Canasta - Thomas Dorn - E-Book

Canasta E-Book

Thomas Dorn

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Beschreibung

Kann man den Tod besiegen? Schwierig. Doch Katharina versucht es. Dabei kommt ihr allerdings der Sensenmann persönlich in die Quere. Er ist wählerisch und holt nicht jede und jeden. Mit Wagemut und Chuzpe lockt Katherina den Sensenmann in ein Canasta-Spiel. Als Siegprämie winkt ihr wohlverdienter Tod. Aber auch der Mann im schwarzen Umhang will gewinnen!

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Thomas Dorn, Jahrgang 1958, groß geworden in den 60ern und 70ern. Konservative Werte noch gelernt und verstanden, aber auch schon moderne Zeiten erlebt und genossen. Voraussetzungen für einen leichten und flüssigen Erzählstil.

„Als Autor möchte ich die Leser in meine Geschichten einsaugen und sie für einige Zeit die Welt um sich vergessen lassen.

So fühlt sich Freiheit an“.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Epilog

Prolog

Die hier niedergeschriebene Geschichte hat sich so nie zugetragen. Auch alle beteiligten Personen sind frei erfunden. Trotzdem finden sich – wie in vielen fiktiven Geschichten – biografische Züge wieder, die es wert sind, erzählt zu werden.

Meistens sind es nahestehende Personen wie Eltern, Geschwister oder Freunde, die uns prägen und uns so in seltenen, aber sehr intensiven Situationen innehalten lassen. Dann öffnet sich für einen kurzen Moment die Tür zur eigenen Seele und wir erkennen Wahrheiten, die uns bereits über viele Jahre begleiten und beschäftigen und dadurch oftmals sogar unsere Einstellungen nachhaltig ändern.

Manchmal betrifft eine dieser Wahrheiten auch den Tod, der für viele Menschen negativ belegt ist. Zu Unrecht.

Der Tod: Ein so kurzes Wort, das nicht einmal länger ist als sein Artikel, aber doch vielen Menschen so viel bedeutet.

In der Kinder- und Jugendzeit beschäftigt man sich normalerweise selten mit dem Tod und auch anschließend hält man sich das Thema gern vom Leib. Früher oder später kommt man dann aber nicht mehr daran vorbei. Doch auch auf die Fragen: Wann werdeich sterben? Wie sterbe ich? Sterbe ich vor meinem Partner? Wo sterbe ich – zu Hause im Kreise der Familie, in einem unbekannten Krankenhaus oder in einem Seniorenheim?, finden sich nicht immer eindeutige Antworten.

Eine Erkenntnis wird einem jedoch schnell klar: Der Mensch muss lernen „loszulassen“.

In der Liedzeile eines bekannten englischen Songs heißt es sinngemäß: „Weißt du, du kamst aus dem Nichts, du gehst wieder zurück ins Nichts! Was hast du verloren? Nichts!“ Und noch eine logische Ergänzung dazu: „Und du gehst auch mit Nichts.“

Natürlich haben viele Menschen ihren Glauben – sei es der Buddhist, der Christ, der Hindu, der Jude oder der Moslem. Nach deren Lehren gibt es jeweils eine Alternative für das, was nach dem Tod kommt. Doch ebenso viele Menschen glauben nicht daran.

Vielleicht kann diesen Menschen die hier erzählte Geschichte helfen, eine eigene Meinung oder Vision für ihren persönlichen Abgang zu finden, denn so viel ist sicher: Der letzte Tag wird kommen!

In der vorliegenden Geschichte spielt der Tod – im wahrsten Sinne des Wortes – eine gewichtige Rolle, jedoch ist er dabei niemals angsteinflößend oder bedrohlich, eher im Gegenteil. Er soll als Bestandteil unseres Lebens verstanden werden, der letztendlich Licht in unser Sein bringen kann.

In einem Kurzroman, manch einer wird auch Züge einer Novelle entdecken, detailreich alle wichtigen Charakter- und Wesenszüge der handelnden Personen wiederzugeben ist mitunter schwierig und lenkt vom eigentlichen Kern der Geschichte ab.

Aus diesem Grunde treten in der nun folgenden Handlung neben der Hauptdarstellerin nur wenige andere Personen auf. Deren Charaktere und Erlebnisse werden nur eingeschränkt wiedergegeben. Auch der Ort und die Zeit der Handlung spielen keine wichtige Rolle.

1. Kapitel

Katharina Verhoeven, eine eher kleine, aber selbstbewusste und kluge Frau, war nun mit ihren siebenundachtzig Jahren fast am Ende ihres Lebensweges angekommen. Sie war schon seit fast zehn Jahren Witwe, wenn dies auch nicht so richtig stimmte, denn eigentlich war sie bereits seit über vierzig Jahren von ihrem Mann geschieden. Sie liebte ihren Ex-Mann aber nach wie vor, wenn auch sie es gewesen war, die damals die Reißleine gezogen hatte. Schon seit seinem Tod fühlte sie sich als Hinterbliebene. Darüber so richtig nachdenken konnte sie aber erst, nachdem sie hier im Seniorenheim Sankt Margarete ihr vorletztes Quartier bezogen hatte.

Eigentlich war sie mental noch recht fit, wenn sie sich auch in letzter Zeit nicht mehr an alles erinnern konnte. Aber wenn es darauf ankam, konnte sie noch eins und eins zusammenzählen. Ihre physische Beweglichkeit war seit zwei Jahren durch eine beginnende Parkinson-Erkrankung erheblich eingeschränkt.

Erst nach mehrmonatigem Drängen der Familie und etlichen Konsultationen bei ihrem geliebten Hausarzt Dr. Schneider gab sie letztendlich ihren Widerstand auf und bezog Anfang des Jahres mit ihren wenigen persönlichen Dingen ein Zimmer im gut geführten Seniorenheim im Zentrum ihrer Geburtsstadt. Neben ihren Kleidungsstücken legte sie nur noch auf einige, für sie wichtige Gegenstände besonderen Wert. Dazu zählten neben einem bequemen Sessel, der bereits an einigen Stellen so abgesessen war, dass die Polsterfüllung sichtbar wurde, einer kleinen braunen Kommode, auf der ihr alter Fernsehapparat stand, und einigen eingerahmten Bildern von ihren Eltern, der Schwester, ihres Sohnes, das abgegriffene Bild ihres stattlichen Mannes aus den späten Sechzigern.

Nach der Scheidung, die sich über mehrere Jahre hingezogen hatte, war sie auf sich selbst angewiesen. Unterhalt hatte sie nur noch für ihren Sohn bekommen. In dieser Zeit entwickelte sie eine Überlebensstrategie, die einer Löwin nicht unähnlich war: kompromisslos in der Sache, ausdauernd im Willen und unnachgiebig mit den Gegnern. Viele Schlachten hatte sie verloren aber nie den Krieg. Trotz ihres streitbaren Wesens verdiente sie sich dabei bei ihren Mitmenschen eine gehörige Portion Respekt.

Mit den Jahren hatte sich Katie, wie sie ihre Familie und ihre Freunde nannten, ein ordentliches Leben eingerichtet, verdiente durch ihre eigene Schaffenskraft anständiges Geld und konnte sich auch ein wenig Luxus leisten. Ihren Sohn zog sie nach dem Motto „Fördern und Fordern“ auf. Von ihrem Mann hörte sie immer weniger, obwohl sie ihn nie ganz vergaß.

Eigentlich hätte das Leben bis zum Ende so weitergehen können, doch jetzt hatte sie anscheinend das Schicksal eingeholt. Musste sie jetzt auf den letzten Metern noch für all die vielen gewonnenen und verlorenen Scharmützel bezahlen? Würde ihr die Rechnung jetzt so kurz vor knapp doch noch präsentiert?

Ihren Aufenthalt hier in der „Anstalt“, wie sie das ordentlich geführte Seniorenheim gerne nannte, konnte sie nicht ungeschehen machen. Aber musste sie sich mit allem, was ihr an diesem Ort nicht passte, zufriedengeben?

In den ersten Tagen und Wochen ihrer neuen Lebensumstände wollte und konnte sie sich an nichts erfreuen. Das Essen war für sie nicht genießbar – oft kalt und ideenlos –, der Tagesablauf stumpfsinnig und freudlos und das Personal unaufmerksam und emotionslos. Zwar bekam sie viel Besuch – von der Verwandtschaft, den wenigen übrig gebliebenen Freunden und hin und wieder von ihrem Sohn –, aufheitern konnte sie das alles jedoch nicht. Es fehlte einfach die Perspektive!

Ihr Tagesablauf war in erster Linie durch die Mahlzeiten, das vom Heim organisierte Tagesprogramm und dem abendlichen Fernsehschauen vorgegeben, bei dem sie allerdings häufig einschlief. Für Katie war das alles nur ungeliebte Pflicht. Highlights waren für sie, soferndas Wetter mitspielte, ihre kleinen Spaziergänge mit dem Rollator rund um das Heim. Hierbei konnte sie die Natur beobachten, wie sie von den Jahreszeiten geprägt wurde, und sich hin und wieder mit Leuten ihres Alters aus der Nachbarschaft von Sankt Margarete unterhalten.

Auch der Griff zu einer Zigarette, wenn auch nur einige wenige Male am Tag, bereitete Katie noch ein wenig Vergnügen. Da es nicht erlaubt war, in der Anstalt zu rauchen, gab es nur wenige ausgewiesene Raucherbereiche um das Haus herum. Hier traf sie dann auch regelmäßig ihre Mitbewohner. Mit Frau Küppers, einer ihrer Leidensgenossinnen, kam sie dabei des Öfteren in Kontakt. Frau Helga Küppers war etwas jünger und einen Kopf größer als Katie. Für ihr Alter war sie noch immer sehr modern gekleidet und auch auf ihr sonstiges Äußeres legte sie besonderen Wert. Am heutigen Frühlingsanfang und den ersten warmen Sonnenstrahlen trug Frau Küppers eine dunkelblaue Hose mit aufgesetzten Taschen, eine gelbe Bluse mit weißem Kragen und eine anthrazitfarbene Baumwolljacke.

Als Frau Küppers sich mit vorsichtigen Schritten dem Raucherbereich näherte, musterte Katie sie von oben bis unten.

„Sie sehen aber heute schick aus, Frau Küppers, haben Sie noch was vor?“

„Nein, aber heute ist Frühlingsanfang und den möchte ich passend genießen, erst recht bei den warmen Temperaturen.“ Während sie das sagte, zündete sie sich eine Zigarette an und zog den ersten Zug genussvoll ein, wobei sie beim Ausstoßen des Rauchs mit geschlossenen Augen ihr Gesicht in die Sonne hielt und so die Wärme der Sonnenstrahlen aufsog.

„Und, Frau Verhoeven, haben Sie sich mittlerweile im Heim eingewöhnt?“, fragte Frau Küppers interessiert.

„Nein, nicht wirklich. Aber nach Hause komme ich ja auch nicht mehr.“

„Jetzt seien Sie einmal nicht so negativ“, entgegnete Frau Küppers etwas schroff. „Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich könnte mir auch etwas Besseres vorstellen, aber ich habe mich mit dem Leben hier mittlerweile arrangiert.“

Katie verstand, was ihre Mitbewohnerin ausdrücken wollte, wenn sie es ihr auch nicht abnahm. Katie hatte durch ihr einzelkämpferisches Leben einiges an Menschenkenntnis gewonnen und so war ihr bereits bei den ersten Gesprächen mit Frau Küppers deren Neid auf alles und jeden aufgefallen. Nur wenn sie Geschichten aus ihrer Jugend erzählte, war davon nichts zu spüren.

„Meine Nachbarin Frau Wolters, das ist die mit den rotgefärbten Haaren und der Baskenmütze, hatgestern einen neuen Fernseher von ihrer Tochter bekommen. So ein neuartiges Gerät, irre groß und ganz dünn. Das ist doch rausgeworfenes Geld, und überhaupt sieht die Frau Wolters doch kaum noch etwas.“ Während sie das sagte, zupfte sie sich ihre gelbe Bluse unter ihrer geöffneten Jacke nervös zurecht und blinzelte dabei auffällig mit den Augen.

„Jetzt gönnen Sie der Frau doch auch einmal etwas Positives. Sicherlich kam das Geschenk von Herzen und darüber hat sie sich bestimmt gefreut“, entgegnete Katie mit ein wenig Nachdruck in der Stimme.

Frau Küppers zog nervös an ihrer Zigarette, wobei sie anschließend ihre roten Lippen ein wenig zu lange kräuselte. „Na ja, vielleicht haben sie ja recht.“

Anschließend unterhielten sich die beiden Frauen noch angeregt über die neuesten Gerüchte und Begebenheiten von Sankt Margarete, bevor sie sich gemeinsam wieder in Richtung ihrer Unterkunft begaben.

Bereits von Weitem umwehte sie dabei der Essensgeruch aus der hauseigenen Küche. In einer Stunde würde das Mittagessen im geschmacklosen Gemeinschaftsraum serviert werden. Hier fanden neben den Mahlzeiten auch die gemeinsam gefeierten Feste wie Ostern, Weihnachten und Silvester statt. Für Katie ein reizloser und wenig inspirierender Raum, der doch sehr einem Wartebereich eines Krankenhauses ähnelte.

Nachdem Katie und Frau Küppers den Gemeinschaftsraum passiert hatten, steuerte Katie mit ihrer Gehhilfe den Aufzug an. Bis zum Mittagessen war ja noch ein wenig Zeit, und die wollte Katie nutzen und noch einmal auf ihr Zimmer im zweiten Stock fahren, um sich noch etwas auszuruhen und eine wärmere Jacke anzuziehen. Kurz nachdem sie langsam die Aufzugskabine betreten hatte, merkte sie, wie noch jemand hinter ihr mit eingestiegen war. Es handelte sich um den im Hause nicht sonderlich beliebten Herrn Peters.

Vor ein paar Tagen hatte Katie ihn zum ersten Mal live erlebt und mitbekommen, wie er hasserfüllt über seine Tochter hergezogen war. „Schon in der Jugend hast du nicht auf uns gehört und bist mit jedem dahergelaufenen Affen ins Bett gegangen! Und auch deine Blagen haben nichts auf die Reihe bekommen und jetzt soll ich für ihre Faulheit auch noch zahlen!“, schallte es über den Flur. Herr Peters hatte vor wenigen Minuten Besuch von seiner Tochter bekommen, die ihn nun zum wiederholten Male wohl um eine größerer Menge Geld bat. Da Katies Zimmer schräg gegenüber von Herrn Peters‘ Zimmer lag und in der Regel die Zimmertüren nicht geschlossen wurden, konnte sie gar nicht weghören und war im ersten Moment doch arg geschockt. Nicht nur von Herrn Peters‘ Wortwahl, sondern von dem abgrundtiefen Hass, der in seinen Worten lag. Wenige Sekunden später hörte Katie auch schon eilige Schritte, die aus Herrn Peters‘ Zimmer in Richtung des Aufzugs stürmten. Katie schloss vorsichtshalber ihre Zimmertür, um nicht noch weiteren Hasstiraden ausgesetzt zu werden.

Da Herr Peters nun im Aufzug neben ihr stand und sie kurz begrüßt hatte, beobachtete sie ihn die wenigen Augenblicke, bis sich die Aufzugstür im zweiten Stock wieder öffnete und er, da er dem Ausstieg näherstand, schnell die Kabine verließ. In ähnlichem Alter wie Katie wirkte er noch recht willensstark, was auch sein hartes, kantiges Gesicht mit den kurzen grauen Haaren zum Ausdruck brachte. Flüchtig konnte Katie auch in seine kalten und leeren Augen schauen. Für einen kleinen Moment fröstelte es sie dabei.

Wenige Minuten nach zwölf betrat Katie den nun zum Mittagessen genutzten Gemeinschaftsraum. Da sie unmittelbar danach ihren gewohnten Mittagsschlaf wahrnehmen wollte, war sie die wenigen Schritte ohne ihren Rollator unterwegs und bewegte sich mit langsamen Schritten zu ihrem Lieblingsplatz am Fenster. Von hier hatte sie einen schönen Blick in den Garten, der zum Frühlingsanfang nun jeden Tag grüner und dichter wurde.

Heute gab es neben einer Suppe als Vorspeise Reis mit Geschnetzeltem und Karotten und als Dessert einen Vanillepudding mit Erdbeersoße. Als Getränke konnten die Bewohner zwischen täglich wechselnden Fruchtsäften, kaltem Tee vom Vormittag, stillem Mineralwasser und alkoholfreiem Bier wählen. Heute genehmigte sich Katie ein Bier. Ein wenig Alkohol war ja doch drin!

Nach dem Essen begab sie sich auf direktem Weg in ihr Zimmer, machte den Vorhang vor ihrem Fenster zu, zog ihre dicke Jacke und die Schuhe aus, legte sich auf das für sie noch immer ungewohnt hohe Pflegebett und fiel in einen tiefen Schlaf.

Gegen halb drei klopfte es einige Male an Katies Zimmertür, die sich im selben Moment auch schon öffnete.

„Frau Verhoeven, wir wollen den schönen Tag doch nicht verschlafen“, hallte es durch das Zimmer. Es war ihr Lieblingspfleger Toni, der sich mit seiner herzlichen, aber direkten Art nach ihrem nachmittäglichen Wohlbefinden erkundigte, den Vorhang aufzog und die Wasserkaraffe, die neben ihrem Bett stand, durch eine frisch gefüllte ersetzte. „Wenigstens haben Sie heute Spätschicht. Ihre anderen Kollegen sind ja nicht so mein Fall.“

Toni wusste, dass er bei Frau Verhoeven einen kleinen Stein im Brett hatte. In ihren ersten Tagen hier hatte er sich ehrlich und rührend um sie gekümmert.Irgendwie war sie ihm gleich ans Herz gewachsen und so nahm er sie auch des Öfteren in die Arme, wenn sie vor lauter Kummer und völlig überraschend anfing zu weinen.

Mittlerweile schien sie sich jedoch gefangen zu haben.

„Waren Sie heute denn schon spazieren?“, wollte Toni wissen. „Ja, heute Vormittag. Dabei habe ich auch Frau Küppers getroffen und mit ihr ein Zigarettchen geraucht.“

Da auch Toni sich ab und zu eine Zigarette gönnte, konnte er Katies kleines Laster gut verstehen. „War Frau Küppers wieder auf irgendjemanden oder irgendetwas neidisch?“, wollte Toni auf direktem Weg von Katie wissen.

„Sie kennen sie aber schon ganz gut. Ja, diesmal hat sie sich über den neuen Fernseher von Frau Wolters aufgeregt. Wissen Sie, warum die eigentlich so neidisch ist?“, wollte Katie wissen. „Nicht so richtig, aber Frau Küppers wurde wohl viele Jahre von ihrem Mann zur Sparsamkeit gezwungen. Und als er dann vor drei Jahren gestorben ist und sie endlich Zugriff auf das Geld hatte, bekam sie mehrere Schlaganfälle und wurde von ihrer Familie anschließend hier nach Sankt Margarete eingeliefert. Jetzt verwaltet ihre Tochter das Geld und außer Klamotten und einem kleinen Taschengeld bekommt sie nichts von ihr.“

Während Toni noch Katies Blutdruck maß und kurz in dem kleinen Bad nach den Hygieneartikeln schaute, erwähnte er fast beiläufig, dass Herr Jürgens aus dem ersten Stock in der letzten Nacht verstorben sei.

„Ach, das ist aber wirklich schade, der war doch ein so ruhiger und ganz bescheidener Mann“, reagierte Katie spontan, wobei sie auch ein wenig nachdenklich wirkte.