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Träume, unmittelbar nach dem Erwachen aufgeschrieben, fügen sich teilweise zu surrealen, geheimnisvollen, absurden Notaten. Die scheinbar unfertigen Skizzen und Aufzeichnungen, die sich thematisch an den Roman - Ich werden heute nicht an sie denken - anschließen, entfalten eine poetische Kraft, die beim Lesen Bilder erzeugt, in denen sich Wahrscheinliches mit Unwahrscheinlichem mischt. Lassen Sie sich ein auf konträre Schlussfolgerungen, mystische Aktionen und eine ambivalente Sprache. - Isa Schikorski
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Seitenzahl: 43
„Träume, unmittelbar nach dem Erwachen aufgeschrieben, fügen sich teilweise zu surrealen, geheimnisvollen, absurden Notaten. Die scheinbar unfertigen Skizzen und Aufzeichnungen, die sich thematisch an den Roman Ich werden heute nicht an sie denken anschließen, entfalten eine poetische Kraft, die beim Lesen Bilder erzeugt, in denen sich Wahrscheinliches mit Unwahrscheinlichem mischt. Lassen Sie sich ein auf konträre Schlussfolgerungen, mystische Aktionen und eine ambivalente Sprache.“ Isa Schikorski
Adelhard Winzer, geboren in Karlshuld, Donaumoos, lebt heute im Chiemgau. Erlernte das Bäckerhandwerk. Spielte mit sechzehn in der ersten Band. War Discjockey und als Berufsmusiker in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Veröffentlichte ein Kinderbuch. Arbeitete in einer Großbank. Wurde zur Lesung in den Grünen Salon der Volksbühne Berlin eingeladen. Belegte den dritten Platz beim Fränkischen Kurzgeschichtenpreis. Widmete sich, nach dem Eintritt ins Pensionsalter, endgültig dem Schreiben und Zeichnen.
Von Beruf bin ich Mensch. Völlig nackt stehe ich auf offener Straße. Alle Menschen klagen mich an.
Ausgestoßen
Die Möwe
Liliputaner
Flammen
Katastrophen
Die Mütze
Pelzmantel
Zentrale
Das Licht
Die Pyramide
Das Akkordeon
Kantine
Bücher
Der Gitarrist
Ochsenaugen
Die Frau auf der Straße
Damals
Der Film
Der Wind
Das Unterhemd
Der Baumstamm
Kälteeinbruch
Die Einladung
Der Bus
Training
Mörder
Die Unterlagen
Die Bank
Fragen
Zuhause
In der Schlange
Die Frage
Beziehung
Umkleidekabine
Hinrichtung
Das Haus
Das Buch
Höhensonne
Kinder
Die Stille
Auf dem Philosophenweg
Smartphone
Die nackte Frau
Handschlag
Radiosprecher
Sportwagen
Probleme
Der Schlüssel
Verfolgung
Blaue Augen
Schriftsteller
Der Wunsch
Regen
Mutter
Das Gesicht
Geburtstag
Aufmachen
Fragen
Traumfrau
Vorwurf
Schweigen
Auftrag
Bücher
Stubenhocker
Kaffeetrinken
Die Heizung
Haarausfall
Die Unterschrift
Problem
Der Klang
Die Sekretärin
Der entscheidende Moment
Die Sprechanlage
Das Essen
Die Freundin
Das Gegenteil
Das Lächeln
Das Lokal
Beweise
Der Unfall
Das Problem
Die Lichtmaschine
Klinik
Der Öltank
Pralinen
Die Reparatur
Mittag
Autobatterie
Mutter
Mitternacht
Frühstück
Der Weg zur Klinik
Das Krankenzimmer
Trinkgeld
Thermometer
Die Wahrheit
Versöhnung
Fehler
Der Einbruch
Sinnlosigkeit
Gemeinsam
Der Anruf
Der Rabe
Das Wort
Der Stuhl
Die Schuld
Fieber
Der Fremde
Zeugnis
Arzneimittel
Der Mittelpunkt
Sondermünzen
Der Blick
Egal
Die Suche
Supermarkt
Pfeil und Bogen
Möwen
Eisregen
Der Tisch
Altersheim
Die Bank
Kälte
Adelhard Winzer
Ich bin ausgestoßen von der Gesellschaft, gehe mit meiner Traumfrau durch ein kleines Zimmer. Setzen Sie sich, sagt sie. Der Raum ist vollgestellt mit großen Sanduhren, Kisten und vergilbten Büchern. Nur ein schmales Bett ist noch frei. Sie setzt sich zu mir. Warum fühlen Sie sich ausgestoßen?, fragt sie.
Eine schwarze Möwe kommt auf mich zu, pickt mir im Vorüberfliegen ein paar Brotkrumen aus der Hand. Sie zieht weite Kreise, kehrt immer wieder zu mir zurück. Bis ich nichts mehr für sie zu fressen habe. Trotzdem halte ich weiter meine Hand in die Höhe.
Zahllose Liliputaner stehen vor meiner Tür. Sie haben schwere Taschen, Koffer und Rucksäcke in den Händen. Muss das alles versichert werden?, fragen sie. Natürlich! Auch die kleinen Sachen? Vor allem die kleinen Sachen!, entgegne ich.
Geträumt von einem Haus, das in hellen Flammen steht. Als ich aufwache, frage ich meine Traumfrau: Haben Sie dasselbe geträumt wie ich? Nicht kindisch werden, sagt sie.
Ich fahre im Schneetreiben nachhause. Die Wohnung ist ausgekühlt. Ich stecke den elektrischen Heizlüfter an. Trotz eingeschaltetem Gebläse dauert es, bis es warm wird. Ich gehe ans Fenster, schaue im Balkonlicht den tanzenden Schneeflocken zu. Ich lege mich auf die Couch, stehe auf und schalte das Fernsehgerät ein. Ich schließe die Vorhänge, drehe die Lautstärke zurück, lege mich wieder hin. Ich knipse das Licht aus, beobachte die wild umhertanzenden Lichtfetzen an der Zimmerdecke, bis nur noch ein weißer Fleck zu sehen ist. Ich betrachte den Bildschirm. Eine Nachrichtensprecherin erscheint. Ich drehe nicht lauter, erfinde mir eigene Katastrophen dazu.
Ein Mann steht vor meiner Tür. Er trägt eine Mütze: rot, blau und gelb. Ich sehe nur die Mütze, nicht sein Gesicht. Die Farben, die Formen. Ich denke nichts Schlechtes, ich denke nichts Gutes. Ich bewerte nichts. Ich blicke allein auf die Mütze des Mannes, der vor meiner Tür steht.
Ich habe verschlafen, schaffe es trotzdem noch rechtzeitig ins Geschäft. Meine Traumfrau geht durch den Flur. Sie duzt mich und fragt: Wann fährst du? In zehn Minuten, sage ich. Dann fahre ich mit! Auf meine Frage, wohin, antwortet sie nicht, steht kurz darauf im Pelzmantel vor mir. Gut, sage ich, fahren wir, aber ich habe nicht viel Zeit. Daraufhin sagt sie: Ich fahre mit dir, wohin du willst!