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Für eine Geschichtswissenschaft als Dogmenlehre scheinen sich die Hinweise massiv zu häufen. Dazu sollte man sich z. B. nur einmal das traurige Musterbeispiel Günther Lülings ansehen: Der hatte 1970 seine Dissertation abgegeben, in der er nachwies, daß der frühe Islam aus der Geschichte des Christentums verstanden werden muß. Seine Disseration wurde zuerst als so gut betrachtet, daß sie gleichzeitig als Habilitation anerkannt werden sollte. Aber dann entschied man sich dann doch lieber, ihn von der Universität zu schmeißen, über ihn sozusagen ein faktisches Berufsverbot zu verhängen. (Nachzulesen in: The Journal of Higher Education, 1996, ISSN 1075-7139) Ralph Davidson hat sich angesichts des traurigen Schicksals von Günther Lüling erlaubt, die Freiheit von Lehre und Forschung zu belächeln und von einer “Diktatur der Professoriats” zu sprechen. Jetzt muß also nur noch eine Frage beantwortet werden: Ist die Ignoranz der Historiker also ihrer (nicht-selbstverschuldeten, weil von Gott verliehenen,) Einfalt geschuldet oder steckt dahinter ein politisches Kalkül? Vermutlich beides: Man sucht sich fleißge Leute, die schlau genug sind Fußnoten aneinanderzureihen, aber gerade dumm genug, um nicht die größeren Zusammenhänge zu begreifen, gibt ihnen gemütliche Lehrstühle und schon hat man Universitätsprofessoren, die der Gesellschaft mit ihren ermüdenden Belanglosigkeiten so gründlich auf den Keks gehen, daß niemand mehr die Lust und die Muße hat, sich mit den wirklich wichtigen Dingen der Geschichte zu beschäftigen.
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