0,99 €
Zwei zusammenhängende Grusel-Kurzgeschichten Wolfsmagen: Steffen landet durch eine Autopanne in Wolfsmagen – einem Ort, der auf keiner Karte verzeichnet ist. Als er Bekanntschaft mit den unheimlichen Einwohner macht, möchte er nur noch eins: fliehen! Interview mit einem Überlebenden: Der Journalist Peter Schmitterberg wird von einem jungen Mann zum Interview gebeten. Er folgt dessen Einladung aus Neugier. Als er erfährt, dass es einen Ort namens Wolfsmagen gibt, in dem Menschen Menschenfleisch essen, glaubt er kein Wort – bis ihm nichts mehr anderes übrig bleibt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
1. Wolfsmagen
Zwei Wochen später
2. Interview mit einem Überlebenden
Impressum
Weitere gruselige eBooks von Hanna Julian
»Du bist hier in Wolfsmagen«, sagte der Mann hinter der Theke.
»Wo?«, fragte Steffen und sah auf seine Landkarte. Der Wirt der Kneipe, in die er eingekehrt war, um nach dem Weg zu fragen, schlug plötzlich mit seiner riesigen Pranke auf die Karte.
»In Wolfsmagen! Dem Ort, der auf keiner eurer bescheuerten Karten zu finden ist!« Er verzog seinen Mund zu einem unsympathischen Lächeln. Gelbe Zähne ließen Steffen angeekelt wegschauen. Der Fäulnisgeruch, der im Atem des Mannes mitschwang, ließ seinen Mageninhalt aufsteigen, so dass er ihn wieder mühsam die Kehle hinab zwingen musste.
»Lustig«, murmelte er. Dann zog er die Karte unter der Hand fort. »Ich werde wohl besser jemand anderen fragen.«
»Tu das, Jungchen«, grollte der Wirt und wandte sich wieder einem Bierkrug zu, den er mit einem fleckigen Tuch polierte.
Steffen verließ die Kneipe und blickte zu seinem alten Golf, der immer noch wie ein wütender Drache unter der Motorhaube qualmte. Die Karre konnte er erst mal vergessen.
Ein Mann ging mit gesenktem Blick an Steffen vorbei.
»Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo hier die nächste Autowerkstatt ist? Oder zumindest ein Telefon? Mein Handyakku ist leer.«
Der Mann blieb stehen, hob den Kopf und fixierte den schmächtigen Steffen aus wässrigen Augen. In seinem Bart klebten kleine Fleischfetzen. Ein widerlicher Anblick! Ob der Typ keinen Spiegel zuhause hatte? Steffen spürte, dass sein Magen wieder rebellieren wollte.
»Autowerkstatt? Telefon?«, hakte der Mann nach und spuckte blutigen Speichel vor Steffens Füße. Der sprang einen Schritt zurück und murmelte: »Ja. Ich will einfach nur …«
»Von hier weg?«, beendete der Bärtige den Satz. Als Steffen nickte, brach der Mann in Lachen aus.
»Du bist hier in Wolfsmagen«, raunte er dann, drehte sich um und schlurfte weiter, als sei damit alles gesagt.
»Wolfsmagen«, murmelte Steffen. »Ich kenne Dormagen oder Remagen, aber von Wolfsmagen hab ich noch nie gehört. Irgendwo muss dieses Kaff doch zu finden sein.« Er ging zum Auto zurück, griff nach dem offenbar defekten Navi und warf es entnervt auf die Rückbank. Dann hantierte er wieder mit seiner Landkarte, als ihm plötzlich jemand am Hosenbein zog. Steffen blickte hinab und sah ein kleines Mädchen, das kaum älter als fünf Jahre sein mochte.
»Du siehst lecker aus«, sagte es und grinste ihn an. Steffen schnaubte verblüfft und wollte gerade etwas erwidern, als das Kind ihm ins Bein biss.
»Au, du verdammtes kleines Biest!«, brüllte er vor Schmerz und schlug im Affekt nach dem Mädchen. Die Zähne wurden aus seinem Fleisch gezogen, dann rannte das Kind schnell um die nächste Häuserecke.