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Ralph Davidson hat die Wirkungsgeschichte (!) als das entscheidende Werkzeug für die Analyse und Bewertung historischer Prozesse vorgeschlagen. Ernst Schulin hat dazu jetzt eine interessantes Buch vorgelegt: „Arbeit an der Geschichte“, Campus 1997. Daraus wird deutlich, daß unser Bild von der Reformation sich nicht mit dem deckt, das die Reformationszeit von sich selbst hatte. Denn erst knapp dreihundert Jahre (!) später, nämlich mit Herder „finden wir die Maßstäbe, die uns ... bekannt sind und von denen im 16. Jhd. so wenig zu finden ist.“ Luther hat also angeblich in der Zeit von 1520 bis 1540 gewirkt, und er ist ein „religiöser Heros, der eine entscheidende kirchliche und .. politische Umwälzung bewirkte“. Aber der erste (!) dem diese enorme menschliche Leistung auffällt, ist – aber erst 150 (!) Jahre später, – Freiherr von Seckendorf, der ein Buch darüber schreibt. Wir haben also eine merkwürdige 150jährige Gelehrten-Ignoranz zu erklären. Die „mitreißende menschliche Leistung“ die Seckendorf erstmalig attestiert, scheint allen hochgebildeten Mitbürgern hundertfünfzig Jahre lang vollständig verborgen geblieben zu sein. Und das scheint mir bedeutsam, während sich Schulin nichts böses dabei denkt.
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