagte Liza, die sich nichts mehr wünschte, als die Frau loszuwerden. Wie zur Hölle sollte sie an die nötigen Informationen herankommen, wenn keine Chance bestand, dass die Soldaten des Rates sich zeigten, solange Diane hier war.

Diane grinste entschuldigend. »Tut mir leid, Liza, aber wir müssen wirklich reden. Nur ganz kurz, ja? Wir könnten dafür ins Hotel zurückgehen, wenn du willst?« Sie schaute in Richtung des Navajo Suites. »Es wird nicht lange dauern, versprochen.«

Lizas Blick wurde plötzlich von etwas hinter Diane gefesselt.

Einige kostbare Sekunden lang musste sie gegen die Panik ankämpfen, die sie beim Anblick der Gestalten zu übermannen drohte, welche sich hinter der anderen Frau näherten.

Sie war jetzt schon seit über einem Jahr Teil des Navajo Breed Underground Networks, und sie hatte noch nie solche Angst gehabt wie in diesem Moment.

Ein kurzes Rauschen in ihrem Ohr bestätigte ihr, dass Cullen und Reever noch da waren. »Hinter ihnen rücken Breeds aus dem Büro in hohem Tempo vor. Wir geben dir Deckung«, versicherte Cullen ihr, aber sie hörte die Besorgnis in seiner Stimme. »Sieh zu, dass du die Bastarde zum Reden bringst. Wenn du das nicht kannst, lass dich auf den Boden fallen, wenn ich den Befehl dazu gebe.«

»Er ist harmlos«, erklärte Diane, während Cullens sanfte Stimme verklang.

Er?

Ehrlich, was sich da der Frau von hinten näherte, war alles andere als harmlos.

Liza schluckte und sah Diane an. »Wir müssen hier weg.«

»Thor tut dir nichts.«

Ärger und Ungeduld zeigten sich in Dianes Stimme ebenso wie in ihren Zügen, als hätte sie es mit einer nervösen Debütantin oder einer fast hysterischen Frau zu tun.

»Süße, deinen heißen Thor habe ich schon gesehen, und der ist nur einer. Nicht vier«, versicherte Liza ihr.

Diane wirbelte herum, und ihre Hand schnellte zu ihrem Rücken, weil dort ihre Waffe in ihrem Holster steckte. Sie tastete lediglich danach, als ob sie die Gewissheit brauchte, dass die Waffe noch da war.

Adrenalin rauschte durch Lizas Adern, als sie und Diane sich jetzt den vier Kojoten-Breeds zuwandten. Die vier Kojoten, die mit ihren Waffen auf sie zielten, wirkten amüsiert.

Und wenn Liza sich nicht irrte, steckten sie und die Agentin vom Büro für Breed-Angelegenheiten in wirklich üblen Schwierigkeiten, denn die Neuankömmlinge sahen nicht aus, als gehörten sie zu den Guten.

Das galt auch für den menschlichen Mann, der jetzt mehrere Schritte von der anderen Frau entfernt aus dem Schatten einer mächtigen Eiche trat. Auch er wirkte kein bisschen freundlich.

Liza erkannte ihn wieder. Sie hatte ihn schon mehrere Male am Haus vorbeijoggen sehen. Verdammt, in den letzten Wochen war er sogar stehen geblieben, um mit ihr zu reden, wenn Cullen sie zum Supermarkt begleitet hatte.

John Malcolm hatte er sich genannt, doch sowohl sie als auch Cullen waren sich sicher gewesen, dass das nicht sein richtiger Name war, obwohl die Überprüfung seines Backgrounds – und des Kennzeichens seines Wagens – durch Reever keinerlei Unregelmäßigkeit ergeben hatte.

Jetzt wusste sie, warum sie sich bei diesen kurzen Begegnungen so unwohl gefühlt hatte. Es waren nicht seine Flirtversuche oder sein unverhohlenes sexuelles Interesse an ihr gewesen. Es hatte daran gelegen, dass er der Feind war.

»Malcom.« Als Diane Broen jetzt den Namen flüsterte, schwang Schmerz darin mit.

Offensichtlich kannte sie ihn, und es war mehr als deutlich, dass er sie irgendwie verraten hatte.

Liza hätte schwören können, dass sie den Schmerz spüren konnte, der von der anderen Frau ausging. Er war in ihrer Stimme und in ihrem Gesichtsausdruck unverkennbar, als sie den Mann anstarrte, der jetzt einen Schritt vortrat.

»Ich dachte, es wäre Brick«, flüsterte Diane, als er sie nur angrinste.

Brick war ein weiteres Mitglied des vierköpfigen Teams, das Diane seit dem Tod ihres Onkels befehligte, wie Liza wusste. Cullen hatte es geschafft, die Identität der meisten Männer in ihrem Team aufzudecken; bedauerlicherweise mit einer Ausnahme.

Dem Mann vor ihr, vermutete sie.

Malcolm gab ein grausames, bösartiges Kichern von sich. »Der gute alte Gideon hätte mich erwischt, wenn es mir nicht gelungen wäre, Brick, den dummen Bastard, zum Stolpern zu bringen und in den Weg zu schubsen. Der Hurensohn ist nie dahintergekommen.«

Interessant.

Er sprach anscheinend von dem Anschlag, den Gideon Cross auf das Team in D. C. verübt hatte.

»Wo ist Thor?« Dianes vor Angst heisere Stimme warnte Liza, dass der kräftige Wikinger irgendwo in der Nähe hätte sein sollen.

Die Tatsache, dass er es nicht war, bedeutete offensichtlich nichts Gutes.

In diesem Moment wurde Liza von dem Gefühl überwältigt, nur zu beobachten, statt am Leben teilzunehmen. All ihre Sinne schienen sich darauf zu konzentrieren, jedes Quäntchen Information, jeden Gesichtsausdruck, jede Eigenschaft zu registrieren.

Ihr einzigartiges fotografisches Gedächtnis würde den Rest erledigen.

»Er ist ein wenig angeschlagen, Boss«, verspottete Malcolm Diane. »Könnte etwas mit dem Messer zu tun haben, das ich ihm in die Brust gestoßen habe. Ich glaube sogar, es ist mir gelungen, das eiskalte Herz des Bastards zu durchbohren.«

»Das Büro rückt an.« Cullens Stimme, mit der er sie über das Eintreffen der Kavallerie informierte, war kaum mehr als ein Flüstern. »Thorsson ist verletzt, atmet aber. Doch diese Männer sind nicht die Soldaten, die wir im Visier hatten. Eine weitere Gruppe ist auf dem Weg zu uns.«

Während Cullen sprach, beobachtete Liza, wie Diane die Laserpistole von ihrem Rücken nahm und sie auf Malcolms Herz richtete, während sie die Waffe aktivierte.

»Liza, lauf«, befahl sie ihr mit schwerer, resignierter Stimme.

Diane würde ihn töten; Liza konnte es spüren. Bedauerlicherweise war Malcolm nicht allein, und die Laserpistole würde, wenn überhaupt, nur einen einzigen Schuss abgeben, bevor die Kojoten-Soldaten wie tollwütige Hunde über sie herfielen.

Die Verbindung in ihrem Ohr wurde mit einem leisen elektronischen Zischen erneut aktiviert.

»Bleib, wo du bist«, warnte Cullen leise. »Halt sie dort fest.«

»Wohin?« Liza zwang einen ungläubigen Unterton in ihre Stimme, als sie gegen Dianes Befehl protestierte. »Ist dir aufgefallen, dass hier vier Kojoten stehen, Lady? Sieht es so aus, als hätte ich eine Chance?«

Einer der Kojoten grinste.

Als seine Lippen über den gebogenen Reißzähnen zuckten, wandte sie ihm den Blick zu.

Da lag etwas in den Augen, die in ihre schauten. Definitiv Belustigung, aber vielleicht auch die Andeutung eines Zwinkerns? Flirtete er etwa mit ihr?

Oder steckte mehr dahinter?

»Der Erste, der sich rührt, stirbt«, blaffte Diane, als sie einen weiteren Blick in Lizas Richtung riskierte. »Und jetzt sieh zu, dass du abhaust.«

»Wenn sie losrennt, wird einer von uns sie verfolgen«, murmelte der Anführer der Kojoten mit einem unbezähmbaren Grinsen. »Wir können nicht widerstehen. Ist wie bei einem Hund mit einem Ball. Wir können nicht anders, müssen einfach hinterher.« Er wackelte spielerisch mit den Augenbrauen.

Es war eindeutig, dass er mit ihr flirtete. Aber da lag auch ein schwacher Unterton von Beruhigung in seiner Stimme.

Was zur Hölle ging hier vor?

Einen Moment lang konnte Liza den flirtenden Breed nur anstarren, und ihr war klar, dass die Frau vor ihr das Gleiche tat. Sie war offensichtlich genauso erstaunt wie Liza selbst, wenn Liza ihren Gesichtsausdruck – sie sah Diane allerdings nur im Profil – richtig deutete. Natürlich besaßen alle Breeds die Fähigkeit, die meisten Frauen dazu zu bringen, eine Flucht in Erwägung zu ziehen.

»Malcolm, wo hast du deine Kojoten aufgetrieben?«, fragte Diane mit beleidigender Ungläubigkeit. »Die sind ja total irre.«

»Sie sind total wirkungsvoll«, blaffte Malcolm zurück. »Sie haben dich am Arsch, oder nicht?«

Liza fragte sich, wie zutreffend diese Aussage war.

»Wo ist dein Gefährte, kleine Kriegerin«, murmelte der Kojote mit seidenweicher Stimme, während in seinen dunkelgrauen Augen, mit denen er erst Malcolm und dann wieder Diane ansah, Belustigung tanzte. »Ich kann sein Mal an dir wittern, und es ist frisch. Wenn er dich in die Finger bekommt, wird er dir ganz genau zeigen, wie ein Breed eine ungehorsame kleine Gefährtin bestraft, das weißt du, oder?«

Das Paarungsmal?

Liza hatte es am Hals ihrer Freundin Isabelle gesehen. Also war die Information, die Cullen hatte und nach der Diane Broen Lawe Justice’ Gefährtin war, offensichtlich zutreffend.

»Fahr zur Hölle!«, fauchte Diane zornig.

Der Kojote verzog das Gesicht. »Ach, lass mal, da ist es doch höllisch heiß, und meine Klimaanlage funktioniert nicht. Lass uns was Kühleres ausprobieren.«

Liza starrte ihn absolut ungläubig an. Dann wurde ihr bewusst, dass Dianes Gesichtsausdruck ein Spiegelbild ihres eigenen war.

»Na toll, ein Komiker«, murmelte Liza, während sie das Verlangen niederkämpfte, die Augen zu verdrehen.

»Ja, und das alles noch vor dem Frühstück.« Diane seufzte. »Aber mir ist sowieso schon schlecht.«

»Ich habe dich gewarnt, dass du ihn nicht mitnehmen sollst, Malcolm.« Ein anderer Kojote hinter dem, der wachsam zwischen den übrigen Kojoten und ihr und Diane stand, ergriff das Wort. »Er fängt schon wieder an, seine Spielchen zu spielen.«

»Loki, hör auf, dich wie ein verdammter geiler Bock aufzuführen«, fauchte Malcolm den flirtenden Kojoten an. »Wir sind hier, um die Gefährtin eines Breeds zu kidnappen, nicht um zu sehen, ob wir sie verführen können.«

»Ich habe halt noch nicht so viel Erfahrung.« Der Kojote zuckte mit einem kalten, viel zu erfahrenen, viel zu grausamen Ausdruck des Unmuts die Achseln, während sein Komplize hinter ihm zur Antwort beinahe lächelte.

»Er hat ungefähr so viel Verstand, wie sein Bruder Farce hatte«, sagte ein anderer gedehnt. »Weißt du noch, was mit ihm passiert ist, Loki? Er hat sich am falschen Ende der Waffe einer Raubkatze wiedergefunden, glaube ich.«

Loki zuckte mit einem unbekümmerten Lächeln die Schultern. »Ja, aber er war auch nicht so charmant wie ich. Ich bezirze diese Raubkatzen in Grund und Boden.«

Liza hatte das Gefühl, dass an den vier Breeds vor ihr nichts Spielerisches oder Kokettes war, aber irgendetwas ging hier definitiv vor, etwas, das sie dem einzigen Menschen unter ihnen nicht offenbarten.

»Liza, hau ab!«, zischte Diane wieder.

»Dann verfolgen wir sie einfach.« Der größere, breiter gebaute Kojote hinter Loki trat vor, um jeden an diese Tatsache zu erinnern, bevor er in seine Hemdtasche griff und eine dünne Zigarre herausangelte.

Amüsiert steckte er seine Waffe ins Holster zurück, dann zündete er sich seine Zigarre an und die Morgenluft wurde mit dem Duft von Tabak erfüllt.

Diane wandte sich an Malcolm, und Liza blieb nichts anderes übrig, als aus ihrem Tonfall auf ihren Gesichtsausdruck zu schließen. »Dich töte ich zuerst.«

Malcolm lächelte selbstgefällig. »Nein, Diane, das wirst du nicht«, versicherte er ihr. »Denn wenn du das tust, werden wir uns deine kleine Freundin hinter dir schnappen. Und ich denke, du weißt, was dann mit ihr passiert. Du hast nur einen Schuss. Damit bleiben drei Kojoten übrig, mit denen sie sich herumschlagen müsste. Glaubst du, sie würde das überleben?«

Für den Bruchteil einer Sekunde stieg eine Erinnerung in Liz hoch. Kein Flashback und auch kein erinnerter Albtraum. Es war eine Erinnerung, die völlig fehl am Platze war; eine, von der sie wusste, dass es unmöglich ihre sein konnte.

Sie ballte die Fäuste und atmete langsam und tief ein, während die Erinnerung verschwand, als hätte es sie nie gegeben.

Aber es hatte sie gegeben; genau wie mehrere andere in den letzten Wochen.

Die Last, die sich auf ihrer Brust niederließ, drohte sie zu erdrücken.

»Sorg dafür, dass sie weiterreden«, wies Cullen sie an. »Hilfe ist so gut wie da.«

Sie sollten sich verdammt noch mal beeilen. Ihrer Meinung nach sah die Sache hier gar nicht gut aus.

»Ich würde lieber kämpfen«, flüsterte Liza Diane zu und hoffte, die andere Frau daran zu hindern, irgendetwas zu tun, das ihre Überlebenschancen verschlechterte, bevor besagte Hilfe eintraf.

Diane nickte langsam. »Hast du irgendwelche Waffen?«

Keine, die sie jetzt schon zu offenbaren bereit gewesen wäre. Jedenfalls nicht mehr als eine.

»Ein Messer, mehr habe ich nicht.« Liza legte Bedauern in ihre Stimme.

Diane atmete tief ein. »Lass dich nicht von ihnen schnappen. Es wäre wesentlich besser, du wendest dieses Messer gegen dich selbst, als wenn sie dich gefangen nehmen. Sobald sie auf mich losgehen, renn zum Hotel. Dort halten Breeds nach mir Ausschau. Sie werden sich um dich kümmern.«

»Ich bin überrascht, Ms Broen«, sagte der Kojote mit dem sandfarbenen Haar und schob sich vor seinen flirtenden Kumpan. Rauch stieg träge von der Zigarre auf, die zwischen seinen Zähnen klemmte, während seine grauen Augen bösartig funkelten. »Ich habe von deinem Gefährten gehört, und ich bin entsetzt, dass er nicht an deiner Seite ist und sich uns in seiner typischen Arschlochmanier stellt. Oder hat er getan, was er immer geschworen hat, und ist geflohen, als ihm klar wurde, dass er sich gepaart hat?«

»Er wurde nur etwas aufgehalten«, versicherte Diane ihm.

»Ist wohl eher so, dass er erwartet, seine Diane ist ein braves Mädchen und bleibt im Bett, statt rauszumarschieren und die kleine Schlampe hier zu retten.« Malcolm wedelte mit seiner Waffe in Lizas Richtung. »Woher wusstest du, dass wir kommen würden, um sie uns zu schnappen, Diane?«

Das hätte Liza auch gern gewusst.

Sie hoffte nur, dass Cullen in der Lage war, das zu tun, was er so gut konnte, und zwischen den Zeilen dieser kleinen Unterhaltung die Information herauslas, auf die er aus war.

Liza blieb ruhig stehen, als Diane vorsorglich einen Schritt zurücktrat, um ihr Deckung zu geben. Die Waffe in ihrer Hand war dabei unbeirrbar weiter auf Malcolm gerichtet.

»Armer Malcolm«, sagte Diane gedehnt und in amüsiertem Ton. »Du konntest mir einfach nicht allein gegenübertreten, nicht wahr? Du musstest ein paar Schläger mitbringen, die dich beschützen.«

Malcolms Augen verengten sich hasserfüllt. Dann ertönte das Zischen der Kommunikationsverbindung in Lizas Ohr.

»Mach dich bereit«, murmelte Cullen. »Die Verstärkung ist im Anmarsch. Sie sind da, halten sich nur noch etwas zurück.«

Seine Updates waren alles, was sie in diesem Moment bei Verstand hielt. Ihr Herz hämmerte, raste in einem mörderischen Tempo, und Panik schnürte ihr die Kehle zu.

Malcolm runzelte finster die Stirn, während der Kojote mit der Zigarre boshaft kicherte. »Klingt für mich nach einer Herausforderung, kleiner Mann.« Meine Güte, konnte diese Bande noch lächerlicher werden?

Langsam zweifelte sie daran.

»Halt deine verdammte Klappe«, fauchte Malcolm, dessen Gesicht ziegelrot wurde, während seine Augen vor Zorn glitzerten. »Dich hat keiner gefragt.«

»Mich muss auch keiner fragen.« Der Kojote stieß abermals ein leises, amüsiertes Lachen aus. »Sie ist echt süß, Malcolm.«

»Und sie kann Malcolm einen Arschtritt verpassen bis in die Hölle und retour«, versicherte Diane ihnen. »Er wusste, dass er sich mir stellen muss. Er ist nicht wegen der Kleinen hier, sondern meinetwegen.«

Der Kojote drehte den Kopf in Malcolms Richtung. »Stimmt das, Malcolm?«

Malcolm presste voll Zorn die Lippen zusammen. »Zwei Fliegen mit einer Klappe, richtig? Sie hat dafür gesorgt, dass ihr Onkel und sein Stellvertreter umkommen, damit sie und dieser Bastard Thor das Team übernehmen konnten. Ich habe dir gesagt, dass ich Blut sehen will.«

»Das war nicht die Mission«, rief der andere ihm ins Gedächtnis, während der Kojote seine Zigarre kurz mit zwei Fingern von den Lippen nahm. Er wirkte nicht besonders glücklich.

Diane kicherte. Sie musste sich dazu zwingen, aber das belustigte sie tatsächlich.

»Vier Kojoten.« Sie seufzte. »Nur für mich? Hast du solche Angst vor mir, Malcolm?«

Sein Kiefer verkrampfte sich und seine Hände schlossen sich um seine Waffe.

»Wenn du mich haben willst, dann komm und kämpf gegen mich«, schlug sie lachend vor. »Trau dich.«

Sämtliche Kojoten schienen aufzumerken.

Liza starrte ungläubig auf Dianes Hinterkopf. Jeder wusste, dass man in Anwesenheit von Kojoten keine Mutproben anbot. Ob gut oder schlecht, es gab keinen lebenden Kojoten, so hieß es, der eine halbwegs vernünftige Mutprobe ablehnen würde.

Oder war das der Sinn der Sache? Diese Frau wusste wahrscheinlich mehr über Kojoten-Breeds als die meisten anderen. Sie war mehr als nur eine Agentin des Büros; sie war die Schwägerin des Direktors. Zweifellos kannte sie alle Stärken dieser Männer, all ihre Schwächen, und sie wusste genau, wie man ihre Aufmerksamkeit errang.

»Tausend Mäuse auf das Mädchen«, murmelte der Anführer und bestätigte damit die Vermutung.

»Halt die verdammte Klappe, Dog«, wütete Malcolm, der vor Zorn zitterte, während er sich mit den Händen durch das kurze dunkle Haar fuhr.

»Ich setze Tausend dagegen auf den Idioten hier. Er hat mehr Muskeln als sie.« Loki nahm die Wette an, bevor er sich zu den beiden anderen umdrehte. »Mutt, Mongrel? Seid ihr dabei?«

»Tausend auf das Mädchen«, sagte einer der beiden.

»Tausend auf den Idioten.« Auch der Letzte, schwarzhaarig und angespannt, signalisierte mit einem Nicken seine Zustimmung.

Malcolm war kurz davor zu explodieren vor lauter Wut. Er lief wieder knallrot an, während seine braunen Augen Diane in purer Verachtung anfunkelten.

Diese lächelte erwartungsvoll.

»Messer oder Fäuste?«, fragte sie. Offensichtlich kannte sie seine Stärken und Schwächen, genau wie die der Kojoten-Breeds.

»Du verdammte Hure«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, während ein Muskel in unmittelbarer Reaktion darauf zuckte.

»Wenn ich gewinne, können wir gehen.« Diane ließ Malcolm keine Sekunde aus den Augen.

»Vorher bringe ich dich um«, zischte Malcolm, dessen Gesicht sich noch mehr rötete, während die Flammen des Zorns unter seiner Haut brannten.

»Nimm die Herausforderung an oder geh deiner Wege«, blaffte Dog. »Wir holen sie uns nicht ohne den Kampf.«

Liza konnte es nicht fassen. »Sie setzen meine Sicherheit auf einen verdammten Kampf?«, murmelte sie ungläubig, wohl wissend, dass Cullen zuhörte. Sie betete, dass er eine Erklärung hatte, die Sinn ergab.

»Wir regeln das«, versprach Cullen, während Liza nach Luft schnappte. »Büro-Breeds geben euch Deckung. Sei einfach bereit, wenn sie da sind, um euch rauszuholen. Wir werden einen der Kojoten, die hinter dem Schlamassel stecken, gefangen nehmen und verhören, wenn das hier vorbei ist.«

Mit Schlamassel meinte er die so gar nicht blutrünstigen Kojoten, die sich jetzt um sie herum aufstellten. Sie sahen gemein genug aus, herzlos genug, doch Liza nahm wieder das Aufblitzen eines Lachens in Dogs Blick wahr, als sie ihm in die Augen sah.

Während Liza das Bild, das sich ihr bot, betrachtete, fragte sie sich, wie oft Breeds eine Gefahr in einen Witz verwandelten.

Sie konnte dem Ganzen nicht viel abgewinnen.

Dogs Lächeln war eindeutig erwartungsvoll, aber er drehte kaum merklich sein Kinn in Richtung Diane. »Mach ihn fertig, und ihr könnt gehen. Wenn er dich fertigmacht – rennt ihr. Wie klingt das?«

Diane nickte entschlossen und lächelte Malcolm an. »Die Wette gilt.«

Doch in diesem Moment traten die Enforcer des Büros für Breed-Angelegenheiten aus dem Schutz der Bäume und umzingelten die Gruppe.

Liza versuchte immer noch, die Neuankömmlinge zu zählen, als eins der wenigen Paare, die sie kannte, Megan Fields Arness und deren Mann, Braden Arness, auf sie zukam und sie am Arm fasste.

»Lass uns verschwinden«, flüsterte Megan ihr ins Ohr.

Sie wollte nicht gehen. Liza musste sich zwingen, den unwillkürlich in ihr aufsteigenden Protest zurückzuhalten. Sie wollte bleiben. Sie musste bleiben. Der Kampf, der gleich beginnen würde, würde zweifellos eine Vielzahl geschickter Manöver beinhalten, die sie noch lernen musste, indem sie den Agenten des Büros bei ihren Übungskämpfen zusah.

Mit einer Grimasse folgte sie Megan, denn sie wusste, dass es unmöglich war, die Frau und ihren Gefährten dazu zu überreden, sie hierbleiben zu lassen.

Die Verbindung in ihrem Ohr war verstummt – das entsprach ihrem normalen Vorgehen, wenn die Zentrale wusste, dass ein anderer Breed in Hörweite war.

Das scharfe Gehör und der außerordentliche Geruchssinn waren nur zwei der bemerkenswerten Sinne, über die sie verfügten. Ein statisches Knistern genügte, und jeder Breed in ihrer Nähe würde es spüren.

»Tja, seht mal, wer da zur Party kommt, Jungs«, meinte Dog gedehnt, als Liza eilig von Megan und Braden weggeführt wurde. »Sieht aus, als wäre die Wette abgesagt.«

»Nichts da.« Das Letzte, was sie hörte, war, wie Dianes Geliebter sich mit einem lauten animalischen Knurren ins Getümmel stürzte.

Dieses Knurren, sein roher Zorn, ließen eine weitere Erinnerung aufblitzen, die in die Gegenwart einzubrechen und sie zu verdrängen drohte, als Liza rasch in Sicherheit gebracht wurde.

Seit die Breeds in Window Rock eingetroffen waren, kamen diese Erinnerungen häufiger zurück und verbreiteten eine Angst, die Liza beunruhigte und immer hastig zu verdrängen suchte.

Zeig niemals Schwäche.

Zeig niemals Angst.

Zeig niemals Gnade.

Zeig niemals Reue.

Das waren die ersten Dinge, die man ihnen bei der Aufnahme in das Navajo Breeds Underground Network beigebracht hatte.

Die Fähigkeit eines Breeds, diese Gefühle wahrzunehmen, war zu gut trainiert, um jemandem den Einsatz im Außendienst für das Netzwerk zu gestatten, ohne ihn zuerst – rigoros – zu schulen, gerade diese Gefühle zu verbergen.

Und jetzt erwies sich dieses Training als verdammt nützlich.

Um genau zu sein, es erwies sich schon seit fast zwei Monaten als nützlich.

Und jetzt hatte Liza bei einem Morgenlauf mit Breeds zu tun. Auf einer Joggingrunde, die dazu dienen sollte, herauszufinden, warum das Genetics Council sich hier dem Büro für Breed-Angelegenheiten direkt an die Fersen geheftet hatte.

Das Büro sagte nicht die Wahrheit darüber, worauf sie es abgesehen hatten; der Verrat war von eigenen Quellen aufgedeckt und bestätigt worden. Bedauerlicherweise wussten diese Quellen auch nicht, worauf es die Breeds abgesehen hatten.

1

Nur zu gern hätte sie zugesehen, wie Diane Broen sich auf einen Kampf einließ, während die Breeds um sie herum Wetten abschlossen, wer gewinnen, wer verlieren und wie viele Schläge es brauchen würde, um ihn zu entscheiden. Trotzdem drängten Megan und Braden sie weg von dem Getümmel.

Eigentlich war es Wahnsinn.

Ausgerechnet die Breeds, die sie und Diane Broen, den menschlichen Enforcer, anfänglich entführen wollten, arbeiteten auf der Seite der Breeds des Büros, wie es jetzt schien.

Sie hatten sogar zu den Wetten ermutigt, mit dem Versprechen, dass sie im Falle von Dianes Sieg ohne ihre Beute verschwinden würden, für die sie bereits bezahlt worden waren.

Nämlich Liza selbst.

Sie verfolgte das Geschehen, bis sie in einen Dragoon gestoßen wurde und nichts mehr sehen konnte. Zum Teufel mit ihnen, sie war kein Kind mehr, doch genau so behandelte man sie.

Als die Szene aus ihrem Blickfeld verschwand, wandte sie sich nach vorn um und verschränkte stumm die Arme vor der Brust.

Die Stimme aus ihrem fast gänzlich in ihrem Gehörgang versteckten Transceiver war verstummt, von Cullens Ende aus über Funk deaktiviert. Die Verbindung würde erst wieder aktiviert werden, wenn sie dort ankam, wohin man sie brachte, oder wenn die Agenten des Netzwerkes, die ihr folgten, sie aus den Augen verloren.

Bis dahin war sie auf sich allein gestellt.

Sie schluckte und versuchte, weitere zwei Zentimeter Abstand zwischen sich und den großen Breed zu legen, der neben ihr saß.

Stygian Black. Nach den Informationen, die Cullen schon zusammengetragen hatte, war er so etwas wie ein einsamer Wolf. Ein Wolfs-Breed, der ausschließlich Vermisstenfälle bearbeitete, bei denen es irgendwie um versteckte Labore der Breeds und/oder vermisste Breeds beziehungsweise ihre Gefährten ging.

Er war kein Breed, der gut mit anderen im Team arbeiten konnte, hieß es in dem Bericht. Und er war einer, der einen Menschen oder einen Breed ohne mit der Wimper zu zucken töten würde, wenn er ihm in die Quere kam. Dennoch arbeitete er seit Jahren mit dem Büro für Breed-Angelegenheiten zusammen, ohne jemanden ermordet zu haben.

War es ein Beweis für Jonas Wyatts Geschick als Commander oder einfach seine Kontrolle über die Tiergenetik, die so sehr Teil der von ihm befehligten Breeds war? Woran es auch lag, sie konnte nichts anderes tun, als Jonas’ Fähigkeit zu bewundern, mit einem Mann zusammenzuarbeiten, dessen Tier so dicht unter der Oberfläche lauerte, wie bei diesem Mann.

Alle paar Sekunden richtete er den Blick auf sie, als wolle er sich davon überzeugen, dass sie immer noch da war. Jedes Mal, wenn sie ihn dabei ertappte, dass er sie beobachtete, funkelten seine schwarzen Augen belustigt. Dann ließ er den Blick mit voller Absicht zu den aus ihrem Sport-BH schwellenden Halbkugeln ihrer Brüste gleiten.

Als sie erneut seinen bohrenden Blick auf sich spürte, drehte sie den Kopf und funkelte ihn durch den Kranz ihrer Wimpern an. Die Tatsache, dass sie es merkte, wenn er sie anschaute und dafür lediglich die Augen bewegte, war definitiv beunruhigend. Noch mehr störte sie allerdings die Tatsache, dass ihre Brustwarzen mit jedem seiner Blicke härter wurden. Mit einer solchen Reaktion auf einen Mann, egal welchen, wollte sie sich nicht befassen, schon gar nicht, wenn es sich dabei um einen Breed handelte.

»Sitzen Sie bequem?« Seine Stimme grollte mit einer primitiven erotischen Rauigkeit, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

»Nicht wirklich«, murmelte sie.

Sie fühlte sich ausgesprochen unwohl angesichts der Wärme, die ihre Nervenenden überflutete, während ihre empfindliche Klitoris interessiert kribbelte.

Soweit es sie betraf, war dies der falsche Mann, der falsche Breed und der falsche Zeitpunkt für eine solche Anziehung.

»Sie könnten sich auf meinen Schoß setzen«, schlug er mit einem trägen Lächeln vor und klopfte dabei auf seinen harten, muskelbepackten Oberschenkel. »Da ist jede Menge Platz.«

Oh, verdammt …

Wenn dieses Angebot nicht so verlockend gewesen wäre …

»Nein, danke.« Sie riss den Kopf nach vorn und starrte zwischen den Vordersitzen hindurch auf die Straße.

»Ich komme Ihnen da sehr gerne entgegen.« Er beugte sich dichter zu ihr vor und flüsterte ihr die Worte fast ins Ohr.

Oh, daran hatte sie keinen Zweifel und wäre jede Wette eingegangen.

»Nein.« Sie bekam kaum noch genug Luft, um ein zweites Mal »Danke« zu sagen.

Ein Schauer nach dem anderen raste ihr über die Haut, schoss an ihrer Wirbelsäule hinauf und – darauf hätte sie jeden Eid geleistet – zischelte in ihren Unterleib. Ihr wurde heiß, ihre Brustwarzen wurden empfindlicher, und das Verlangen nach einer Berührung war wie ein Schmerz direkt unter der Haut. Ein Schmerz, von dem sie nicht wusste, wie sie ihn lindern sollte, denn sie wollte verdammt sein, wenn sie es ernsthaft in Erwägung zöge, mit ihm zu schlafen.

Aber sie wollte tatsächlich mit ihm schlafen. Sie wollte, dass er sie berührte, dass er sie festhielt, ihr gab, was sie sich selbst bisher verweigert hatte. Nämlich mit einem Mann oder einem Breed das Bett zu teilen und all die Dinge zu lernen, die zum Sex dazugehörten und an denen sie bis jetzt nicht wirklich Interesse gehabt hatte.

Warum dann ausgerechnet jetzt?

Noch nie hatte sie so auf einen Mann reagiert, erst recht nicht auf einen Breed.

Als er sich zurücklehnte, blickte sie zu ihm auf und musste schlucken bei der puren, rohen Kraft, die ihn wie ein unsichtbarer Mantel umgab.

Er war dunkelhäutig, viel dunkler als irgendein anderer Breed, den sie bisher getroffen hatte, und man munkelte, er habe die DNA eines einzelgängerischen schwarzen Wolfes und einer Voodoo-Priesterin. Der dunkle Bronzeton seiner Haut spiegelte beides wider.

Seine Augen waren mitternachtsschwarz und enthielten etwas, das manchmal wie kleine, blaue Pünktchen schien. Sein Kinn war so arrogant, so hart und markant, dass sie wusste, er konnte höllisch stur sein.

Hohe Wangenknochen, starke, geschwungene Augenbrauen und so lange, dichte schwarze Wimpern, dass sie sofort eifersüchtig darauf wurde.

Seine Haut faszinierte sie. Sie war dunkler als die stärkste Sonnenbräune, aber nicht schwarz. Sie hatte einfach einen so ungemein dunklen Erdton, dass Liza sich fragte, ob seine Haut die Wärme und Lebendigkeit der Erde enthielt, an die sie sie so sehr erinnerte.

Der Name, Stygian Black, passte zu ihm.

Die schwarzen Augen, die nussbraune Haut, die Aura von Macht und Stärke.

Verdammt, sie spürte, dass er sie wieder beobachtete. Ihre Schultern kribbelten.

Sie kniff die Augen zusammen, schaute auf, funkelte ihn an …

Auf eine weitere Musterung konnte sie gut verzichten, vielen Dank. Wenn sie noch mehr Interesse an der Tatsache entwickelte, dass er auf die oberen Rundungen ihrer Brüste starrte …

Das Räuspern, das von Braden vorne kam, als er das Fenster auf der Fahrerseite einige Zentimeter heruntergleiten ließ, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. Wahrscheinlich wurde sie am ganzen Körper rot, verdammt.

Sie presste die Lippen aufeinander und überlegte, ihm einen Tritt zu versetzen, aber er trug diese verdammten schwarzen Stiefel, die Breeds auf Mission zu ihren Uniformen trugen. Sie hatte gelesen, dass diese Stiefel so robust waren, dass nicht einmal ein Schlangenbiss sie durchdringen konnte. Es war zweifelhaft, dass er es überhaupt spüren würde, wenn sie ihm den Fuß gegen das Schienbein rammte.

Er lächelte.

Der Bastard.

»Lassen Sie mich in Ruhe und belästigen Sie mich nicht weiter.« Als sie die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß, presste sie die Schenkel zusammen, um gegen ihre Erregung anzukämpfen, und sie fragte sich, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gab, die Tür zu öffnen und ihn einfach aus dem rollenden Fahrzeug zu stoßen.

»Inwiefern belästige ich Sie denn?«, murmelte er mit derart scheinheiliger Unschuld, dass der Breed auf ihrer anderen Seite tatsächlich kichern musste.

Wenn sie doch nur ein paar Jahre mehr Training hinter sich gehabt hätte. Das Hinausstoßen aus einem fahrenden Wagen war etwas, das Cullen wirklich beherrschte; vielleicht hätte sie ihn sogar dazu überreden können, es ihr beizubringen.

Wie die Dinge lagen, war ihre einzige Hoffnung bei einer körperlichen Konfrontation mit einem Mann wie Stygian die Flucht.

Und sie hatte das Gefühl, dass sie nicht weit oder schnell genug wegrennen konnte, um diesem Breed zu entkommen.

Wenn der Ausdruck in seinen Augen ein Hinweis war, kam Wegrennen nicht infrage.

Nein, ein Breed würde von ihr erwarten, dass sie devot stehen blieb, bis er ihr den Befehl gab, etwas anderes zu tun.

Träum weiter.

Als Liza sich wieder umdrehte und durch die Windschutzscheibe starrte, verschränkte sie die Arme unter ihren Brüsten noch ein wenig fester und gab ihm etwas zum Hinstarren. Oder zum Sabbern, dachte sie. Er benahm sich definitiv wie ein Hund.

Ja, sie wusste, dass der Sport-BH ihre Brüste betonte und ihren Bauch nackt ließ. Sie wusste, dass ihre Jogginghose ein wenig eng war, und sie kein Höschen darunter trug.

Aber musste er sich so aufführen, als wisse er das ebenfalls?

Denn jedes Mal, wenn sein Blick über sie glitt, ärgerte sie sich über die Wärme, die ihren Körper durchströmte. Sie hatte keine Verwendung für das alles. Es war das Letzte, was sie brauchte. Sich zu einem Breed hingezogen zu fühlen, würde alle ihre Pläne durchkreuzen, und nein, da hatte sie im Moment wirklich keinen Bedarf.

Eine scharfe Rechtskurve warf sie an seine Brust, bevor sie sich festhalten konnte. Sofort legte er seinen Arm um sie, und die kräftigen Muskeln seines nackten Unterarms erhitzten ihre Haut, dort, wo sie sie berührten, während seine Hand schnell ihre Hüfte umfasste.

Sie musste schlucken, während sie sich an der Kante ihres Sitzes festhielt und sich weigerte, ihn anzusehen.

Breeds wiesen keine richtige Körperbehaarung auf, hatte sie gehört. Was sie hatten, waren winzige, fast unsichtbare Härchen, die eher einem feinen Pelz ähnelten.

Jetzt glaubte sie es.

Sie konnte es fühlen.

Jedes unsichtbare seidige Haar liebkoste ihre übermäßig empfindliche Haut überall dort, wo sie sich berührten.

Der Desert-Dragoon holperte über das unwegsame Gelände, bis er die glattere Straße erreichte, die zum Hotel führte, die glücklicherweise verhinderte, dass sie weiterhin alle zwei Sekunden gegen ihn geschleudert wurde.

Leider sah er sich dadurch nicht gezwungen, seinen Arm wegzunehmen.

Wenn da jedoch nicht diese Kraft gewesen wäre, die sie festhielt, und die Finger, die sich in ihre Hüfte bohrten, wäre sie gegen den Fahrersitz geschleudert worden, als das Fahrzeug abrupt am Hintereingang des Hotels zum Stehen kam.

Die Breeds stiegen aus. Stygian Black hob Liza aus dem Fahrzeug.

Dann wurde sie, umringt von großen, stämmigen Gestalten, durch den Eingang zu einem Aufzug geschoben. Binnen Sekunden trat sie in den gesicherten vierten Stock, eine Etage, die einzig für Breeds reserviert war.

Würde man ihr jetzt Erklärungen bieten?

Verdammt, das sollte wirklich besser passieren. Nach ihren letzten Informationen waren Breeds nicht gefeit vor den rechtlichen Konsequenzen einer Entführung. Jonas Wyatt, der Boss der Schläger, sollte besser ein paar verdammte Antworten in petto haben.

Und war es nicht wieder mal typisch, dass er nicht da war?

Stattdessen trafen sie auf ein Team von Breeds mitsamt ihren elektronischen Wanzen-Detektoren.

Jedes Mitglied des Teams, das sie hergebracht hatte, wurde gründlich durchsucht, bevor Stygian einem der Teammitglieder das Gerät abnahm und sich mit einem Grinsen zu ihr umdrehte.

»Bringen wir es einfach hinter uns.« Die Frustration tobte in ihr, als sie die Arme hob und wartete.

Und betete, dass der Ohrhörer und die Hautmarkierungen genauso unauffindbar waren, wie Cullen ihr gegenüber beteuert hatte.

»Wir sind heute wohl etwas gereizt, was?« Stygian grinste, bevor er sie mit dem schaufelförmigen Gerät scannte.

»Man sollte meinen, dass Sie bei all der Technologie, die Ihnen zur Verfügung steht, nicht mit derart antiquierter Elektronik arbeiten würden.« Skeptisch beäugte sie das zwanzig Jahre alte Gerät.

»Lassen Sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen«, murmelte er, während er mit dem Stab über ihren Kopf fuhr.

Ihr Herz sprang ihr beinah aus der Brust, als er mit dem Gerät über ihrem Ohr innehielt. Doch eine Sekunde später war es wieder in Bewegung, bevor es auch auf der anderen Seite ihres Kopfes verharrte.

Gott sei Dank hatte Cullen es zur Regel gemacht, dass die Transceiver-Ohrhörer in der Gegenwart von Breeds komplett ausgeschaltet wurden.

Mit einem kleinen, koketten Augenzwinkern drehte er sich um und übergab das Gerät dem Breed an seiner Seite, bevor er überraschenderweise zur Tür ging und die Suite verließ.

Liza schaute fragend zu Megan hinüber. »Wo geht er hin?«

»Er gehört zu den unabhängigen Sicherheitskräften«, antwortete Megan, in deren dunkelbraunen Augen Erheiterung stand. »Vertrau mir, er kommt zurück.«

Ihr vertrauen? Früher, vor zwei Jahren, hätte sie Megan Fields ihr Leben anvertraut. Jetzt fiel es ihr nicht mehr so leicht. Sie war die Gefährtin eines Breeds, und weil sie die Gefährtin eines Breeds war, galt ihr erster Gedanke der Gemeinschaft der Breeds und nicht ihren Freunden, und in vielen Bereichen nicht einmal der Familie.

Megan vertrauen? Überhaupt einem von ihnen vertrauen?

Liza schaute sich im Raum um und betrachtete die kalten Augen und die kampfbereite Haltung aller Anwesenden.

Nein, wirklich nicht.

Stygian betrat das Nebenzimmer und beobachtete über die Monitore an der Wand, wie Ms Liza Johnson unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat und sich mit einem resignierten Gesichtsausdruck umschaute.

Als er sich zu Jonas umdrehte, stutzte er zunächst. Das tat er immer, wenn er den knallharten, gnadenlos manipulativen Direktor des Büros für Breed-Angelegenheiten mit dem extrem zarten Kleinkind, das er als sein eigenes angenommen hatte, auf dem Arm sah.

Amber schmiegte sich an seine Brust, zart und zerbrechlich, ihre normalerweise leuchtend blauen Augen geschlossen, ihre Atmung ausnahmsweise einmal ruhig und leicht.

Es war eine der seltenen Gelegenheiten, da er nicht den Schmerz des Babys spürte, wenn er sich in dessen Nähe aufhielt. Im Moment hatte es Ruhe – trotz der Hölle, die es in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht hatte.

»Sprich einfach leise, dann störst du sie nicht«, versicherte Jonas ihm.

Stygian rieb sich den Nacken und schob seine Frustration beiseite, bevor er das Gesicht verzog. »Sie haben angegriffen, wie wir es vorausgesehen haben.«

Jonas nickte und dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete.

»Malcolms Team ist in der Minute aktiv geworden, als es dachte, sie sei ungeschützt«, murmelte er, während Stygian ihn genau beobachtete. »Ich habe die hereinkommenden Berichte mit angehört. Lawe und Diane geht es übrigens gut. Sie sind schon auf dem Rückweg zum Hotel und sollten innerhalb der nächsten fünf Minuten hier auftauchen.«

»Dann hat sie ihn fertiggemacht?«, fragte Stygian und musste grinsen, als er an Malcom dachte, diesen dreisten Verräter.

»Hat es da je irgendwelche Zweifel gegeben?« Jonas grinste seinerseits. »Sie ist eine verdammt gute Ergänzung für das Büro, auch wenn Lawe tatsächlich die Position des stellvertretenden Direktors nicht angenommen hat.«

Das war kaum eine Überraschung.

»Lawe bevorzugt den Außendienst, und jetzt hat er eine Gefährtin, mit der er das teilen kann«, stimmte er Jonas zu, der die Lippen zusammenpresste. Der Direktor war sich sicher gewesen, dass Lawe Justice die Position des stellvertretenden Direktors übernehmen würde. Diejenigen, die Lawe kannten, hatten es besser gewusst.

Jonas warf einen Blick auf den Monitor und beobachtete Liza nachdenklich, bevor er murmelte: »Ms Johnson war auch nicht allein, oder?«

Stygian beantwortete die Bemerkung mit einem Grunzen. »Diese Frau ist nie allein. Sie hatte zwei Schatten, die ihr am Hintern klebten, und zwei weitere in größerer Entfernung, die sich zurückgehalten haben, seit sie ihr Haus verlassen hat, so wie jeden Morgen. Sie sind verdammt gut. Das sind sie immer. Und sie wusste, dass sie da waren.«

Jonas zog bei dieser Information interessiert die Augenbrauen in die Höhe. »Wirklich?«

»Verdammt, ja«, brummte Stygian. »Hinzu kommt, dass sie einen deaktivierten Ohrhörer hat, der in ihrem entzückenden kleinen Ohr vollkommen unsichtbar ist, außerdem drei Markierungen auf der Haut. Eine an jeder Hüfte und eine auf ihrer linken Schulter.«

»Dann sind ihre Schatten ihr wohlgesonnen?« Jonas lehnte sich vorsichtig auf seinem Stuhl zurück und legte einen teuer beschuhten Fuß auf den Couchtisch, ohne seine Kleine damit zu stören.

Amber rührte sich nicht. Eine winzige Hand lag an seinem Hals, die andere unter ihrer Wange. Ihr zartes, rosa-weißes Rüschenkleid nahm sich vor dem Hintergrund des schwarzen Hemdes und des Schulterholsters auf Jonas’ Brust überaus seltsam aus.

»Die Schatten sind ihr wohlgesonnen.« Stygian nickte. »Zwischen ihr und ihnen steht der Feind.« Er seufzte. »Die, die ich neulich morgens gesehen habe, als sie zur Arbeit ging, gehören nicht zu Dogs Team. Aber das wussten wir ja bereits.«

Jonas nickte langsam, während er seinem Töchterchen sanft und gleichmäßig den Rücken streichelte.

Sie war der Grund, warum Jonas hier war; der Grund, warum er verzweifelt nach Gespenstern suchte.

»Was ist da los, Stygian?«, fragte er, während er über den kleinen Kopf hinwegspähte, der unter seinem Kinn ruhte.

Das einst braune Haar des Mädchens, immer noch dick und leicht gelockt, war jetzt dreifarbig. Goldblond und Sonnenuntergangsrot durchzogen die einst dunkelbraunen Haare, als hätte die Natur sich noch nicht entschieden, welche Farbe es haben sollte.

»Ich habe, verdammt noch mal, keine Ahnung.« Stygian stieß rau den Atem aus. »Aber irgendjemandem ist sie wichtig – verdammt wichtig. Sie und ihre Mitbewohnerinnen, Claire und Chelsea Martinez.«

»Cousinen«, sagte Jonas leise.

Stygian nickte. »Vor dem Angriff auf Malachis Gefährtin hatten allerdings nur Liza Johnson und Claire Martinez diese Schatten. Chelsea hat sich ihren nach dem Angriff auf ihre Schwester eingefangen.«

»Dann war Liza heute Morgen der Köder«, überlegte Jonas laut.

Stygian nickte. »Der Ohrhörer war aktiv, bis Braden und Megan sie in aller Eile zum Dragoon gebracht haben. Er wurde deaktiviert, bevor sie in das Fahrzeug gestiegen ist und blieb seither ausgeschaltet.«

»Habt ihr schon die Frequenz gesperrt?«

Wieder nickte Stygian. »Das ist uns gelungen, bevor wir mit dem Störsender dazwischengegangen sind. Ihre Verbindung müsste für die nächsten paar Stunden unterbrochen sein.«

»Dann sollten wir sie ein Weilchen warten lassen«, schlug Jonas vor. »Mal sehen, ob ihre Schatten wieder zum Vorschein kommen. Ich will eine Identifizierung dieser Leute.«

»Du glaubst, wenn wir Liza lange genug festhalten, werden sie etwas unternehmen?«

Das war typisch Jonas, verdammt manipulierend und berechnend, wenn er hinter etwas her war.

Oder hinter jemandem.

In diesem Fall war er hinter zwei Frauen und zwei Tiger-Breeds her. Die beiden Frauen waren zwölf Jahre zuvor verschwunden, und viele hielten sie für tot.

Sie wussten, dass von den beiden Breeds einer noch am Leben war und sich durch die Techniker und Wissenschaftler mordete, die die geheimen Versuchslabore des Pharmaunternehmens Brandenmore Research geleitet hatten.

»Ich glaube nicht, dass sie etwas unternehmen werden.« Jonas lächelte. »Entstöre die Übertragung, wir werden sie zu ihren Freunden zurückverfolgen, wenn das Ding reaktiviert wird. Mal sehen, was die wissen.«

Stygian zog die Augenbrauen hoch. »Sie könnten die Verbindung abgebrochen haben, als sie gestört wurde. Das scheint die normale Vorgehensweise zu sein.«

»Aber wir haben auch die Peilsender geblockt«, gab Jonas zu bedenken. »Was würdest du tun, wenn sie dir wichtig wäre?«

Stygian biss die Zähne zusammen. Er wusste genau, was er getan hätte, ob sie ihm wichtig war oder nicht. Sie war eine Frau und Teil einer Mission. Es gab keinen echten Breed, der ihr einfach den Rücken zugekehrt hätte.

Ein echter Breed war jemand, dessen Sinn für Loyalität und Ehre größer war als der der Breeds des Rates, deren Ehrgefühl eher mit dem menschlicher Krimineller vergleichbar war.

Und von dort kamen auch die meisten Gene dieser speziellen Breeds – Honor Roberts, Fawn Corrigan und die Tiger Judd und Gideon. »Ich bin ein Breed«, erklärte Stygian schließlich, nachdem er über Jonas’ Frage nachgedacht hatte. »Ihre Schatten sind menschlich. Sie sind unberechenbar.«

Kojoten des Rates waren mehr Mensch als Breed, eher unbarmherzige Söldner als loyal.

Ratstreue Breeds waren nicht als die penibelsten oder verlässlichsten bekannt. Sie waren ein Eitergeschwür auf dem Arsch der Gemeinschaft der Breeds, und man mied sie um jeden Preis.

Zumindest bis der Rat sie aussandte. In diesem Fall stellte sich jeder Breed, der mit der Gemeinschaft der Breeds verbunden war, zwischen sie und ihr Ziel.

Diesmal war Stygian sich sicher, dass der Rat dasselbe Ziel verfolgte wie die Breeds: die vier Opfer, die der Pharmariese Phillip Brandenmore einst in einem geheimen genetischen und medizinischen Versuchslabor festgehalten hatte, zu finden.

»Unberechenbar hin oder her, sie beschützen jemanden«, widersprach Jonas. »Sie halten niemanden gefangen und versuchen auch nicht, jemanden festzunehmen oder zu kontrollieren. Sie beschatten und sie beschützen. Darin liegt der Unterschied.«

Stygian verschränkte die Arme vor der Brust und starrte den Direktor an. Wenn es um Menschen ging, schien Jonas manchmal etwas naiv zu sein, was angesichts der eiskalten Manipulationstaktiken des Breeds erstaunlich war.

Jonas erwiderte sein Lächeln. »Sehen Sie sich die Videos an, die die Enforcer von ihren Schatten gemacht haben«, schlug er vor. »Es sind buchstäblich welche, und sie weiß, dass sie da sind. Sie kommuniziert oft über diese verdammte Ohrverbindung mit ihnen, und sie mag die Person am anderen Ende der Leitung, wer immer er oder sie ist.«

»Ich habe mir die Videos angesehen«, knurrte Stygian.

Er gab es nur ungern zu, aber es war durchaus möglich, dass Jonas recht hatte.

»Du bist ein verdammt guter Commander, Stygian«, sagte Jonas als Nächstes. »Aber die Nummer vom einsamen Wolf, die du so gerne abziehst, hat dir nicht geholfen, Menschen zu verstehen.«

»Wer will das schon?« Menschen waren nicht unbedingt seine bevorzugte Gesellschaft.

Es war ihm nicht leichtgefallen, ins Büro zu kommen, aber sobald sein Team begonnen hatte, sich zu paaren und niederzulassen, hatte Stygian sich an einer Wegscheide befunden. Die Wege, die man ihm angeboten hatte, waren nicht gerade die, die er bevorzugt hätte.

Ein neues Team ausbilden oder die Position annehmen, die Jonas ihm angeboten hatte und ein bereits ausgebildetes Team zu befehligen, das nur noch einen Commander brauchte, der es anleitete? Dabei handelte es sich um Breeds, die er kannte. Breeds, an deren Seite er zumindest einmal gekämpft hatte und denen er vertraute. Aber nichts war vergleichbar mit einem Team, mit dem man zusammen gekämpft hatte, das einem vertraut war und auf das man sich in jeder Situation verlassen konnte.

»Du musst sie verstehen«, warnte Jonas ihn, als Amber sich bewegte, und ein kindliches Murmeln des Unbehagens aus ihrem winzigen Schmollmund kam.

Stygians Blick ruckte zu der Kleinen. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie Schmerzen, aber irgendetwas störte sie.

Jonas fuhr fort, ihr den zarten Rücken zu streicheln, den Blick auf das kleine Gesicht geheftet, das zum Vorschein kam, als sie sich an seiner Brust ausstreckte. Ihr Kopf landete in seiner Armbeuge, bevor sie sich in die gewünschte Lage gebracht hatte.

Das Lächeln, das die Lippen des Direktors umspielte, war verdammt überraschend.

Pure Zärtlichkeit.

»Dieses Meeting ist jetzt beendet«, verkündete Jonas entschieden, wenn auch freundlich. »Geh wieder zu ihr, beschäftige sie irgendwie. Sobald die Verbindung reaktiviert ist, werde ich mich mit ihr treffen. Mal sehen, was passiert, wenn ihre Freunde erfahren, wonach wir wirklich suchen.«

»Ist das eine gute Idee?« Stygian war noch nie jemand gewesen, der mutmaßlichen Feinden auch nur die geringsten Informationen zukommen ließ.

»Sie wird es dir ohnehin erzählen«, rief Jonas ihm ins Gedächtnis. »Doch so können wir die Funkübertragung bis zur Quelle zurückverfolgen und ihre Schatten identifizieren. Das könnte uns helfen herauszufinden, warum sie sich an ihre Fersen geheftet haben und warum sie mit ihnen zusammenarbeitet.«

»Hast du in Betracht gezogen, dass es sich bei ihren Verfolgern auch einfach um Freunde handeln könnte, die sich Sorgen um sie machen? Freunde mit der gleichen Paranoia und den gleichen Mitteln wie du?«

Jonas’ Gefährtin und Ehefrau, Rachel Broen-Wyatt, trat in die offene Tür, die in das Schlafzimmer der Suite führte.

Sie lehnte in dem hölzernen Türrahmen, eine Hand in der Tasche ihrer Jeans, die andere in die schlanke Taille gestützt, und der Blick, der nun auf dem Mann und dem Kind auf der anderen Seite des Zimmers ruhte, war voller Liebe.

Kein Breed würde je an der reinen, tiefen Liebe zweifeln, die das Paar verband. Plötzlich duftete der Raum geradezu nach dieser Liebe. Sinnlich und doch rein, unschuldig und doch erotisch, die Gefühle zwischen den beiden fast zu intim für Stygian.

»Hallo, Stygian.« Rachel stieß sich vom Türrahmen ab und kam langsam näher. »Wie ich sehe, bist du mal wieder in einen von Jonas’ Plänen verwickelt.« Purer Stolz schwang trotz des neckenden Tonfalls in ihrer Stimme mit.

»Scheint so«, bestätigte er und war sich plötzlich unsicher, was er mit sich anfangen sollte.

Er steckte die Hände in die Hosentaschen seiner Missionsuniform und wartete ungeduldig, während Rachel durch den Raum zu ihrem Mann ging und sich dann über ihn beugte.

Ihr Haar fiel in Kaskaden über ihr Gesicht und verdeckte den Kuss, mit dem sie ihren Mann begrüßte, während Jonas ihr eine Hand in den Nacken legte.

Dieser Duft: Stygian hatte gelernt, ihn mit den tiefsten Gefühlen zwischen Gefährten zu assoziieren. Was Jonas und Rachel miteinander teilten, war jedoch genauso tief wie die Verbindung von Paaren, die schon ein Jahrzehnt zusammen waren.

Dass man schon nach so wenigen Jahren derart starke Gefühle entwickelte, war eine Seltenheit.

Der Kuss dauerte nur Sekunden. Ein Begrüßungskuss, aber die Intensität der Hingabe zwischen den beiden ließ Stygian einen Schauer über den Rücken laufen.

Ohne den einen würde der andere aufhören zu existieren, ging ihm durch den Kopf, und das zu begreifen würde für das Kleinkind furchtbar sein, sollte es je passieren.

Als die Mutter sich aufrichtete und Jonas und sie ihre Aufmerksamkeit dem Kind zuwandten, überkam ihn ein Frösteln der Vorahnung.

Amber war aufgewacht, und plötzlich wurde aus der Liebe zwischen zwei Personen ein Kreis aus reinen Gefühlen.

Darin lag nichts Sinnliches oder Erotisches. Es ging über die Tiefe der Seele hinaus, und zum ersten Mal konnte Stygian das Ausmaß dessen erahnen, was Jonas bevorstand, sollte er den Kampf um das Leben des kleinen Mädchens verlieren.

»Momma, Da singt.« Amber kuschelte sich wieder in Jonas’ Arme und plauderte offensichtlich ein Geheimnis aus, das Jonas lieber geheim gehalten hätte. »Da singt sön, Momma.«

Rachels Lachen war voller Liebe, als sie sich aufrichtete und ihren Gefährten ansah. »Daddy singt, ja?«, fragte sie das kleine Mädchen. »Was singt Daddy denn so, Amber?«

»Ähm, Rachel …« In Jonas’ Ton schwang definitiv ein Anflug von Belustigung mit.

»Da singt Bad cotie go bye-bye.« Amber lachte, denn sie wusste offensichtlich, dass sie ein großes Geheimnis ausplauderte. »Ba’ cotie go bye-bye, boom boom«, sang sie plötzlich, und jetzt musste sich Jonas das Lachen verkneifen, und Rachel warf ihm einen Blick voller gespieltem Zorn zu.

»Jonas, schäm dich«, schimpfte sie, auch wenn ihr Tonfall keinen Ärger erkennen ließ. »Ich dachte, wir bringen Amber Mitgefühl und Freundlichkeit bei.«

»Das nennt sich, jemanden von seinem Elend erlösen, um genau zu sein.« Lachend übergab Jonas die Kleine ihrer zierlichen Mutter. »Petze«, warf er dem Mädchen vor, aber sein Lächeln und sein Tonfall waren alles andere als tadelnd.

»Da hat Etze zu mir gesagt, Momma.« Amber zog eine Schnute, obwohl ihre blauen Augen in kindlicher Fröhlichkeit glänzten, als sie ihrer Mutter die Arme um den Hals schlang und sich noch einmal zu ihrem Dad umdrehte. »Sag nicht Etze, Da.« Sie drohte ihm spielerisch mit dem kleinen Finger, offensichtlich in Nachahmung einer seiner Gesten.

Jonas kicherte über den kindlichen Befehl, bevor er aufstand und dem Mädchen einen Kuss auf die Wange drückte. »Dann darfst du Daddy auch nicht verpetzen«, warnte er sie, und das Lachen in seiner Stimme war eine weitere Überraschung.

Stygian wollte verdammt sein, wenn er sich daran erinnern konnte, jemals Lachen in Jonas’ Augen gesehen, geschweige denn in seiner Stimme gehört zu haben.

»Komm, kleine Petze, wir baden und ziehen dich fürs Abendessen um. Meinst du, du und dein Daddy könntet heute Abend auf die Essensschlacht verzichten? Für Erin war es nicht leicht, die Möhrenflecken wieder zu entfernen …«

Sie ging weiter ins Nebenzimmer, ihre Stimme wurde leiser und Ambers Lachen undeutlicher. Stygian vermisste es stärker, als er zugeben wollte.

Dieser Moment der Zärtlichkeit, der familiären Intimität, war fast mehr, als Stygian ertragen konnte. Und in dieser Sekunde schoss ihm die junge Frau durch den Kopf, die nebenan wartete.

Haut wie die weichste Seide, Augen von dem süßesten, sanftesten Grau und ein Körper, der selbst einen Mönch in Versuchung geführt hätte. Volle Brüste, eingeengt in dem Sport-BH, sanft gerundete Hüften und muskulöse Schenkel. Lippen mit einem angedeuteten sinnlichen Schmollmund und ein Temperament, das selbst den geduldigsten Breed auf die Probe stellen würde.

Neben ihr im Dragoon zu sitzen, hatte nicht nur seine Geduld, sondern auch seine Selbstbeherrschung auf die Probe gestellt. Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als diese süßen Lippen zu kosten, bevor er sich gewissen anderen Körperteilen zuwandte.

»Halte deine Begierden im Zaum, Wolf, oder ich muss davon ausgehen, sie ist deine Gefährtin«, murmelte Jonas belustigt.

Stygian musterte ihn finster. »Verdammt, ein Breed kann nicht einmal mehr geil werden, ohne dass man ihn bezichtigt, sich zu verpaaren.«

Jonas’ Lippen zuckten zu einer Andeutung eines Lächelns in die Höhe. »Wahr, Wolf, sehr wahr.« Dann deutete er mit dem Kopf auf die Monitore. »Geh rüber und lenke sie eine Weile ab. Sobald die Verbindung reaktiviert wird, werde ich dazukommen. Lasse die anderen Abstand von ihr halten für den Fall, dass die Markierungen unter ihrer Haut so programmiert sind, dass sie alles abschalten, sobald die Körperwärme eines Breeds registriert wird.«

Die Körpertemperatur von Breeds lag ein oder zwei Grad über der Durchschnittstemperatur von Menschen, was die Abschaltung einiger elektronischer Geräte erheblich erleichterte, wenn sie richtig programmiert waren.

Stygian nickte, drehte sich um und ging zurück in das Wohnzimmer, wo die junge Frau wartete.

Und er begann zu beten …

Zu beten, dass dies nicht seine Gefährtin war. Zu beten, dass es seine Gefährtin war.

Und zu beten, dass er sie am Leben erhalten konnte.

2

Warten stand nicht weit oben auf der Liste von Dingen, die ihr Spaß machten, gestand Liza sich ein, während sie gezwungen war, auf Jonas Wyatt zu warten.

Und dass sie fast eine Stunde warten musste, bevor sie niemand Geringerem als dem großen, bösen Direktor für Breed-Angelegenheiten persönlich gegenüberstand, half auch nicht unbedingt.

Nicht, dass sie ihm nicht schon begegnet wäre.

Das war sie.

Nur noch nie so wie hier.

Und schon gar nicht zusammen mit Breeds, die die Alphas der Wolfs- und Kojoten-Rudel zu sein schienen, sowie Callan Lyons, dem Anführer der Raubkatzenrudel und anerkanntem Sprecher der Gemeinschaft der Breeds. Sie alle traten mit mehr als einem halben Dutzend weiterer Breeds hinter Jonas Wyatt ein.

Der Raum kam ihr plötzlich viel zu klein vor, die Luft um sie herum zu dick und geschwängert von männlichem Testosteron und dominanter Macht.

»Ms Johnson«, begrüßte Jonas sie freundlich, als sie sich von ihrem Stuhl erhob, und Jonas vor sie trat. »Wir brauchen Ihre Hilfe.«

Liza presste zornig die Zähne zusammen. »Sie brauchen mehr als meine Hilfe, und Sie werden weiß Gott ein paar gute Anwälte brauchen.«

Sie war wirklich nicht glücklich über die ganze Entwicklung. Und wenn die Kommentare von Cullen und Reever ein Hinweis waren, dann waren die beiden stinksauer. Das Team der Kojoten-Soldaten, das Liza tatsächlich gefolgt war, hatte sich in Luft aufgelöst.

Reever hatte bereits damit gedroht, mehrere der Männer im Raum kastrieren zu lassen. Jonas drohte damit, sie eigenhändig zu kastrieren.

»Wir haben Ihnen gerade das Leben gerettet«, stellte Jonas fest, als ob sie ihm dafür etwas schuldig sei.

Wohl kaum.