Carls Töchter - Biografie - W. van Velzen - E-Book

Carls Töchter - Biografie E-Book

W. van Velzen

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Beschreibung

Es passiert jeden Tag! Allein 2014 gab es laut einer Statistik des Bundeskriminalamtes 12.134 Anzeigen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, die Dunkelziffer nicht mitgerechnet. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kinder Angst haben, darüber zu sprechen. Denn oft kommt die Bedrohung aus dem nahen sozialen Umfeld, also genau von dort, wo sie eigentlich Hilfe finden sollten. Das Verleugnung-potenzial ist hoch, häufig werden die Übergriffe geheim gehalten.

In diesem Buch wird die Kindheit von Emma und Eva erzählt. 

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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W. van Velzen

Carls Töchter - Biografie

Familiendrama

Allen OpfernBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Carls Töchter

Biografie

Familiendrama

 

Papier spricht, wenn die Menschen schweigen

 

Wine van Velzen

Rechte, Impressum

 

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten und oder Person sind Zufall.

Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mithilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin untersagt.

Alle Rechte vorbehalten © März 2020

 

Impressum

Neuauflage

Text: Wine van Velzen

Korrektur: Gisela Schäfer

Covergestaltung: Wine van Velzen

Vorwort

Vorwort

 

Emma und Eva lernte ich in einem Sportstudio kennen. Beide Frauen machten auf mich einen verschlossenen Eindruck. Anfangs grüßten wir uns, später saßen wir verschwitzt und ausgelaugt vom Training zu dritt an der kleinen Bar und tranken Erfrischungsgetränke.

Im Laufe der Zeit lernte ich Emma und Eva besser kennen. Wir verabredeten uns öfter und schon bald entstand eine vertrauensvolle Freundschaft. Die Frauen wussten, dass ich bereits Bücher geschrieben und veröffentlicht hatte. Sie fragten, ob ich schon mal darüber nachgedacht hätte, eine Biografie zu schreiben.

Natürlich hatte ich das. Meine Kindheit hatte mich geprägt. Das Erlebte saß noch heute tief in mir, und es verletzte mich nach wie vor, wenn ich daran dachte.

Einige Wochen später saßen wir an einem Freitagnachmittag in unserem Lieblingscafé. Die Kellnerin brachte Kaffee und Kuchen, schenkte uns ein freundliches Lächeln.

Eva wirkte an diesem Nachmittag nervös und sah mich immer wieder prüfend an.

„Was ist los mit dir?“, fragte ich sie neugierig.

Es kam mir vor, als läge ihr etwas auf dem Herzen, sie aber nicht wusste, wie sie mit dem Thema, das sie zu beschäftigen schien, beginnen sollte.

Hilfesuchend blickte Eva zu ihrer Schwester Emma, die aussahen, als sei ihr übel.

„Nun macht es nicht so spannend, Mädels. Ich sehe euch doch an, wie angespannt ihr seid. Kann ich euch irgendwie helfen?“

Emma hob die Kaffeetasse an ihre Lippen und trank einen Schluck. Mir fiel auf, dass weder die Schwestern ihre Kuchenstücke nicht angerührt hatten.

„Ja, wir glauben, du könntest uns wirklich helfen.“

Gespannt wartete ich ab, bis Eva weitersprach.

Was ich hörte, war der Auftakt zu sehr vielen emotionalen Treffen. Eine Menge Tränen der Wut, der Hilflosigkeit, der Verzweiflung und der Traurigkeit wurden über Monate hinweg vergossen. Magenschmerzen, Schlaflosigkeit und Albträume kamen dazu.

Nach einem kurzen Einblick in Carls Jugend erzählten sie aus ihrer Sicht, wie sie den sexuellen Missbrauch, die Vergewaltigungen und die Prügel des Vaters erlebten und überlebten. Und sie berichteten von der Mutter, die eine überforderte und hilflose Alkoholikerin war. Durch ihre Alkoholexzesse und fehlendes Allgemeinwissen, Eifersucht und die Angst vor einer Scheidung verschloss sie die Augen und wandte sich von den Töchtern und ihrer Not ab. Die Mutter ließ die Mädchen im Stich und überließ sie dem Vater, der sie ohne Reue und Scham über Jahre hinweg missbrauchte. Ebenso eindringlich beschrieben Emma und Eva die brutalen Schläge, die sie von den Eltern bekamen. Grausam und schändlich gingen sie mit den Töchtern um und vernachlässigten ihre Familie.

Die Spuren der Schläge und Prügel verblassten, doch die Seelenqualen und die tiefen Wunden heilten nie. Eva und Emma schlossen ihre Erinnerung tief in sich ein und ließen weder sich selbst noch andere hineinblicken.

Erst als sie mich kennenlernten und mir vertrauten, öffneten sie sich das erste Mal in ihrem Leben und ließen diese furchtbaren Erinnerungen wieder auferstehen.

Sie sprachen mit mir über ihre damaligen Empfindungen und ihre Ängste, über ihre ohnmächtige Wut und den grenzenlosen Hass, den sie empfanden. Schonungslos und offen schildern sie, wie der Vater sie schändete, sie verprügelte, demütigte und psychisch unter Druck setzte.

Ich schrieb die Erinnerungen der Frauen mit deren Worten auf. Behutsam tastete ich mich an verschüttete Erinnerungen heran und erfuhr, was sie über Jahre hinweg erdulden mussten. Mit unsagbarem Herzschmerz hörte ich ihnen zu.

 

Dieses Buch enthält grausame und erschütternde Szenen. Es führt in dunkle menschliche Abgründe, die erschreckend und schockierend sind.

1

Carl

Stumm und bleich stand der schmale, blonde Junge auf dem staubigen Dachboden, mit den Händen einen Stapel alter Schulhefte umklammernd.

Seine blauen Augen starrten auf zwei menschliche Beine, die in einer ausgeblichenen Hose und braunen Lederschuhen steckten. Leblos baumelten die Beine von der Decke. Carl hatte Angst, wusste er doch genau, wem die Schuhe und die Hose gehörten. Er richtete den Blick nach oben und wandte sich schaudernd ab, wollte nicht länger das Gesicht mit den stumpfen Augen, den blauen Lippen und der bleichen Haut ansehen, das an dem morschen Balken hing.

Mit einem ausgefransten Seil hatte sich der Vater eine Schlinge um den Hals gelegt und am Dachbalken fest verknotet. Er musste hinaufgeklettert und gesprungen sein. Keine Kiste, kein Stuhl stand am Boden unter ihm. Carl wusste nicht, ob er weinen, schreien oder lachen sollte. Sein Vater war tot! Er hing vor ihm auf dem Dachboden, und er, Carl, sein Sohn, hatte ihn gefunden.

Carls Gedanken überschlugen sich, versuchten, einen Halt zu finden.

Wie jedes Jahr vor den Sommerferien war er auf den Dachboden gekommen, weil hier oben eine Kiste stand, in die er seine Schulhefte vom letzten Jahr legte. Seine Mutter hatte sie ihm zur Einschulung geschenkt.

„Die kannst du später deinen Kindern zeigen“, hatte Mutter gesagt.

Carls Blick heftete sich auf einen dicken Ordner aus schwarzer Pappe. In dem Ordner lagen seine gemalten Bilder, Skizzen, Kohlezeichnungen und Aquarelle. Er hatte Talent, liebte es zu malen und zu zeichnen. Wenn er Pinsel und Stifte zur Hand nahm, vergaß er die Zeit, wurde ruhiger, und das komische Kribbeln unter seinem Bauchnabel ließ nach. Immer, wenn Mutter die neuesten Zeichnungen voller Stolz den Verwandten und Nachbarn zeigte, lief er mit hochrotem Kopf davon. Und doch freute er sich insgeheim, dass sie allen gefielen. Allen – bis auf seinen Vater, der jetzt tot mit einem Strick um den Hals vor ihm hing.

Sein Vater, dessen tote Augen sich in seine bohrten, die nun viel mehr sahen als andere Augen. Sein Vater, der seinen Gürtel aus den Schlaufen des Hosenbundes zog und ihn damit auspeitschte. Sein Vater, der ihm sagte, er wäre nicht normal und er würde ihm die schlechten Gedanken austreiben. Tot! Sein Vater war tot! Mausetot! Ein grimmiges Lächeln zuckte um Carls Lippen. Tränen dumpfer Befriedigung füllten seine blauen Augen.

 

Nach der Beerdigung

Verwandte und einige Freunde hatten sich in dem kleinen Wohnzimmer versammelt und fächerten sich Luft zu. Der Raum war stickig und heiß. Onkel Frank öffnete ein Fenster, doch die warme Sommerluft, die hereinwehte, war kaum zu spüren. Carl hielt eine Karaffe mit Eistee in der Hand. Dankend streckten ihm die Gäste ihre leeren Gläser entgegen, und er schenkt nach. Tante Resi strich ihm über den blonden Schopf, Tante Margot drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. Als die Karaffe leer war, ging Carl in die Küche, in der seine Mutter mit verweinten Augen stand. Das schwarze Kostüm betonte ihre schlanke Figur und ihr blasses, schmales Gesicht mit der etwas zu langen Nase. Die dunklen Haare hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt. In einer Hand hielt sie ein feuchtes Taschentuch, mit dem sie sich ständig die Tränen vom Gesicht wischte, mit der anderen strich sie ihrer Tochter Margot über das Haar.

Er und seine jüngere Schwester hatten das weizenblonde Haar ihres Vaters geerbt. Auch die Nase und das eckige Kinn hatten sie von ihm. Von der Mutter hatten sie die schlanke Figur und die großen Füße bekommen.

Carl stellte die Karaffe auf den alten, zerkratzten Holztisch. Dann zog er die Anzugjacke aus, die unter seinen Achseln spannte und mindestens eine Nummer zu klein war, und hängte sie ordentlich über einen Stuhl. Die Hosenbeine des Anzugs gingen ihm nur bis zu den Knöcheln, das Schwarz war vom vielen Waschen verblichen.

Am liebsten würde Carl den Knopf öffnen. Der enge Bund schnitt ihm in die Hüften. Er konnte kaum atmen, weil er Angst hatte, die Hose könnte an den Nähten reißen. Um ein bisschen mehr Platz zu schaffen, zog er das gestärkte, weiße Hemd heraus und strich über die Knitterfalten.

Seine Mutter sah ihn an, lächelte entschuldigend. Sie hatte den Anzug am Abend vor der Beerdigung auf einem Kleiderbügel an Carls Zimmertür gehängt mit der Bitte, er möge ihn am Morgen anziehen. Dass Hose und Jacke nicht mehr passen könnten, da er beide Teile zuletzt bei seiner Firmung vor einem Jahr getragen hatte, daran hatte sie keinen Gedanken verschwendet. Margot schlang die Arme um die Mutter und vergrub den Kopf in ihrem Schoß. Ihre schmalen Schultern bebten, und Carl hörte ihr leises Schluchzen. Als er um den Tisch ging, zog seine Mutter ihn sanft an sich. Ihr Duft stieg ihm in die Nase. Unter seinem Bauchnabel und in den Lenden begann es zu kribbeln. Zum ersten Mal spürte er, wie sein Glied steif wurde. Regungslos stand er da, als ihm die Hose noch enger wurde. Er wusste nicht, was er dagegen tun sollte, hoffte, es ging von allein wieder weg. Dennoch genoss er die Härte und das Pochen in seinen Lenden.

 

Spät in der Nacht lag Carl noch wach und lauschte seiner Schwester nach, die mit nackten Füßen über den Holzboden ins Schlafzimmer der Eltern lief. Im Gedanken verbesserte er sich:

in das Schlafzimmer seiner Mutter.

Er hatte keine Eltern mehr, weil sein Vater in einem Sarg auf dem Friedhof lag, vergraben in der dunklen, kalten Erde.

Carl konnte nicht einschlafen. Immer wieder dachte er daran, wie er in der Küche stand und sein Penis sich aufgestellt hatte. Seine Hand wanderte unter die Decke. Das Kribbeln wurde stärker. Seine Finger glitten in die ausgeleierte Unterhose. Er nahm sein halbsteifes Glied in die Hand, bewegte es ungeschickt auf und ab und wurde dabei immer schneller. Das Kribbeln schmerzte ein wenig, je stärker es wurde, doch es gefiel ihm. Sein ganzer Körper spannte sich an. Keuchend atmete er ein und aus. Als er glaubte, die Anspannung nicht mehr ertragen zu können, spritzte ein nasser, heißer Strahl aus dem kleinen Loch seines Glieds. Seine Hand wurde nass, klebriger Schleim tropfte an seinen Fingern entlang. Reglos und schwer keuchend blieb er liegen.

Er wusste von Gesprächen mit anderen Jungs in seinem Dorf, was passiert war. Er hatte seinen ersten Samenerguss gehabt. Carl grinste und dachte voller Freude:

Ich habe gewichst, ich habe in meine verdammte Hand gespritzt.

Er würde es seinen Freunden voller Stolz erzählen, wusste, sie würden neidisch auf ihn sein. Noch keiner hatte eine Ejakulation gehabt - er war der Erste. Zufrieden und immer noch grinsend schlief er ein.

 

Bertha

Es war ein schöner Sommertag, die Sonne schien heiß auf die ausgetrocknete Erde. Carl und seine Freunde Willi und Emil waren mit den Fahrrädern zu einem kleinen See geradelt. Der See war etwa drei Kilometer von ihrem Dorf entfernt und lag in einer Senke.

Klara und Bertha hatten sich bereits auf der Wiese niedergelassen. Die Mädchen kamen nach den Ferien in die Neunte und waren eine Klasse über den Jungs. Im Sommer fuhren die älteren Schüler mit ihren Rädern an den kleinen See, sprangen hinein und genossen die Abkühlung.

Doch heute war es vielen zu heiß, um mit dem Rad zum See zu fahren, weshalb nur die beiden Mädchen und Carl mit seinen Freunden dort waren.

Carl blieb fast eine Stunde im Wasser. Erst als er am ganzen Körper vor Kälte zitterte und seine Lippen blau wurden, kam er heraus und setzte sich zu Emil und Willi ins Gras.

Die Mädchen saßen in schwarzen Badeanzügen auf ihren Handtüchern und schauten immer wieder hinüber. Sie flüsterten miteinander, kicherten dabei.

Carls Mutter hatte ihm eine Flasche Wasser mitgegeben und zwei Brote mit Butter. Er holte ein Butterbrot aus seinem Rucksack, wickelte es aus dem Zeitungspapier, in das es eingepackt war, und biss hinein. Die Butter schmeckte ranzig, das Brot trocken und hart.

Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Es war gewöhnliches Leitungswasser, in das Mutter einen Teelöffel Zucker hineingeschüttet hatte.

„Für den Geschmack“, hatte sie gesagt und ihm über die blonden Haare gestrichen.

Carl beobachtete, wie seine Freunde Fußball auf der Wiese spielten, mit einem verschlissenen Lederball, den Willi mitgebracht hatte. Sie rannten und johlten, zeigten ihre Tricks und Kniffe und versuchten, das Tor, das sie mit zwei dürren Ästen abgesteckt hatten, zu treffen.

Carl blickte zu Klara und Bertha hinüber, die zusahen und die Jungs anfeuerten.

Bertha war die Tochter des Dorfbäckers, und das sah man ihr auch an. Sie hatte rosige, volle Wangen, fleischige Arme und Beine und einen molligen Bauch. Richtig gesund sah Bertha aus. In der Schule hatte sie immer Brot vom Vortag und süßes Gebäck als Vesper dabei. Sie teilte es mit ihren Freundinnen, die wie er nur ein altes, trockenes Butterbrot und manchmal einen Apfel hatten.

Einmal hatte Bertha ihm eine Scheibe Brot mit dick Butter und Marmelade darauf geschenkt. Er nahm das Brot in beide Hände, atmete den herrlichen Duft ein. Noch nie hatte er ein besseres Brot gegessen. Carl bemerkte, wie Bertha ihn anschaute. Er grinste und stellte Emil, der mit dem Ball an ihm vorbeirennen wollte, ein Bein. Emil schrie schmerzvoll auf und rieb sich den Knöchel.

„Idiot“, schimpfte er und sah Carl mit Tränen in den Augen ärgerlich an.

Klara sprang auf und lief zu ihm.

„Tut es sehr weh?“, fragte sie Emil, der sich auf den Boden setzte.

Der Junge presste die Lippen aufeinander und nickte stumm. Sein Fuß schwoll an und färbte sich bläulich. Emil versuchte aufzustehen. Willi half ihm dabei und griff ihm unter die Arme.

Als der Junge mit dem verletzten Fuß vorsichtig auftrat, schrie er auf und ließ sich wieder zurück ins Gras fallen. Vorwurfsvoll sah er Carl an und rief ihm zu:

„Das ist deine Schuld, du Blödmann. Hau bloß ab! Wenn ich wieder laufen kann, werde ich dich richtig verhauen.“

Carl stand vor ihm und starrte ihn mit hochrotem Kopf an. Willi ging dicht an ihm vorbei und rempelte ihn unsanft mit den Schultern an, dass Carl einen Schritt nach hinten taumelte. Er verstand, dass Emil wütend auf ihn war, aber nicht Willi, der ihn angerempelt hatte und nicht mehr beachtete. Wut kroch in Carl empor, seine Hände ballten sich zu Fäusten.

Seit Vaters Tod wurde er nicht mehr geschlagen oder grob angefasst. Seine Mutter war eine sanfte, ruhige Frau, die es verabscheut hatte, wenn ihr Ehemann die Kinder züchtigte. Einmal hatte die Mutter sich schützend vor Carl gestellt. Sein Vater schlug sie daraufhin mit roher Gewalt zusammen. Danach hatte sie ein blaues Auge, aufgeplatzte Lippen und an den Armen und dem Oberkörper blaue Flecken. Carl wollte seinen Vater dafür töten, doch er wagte es nicht, sich ihm zu stellen.

Tagelang hatte die Mutter das Haus nicht verlassen, schämte sich vor den Nachbarn, wollte nicht, dass über sie und ihre Familie geredet wurde.

„Meine Mama sagt immer, Schwellungen muss man kühlen“, riss Klara ihn aus seinen düsteren Erinnerungen.

Sie schnappte sich ihr graues Unterhemd und lief zum See. Dort tauchte Klara es ins Wasser, dann rannte sie mit dem klatschnassen Hemd zurück und wickelte es um Emils angeschwollenen Fuß. Der Junge biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.

Eine halbe Stunde später waren die Schmerzen noch immer nicht besser, und der Fuß war noch dicker angeschwollen.

Emil konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

„Ich will nach Hause“, schluchzt er, wobei ihm der Rotz aus der Nase lief.

Carl beobachtete, wie Emil, von Willi und Klara gestützt, auf einem Bein zu den Fahrrädern humpelte, die sie bei ihrer Ankunft ins Gras geworfen hatten.

Hastig rannte Willi zurück zu ihrem Platz, sammelte Kleidung, Handtücher und Rucksäcke auf und lief dann wieder zu dem Mädchen und seinem Freund, ohne Carl eines Blickes zu würdigen. Klara stützte Emil noch immer, der sich am Lenker seines Rads festhielt.

Willi nahm ein Fahrrad nach dem anderen und schob sie die Böschung hinauf auf die Straße. Emil setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Fahrradsitz, ließ den verletzten Fuß hängen und versuchte mit dem gesunden Fuß in das Pedal zu treten. Es gelang, auch wenn es sehr wackelig aussah. Willi und Klara fuhren neben ihm her. Carl sah ihnen nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren. Seine Freunde hatten ihn ignoriert und waren und ohne ihn weggefahren. Wenigsten hätten sie ihn fragen können, ob er mitfahren wollte. Und Schuld daran war die dicke Bertha, die neben ihm saß und das alles gar nicht zu interessieren schien. Wegen ihr hatte er Emil ein Bein gestellt. Er presste die Lippen aufeinander und knirschte mit den Zähnen. Bertha merkte nichts von der Wut, die in Carl hochkochte. Herzhaft biss sie in ein Plunderstück und hielt es Carl hin.

„Willst du auch mal abbeißen?“, nuschelte sie mit vollem Mund.

Das war zu viel für Carl. Zornig schlug er Bertha das Gebäck aus der Hand, holte aus und gab ihr eine schallende Ohrfeige. Sie sah ihn fassungslos an und fing an zu weinen. Die Krümel fielen ihr aus dem Mund.

Carl war blind vor Wut, wollte Bertha wehtun. Wie ein Wahnsinniger stürzte er sich auf das Mädchen, drückte es auf den Boden und hielt dessen Arme fest.

Der Angriff kam so überraschend, dass Bertha starr vor Schreck wurde und sich nicht bewegte.

„Lass mich los, Carl“, brachte sie endlich mühsam hervor.

„Halt dein Maul“, zischte er, als sie zu wimmern begann.

„Bitte Carl, lass mich gehen, du tust mir weh“, flehte sie.

„Du sollst dein dreckiges Maul halten!“

Geschockt verstummte Bertha. Tränen liefen lautlos an ihren rosigen Wangen hinab.

Das Kribbeln in Carls Unterleib machte sich bemerkbar. Schnell schwoll es an. Die Macht, die er über Bertha besaß, gefiel ihm, deshalb gab er ihr noch eine Ohrfeige. Überrascht bemerkte er, wie sich sein Penis aufstellte und hart wurde.

Er ließ einen Arm von Bertha los und befummelte sie.

„Wehe, du wehrst dich“, keuchte er ihr ins Ohr, als sie sich unter ihm wand.

Er spürte ihre kleinen, fleischigen Brüste, knetete sie hart und brutal. Für einen Atemzug hielt er inne, wusste noch nicht genau, was er mit ihrem pummeligen Körper anstellen sollte, aber aufhören, ihren Körper zu berühren, wollte er auch nicht.

Er riss ihr die Träger des Badeanzugs von den Schultern und stöhnte auf, als er die weißen Hügel ihrer Brüste sah. Die Haut um ihre Brustwarzen hatte sich zusammengezogen. Wie rosa Knospen streckten sie sich ihm entgegen - hart und aufrecht.

Carl nahm einen Nippel in den Mund, saugte und nuckelte wie ein Baby daran.

Bertha schrie gepeinigt auf, als er hineinbiss.

Wütend ließ er den Nippel aus seinem Mund gleiten, starrte das verängstigte Mädchen an und schlug ihr wieder ins Gesicht. „Ich mach dich tot! Hörst du? Wenn du noch einen Laut von dir gibst, mach ich dich tot!“

Er griff nach einem großen Stein und zeigte ihn ihr. „Damit schlage ich dir deinen verdammten Schädel ein, wenn du noch ein Wort sagst. Jetzt zieh den Badeanzug aus.“

Wie betäubt lag Bertha auf der ausgetrockneten Erde. Die Sonne schien heiß auf ihren geschundenen Körper.

Blut war aus ihrer Scheide geflossen und klebte mit Carls Sperma an ihren Schenkeln. Die Schmerzen in ihrer Scheide und im Unterleib brannten wie Feuer.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in den wolkenlosen Himmel. Irgendwann, als ihr bewusst wurde, dass ihr Peiniger nicht mehr bei ihr war, fing sie an zu weinen. In ihrem Kopf schwirrten die Gedanken wie aufgescheuchte Bienen umher:

Carl, in den ich heimlich verliebt war.

Carl, der mir so gut gefiel.

Carl, der mich geschlagen und festgehalten hat.

Carl, den ich nicht mehr liebe, den ich abgrundtief hasse.

Carl, der schöne Carl, der mich vergewaltigt hat, der danach einfach abgehauen ist und mich liegen ließ.

 

Laut schluchzend vergrub Bertha ihr Gesicht in den Händen. Schließlich stand das geschändete Mädchen schwankend auf, griff nach ihrem Badeanzug und taumelte nackt zum See hinunter. Sie lief so weit in das kühle Wasser hinein, bis leichte Wellen an ihren Hals schwappten.

Zitternd und weinend wusch sie mit den Händen ihren misshandelten Körper, rieb sich zwischen den Beinen die Haut mit dem Badeanzug ab und glaubte, niemals mehr damit aufhören zu können. Hektisch schrubbte sie weiter, bis die Haut rot und aufgeschürft war.

Tränen des Schmerzes und der Scham stiegen erneut in ihre Augen, und sie schluckte den bitteren Kloß hinunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte und ihr die Luft zum Atmen nahm.