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›Warum nur ziehe ich stets den gleichen Typ Mann in mein Leben?‹, hämmerte es anklagend in Cecilias Kopf, als sie nach langem Zögern endlich aus ihrem Martyrium ›Ehe‹ ausbrach. Braeden, der exzessiv dem Alkohol frönte, überschüttete die Mutter seiner Kinder unentwegt mit Kränkungen und Gewalt. Mit Geoffrey glaubte Cecilia, endlich den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Nun sollte alles anders werden! Jedoch wartete die nächste bittere Enttäuschung bereits lauernd hinter der Tür… All diese schmerzhaften Erfahrungen wiesen ihr den Weg zu der Erkenntnis: Es gibt da draußen nichts, was dich jemals auf emotionaler Ebene verletzen könnte.
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Seitenzahl: 287
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Mit ›Cecilias zerrissene Bande‹ legt Reinhold Kusche nach ›Klaras lange Reise zu den Scilly-Inseln‹ seinen zweiten spirituellen Roman vor. Es ist die Geschichte von Cecilia, Ehefrau und Mutter, die in einer sehr schwierigen Beziehung steckt. Ihre Gefühle werden missachtet und sie durchlebt zeitweise die Hölle, bis ein neuer Mann in ihr Leben tritt. Nun beginnt sie nach und nach wieder ihre Gefühle wahrzunehmen, zu leben und auszutauschen. Aber nichts ist, wie es scheint. In einem langen Prozess der ganz persönlichen Weiterentwicklung und der ständigen Reflexion mit dem Geschehen versteht Cecilia immer mehr, sich mit dem Erlebten und Erfahrenen auseinanderzusetzen, ohne davonzulaufen. Dies ist nicht immer leicht für sie, aber sie wird sich über vieles in ihrem vergangenen und jetzigen Leben klarer. Sie versteht allmählich die Zusammenhänge ihres eigenen Denkens und Fühlens, was ihr Leben zunächst nicht unkomplizierter werden lässt. Erst als es ihr gelingt zu erkennen, dass alles in ihrem Leben nach dem Prinzip ›wie innen so außen‹ geschieht, ist es ihr möglich, die richtigen Entscheidungen für IHR Leben zu treffen.
Vieles in diesem Roman lässt sich für den Leser/die Leserin auch auf die eigene Lebenssituationen übertragen. Die Konfrontation mit den Inhalten des Romans ermöglicht ein Innehalten und es erschließen sich einem neue Wege und Möglichkeiten.
Ein Roman, geschrieben wie ein Film. Warum? Jeder Satz lässt augenblicklich innere Bilder entstehen, denn die Personen, Umstände und Landschaften aber auch Stimmungen und Gefühle werden stets höchst genau und detailliert beschrieben.
Seine Augen wirkten müde, seine breite Stirn zeigte sich seiner Lebensgefährtin Cecilia mit tiefen, nachdenklich stimmenden Falten. Geoffrey konnte noch nicht verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass sein unerschütterlicher Glaube an eine gemeinsame Zukunft mit der Frau, die er nahezu abgöttisch liebte, wie eine Seifenblase zerplatzt war. Zu abgründig saß der Schmerz der Enttäuschung. Zu überraschend präsentierte sich ihm diese Wendung in seinem Leben.
Er war sich sicher: Für diese Frau hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Mit dieser Frau wäre er bis ans Ende der Welt gegangen.
Cecilia wurde anhand einer schmerzlichen Erfahrung, welche sie tief in ihrem Innern wahrnahm, gelehrt, dass jeder Mensch seine eigene Realität erlebte: Jede Wahrheit ist individuell und basiert auf den Gedanken und den daraus resultierenden Gefühlen des jeweiligen Menschen. Machte es da einen Unterschied, ob ihre erlebte Realität besser oder schlechter war als Geoffreys? Wer oder was definierte besser oder schlechter, wahr oder falsch? Welche der beiden Realitäten war am Ende realer oder existierten beide letztlich parallel nebeneinander?
Sie bedauerte sehr, dass sie ihren Lebensgefährten Geoffrey aus seinen Träumen gerissen hatte. Sie war sich ihrer Verantwortung bewusst, dass sie den Auslöser zum Zerplatzen des Traumes von ›einer gemeinsamen Zukunft‹ gesetzt hatte. Jedoch folgte sie ihrer inneren Stimme und ein schlechtes Gewissen, wie sie es aus ihren bisher gemachten Erfahrungen kannte, beschlich sie heute nicht mehr.
Nun, nachdem Cecilia verbal diese Liebesbeziehung ein für alle Mal mit dem Ende besiegelt hatte, wirkte sie in Geoffreys Augen nur noch arrogant und gefühlskalt, was natürlich seine Neigung, ihren Anblick nicht länger ertragen zu können, noch immens verstärkte.
War dies der Preis ihres veränderten Weltbilds, welches sie während ihrer spirituellen Reise nach der Trennung von ihrem Ehemann namens Braeden erfahren hatte?
Wirkte sie nun wirklich wegen ihrer neuen, veränderten Perspektive der bewussten Eigenverantwortlichkeit eines jeden Menschen auf Andere arrogant und gefühlskalt?
Cecilia war sich sicher: Diese Beschreibungen ihres Verhaltens waren lediglich Wertungen eines einzelnen Menschen, in diesem Falle Geoffreys subjektive Einschätzung.
Andere Menschen könnten ihr Verhalten aus einer ganz anderen Sichtweise betrachten, und ob all diese Beurteilungen ihrer Mitmenschen schließlich wirklich etwas mit ihrer Person zu tun hätten oder es lediglich deren Projektionen wären, musste sie zum Abschluss für sich selbst herausfinden.
Ungeachtet der vielen Meinungen, die von der Außenwelt auf sie einströmten, war sie sich ihrer selbst bewusst und daher vertraute sie auf ihre Intuition: Nur sie alleine war befähigt, ihren ›rechten‹ Weg zu erfühlen. Ausschließlich sie alleine konnte erfahren, welche Reise der Puls der Zeit für sie vorhergesehen hatte, niemand sonst. Und daran änderte auch die Erwartungshaltung des von ihr unendlich geliebten Mannes namens Geoffrey nichts. Und dennoch war ihr gemeinsamer Lebensweg nun zu Ende…
Geoffrey und Cecilia hatten sich vor sechs Jahren kennengelernt. In jenen Tagen war sie noch mit ihrem Ehemann Braeden verheiratet und lebte mit ihm und ihren drei gemeinsamen Kindern unter einem Dach. Drei Monate nach ihrer schicksalhaften Begegnung mit Geoffrey war Cecilia nach zauderndem Zögern und reiflicher Überlegung aus ihrer Ehe ausgebrochen. Sie hatte wohlweislich mit ihrer Entscheidung, sich von ihrem langjährigen Ehemann zu trennen, ebenfalls ihre drei Kinder zurückgelassen. Während dieser Phase von drei Monaten kamen sich Cecilia und Geoffrey schnell näher und waren sogleich eine prickelnde Affäre eingegangen.
Als Geoffrey zu jener Zeit seiner Geliebten vorschlug, eine gemeinsame Wohnung zu beziehen, schien Cecilias Glück perfekt zu sein. Ihr Leben schien plötzlich von unermesslicher Freude erfüllt. Voller Überzeugung und mit einem zutiefst zufriedenen Gesichtsausdruck stimmte Cecilia Geoffreys Vorschlag ohne Weiteres zu. Damals glaubte auch sie noch fest an die mögliche Realität, in Geoffrey nun endlich, nach langem Suchen, den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Sie hätte sich auch sehr gut vorstellen können, mit ihm eine neue Familie zu gründen, ungeachtet der unzähligen äußeren Umstände, die sich durch die über vierzigjährige Vergangenheit der beiden wie ein drohender Schatten stets über sie legte.
In Cecilias Ehe kriselte es bereits seit einigen Jahren, mal mehr, mal weniger, aber stetig wiederkehrend, mitunter gar beträchtlich. Unter der Oberfläche brodelte ihre Beziehung zu Braeden wie ein Vulkan, der nur darauf wartete, nach dem nächsten Erdrutsch endgültig zu erumpieren und alles um sich herum zu zerstören. Dennoch brauchte Cecilia bis zur ausgereiften Akzeptanz, dass ihre Ehe endgültig gescheitert war, drei endlos erscheinende Jahre, während der sie durch die Hölle ging.
Ihr Entschluss stand nun unverrückbar fest: Sie wollte einer Schöpfung voller Lügen und Vertrauensbrüche endlich den Rücken kehren. Ihr Ehemann Braeden war in eine Welt geflüchtet, in der täglicher Alkoholkonsum seine Illusion untermauerte. Welch schmerzliche Erfahrungen sie nach der Trennung machen sollte, dessen war sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Ihre alles entscheidende Frage, die sich ihr nun heute, nach dem Ende ihrer Liebesbeziehung zu Geoffrey, mit aller Macht ins Bewusstsein drängte, lautete:
›Warum nur gerate ich immer wieder an die falschen Männer? Welcher Mechanismus steckt wohl dahinter?‹
Geoffrey hingegen formulierte keine Frage, sondern eine bewertende, vernichtende Aussage über seine eigene Person. Dies klang um einige Nuancen resignierender als die Suche nach einer Antwort auf eine Frage:
›Wie konnte ich nur so töricht sein, mich mit ihr einzulassen? Wie gutgläubig bin ich nur, dass mich diese Frau derart täuschen konnte?‹
Wie konnte es also zu diesen auf den ersten Blick vollkommen konträren Positionen kommen?
Die erste Begegnung zwischen Cecilia und Geoffrey schien einen Wendepunkt in ihrer beider Leben zu markieren. Für Geoffrey war es, wie er ihr später immer wieder mit Freude bescheinigte, Liebe auf den ersten Blick! Und obwohl Cecilia anfänglich unsicher war, da sie einem Mann mit solch einer für sie völlig fremdartigen, energetischen Ausstrahlung noch niemals zuvor begegnet war, konnte sie sich ihrer Gefühle und der magischen Anziehung, die er auf sie ausübte, nicht lange erwehren.
Als Geoffrey Cecilia vor sechs Jahren im Cardigan & District Memorial Hospital in Cardigan, West Wales, kennenlernte, faszinierte Geoffrey vor allem die ungeheure Lebenslust, die Cecilia ausstrahlte. Sie versprühte eine Energie als er das Krankenzimmer zum ersten Mal betrat, dass er glaubte, ein Blitz würde sich in seinem Körper entladen.
Sie war von ihrer Frauenärztin Mrs. Hastings wegen eines schweren Harnweginfekts in dieses Hospital überwiesen worden, da die Gynäkologin befürchtete, dieser Infekt könne sich bis zu ihren Nieren hinauf ausbreiten.
Geoffrey arbeitete bereits seit Jahren dort als engagierter Krankenpfleger im Schichtdienst. Auf die Station ›Geburtshilfe und Gynäkologie‹ war er vor noch nicht allzu langer Zeit gewechselt, da er sich wieder einmal berufen fühlte, neue Berufserfahrungen zu sammeln. Er war ein Mensch, der es liebte, sich fortwährend neue Herausforderungen zu suchen, um an ihnen zu wachsen. Diese zog er auch immer wieder in sein Umfeld, wenn es ihm danach dürstete, sein Leben erneut wie einen Strumpf umzustülpen. Seine Grundeinstellung bis zu diesem Tage trennte eindeutig seine privaten Belange von seinen Beruflichen. Niemals hätte er sich vorstellen können, mit einer Patientin eine Liebesbeziehung einzugehen. Doch diese Frau schaffte es, ihn aus seiner schon gewohnheitsmäßigen Lethargie herauszureißen, von einer Sekunde auf die andere.
Tränen kullerten Geoffrey über seine glatte Haut, als er seine Gedanken auf den Menschen richtete, dem er zum ersten Mal während seines Daseins hier auf Erden vertraut und seine ganze Liebe geschenkt hatte, dem er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich geöffnet hatte. Die Bilder von dem Tag, an dem sie sich kennenlernten, zeigten sich ihm immer deutlicher vor seinem geistigen Auge.
Ein großer, etwas schwergewichtiger Mann stand plötzlich zwischen den Türpfosten des Krankenzimmers. Seine eng anliegende Arbeitskleidung betonte seine muskulösen Oberarme, das sterile Weiß des Dienstanzugs hob seine durch Sonnenbank gebräunte Haut hervor, die er unter einem kurz geschnittenen, gepflegten Vollbart versteckte. In seiner kräftig wirkenden Hand trug er lässig ein Esstablett.