Bunkernacht- Projekt. Die Jahre 1935 - 39 - Nataly Ritzel - E-Book

Bunkernacht- Projekt. Die Jahre 1935 - 39 E-Book

Nataly Ritzel

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Beschreibung

Das Bunkernacht-Projektes will den Lebensweg des Pastoren Schmidt, von dem niemand mehr weiß oder wissen, dass er im Brandenburgischen Pfarrer war noch dass er im KZ Buchenwald umkam , rekonstruieren- und den Bruchstücken eienr Biographie Carl Theil, dem Altphilologen und zeitweisen Schulleiter Salems und der Neuen Deutschen Schule Hellerau gegenüberstellen...

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Handelnde Personen oder solche, welche „handeln“ unterlassen zu haben meinen.

Dr.Friedrich (Fritz) Fath (1861– 1936) pensionierter Schuldirektor des Hildagymnasiums Pforzheim Mathilde Fath, geb. Wallraff ( 18.. – 1945) – seine Ehefrau, Tagebuchschreiberin

Siegfried Fath (1901 – 1985) – Jurastudium in Heidelberg bei G.Radbruch (abgebrochen) Buchhändler, WHA ( Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für die Mundus AG (teilidentisch mit dem Hibbelen trust), Finanzbeamter Hildegard Fath – MTA, Privatsekretärin ( Hess)

Thilde Ritzel, geb. Mathilde Fath (1891 – 1989), Ausbildung am Lehrerinnenseminar Karlsruhe verheiratet mit:

Albert Ritzel (1885 – 1917) Studium der Chemie in Leipzig und Manchester – Privatdozent für Mineralogie an der Universität Jena

Wolfgang Ritzel (1913 – 2001) Studium der Philosophie und Soziologie – Privatdozent ab 1950 an der technische Hochschule Wilhelmshafen Rüstersiel, Professor für Philosophie und Pädagogik in Mannheim und Bonn

Hermann Ritzel (1880 – 1915), Studium der Philosophie und der Kunstwissenschaft, München - verlobt mit: Carolina Tromp Amsterdam, Niederlande, Erzieherin / Mitarbeiterin der Montessori Assoziation zusammen mit:

Rozalie Joosten Chotzen, Mutter von Abs Joosten – leitender Mitarbeiter und Übersetzer der Maria Montessori, am Aufbau der indischen Montessori Association Indien nach 1946 wesentlich beteiligt

Gretel Risse, geb Margarethe Fath, Lehrerin, verheiratet mit Otto Risse ( gest.1942) Radiologe

Tochter Suse Risse, verheiratet mit Eugen Fink,

Carl Theil – Lehrer an der Odenwaldschule Paul Geheebs, Leitender an der Internationalen Schule Hellerau Gymnasiallehrer am humanistischen Gymnasium Weimar, mit Martin Buber befreundet Elisabeth Theil - Ehefrau

Evelyne – Milchschwester des Wolfgang Ritzel

Hugo Johann Heinrich Schmidt ( 1901 -1940) Priester, Missionar der Berliner Mission in Tanzania, Tod in Buchenwald, verheiratet mit:

Ilse Schmidt, geb. Nebinger (1883-1980)

Schwester Hanna Ritzel, geb. Schmidt, verheiratet mit Wolfgang Ritzel (1916 -1992)

Georg Ross, Kakteenzüchter in Ägypten, inhaftiert auf Malta, Bad Krozingen Marianne Adam, geb Ross, geschiedene Ritzel – Buchhändlerin verheiratet mit: Klaus Peter Adam (gest.1945 laut Sterbeurkunde), Ingenieur, Studium Berlin, Arbeit für SABA , MAUSER, JÄGERPROGRAMM

Das ist ein unfertiges Stück Suche über die Familie Ritzel und Fath, Schmidt und Joosten, Theil und Ascher, über die Sieben und...Conrad Martius

Es basiert auf Quellen/texten, auf Briefen, Tagebuchaufzeichnungen - und auf Begegnungen, mit orten - wie diesem hier - dem Melanchthonhaus und den dabei entstehenden Reibungen zwischen dem was die alten Dokumente sagen und unseren heutigen Lesarten...

kurz, die Lesung basiert auf alten Dokumenten und entspringt aus Improvisationen

Ich improvisiere mit Ihnen. Ihrem Zuhören, das eine Art Echo darstellt, an dem ich in die Vergangenheit zurückgehen kann. Eine Art Mauer...

Dabei gebe ich zu, dass ich deprimiere, weil ich immer wieder von neuem mit dem Anfang anfan- gen muss, dabei habe ich bereits wichtige Dinge, Hinweise für die Jahre 1940 1941 oder 1944 gefunden, aber

aber meine Schauspieler schon den Anfang nicht mittragen wollen und bereits das Projekt verlassen, weil es ihnen zu langweilig wird, nicht wichtig genug.

Beginnen wir also mit dem Anfang

Prolog (Mathilde Fath).

Die Schauspieler versammeln sich am Tisch. Dort ist gedeckt, mit Kaffee und Kuchen. Namensschildchen und es sitzen Gestalten, Bruchstucke von Gestalten. Sie moblieren, bewegen einen Teil meiner Erinnerung Das ist....Das ist... Laokoon. Lessing.

Ist unklar, meine Erinnerung. Kaffetafel Mathilde. Zoom in das Gewusel. Eine Kaffeetafel in den späten 70er /frühen 80er Jahren...um 1977 Hildegard stehend, Hildegunde in der Küche, am Tisch Gedränge, Enkel, Nichten Neffen, Urenkel. Zwischendrin, schwer über den Kuchenteller gebeugt, sitzt Siegfried am Tisch, ein freundlicher Onkel, der kaum aufblickt, ins Vergessen, ins Essen zurückstürzt. Wolfgang und seine Frau. Kaffeetisch im Hause Fath. Mathilde Fath, anstelle Kaffe zumachen, sitzt am Tisch und schreibt.

Zwischentitel DAS ERSTE JAHR

Mathilde Fath spricht: März 1933 Sonntag 5. Reichtagswahl. „Die nationale Front“ ist Sieger. Grosse Aufregung und Begeisterung. S. ist den ganzen Tag vor dem Wahllokal. Hildegard wählt auf dem Feldberg. Frau Schumacher schenkt uns ihre deutschen Fahnen. Montag, 6. Im ganzen Reich werden die Hitlerfahnen mit Gewalt an den Rathäusern aufgezogen. Es gibt viel Unruhe und alle möglichen Gerüchte gehen um. Überall sollen die Regierungen umgebildet, das heisst abgesetzt werden. Das wäre eine Wohltat für unser bad. Ministerium. Dienstag 7. Ich bin morgends mit den Mädele in der Stadt, um die Fahnen zu zählen.

Mittags Burse.

Frau Uhle strahlt über ihre Nazis. Die ganze Woche bringt neue Nazi-Verordnungen, Hakenkreuzfahnen Hakenkreuzfahnen wehen von den öffentlichen Gebäuden, alle Ministerien sind gestürzt, unzählige Beamte abgesetzt, viele in „Schutzhaft“ genommen. Mittwoch 15. Jeden Tag sind neue Kundgebungen, die wir im Radio hören. Mittwoch 22. Ottos Geburtstag mit 2 neuen Fahnen. Freitag 31. Wolfgang kommt unerwartet mit einer schmerzhaften Blase am Fuss, in der Stadt geht es toll her. Alle Judengeschäfte sind geschlossen. SA Männer stehen vor den Läden, vor den Häusern der jüd. Ärzte und Anwälte und rufen dem Publikum zu: Kauft nicht bei den Juden, ihr verratet Euer Vaterland“!

*

Nataly

Sie wissen noch nicht so recht, worum es hier geht. Andere wissen sehr genau, worum es hier geht. Um die Nazis...das ist Ihre Annahme. Das Schweigen jedoch, das Viertelporträt von Fritz Fath, Schuldirektor des Hildagymnasi-ums, seit 1928 pensioniert, und seine Frau Mathilde

Ein Wort, das Mathilde notierte über die Antisemiten und ihre... Doch -

lassen wir doch nur Mathilde sprechen.

*

August 1933. Es sind 50 Jahre, daß Vater seinen Dr. in Heidelberg gemacht hat. Er bekommt eine feierliche Urkunde von der Universität, worin ihm die Doktorwürde neu verliehen wird. Wir machen zur Feier eine grosse Wanderung.

Siegfried sagt uns, dass er bei Momper gekündigt hat..

Dienstag 8. Unser achtunddreissigstes Bad Dreisam mit Risses. Hildegard ist mit H.M. bei R.Heß. Die ganz Woche herrliches Badewetter, aber arg heiss. Abends kommt Hildegard nach großen Erlebnissen bei Rud.Heß in München und in Obersalzberg bei Hitler. Sie ist sehr begeistert von all den Prominenten, die sie hat kennen lernen und erzählt, wie freundlich und geduldig der Führer auch mit den geringsten Leuten ist. Wir sind noch ahnungslos, daß sich da Faden gesponnen haben, die Hildegard bald nach München ziehen sollen.

*

Nataly

Es ist eine Schauspielerin, die das Tagebuch der Mathilde liest - Die Stimme Mathildes habe ich nie gehört, denn sie starb gut zwanzig Jahre vor meiner Geburt, ist hier von einer Schauspielerin gesprochen - aber erkenne ich in ihr wieder, was ich darin suche?

Mathilde:

September 1933. Sonntag, 17. Ich komme nach einer Reise nach München wieder heim. Vater hat die zwei Mädele gehütet (von Risses), außer ihnen empfangen mich Siegfried, Hildegard u. Hans Meier. Spätabends rücken die beiden mit dem Plan heraus, daß Hildegard zu Heß nach München soll.

Mittwoch 20. Hildegard bekommt von Frau Hess einen grossen Brief. Sie soll gleich ihre Stell kündigen und so bald wie möglich nach München kommen. Donnerstag 21. Es geht nun alles sehr schnell ... Mittwoch 11. Dr. S.. zum Kaffe bei uns, Hildegard muss ihnen vom Obersalzberg erzählen. Ihr Korb ist schon in München.

Samstag 14. Wolfgang kommt mit dem Rad. Sonntag 15. Geburtstagswetter. Ich richte die Tafel zum Tee. Risses kommen ohne Otto, der als neu ernannter Senator den ganzen Mittag dem Heidegger beim Beraten helfen muss. Suse spielt Trompete, alle singen schone canons, spät kommt Otto. Im Radio. Hitlers Rede zum Austritt aus dem Völkerbund.

Hintergrund Radio / Hitlers rede zum Austritt aus dem Völkerbund.

*

Ich Nataly, die ich das Tagebuch der Mathilde Fath auseinandernehme, es zerschneide, ich kämpfe mit Mathilde, mit Thilde, ihrer Tochter, meiner Urgroßmutter versuche, beide Frauen zu trennen, räumlich zu plazieren....ihnen ein Gesicht zu geben, aber Nazis sind nur eine gesichtslose Masse -

Thilde verträumt, Gretel, ihre Schwester Gretel setzt sich dazu. Gezwungenermassen, die Mädels drängeln auf Kuchen, Gretel muss sich setzen, Thilde nimmt ihr ein Mädchen ab. Gretel fragt, oder könnte fragen, ich weiß es ja nicht, nach Wolfgang, Thildes Sohn, der in Breslau studiert. Warum nicht Jena? Oder sie könnte fragen: wann kommt Wolfgang denn nun nach Freiburg, zu den Großeltern, bei Heidegger zu höre n?

Der Anspruch der deutschen Wissenschaftler auch Albert wäre stolz, sagt Thilde, erst neulich hab ich ein Heft gefunden, von Chamberlain, da stand „Albert Ritzel“ drauf....erst neulich hab ich seine Arbeiten bei Rutherford neu verpackt..erst neulich die Briefe an Erwin und Herbert Finlay Freundlich zerschnitten...

Siegfried hustet.

Mathilde schreibt: Spät kommt Otto. Die Männer politisieren arg, alle Gemüter sind in Erregung, da Deutschland aus dem Völkerbund ausgetreten ist und Hitler eine große Rede über das Radio gehalten hat, worin er diesen notwendigen Schritt begründet. Die S. kommen noch ein bissle, um Hildegard nochmals zu sehen.

Die Stimmen die Zeiten laufen parallel...die Sprecher laufen durcheinander Statt Mathilde, statt Thilde, statt Hildegund sitzt Nataly am Tisch alleine.

*

DESERTIFICATION Nataly sitzt allein am Tisch zwischen soviel Tassen Kuchen Büchern Musik Das Tagebuch der Mathilde Fath wird zerschnitten.Das Tagebuch, abgeschrieben von Hildegund löst sich auf in seine blossen Papierseiten. Es ist NUR Hildegunds Kopie, das Original ist verschwunden. Alles Lügen, sagen zwei Stimmen gleichzeitig.

*

Nataly

Es gibt jede Menge Leute, die sich nun damals...in meinem fiktiven Jahr 1933 an diesen Tisch setzen wollen... Hildegard soll ihnen erzählen, vom Obersalzberg... aber meine Exphilosophen, heute, möchten das nicht. Meine Exphilosophen sollten die spielen, die man von diesem Tisch weggeschnitten hat.

Der halbrussische, der halb indische Schauspieler verweigert eine transpersonale Darstellung..Bruchstücke...ich bitte Sie, was soll das sein

ich könnte NIEMALS an diesem Tisch Platz nehmen... Niemals würde ich mich für Nazis interessieren, Interesse heucheln, ihr hohles Geschwätz ihnen nachsprechen...

Das Problem ist, dass man vor lauter SchnittSchnitt, vor lauter Zensur nicht mehr sieht, wer was ist. Und warum man überhaupt jemanden weggeschnitten haben sollte...gab ja keinen Grund. Gab ja nie einen Kontakt! Il y a plus personne!

*

Die Stimmen die Zeiten laufen parallel...die Sprecher laufen durcheinander Statt Mathilde, statt Thilde, statt Hildegund sitzt Nataly am Tisch alleine. Es ist, als liefen die Fäden im Hintergrund zusammen, die tschechoslowakische Botschaft in Athen, dann bricht es wieder, verwickelt sich......Scheler, vorallen Dingen. Carnap und Risse...Gretel, die Carnap in Jena kennenlernte, aber wen interessiert das schon, das ist zuviel Text, die Lesung darf nicht länger als 60 max 90 Minuten dau- ern, sonst laufen die Zuhörer weg, was ist Zeit, was Ge- schichte... ein Satz wie:

„Rare sont auch cours de l‘histoire ces impulsions, rares sont ces coups d‘envoi, qui“ ...ein Satz von Heidegger, eine französische Übersetzung: “Mit dieser „Wiederholung“ des Daseinsanfangs, in der die passive Bedingung der Geworfenheit freiwillig angenommen wird, verwirklicht sich auch die eigentliche Geschichtlichkeit als Schicksal der Gemeinschaft, der man per Geburt angehört...”

Die Nichten und Neffen zischeln: Aber du bist ja krank! Man sollte das untersagen.

Der Computer kann plötzlich Umlaute nicht mehr lesen, Photoshop nur Pfeile produzieren Surface muss beim Namen Butler abstürzen, mal tauchen Hindi Schriftzeichen auf, dann Chinesische....puis "tu n'es qu'une merde"

*

Motorradlärm. Mathilde allein in der Küche neben dem Berg schmutzigen Geschirrs, Kuchenresten und Bücherstapeln. Notiert, wie der Großvater mit dem Wolfgang eine Radtour macht, wie sie in Hildegards Zimmer geht...Mathilde: Montag 16. Ein bedeutungsvoller Tag. Hildegard verlässt uns, um ihr Stelle bei Hess anzutreten. Sie ist um 8 auf ihrem Motorrad abgefahren.

Mathilde sollte abwaschen. Mathilde Fath schreibt in ihr Tagebuch. Die Lichtbrechungen, Refraktion einer rekonstruierten Erinnerung, werden Sie sagen, tragen weder Text noch Idee.. ein blindes Morsen in die Ewigkeit, das dunkle Meer der Verständnislosigkeit.

November 1933. Sonntag, 12. Wahltag. Das ganze Volk soll mit „ja“ bekennen, daß es zu Hitler steht und sich nicht länger von den anderen Völkern ehrlosmachen läßt. Die Wahlbeteiligung ist unglaublich groß. In der Früh um 7 zieht Musik durch die ganze Stadt. Vor den Wahllokalen stehen unzählige Autos, um die Wähler, die nicht gehen können oder krank sind, herbeizuholen. Wolfgang ist S.A. Mann geworden.

Mittwoch, 22. Siegfried bekommt Anfrage wegen Stellung in Athen. Es vergehen ein paar Tage in aufregendem Hin und Her. Freitag kommt das Telegramm, daß Siegfried reisen soll. Er hat noch viel Springerei wegen Paß, Visum, Fahrkarte usw Sonntag 3.Dezember. Eine Karte von Siegfried aus Brindsisi. Er schreibt, dass es bis Mailand geschneit hat, jetzt geht er aufs Schiff. Vater hilft die Radfahrvereine auf den allg. deutschen Radfahrverein umstellen...

*

Nataly:

Ich , Nataly, finde, das Stück sollte mit dem beginnen, was ein zwei drei vier Jahre vorher ..noch...war, mit Freundschaften, mit........den engen Beziehungen zu Bergzabern... Warum? Vielleicht einzig aus einem philosophischen Zusammenhang heraus, den keiner interessiert.

What has been cut out...could be replaced by anything ...says Milan.. What has been exterminated cannot be re-created by another logic, says hate. Emptiness can not predict future events, says contempt.

Und doch...sind sie da...die herausgeschnitten.... Hermann Ritzel und mit ihm...Adolf Reinach, Edith Stein und Edmund Husserl... Mit ihnen Dr. Sieben, der jüdischen Arzt, Hedwig Conrad Martius... Ascher und Reuchlin....

Doch meine Spieler wollen nicht an den leeren Tisch setzen. Sie gehören nicht dahin, NICHT zu den Nazis - sagt die Spielerin der Ilse...Woher sie das so genau weiss?

Weil hier alles von den Nazis bei den Juden geklaut wurde, behauptet der Franzose..Das ist doch alles geplündertes Zeugs...Selbst das Gemälde an der Wand.,...Spiessiges dummes Zeugs..die waren zu dumm, um das richtige Zeug zu klauen ....Picasso ... ist sicher irgendwo versteckt, sagt der Hass.

ICH WURDE NICHT bezahlt sagt die Darstellerin der KZ Überlebenden. Und vergisst, dass das Geld für dieses Projekt auch von denen stammt, die entschädigt wurden. Dass auch die Frage nach Entschädigung Teil ist des Ganzen, nach dem hier gesucht wird.

*

Momentaufnahme Siegfried Otto Fath, ganz bei sich. 1933 als er, der Buchhändler das neue Deutschland und seine neue Kulturpolitik verlässt. Siegfried Otto Fath, in dem Moment, an dem er in Piräus an Land geht..

Siegfried dann im Jahr 1946. am 28.Oktober drei Tage nach der Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft , am 30.Oktober 1946...oder am 7. November, kurz bevor Siegfried Fath Abteilungsleiter der amerikanischen Streitkräfte wird.

Ich hätte hier gerne sein Gesicht, 1946 im Begriff, zu heiraten. Endlich, nach dem das Dritte Reich vorüber ist.

Dann Siegfried in Vernehmung. Siegfried muss nicht erklären wie die Berichte der NSDAP AO Griechenland und vorallem die aus Ungarn zustandegekommen sind. Ich, Nataly muss es. Ich soll erklären, wie ausgerechnet derjenige, der nicht in der Partei war, der als erstes für die Amerikaner arbeitete, wie ausgerechnet der die dringliche Empfehlung zur Deportation der ungarischen Juden ausgegeben haben soll..

Emptiness... here. In my documents.

Die Lügen, alles Lügen..sagen die Nachkommen am Tisch...Alles unwahr. Hachette unwürdig. Schiller unwürdig. Heidegger unwürdig. Unwahr vorallem die Carnap Geschichte. Es darf den Toten Nicht schaden. Der letzte Satz sehr pointiert.. Es DARF den TOTEN nicht schaden.

*

Ein Jahr später. Mathilde könnte in ihrem Tagebuch nun beschreiben, dass und wie Wolfgang von Breslau wo er 3 stumme Semester lang studierte, nach Freiburg ging, und Siegfreids Zimmerchen bewohnte..im Wintersemester 1934/35, als er, bei Heidegger oder nicht studierte.

Heidegger oder nicht - das ist eine der wichtigen Fragen hier. November 1934

Mathilde:

Montag 5. Wolfgang ist bei uns eingetroffen, um den Winter hier zu studieren. Mittags große Arbeit mit dem Akapanthus.

Dienstag 6. Wolfgang bezieht die Universität...

*

September 1935. Freitag 13. Der Parteitag der Freiheit ist im Gang. Wir hören die unvergleichlichen Reden des Führers. Wolfgang und Hildegard sind in Nürnberg. Das Wetter ist warm, wir gehen wieder ins Strandbad. Montag 23. Großer Bericht vom Parteitag von Hildegard. Strandbad geschlossen. (Motorradlärm.)

Oktober 1935. Samstag 12. Abends kommen Thilde u. Wolfgang in 12stündiger, sehr abenteuerlicher Fahrt mit dem Motorrad an. Naß, dreckig und zerrissen. Wir sind aber sehr froh, sie heil zu haben. Nach gründlichem Bad sitzen wir vergnügt beim Abendessen. Wolfgang fallt um 9 Uhr in sein Bett.

Sonntag, 13. Es ist der traurige Erinnerungstag an unseren l.Walther. Hildegard kommt abends von München und wir sind sehr dankbar, 3 Kinder bei uns zu haben. H. erzählt von Nürnberg.

Hintergrund . Verblassend Montag 14. Oktober. Thilde und Hildegard in die Stadt, sie probieren Grammophonplatten für Vaters Geburtstag. Dienstag, 15. Wir feiern mit den Kindern einen arg netten Tag. Mittwoch 16. Um 8 Uhr saust Wolfgang ab, eine Stunde später fährt Thilde heim. Dann sind wir noch ein Stündle mit Hildegard zusammen. Sie begleiten mich an die Elektrische, ich hab Theater, Rosenkavalier. Vater bringt Hildegard an die Bahn, sie fährt mit dem Nachtzug nach Berlin.

Transition. Der Film „Der Exphilosoph“.

Sie tritt ins Licht und verliert sich wieder im Schatten. Die Schauspielerin der Hildegard Fath langweilt sich. Hildegard Fath spricht stumm, ewig jung die junge Schauspielerin im Atelier des Bühnenbildners... bereitet sich auf ihren Einsatz vor.

*

Im Herbst 1946 . Der französische Entnazifizierungsoffizier - Der amerikanische Vernehmungsoffizier befragt Siegfried O.Fath während seiner Aufnahme in die amerikanische Armee als Abteilungsleiter nach dem Jahr 1933, nach der Familie, den Namen der....

Das zweite Kapitel

*

Oktober 1935. Das Haus Theil, Jena. Wolfgang kommt, deponiert einen Koffer, geht wieder. Theil arrangiert/ komponiert / organisiert den Empfang für eine Reihe von Konzerten seiner Kompositionen in Halle /Flötenkonzerte.

30.Oktober oder 1.2.November 1935...Das Haus Theil. Wolfgang trifft, nun definitiv, ein, aus Breslau kommend, wo er Freunde und seinen alten Professoren traf. Der alte Professor Löwi, jüdischer Weltkriegsversehrter, wird Wolfgang danach nicht mehr sehen, er wisse auch nicht, was aus ihm geworden sei, schreibt er in seinen Erinnerungen. Gespräche und viel Schweigen am Abendbrot- tisch. Über die Einseitigen. Dann eine Diskussion um den Koffer. (Der Koffer, der oben liegt - oder noch beim Schlosser).

*

Der alte Wolfgang schreibt: Bonn, den 2.Juli 1982 Liebe ......!

Oft habe ich nämlich in den zurückliegenden Jahren an Sie und die Ihren ...gedacht...Denn die beiden Jahre vom Herbst 1935 bis Frühwinter 1937, die ich als Jenaer Student im Hause Carl Theils, Beethovenstraße/ Ecke Sedanstraße wohnen und am Leben der Familie teilnehmen durfte, zählen zu den wichtigsten und unvergeßlichsten meines Lebens..... Eben hab ich versucht, das Haus aus dem Gedächtnis zu skizzieren. Der Garten ....die Raumverhältnisse sind von mir nicht richtig angegeben.... Im großenWohnzimmer ....die Skatecke, da sassen wir eigentlich jeden Abend, zu diesem Treiben begab sich auch Carl Theil aus seiner Klause, die er sonst eigentlich nur zu den Mahlzeiten verließ. Carl Theil war zu jener Zeit auf der einen Seite voll Sorge der vaterländischen und weltweiten Angelegenheiten wegen und bitter, weil man ihn aus dem Amt gejagt hatte; andererseits hatte man ihm nichts Böses getan, zahlte ihm seine Pension; die materielle Situation war schlecht und die Sorge um das Studium der Kinder nicht bedrückend..... So lebte er ganz behaglich mit seinen noch nicht 50 Jahren, las und schrieb – sein Hauptinteresse galt Martin Buber, mit dem er auch persönlich verbunden war. Und für seinen Flügel fand er auch Zeit.

Wolfgang fährt fort Carl Theil wurde während meiner Jenaer Zeit 50, er muß also dem Geburtsjahrgang 1886 oder 1887 angehören. „Herrenmensch“, „Herrennatur“ klingt ein wenig abschätzig – aber jedenfalls war er vom lieben Gott als „Herr“ gedacht, und das verleugnete er in seinem Gebaren und Auftreten auch 1933 und in Folge nicht – in diesem schlimmen Jahr war er wegen seinem sozialdemokratischen Parteibuch zwangspensioniert worden. Ich erwähne Carl Theils Herrentum auch deswegen, weil ich in seinem Hause und in dem Umgang mit seinen Kindern bemerkt habe, was es für Heranwachsende bedeutet, wenn ihre Eltern Respektpersonen im guten Sinne sind, die auf- treten können und sich vor niemand verstecken müssen.

*

Wolfgang besieht sich neugierig die Bücherwände. Eine recht reichhaltige Altphilologische Bibliothek, die aber auch jüdische Titel enthält in einer Menge wie sie sonst WR nicht zugänglich war. Wolfgang sagt was, dass er sein Studium neu aufgesetzt habe, nach dem und weil er mit Kant in Berührung gekommen war.. und dass er jetzt das in Jena (wo sonst!?) zu vertiefen gedenke.

Theil holt den Cohen hervor...Wolfgang sagt was über Cassirer, und Rousseau, er habe über Löwi ....-

Zu einseitig, sagt er. Wolfgang wischt sich mit einer Serviette den Mund ab. Sie sprachen nicht über Rassengesetze. Noch über Rousseau. Sagt der Hass. Das bourgeoise Schwein.

und es ist die Stimme von Mariannes

Marianne:

Aber der Wolfgang ist doch durch das Hebraicum gerasselt, deswegen konnte er nicht Theologie studieren.

Nataly: Ach, wußt ich garnicht.... Marianne schwiegt lange und wirft dann den Kopf herum.

*

Im Hintergrund fragen Kinderstimmen, wer denn Wolfgang sei, woher er komm? Elisabeth Theil erklärt so manches und ihre Stimme trägt nicht weit

Im Wäschekorb, ruft Wolfgang, habe er gelegen, das habe seine Oma ihm erzählt. Bei der Taufe, bei der Taufe im Jahr 1913, sagt Theil und Theils Schwiegermutter Schweden lacht und schließt die Tür.

Hintergrund Thilde - wie durchs Schlüsselloch gesehen - besieht sich alte Aufnahmen von Freunden aus der Jugendbewegten Zeit, von Theil, von der Hellerau, von Jena, dann. Damals, als sie mit Theils befreundet war, als sie Theils kleinem Mädchen stillte, als Albert Professor war in Jena und Gretel mit dem jungen Rudolf Carnap im Wald ausritt.. und lacht über den Witz mit der nichtarischen Großmutter. Thilde schneidet an Bildern herum, an Fotos an schwarzen Scherenschnitten... Die Leuchtenburg und das Jugendtreffen auf dem Hohen Meißen 1913

*

Theil fragt nicht nach Neuigkeiten aus Nürnberg. Man verschliesst die Tür des Arbeitszimmers. Während Wolfgang nach oben geht, um noch Briefe zu schreiben... Schreibt Theil an Buber ..

Arbeitszimmer Carl Theil. Vor der vielbewunderten Bücherwand.

Jena, den 28.X.35. Lieber Freund! Dank für Deinen Brief! „Gewichtiges“ habe ich kaum zu sagen, also müsste ich wohl schweigen, den- noch gibt es manches, das mir wichtig ist, und einiges davon, sonderlich was sich auf den I.Psalm bezieht, möchte ich Dich wenigstens wissen lassen. Ich lege die ersten Blätter meiner Notizen deshalb bei. Am meisten zu schaffen macht mir die fast durchgehen- de Ersetzung des knappen kernhaften

„Wohl“ durch das zwei - oder gar dreisilbige „glücklich“ und „glückselig“, das mir nicht nur substanzärmer und deshalb schwächer und blasser, sondern auch neben(?)deutiger erscheint (vielleicht habe (ich?) auch persönlich eine stärkere Abneigung gegen dies Wort). Wenn es aber eingesetzt werden soll, was ich nur mit

Bedauern geschehen sähe, dann ist PS.89 S. 147? noch eine Stelle stehen geblieben. Wohl dem Volke, die auch beseitigt werden müsste.

*

Nataly : Theil muss Buber nicht erzählen, wer da in sein Haus zieht. Buber muss nicht wissen, dass seine Worte in anderer Leute Hände fallen können, dass sein besuch nur knapp einen Nazi verpasst...Einen Nazi, dessen Familie zur Naziprominenz gehört ist keine Warnung für Buber wert, kein Hinweis zur Vorsicht. Faschisten bleiben Faschisten und die schweigt man besser tot.