Cape Wörth - Roland Zingerle - E-Book

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Roland Zingerle

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Beschreibung

Der Büroleiter des Kärntner Landesrates Martin List wird in einer Nachtbar vergiftet. Die Tat scheint mit dem jüngsten Großprojekt des Landesrates in Zusammenhang zu stehen, nämlich mit dem geplanten Bau eines sogenannten Orbitalaufzugs, der einen kostengünstigen Lastentransport zwischen Erde und Weltraum ermöglichen soll. Hubert Pogatschnig hat vorerst andere Probleme: Zunächst verscherzt er es sich mit seiner Lebensgefährtin, dann auch noch mit Chefinspektor Leopold Ogris. Ludwig Melischnig schaltet sich zwar fortwährend als Gewissen ein, wird von Pogatschnig aber ebenso fortwährend ignoriert. Dann tritt auch noch Barbara Stromberger auf den Plan, eine ehemalige Schatzjägerin, die sich nun als Journalistin versucht und einen Exklusivbericht über die Aufklärung des aktuellen Mordfalls schreiben möchte, zu dem ihr Pogatschnig verhelfen soll. Dieser ist mittlerweile nicht nur dem Mordfall auf der Spur, sondern auch einem internationalen Komplott in Bezug auf den Orbitalaufzug. Zur Serie: Über die Einhaltung von Gesetzen wacht die Polizei – aber nicht nur! In Klagenfurt am Wörthersee haben sich Hubert Pogatschnig (zunächst Großhandelsvertreter, später Bierführer) und Ludwig Melischnig (Bierführer-Assistent) die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als "Zwei für die Gerechtigkeit" gefeiert und von der Kripo unter dem Kommando von Leopold Ogris als "Deppen-Duo" verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in Gaststätten oder Gewerbebetrieben, Vereinen oder Nachbarschaften, beim täglichen Herumkommen oder auf gelegentlichen Extratouren an Originalschauplätzen in und um Klagenfurt.

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Roland Zingerle

Cape Wörth

Klagenfurter Kneipen-Krimi Nr. 16

 

 

 

 

 

Prolog

 

Gesetz und Verbrechen unterliegen dem Henne-Ei-Prinzip. Zwar scheint das Verbrechen älter zu sein, da Gesetze ansonsten nicht nötig geworden wären, doch hätte man schwerlich je ein Verbrechen erkannt, wäre damit nicht irgendein Gesetz gebrochen worden.

Gesetze regeln das menschliche Zusammenleben und über ihre Einhaltung wacht die Polizei. Aber nicht nur: In Klagenfurt haben sich der Bierführer Hubert Pogatschnig und sein Assistent Ludwig Melischnig die Aufklärung von Kapitalverbrechen zur Aufgabe gemacht. Dabei besteht der besondere Reiz für die beiden darin, schneller zu ermitteln als die Polizei. Von den Medien als „Zwei für die Gerechtigkeit“ gefeiert und von der Polizei unter dem Kommando von Chefinspektor Leopold Ogris als „Deppen-Duo“ verachtet, machen sich die beiden Hobby-Detektive die Vorteile des Tratsches zunutze: Sie suchen dort nach Hinweisen, wo Informationen ausgetauscht werden, nämlich in den Gaststätten in und um Klagenfurt …

Freitag, 10 Uhr, Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung, Klagenfurt.

 

Skepsis und gemischte Gefühle. Das war es, was Barbara Stromberger in ihrem Gesicht sah, als sie es im Vorbeigehen in einem der zahlreichen Spiegel erblickte. Die gleiche Skepsis und die gleichen gemischten Gefühle wie auf den Gesichtern aller Journalisten, die in den Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung gekommen waren. Nicht einer unter ihnen nahm das Thema ernst, zu dem Landesrat Martin List diese Pressekonferenz einberufen hatte, davon war Barbara Stromberger überzeugt! Die einen mochten es für einen verspäteten Aprilscherz halten, die anderen für eine Verwechslung oder eine fehlerhafte Bezeichnung. Was sonst sollte man denken, wenn ein Regierungsmitglied den Bau eines Orbitalaufzugs in Kärnten ankündigte?

 

Da sie noch nie von einem Orbitalaufzug gehört hatte, hatte Barbara Stromberger recherchiert. So erfuhr sie, dass diese Idee auf einen russischen Weltraumpionier zurückging, der schon im Jahr 1895 vorgeschlagen hatte, einen Turm zu bauen, der bis in die Erdumlaufbahn hinaufreichen und als Stütze für einen Lift dienen sollte, mit dem Menschen und Material direkt in den Weltraum befördert werden könnten.

Mittlerweile war dieses Konzept mehrfach überarbeitet worden. Heute sah es vor, einen Satelliten in eine geostationäre Umlaufbahn zu bringen; dort würde er genau so schnell die Erde umkreisen, wie diese sich drehte und damit immer über demselben Flecken Erde am Himmel stehen. Von dem Satelliten aus sollte ein Kabel herabgelassen und auf der Erde verankert werden und an diesem Kabel sollte eine Liftkabine auf und ab fahren. Wenn die ganze Konstruktion einmal stand, würde die Fliehkraft die Erdanziehungskraft ausgleichen.

So zumindest hatte Barbara Stromberger die Theorie verstanden. Sie war fasziniert von der Vorstellung gewesen, dass ein Kabel oder Seil, aus einer ausreichend hohen Erdumlaufbahn senkrecht auf die Erde herabgelassen, genauso senkrecht stehenbleiben würde. Mit einem Gegengewicht im All – zum Beispiel eben einem Satelliten – musste das Seil dazu „nur“ 35.786 Kilometer lang sein.

Das Problem an der Sache war jedoch, dass es derzeit kein Material gab, das stark genug war, um eine Entfernung von 35.786 Kilometern zu überbrücken, ohne zu reißen. Von den gewaltigen Zugkräften, denen es außerdem ausgesetzt sein würde, noch gar nicht zu sprechen. Das stärkste Seil, das die die Menschheit derzeit herzustellen fähig war, riss bei einer Länge von dreißig Kilometern unter seinem eigenen Gewicht.

Und abgesehen von den technischen Widernissen: Für das Geld, das der Bau eines Orbitalaufzugs kosten würde, könnte sich Kärnten jede Menge Pleitebanken, Fußballstadien und Jugend- Tausender leisten!

 

Somit waren die Skepsis und die gemischten Gefühle verständlich, die Barbara Stromberger und wohl auch ihre Kolleginnen und Kollegen dieser Pressekonferenz entgegenbrachten.

Pünktlich zur ausgeschriebenen Zeit betrat Martin List den Spiegelsaal. Eigentlich betrat er ihn nicht – er erschien. Es waren diese ganz besondere Bewegung, dieser ganz besondere Gesichtsausdruck und dieser ganz besondere Klang in der Stimme des Landesrates, die sein Eintreten zum Auftreten machten. Nicht, dass diese seine Persönlichkeit hervorgehoben hätten, aber es war die perfekte Show.

 

Martin List war auf einem Bauernhof aufgewachsen und hatte als Obmann der Landjugend bereits früh Führungsqualitäten bewiesen. Sein Äußeres schien er seit damals nicht mehr verändert zu haben; zwar ging er nach der Mode, doch seine Frisur, dieses charakteristisch aufstehende Haarbüschel an seinem blonden Vorderkopf, sah noch immer so aus wie in den frühen achtziger Jahren. Nach seinem Studium war er kurz Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebs gewesen, danach hatte er sich von einem politischen Amt in das nächste hoch gehangelt; immer darum bemüht, alles für seine Partei zu tun – damit diese alles für ihn tat.

Wenn er über Intelligenz verfügte, dann wusste er sie gut zu verstecken. Viel wahrscheinlicher war jedoch, dass er seine heutige Position dieser Mischung aus Bauernschläue und Unverschämtheit verdankte, mit der er bislang alle Probleme hatte beseitigen können. Zwar war noch das eine oder andere Gerichtsverfahren gegen ihn anhängig, doch das war für ihn kein Grund, sein Verhalten in irgendeiner Weise zu ändern.

 

Neben List betraten noch zwei weitere Männer den Saal und setzten sich zu ihm an den vorbereiteten Tisch. Einen hageren, grauhaarigen Mann Mitte fünfzig stellte List als John Bernstein vor, Geschäftsführer der US-Amerikanischen Firma „Spacelift Enterprises“, eine Partnerorganisation der NASA. Der andere Mann war Bernsteins Dolmetscher.

Martin List begann seine Projektvorstellung in jener lockeren, selbstverständlichen Art, für die er bekannt war. Und obwohl Barbara Stromberger einen wachen Geist besaß, stellte sie immer wieder mit Erstaunen fest, dass sie – wenn sie dem Landesrat nur lange genug zuhörte – tatsächlich all das zu glauben begann, was er sagte. Dass die Wirklichkeit der vergangenen Jahre sie immer wieder eines Besseren belehrt hatte, hatte seltsamerweise keinen Einfluss darauf.

So auch diesmal. List erläuterte kurz das Konzept des Orbitalaufzugs und schickte voraus, John Bernstein würde im Anschluss erklären, wie die technischen Probleme gelöst werden könnten. – Und schon erschien Barbara Stromberger das Projekt so selbstverständlich möglich, wie es ihr zuvor unmöglich erschienen war!

„Kärnten hat in jüngerer Vergangenheit einige finanzielle Klippen umschiffen müssen“, untertrieb List, „Klippen, die wir dank des Einsatzes des ABCs meisterhaft genommen haben. Dennoch ist es an der Zeit, dass unser Bundesland neue Impulse setzt. Impulse für die Zukunft!“

 

„ABC“ war der Name der aktuellen Abspaltung einer bereits abgespalteten Partei, die wiederum sämtliche politischen Posten behalten hatte. Was ABC bedeutete, wusste zwar kein Mensch, war aber auch jedem egal. Immerhin war abzusehen, dass die nächste Abspaltung, Wiedervereinigung oder Umbenennung nur eine Frage der Zeit war. Es lohnte sich einfach nicht, sich die Langform von ABC zu merken.

 

„Der Nutzen, den Kärnten als Heimathafen eines Orbitalaufzugs haben wird“, fuhr Martin List fort, „ist in jeder Hinsicht enorm. Mit diesem einzigartigen Projekt in der Geschichte der Menschheit, wird die ganze Welt auf uns blicken. Kärnten wird zum Nabel der Wissenschaft aufsteigen und das bringt nicht nur massenhaft Arbeitsplätze in allen erdenklichen Berufssparten, sondern auch eine weltweite Werbung für die Urlaubsdestination Kärnten, die wir mit anderen Mitteln niemals finanzieren könnten.“

Die ersten Zwischenfragen wurden laut. Die langjährige Politik-Redakteurin einer großen Tageszeitung fragte unverhohlen, ob sich der Größenwahn der Landesregierung mittlerweile zu einer Art Geisteskrankheit weiterentwickelt hätte, und ein etwas moderaterer Radioreporter wollte wissen, ob Kärnten durch die Beinahe-Pleite der Rhino-Bank – und damit der Beinahe-Konkurs des gesamten Bundeslandes – noch nicht nahe genug an der totalen Katastrophe vorbeigeschlittert wäre.

Martin List lächelte überlegen, als hätte er ein Kompliment bekommen. Er erweckte den Anschein, als präsentierte er hier eine Idee, die so großartig war, dass absolut nichts ihren Glanz verdüstern konnte und damit auch nicht seine Laune.

„Wir arbeiten in diesem Projekt eng mit der NASA zusammen“, erklärte er. „Außerdem werden auch Professor Picard und Professor Koch, zwei der namhaftesten Kapazitäten der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das Projekt mit betreuen. Nach Fertigstellung – Mister Bernstein rechnet damit, dass das bis 2031 der Fall sein wird – werden die Kosten für den Transport von einem Kilogramm Last in den Weltraum von derzeit 80.000 auf 100 US-Dollar sinken. Sie sehen also, welches unglaubliche Einsparungspotential dieses Projekt für die Zukunft hat. Dadurch wird der Transport von Weltraum-Labors, Teleskopen, Satelliten und jede andere Art von wissenschaftlicher Ausrüstung in den Weltraum über Kärnten laufen.

Es ist anzunehmen, dass vieles davon aus Kostengründen gleich hier vor Ort produziert werden wird, was bedeutet, dass sich internationale Hightech-Industriebetriebe bei uns ansiedeln werden. Das schafft Arbeitsplätze und zwar nicht nur in der Fertigung, sondern auch in der Forschung. Der nächste logische Schritt ist die Erweiterung der Alpen-Adria-Universität durch einschlägige Fakultäten für die Weltraumforschung. Darüber hinaus profitieren von so einem Megaprojekt aber natürlich auch alle sekundären und tertiären Wirtschaftszweige, bis hin zur Gastronomie. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass wir mit dem Orbitalaufzug hier in Kärnten ein modernes Weltwunder errichten.“

Durch das anschwellende Hohngelächter hindurch ertönte ein weiterer Zwischenruf der langjährigen Politik-Redakteurin. Sie meinte, List solle aufhören, die gebratenen Rebhühner zu fangen, die anscheinend in rauen Scharen über den Kärntner Himmel flatterten, und zu den Kosten kommen. Andere Journalisten pflichteten ihr bei.

Landesrat Martin List lächelte wieder überlegen. Er schloss die Augen und neigte den Kopf, als hätte jemand eingewendet, dass eins plus eins ja zwei ergäbe.

„Kosten sind überhaupt kein Thema“, sagte er dann. „Im ersten Bauabschnitt muss das Land Kärnten nur ein passendes Gelände zur Verfügung stellen, auf dem die Basisstation, der sogenannte Liftport erbaut werden soll. Finanziert wird das Projekt von der internationalen Staatengemeinschaft; immerhin werden sich alle namhaften Länder dieser Erde daran beteiligen. Auch wir, selbstverständlich, Bund und Land. – Österreich und vor allem Kärnten profitieren ja auch am meisten davon. Aber die Kosten werden in einem moderaten Rahmen bleiben, darauf haben Sie mein Wort.“

Barbara Stromberger und ihre Kollegen lachten spontan laut auf.

Samstag, 11 Uhr, Gasthaus Pumpe, Lidmanskygasse, Klagenfurt.

 

Hubert Pogatschnig war gerade im Begriff, das Gasthaus Pumpe zu betreten, als er an der Eingangstür kurz innehielt und den Kopf schüttelte. Selbst hier im Windfang war ein Plakat des bevorstehenden Konzerts von Sandrine angebracht! Sandrine – er konnte den Namen schon nicht mehr hören! Seit bekannt war, dass das Schlagersternchen in der Klagenfurter Wörthersee-Arena ein Konzert geben würde, schien es kein anderes Thema mehr zu geben. Bis gestern zumindest.

Seltsam, dachte Pogatschnig, indem er den Pumpe betrat, noch vor wenigen Monaten hatte das mit 32.000 Sitzen viel zu große Stadion den Namen „Rhino-Arena“ getragen. Seit der katastrophalen Pleite der gleichnamigen Bank war ihr Name der neutraleren Bezeichnung „Wörthersee-Stadion“ gewichen. Nur Gott wusste, was mit dem Stadion geschehen würde, wenn die Rhino-Bank ihren jährlichen Zuschuss einstellte!

Der Zusammenbruch der Rhino-Bank und die Abspaltung des ABCs innerhalb weniger Wochen hatten Kärnten fundamental verändert. Mit einmal Mal wusste hierzulande niemand mehr, welcher Bank, welcher Partei, welchem Versprechen er noch vertrauen konnte. Nicht betrogen fühlte sich nur, wer fanatisch genug war, um die Landespolitiker im Recht zu sehen, oder dumm genug, um auch in Zukunft wieder ihren Versprechungen zu glauben.

 

Als würden seine Gedanken hier bereits diskutiert, hörte Hubert Pogatschnig, wie gleich am ersten Tisch ein Mann seinen Sitznachbarn fragte:

„Weißt du, was ABC in lang heißt?“

„Das weiß kein Mensch“, antwortete der Gefragte. Beide lachten.

Dieses Frage- und Antwortspiel war momentan ein gängiger Witz in Kärnten. Da auch Ludwig Melischnig hier saß, grüßte Pogatschnig die Tischrunde freundlich und fragte, ob noch ein Platz für ihn frei wäre. Wie beim Pumpe so üblich, rückten die Männer sogleich hilfsbereit zusammen, erfreut darüber, dass mit dem neuen Gast auch ein frischer Wind in das laufende Gespräch Einzug halten würde. Denn die Ankündigung, Kärnten würde zum Mittelpunkt der Weltraumindustrie werden, ließ verständlicherweise niemanden kalt.

„Was sagst denn du zum neuesten Bock, den unsere Landesregierung gerade schießt?“, nahm der Mann zu Pogatschnigs Linker die Antwort vorweg.

„Na ja“, erwiderte dieser und zuckte mit den Schultern. „Nachdem sie das Geld von der Rhino-Bank auf den Mond geschossen haben, brauchen unsere Politiker jetzt natürlich einen Orbitalaufzug, damit sie es wieder zurückholen können.“

Die Männer am Tisch lachten. Jener, der neben Ludwig Melischnig saß, stieß diesen an und fragte ihn:

„Was meinst denn du dazu?“

Melischnig setzte jenes dämliche Grinsen auf, das er immer dann hervorholte, wenn er über Dinge sprach, die er nicht verstand, sich deshalb nicht für sie interessierte und darum auch keine Meinung dazu hatte. Also fast immer.

„Was soll ich dazu meinen?“, fragte er hilflos zurück. „Mich hat niemand gefragt, ob das notwendig ist. Wenn mich wer gefragt hätt’, hätt’ ich nein gesagt, aber das hätt’ auch nix geändert. Ich werd’ weiter brav arbeiten gehen, damit ich leben kann, und bei der nächsten Wahl wähl ich halt wieder den, der die besten Wahlzuckerln austeilt. Weil wenn die Sau einmal am Trog steht, dann ist’s eh wurscht, welche Farbe sie hat.“

Der Mann neben ihm nickte.

„Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus“, pflichtete er Melischnig bei. Nicht nur er, alle am Tisch waren plötzlich ernst geworden, denn sie wussten, dass das, was Melischnig in seiner Naivität gesagt hatte, im Grunde auf sie alle zutraf.