Christentum – die ungeschriebene Tragödie  (Buch 1) - Dr. Roman Landau - kostenlos E-Book

Christentum – die ungeschriebene Tragödie (Buch 1) E-Book

Dr. Roman Landau

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Beschreibung

Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß Frieden die Ausnahme und Krieg der Normalfall ist. Und ein Blick in die Geistesgeschichte zeigt, daß die Gesellschaften das auch immer richtig fanden. Um die wirklich erstaunliche Kulturrevolution zu verstehen, die durch die Bibel verursacht wurde, ist es notwendig, die Menschheit zu betrachten, wie sie vorher existierte. Glücklicherweise stehen uns seit einiger Zeit die Keilschrifttexte der Assyrer zur Verfügung. Diese geben uns einen unverfälschten direkten Zugang zu den Vorstellungen der vorchristlichen Menschheit. (Z.B. Eckart Frahm, Einleitung in die Sanherib-Inschriften, Archiv für Orientforschung, Beiheft 26, Wien 1997, S. 58): Die meisten Keilschrifttexte handeln vom Krieg. Sanherib z. B. berichtet stolz über seine Feldzüge: “Ich metzelte die Mannen der Stadt Hirimmu .. nieder und ließ niemanden übrig. Ihre Leichname hing ich auf Stangen.”

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Dr. Roman Landau

Christentum – die ungeschriebene Tragödie (Buch 1)

Warum Weltkriege unpopulär wurden (und Gott eben doch existiert)

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

Der Schöningh Verlag hat 1996 ein Geschichtsbuch für die Gymnasien herausgebracht: Martin Tabaczek/Herbert Prokasky, ‚Europas Weg in die Moderne. Der Prozess der Modernisierung und die Europäisierung der Welt.’ In der Einleitung erklärt das Buch den Oberschülern, daß sich heute ein soziologisches Weltbild (auf der Basis von Max Weber) durchgesetzt habe.

 

Aber wenn wir in diesem Buch lesen, stellen wir fest, daß da doch tatsächlich von einer „Aufklärung im Mittelalter?" die Rede ist. Und wir erfahren, daß die kirchlichen Bereiche um 1300 in vielen Bereichen moderner (!) waren als die weltlichen. Wenn also in der historiographischen Realität das Christentum offensichtlich eine modernisierende Funktion hatte, warum soll es dann nötig gewesen sein, den Glauben an Gott zu überwinden?

 

Liebe Schüler bitte stellt keine Fragen, wenn euer Lehrer euch den Modernisierungsprozeß erklärt. Dies ist nämlich ein „komplexer Vorgang“. Eine ganze „Reihe von Bedingungen“ lassen demnach die Industrialisierung in England „zum Durchbruch kommen.“ (Bevölkerungswachstum, Enteignungen der kleinen Bauern (enclosures), keine Abgrenzung von Adel und Bürgertum usw.)

Aber tatsächlich sind wir jetzt eigentlich genauso schlau wie vorher.

Gott und die Welt(kriege)

Es ist aus heutiger Sicht erstaunlich, aber der Krieg wurde bis ins 20. Jhd. als legitimes Mittel der Politik und als die eigentliche Bewährungsprobe für den einzelnen Menschen und das Staatswesen betrachtet. Andererseits braucht es uns auch wieder nicht zu erstaunen, denn tatsächlich hat der kriegerische Erfolg die entscheidene Rolle gespielt. Englands Sieg über die spanische Armada, vor allem aber die beiden Kriege, die die Engländer mit Hilfe der Franzosen gegen die Holländer führten, und die daraus folgende Herrschaft über die Meere, waren die entscheidenden Grundsteine für das britische Empire.

Kaiser Wilhelm II. dachte deshalb in gewisser Weise nur konsequent, als er den Ersten Weltkrieg ausrief und seinen (nahen) Verwandten in England und Rußland den Krieg erklärte. Und deshalb war die Kriegserklärung auch auf große Begeisterung in der Bevölkerung gestoßen. Die Jugend eilte im Sommer 1914 erfreut aus den Sommerferien an die Front, um andere junge Leuten in Massen zu massakrieren.

 

Der erste Weltkrieg muß als eine echte Zäsur gesehen werden. Danach verloren Kriege deutlich an Massenpopularität. – Warum? Die neue Form des kriegerischen Tötens hatte seinen sportlichen Charakter verloren und etwas industriell-anonymes bekommen. Und was noch wichtiger war, die neue Art der Kriegsführung hatte das Sterben demokratisiert. (!) Während früher die militärische Elite aus strategischen Gründen natürlich hinter den einfachen Kämpfern stand und während des Kampfes vor allem damit beschäftigt war, die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten, bzw. Deserteure zu erschießen, waren jetzt plötzlich alle gleichermaßen bedroht. Vermutlich hat diese Demokratisierung des Sterbens, das sogar die Lieben daheim mit einbezog, den entscheidenden Einfluß auf den Prozeß der erstaunlichen Entpopularisierung des Krieges gehabt.

 

Dieser Lern-Prozeß hat im Ersten Weltkrieg begonnen, aber er war erst am Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgreich beendet. Noch zu Beginn des Zweiten scheint der alte Charme des pubertären Heroismus nicht verflogen gewesen zu sein. Der Soldat (und spätere Komiker) Wolfgang Neuss beschreibt die Stimmung unter den Offizieren:

„Die Offiziere sah man nur wenig. Sie gingen ständig auf die Jagd und kamen erst morgens zurück. Sie lebten wie chilenische Offiziere in Friedenszeiten: Florettfechten, ins Theater nach Königsberg fahren, die reichen Gutsbesitzertöchter heimführen und dann vernaschen. Die Obergefreiten betrachteten den Polenfeldzug und den Frankreichfeldzug als Ausflüge, die sie schon lange erwartet hatten.“ (Neuss 41)

 

Ganz anders sah die Lage für die einfachen Soldaten aus, die den Krieg sofort als Finale begriffen hatten. Salcia Landmann beschreibt die Lage in ihrem ukrainischen Dorf bei Ausbruch des ersten Weltkrieges: „Als der Krieg ausbrach, machten sich die Eltern zunächst wenig Sorgen. Man hatte hier zu lange im Frieden gelebt, um noch zu ahnen, was Krieg überhaupt bedeuten konnte. Die jungen Leute in der Stadt, vor allem die Studenten – auch die jüdischen! – benahmen sich vor Freude ganz närrisch. Nur die ruthenischen Bauern begriffen, was da auf sie zukam. Etliche kamen zu meiner Mutter .. erzählten, sie hätten die Einberufung zur Truppe bekommen und sie würden nicht mehr lebend heimkehren. Sie umarmten meine Mutter zum Abschied und gingen weinend davon.“ (Erinnerungen an Galizien, München 1983, S.18)

 

Ernst Toller (Eine Jugend in Deutschland, Reinbek 1963) verdanken wir ebenfalls interessante Schilderungen aus dem Krieg. Auch er bestätigt, daß gerade die einfachen, ungebildeten Menschen, die das Kanonenfutter hergaben, die eigentlichen Pazifisten waren. Er beschreibt Sebastian, seinen Kumpel im Schützengraben (Bauernknecht aus Berchtesgaden): „Er ist fromm, und er begreift nicht, warum dieser Krieg tobt. Wenn sie ihm von zu Hause Schinken und Speck schicken, setzt er sich .. in einen Winkel und ißt und stiert und sinnt. Vielleicht sind die Preußen schuld, bestimmt sind sie schuld. Die können ja nicht das Maul halten, wegen ihnen hat König Ludwig II. dran glauben müssen, .. der Bismarck hat die Bayern beschissen.“

 

Toller, Kriegsfreiwilliger, aber von der Realität des Mordens schnell desillusionierter junger Mann, sucht nach einer neuen pazifistischen Orientierung. Er trifft auf der Burg Lahnstein (Veranstaltung des Verlagsbuchhändlers Eugen Diederichs), die geistige Elite des Deutschen Reiches; die Professoren des Landes, das in der Welt als das geistig führende angesehen wird.

Er trifft Max Weber, Werner Sombart und viele andere, aber er ist enttäuscht. Zwar zweifeln alle an den Werten von gestern und heute, „aber sie sind keine biblischen Propheten, die eine verirrte Welt mit mächtigem Wort richten und verdammen, die bereit wären, den Zorn der Könige und Tyrannen furchtlos zu ertragen, sie flüchten sich in das Gespinst lebensferner Staatsromantik. Der neue, der deutsche Geist möge sich offenbaren, in religiöser Erde sich verwurzeln und alle retten, hoffen die einen, die Stunde sei gekommen, eine deutsche Kirche zu gründen, glauben die anderen.“ Entwürfe für den neuen Tempel haben sie auch schon mitgebracht.

 

„Der Krieg ist eine Schickung des deutschen Gottes, so will es Max Maurenbrecher, im demokratischen Individualismus .. sieht er den Fluch der Zeit.“