Das goldene Zittern - Nataly Ritzel - E-Book

Das goldene Zittern E-Book

Nataly Ritzel

0,0

Beschreibung

Hermann Ritzel und die frühe Phänomenologie, seine möglichen Verbindungen - über Manchester, während des Forschungsaufenthaltes seines Bruders Albert Ritzel im Jahr 1908 - zur modernen Sprachphilosophie von Wittgenstein - und sein Rückbezug von Phänomenologie und Mathematik auf die Transzendentalphilosophie Immanuel Kants.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 343

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Erstes Kapitel

„...darin waren alle Freundlichs Meister“

Zweites Kapitel

Philosophiegeschichte und die Geschichte der Geometrie

Drittes Kapitel

Alexander Pfändern Notizen

Viertes Kapitel

Without belief

Fünftes Kapitel

Land ohne Berge

Sechstes Kapitel

Der bedeutungslose Eigenname

Quellentexte

Briefe von Hermann Ritzel

Aufzeichnungen des Wilhelm Ritzel (Auszug)

Danksagung.

Danken möchte ich all den Studentinnen und Studenten, die sich mit viel Hingabe und Mühe bereit erklärten, Briefe und Dokumente abzuschreiben und zu entziffern.

Besonderen Dank gilt Julia Wagenhals, Dominik Pohl, Markus Littke, Cezary Werenzko, und ganz besonders Yvonne Greuther und Verena K

Dank sagen möchte ich für die Hilfe und Unterstützung an herrn Prof Dr Hentschel, und besonders an Prof.Dr Ludwig des Montessori-Zentrum Münster, an Herrn Prof em. Dr Jürgen John, Sven Schlotter und Uwe Dathe, von der Universität Jena, (mein Dank möge dirket direkt an S.Theil und Prof.Dr.John, bitte auch an das Martin Buber-Archiv gerichtet sein ). Grossen Dank an Fred Kelpin und Carolina Montessori von der Association Montessori International. An Herrn Gottstein, der den Nachlass von Avé-Lallemant und damit indirekt die Nachlässe der Münchener Phänomenologen verwaltete und an die Mitarbeitern die Münchener Staatsbibliothek, des Kurt Hanh/Bodensee Archivs im Schloß Salem. Ebenso bedanke ich mich bei den Mitarbeitern des Archivs der Manchester University und des Frankfurter Universitätsarchivs. Sehr gefreut habe ich mich über die Unterstützung durch das Geheeb Archiv der école de l’humanité Hasliberg, Schweiz dem ich für die Einsicht in die Briefe Geheeb-Freundlichs danken möchte.... (noch nicht eingegangen in die Arbeit über Hermann Ritzel sind die wertvollen Hinweise von Dr.H.Gätje vom Saarlouis-Archiv und Frau Annemarie Regler-Repplinger)

Aude Ascher-Einstein danke ich sehr für ihre Auskunft zu Prof. Dr Fritzmartin Ascher. Ganz besonders herzlich möchte ich Frau Marietta Horn für ihre unendliche Geduld danken und ihre so unermüdlichen Antworten zu Carl Theil und Martin Buber.

Kaum bedankt habe ich mich bei Verena Hornig und Karin Hornig, Prof Dr. em. Hans Jürgen Risse (was aber an einer Post lag, die sender returned, meine Lieben) sowie bei Regine Heck, ihrer Schwester Waltraud und Dorothea Glass.

Erstes Kapitel?

„...darin waren alle Freundlichs Meister“

Hermann Ritzel schreibt 1913 einen Brief an seinen Bruder Albert und erwähnt dabei, dass er von Erwin nichts gehört habe und es sei ihm ein wenig unangenehm, dem Geschenk einer Uhr nachzufragen...

Erwin Freundlich hatte sich 1913 verheiratet und er wird vermutlich in den Vorbereitungen zur Odessa Expedition gewesen sein. Sowohl das eine wie auch das andere wären für viele Grund genug, sich nicht „zeitnah“ (wie es heute heißt), zu bedanken. Man könnte allerdings auch annehmen, es habe hier bereits Grund zu einer Verstimmung vorgelegen.

The rate of the move of the golden leaf. Die Zitterrate des goldenen Blattes.

„When a radioactive substance is brought near, the gas becomes a temporarily conductor of electricity, and the electrified body loses its charge. This is shown by the increased rate of movement of the gold leaf. Under suitable conditions the rate of mouvement of the gold leaf can be used as a relative measure of the activity of substances.“ Rutherford, 1911.

Text Albert Ritzel

Die (Ablagerungen) Uran X in Kohle.

Beide Bausteine - eigentlich müsste ich sagen alle vier, aber es sind jeweils zwei in den beiden Bausteinen – so zusammengenommen - haben für mich einen sehr literarischen Anklang. Sie bilden ein Bild zwischen Melancholie, Abwesenheit, Bescheidenheit, Beobachtung

Rutherfords neutrale Exaktheit und der ... slightly... einen Übergang zu Panofsky. Und man könnte versucht sein, sie in einem Satz einer BildZeitKonstruktion zusammenzusetzen, wie es Ezra Pound genannt hat: einen Vortex. ein literarisches Bildelement: das Zittern des Blattes, das alles enthält was ich jetzt brauche.

„Es liegt wohl auf der Hand, dass man nicht von „imaginierter Malerei“ oder „kubistischer Dichtung“ sprechen kann ......... Ich bestimmte den Vortex als den „Punkt maximaler Schwungkraft“ und sagte, dass der Vortizist auf den „primären „ Werkstoff“ und auf nichts anderes zurückgreife.“

Zitat Pound „Vortizismus“ aus dem Jahr 1914 abgedruckt in: E.Pound „Wort und Weise“, übersetzt von Eva Hesse, Frankfurt 1981. Den englischen Text habe ich leider nicht vorliegen.

Das „und nichts anderes“ bezweifle ich. Arbeitshypothese.

Es besteht jedoch eine zeitliche Unsauberkeit in meinem Konstruktionsaufbau, schließlich veröffentlichte Rutherford den obigen Text 1911 während Albert Ritzel den seinen 1909 veröffentlicht hatte. Und diese zeitlichen Unstimmigkeiten bedeuten eine eklatante Schwierigkeit wenn ich den Nachweis dahingehend führen will, Rutherford habe irgendeinen Einfluss auf das Denken des Albert Ritzel und damit indirekt auf Hermann Ritzel gehabt – so dass alle meine Zitate nachwievor UNVERBUNDEN gedacht werden müssen.

Um sich die Aufregung vorzustellen, in der sich jemand und eine Gruppe junger aufgeschlossener Männer zwischen 1900 und 1915 befunden haben müssen, von denen der eine mit Albert Einstein und der andere mit Ernest Rutherford zusammenarbeiten sollte tenses... Zeitproblem hier, bereits der eine hatte bereits mit Rutherford gearbeitet und der andere versucht erst, er hatte - aber kam nicht dazu. Nicht in dem Moment auf den es ankommt: dem der „Gleichzeitigkeit“.

Erwin Freundlich wird 1919 erster Angestellter am sog.Einstein-Turm, der Sternwarte, die Erich Mendelssohn in Potsdam baut, damit es zu einer Observanz der Einstein-Theorien kommt - fraglich.

und Erwin Freundlich wollte 1914 bereits mit einer Expedition nach Odessa Rotverschiebungen beweisen kam nicht dazu weil... dann das geschah, wobei andere Leute verrückt werden. Es brach der Weltkrieg aus und Freundlich wurde, so heißt es, während der ganzen Zeit des Krieges interniert als feindlicher Spion - worüber man ebenfalls verrückt werden kann - wenn eine literarische b-note einen hinreichenden Begriff geben kann, was anderwo ein Aphorismus der Geschichte heißt.

((Aber vielleicht ist es ein Fehler zu behaupten, ein literarischer Text, der sich bemüht, nicht mehr nicht weniger, Einsteins Angriff auf die Welt der ruhenden Körper, in der die Gleichzeitigkeit gelten muss, um zu einer Welt der bewegten Körper zu gelangen, auf eine Rekonstruktion der Geschichte zu übertragen, in der Einstein himself seine Thesen anderen gegenüber entwickeln muss - und in der andere diese Thesen zu verstehen – versuchen. Kurz die Zeit 1905 bis 1915)).

„...... die misslungenen Versuche, eine Bewegung der Erde relativ zum „Lichtmedium“ zu konstatieren, führen zu der Vermutung, dass dem Begriff der absoluten Ruhe nicht nur in der Mechanik, sondern auch in der Elektrodynamik keine Eigenschaften der Erscheinungen entsprechen, sondern dass vielmehr für alle Koordinatensysteme für welche die mechanischen Gleichungen gelten, auch die gleichen elektrodynamischen und optischen Gesetze gelten, wie dies für Größen erster Ordnung bewiesen ist. Wir wollen diese Vermutung (deren Inhalt im Folgenden „Prinzip der Relativität“ genannt wird) zur Voraussetzung erheben und mit ihr nur scheinbar unverträgliche Voraussetzung einführen, dass sich das Licht im leeren Raume stets mit einer bestimmten, vom Bewegungszustand des emittierenden Körpers unabhängigen Geschwindigkeit fortpflanze. Diese beiden Voraussetzungen genügen ...... Die zu entwickelnde Theorie stützt sich – wie jede andere Elektrodynamik – auf die Kinematik des starren Körpers, da die Aussagen einer jeden Theorie Beziehungen zwischen starren Köpern (Koordinatensystem), Uhren und elektromagnetischen Prozessen betreffen“ A. Einstein Über „Zur Elektrodynamik“.

Natürlich bin ich supposed die Geschichte von Erwin Freundlichs Odessa-Exposition anders, sachlicher, nüchterner darzustellen. Ich könnte auf den Wikipedia Eintrag verweisen, auf die Darstellung bei Prof. Dr. Hentschel, der ich viel entnommen habe und der mir liebenswürdig auf meine Fragen, soweit er weiterhelfen konnte, geantwortet hat. Das Problem ist aber, und es ist ein Odraded Problem, ist das der obrige Zusammenfassungsschnipsel, der in seiner lakonischen leicht zynischen Oberflächlichkeit in etwa dem Résumé entspricht, mit dem ich vor zwei drei Jahren die Suche begonnen habe. Ein in sich zusammengeschnurrtes Fossil an Alltäglichkeit, das verschiedene Informationen enthält und dessen staubige dreckige Ironie ich auseinanderfissele, um die Informationen zu glätten und zu versachlichen.

Im Mai letzten Jahres habe ich Anfragen an Manchester gerichtet, um herauszubekommen, ob und wann Albert Ritzel, wie in der Familie erzählt und von Gottlob Linck in seinem Nachruf behauptet, wirklich 1908 bei Ernest Rutherford geforscht hatte – und ob es Schwierigkeiten gab.

Aus Manchester antwortete mir Mr J.Peters, Archivist am liebenswürdigerweise:

„Albert Ritzel is recorded in the minutes of Senate, 7 November 1907, as a new research student. As you say, he was already a Ph.D. of the University of Leipzig by this stage. His arrival more or less coincides with that of Rutherford. The physics department annual report for 1908 states that he was working on radioactivity. That’s the last reference to him I can find. As a research student, there’s unlikely to have been an official record of his departure as he was not actually employed by the University, but I think we can assume he probably left some time during 1908. Can’t find any reference to Herman Ritzel in our records. „

Eine Antwort, die schnell weitere Fragen aufwirft: Warum hat Albert Ritzel erst bei Rutherford dann im Muspratt Laboratory geforscht (gabs da nicht eine Forscherauseinandersetzung zwischen .....? und ....? ) und warum wird er nicht erwähnt. Gabs Streit? War er „unfähig“? Wirft die Frage auf, wie Albert Ritzel nach Manchester kam ...war das vermittelt worden, von wem...Von Ostwald, von Freundlich? Über das Muspratt Laboratory lässt sich dieser Eintrag finden:

The Muspratt Laboratory of Physical and Electrochemistry, with the University of Liverpool owes to the magnificent generosity of Mr.E.K. Muspratt, was formerly opened by Sir William Ramsey….

Es gibt ein Bild aus der Zeit des England-Aufenthaltes in einer Mappe, die seine Witwe Thilde Ritzel, geborene Mathilde Fath, angelegt und beschriftet hat (sie liebte es, so wirkte es dem Nachkommen zumindest, Poesiealben selber zu machen, zu bekleben, zu beschriften) und wie alle Bilder, die Albert Ritzel während des Studiums zeigen, ist er darauf (und in ihren Mappen) alleine zu sehen. Auch auf diesem einen, dass sie mit

„Albert, Wales“ beschriftet hat.

Auf diesem Bild sieht er unzufrieden aus.

Ein bisschen, als würde er so halb über die Schulter sagen: „Das ist nicht so, verstehst du, ...“

So auch auf einem zweiten Bild, das die handschriftliche Notiz trägt: „Albert auf der Doktorfeier von Herbert Freundlich“, feiert Albert alleine, ausgeschnitten abgeschnitten, fröhlich lachend, aber abgeschnitten, niemand am Tisch scheint einen Scherz gemacht zu haben und schon garnicht Herbert Freundlich.

Dieser Zäsur ist mein Text gewidmet.

Er, Albert, hatte davor, vor 1908, bei Herbert Freundlich studiert, Herbert Freundlich habilitierte sich 1902 und veröffentlicht ein (wegweisendes – so Ute Deichmann) Handbuch der Kolloidchemie, 1906, in Leipzig, bevor er Stellvertretender Leiter des KWI Chemie wurde, also rechte Hand von Fritz Haber.

Albert Ritzel nimmt naturwissenschaftliche Studien in Leipzig auf, nebend er Arbeit mit Herbert Freundlich bei Ostwald, Wilhelm, unternimmt 1908 ein Auslandsstudium in England und wendet sich aber später der Mineralogie, den Kristallen zu, zuerst als Assistent von G.Linck, dann als Privatdozent. In der einzigen Familienchronik, die von Wilhelm Ritzel stammt, heißt es

„Hermann und Albert neigten einem wissenschaftlichen Beruf zu... Hermann erwählte das Studium der Philosophie, Albert nach längerem Schwanken das der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemie...kam nun anderer Verkehr ins Haus, und da gedenke ich in erster Linie der 5 Gebrüder Freundlich, mit denen ein reger und befruchtender Meinungsaustausch, ein eifriger gegenseitiger Besuch, sowohl auf der Universität, wie auch vor allem während der langen Ferien einsetzte, der jahrelang anhielt.“

Hermann Ritzel diente in Heidelberg sein Einjähriges 1899 und 1900 ab - „er wählte das Regiment in Heidelberg (110), um noch nebenbei 2 Semester die Universität zu belegen“ und arbeitete nebenher auf dem Bau und in der Vertretung der Ziegeleiproduktion, bei Absatz, entwarf Werbung -so Wilhelm Ritzel.

„Es gelang uns in Igstadt einige recht gangbare Spezialartikel in größeren Mengen herzustellen, von denen ich besonders die Hohlsteine erwähne, deren Einführung in die private u. öffentliche Bauwelt Hermann besonders förderte. Er scheute sich nie in der Ferienzeit dafür tätig zu sein u. zum B. Besuche bei Bauämtern u. Bauunternehmern zu unternehmen. Oft warf er mir vor, daß ich zu wenig Propaganda mache.“

Hermann selbst gibt in seiner eingereichten Doktorarbeit, die später von Erwin Freundlich eine Drucklegung erfährt, an, er habe bei Röntgen gehört. Neben anderen besuchten Vorlesungen bei Lujo Brentano, bei Wölfflin, Külpe, dazu gehören die Fächer Kunstgeschichte, Wirtschaftswissenschaften, Literatur.

Leider war Hermann zu mehreren Unterbrechungen seines Studiums gezwungen, einmal durch den Militärdienst, doch auch aus familiären, betriebswirtschaftlichen Gründen, für seinen Bruder Wilhelm übernahm er, während dessen Einjährigem, die Geschäfte der familieneigenen Ziegelei (die –zumindest auf Papier – nach dem frühen Tod des Vaters von allen drei Brüdern gemeinschaftlich geführt werden sollte). Dazu kamen gesundheitliche Probleme, die ihn zur Absence zwangen. Eine Photographie zeigt ihn in der Schweiz mit einem unzufriedenen, verfinsterten Blick.

Erwin Freundlich wird 1904 Edmund Husserl mitteilen, dass Hermann Ritzel nicht an den Seefelder Gesprächen teilnehmen wird. Warum er das tut, ist in mehrfacher Hinsicht auffallend: Zum einen weil Erwin Freundlich da erst 19 Jahre alt ist und sein Studium erst begonnen hat, zweitens, weil man sich die Frage stellt, warum Albert Ritzel das nicht hatte mitteilen können - und drittens ist fraglich, warum ein Student wie Hermann, der offenbar nur sehr selten an der Universität auftauchte, bei einem Professor Husserl abgemeldet werden musste, wo Hermann doch garnicht in Göttingen, sondern in München studierte.

Erwin Freundlich, so schilderte es Klaus Hentschel, begann zuerst ein Schiffsingenieurstudium.

„Dieses Studium gab er jedoch im Herbst 1905 ganz auf, um Mathematik und Astronomie in Göttingen zu studieren. Betreut durch den berühmten Mathematiker und Wissenschaftsorganisator Felix Klein schloss er am 26.Januar 1910 seine Doktorarbeit über „Analytische Funktionen mit beliebig vorgeschriebenem, unendlich-blättrigem Existenzbereiche“ ab. Durch Vermittlung von Klein erhielt er Ende Juli 1910 eine Stelle an der Königlichen Sternwarte, Berlin als Assistent des Direktors Karl Hermann Struve.

„..‘Die Physik ist zu wichtig, als daß man sie den Physikern überlassen darf – dieser berühmte Ausspruch David Hilberts ist (wenn man einmal Physik durch Astronomie vertauscht) auch bestens dazu geeignet, die Vermittlung des mathematisch ausgebildeten Freundlich an die Berliner Sternwarte zu begründen.“ (So erklärt Hentschel den Beginn einer der vielfältigen komplexen vielschichtigen Veränderungen des Wissenschaftsbetriebes, die sich an der Person des Außenseiter Erwin Freundlich knüpfen):

Einstein an Freundlich – Korrespondenz vom 1.IX.1911 „...dass Sie sich der Frage der Lichtkrümmung mit so großem Eifer annehmen“

„Darum lag es für Einstein nahe, schon sehr bald nach Fertigstellung der speziellen Relativitätstheorie zu vermuten, dass Licht auch Eigenschaften der physikalischen Trägheit, so wie Massen in Gravitationsfeldern zeigen, aufweisen sollte, und seine Arbeit von 1911 brachte diesen Gedanken in eine systematische Form und gab erstmals auch eine Abschätzung für die Größe dieses Effektes von Schwerefeldern auf die Ausbreitung von Licht, das an Fixsternen dicht am Rande der Sonne vorbeigeht. Eine direkte Möglichkeit, diese Voraussage zu überprüfen, bestand darin, auf eine Sonnenfinsternis zu warten und dann die der verdunkelten Sonnenscheibe nächsten Fixsterne in ihrer Position genau zu vermessen.“

Das Ziel: Die Beweisbarkeit der Relativitätstheorie – zuerst mithilfe von Aufnahmen vergangener Eclipses anhand von angefertigten Photoplatten – dann, aufgrund der ungenügenden Ausbeute an Daten und Aussagewerten (“da aber die Platte ungenügend scharf zentriert und fokussiert war, die Sternenbilder infolgedessen sehr verwaschen waren, ergaben sich derartig starke Verschiedenheiten in den Einstellungen der Sternbilder an verschiedenen Tagen, dass ich die Verwendung dieser Platte aufgeben musste“..zit.nach Hentschel)- beschäftigte Erwin Freundlich mit der Ausrichtung einer Expedition auf die Krim. Ob die Uhr, die Hermann und Albert Ritzel ihm 1913 schenkten, eine besondere war

„Von Erwin habe ich bisher keine Silbe gehört und ich erkenne jetzt, dass er glaubt, die Uhr sei ausschließlich von Dir geschenkt. Ich habe mich nämlich in meinem Schreiben fein ausgedrückt und statt zu sagen: Albert und ich schenken Dir...geschrieben: Albert und ich begleiten die Uhr mit dem Wunsch, dass ... Jedenfalls denkt Erwin garnicht, dass ich ihm etwas schenken würde, und so hast Du allein die Ehre.“ (Brief vom 24.X.1913)

Kurz, zu welcher Gelegenheit und welchem Anlass, Hermann und Albert Ritzel dachten, eine Uhr sei ein passendes Geschenk - weiß ich nicht. Aus Wikipedia geht hervor, dass Erwin Freundlich Käthe Hirschfeld 1913 in Weimar heiratete, Albert und Thilde Ritzels Sohn Wolfgang wurde im August 1913 in Jena geboren …..Und wer wann bei wem auf welcher Hochzeit tanzte…. dahingestellt, selbst wenn es des sujets à s’écrire des longes lettres, ob die Uhr zu einer Besonderheit gehörte wie die Gläser, die Zeiss in Jena herstellte und von denen sich Hermann eines bei seinem Bruder Albert zu Kriegsbeginn bestellte – und ob die Frage, ob die Gläser besondere waren, mehr als einen guten Grund zum Schreiben boten, wie die, ob Albert einen besonderen Zugang dazu besaß.

Dass Albert als Universitätslehrer einen besonderen Zugang zu den Jenaer Arbeitsstätten von Abbé und Czapski, von Auerbach und anderen gehabt haben müsste, klingt naiv und selbstverständlich.

„War es hier die relativ kurze Dauer der Epoche der Empfindlichkeitssteigerung für Lichteindrücke, die der so viel langsameren, aber dafür umso länger empfindlichen Platte einen Vorsprung gewährte, so ist wieder für die Wahrnehmung und Beobachtung anderer Vorgänge die Reaktionsdauer unseres Sehorgans und Gehirns schon eine viel zu lange. Die schnellsten Bewegungen, die wir als solche erfassen können – geschweige dass wir auf bewegten Objekten Einzelheiten zu erkennen vermöchten – sind nach den Feststellungen mehrerer Forscher je nach den Umständen solche von 11/2 bis 3° Winkelwert (auf diesen kommt es natürlich alleine an) in einer Hunderstel-Zeitsekunde.

Die Zeit, in der uns zwei nacheinander aufleuchtende Punkte noch getrennt zu Bewusstsein kommen, ist ebenfalls begrenzt, sie beträgt etwa 0,0……….. Sekunden; gerade solange haftet ein Lichteindruck von geringerer oder mittlerer Stärke auf unserer Netzhaut, beziehungsweise in unserem Bewusstsein..dass ist gewissermassen die Erneuerungsgeschwindigkeit in unserer lichtempfindlichen Schicht (in: Flitner Wittig(Hrg) Czapski Briefe Schriften Dokumente)

Selbst wie Fliegen, fügt Czapski hinzu, fliegen, krabbeln, können wir nicht genau untersuchen:

.......... Können wir doch selbst bei einer Fliege kaum durch die gespannteste Aufmerksamkeit feststellen, in welcher Gangart sie sich bewegt, ob sie die Füsse paarweise oder einseitig und in welchen Gruppen vor einander setzt“

Albert Ritzel arbeitete, wenn ich es in meinen dürren Worten richtig wiedergebe, über die Oberflächenstruktur, die Unterschiede zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur, die verschiedenen Phasen der „Saturation“ und Bildung, die optischen Phänomene und die bedingten optischen Eigenschaften.

Ob die Beugung der Röntgenstrahlen das sujet gewesen war, welches er nicht entdeckte – oder ob seine „Plattentheorie“ als blindes Modell eines Kristallgitters einem entwicklungsfähigen Ansatz, von der Kolloidchemie Herbert Freundlichs geprägt, im Wege stand, andere „Übergänge“, als des Drucks und der Bruchstellen festzustellen , ob er Röntgenbeugung in Flüssigkeiten suchte…. kann ich nur mit einer vagen Handbewegung behaupten.

Bei den flüssigen Kristallen fehlt auch das Auftreten von Grenzflächen und Kanten als Kriterium für den kristallinischen Zustand, denn infolge der geringen inneren Reibung können sich hier keine Kristallflächen ausbilden. In solchen Fällen müssen andere Eigenschaften auf die kristallinische Natur hinweisen. Es sind dies meist die optischen Eigenschaften. Diese werden ebenfalls durch den Kristallisationsvorgang spontan und vollständig geändert. Die optische Dichte, das ist die Refraktion der Kristalle, ist von derjenigen der zugehörigen Schmelze verschieden, und während dieselbe bei den Schmelzen in allen Richtungen gleich ist, trifft dies nur bei den Kristallen des regulären Systems zu, während bei allen anderen Kristallinen die Refraktion in verschiedene Richtungen verschieden ist. Sie sind „optisch anisotrop“.

Erwin Freundlich, der die politischen Nachrichten vielleicht nicht so gut studiert hatte….Oder gehofft hatte, seiner Arbeit trotz politischer Großwetterlage nachgehen zu können, konnte, in Odessa interniert, seine Fernrohre, so nehme ich an, nicht nutzen ...entweder sie verstaubten oder in Odessa stellte man anderes damit an.. und sein eigenes, lange bestelltes, spät geliefertes Fernglas hatte Hermann nicht geholfen, den Sniper zu sehen dem Kopfschuss auszuweichen...“Grotesk“ nannte er es, wenn einer der Russen die Anweisungen der weißbeflaggten Unterhändler falsch verstehend, zappelnd im Gewehrfeuer zusammenbrach.

Hermann Ritzel verschwindet aus den Aufzeichnungen der Münchner Universität, aus den Unterlagen Alexander Pfänders, aus den Gesprächen im psychologischen Verein ….. Fischer meldet ihn noch einmal ab... Desinteressiert, wie jemand der nicht weiß, worum es geht.

Albert alleine in Wales unterwegs.

Eine Photographie zeigt ihn.

(1908 gab es noch keine Selfie-Sticks noch weniger welche, die man over the shoulder benutzen konnte, also stellt sich die Frage: wer nahm ihn von schräg rechts unten auf?)

Leider weiß ich nicht, wer das Bild aufnahm. Vielleicht war er ja allein und hatte den Photoapparat auf die Erde gestellt und seine sorgenvolle Miene, die ernst und entschlossen in die Welt schaut, verdankt ihre Ungeduld dem wackeligen Apparat.

Dass sich Erwin Freund dazu entschieden haben könnte, Albert bei Rutherford zu besuchen. Das ist eine Behauptung. Und diese Behauptung hat einen gewissen theoretischen Hintergrund und einen theoretischen Folgesatz. Da ich es nicht belegen kann – ist die Behauptung dann wichtig?

Unbekannt also, ob Erwin Freundlich sich besuchsweise ebenfalls in Manchester aufhält - trotzdem könnte man behaupten (ich forciere meine Unterstellungen), es gäbe einen Zusammenhang wenigstens in einem gemeinsamen, naturwissenschaftlichen Interesse, das von Freundlich, E. zu Ritzel, A.++ reicht und ich behaupte weiterhin, dass Albert Ritzels Interesse sich auf …richtete:

Quote Rutherford

6. The gold-leaf electroscope was a standard method of measuring ionizing radiation, utilizing the ability of x-rays and the rays emitted by radioactive materials(a,andy) to induce a small electric current in air. The electroscope comprises a strip of gold foil fixed at one end to a rod which is mounted in a box (with a window for observation) and isolated from its surroundings by a block of electrically insulating material. When the rod is given an electric charge, by touching it with a piece of ebonite previously rubbed with fur, the charge is shared between the rod and the gold foil and the free end of the foil moves away from the rod by electrostatic repulsion.

In a well-constructed instrument the foil remains in the charged (deflected) position for a long time, except for a small natural ‚leak‘, but radiation causes the leaf to fall back to the rod at a steady rate proportional to the intensity of the radiation. This rate is measured by observing the passage of the foil across a scale by means of a microscope.

Albert Ritzel arbeitete in den folgenden Jahren konsequent in der Mineralogie Dass Steinsalze heute noch - immer nur laut Wikipedia – zur Endlagerung von radioaktiven Stoffen dienen.....dass Eisensulfat und Steinsalz eine gewisse optische Trägereigenschaft besitzen....sind Sammelsurium Erkenntnisse, die - unter meinen Händen – nicht mehr Bestand haben als Curiosa-Sammlungen des 17.und 18.Jahrhunderts: Albert Ritzel Sonderabdruck zur Kristallisation 1914

„Unter Kristallisation versteht man ganz allgemein den Übergang einer Substanz aus einem nicht kristallinen Zustand in den kristallinischen. Der letztere ist durch ganz besondere Eigenschaften gekennzeichnet.. Während in allen anderen Zuständen die Moleküle, die die anorganische Materie zusammensetzen sich nach allen Richtungen bewegen, in einer Weise, die irgendeine Gesetzmäßigkeit zum mindestens nicht erkennen läßt, findet in der kristallisierten Materie...eine Verteilung und Bewegung der Moleküle nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten, nach einem bestimmten Raumgitter statt / Raumgittertheorie, von Sohncke zuerst aufgestellt, in neuester Zeit durch die Arbeiten von Laue und seinen Mitarbeitern experimentell sicher gestellt.“

Die Betrachtung als Nichtwissenschaftler/Nichtnaturwissenschaftler eines naturwissenschaftlichen Arbeits- und Erkenntnisprozesses, der sich nicht auf die inhaltlichen Gegebenheiten sondern nur auf den Forschungsprozess bezieht, birgt gewisse Risiken, zumindest das Risiko, sich furchtbar lächerlich zu machen.

Ni l‘oxygène ni les rayons X n’auraient émergé sans un processus ultérieur d‘expérimentation et d‘assimilation. A quel point des recherches de Roentgen devonsnous dire, par exemple, que les rayon X ont vraiment été découverts? En tout cas, pas au premier instant, alors qu‘on n‘avait remarqué qu‘un écran émettant une lueur. Un autre chercheur au moins avait déjà vu cette lueur, et, à son grand chagrin ultérieur, n‘avait rien découvert du tout. (90) Au contraire de celle (la découverte) de l‘oxygéne la découverte des rayons x , pendant une dizaine d‘années tout au moins, n‘a été mêlée à aucun bouleversement de la théorie scientifique. Dans quel sens alors peut-on dire que l‘assimiliation de cette découverte a exigé un changement de paradigme?

(Thomas, Kuhn Revolutions scientifiques ed francaise)

Was ist Sichtbarkeit, wenn das Licht in Frage steht? Was, könnte man Poincaré fragen lassen, nun Röntgenstrahlen nur durch Kathodenstrahlung hervorgerufen oder ob sie von fluoreszierenden Stoffen ausgehen….. bei der Unkenntnis, in der wir uns befinden…..

Daß Röntgens Hand zufällig

Ob die Fragestellung von Lichterspuren im Nebel ausging, von dem Gedanken einer Strahlung, die nicht reflektiert …. Ob es einen metaphorischen Niederschlag für die „materialen Kerne“... bringt mich zu einem neuen Schluss: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Röntgen, den bei Röntgen besuchten Vorlesungen und den negativen Zuständen ,die „einen Rekonvaleszenten“ bezeichnen“, zu dem Slogan „Zu den Sachen selbst“?

Finlay Freundlich, der dem Glauben anhing, die Relativitätstheorie experimentell beweisen zu müssen. Der, so Hentschel, wieder und wieder versucht, an diesen Beweis anzuknüpfen und der letztendlich nur Observatorien aufbauen wird...damit andere .. mit besseren und stärkeren Observatorien besser beobachten können. Die Darstellung bei Prof. Hentschel erlaubt einen Einblick in die Besonderheiten – architektonisch gesehen. Der Obstinate Versuchsaufbau... und die verrannt engstirnige Recherche meinerseits, die mit argumentativ unzureichenden Mitteln einen Forschungszusammenhang behauptet – jenseits wissenschaftlicher Argumentation.

Kurz: mag meine Frage, ob die revolutionären Arbeiten, mit denen sich Bruder und Freund oder ehemaliger Kindheitsfreund beschäftigten, die Publikationen von Röntgen und Rutherford, die öffentlichen Streitgespräche und die privaten - in irgendeiner Form das Ohr des Hermann Ritzel erreicht und sein Denken beeinflußt hätte, mag trivial und marginal sein, so bleibt meine ich, noch die Frage, ob eine Diskussion über Hilberts 23 Probleme, um Riemann oder Einstein oder Poincaré, um Neubegründungen der Mathematik im Hinblick auf eine experimentelle Nutzung wenigstens das Interesse von Albert Ritzel geweckt hätten oder haben könnten. Und wenn es wissenschaftsgeschichtlich auch keine Rolle spielt, könnte es amüsant sein, darüber nachzudenken, welches chemisch physikalische Interesse Freundlich, Erwin oder Herbert, an - sagen wir : einem Phänomen wie der „Translation„ genommen haben könnten: „Ist eine Bewegung, bei der alle Punkte eines physikalischen Systems dieselbe Verschiebung erfahren. Zu einem gegebenen Zeitpunkt sind Geschwindigkeiten und Beschleunigungen aller Punkte identisch. …“ Wikipedia.

Natürlich immer unter der Annahme, dass die Niederschrift des Wilhelm Ritzel nicht erfunden war, falsch.

„Gewöhnlich kamen Freundlichs zum Kaffee und Abendessen ….Nach dem Essen wurde entweder musiziert und hierin waren alle Freundlichs Buben Meister, oder aber heftige wissenschaftliche, politische u künstlerische Debatten geführt, die das rege geistige Streben aller dieser begabten Jünglinge widerspiegelten. Es waren auch fast alle Fakultäten mit vielem Temperament vertreten. Herbert Freundlich war Chemiker und gleichzeitig glänzend begabter Musiker – er spielte meisterhaft Klavier; Hellmuth Freundlich war Apotheker und spielte Cello, Reinhard Freundlich war Jurist und im Besitz einer gut ausgebildeten Stimme, Erwin Freundlich war Astronom und Erich studierte Architektur. ….. viel Sonnigkeit und Heiterkeit in diesen Kreis, der manchmal in seinen wissenschaftlichen Erörterungen sich so hoch verstieg, dass ein normaler Laienverstand nicht mehr folgen konnte. Umso versöhnender wirkte dann der musikalische Teil eines solchen Abends.

Auch das Thema der „Gleichzeitigkeit“, was meiner polemischen Darstellung gerne als ein naives Missverständnis angelastet wird, so als wäre „gleichzeitig“ rein temporär verstanden, eine Verwechslung des Zeitverständnisses bei Husserl Augustinus und Einstein - , findet eine neue Deutung – und hier darf ich darauf zurückgreifen: in Erwin Freundlichs Arbeit „Die Grundlagen der Einsteinschen Gravitationstheorie“, der Einstein ein etwas enerviertes, betont mühsam freundliches Vorwort angedeihen liess:

„Nun enthalten die Gleichungen für Naturgesetze, wenn sie – um die Forderung der „Kontinuität“ zu erfüllen – Differentialgesetze sind, nur die Abstände der unendlich nah benachbarter Punkte, sogenannte Linienelemente....Riemann verlangt von einem Linienelement vorerst nur, dass es seiner Länge nach unabhängig von Ort und Richtung mit jedem anderen verglichen werden kann. Dies ist ein charakteristisches Merkmal der Massverhältnisse im Raum, und bedeutet praktisch die freie Beweglichkeit der Maßstäbe; in der Mannigfaltigkeit der Töne und in der Mannigfaltigkeit der Farben existiert z.B. dieses Merkmal nicht“ (Anmerkung 6 – Freundlich) Freundlich fährt fort: Riemann beschließt darum auch seine Schrift(„Über die Hypothesen, welche der Geometrie zugrunde liegen“) mit folgenden, jetzt besonders wirkenden Sätzen: „Die Frage über die Gültigkeit der Voraussetzungen der Geometrie im Unendlichkleinen hängt zusammen mit der Frage nach dem inneren Grunde der Maßverhältnisse des Raumes. Bei dieser Frage, welche wohl noch zur Lehre vom Raume gerechnet werden darf, kommt die obige Anmerkung zur Anwendung, dass bei einer diskreten Mannigfaltigkeit das Prinzip der Maßverhältnisse schon im Begriffe dieser Mannigfaltigkeit enthalten ist, bei einer stetigen aber anderswoher kommen muss.“p.24

Natürlich zitiere ich nur bis hierher....schliesslich wissen wir alle, dass ich das eh nicht verstanden habe, was ich reproduziere, brauch ich auch nicht.

Ich benötige aus diesem Zitat NUR das Wort „Mannigfaltigkeit..“ Hier würde ich gerne wissen, ob „Mannigfaltigkeit“ bei Riemann (und bei Erwin Freundlich) das Gleiche heißt//bedeutet wie bei Kant. Aber dazu später.

Eine sehr erhellende, aber für mein naives dilettierendes Verständnis auch verwirrende Darstellung der philosophischen Missverständnisse um Einstein bietet J.Canales, die anhand der Messbarkeit durch und mit Licht, dem Morley-Versuch und der Berechnung- Berechenbarkeit durch Poincaré auf das Gestrüpp einer Umfeld einer geistigen Revolution, die in ihren unwägbaren Laboratorien zunehmend auf so (infame) Dinge wie „Geistesexperimente“ verwiesen waren :

„The choice of measuring system could potentially be viewed as conventional – this was Poincarés point, which even Einstein himself had admitted was „sub specie aeterni“ right. But the actual reality of how people measured was not. Actual measurement practices explained why certain measuring systems reflected the world as it really was and others did not. With these arguments, Reichenbach showed, how Einstein’s light clock was more than just ideal. Einsteins’clock (based on the velocity of light as constant) was more than a convenient choice; it was ideal by definition and empirically so, as well.“ Canales Einstein by Reichenbach 158 chapter 12

Selbst in Husserls Logik von 1898 findet sich bereits die Ablenkung der Kathodenstrahlung durch Magneten.

„Nun ist zwar die Empfindlichkeit photographischer Platten – landläufiger Meinung zuwider – ganz erheblich, nämlich mehrere hundert Male geringer, als die der Netzhaut, beziehungsweise des Auges475 Czapski Schriften zur technischen Optik „ Kaum minder bedeutsam ist die photographische Fixierung einzelner Momente von sehr schnellen Bewegungsvorgängen, wie sie in E. und L. Machs Geschossphotographien vorliegt, die uns das sich mit einer 600-700 m pro Sekunde bewegende Projektil, mit einer nur eine Millionstel-Sekunde währende Belichtung durch einen elektrischen Funken aufgenommen, mitten in seiner Bahn wie festgebannt dastehend zeigt und die Wellen, die es, ein wahres „Luftschiff“, an Bug und Kiel in dem dünnen Fluidum erzeugt, das es bei seinem Fortschreiten zur Seite drängen muss. Diese Art der Photographie bedeutet nach einer geistreichen Bemerkung Ernst Machs nichts mehr und nichts weniger, als eine Vergrösserung der Zeit, auf die wir doch nach den schönen, uns durch Schiller vertraut gewordenen … S478

Aus der Unfähigkeit des Auges, sehr schnelle Bewegungsvorgänge zu erfassen, auf das Entstehen von „geistigen Brücken“…metaphern traue ich mich, seit dem Verriss des deleuze kaum zu sagen Metaphern sind für höchst dramatische Gebilde aber meine Dramen wirres Spiel – Geistesexperimente der Übertragung zu schöpfen

So lautet also meine These zwei: daß – unter der Annahme eines losen flüchtigen freundschaftlichen Austausches, dem keine Begegnungen in den Ferien, keine Treffen, keine Einladungen zu Hochzeiten, Wiegenfesten, Habilitationsfeiern und Weihnachtsbesüchelchen zwischen Heimaturlauben - aber doch eine gewisse Anteilnahme zugrunde liegt, absurd genug für die gegenwärtige Husserlforschung, doch genügend solide, den Wolfgang Ritzel noch 1964 nach Erwin Freundlich suchen zu lassen, genügend tief, für den Tagebucheintrag des Wilhelm Ritzel

„So waren eigentlich die Jahre vor dem Kriege geschäftlich für uns ein Kampf u. zu einem Genuß der vielen, in das Geschäft gesteckten Mühen sind wir nicht recht gelangt. Hermann u. Albert traten schließlich, an dem Erfolg verzweifelnd, Ende 1912 u. 1915 für einen Verkauf der Anlage ein, dem ich wiederriet, da ich meinen guten Glauben nicht aufgab u. den schlechten Geschäftsgang mehr für eine Erscheinung der Konjunktur ansah, die man überstehen müsse. Es gab dann oft zur Weihnachtszeit heftige Debatten, in denen jeder seinen Standpunkt vertrat u. die meine Mutter oft betrübten, obwohl es ja nur sachliche Differenzen waren u. wir persönlich nach so einem Gewitter uns sicher eher näher gekommen waren, als uns entzweit hatten. Gerade das letzte, gemeinschaftlich begangene Weihnachtsfest sah uns alle drei damit beschäftigt den seither verpachteten Bierstadter Grundbesitz, der Hermann u. Albert zugefallen war, zu verwerten, indem wir ihn einer öffentlichen Versteigerung aussetzten. An dieser Veräußerung, die den ganzen Winter anhielt, hatten Hermann u. Albert ihre helle Freude, obwohl der Ertrag, gemessen an den späteren Kriegspreisen, ein bescheidener war. immerhin war der Erlös derart, daß seine Verzinsung das vorher durch die Verpachtung erzielte Einkommen bedeutend überschritt.“

Zwischen dem Jahr 1899, in dem Herbert Freundlich und Hermann Ritzel zu studieren begannen, der im Jahr 1902 folgenden Habilitation des Herbert Freundlich, dem Beginn des Studiums von Albert Ritzel bei Herbert Freundlich - über das wunderbare Jahr 1905, dem annus mirabilis des Albert Einstein, der Auszeit des Hermann Ritzel irgendwann zwischen dem SS 1904 und WS 1905/06, dem Beginn des Studiums des Erwin Freundlich bei Felix Klein und Edmund Husserl, dem Auslandsstudium des Albert Ritzel in Manchester und Liverpool im Jahr 1908, der Habilitation von Albert Ritzel in Jena 1911, Erwin Freundlichs beginnender Mitarbeit bei Albert Einstein, die ihn ab 1919 zum ersten offiziellen Mitarbeiter am sogenannten Einstein Turm, dem 1919 von Erich Mendelssohn erbauten Observatorium in Berlin Potsdam, macht, von der Berechnung der Laplace Funktionen, von Poincaré zur Beschießung einer unsichtbaren Größe – müssen die Diskussionen vieles umspannt haben.

„...Plancks Veröffentlichung Quantenhypothese 1900.. Der Gedanke, dass Energie nur in diskreten Energiequanten emittiert und absorbiert werden könnte, war so neu, dass er nicht in den überlieferten Rahmen der Physik eingefügt werden konnte.

In der Zwischenzeit war durch die Experimente von Becquerel, Curie und Rutherford etwas mehr Klarheit über die Struktur des Atoms gewonnen worden. Im Jahr 1911 leitete Rutherford aus seinen Beobachtungen durch den Durchgang der - Strahlen durch Materie sein berühmtes Atommodell ab.

„Allerdings konnte dieses Modell zunächst gerade eine der am meisten charakteristischen Eigenschaften des Atoms, nämlich seine enorme Stabilität, nicht erklären.“ Heisenberg Reclamheftchen Quantentheorie und Philosophie (S6 – 8) „Die Erklärung für diese ungewöhnliche Stabilität wurde im Jahr 1913 durch Niels Bohr gegeben, in dem er die Plancksche Quantenhypothese auf das Rutherfordsche Atommodell anwandte.“

So ist also mein eigentliches Anliegen dieses: Eine geistige „mind map“ zu beschreiben, die es ermöglicht, die Tatsache näher zu erläutern, dass vor einem naturwissenschaftlichen Hintergrund sei es, durch Freunde, durch den Bruder, durch eigene Semestererfahrung eine persönliche „Bekanntschaft“ von Hermann Ritze anzunehmen ist: eine „Vertrautheit mit Röntgenstrahlen, Spektralanalyse, mit Nebelkammer und anderen optischen Geräten der Sichtbarmachung radioaktiver Substanzen gibt, vor deren Hintergrund die einleitende Bemerkung des Herrmann Ritzel in seiner Arbeit über „Ähnlichkeit“ zu einem sehr komplexen Geschehen der „Unmittelbarkeit“ wird:

„Es ist eine alte, heute kaum noch der Rechtfertigung bedürfende logische Überzeugung, dass alle unsere Begriffe letzten Endes auf Erfahrung zurückgehen. Inhalte irgendwelcher Erfahrung sind es, welche die Bedeutung unserer Begriffe ausmachen, sie sind das in den Begriffen Gemeinte. Will ich daher den Sinn des Begriffes angeben, so muss ich auf jene Erfahrungsinhalte hinweisen.“

(Hermann Ritzel,

Und es wäre nicht die Parabel vom Sehen Das die Frage nach den synthetischen Urteilen a priori aufwarf? Sondern das Problem der Zahl – oder Messeinheit? Das der Identität?

Die Frage: Warum gleichen alle Wasserstoffatome haargenau einander? Oder warum hält etwas, das aus nichts besteht, so fest zusammen?

„Evidenz“ als Modell von GELTUNG und Evidenz das an Modelle des Sehens – im Sinne des theoretischen SEHENS und im Sinne des ästhetischen Sehens – gebunden ist. Röntgenstrahlen also gleich dem „Sehen“ als gäbe es auch negative Modelle von „Sehen“ und Modelle von „Zeit“ Sehen camera obscura, das projektive Licht, Quantenphysik und die Problematik des Sehens Abbilden Repräsentieren Einbilden Wahrnehmen oder einfach nur des „Beobachtens“

Und die Schwierigkeiten in einer Argumentation, die Metaphern verwendet, Bilder für das, was sie bezeichnet und doch nicht sagen, nennen, verwenden will – das alles sind Fragen und Zweifel an der Phänomenologie, die ich mir stelle und versuche, nicht zuzulassen.

Es gibt ein – online zugängliches - PDF des Forschungsprogramms „BILDEVIDENZ“ der Kolleg Forschergruppe Bildevidenz, Geschichte und Ästhetik. Darin wird eine „Theoriehaltigkeit der Bilder“ formuliert , der „eine eigene Diskursivität“ zukommt, welche wesentlich ist in Beantwortung „der Frage, wie sie Evidenz erzeugen.“ Hierbei besonders auf durch die technischen Film Fotografie entstandenen Formen „Diese durch Fotografie und Film erzeugte Evidenz des Unsichtbaren erfordert grundsätzlich ganz andere Beschreibungskategorien als sie etwa in der Tradition der klassischen kunsttheoretischen Bildbeschreibung entwickelt wurden, da ihr andere Konzepte von Bildgenese, Autorschaft und Repräsentation zugrunde liegen. Im Gegensatz zu rein anthropologisch basierten Medientheorien, die jede Medientechnik grundsätzlich als Ausweitung oder Verlängerung menschlicher Sinne oder Organe verstehen ist hier zunächst von einer grundsätzlichen Fremdheit, Kontingenz und Alterität des technisch Produzierten auszugehen. Zwar werden die Bilder einerseits durch gezielte Eingriffe, Intentionen und Manipulationen erst hervorgebracht, zugleich manifestiert sich in ihnen auch eine Eigengesetzlichkeit, die den Bereich der Intentionalität und Kontrolle übersteigt und gerade durch diesen Mehrwert überhaupt erst bedeutsam wird.“ (S.10)

Es ist natürlich von Formen des „Sehens“ die Rede, die „durch explorative Verfahren wie Momentfotografie, Zeitverlangsamung oder Beschleunigung im Film oder – im Bereich der wissenschaftlichen Visualisierung – Hervorbringung bis dahin unbekannter Bildwelten ( durch extreme Vergrösserung, Röntgenstrahlung etc) „ einen „visuell strukturierte(n) Raum“ stehen lassen, „der sich der menschlichen Wahrnehmung bisher entzogen hatte.“

„Die ästhetische Spezifik bildlicher Evidenz ist eben kein bloßer Zusatz, sondern ist von der epistemologischen Dimension der Evidenzerzeugung von Anfang an nicht zu trennen“.

Die Forschergruppe verweist zugleich aber auf die Praktiken der Machbarkeit der Ästhetisierbarkeit und der Strukturierung der angewandten Methoden....

(bis hin zur erneuten Thematisierung der latenten Gestaltungskräfte des Mediums und des fototechnischen oder filmischen Materials durch Medienkünstler „die „sichtbar machen“ „ was im Normalfall der vermeintlich transparenten Wirklichkeitsübertragung gerade verschwinden sollte, nämlich die materialen Spuren des Medialen selbst....“ (ebenda s10)

„Die Geschichte dieser gleichermaßen epistemischen wie ästhetischen Ausformungen des Unsichtbaren ist bisher erst in Ansätzen geschrieben worden.“ (Ebda.10)

Zur Illustration bietet sich ein Beispiel an, welches Lutger Schwarte anführt:

„Arthur Goodspeed hat – darauf hat Peter Geimer ausdrücklich hingewiesen – im Jahr 1890 das erste Röntgenphoto der Welt hergestellt, ohne es gewollt oder bemerkt zu haben....als fünf Jahre später die Arbeit „Über eine neue Art von Strahlen“ Wilhelm Conrad Röntgen weltweit bekannt machte, ging Goodspeed zurück in sein Laborarchiv, nahm die alten Photoplatten heraus und verstand, dass er unabsichtlich die ersten Röntgenphotos geschaffen hatte...Er hatte diese Platten aufbewahrt, weil sie merkwürdige Spuren und Muster zeigten. Erst später fand er heraus, dass sie etwas abbildeten. Bilder werden kaum je mit einem Schlag, in einem Augenblick erfasst. Manchmal dauert es sehr lange, bis die Bilddinge so gesehen werden können....“

Wenn es eine mögliche Annahme ist, Philosophen um 1900 hätten eben nicht gesehen, welche bedeutsame geistige und wissenschaftliche Revolution sich vor ihnen auftat – ein Beispiel biete Bergson, der NICHT imstande gewesen sei, Einsteins Annahmen zu begreifen (siehe J.Canales. 42)

„Bergson found Einsteins‘s definition of time in terms of clocks completely aberrant: The philosopher did not understand why one would opt to describe the timing of a signifikant event, such as the arrival of a train, in terms of how that event matched against a watch. He did not understand why Einstein tried to establish this particuliar procedure as a privileged way to determine simultaneity“).

J. Canalez weist natürlich darauf hin, dass Bergsons Unverständnis einen tieferen Grund hatte:

Bergson searched for a more basic definition of simultaneity. ...“

2016 habe ich eine erneute Anfrage an das Husserl Archiv Leuven gestellt, zwecks Recherche zu den „Gesprächen über Mathematik“ - Zum wenigstens, so meine Idee, einen Hinweis auf die philosophischen Überlegungen des Erwin Freundlich zu erhalten, der bei Felix Klein studierte, (und damit indirekt einen Hinweis darauf, was Hermann Ritzel – wenn er schon von Albert Ritzel nichts über Rutherford hätte hören wollen, doch wenigstens von Erwin Freundlich über Husserl und oder Einstein hätte erfahren können. Doch ich bekam nur eine vertröstende Antwort. Schließlich keine weitere mehr. Was, wie ich annehme, heißen soll, dass es hier nichts gäbe, was für mich zu finden sei.

Hermann Ritzel verschwindet zwischen 1904 und 1911.

Das Niemandsland des Hermann Ritzel – der Absturz in den Wahnsinn oder die Verleumdung, beides nicht von der Hand zu weisen, die es angeraten erscheinen lassen, sich nicht zu sehr dem Geruch der Geisteskrankheit auszusetzen.

Nietzsche ist 1904 noch nicht lange tot, gestorben 1880 in Turin.

Ricochet der Lüge

En verlorener Ball in die Vergangenheit der Philosophie.

Ein verlorenes Band eines ins Graue führenden Fadens.

Das Prinzip des Lügners und die Klassenparadoxie.

Die einzige Philosophiegeschichte, die ich besitze ist von Windelband. Sie gehörte Hermann Ritzel, so schrieb es Wolfgang Ritzel vorne aufs Deckblatt /in den Schmutztitel hinein, der es von ihm erbte und sie wiederum meiner Mutter vermachte.

Es ist ein Buch, das ich gerne besitze, es tut mir gut, es geht etwas warmherziges, gediegenes Grundsolides von ihm aus, ich habe daraus für Arbeiten gelernt. Aber schlecht - und ich weiß, dass das Gefühl, das dieses Buch mir vermittelt, im Gegensatz steht zur Universität.

Ich sag es deswegen, weil in einer Wiederaufnahme eines Experimentes, ich wissen muss, wer schon drin gescheitert ist, Zumindest wärs nett, das vorher zu wissen.

und sich zu merken, wenn und was einem nicht guttut. Hier also mein roter Punkt.

Dennoch muss ich darauf hinweisen, dass ich meine Vorfahren nicht erinnere, weder weiß, wie Albert Ritzels Stimme klang noch welche Färbung die von Hermann hatte. Allerdings scheint die Idee an Hand eines kleines Stückchen Familiengeschichte Als wäre es ein Bindfädchen den Radius zu errechnen – Mit dessen Hilfe sich – more geometrico – ein Stück der großen Philosophiegeschichte abmessen läßt, völlig untauglich zu sein.

Es ist fast als müsste man sagen: Die banale Rekonstruktion zweier – unwichtiger – Leben -

Wie der Sprung von Systemgeschichte zu …...... von Verfall zu Verfallsgeschichte (Noch dazu unter meinen dilettantischen Händen, die einem zutiefst unphilosophischen Denken gehorchen) und schließlich zur

CRISTALLISATION

zwischen Wolfgang Goethe, Johann Peter Hebel, Walter Benjamin und Stendhal und vielleicht Celan und Nelly Sachs vieles nicht Gesagte mitschwingt, das behutsam behandelt werden will.

Einstiegsversuche:

Philosophiegeschichte.

Die von Hermann Ritzel endet 1914. Im Juli. Als er seinen zweiten Versuch zur Promotion einreicht.

Zweites Kapitel